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Angekommen

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Bei einem Waldspaziergang im Staatswald Ochsenhau habe ich dieses Bild aufgenommen. Ein unbekannter Künstler hat mitten im Wald diese Krippe aufgebaut. Die Bäume ringsum sind mit Weihnachtsbaumkugeln geschmückt, auch Futterknödel für die Vögel gibt es. Gottes Ankunft in dieser Welt geschieht eben manchmal an Orten, an denen wir es nicht unbedingt vermuten.

Manfred Tegenkamp, Althütte

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einem erlebnisreichen Auslandsaufenthalt in Neuseeland und Australien treffen sich unsere 16-jährigen Zwillingstöchter heute am Flughafen Brisbane zum ersten Mal nach fünf Monaten wieder, um gemeinsam zurück nach Hause zu fliegen!

Katja Naber, Lemgo

 

Fragenreiche Zeit

(Nach Joseph von Eichendorff, »Weihnachten«)

Markt und Kaufland füllen Kassen,
Neonlichter flackern grell,
Menschen gierig Waren fassen,
Taumelnd wie im Karussell.

Städte schlucken Blechlawinen,
Spucken sie dann dröhnend aus,
Manchmal bersten Cocktail-Minen
Hinterm Weihnachts-Waren-Haus.

Düsenjäger werfen Bomben
Für den Frieden in der Welt,
Und die Rüstungslobbyisten
Zählen grinsend Weihnachtsgeld.

Jesus trifft in Palästina
Den Propheten Mohammed,
Fragend, ob Gott oder Allah
Gnädig Wohlgefallen hätt

An den Menschen, die hier wohnen,
In den Wüsten eingeschneit,
Und sich selber künstlich klonen –
O, du fragenreiche Zeit!

Erhard Jöst, Heilbronn

 

Vietz und Schnirpel: Mein Wort-Schatz

Ich war ganz gerührt, im Beitrag von Martina Fleischmann in der ZEIT Nr. 50/14 das »silberne Nichtschen« und das »goldene Warteweilchen« meiner Kindheit wiederzufinden. Ich hatte diese Wörter nie wieder gehört. Doch ich habe sie an meine Kinder weitergegeben, und wir hatten sogar zwei kleine silbern und golden glänzende, gläserne Trompeten, die am Weihnachtsbaum hingen. Sie bewiesen die rätselhafte Aussage, dass es zu Weihnachten »ein silbernes Nichtschen und ein goldenes Warteweilchen« geben würde.

Gern denke ich auch an den VIETZ und den SCHNIRPFEL. Ersterer der Anschnitt oder das letzte Stück vom Brot, Letzterer ein Wurstzipfel mit dem Faden, der die Wursthülle verschloss. Alle diese Wörter kamen von meinem Vater, der aus Rudolstadt in Thüringen stammte.

Oskar Möller, Stutensee

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Sonntagabend, kurz vor Weihnachten, in Boston. Es ist kalt und windig, und es gießt wie aus Kübeln. Jeder will so schnell wie möglich ins Warme. Da läuft eine große Gruppe asiatischer Touristen vorbei, laut und voller Inbrunst Stille Nacht, heilige Nacht singend. Mir wird ein wenig wärmer ums Herz.

Ellen Fries, Aschaffenburg

 

Die Kiste

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Weihnachten 1940: Mein Großvater schickt von der Front (vermutlich aus Russland) ein besonderes Paket an seine Familie daheim in Hessen: Schinken, Eier und andere Köstlichkeiten für seine Frau und seinen Sohn. Für sie war es ein himmlisches Weihnachtsgeschenk, von dem sie noch Jahrzehnte später beglückt erzählten. Der Großvater hatte eine Munitionskiste aus Holz benutzt und sie als »Krankeneigentum« deklariert. Als Postbeamter wusste er, dass der Zoll diese Pakete ungeöffnet ließ. Er überlebte Krieg und Gefangenschaft und konnte zu seiner Familie heimkehren. Die Weihnachtsgabenkiste aber wurde seitdem als Erinnerung an die schreckliche Kriegszeit aufbewahrt. Als Jugendlicher packte mein Vater seinen wertvollsten Besitz hinein: Krippenfiguren aus Ton.
Wenn die Weihnachtszeit an Mariä Lichtmess zu Ende geht, werde ich gemeinsam mit meinen Kindern die alte Holzkiste vom Dachboden holen. Auf der Innenseite des Deckels sind das Herstellungsdatum (Mai 1940), der Munitionstyp (für Maschinengewehr) als auch das Herkunftsland (Polen) angegeben. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wer die Munition für die deutschen Besatzer gießen musste. Und so werden wir behutsam und im Bewusstsein großer Dankbarkeit, hier und jetzt leben zu dürfen, die nunmehr 80 Jahre alten Krippenfiguren einpacken in diese ehemalige Munitionskiste aus dem Zweiten Weltkrieg.

Saskia Hannig, Sauerlach

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Flüchtlingslager in Karlsruhe. Ehrenamtliche kleiden neu angekommene Flüchtlinge ein. Eine schwangere Frau findet keine warmen Stiefel in ihrer Größe. Spontan zieht eine Mitarbeiterin ihre Stiefel aus und geht in Badeschlappen nach Hause. Die hochschwangere Frau hat warmes Schuhwerk für den Winter. In diesem Augenblick ist Weihnacht.

Christa Zemke, Karlsruhe

 

Die Kritzelei der Woche

Ich absolviere gerade einen elfmonatigen europäischen Freiwilligendienst in England, in einer Organisation, die sich für die Stärkung der Jugend, für Frieden und Nachhaltigkeit einsetzt. Hier im Asha Centre kommen an einem »normalen« Tag mindestens acht Nationalitäten zusammen, meistens mehr. So viele Kulturen treffen hier aufeinander, so viele verschiedene Persönlichkeiten, und stets lernt man etwas Neues über das Leben in anderen Ländern. Vor Kurzem hatten wir ein iranisches Abendessen. Dabei ist dieses kleine Kunstwerk entstanden: Wojtek aus Polen hat aus dem Satz des türkischen Kaffees einen afrikanisch anmutenden Jongleur erschaffen, während wir persischer Dichtkunst lauschten.

Lotta T. Barabasch, Forest of Dean, England