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Proust-Fragebogen für Blogger (52)

 

Sandra Semburg hatte im September 2011 gerade eine einjährige Modeschauen-Tour hinter sich. Ein Souvenir davon waren Unmengen an Streetstyle-Fotos aus aller Welt. Sie wollte die Bilder nicht auf ihrem Rechner verstauben lassen, also gründete sie den Blog a love is blind. Für sie ist das eine gute Möglichkeit ihre Neugier zum Thema Mode zu stillen und sich mit anderen darüber auszutauschen. Ihren Blogger- und Lebensmittelpunkt hat Sandra Semburg in Berlin. Sie ist Fotografin für diverse Magazine und beruflich viel unterwegs. Also bloggt sie manchmal auch direkt aus New York, Paris, Mailand oder Stockholm.

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Was ist für Sie das vollkommene Blog? Den gibt es nicht, für mich ist das Schöne an einem Blog, dass er nicht perfekt sein muss. Ich finde, ein guter Blog wird mit einem gewissen Anspruch und Passion gemacht – das können schöne Fotos sein, persönliche Texte oder gute Modetipps. Vor allem will ich aber die persönliche Stimme des Bloggers dahinter wahrnehmen.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Ich versuche mich nicht mit anderen zu identifizieren, aber es gibt Blogger mit denen ich befreundet bin und deren Arbeit ich toll finde, wie Vanessa Jackmann, Tamu McPherson, Marlene von Spruced. Dann gibt es noch Blogger, die ich regelmäßig verfolge, wie Garance Doré, Leandra Medine, Emily Weiss und Natalie Joos. Wie schon erwähnt sind das alles Blogger, die einen hohen Anspruch an ihre Arbeit haben und mich inspirieren härter zu arbeiten.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Ich muss gestehen, noch lieber als Modeblogs konsumiere ich amerikanische Serien im Netz, die sind einfach wahnsinnig gut gemacht und unterhaltsam. Morgens fange ich aber erst einmal mit Nachrichten an und dann geht es weiter mit der Blogroll.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Einfache Dinge wie spazieren gehen, Freunde treffen, Sport und Fotografieren. Wenn ich könnte, würde ich mich offline im Urlaub auf Sizilien befinden oder durch die Straßen von Manhattan schlendern und Leute beobachten. Oder auch einfach nur schlafen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Bei keiner.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Kein Held, aber mein Lieblingsblogger ist immer noch Garance Doré.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Meine Mutter, wegen ihrer Fröhlichkeit und weil mich keiner so unterstützt wie sie.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Nettigkeit, Offenheit und Neugier. Ich hätte nicht gedacht, wie motivierend es sein kann, positives Feedback aus dem Netz zu bekommen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Wärme, Humor, die unendlichen Möglichkeiten über Körper, Mimik und Stimme zu kommunizieren. Menschen zu beobachten ist toll, das kann das Netz niemals ersetzen.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Dass es ohne nicht geht, den Suchteffekt und Zwang nichts verpassen zu dürfen. Die Masse an Informationen. Negative „Bashing“-Kommentare – wobei auch die übertriebene „Ich liebe alles“-Haltung mancher User nerven kann. Was ich wirklich nicht mag ist, wie viel Zeit ich durch das Surfen am Bildschirm verbringe.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Ich mag es nicht, wenn Blogger einen Blog aus rein kommerzieller Motivation heraus starten oder sich erhoffen, dadurch berühmt zu werden. Also: Eine Überdosis an Selbstliebe und Bestätigung durch Outfits statt durch Leistung.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Mein Hang dazu mich sehr schnell stressen zu lassen. Außerdem bin ich gerne etwas kompliziert, ich treibe mich selbst und vielleicht auch andere damit ein bisschen in den Wahnsinn.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Es gab mehrere Momente, oft auch ganz simple Dinge. Etwa als ich am Anfang gesehen habe, dass sich jemand tatsächlich den Blog ansieht und mir immer mehr Leute folgen. Ich freue mich heute noch genauso, wenn ich positives Feedback zu meinen Fotos bekomme. Oder auch als die australische Vogue ein Foto von Kati Nescher auf meinem Blog gefunden hat und es auf einer ganzen Seite gedruckt hat.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Dass ich den Schritt gemacht habe anzufangen und es auch seit über einem Jahr durchziehe. Außerdem auch noch, dass es meine Arbeit als Fotografin weiter gebracht hat und ich mich sichtbarer gemacht habe.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gerne schön zeichnen können oder wenigstens eine einigermaßen hübsche Handschrift hinbekommen. Ich kann leider selbst kaum lesen, was ich schreibe. Abgesehen davon würde ich gerne gut und lustig schreiben können. Aber mein Talent ist definitiv auf der visuellen Seite…

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Nicht als Bloggerin, sondern vielleicht als Schauspielerin, gerne Marion Cotillard. Sie würde dann nebenbei noch fotografieren und über ihre Modeschätze und Reisen bloggen.

Ihre größte Extravaganz? Zweimal im Jahr auf auf die internationalen Modewochen zu reisen, das ist ziemlich teuer. Ich kaufe mir auch manchmal Klamotten, die ich mir nicht leisten sollte. Außerdem – wenn ich keinen Termin habe – so lange zu schlafen, wie ich will, und dann selbstverständlich im Pyjama zu arbeiten – der Nachteil daran ist nur, dass ich dann so wie jetzt auch um 23 Uhr noch am Schreibtisch sitze.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Entspannt und neugierig, was das Jahr bringt.

Ihr Motto? Ich habe kein Motto, finde es aber wichtig gute Laune zu verbreiten und über sich selbst lachen zu können.

Foto: Simbarashe