(c) Sousan Hammad
Sousan Hammad ist Texanerin und Palästinenserin. Das erste ist ein Umstand, das zweite eine bewusste Entscheidung, sagt sie. Herkunft, kulturelle Verankerung, Zugehörigkeit und Familie sind Gegebenheiten, die ihr Denken und Arbeiten bestimmen. Sie ist die Jüngste von 9 Kindern und Tante von 24 Nichten und Neffen. Als freie Journalistin und Schriftstellerin schreibt die 28-Jährige unter anderem für Al Jazeera America, Electronic Intifada und die Boston Review. Über arabische Poesie, den Nah-Ost-Konflikt, Literatur und Kino in Palästina, Schriftsteller aus dem Libanon, Alltag in Jordanien, Novellen im Oman. Auf ihrem Blog „Sousan Hammad“ erzählt sie von ihren Streifzügen. Derzeit lebt Hammad in Paris.
Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Ein Blog, das als digitales Portfolio funktioniert und nicht nur seitenweise Psycho-Gebrabbel bietet.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Es gibt keinen bestimmten Blogger mit dem ich mich identifiziere. Vielleicht Derek Gregory. Er schreibt über digitalen Krieg, Raum und Sicherheit. Und ist super smart. All seine theoretischen Schriften und Gedanken stehen frei zum Download zur Verfügung. Bewundernswert.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt eine Lieblingsbeschäftigung „online“ habe… Oft tu‘ ich so, als würde ich „online-sein“ vermeiden wollen und rede mir ein in Zukunft weniger Stunden im Internet zu verbringen. Schon allein die Überzeugungsarbeit ist reine Zeitverschwendung.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Ich glaube nicht an Ranglisten…
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Weder habe ich diese Fähigkeit, noch möchte ich sie jemals besitzen! Selbst die Fiktion, die ich schreibe trägt „more truth than fact“ in sich.
Ihr Lieblingsheld im Netz?
Edward Snowden
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Eine schwierige Frage…es gibt so viele Denker, die ich bewundere. Ich werde eine sentimentale Antwort geben und sagen meine Mutter – weil sie die Fähigkeit besitzt wirklich zu lieben.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Humor, Vorstellungskraft, Ironie, Originalität, Gewissenhaftigkeit
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Die gleichen wie oben, aber vor allem politisches Bewusstsein.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
Es ist ein Wirbelsturm voller Ablenkungen, der viel Zeit verschlingt. Vor allem für Menschen, die von zu Hause arbeiten.
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
Wenn sie größenwahnsinnig sind.
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Ich bin Internet-süchtig und beachte weder Anstands- noch Grammatikregeln in Emails.
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
Als mich die Boston Review, ein ziemlich radikales, amerikanisches Literaturmagazin, fragte für sie bloggen.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
In zwei Monaten 39 Texte von 39 Autoren lesen. Alle 39 zu interviewen und jeden einzelnen auf dem Blog des Beirut39 Literatur Festivals 2010 vorzustellen.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Selbstdisziplin.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?
Ein Leben ist Erfüllung genug.
Ihre größte Extravaganz?
Ich bin kein typischer Konsument. Meine Schwestern reichen viel an mich weiter. Nur Bücher kaufe ich viel.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Ich schwimme in einem Meer aus Informationen, nachdem ich den Morgen damit verbracht habe, über Drohnen zu lesen. Morgen interviewe ich den französischen Verteidigungsminister für einen Artikel über Frankreichs neue Ära der Drohnen. Al Jazeera America hat mir diesen Auftrag erteilt.
Ihr Motto?
Mein Motto ist von René Magritte gestohlen: “Rebellion is a reflex of the living (wo)man.” Wenn ich mich nicht empören kann, stimmt etwas nicht.