(c) Chrischa Venus Oswald
Chrischa, 29, ist Künstlerin und Poetin. Ihre Gedichte veröffentlicht sie seit 2010 auf zhartbewegt. Über das Blog schrieb sie uns: „Der Titel des Blogs zhartbewegt ist ein Wortspiel. Ich habe ein großes Faible für Wortspiele und strapaziere damit gern meine Umgebung. Mir gefiel der Kontrast zwischen zart und hart, das Spektrum an Gefühlen, das dazwischen liegt und die Tatsache, dass man vielleicht erst einmal denkt, es läge ein Schreibfehler vor. Kleine Irritationen schärfen meiner Meinung nach die Wahrnehmung und regen natürlich im besten Fall zum Denken an. Auch die doppelte Lesbarkeit des Wortes Art (im deutschen oder englischen Sinne) fand ich spannend. Bewegt bezieht sich natürlich auf das bewegte Gefühlsleben, das hier seinen Ausdruck findet, aber versteht sich daneben auch wieder als etwas, das dazu veranlasst, sich bewegen zu lassen bzw. als etwas, das in Bewegung ist oder eben auch eine Art ‚Seismograph‘ meiner Bewegung, ein digitales Tagebuch, das mir dazu dient, Erinnerungen und Gefühle festzuhalten, in eine Form zu bringen und gleichzeitig zu teilen.“
Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Ich leihe mir als Kriterium einmal einen klugen Satz, den neulich eine wunderbare Frau verlauten ließ und modifiziere ihn ein wenig für diese Antwort: „Ein guter Blog ist der, bei dem ich nicht das Gefühl habe, dass mir Lebenszeit gestohlen wurde, sondern dass er mich bereichert und inspiriert zurücklässt.“
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Da ich mich eigentlich gar nicht als „echter Blogger“ sehe, finde ich das Wort identifizieren schwierig. Aber tendenziell vermutlich mit denen, die auch vom Gefühl getrieben sind – und sich gar nicht per se als Blogger verstehen.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Suchmaschinen befragen, Link-Hopping, Kunst & Interiorseiten anschauen, …und ebay durchstöbern.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Fantasieren, Irritieren, Spazieren, Parlieren – am besten mit Kaffee oder Wein, Kunst – aktiv und passiv, alleine und in Gesellschaft, je nachdem.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Ein bisschen Unwahrheit bzw. kreative Gestaltung der Wirklichkeit liegt im Wesen der Dichtung. Quasi das Rouge auf den winterblassen Wangen der Realität. So zwinkert es sich charmanter. Ansonsten bin ich ein großer Verfechter der Aufrichtigkeit und verheimliche eher oder bediene mich des Euphemismus, als wirklich die Unwahrheit zu schreiben.
Ihr Lieblingsheld im Netz?
Soziale Netz-Helden: betterplace.org Ansonsten die Macher der animierten gifs für alle Online-Situationen, in denen Worte nicht annähernd an die Ausdruckskraft eines solchen gifs herankommen. didyouknowblog.com, weil ich sehr oft sagen muss: i didn´t. Und weil man nicht überall sein kann oder will, aber doch neugierig ist: http://www.contemporaryartdaily.com.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Familie, Freunde. Die Helden des Alltags, vor allem auch die, die sich selbstlos für Andere einsetzen. Die, die an mich glauben und mich unterstützen. Alle, die mich zu berühren, inspirieren und verführen wissen. Diejenigen, die einen Unterschied machen, im Guten. Und die Natur!
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Authentizität, Aufrichtigkeit, Charakter, Intelligenz & Humor.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Die oben genannten sowie Kreativität, Leidenschaft, Ausdruckskraft, Warmherzigkeit, Begeisterungsfähigkeit, ein inspirierendes Wesen, Lebensfreude.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
Dass es – im Gegensatz zu mir – nichts vergisst. Die Prokrastinationsfalle. Den digitalen Sisyphoskampf gegen nervige Pop-Ups, die sich nicht mehr schließen lassen bzw. alle paar Sekunden wieder aufploppen. Seiten, für die mir Plug-Ins fehlen. Mangelnde Originalität, übermäßige Klugscheißerei, Bugs allgemein, Error 502 & 504 im Speziellen.
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
Das Internet ist ja eine grosse Spielwiese & zum Glück lässt es sich mit einem Klick über die Kothaufen hinwegnavigieren. Was der eine furchtbar findet, ist dem andern fruchtbarer Boden. Was mich stört (Gehaltlosigkeit, im schlimmsten Fall Stumpfsinnigkeit), muss ich nicht lesen.
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Disposition zu Prokrastination & zum ewigen Zweifeln oder absurden Ängsten zum Beispiel. Ungeduld. Dass ich mich schwer kurz fassen kann.
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
Eine sehr persönliche kleine Glückserfahrung vielleicht: Meine Oma, die nie ein Fan vom Reisen war und darum nicht besonders viel rum kam, wandert dank Lampion-Portrait virtuell durch die ganze Welt. Ansonsten finden die glücklichsten Momente eher offline statt.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Auch hier gilt: Die wahren Errungenschaften sind eher nicht im Virtuellen zu verorten.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Dinge nicht immer aufzuschieben, größere Entscheidungsfreude, die spielerische Beherrschung diverser Sprachen, und das Talent, den Spruch „Scheiß da nix, dann feit da nix“ öfter zu beherzigen.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?
Eigentlich als gar keiner. Ich würde höchstens gerne mal für einen Tag einen Blog mit hoher Leserschaft „verwalten“ und meine Ideen oder Gedanken mit einem größeren Publikum teilen wollen. Sonst bin ich lieber Künstler.
Ihre größte Extravaganz?
Meine größte: Die Kunst vermutlich. Daneben meine liebste: Die Kultivierung des bayrischen Dialekts.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Positiv verwirrt und dankbar für alles Gute in meinem Leben.
Ihr Motto?
Nicht aufgeben, nicht den Humor verlieren, anderen mit Respekt begegnen, offen und neugierig sein und nie an der Liebe und am Wein mit Freunden sparen.