(c) Markus Pfeifer
Sein Blog „Mequito“ ist schlicht und sieht auf den ersten Blick ein ganz bisschen kauzig aus. Aber kauzig ist gut! Als legt er, Markus oder Mek, keinen Wert auf Äußerlichkeiten oder hippes Layout. Das wirkt ohnehin oft peinlich. Und ohne Ablenkung fängt man sofort an zu lesen. Darum geht es schließlich. Die Geschichte über das Mädchen mit dem roten Koffer am Bahnsteig in Verona zum Beispiel.
Das Blog von Markus Pfeiffer ist „ein semi-literarisches Tagebuch“. Mit der Bezeichnung kann Markus, geboren in den Dolomiten, gut leben, sagt er. Weniger mag er Leute, die sagen: “Mensch, kannst du nicht mal ein bisschen witzig sein?”.
Eigentlich arbeitet Markus in einer Internetfirma. Nebenbei schreibt er Langprosa. Und übt sich im unauffällig witzig sein. ;-) Das klappt ziemlich gut.
Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Ich weiß ja gar nicht, was ich in Blogs suche, deshalb kann ich nicht sagen, was für mich ein vollkommenes Blog ist. Vor einigen Jahren fiel mir auf, dass ich Blogs wie Literatur lese, und zwar sehr Autoren-zentriert. Wenn mir beispielsweise ein Roman gut gefällt, dann lese ich sicherlich einen zweiten und dritten desselben Autors, weil ich meist die Stimme oder die Figuren oder den Kosmos des Autors schätze, also die Gedankengänge, das Weltbild, die Anregungen, etc.
Bei Blogs geht mir das ähnlich. Ich binde mich an die Person hinter dem Text, will wissen, wie es weitergeht, was jemand macht, was jemand empfindet, was jemand über die Dinge denkt. Das kann auch banales sein, oder Essen, Familienleben, etc. Auch wenn jemand subjektiv das Weltgeschehen kommentiert. Es geht mir darum, dass jemand einen guten Ton findet. In Blogs geht es mir auch immer um die Subjektivität. Die guten Blogs binden immer Leser. Das ist allerdings weniger eine Frage des Blogs, sondern der Person dahinter.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Mit keinem spezifischen Blogger. Allerdings liegen mir, u.a. aus obengenannten Gründen, die Tagebuchschreiber am nächsten. Das ist der allergrößte Teil der Blogs, die ich lese (etwa 150).
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Texte lesen. Nachrichten, Fußball.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Ebenso. Und meinen Hopfen gießen.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Natürlich beschönige ich Dinge. Oder ich be-hässliche sie. Unwahrheiten schreibe ich allerdings erst gar nicht auf. Außer, es handelt sich um etwas vorsätzlich Erfundenes, wie beispielweise zu schreiben, man ginge die Straße hinunter und träfe auf Elvis.
Ihr Lieblingsheld im Netz?
Held? :-)
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Wenn sie offen sind. Wenn ich merke, dass sie keine Kleingeister sind. Freundlichkeit auch.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Ich will jetzt nicht snobistisch sein, aber On- wie Offline, ist aus meiner Sicht ziemlich das selbe. Das Internet ist lediglich ein Werkzeug mit dem wir kommunizieren. Die Inhalte, die man transportiert, sind die gleichen.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
OK, ertappt, diese Frage überwirft meine vorige Antwort. Es gibt doch einen Unterschied und zwar in der Kommunikation, also die Art, wie sich Leute äußern. Seitdem sich im Internet jeder zu jedem Scheiß äußern kann (und es dann auch noch tut), habe ich das Gefühl, dass sich die Zahl der Idioten auf dieser Welt verdreifacht hat. Mit weniger Idioten lebte es sich besser, aber ich nehme die Wirklichkeit an.
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
Wenn mich Blogger stören, lese ich sie nicht.
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Dass ich sie insgeheim dann doch lese.
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
Das war vor sieben oder acht Jahren, als ich merkte, dass Leute das gerne lesen, was ich schreibe. Als die ersten Großverlinkungen auf einzelne Texte in meinem Blog kamen. Das war ich schon sehr aufgeregt. Aufgeregt glücklich.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Dass ich über das Blog wieder mit dem Schreiben von längeren Texten begonnen habe. Nachdem ich in den Neunzigern die eine oder andere Geschichte in irgendwelchen Blättern mit zweistelliger Auflage veröffentlichen konnte, war mir der Aufwand irgendwann zu groß, was darin resultierte, dass ich viele Texte begann, aber nicht mehr den Elan beibehielt, die Texte wirklich zu Ende zu feilen, bzw. in Schönschrift zu bringen oder überhaupt daran weiterzuarbeiten, wenn ich nur mehr so halb überzeugt war.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Ich wollte immer schon mal genial sein.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?
Als „Rostblog„
Ihre größte Extravaganz?
Ich habe mir vor einigen Wochen mein erstes Auto angeschafft. 500 Euro. Rot. Brauche ich nur gar nicht.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Die ist super.
Ihr Motto?
Was du Morgen kannst besorgen…
Was sagt ein Blog über den Menschen aus? Jeder Mensch kann sich zu jeder Zeit über jede Sache äußern. Ein Gewinn für unsere Meinungsfreiheit! Oder müssen wir uns nicht eher die Frage stellen: ein Gewinn für unsere Meinungsfreiheit? Nicht alle Gedanken sind interessant, viele sind überflüssig und wie viele mehr ärgern den Leser. Der Shitstorm ist die verbale Inkontinenz ohne jedwede Konsequenz. Kein Wunder warum Mek feststellt, dass die Zahl der Idioten auf dieser Welt sich verdreifacht hätte.
Ohne Frage gibt es auch literarische Perlen im Netz. Aber wörüber sollte man sich sonst aufregen?
[…] zeit.de/zeitmagazin: Proust-Fragebogen für Blogger (89) # […]
[…] Hier auch nochmal verlinkt: Ich habe den Proust Fragebogen auf Zeit-Online ausgefüllt. […]