(c) Friedemann Karig
„Ich bin am ehesten einfach Autor und Moderator. Mir ist das relativ egal, aber sonst fragt meine Mutter wieder.“ Mama, soll man nicht verärgern! Deswegen ausnahmsweise nur die Wahrheit: Friedemann Karig schreibt Texte für Brandeins und Spex und moderiert die Webshow ranOn. Alles was ihn sonst noch umtreibt – NSA, Merkel, Asyl, Internet – teilt er auf seinem gleichnamigen Blog. Der heimliche Charmeur, siehe Foto und liebste offline Beschäftigung, wurde 1982 bei Freiburg geboren. Langweilig scheint es ihm in den letzten 31 Jahren nie gewesen zu sein. Während seines Studiums so heißt es, arbeitete er als Zukunftsforscher, strategischer Planer, Journalist, Gastronom und DJ in Berlin, Barcelona und Bali. Finden wir lässig!
Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Gibt es nicht. Ein Blog ist immer am werden. Vollkommen ist tot.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Mit denen, die nie was schreiben, weil sie lieber noch einmal drüber nachdenken.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Lesen. Man unterschätzt immer wieder, wie unfassbar viel guten Stoff und herrlichen Schrott man auf einen Klick zur Lektüre haben kann, wenn man nur will. Ach, und schöne Sachen anschauen. Zum Beispiel nackte Menschen oder Fußball.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Lesen, Schreiben, Trinken, Sexy Time.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Geschätzt 95% meiner Vorgänger hier haben diese Frage mit „bei solchen Fragebogen“ oder „über mich“ beantwortet. Ich schere mutig aus und antwortete: Als Antwort auf die Frage, ob ich etwas eigentlich ernst meine.
Ihr Lieblingsheld im Netz?
Wolfgang Herrndorf.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Wolfgang Herrndorf.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Echte Neugierde. Nicht die egozentrische Suche nach Bestätigung eigener Ansichten, Affekte, Defizite. Nicht die standardisierte emotionale Selbstmedikation durch Weltbildmasturbation. Sondern die erotische Lust auf (und den Mut) zu wirklich Neuem, egal ob es juckt oder kratzt.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Angemessene Parfümierung, Ehrlichkeit und Humor. Selbstironie. Konkrete statt abstrakte Kommunikation. Vor allem: Das Bewusstsein, dass eigentlich alles nicht so schlimm, nicht so ernst, nicht so so ist. Vielleicht nennt man das Gelassenheit.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
Dass es, wie die meiste Informationstechnik, neben all dem Wunderbaren und Schönen auch die Ignoranz und Boshaftigkeit von Menschen katalysiert und unter eine gnadenlose Lupe zwingt. Und es sollte Öffnungszeiten haben. Es macht sonst noch die Wirtschaft kaputt.
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
Die Klassifizierung. Dieser Ausdruck, der immer auch merkwürdig konnotiert ist: Entweder sind die Blogger auch gemeint als Kaste der Weisen, die das Internet verstanden haben, was ein irrsinniger Gedanke ist, oder als Paria, als notorische Schreihälse und Störenfriede, die eine heilige Ordnung in Frage stellen. Alles Quatsch.
Und an den Bloggern selbst stört mich, dass viele, wenn sie lange genug auf die etablierten Medien und alles was sie sonst an der Welt nicht verstehen geschimpft haben, genau die gleiche Besitzstandwahrung wie „die da oben“ betreiben. Auch Quatsch.
Ich würde mir wünschen: Alle Menschen werden Blogger. Und dann verschwindet das Wort.
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Dass ich diese Frage nicht beantworten kann.
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
René Pollesch nahm mich wahr, flirtete (vielleicht bildete ich mir das auch nur ein) mit mir auf Twitter und schickte mir das Skript eines seiner Stücke per Mail. Als sein Name in meinem Mailprogramm auftauchte, dachte ich: Dafür hat sich alles gelohnt. Big Up, René!
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Dass ich ganz manchmal Menschen aus dem Herzen geschrieben habe, was nur in der Freiheit des Bloggens ging.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Wenigstens ein bisschen Zeichnen könnte ich gerne, und wenn nur für schnell gekritzelte Blumen, die man Menschen hinterlassen mag. Stattdessen bin ich grafisch im Vorschulalter stehen geblieben.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?
Wenn, dann als Clemens Polozcek von Ignant. Das ist wohl der coolste Blogger, den ich persönlich kenne. Alle Welt findet gut, was er gut findet. Bei der formidablen Hochzeit seiner formidablen Schwester trug er einen olivgrünen Anzug mit Fliege. Und er hat eine super Freundin. Und den Gizmo. Ja, er wär´s.
Ihre größte Extravaganz?
Hin und wieder den ersten Old Fashioned lange vor der Dämmerung.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Leichte Überforderung auf der Basis großen Glücks. Man muss sich das immer wieder klar machen: Allein diesen Fragebogen ausfüllen zu können ist unverschämt viel Glück.
Ihr Motto?
„Fail, fail again, fail better“. Je nach Perspektive ein bescheidenes oder auch schlimm eitles Motto. Aber damit kann an sich jeden Fehler klein- und ihn in einen größeren, progressiven Zusammenhang reden. Sehr tröstlich, wenn gerade mal wieder nichts zusammen- oder vorwärts geht.
Erster!
Egal.
Find ich jut:
„Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Angemessene Parfümierung, Ehrlichkeit und Humor. Selbstironie. Konkrete statt abstrakte Kommunikation. Vor allem: Das Bewusstsein, dass eigentlich alles nicht so schlimm, nicht so ernst, nicht so so ist. Vielleicht nennt man das Gelassenheit.“
Aber was heißt konnoniert?
An intriguing discussion is definitely worth comment. I do believe that you should write more on this topic, it might not be a taboo subject but generally people do not talk about such topics. To the next! Kind regards!!