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Der ZEITmagazin-Adventskalender: 23. Türchen

 

23

Wetten, dass Sie aus diesem Tuch von Hien Le auch ein Kleid wickeln können?

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Der Gewinner der Fußpads ist GoldiBitte mailen Sie uns Ihre Postanschrift an: stilredaktion2@zeit.de

(c) Hien Le


316 Kommentare

  1.   Kathrin

    Super für und gegen alles!!

  2.   Cellardoora

    wunderschön! mode, die mir mal gefällt.

  3.   Gargamel100

    Der Schal ist klasse ,den hätte ich gern !

  4.   magir

    Für den Winter vielleicht als Kleid etwas frisch, aber wenn man es als Schal zweitverwenden kann, warum nicht?


  5. liebes Zeitteam, ich setz jetzt nochmal meinen Text ein, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich das mit der Freischaltung richtig gemacht habe..

    Also, warum ich meine, dass dieser wunderschöne Schal zu mir gehört..:

    Dieses Jahr und was bisher geschah
    Dieses Jahr habe ich mir die Schilddrüse entfernen lassen, meinen alten Defibrillator raus und einen neuen reinoperieren lassen, ich habe mich im Deutschen Herzzentrum Berlin vorgestellt und wurde auf die Liste zur Herztransplantation gesetzt. Ich hatte eine transitorische ischämische Attacke, was ein leichter Schlaganfall ist, einen Tag lang Wahnzustände und mein Kopf wurde mehrfach auf Blutungen im Hirn tomographiert. Wieviele Herzkatheter, Schluckechos; EKGs und Ultraschalle ich in diesem Jahr erlebt habe, kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen. Die Döschen, die mit den Tagesnamen und für morgens, mittags und abends versehen sind, sind prall gefüllt mit allerlei Buntem.
    Meine Schilddrüse hatte aufgrund eines Herzrhythmusmedikaments eine so massive Überfunktion, dass ich monatelang nicht schlafen konnte und mein Herz schlug zeitweilig mit 15 Prozent.
    Ich bin alleinerziehende Mutter und die Kommunikation mit dem Kindsvater findet alles andere als auf Augenhöhe statt.
    Wenn ich nicht gerade im Krankenhaus rumhänge, bringe ich mein Kind zur Schule und hole es wieder ab. Die Wege sind meistens die Hölle, das Einkaufen im Supermarkt auch. Ich durchlebe jeden Tag massive Angstzustände und körperliche Schwäche.
    Alle drei Tage stehe ich im Hausflur meines Hausarztes und friere mir den Arsch ab, weil ich nach dem Schulweg nicht nochmal nach Hause möchte, weil das Treppensteigen soo anstrengend für mich ist. Mit mir gemeinsam warten die Junkies aus dem Methadonprogramm, denen ich mich sehr verbunden fühle.
    Neulich war ich im JobCenter. Dort bekam ich einen hysterischen Anfall und schlug mit der Hand auf den Tisch ein. Die scheinbar zuständige Dame dort sprach von da an nur noch mit meiner Freundin, die ich als Begleitung mitbrachte, während ich Ihr gegenüber saß – über mich in der dritten Person.
    Vor zwei Wochen war ich so wütend, dass ich einen metallenen Pfosten auf der Straße umtrat und die Verkäuferin im Netto als stinkende Fotze bezeichnete (das allerletzte stimmt nicht, aber es fühlt sich in meiner Vorstellung sehr gut an).
    Und gleichzeitig bin ich soo glücklich.
    Ich habe ein Kind, das das Geschenk meines Lebens ist. Ein Kind, zu dem mir vor sieben Jahren, als ich nach dem plötzlichen Herzstillstand erwachte, gesagt wurde, ,,Frau Brückner, wir sind hier 13 Ärzte, elf von uns sind der Meinung, dass Sie dringend Ihre Schwangerschaft beenden sollten.“ Damals war ich in der neunten Woche und sagte Nein.
    Am Anfang des Jahres trennte ich mich von meinem damaligen Freund und kam mit einem Rollkoffer für meinen Sohn und einem für mich zurück nach Berlin. Mehr hatten wir nicht und das war auch gut so. Den Kontakt zu den guten Freunden vertiefte ich, bei denen, die nicht weiter mit mir gehen konnten, meldete ich mich nicht weiter. Wieder andere, die ich schon fast vergessen hatte, tauchten plötzlich wie
    aus dem Nichts auf und hatten mir ungeahnte Qualitäten.
    Ich habe einen guten Freund, der mich für diesen Ausdruck ein bisschen auslacht, aber ich habe für uns ein ,,Netzwerk“ geschaffen, das uns trägt. Edgar, mein Sohn, hat Freunde, wo er jederzeit hinkann und ich halte es zunehmend besser mit mir alleine aus.
    Ich habe gelernt, Gitarre zu spielen und kann mich in meinem Kiez mit ein paar Brocken auf türkisch verständigen.
    Ich lebe mit Menschen zusammen, mit denen Kommunikation möglich ist. Ich habe RICHTIG GUTE FREUNDE.
    Ich habe die Denver Clan- Therapie gemacht und im Anschluss direkt die Nirvanatherapie. Das war unglaublich schön.
    Dass Kurt Cobain tot ist, finde ich sehr schade. Der Freund, der mich wegen des Netzwerkes aufzieht, stellt so kleine Faltbriefchen her, auf die man etwas schreiben kann, irgendwas. Ich finde das albern, aber ihm zuliebe wollte ich einen benutzen. Dann hatte ich einen Traum, der mich ein bisschen beschäftigte. Am nächsten Morgen rief ich den Freund an und sagte: ,,Hey Freund, weißt Du was? Ich hab heute Nacht geträumt, dass ich mit Kurt Cobain zusammen war und das war voll schön, und der hat auch gar kein Heroin mehr genommen, wir waren voll das Team und alles war ganz warm und freundlich und dann irgendwann wurde mir klar, dass das gar nicht sein kann, weil Kurt Cobain ja tot ist. Und jetzt, nachdem ich aufgewacht bin, fällt mir auch wieder ein, dass das überhaupt nicht der Realität entspricht, weil es mit ihm bestimmt alles andere als warm und freundlich gewesen wäre, der hatte ja voll den Scheiß am Hacken. Aber weißt Du was, ich glaube, der Kurt, der hatte wirklich eine sehr freundliche Seite.“ Und dann musste ich weinen, weil so eine gute Seele, wie sie mir -zugegebenermaßen im Traum- begegnet ist, keinen Halt mehr im Leben hatte. Daraufhin sagte er: ,,Schreib doch auf den Zettel, ,,Wenn Du mich brauchst, bin ich für Dich da.“ und leg ihn unter Dein Kopfkissen. Ich fragte, ,,Wieso?“, er sagte ,,Naja, wenn der Kurt heute Nacht nochmal wiederkommt“. Hab ich gemacht. Am Abend drauf hab ich dann erzählt ,,Hey, weißt Du was, heute hab ich noch was auf die Rückseite geschrieben, er fragte ,,was denn?“ Ich antwortete: ,,…und wenn Du mir nicht glaubst, dann bin ich trotzdem da!“
    Sehr schade finde ich auch, dass ich keinen Mann kenne, der das verkörpert, was Lars Eidinger projektionsmäßig für mich erfüllt. Mal so ein Mann, der sich anscheinend selbst genug wert ist und es somit auch schafft, attraktiv für mich zu werden. Was ist denn da dran so verkehrt, mal zu sagen, dass er sich selber gut findet? Er mutet sich zu, samt seiner Unsicherheiten mutet er sich mir als Zuschauerin zu. Kleine Spielereien mit Anmaßung und Größenwahn gefallen mir. Obwohl er zu oft das
    Wort ,,man“ benutzt, finde ich, wer soll denn das sein- ,,man“? Da, wo Lars Eidinger betont, dass er der Allergeilste ist, da sollten wir mehr oder weniger alle stehen. Da fängt es doch erst an, das Leben, und drunter mach ichs auch nicht mehr. Ich finde, drunter sollte es einfach keiner mehr machen. Darüber, dass ihn die Hybris packt, mache ich mir keine Sorgen, er scheint wirklich nett zu sein und integer. Außerdem hat er schöne blaue Augen und ist ein Kastenmann, wie ich sie liebe. Dummerweise
    bleibt Lars Eidinger somit aber auch der einzige Mann, den ich wirklich attraktiv finde, eben wegen seines Selbstwertbewusstseins oder wie auch immer das heißen mag. Doch wie blöd, Starliebe. Again.
    Ach stimmt nicht, da gibt es noch jemanden, den ich attraktiv finde: Yannis Sauerberg, der bei mir im Abijahrgang war. Den finde ich attraktiv, weil er witzig ist, also RICHTIG witzig, so, dass ICH auch mal lache. Auf facebook.. Ach ja und noch einen gibt’s, das ist der Vater von einem aus Edgars Klasse, der ist hot und immer, wenn wir uns treffen, ist es aufregend. Doch leider ist er mit der, die die Mutter von dem aus Edgars Klasse ist, zusammen und DIE ist halt auch nett. Hm, bok olur, abi.
    Tocotronic stehe ich nach zwanzigjähriger uneingeschränkter Fanliebe ein bisschen kritisch gegenüber, was vor allem mit der Attitüde Dirk von Lowtzows zusammenhängt. . Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mehr von Musik verstehe, mittlerweile. Dennoch hoffe ich aufrichtig, dass die Liebe hält.
    Zu meiner Familie fahre ich nicht, denn das tut mir nicht gut.
    Den Blick meiner Großmutter halte ich nicht aus, dieser Blick, der ausdrückt: ,,Ich habe alle meine drei Kinder an diese Krankheit verloren, wie wird das wohl mit Dir weitergehen?“ (O- Ton: ,,Gottsche Gottsche Kind, was werd des woll mit Dere nochemoll gebbe?“) Meine Oma bekommt meine vollste Empathie für ihr Schicksal und ich ziehe zutiefst den Hut vor ihr und es ist mir TROTZDEM zu viel. ICH lebe ja noch. Meine Mutter fragt mich alle Ritt lang, wann ich mal wieder ,,nach Hause“ komme, ich sage: ,,In naher Zukunft wohl eher nicht“, sie fragt daraufhin: ,,Ja wieso dann nitt, simmer dann soo schlimme Mennsche?“ Ich antworte: ,,Nein, natürlich seid Ihr keine schlimmen Menschen (was soll das überhaupt sein, ,,schlimme Mennsche“?) und innerlich füge ich hinzu: ,,Aber ich halte Euch nicht aus, ich halte Euch einfach nicht aus, meine Seele spielt da nicht mit, ich ersticke, wenn ich in Eurer Nähe bin, wenn ich bei Euch ,,mitmache“. Meine Brust wird so eng, dass mein ganzer Körper zu taumeln anfängt.“
    Neulich, nachdem ich mal wieder einen längeren Krankenhausaufenthalt hinter mir habe, fragt sie mich erneut, wann ich komme. Dieses Mal werde ich keck und frage für meine Verhältnisse außergewöhnlich mutig: ,,Warum kommt eigentlich Ihr nicht mal uns besuchen?“ und erhalte daraufhin die Antwort- echt jetzt, kein Scheiß-: ,,Tzzzz, Ronia, ja Du bist ja witzisch, Du bist ja äscht en Schärtzkeks, wie stellstn Du Dir des vor, hastu e Ahnung, was des kost?“ Außerdem, abgesehen davon, dass ich wirklich keinen Bock auf deren Besuch habe, kommt mir der legendäre Satz in den Sinn, den ich hoffentlich, ich bete zum Universum, in diesem Leben nochmal zum Besten geben darf, wenn sie wider Erwarten doch noch hier aufschlagen wollten: ,,Also Mama, ich lebe mit ’nem Kurden, ’nem Rumänen und ’nem Italiener zusammen, der Italiener ist schwul, Ihr wählt die NPD, wie stellst Du Dir das jetzt vor?“ Meine Mutter und ihr Mann wählen nicht die NPD, ,,nur“ die Republikaner oder die CDU oder vielleicht gehen sie auch gar nicht wählen, was weiß ich, ist mir auch egal, dafür denkt meine Mutter immer noch, dass die, die Haschisch rauchen, unsterile Spritzen dafür benutzen und Abschaum sind und überhaupt. Nun ja, dafür sind die Zuckerhüte in ihrem Garten mittlerweile so hoch gewachsen, dass ihnen
    keiner mehr in den Garten linsen kann und sie absolut hemmungslos ihrem Freizeitnudismus frönen können.
    2013 ist MEIN Jahr, ich erinnere mich an kein Jahr, in dem ich so im eigenen Saft stand wie in diesem. MIT den ganzen Zusammenbrüchen und MIT der ganzen Schwäche. Ich konnte nie zuvor so genau sagen, was ich wollte und was nicht wie heute. Die Entdeckung, aus vollem Herzen Nein sagen zu können, öffnet mir viele T üren.
    Ich habe mich mündig gemacht.
    Berlin ist für mich die bisher einzige Stadt, in der ich mir selbst erlaube, ich selbst zu sein. Ich wohne nicht mehr in Hessen und auch nicht mehr in Bayern. Ich muss nicht mehr brechen. Dass wir wieder in Berlin leben, macht mich so glücklich, dass ich unmittelbar in Tränen ausbreche. Und das macht mich dann nochmal glücklich.
    Und endlich kann ich atmen.
    Wir wohnen in Berlin, in Berlin Kreuzberg, am Graefekiez, aber noch so nah an der Hasenheide, dass wir nicht bourgeois erscheinen. Wir wohnen da, wo es zusammen mit Frankfurt Bornheim am schwersten ist in Deutschland, eine Wohnung zu finden. Und das haben wir geschafft! In unsere Wohnung bauen wir ein weiteres Zimmer rein, damit keiner ausziehen muss und setzen somit dem verkackten Mietwucher auch noch ein Stückchen was entgegen. Fuck you Gentrifizierung, ALLES ist möglich. Ich möchte Teil einer Familienbewegung sein.
    Nächstes Jahr werde ich 34. Älter als Jesus. Ich bekomme Rente, soviel, dass es reicht. Ihr Arschgeigen.
    Eine Krankheit abzulehnen ist letztendlich nichts anderes als Fremdenhass. Sat Nam und schönen Sonntag!

  6.   Eva N.

    Top, die Wette gilt! Ich hoffe, für den endgültigen Gewinn ist kein Beweisfoto vom umfunktionierten Tuch in ein Kleid erforderlich…


  7. Wetten, dass ich daraus darüber hinaus ein Haus, einen Hund und einen Himmel wickeln kann?

  8.   Mariane

    Oh, der ist so wunderschön.

  9.   nomibi

    Die Farben des Schals erinnern mich an mein Jahr in Argentinien, da sie so vielfältig wie die Natur dort sind: strahlend blauer Ozean in der Sommersonne,
    weiße Gletscher im Südwesten, gelblicher Wüstensand um im Valle de la Luna und grüne Wälder im westlichen Patagonien und im Norden der Regenwald. Eine schöne Möglichkeit, die Wartezeit auf meine Rückkehr im nächsten Sommer zu verkürzen!


  10. Kleid? Ich wickel eine Hose!!

 

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