(c) André Wunstorf
„For a decade, I used to move every year. I remember one night when I was sitting on the floor, tired and exhausted, in-between a cardboard box life. On one of the boxes, I think it was the one below the sink, was written NICHT WERFEN (do not throw), but I read NACHT WERFEN (throw the night) which seemed so much more fitting at the time. Back then I was like a non-glamorous version of Holly Golightly. One that did not make the book, let alone the movie. Things have changed over the years. The nights stayed, like nights do.“
Die feinen Zeilen stammen von Claude Draude. Als Wissenschaftlerin und Künstlerin erforscht sie das Menschsein im digitalen Zeitalter und träumt davon mechanische Wölfe zu züchten. Auf ihrem Blog „NACHT WERFEN“ teilt sie ihre Sci-Fi Poesie mit uns: rosa-rote Federspiele, pulsierende Steine und fliegende Hände. Sie hat auch schon ein Hörspiel veröffentlicht, dass den wunderbaren Titel „Komm, lass unsere Haut Helium spalten“ trägt. Ein Platz auf der Watch List 2014 ist ihr sicher!
Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Vollkommenheit finde ich gar nicht so interessant.
Ich mag Blogs, die Einblicke in Persönliches gewähren und auch ungewöhnliche Perspektiven zulassen. Idelaerweise eröffnen sie einen Raum, in dem ich auch Platz habe und wirken welterweiternd und inspirierend. So wie es bei spannenden Kontakten eben ist.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Schwierige Frage, da ich mich gar nicht als klassische Bloggerin sehe. Am allerwenigsten identifiziere ich mit den Selbstsicheren, die Meinungen ohne Zweifel in die Welt hauen.
Ich identifiziere mich wohl am ehesten mit fiktiven Gestalten, die etwas Fragwürdiges an sich haben. Ich interessiere mich für Schwellenfiguren – solche, die versuchen hinter Spiegel zu gelangen oder solche die Türen auf der falschen Seite des Schranks finden.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Abstruse Recherchen und Kontakte zu Menschen pflegen, denen ich offline wohl nicht begegnet wäre.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Tanzen, rennen, Kaffee trinken. (In Anlehnung an den Ausspruch eines Woody Allen Charakters: Ich mag die Wirklichkeit nicht, aber es ist der einzige Ort an dem ich guten Kaffee bekommen kann.)
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Ich versuche stets in der Logik der jeweiligen Fiktion zu bleiben.
Ihr Lieblingsheld im Netz?
Archive und Datenbanken. Suchalgorithmen. Menschen, die technologische Infrastrukturen bereitstellen und versuchen offene Kommunikation zu gewährleisten. Auflerdem Initiativen wie http://www.itgetsbetter.org/ und http://ps22chorus.blogspot.de/, Magazine wie http://rookiemag.com/ und die unzähligen Menschen, die zu veganer Lebensweise bloggen und Rezepte teilen.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Mein Kind.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Sorgfältiges Kommunizieren, Ausdrucksfähigkeit, Achtsamkeit, die Fähigkeiten zwischen den Zeilen zu lesen. Ich schätze an textbasierter Kommunikation sehr, dass sie Inhalte in den Vordergrund stellt und nicht so sehr äußere Eindrücke.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Integrität, Originalität, Achtsamkeit, Verlässlichkeit, Poesie, Courage.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
Die Niedrigschwelligkeit, wenn es darum geht Kommentare zu verfassen und abzuschicken.
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
Ich lese in der Regel keine, die mich anhaltend nerven. Ansonsten siehe meine Antwort zur Frage der Identifikation.
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Selbstzweifel, Ambivalenz, wenn ich mich unnötig ausbremsen lassen. Manchmal: das Fehlen authentischer Bewegung.
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
Das sind solche, in denen es gelingt eine gute Verbindung zwischen privat und öffentlich herzustellen. Und, wenn ich Rückmeldung dazu bekommen, dass meine Eintragungen oder Bilder anderen etwas bedeuten.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Wenn obiges gelingt.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Shapeshifting (Gestaltwandlung), Singen.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wieder geboren werden?
Ich wäre gar nicht gern jemand anders, sondern meist lieber woanders. Falls die Frage auf das Tierreich ausgeweitet werden darf, dann als Wolf.
Ihre größte Extravaganz?
Reisen. Und Kunst
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Kaffee, intravenös vs. Ferien für immer.
Ihr Motto?
Wie Sylvia Plath einmal schrieb: „What I fear most, I think, is the death of the imagination“