Klaas Twietmeyer (33) hat einen Traum. Der Hamburger träumt von einer eigenen Brauerei. 2012 probiert er sein erstes Craft Beer. Überwältigt vom Geschmack, beschließt er, sich intensiver mit Herstellung von Bieren und den chemischen Prozessen dahinter auseinanderzusetzen. In seiner Küche in Eimsbüttel experimentiert er seitdem mit Zutaten und testet Rezepturen für das einzigartige Geschmackserlebnis. Seit Januar 2013 schreibt er im Netz über seine Brauerfahrungen und die noch junge Craft Beer-Szene in Deutschland. Anfangs noch über Tumblr, dann bald auf einem eigenen Blog hopshysteria. Für den Kommunikationsdesigner ist Bier das „vielfältigste und interessantesten Getränk der Welt“. Abseits von Pils, Weizen und Helles geht er auf Entdeckungstour. Immer auf der Suche nach dem Besonderen.
Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Der Spaß am Thema sollte deutlich spürbar sein. Spannende, gut lesbare Texte sind natürlich das A und O. Wenn diese mit tollen Fotos kombiniert werden, bleibe ich auf der Seite hängen.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Es gibt natürlich sehr gute fachbezogene Blogs, die ich regelmäßig lese – ob zu Design, zu Kunst oder eben zum Thema Bier. Eine Identifikationsfigur habe ich da allerdings nicht. Ich versuche meine eigene Sicht der Dinge in Wort zu fassen.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Wissensdurst löschen und Inspirationen suchen. Der typische digitale Zeitvertreib.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Neben der praktischen Beschäftigung mit dem Thema Bier (das Brauen und Verkosten), befasse ich mich auch im weitesten Sinne mit Genuss. Ob es nun andere, feine Lebensmittel sind, oder Genuss für die Ohren (Musik) und Augen (Design und Kunst).
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Ich lüge nicht, ich weiß es einfach nicht besser. Da mein Blog vollkommen unabhängig ist, muss ich nicht die Unwahrheit schreiben, sondern kann mich auf das Schöne und auf meine Wahrheit konzentrieren
Ihr Lieblingsheld im Netz?
Ich finde Menschen, die Vorbilder sind, eher außerhalb des Netzes. Den Begriff «Held» würde ich hier nicht zu wörtlich nehmen.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Es gibt viele Designer und Künstler, deren Arbeit ich bewundere. Aber auch alle kleinen Brauer, die großartiges und kreatives Bier brauen sind Vorbilder. Außerdem bewundere ich einige Freunde für deren Persönlichkeit.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Wahrscheinlich sind es die Eigenschaften, die ich sonst auch schätze.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Ich schätze Aufmerksamkeit, Ehrlichkeit, Zurückhaltung und einen Sinn für Ästhetik.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
Unhöfliches Verhalten bei Diskussionen. Oder wenn bei Youtube mal wieder ein Video nicht funktioniert. Fehlende Plugins. Und ich mag es nicht, dass Sarkasmus und Ironie im Netz nicht so direkt funktionieren.
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
Mich stört der Drang, ständig online und präsent sein zu müssen (ich schließe mich dabei nicht aus). Smartphone zücken, Instagram, Twitter, Facebook. Das kann nerven.
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Manchmal wäre ich gerne etwas risikofreudiger. Das kann in gewissen Situationen auch nerven.
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
Jedes mal, wenn ich positives Feedback bekomme, freue ich mich. Natürlich besonders dann, wenn ich jemandem helfen oder ihn inspirieren konnte. Sobald ich jemanden neugierig auf mehr machen kann, ist das ein toller Moment.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Das aufgebaute Netzwerk. Es ist großartig, immer wieder neue Menschen kennen zu lernen, die sich ebenfalls mit den gleichen Themen beschäftigen und sich davon begeistern lassen.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Ich hätte gerne das Aus-dem-Kopf-1:1-aufs-Blatt-bring-Talent. Alternativ wäre luzides Träumen auch ganz nett.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?
Im nächsten Level wird es keine Blogs mehr geben.
Ihre größte Extravaganz?
Ab und zu gönne ich mir hochwertige aber einfache Kleidung und Möbel-Klassiker. Und natürlich supergutes Bier, was sehr schnell, sehr viel kosten kann. Außerdem lege ich mir immer noch – total old-school – Musik-CDs zu.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Da ich gerade von einem wahnsinnig tollen Konzert komme: euphorisiert und leicht alkoholisiert.
Ihr Motto?
Ich halte es da wie Ludwig Mies van der Rohe und «Weniger ist mehr» oder wie Dieter Rams «Weniger, aber besser». Das erkenne ich in vielen Lebenssituationen immer wieder und es trifft auch für mich persönlich am besten zu.
(c) Bastian Görgens