Travis Joseph Meinolf hat sich in Berlin eine Webstube eingerichtet
ZEITmagazin: Wie sind Sie zum Weben gekommen?
Travis Joseph Meinolf: Ich habe vor elf Jahren einen Bachelor in Grafik- und Industriedesign an der San Francisco State University gemacht. Die ruhige und produktive Atmosphäre des Webraumes, mein Interesse für die Mechanik des Webstuhls und das Vergnügen mit den weichen, nachgiebigen Materialien zu arbeiten, hat mich nicht mehr losgelassen. Danach habe ich einen Master in Textilverarbeitung in Kalifornien gemacht.
ZEITmagazin: Welche Gefühle sind für Sie mit dem Weben verbunden?
Meinolf: Das wiederholende rhythmische Moment des Webens wird wie eine Trance. Während des Webens fühlt man sich mit den Menschen verbunden, die überall auf der Welt und durch die Geschichte hindurch die gleichen Bewegungen ausgeführt haben, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: Die simple Herstellung von Gewebe.
ZEITmagazin: Für Sie ist das Weben mehr als Kunst und Hobby. Es wird auch zur sozialen Aktivität. Warum weben Sie Ihre Decken an öffentlichen Orten?
Meinolf: Erstens macht es meine Arbeit unterhaltsamer. Da ich nicht wie ein „typischer Weber“ aussehe, muss ich den Webstuhl mit nach draußen nehmen, um Kontakt mit den Menschen außerhalb der Galerien und Museen aufzubauen. Ich sammle dabei viele Geschichten über textile Traditionen aus verschiedensten Familien. Die halte ich in meinem Notizbuch fest.
ZEITmagazin: Was verbirgt sich hinter dem Begriff „social fabric“?
Meinolf: Social Fabric ist der Titel, den ich für ein laufendes Projekt benutze. Ich webe Stoffe, die beeinflusst werden von der Interaktion mit den Zuschauern. Meistens lasse ich sie die Farben auswählen. Die Stücke werden mit einer Dokumentation versehen; einem Foto des Entstehungsortes und meinen Notizen der verschiedenen Geschichten, die mir erzählt wurden. Die erste Version dieses Projektes fand in San Francisco statt und ist nun Teil der Skulpturen-Sammlung des SFMOMA.
ZEITmagazin: Momentan geben Sie auch Kurse am Webstuhl in Berlin. Aus welchen Gründen wollen Leute das Weben lernen?
Meinolf: Manche arbeiten an speziellen Projekten, die sie beenden möchten oder wollen neue Techniken ausprobieren. Ich baue für jeden Schüler einen Webstuhl, den er nach dem Kurs behalten kann. Manche kommen zu mir, weil sie gerne ein echtes Produktionsmittel in ihrer Wohnung stehen haben möchten! Außerdem ist es eine gute Gelegenheit Englisch zu reden, ohne zu viel darüber nachzudenken, denn jeder ist mit seinem Handwerk beschäftigt: dem Weben
Die Fragen stellte Undine Zimmer
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Sehr schöne Idee und Geschichte.
Travis war am 24. Januar in den Etsy Labs Berlin zu Gast: http://www.facebook.com/album.php?aid=268229&id=160921597466
Er kommt bestimmt bald wieder – newsletter auf http://www.etsy.de/blog abonnieren und wissen, wann es soweit ist!