Mary Scherpe studierte eigentlich Kunstgeschichte und Japanologie in Berlin, gründete aber 2006 den Streetstyle Blog „Stil in Berlin“ und ist seitdem als Fotografin bekannt. Als einer der ersten versuchte sie die Stimmung und den Stil der Großstadt, in ihrem Fall vor allem den Berlins, in ihren Bildern festzuhalten. Seit Januar 2009 ist auch der Kanadier Dario Natale für „Stil in Berlin“ unterwegs. Mary Scherpe fotografiert auch Kollektionen verschiedener Designer und hält regelmäßig einen Workshop über Modeblogs auf der Premium, der Berliner Modemesse. Für die Fashion Week kreierten Dario und Mary einen kleinen Shop-in-Shop im Kreuzberger Concept-Store Voo, der noch bis zum 28. Januar läuft.
ZEITmagazin: Welche Idee steckt hinter „Stil in Berlin x Voo Store“?
Mary Scherpe: Dario und ich haben 20 unserer Lieblingssachen aus Film, Musik und Mode ausgesucht und im Concept-Store Voo in Kreuzberg zu einem kleinen Shop-in-Shop „kuratiert“. Davon sind nur wenige Sachen aus dem Laden selbst, wie zum Beispiel die Diamond Lamp, die ich mir einmal selbst im Voo Store gekauft habe. Den Rest haben wir bestellt. Trotzdem gibt es von jedem unserer Lieblingsteile nur zwei bis drei Stück. Außerdem hängen im Laden Bilder, die wir für unseren Blog „Stil in Berlin“ gemacht haben. Es sind Fotos aus der „At Home“-Serie, für die wir Leute zuhause besucht und in ihren Wohnungen porträtiert haben, zum Beispiel den Theaterregisseur René Pollesch.
ZEITmagazin: Wie seid Ihr bei der Auswahl vorgegangen?
Mary Scherpe: Ich habe mich in meiner Wohnung umgeschaut und mir überlegt, welche Sachen ich gern um mich herum habe und welche mir etwas gebracht haben. Das sind zum Beispiel meine zwei Lieblingskochbücher, genauso wie „The civil contract of photography“ von Ariella Azoulay, die sich mit der Verantwortung des Fotografen gegenüber den eigenen Bildern auseinandersetzt. Dabei ist auch Thomas Bernhards Roman „Auslöschung“, der auch von Fotografie handelt. Und mein Lieblingslippenstift von Uslu Airlines. Dario hat unter anderem ein Hemd von Julian Zigerli, The Fran Lebowitz Reader und die sechsstündigen „Szenen einer Ehe“ auf DVD von Ingmar Bergmann ausgesucht. Wenn man sich die Sachen anschaut, kann man, glaube ich, etwas über uns erfahren. Wir haben nicht unbedingt an die Käufer gedacht, sondern eine sehr persönliche Auswahl getroffen.
ZEITmagazin: Warum habt ihr euch für den Voo Store entschieden?
Mary Scherpe: Ich kenne Herbert Hoffmann, den Einkäufer des Ladens, schon sehr lange. Dario und ich haben hin und her überlegt, ob wir etwas zur Berliner Fashion Week machen wollen. Ich fand es schon länger sehr spannend und reizvoll einen Shop-in-Shop zu machen. Dann haben wir ganz kurzfristig mit Herbert und den beiden Besitzern Kaan und Yasin Müjdeci alles besprochen und am Dienstag vor der Fashion Week mit einem netten Event mit türkischem Tee und Keksen eröffnet. Der Voo Store hat sich einfach angeboten. Das Sortiment im Laden setzt sich auch aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammen. Die haben sowohl Spülmittel als auch Highend Lederjacken. Da passte das sehr gut.
ZEITmagazin: Was macht für Sie einen guten Concept-Store aus?
Mary Scherpe: Das steht und fällt mit der Auswahl des Ladens, also ob der Einkäufer einen guten Job macht. Es gibt mittlerweile sehr viele Concept-Stores in Berlin, und man sieht immer wieder die gleichen Dinge. Da muss man als Einkäufer wahnsinnig hinterher sein, und das ist Herbert. Er findet Sachen, die nicht überall beworben werden oder „fancy“ sind, aber eben wahnsinnig gut. Zum Beispiel eine Lippenfettcreme der schwedischen Armee. In Skandinavien ist sie etwas ganz Alltägliches und kann in jeder Apotheke gekauft werden. Im Voo Store sieht es nach einem komplett durchdesigntem Teil aus, ist aber sehr simpel, einfach gut. Diese Mischung aus alltäglichen Produkten, die man nicht so leicht findet, und luxuriösen Dingen finde ich toll. Und außerdem kostet in dem Laden nicht jedes Teil 300 Euro.
Die Fragen stellte Inga Krieger
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