Lena Brombacher sieht mit ihrer Nase: Jedes Parfum lässt bei ihr ein inneres Bild entstehen. Die freie Journalistin und PR-Beraterin, die unter anderem für das Mercedes-Benz Fashion Week Magazine arbeitet, war schon immer fasziniert von Parfums und ihren Machern. Für die Berlinerin sind Parfumeure wie Künstler: Jeder hat einen persönlichen Stil und eine eigene Handschrift. Vergeblich suchte Lena Brombacher nach einem Blog über Parfums, der nicht nur die großen Marken und Mainstream-Düfte vorstellte, und gründete kurzerhand ihr eigenes Blog. Seit 2010 berichtet sie auf Olfactorialist über die Welt der Parfums. Ob es sich um die neueste Duft-Erscheinung eines großen Modehauses oder das Werk eines unbekannten, aber talentierten Parfumeurs handelt – Lena Brombacher hat zu jedem Parfum ihre Meinung.
Was ist für Sie das vollkommene Blog? Ein Blog, in dem ich mich stundenlang verlieren kann. Das sind meistens Interior-Blogs oder einfach nur schöne Foto-Blogs, wie Brown dress with white dots.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit dem Olfactorialist natürlich ;-)
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Blogs durchstöbern. Ich höre erst auf, wenn mir vom Scrollen schlecht wird. Meine Lieblinge: We could grow up together, Lainbloom, Fellt, Emma’s Designblogg, Riazzoli, Fuck you very much … Und diverse Parfumblogs, leider hat einer meiner Favoriten gerade das Bloggen eingestellt mit der Ansage „Perfume is boring“: peredepierre.com
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Für Freunde kochen. Die wundervollen Abende an unserem langen Esstisch erfüllen mich mehr als jeder Barbesuch. Am liebsten mache ich das samstags, morgens auf den Markt und dann den ganzen Tag in Ruhe alles mit Muße vorbereiten. Kochen und Parfums, das liegt doch sehr nah beieinander. Da mich alle immer fragen, was es Neues gibt, werden es dann meistens Duft-Dinner. Und am Ende geht jeder mit einem neuen Lieblingsduft nach Hause.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Warum sollte ich lügen? Es ist eher so, dass ich über etwas gar nicht schreibe, wenn ich es nicht mag. Ich glaube, das wird in meinem Blog sehr deutlich. Ich bin keine Parfumkritikerin, ich schreibe über die Dinge, die ich mag – mit wenigen Ausnahmen. Es geht auch im Leben nicht darum, andere runterzumachen.
Ihr Lieblingsheld im Netz? Ich wünschte, ich könnte in eine Zeitmaschine steigen und das hier live sehen, leider ist er aber nur mein Held im Netz. Unsere Eltern waren schon immer große Elvis-Fans, haben aber auch Beatles und Bessie Smith gehört. Schöne Kindheitserinnerungen.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Follow the white rabbit. Es ist wie mit dem weißen Kaninchen in „Alice im Wunderland“. Manchmal muss man einem Menschen folgen, der einem eine andere Perspektive zeigt. Eine andere Sicht auf die Welt. Man muss sich auf die Dinge einlassen und in den Kaninchenbau gehen. Ein Mensch, der so durch das Leben geht, ist für mich ein Held.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Unterhaltsamkeit. Es gibt wenige Menschen, die mich wirklich zum Lachen bringen können.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Bescheidenheit, Gelassenheit, Loyalität.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Vorgeschaltete Werbeclips.
Was stört Sie an Bloggern am meisten? Wenn Blogs auf reiner Selbstdarstellung basieren. Ein Blog ist eine Passion, man liebt, was man tut. Man zeigt, was man liebt. Wenn man nur sich selbst zeigt, dann ist man? Selbstverliebt. Mag ich nicht.
Was stört Sie an sich selbst am meisten? Ich habe in meinem Leben einiges verändert, daher stört mich nicht mehr viel und schon gar nichts am meisten. Marginalien.
Ihr glücklichster Moment als Blogger? Als das AnOther Magazine London mich zu einem seiner Lieblingsblogs auserkoren hat. Das war ein Ritterschlag. Sie veröffentlichen täglich eine Auswahl aus ihren Lieblingsblogs unter: www.anothermag.com/reader
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Vertrauen.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gerne Klavierspielen können, so richtig ohne Noten und aus dem Gefühl heraus. Ich hatte zwar zehn Jahre Unterricht und war auch gut, aber ich konnte nie frei spielen. Ich bewundere immer die Leute, die sich einfach hinsetzen und spielen. Mein zeitgenössischer Lieblings-Pianist und Komponist ist übrigens Ludovico Einaudi. Seinetwegen würde ich noch einmal Unterricht nehmen.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Ich denke, Blogs gibt es dann nicht mehr.
Ihre größte Extravaganz? Meine Selbständigkeit.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Sehr gespannt.
Ihr Motto? Alles hat seinen Sinn.
(c) Katrin Belgardt