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„Ich habe nicht den dringenden Wunsch, dass mich meine Ware verlässt“ – ein Interview mit Andreas Murkudis

Sein Laden in der Potsdamer Straße in Berlin gehört weltweit zu den bekanntesten Geschäften Deutschlands, sein Angebot an Bekleidung, Schmuck und Inneneinrichtung ist einmalig. Jetzt wagt Unternehmer Andreas Murkudis den nächsten großen Schritt: Morgen, am 3. April eröffnet er gleich drei neue Läden im „Bikini Berlin“, dem restaurierten Gebäude in Berlin-Charlottenburg, dessen Baumaßnahmen nach langer Renovierungsphase endlich abgeschlossen sind. Eines der drei neuen Geschäfte orientiert sich an dem bestehenden Sortiment aus der Potsdamer Straße, das zweite entsteht in Kooperation mit dem italienischen Modeunternehmer Alberto Aspesi und mit der dritten Neueröffnung möchte Murkudis vor allem  das junge Publikum ansprechen.

ZEITmagazin: Herr Murkudis, Sie haben einmal erwähnt, dass Sie die Pakete mit neuer Ware, die in Ihrem Geschäft in der Postdamer Straße ankommen, selbst öffnen. Finden Sie auch jetzt noch die Zeit dafür, mit gleich drei neuen Läden?

Andreas Murkudis: Die Zeit nehme ich mir, denn das Pakete auspacken macht riesig Spaß. Das ist ja immer so wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Die drei Läden waren so aber auch nicht geplant. Das hat sich in den vergangenen Monaten erst so ergeben. Es ist also ein größeres „Paket“ geschnürt worden, als ich ursprünglich geplant hatte. Das liegt daran, dass das Projekt „Bikini Berlin“ einfach so extrem spannend ist.

 ZEITmagazin: Hatten Sie ursprünglich also nur einen Laden geplant?

Andreas Murkudis: Eigentlich sollten es zwei werden, einer mit Alberto Aspesi zusammen, der rund 180 Quadratemeter groß ist, und mein eigener Laden mit rund 250 Quadratmetern, wobei die beiden Geschäfte nebeneinanderliegen. Es ist also möglich, aus Alberto Aspesis Laden in meinen herüberzugehen. Wir haben bei der Recherche aber so viele Produkte gefunden, die uns gefallen haben, dass wir entschieden haben, noch einen dritten Laden zu eröffnen.

ZEITmagazin: Und was macht diesen Laden aus?

Andreas Murkudis: Er ist viel jünger als die anderen beiden und liegt ein Stockwerk tiefer, um deutlich zu machen, dass er ein anderes Konzept verfolgt. Der Laden ist insofern jünger, als dass wir andere Marken anbieten, zum Beispiel MM6, also die Zweitlinie von Maison Margiela. Außerdem gibt es Acne, A.P.C., Stella McCartney für adidas und viele weitere Produkte, sogar Baumkuchen und Marzipan. Die Ware bewegt sich auf einem anderen Niveau: Alles ist bezahlbar, obwohl sich das Angebot ebenfalls auf einem qualitativ sehr hochwertigen Niveau befindet. Wir verkaufen keine Gimmicks oder ähnliches. Außerdem bieten wir sehr viele Marken an, die es in Deutschland noch gar nicht gibt. Das wird spannend.

ZEITmagazin: Welche Firmen werden das sein?

Andreas Murkudis: Viele kommen aus Japan. Des Weiteren bieten wir beispielsweise Schuhe aus Italien an und Flaschenöffner aus den USA. Wir haben in die verschiedensten Richtungen recherchiert, sind aber schnell fündig geworden.

 ZEITmagazin: Wie sieht so eine Recherche aus?

Andreas Murkudis: Das Internet ist dabei grundsätzlich und bekanntermaßen sehr hilfreich. Gerade im Internet ist es so einfach, von einer Seite auf die nächste zu gelangen. Dann schreibe ich die entsprechenden Händler an und, zack, sind die Produkte da. In Paris habe ich beispielsweise einen Mann kennengelernt, der eine Firma betreibt, die Produkte aus Japan importiert. Dabei handelt es sich um Ware, die nach Jahrhunderte langer Tradition gefertigt werden. Allein von dieser Firma werden wir rund 50 Marken anbieten – die eine macht nur etwas mit Kautschuk, die nächste nur mit Zinn. Das ist alles nicht teuer, sieht aber extrem schön aus – und die Marken freuen sich, dass wir gleich mehrere tausend Teile geordert haben. Da kommt wahrscheinlich ein ganzer Container an.

ZEITmagazin: Die meisten Produkte finden Sie also über das Internet. Das könnte dem Konsumenten an sich auch gelingen. Warum ist es trotzdem noch immer etwas besonderes, in ein Geschäft zu gehen?

Andreas Murkudis: Das, was ich hier mache, kann im Grunde genommen tatsächlich jeder tun. Aber jeder hat einen anderen Geschmack, also würde bei jedem auch die Auswahl anders ausfallen. Bei Aspesi habe ich genau das schon einmal beobachtet. Dort bin ich auf Einzelhänder getroffen, die eine völlig andere Auswahl getroffen haben als ich. Wenn ich etwas im Internet sehe, heißt das nicht, dass ein Konsument die Qualität der Produkte gleich erkennt – was mir im Übrigen sicher auch passiert. Mit Sicherheit klicke ich versehentlich Ware weg, die vielleicht ganz toll ist. So ist das: Wir sehen Dinge und sehen sie doch nicht.

ZEITmagazin: Gibt es denn ein Produkt, von dem Sie begeistert waren, das dann aber trotzdem Woche für Woche im Laden liegen geblieben ist?

Andreas Murkudis: Es gibt auf jeden Fall Produkte, die ich immer noch ganz toll finde, die aber noch nie ein Mensch im Laden angefasst hat. Zum Beispiel eine Vase aus Zwiesel, in der sich ein Faden befindet und die ein Lehrer gestaltet hat. Diese Vase haben wir schon seit unserem ersten Geschäft in der Münzstraße. Die schleppen wir also schon sehr lange mit uns herum! Dass sie noch keiner in die Hand genommen hat, ist aber auch nicht schlimm. Natürlich muss ich verkaufen und die Rechnungen bezahlen, aber ich habe auch nicht den dringenden Wunsch, dass uns die Dinge verlassen. Von Nymphenburg hatten wir jahrelang mit Blumenmotiven bemalte Totenschädel. Die gingen eine zeitlang gar nicht und dann hat auf einmal ein Kunde drei Stück gekauft, und die anderen drei waren kurz danach auch verkauft. Dann tat es mir fast leid, dass sie weg waren.

ZEITmagazin: Welches Produkt gehört in den neuen Läden zu Ihren Favoriten?

Andreas Murkudis: Wir haben einen tollen achteckigen Flaschenöffner aus den USA, bei dem Kollegen mir schon gesagt haben, wie unpraktisch er doch sei und dass ihn kein Mensch kaufen würde. Trotzdem habe ich 40 Stück bestellt, obwohl er nicht günstig ist, da ihn ein Designer in Seattle aus Messing fertigt. Ich liebe das Teil!

ZEITmagazin: In welchem Preissegment wird sich die Ware generell bewegen?

Andreas Murkudis: Im ersten Obergeschoss fängt es schon bei drei, vier Euro an und geht dann nicht über ein paar Hundert Euro hinaus.

ZEITmagazin: Wie stellen Sie sich die Kundschaft in diesem „jüngeren“ Laden vor?

Andreas Murkudis: Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, dass viele Kunden aus Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg kommen werden, zumal hier am Kurfürstendamm auch Uniqlo eröffnet. Es werden aber sicher auch viele Touristen sein, weil das Bikini mit seinem denkmalgeschützten Ensemble und dieser großartigen Terrasse tatsächlich ein Unikat ist. Stellen Sie sich vor, wie die Besucher auf der Terrasse stehen und die Tiere des Berliner Zoos nicht nur sehen, sondern auch hören und riechen können – das ist einmalig auf der Welt. Und die Dachterrasse ist 24 Stunden zu begehen. Auch das große Angebot an Gastronomie, das es in dieser Ecke bisher so nicht gab, spielt sicher eine Rolle. Zudem eröffnet um die Ecke die C/O-Galerie.

ZEITmagazin: Welche Produkte sind denn in dem „Hauptladen“ zu finden, also dem, den Sie sich mit Alberto Aspesi teilen?

Andreas Murkudis: Die Auswahl treffe ich hier im Laden in der Potsdamer Straße, da ich einige Teile hier heraus mitnehmen werde. Wobei ich natürlich auch viel neu geordert habe. Um den Unterschied zu verdeutlichen: Wir arbeiten mit einer Marke zusammen, die „Society“ heißt, die zu Limonta gehört, einem Unternehmen, das zu den besten Stoffproduzenten der Welt gehört, und Bett- und Tischwäsche anbieten, sowie Bademäntel und Frottee. Alles besteht aus gewaschenem Leinen oder gewaschener Baumwolle und ist in Schlammtönen gehalten. Hier in der Potsdamer Straße verkaufen wir dagegen Damast-Wäsche.

ZEITmagazin: Wie sieht Ihre Kooperation mit Aspesi aus?

Andreas Murkudis: Aspesi ist sehr stark in Italien vertreten. Rund 400 bis 600 Händler beliefert er dort mit seiner Ware. Außerdem führt er mehrere eigene große Läden. Ich habe ihn vor einigen Jahren nach Berlin gelockt und dann haben wir uns so gut angefreundet, dass wir nun einen Laden zusammen führen. Er vertraut meinem Team und mir total. Ich habe ihn einmal gefragt, wie wir den Laden gestalten sollen und er hat nur gesagt: ‚Ich lasse dir da freie Hand, mach, wie du denkst.‘ Jetzt hoffe ich natürlich, dass ich alles auch in seinem Sinn gelöst habe.

ZEITmagazin: Hätten Sie sich auch vorstellen können, in eine andere Stadt zu gehen, wenn das Bikini-Haus-Projekt nicht stattgefunden hätte?

Andreas Murkudis: Dieses Projekt ist schon ein großer Schritt. Es hat sehr viel Kraft gekostet, meine Managerin Melanie dal Canton und ich haben auf jeden Fall ein paar graue Haare bekommen. Das war schon eine Aktion, von so einem kleinen Laden in einen so großen zu ziehen. Eigentlich hatte ich gesagt, dass mir das hier reicht, dass ich dieses Konzept höchstens verbessern wollte.

ZEITmagazin. Warum haben Sie es doch gemacht?

Andreas Murkudis: Am Bikini-Haus hat mich gereizt, dass sich das Immobilienunternehmen Bayerische Hausbau einen denkmalgeschützten Komplex kauft, dann aber sagt, dass es nicht die 65. Shopping Mall eröffnen will, sondern etwas Neues entwickeln möchte. Ein Berater hat der Firma empfohlen, ein Konzept zu entwickeln, bei dem Berliner Designer auf internationale Marken treffen, und zwar auf einem mittleren Preissegment. Nicht billig, nicht Luxus. Das gibt es so noch nicht. Ich wurde damals als einer der Ersten gefragt und war sofort von der Idee überzeugt. Trotzdem wusste ich, dass es auch viel Kraft kosten würde, weil wir ja viel mit Inhaber geführten Häusern arbeiten und die, wenn sie sich an einem solchen Projekt beteiligen, ihre Existenz gefährden, falls es nicht läuft. So wie ich auch meine Existenz gefährden kann. Aber das wird schon passen.

Die Fragen stellte Anja Francesca Richter

 

Sonntagsessen (104)

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Brioche mit Käse und Speck      Bild2
Rote Beete Salat     Bild3
Surf & Turf Burger     Bild4
Flammenkuchen mit grünem Spargel      Bild5
Kamut Salat      Bild6
Basil Smash      Bild7
Gebutterter Popcorn- Rum         Bild8
Pfannkuchen-Muffins mit Ahornsirup und Speck       Bild9
Schokoladen-Macarons mit kandiertem Speck       Bild10
Apfeltart 

Anna Wegelin sprüht vor Energie, und das ist eine gute Sache. Vor 28 Jahren wurde sie in Kasachstan geboren, seit 1990 lebt sie in Norddeutschland. Und heute? Heute verbindet sie ihre Herkunft mit ihrer neuen Heimat, und lässt auf ihrem tollen Foodblog Lachsbroetchen jeden daran teilhaben. „Ich mixe Buchweizen mit Fischbrötchen, trage mal Matrosenmütze, mal Schapka. Ich bin abergläubisch wie eine russische Babuschka und gediegen wie eine Hamburger Deern“, sagt sie. Ihr Blog ist kreativ und farbenfroh, zeigt nicht nur Rezepte und Gerichte, sondern zum Beispiel auch, wie Anna auf hoher See zur Muschelernte unterwegs ist. Das Sonntagsessen, das sie für uns zubereitet hat, ist so abwechslungsreich, dass sogar die Leute auf ihre Kosten kommen, die zum Dessert gerne Schokolade mit Speck kombinieren. „Ich habe ständig so viele Dinge auf dem Herzen und in meinem Kopf, dass ich damit irgendwo hin muss, um nicht zu implodieren. Lachsbrötchen ist für mich Portfolio, Diary, Labor, Spiegel und Zuhause“, sagt sie. Und uns gefällt’s.

(c) Anna Wegelin

 

Proust-Fragebogen für Blogger (104)

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Dieser Tage scheint mal die Sonne und mal regnet es. Aber der Frühling kann machen, was er will, solange wir uns auf unseren Jahresurlaub freuen können. Und wer diesen noch planen muss, findet sich womöglich auf dem Reiseblog Nomad Earth ganz gut zurecht: „Nicht die konkrete Reise, sondern das Erleben des Reisens an sich“ wird hier „in verschiedenen Einzelgeschichten nachlesbar“ gemacht, sagt Mario Hainzl, 30, der den Blog zusammen mit Andreas Jaritz, 32, geschaffen hat. Die beiden Österreicher aus der Südsteiermark haben sich während des Wehrdienstes kennen gelernt, zusammen studiert und später viele gemeinsame Reisen unternommen – unter anderem nach Chile, Spanien und in den Senegal. Für Nomad Earth schreiben nicht nur sie, sondern inzwischen auch viele Gastautoren, so dass der Blog zu einer seriösen Anlaufstation für Urlaubswillige gereift ist. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter: Mit einer Dokumentation in Spielfilmlänge namens „The Old, the Young & the Sea“ über die Küstenbewohner des Atlantiks und Surfen in Europa haben Hainzl und Jaritz es bis in die Kinos und auf Filmfestivals geschafft.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Ich denk‘, das ist einer, der den erfüllt, der’s schreibt und den der’s liest. Die richtige Person, zum richtigen Thema, das Leserschaft nicht sucht, sondern findet. Aber auch wenn ich viel im Internet unterwegs bin – gefunden hab ich den vollkommenen Blog noch nicht.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Wer das Bloggen gut beherrscht, sind beispielsweise Chase Jarvis und Joey L. – das sind erfolgreiche Photographen, die ihr Wissen freizügig in Textform, Videobeiträgen und Photostrecken teilen. Die zeigen auch eines erfolgreich vor: Die Zeiten in denen man einfach auf seinem Wissen sitzen bleiben kann, sind vorbei. Und sie zeigen, dass dieses Teilen des Wissens ein profitables Geschäft sein kann – ein Schritt, den das klassische Bloggen nie wirklich vollzogen hat. Ich bin auch ein Fan der Doku-Formate vom Vice Magazine.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? 

Kommunikation, Weiterbildung, Unterhaltung und Inspiration – in der Reihenfolge.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? 

Reisen, Menschen und Länder kennenlernen, Bargespräche und Photo Sessions, Interviews führen. Vieles von dem landet letztlich – wenn man Internetmensch ist – wieder online…

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Nie. Oder: Gerade eben.

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Wenn Barack Obama bei „Between two Ferns“ auftritt, ist er ein Held, weil er sich als Politiker erlaubt, Pop gut und nützlich zu finden. Und wenn John Stuart und Steven Colbert nach Jahren täglichen Programms noch immer so energiegeladen und unterhaltsam sind, dann sind sie auch Helden – die neben Unterhaltung sogar Informationswert rüberbringen. Oder die Gründer von Kickstarter, weil sie vielen Menschen ermöglicht haben, an Projekten zu arbeiten, die es sonst nie gäbe. Oder die Aktivistinnen von Femen, weil sie mutig sind und die Mechanismen des Internets verstehen.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Die in der letzten Frage genannten gibt’s doch wohl alle auch in echt, oder nicht?

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? 

Wenn es um Geschäftliches geht , dann schätze ich es, wenn Leute sich nicht hinter dem Medium verstecken und wenn Kooperation und Austausch im Vordergrund stehen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? 

Neugier, Freundlichkeit, ich mag Menschen, die offen sind für ihre eigenen Bedürfnisse und Ideen.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Wir sind ja alle mittlerweile sehr gut darin, Information, die wir suchen, in Suchbegriffen einzukreisen – aber eben das klappt nicht immer. Dann, andererseits, macht das wenigstens die menschliche Kommunikation nicht obsolet… Abgesehen davon natürlich die Anonymität, die manche Leute als Gelegenheit für mieses Verhalten nutzen.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? 

Manches betrifft nur den Blogger als Person selbst – mich interessiert die x-te Café Latte und das so-und-sovielte Photo vom neuen Familienwelpen nicht. Glücklicherweise gibt es aber genug fantastische Blogger – man muss sich also über “schlechte Blogger” nicht ärgern. Das Internet ist groß genug für uns alle.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Manches nicht zu verstehen und manches nicht verstehen zu wollen – ich kann ganz schön veränderungsresistent sein, ein sogenannter Sturschädel. Und natürlich nicht immer den Willen aufzubringen, eigentlich gute Ideen umzusetzen.Das tut manchmal weh im Nachhinein, manchmal kann man damit ganz gut leben.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Als wir mit unserem Blog online gingen – weil wir etwas fertig gemacht haben. Und bei der Spanien-Premiere von „The Old, the Young & the Sea“, als unsere drei ältesten Protagonisten mitsamt Familie im Kino feuchte Augen bekommen haben.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Dass wir einerseits mittlerweile viele regelmäßige Leser haben und dass andererseits viele Leute unseren Blog für würdig befunden haben, ihre Geschichten und Photos zu transportieren. Es ist schön, dass Andys und meine Idee eines Reiseblogs für nachhaltigen Reisestil Mitstreiter gefunden hat. Und natürlich damit dann auch auf zeit.de zu landen. Die Oma wird stolz sein.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Ich würd‘ gern das Einfühlungsvermögen von beispielsweise Elisabeth T. Spira haben, die großartige Doku-Formate rund um alle Arten von Menschen gedreht hat. Das wär‘ schon eine schöne Gabe.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Wenn ich wiedergeboren werde, gibt’s wahrscheinlich das Wort Blogger nicht mehr. Und wenn ich’s mir aussuchen kann, werd‘ ich frühestens in 60 Jahren wiedergeboren. Oder wie lange steht die Seele angeblich zwischen zwei Leben ohne Körper da? Also ich hätt‘ jedenfalls gern noch vorher ein langes Leben, weil die Zeiten recht spannend sind.

Ihre größte Extravaganz?

Unsere Arbeit. Wir sind selbstständig, bauen einen Blog auf, beschließen dann ohne jede Vorkenntnis einen Film zu machen. Wenn man so von Selbstverwirklichung spricht, sind die Möglichkeiten, die wir hier in der westlichen Welt in diesen Zeiten haben, relativ extravagant, oder?

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Im Moment bin ich oft freudig erregt bis zutiefst beunruhigt – je nachdem, wie sich das derzeitige Filmprojekt entwickelt, wie sich Nomad Earth Media weiterentwickelt, ob wir uns diesen Lebensstil als Blogger, Photographen, Filmemacher, Contenterzeuger auch weiterhin erhalten können. Insgesamt gut, weil intensiv, irgendwie. Es sind gerade ganz aufgeregte Zeiten für uns – und dafür bin ich wirklich dankbar.

Ihr Motto?

Immer „Ja“ sagen. Das bringt einen in alle möglichen und unmöglichen Situationen – was ja der Rohstoff für gute Geschichten ist. Und das ist für uns als Geschichtenerzähler alles. Und dann gibt es noch ein Zitat, das ich irgendwo geklaut hab‘ und mir immer wieder in den Kopf springt: „Nichts schadet einer Sache mehr, als sie mit falschen Mitteln zu verteidigen.“ Ich finde, das ist ein interessanter Gedanke, gerade jetzt, wo ja jeder alles verbreiten kann.

(c) Katharina Zimmermann

 

Fotografie im digitalen Zeitalter

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Es sind harte Zeiten für Printmedien, und umso schöner sind die Beispiele, die zeigen, wie es für Zeitschriften und Magazine trotzdem funktionieren kann. Seit fünf Jahren gibt es »Der Greif« – ein spannendes Projekt für Fotografie und Literatur, das zugleich Magazin und Online-Plattform ist. »Der Greif« ist Ausstellungsfläche auf Papier, sammelt Fotografien aus aller Welt, und für die aktuelle siebte Ausgabe des Magazins haben 1600 Fotografen und Autoren aus über 70 Ländern mehr als 8000 Arbeiten eingereicht. Nun wird am Freitag in Augsburg die Ausstellung »Ein Prozess« eröffnet, sie dauert bis Mitte Mai und zeigt die schönsten Werke – die Kuratoren sind zugleich die Macher des Magazins. Besucher können zunächst den Entstehungsprozess der Ausstellung beobachten, ehe im zweiten Teil Lesungen, Performances und Diskussionen die dann fertige Exposition kommentieren. Fotografie im digitalen Zeitalter ist das zentrale Thema von »Der Prozess«, und es kann durchaus beruhigend sein, die Bilderflut des Internets zu umgehen, und die ausgestellten Fotografien in der analogen Welt auf sich wirken zu lassen.

»Ein Prozess«
Neue Galerie im Höhmannhaus, Augsburg
27. März – 11. Mai 2014

(c) DER GREIF – Magazine for Photography and Literature

 

Codex hortensius

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Das Buch »Latein für Gärtner« erklärt, was die botanischen Namen von Pflanzen bedeuten: Tomaten sind eigentlich »Wolfspfirsiche« (DuMont)

(c) RHS/Lindley Library

 

Page Impressions: Unser Sonderheft „ZEITmann“

 

Page Impressions: Das ZEITmagazin Nr.14

 

Glückstage

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Bei den Movimentos-Festwochen rund um Wolfsburg dreht sich ab April alles um das »Glück«. Auch die Lesung mit Martina Gedeck am 25. Mai im Braunschweiger Dom

(c) Karel Kühne