Einige Twitterer fanden Steinmeiers Auftritt cool, andere beleidigend. Doch in einem Punkt stimmen sie ihm zu: Guido Westerwelle strotzte nur so vor Selbstzufriedenheit. Das Siegerlächeln ins Gesicht gemeißelt ging er Linken-Chef Lafontaine an: „Der Wahlkampf ist vorbei. Werden Sie mal wieder normal“. Auch CSU-Mann Ramsauer bekam einen Rüffel. Westerwelles neues Selbstbewusstsein kam nichtbeijedem gut an.
Und Merkel? Sie war, wie sie immer war. „Merkel hat gleich wieder in den Kanzlerinnen-Modus geschaltet“, twittert Mjemmer. „Das Mädchen ist großartig“, meint dieser Twitterer.
„Es gibt sie noch, die guten Nachrichten“, schreibt Twitterer Nico, „Zensursula wurde nicht direkt gewählt“.
Stimmt: In ihrem eigenen Wahlkreis in Hannover hat Ursula von der Leyen (CDU) die Direktwahl gegen ihre SPD-Konkurrentin klar verloren. Zwar wird die jetzige Familienministerin wohl auch so im schwarz-gelben Kabinett vertreten sein, dennoch herrscht auf Twitter ein wenig Schadenfreude – vor allem auf Seite der Piraten.
Arrrrr! Viele Twitterer sindsauer. Wie konnte es zu Schwarz-Gelb kommen? Ein Sündenbock ist schon gefunden: Die Piraten sind Schuld!
„Herzlichen Dank an die Piraten für vier weitere Jahre Merkel. Nutzlose Partei!“
Diese kontern: „Wenn noch einer rumheult, die Piraten wären an Schwarz-Gelb Schuld: Geht auf Nichtwählern rumhacken!“
Tatsächlich könnten die Nichtwähler die Wahl entschieden haben. Tagesschau twittert: „SPD hat knapp sechs Millionen Wähler verloren. Die meisten an das Lager der ‚Nichtwähler'“
Die ersten Prognosen der Bundestagswahl lassen die Bundestagswahl-Twitterer für einen kurzen Moment verstummen. Nur zögerlich melden sie sich wieder zu Wort, andere verabschieden sich direkt. Die Reaktionen auf das Ergebnis: vor allem Enttäuschung und Entsetzen. Von schwarz-gelbem Jubel ist hier zumindest wenig zu spüren.
Laut dem Twitter-Exitpoll haben rund 41 Prozent der Twitterer der Piratenpartei ihre Stimme gegeben –doch jetzt ist es auch um die Piraten etwas still geworden.Prognosen zufolge haben sie etwa 2 Prozent der Gesamtstimmen erhalten und damit das Ziel, in den Bundestag einzuziehen, verpasst. Viele sind enttäuscht, manch einer nimmt’s mit Humor.
Noch knapp eine halbe Stunde sind die Wahllokale geöffnet und schon kursieren die wildesten Wahlprognosen über Twitter. Eigentlich ist das Veröffentlichen von sogenannten Exitpolls vor Schließung der Wahllokale gesetzlich verboten. Wer es dennoch tut, macht sich strafbar – falls es sich dabei überhaupt um tatsächliche Exitpolls handelt.
Bei der Wahlbeteiligung könnte sich ein neuer Rekord abzeichnen – ein Negativ-Rekord. Nur gut ein Drittel der Wahlberechtigten konnten sich bislang aufraffen, ins Wahllokal zu gehen. So wenige wie nie.
Woran liegt’s? Wetter zu gut? Keine Lust? Zumindest Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier sind ihrer bürgerlichen Pflicht nachgekommen und waren wählen.
Der Herausforderer war Erster: Punkt 10.00 Uhr wurde Steinmeier im anthrazit-blass-rosa-getreiften Sonntagsanzug – geradezu experimentell für Steinmeiersche Verhältnisse – im Wahllokal in Berlin gesichtet.
Angela Merkel hat offenbar lieber ausgeschlafen. Gegen 13.30 Uhr warf sie ihren Stimmzettel in die Urne. Aber beim Outfit hat sie sich wohl vergriffen. Rot-Schwarz? Na, wenn das mal kein Omen ist!