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Sprachnachweise für Einwanderer als Abzocke?

 

Dies hier scheint mir Aufmerksamkeit zu verdienen. Es schreibt „Bettina“ anläßlich des Post über die Sprachnachweise für Zuwanderer („300 Worte sind nicht genug“):

Nun, als direkt Betroffene, Ehefrau eines derzeitig Deutsch lernenden Ausländers, ist uns erst im Laufe der Zeit die Irreführung der Politik deutlich geworden.
Da ist die Rede davon, um einreisen zu können, müsse man sich auf einfache Weise artikulieren können: Wie heißt du/ heißen Sie? Formulare ausfüllen etc.

Nach einem 100-stündigen Intensivsprachkurs hier in Deutschland an einer Volkshochschule und dem erforderlichen zitierten Wissen, ist mein Mann zunächst in sein Heimatland zurück gereist. Damit das Erlernte nicht vergessen, sondern verfestigt und erweitert wird, haben wir beschlossen, dass er in seinem Heimatland einen von der dortigen Deutschen Botschaft angebotenen Kurse besucht.

Gleichzeitig wurde ihm von einem Mitarbeiter der Botschaft, welcher für die Annahme der Anträge zwecks Ehegattennachzug verantwortlich ist, mitgeteilt, er wäre mit der Bescheinigung der Volkshochschule gut vorbereitet, weil diese anerkannt würde.

Nach 2 Wochen in dem neuen Kurs teilte die Lehrerin vor Ort mit, dass nun jeder eine Prüfung Start Deutsch1 ablegen müsse. Unabhängig davon, dass „wir“ uns ziemlich veralbert vorkommen, lässt diese Lehrerin keine Minute/Stunde aus, den Teilnehmern dieses Kurses mitzuteilen, wie SCHWER die Prüfung wäre und dass kaum eine Chance bestünde, diese Prüfung zu bewältigen, es sei denn…
Sie bot den verschreckten und eingeschüchterten Teilnehmern an, sie könne Ihnen weitere Stunden, natürlich gegen zusätzliche Bezahlung, anbieten. Der Kurs vor Ort kostet 90,– Euro für knapp 50 Std., Material 26,– Euro sowie nun noch einmal knapp 20,– Euro p. P. für zusätzliche Stunden. Geht man in dem Land von einem Durchschnittseinkommen von knapp 200,– Euro aus, liegt auf der Hand, wer diese Kosten übernehmen muss.

Spannend ist, dass diese Lehrerin gleichzeitig Botschaftsangehörige ist und eine weitere Botschaftsangehörige, die für die gesamten Sprachkurse verantwortlich zeichnet, ist gleichzeitig autorisiert, die Prüfungen für das Goethe-Institut abzunehmen. Eine für meine Begriffe mehr als unglückliche Verquickung, vor allem, wenn man bedenkt, welches Menschenbild die vor Ort in diesen Kursen Tätigen haben.

Hausaufgaben werden grundsätzlich nicht überprüft und korrigiert, Deklinationen müssen die Teilnehmer sich irgendwie mit ihren Partnern im Ausland aneignen, wenn denn dann mal das Internet in dem Land funktioniert.

Einem Mitbetroffenen haben die Mitarbeiter vor Ort einen weiteren Einblick in ihre Ansichten gewährt:
Wie man überhaupt einen Menschen aus dem Land ehelichen kann.
Die meisten der Teilnehmer würden das Land niemals verlassen können, da sie nicht einmal die Grammatik ihrer eigenen Sprache beherrschen.
…aber auch dafür hätte man eine Lösung, er könne ja Privatunterricht die Stunde für 20,– Euro für seine Ehefrau „kaufen“.

Aufgerüttelt, durch diverse Äuserungen und Informationen, habe ich daraufhin einen Übungssatz als Vorbereitung für die Prüfung beim Goethe-Institut angefordert. Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich an eine Provinzposse glauben.

In einem der Hörbeispiele des GOETHE-INSTITUTES ist zu hören: „Mensch Jan du Penner…“

In meinem Haus wird dieser Jargon nicht gepflegt und ich habe selbst etliche Kurse zum Erlernen anderer Sprachen belegt – kein einziges Mal wurden mir vergleichbare Worte beigebracht, waren schon gar nicht prüfungsrelevant. Zudem sind wir alle bemüht, dem Verfall der deutschen Sprache entgegenzuwirken und der Jugend ein Vorbild für eine angemessene Sprachwahl zu sein.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viele ausländische Lerndende zukünftig Freunde, Verwandte und erst recht ihnen fremde Menschen mit „Mensch, du Penner“ anreden, weil das schliesslich beim bewährten Goethe-Institut ein prüfungsrelevantes Wort ist.

Meine diesbezügliche Beschwerde beim Goethe-Institut hat man dahingehend beantwortet, dass das Wort „Penner“ unter all den heutzutage verwandten Wörtern von Jugendlichen doch noch recht charmant wäre. Zudem bekäme die Institution -vor allem aus dem Ausland- immer wieder Lob und Anerkennung, so dass sie dieses Wort „O-Ton: getrost“ in die Welt schicken könnten. Es unterläge eh der subjektiven Betrachtung.

Welches Weltbild wird da vom offiziellen Förderer der deutschen Kultur, so der Slogan auf deren Internetseiten, in die Welt transportiert? Anstatt sich der Kritik zu stellen, wird arrogant auf die Stellung der Institution als solches hingewiesen. Schlimm genug, fällt mir dazu nur ein!
Im Gesetz ist von einem Wortschatz die Rede, der dazu dienen soll, sich im Leben zurecht zu finden. Auch in unserer Stadt gibt es Menschen, die unter der Wortbezeichnung „Penner“ erfasst werden können, doch haben diese wenig mit unserer alltäglichen Lebenswelt zu tun und diesesWort ist auch nicht erforderlich, um sich im Alltag zurecht zu finden.

Kommen wir zu den „geringen“ Kosten der Prüfung: 50,– Euro, beliebig wiederholbar. Bis dass der Tod uns scheidet…

Wie sagte ein weiterer Betroffener so schön: Absolute Geldschneiderei. Die Botschaft verdient Geld mit ihren Kursen, die Lehrer vor Ort mit eigenen Kursen in den Kursen, geboren aus desmotivierender und einschüchternder Haltung den Partizipanten gegenüber. Mangelnder Unterricht, der wiederum nicht auf die Prüfung vorbereitet, so dass mindestens ein „Durchfall“ pro Prüfling garantiert ist – also, mindestens 100,– Euro Prüfungsgebühr.

Frage: Warum werden nur Prüfungen vom Goethe-Institut akzeptiert? Weil die so prägnat die Sprache der Straße vermitteln? Oder geht man gleich davon aus, dass die betroffenden Lerner eh alle aus unteren Schichten kommen und sich somit in der deutschen Sprache gleich wieder zuhause fühlen sollen? Zu dem Schluss könnte man kommen, denn das Buch zur Vorbereitung auf die Prüfung „Optimal“ aus dem Verlag Langenscheidt hat da nette Passagen parat.
Schon auf den ersten Seiten des Buches findet man reichlich Lernstoff der nicht nur überflüssig ist, sondern meiner Meinung nach nur dazu dient, das Erlangen eines Sprachzertifikates fast unmöglich zu gestalten.
„Grüetzi“ oder „Servus“ sind da noch ertragbar.

Ferner zitiere ich folgende Textauszüge:

„Hallo, mein Name ist Yakuma Waldhäusl, mein Vater ist Japaner, meine Mutter Österreicherin“.

„Hallo, ich bin Werner, ich komme aus Ostfriesland und rede nur Comicdeutsch“.

Weiterhin folgen viele Dialekte und Namen, die ein Ausländer überhaupt nicht verstehen kann, da er aus einer ganz anderen Kultur kommt und noch nie in Europa war und mit denen selbst ich meine Schwierigkeiten hatte.

Bei mir schleicht sich zunehmend das Gefühl ein, dass ich durch den Sprachtest indirekt darauf aufmerksam gemacht werden soll, mein Blut doch lieber mit deutschen Männern zu mischen – gleich einem Reinheitsgebot.