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04. Mai 2016 – Ausgabe 20

 

Ob die Kultur von rechts oder von links auf Politik reduziert wird, läuft letztlich auf dasselbe hinaus: auf eine Polarisierung und Keimlegung für  einen unheiligen Glaubenskrieg zwischen Tradition und Moderne. Was dabei übersehen wird: in Kultur und Politik manifestieren sich zwei unterschiedliche existenzielle Koordinaten. Es macht dabei keinen Sinn, die Länge  gegen die Breite oder die Fläche gegen den Raum auszuspielen. Die Erschließung eines klärenden Gesamt-Koordinatensystems wäre notwendig.   Eine Auseinandersetzung nicht zuletzt um die Frage, von welcher philosophischen Ebene aus dieses Verhältnis zwischen Kultur und Politik*, angemessen in den Blick kommen könnte.  Ein bisschen mehr Kultur und weniger Kampf ergäbe vielleicht auch ein bisschen mehr politischen Horizont. * … ( zwischen Rechts und Links, zwischen Fortschritt und Tradition, zwischen Individuation und Partizipation) … – Karlheinz Gernbacher


Man hätte hoffen können, J.Böhmermann hat seine Auszeit genutzt, um über seinen Fall nachzudenken, wie es klügere Menschen tun, und einfach mal seine Klappe gehalten. Aber weit gefehlt! Dieses Burschi, das sich für unglaublich wichtig hält, glaubt immer noch, sein unsäglich niveau- und witzloses Machwerk – auch den vorgeblich aufklärerischen Aspekt beziehe ich in meine Beurteilung ein – sei ein Hochgewächs der Satirekunst. Aber vor einem Gericht muss er keine Verurteilung fürchten. Welcher Richter würde einen unzurechnungsfähigen Menschen verurteilen, der sich in seinem Wahn für einen deutschen Ai Wei Wei hält? Und Frau Merkel sollte sich an der Eiche orientieren, die sich nicht darum kümmert, wenn sich eine Wildsau an ihr scheuert. – Karl-Heinz Weise


Wenn der Islam eine friedliche Religion ist, dann sind sicher die 47 (siebenundvierzig), Suren die zur Tötung von Ungläubigen aufrufen, gestrichen. – Hartmut Heinlein


Ob der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht , ob er reformbedürftig und auch reformierbar ist, wie der Autor des Artikels denkt, oder nicht – die Muslime sind hier, und sie haben das gleiche Recht wie Christen, Juden …, Gotteshäuser zu bauen und ihre Gläubigen in der althergebrachten Weise zum Gebet zu rufen.
Sie sind ja auch nicht mordend und vergewaltigend und plündernd eingewandert, also ganz und gar nicht so, wie die Christen in die Neue Welt, sondern mit Zustimmung unserer jeweiligen Regierung, und ihre Gotteshäuser sind nicht Triumphbögen einer kollektiven Zwangsbekehrung als Teil einer umfassenden Versklavung der einheimischen Bevölkerung.
Gleichwohl:: Das gleiche Recht auf ihre Gotteshäuser und ihre Gottesdienste haben die Christen im Nahen Osten, die (und deren Glauben) dort schon hingehörten, als der Prophet Mohammed noch längst nicht geboren war. Beim Bau einer jeden Moschee in Deutschland sollte man deshalb fordern, vor allem im von Armeniern gesäuberten Osten der Türkei eine Kirche wiederaufzubauen, damit die Nachfahren der Ermordeten dort für deren Seelen beten können. So wie die Nachfahren Abertausender in Srebrenica und andernorts in Bosnien von christlichen Serben ermordeter Muslime in den wiederaufgebauten Moscheen für ihre Toten beten können. Einstweilen könnte man vis-a-vis jeder Moschee in Deutschland eine riesige Tafel mit dem Bild einer zerstörten armenischen oder irakischen Kirche aufstellen. Vielleicht hilft, wo Religion und Politik versagen, Kunst zur Besinnung und zu mehr Mitmenschlichkeit. Eine Forderung, die die die AfD – und auch Muslime wie der Auto des Artikels – m.E. unbedingt stellen sollten: Dass die EU-Staaten den ca. 6000 EU-Bürgern, die in den Islamischen Staat geströmt sind und sich dort am Völkermord an Christen und Jeziden beteiligen, und ihren Zigtausend Unterstützern die Staatsbürgerschaft entziehen.
Dieser gotteslästerliche Gegenstrom zum Flüchtlingsstrom, ebenso wie die Existenz von Parallelgesellschaften und von no-go-areas in deutschen Städten, zeigt doch, dass wir längst eine gespaltene Gesellschaft sind. Diese Spaltung ist mitnichten das Werk der AfD, vielmehr könnte die AfD, indem sie Fehlentwicklungen mit dem gebotenen Respekt beim Namen nennt, mit Gottes Hilfe zu einer Überwindung der Spaltung beitragen. – Klaus E. Margraf


Es mag viele Gründe geben, doch in dem Artikel fehlt der Hauptgrund: Das ist der moderne Fall Galilei, der sich stetig wiederholt. Die Fälle Galilei ziehen sich wie rote Fäden durch die Geschichte von Naturwissenschaft und Technokratie. Konkret: Was im Mittelalter den technischen und vor allem den gesellschaftlichen, sozialen Fortschritt behinderte hieß Inquisition und kam von Religion und Kirche, das wurde mit viel Geld und „Bildung“ gesteuert. Diese Funktion der Inquisition mit der Instrumentalisierung von Naturwissenschaft und Technik für den Wettbewerb und für das Weltbild hat heutzutage die Wirtschaft, die Geldgeber, insbesondere der sozialdarwinistische Wettbewerb mit der Wachstums-Ideologie. Davor hatte der Club of Rome im 20. Jahrhundert schon gewarnt. Wer Angst hat, von der modernen Inquisition verfolgt zu werden (Headhunter heißen die Jäger der Wirtschaft), lässt daher die Finger von Anfang an von Wissenschaft und Technik, die wegen dieser Verfolgungen besonders kaltblütig geworden ist. Technokraten beherrschen die Welt mit Geld und Instrumentalisierung von Bildung und Naturwissenschaft für Rüstung und für den Krieg der Wirtschaft, der Wettbewerb genannt wird. Die Arbeitsmethoden beruhen nicht auf Wissenschaft und Forschung, sondern auf Talentwettbewerben (Jungend forscht etc.) und Exzellenz-Initiativen. Dogmatisch entscheiden die heutigen Päpste in den Chefetagen, welche Erfindungen auf den Markt kommen, nicht die Erfinder oder Wissenschaftler bestimmen was sie entwickeln oder woran sie forschen. Sie sind in den Laboren und Entwicklungsabteilungen gehalten wie Zuchtfieh, das sich bewirbt und das Milch, sprich Geld bringen soll. Im Fachjargon heißen sie Laborratten. Das bekommt jedes Kind mit und lernt schon in der Schule, dass Technik ein kaltes Machtinstrument ist. Kontraproduktiv wirkt sich Wettbewerb auf die Kreativität und das Sicherheits- und Problembewusstsein aus, so dass Wissenschaft und Technik meist nichts Produktives zustande bringen, eher ein Sicherheitsrisiko sind. Daraus folgen abstruse Projekte und der sogenannte Mangel an Fachkräften. Dafür animiert die Wirtschaft aufgrund des Wettbewerbes immer mehr zum Betrügen, was die Affären in der Autoindustrie zurzeit besonders drastisch zeigen. Beispiele aus der Geschichte gibt es allzu viele, in denen kleine Erfinder von den Großkonzernen über den Tisch gezogen wurden. Rudolf Diesel und der Erfinder des Radios verloren im 20. Jahrhundert dadurch ihr Leben. In den naturwissenschaftlich-technischen Fakultäten von Universitäten hängen heutzutage Veranstaltungen von Volkswirtschaftsfächern aus, auf deren Programm stehen Wettbewerbskurse für Ingenieure, mit Anleitung zum Betrügen. Einer von diesen Kursangeboten hat den Titel: Betrügen für Anfänger. – Man glaubt kaum, dass sowas ernst gemeint ist. Als Ingenieur oder Wissenschaftler steht man eher lachend davor und zitiert aus dem Leben des Galilei von Bertold Brecht: „Die Theologen haben ihre Glocken, die Physiker ihr Lachen.“ Hauptsache wir behalten angesichts solcher Kursangebote den Humor. Zurzeit gibt es in Amerika einen Aufstand von Klimawissenschaftlern. Diese kritisieren, dass ihre Fördergelder aus der Industrielobby kommen, die nur an der profitorientierten Auslegung der Daten den Klimawandel und die Erderwärmung widerlegen soll. Mit dem Widerstand gegen die Geldgeber riskieren die Wissenschaftler ihren Arbeitsplatz und lehnen sich gegen die Inquisition auf, quasi auf verlorenem Posten, wie einst Galileo Galilei, dem die Folterinstrumente gezeigt wurden, damit er widerrief um sein Leben zu retten. – Nur seine Freunde behaupten, dass er gesagt haben soll: „ Und sie bewegt sich doch“, diese Erde, dieser blaue Planet, der durch das Wachstum der Zerstörung durch den Menschen kaum entgehen kann. Für die jetzige Vielzahl von Menschen sind 4 solcher Planeten nötig, daher hat der Mensch jetzt schon entsprechende Probleme. Der Planet selbst stirbt auf lange Sicht nicht. Er kann ohne den Menschen eine neue Evolution des Lebens beginnen, denn er hat ca. 4 Milliarden Jahre Zeit, bis er von seinem Zentralgestirn, von der Sonne gefressen wird. Das ist der kosmische Lauf eines jeden Sterns. Alternative Volkswirtschafts-Studenten haben neue Wirtschaftsmodelle entwickelt, die sie in alternativen Gemeinschaften lehren und leben. Sie hatten sich über die Einseitigkeit des Lehrangebotes der Wirtschaftslehre-Fächer an den Hochschulen mokiert und daher eigene Lehrangebote aufgestellt. Das ist der erste richtige Schritt in eine Gesellschaft, welche die Vielfalt der Wissenschaft wieder zulässt und sich von dogmatischen Lehrmeinungen nicht unterkriegen lässt. Alles Gute kommt also nicht immer von oben, nicht aus der ExzellenzInitiative, dafür aus der breiten Basis, mal aus studentischen Kreisen mit alternativen Gedanken und Experimenten. Auf diese Weise könnte Wirtschafslehre tatsächlich zu einer Wissenschaft werden und nicht nur als solche verkauft. Als Vorbild hatten sich diese Studenten die vielseitigen Lehrangebote von Naturwissenschaft und Technik genommen, denn da gibt es auch nicht nur einseitige Angebote, wie Mechanik oder nur Elektrizitätslehre oder nur Thermodynamik oder nur eine bestimmte Theorie darüber wie die Natur aufgebaut sein könnte. Es gibt zwar auch Modeströmungen (Spezialgebiete) in den Naturwissenschaften, denen diejenigen sich beugen müssen, die unbedingt eine Arbeitsstelle bekommen und behalten wollen. Doch die Widerständler in den Nischen, die stets gegen Widerstände gegen den Strom der Mode schwimmen, machen sich stark und wirken daher als Vorbilder. So könnten aus den anfänglichen Anti-Helden wie Galilei doch noch vorbildliche „Helden“ werden. Keinesfalls werden wir den Optimismus diesbezüglich aufgeben. – Bärbel Walinski


Auch in meinem Beruf des katholischen Pfarrers dreht sich fast alles um das richtige Wort zur richtigen Zeit am richtigen Ort; denn schließlich ist „das Wort Fleisch geworden“, wie die Bibel summiert. Aber was wäre der Prediger ohne seinen Lehrmeister! Nach dem Elternhaus, dem lieben Gott und der Schule bin ich für die unermüdliche Geduld meines Professors für Rhetorik an der Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, Friedhelm Mennekes SJ, dankbar: Wöchentlich schulte er uns im fünfjährigen Philosophie- und Theologiestudium darin, frei und inhaltsreich Gottes Wort ins Hier und Jetzt zu übertragen und ohne Barriere und ohne Mikrophon vor der versammelten Gemeinde zu stehen. Als ich zu einer Probepredigt einen Spickzettel mitgebracht hatte, zerriss Pater Mennekes die Gedankenstütze mit den Worten: „Das Wort ist Deine tägliche Berufung! Wenn Du nichts zu sagen hast, geh wieder nach Hause.“ Die strengsten Lehrer sind bekanntlich im Rückblick die besten. – Felix Evers


Müssen Sie dem Herrn auch noch eine Bühne bieten. Er soll erstmal die Verantwortung für sein Handeln übernehmen, anstatt auch mich noch zu beschimpfen. Ich kann damit leben, das er meint ich habe nicht alle Latten am Zaun. Ich werde ihn auch bestimmt nicht verklagen, damit er noch mehr Werbung für sein Buch machen kann. Ich finde es unmöglich, das Sie Ihm in Ihrer Zeitung die Möglichkeit geben unsere Kanzlerin zu beleidigen. Ich werde übrigens Ihre Zeitung diesmal nicht kaufen. Ich will Herrn Böhmermann nicht unterstützen; Ich kann seine Ergüsse nicht mehr ertragen. Ich finde auch nicht, das es Satire ist, wenn er zu jemanden Ziegenficker sagt.  Da versuchen wir mühselig den Kindern beizubringen, das man Andere nicht beleidigen soll. Und dann erlauben Sie und das ZDF Herrn Böhmermann diese Bemühungen mit seiner dummen, menschenver- achteten Aktion zu nichte zu machen. – Herbert Overberg


Bezugnehmend auf Ihren o. g. Artikel „Verbesserung der Abgasreinigung von 630 000 Diesel(n) ist nicht verpflichtend“ – „Wer …. das Software-Update nicht will, wird also mit seinem Auto weiter unnötig viel Stickoxid in die Luft blasen“ – folgende Anmerkung: Das Update zielt primär auf den Prüfstandmodus – dieser wird beim TÜV mit abgeschaltetem Motor durchgeführt, NOx-Ausstoß = bisher Null, später Null. Nur die realen Muster-Messungen des KBA auf dem Prüfstand emittieren vermutlich etwas weniger NOx als vorher. Im Fahrbetrieb bisher keine Änderung zu erwarten – siehe VW Amarok, 10-facher Wert vorher, 10-facher Wert nachher. Es sollten daher die Realergebnisse nach den kommenden Updates recherchiert werden, bevor das Update als Realverbesserung beschrieben wird. – Peter Schneider


Vielen Dank für Ihren Artikel über Hannelore Kraft. Sie schreiben, Frau Kraft mache sich klein. Ich glaube, Frau Kraft ist klein. Unter ihrer Regierung verwest Nordrhein-Westfalen wie unter Johannes Rau. Erschreckend, dass die CDU in Nordrhein-Westfalen auch nur Leichtgewichte dagegen stellt. – Christopher Hagen


Das Interview und besonders der Versuch, sich selbst mit dem chinesischen Künstler Ai Weiwei auf eine Stufe zu stellen, zeigt die ganze Arroganz und maßlose Selbstüberschätzung dieses Herrn Böhmermann. Es ist mehr als ärgerlich, dass Sie dieser völlig unbedeutenden Figur so viel Aufmerksamkeit schenken. Verwenden Sie den wertvollen Platz in Ihrer Zeitung lieber für Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben. Menschen, die ihre primitiven Absonderungen für etwas Geniales halten, kommen in anderen Medien schon genügend zu Wort. – Karl-Heinz Letz


Mit Interesse las ich den Artikel „Wir Feiglinge“ von Andrea Böhm in der ZEIT vom 4. Mai 2016. Schön wäre es, wenn es nicht bei zwei Dutzend Abgeordneten aus vier europäischen Ländern bliebe, die ihre Regierungen aufgefordert haben, die „Hungerringe mit Luftbrücken zu durchbrechen“. Würde Frau Böhm bzw. die ZEIT eine entsprechende Petition entwerfen und sie ins Internet stellen, damit auch gemeine BürgerInnen unterschreiben und so ihre Regierung auffordern könnten, in genannter Weise tätig zu werden, wäre wahrscheinlich nicht nur ich dabei. – Regina-Maria Stenzel


Mir ist es ein Rätsel wie die Medien Frau Kraft ständig als Kanzlerin sehen wollen. Das wissen die Autoren wahrscheinlich nur selbst. Und die CDU kann auch nicht ganz bei Trost sein, ausgerechnet Herrn Röttgen als Kandidaten ins Rennen schicken zu wollen. Ich weiß nicht, ob Ihr Autor in NRW lebt (ich lebe hier) – ich kann mir das kaum vorstellen, sonst hätte er eine andere Sichtweise.
Unabhängig von den neuesten Umfragen, hat Frau Kraft keine Chance wiedergewählt zu werden –  dafür gibt es zu viele Baustellen (Kölner Bahnhof, Duisburger Katastrophe, Ruhrgebiet schlummert so dahin, Energiepolitik, Kriminalität ufert aus – um nur einige zu nennen) Auch ihr Verhalten gegenüber ihren Kritikern ist alles andere als zielführend. Sie nabelt sie immer  mit den Worten „Jetzt ist aber gut“ ab. Als wüsste sie nicht, das Kritik in einer Demokratie die normalste Sache der Welt ist. Eine solche Frau als zukünftige Bundeskanzlerin zu sehen, dafür fehlt mir jegliche Phantasie. – Gunter Knauer


Wenn Herr Böhmermann demonstrieren wollte, dass in einem Rechtsstaat geprüft wird, ob eine, auch angekündigte, persönliche Beleidigung strafwürdig ist, eine satirische Kritik aber nicht, dann ist ihm das durch den Vergleich der extra-3-Satire mit dem „Schmähgedicht“, das seinem gewöhnlich gezeigten Niveau entspricht, gelungen. Sein Einsatz sei ihm also hoch anzurechnen, wurde aber mit der überbordenden Medienaufmerksamkeit reichlich abgegolten. Sich mit Ai Weiwei auf eine Stufe zu stellen, verstehe ich zu seinen Gunsten als Selbstironie und schließe daraus, dass er durchaus Anlagen zum Satiriker besitzt, die er bisher gut versteckt hat. Daran sollte er noch arbeiten, bevor er weitere Gelegenheiten bekommt, öffentliche Bühnen zu betreten.
Die Entschuldigung eines Staatsoberhauptes für den vorschnellen Kommentar „bewusst verletzend“, „das war im Rückblick betrachtet ein Fehler“, kann natürlich einem Künstler, der gerade seine hohe Sensibilität in Sachen Wortwahl bewiesen hat, keine Genugtuung sein. Dass allerdings heroisch als Tabubruch getarnte Beleidigungen die Richtung weisen, mit Flüchtlingshysterie, Fremdenhass und Rechtspopulismus in Deutschland umzugehen, bezweifle ich stark. Im Nachhinein „gut gemeint“ ist eben noch lange nicht gut gemacht – hier trügt das Medienecho wieder einmal. – Karin Vogel


Es ist einfach nur noch ermüdend zur Kenntnis zu nehmen, dass in der schier partout nicht enden wollenden Causa Böhmermann ausgerechnet die Zeit ihm jetzt eine Plattform zu bieten gewilt ist, derer es anscheinend Bedarf, um an seinem Selbststilisierung zum Märtyrer der deutschen Medienlandschaft  aktiv weiter zu arbeiten.
Rückblickend auf die Ereignisse in der Causa Böhmermann drängt sich einem hier schon  fast zwingend der Verdacht auf, dass er hier für sich versucht hat als Trittbrettfahrer des NDR für sich Honig aus dessen Erdogan Satire zu saugen. Gerade eine inhaltliche Auseinandersetzung mit diesem „Schmähgedicht“ zeigt, dass dieser Versuch völlig überzogen und mißraten ist.  Es ist daher nur logisch und folgerichtig, dass Frau Merkel eine juristische Einordnung und Bewertung dieses „Schmähgedichts“ der Justiz als der dafür zuständigen unabhängigen Instanz übertragen hat. Aktuelle Äußerungen wie „Merkel hat aus mir einem deutschen Ai Weiwei gemacht“ lassen zumindest  erhebliche Zweifel daran aufkommen, ob er aus diesen Geschehnissen für sich die richtigen Schlußfolgerungen gezogen hat. – Christian Puttkammer


Der heroische Aufruf von Frau A. Böhm auf der Titelseite ist großartig, einer Jeanne d’Arc würdig. Frau Böhm hat bestimmt eine Tochter oder einen Sohn, der einen „Rosinenbomber“ fliegen könnte oder zumindest an Bord sein könnte. Vielleicht hat sie auch einen Sohn, der in einem Jagdflieger die Lufthoheit über einer belagerten Stadt sichern könnten. Oder will Frau Böhm selbst, eben wie Jeanne d’Arc, in das Kampfgeschehen eingreifen ? Ich weiß nicht, ob ich Frau Böhm wegen ihres heroischen Mutes bewundern soll. Lieber denke ich an Käthe Kollwitz, die ihren Sohn Peter 1914 in den Krieg ziehen ließ, wo er rasch den „Heldentod“ starb.Wer bitte soll denn in Syrien eingreifen und auf wessen Kosten an Leib und Gut soll das geschehen ?  Die internationalen Interessen um und in Syrien zwischen Saudi-Arabien, der Türkei und den USA, sowie Iran und Russland und anderen sind so verwoben und verworren (Robert F. Kennedy jr.: Why the Arabs don’t want US in Syria. – PoliticoMagazine 22.02.2016), wer in Europa soll das Gemenge entwirren, wer in Europa kann sich anmaßen, Ratschläge zu erteilen. Warum bloß bombardiert und mordet die Assad Clique erbarmungslos die eigene Bevölkerung, das Staatsvolk ? Es sind Militärs, die die Taten planen und durchführen. Dahinter steht also eine militärische Logik. Noch habe ich nirgends auch nur den Ansatz einer Erörterung einer militärischen Logik gelesen. Allein der Wunsch der Assad Clique nach Machterhalt ist keine hinreichende Erklärung für die Bürgerkriegs – Verbrechen. Oder steht eine ganz andere Überlegung hinter dem Vertreibungsterror ? In den vergangenen zehn Jahren haben die Übel in Syrien über Hand genommen:  mehrere Jahre extreme Trockenheit, Wasserstreitigkeiten mit der Türkei, Landflucht. Und vor allem: seit hundert Jahren erlebt das Land eine Bevölkerungsexplosion mit nicht nachkommendem Wirtschaftswachstum. Der Staat Syrien hatte 1931 2,8 Millionen Einwohner (Brockhaus 1933), jetzt vor dem Bürgerkrieg wohl weit über 20 Millionen. Ein solches Bevölkerungswachstum können wir uns nicht vorstellen, auch im 19. Jahrhundert wuchs in Europa die Bevölkerung auch nicht annähernd in solchem Ausmaß. Der Wüstenstaat Syrien hatte vor dem Bürgerkrieg von allen arabischen Flächenstaaten zuletzt die größte Bevölkerungsdichte. Jede wirtschaftlichen Entwicklung wurde von der Zahl der Menschen überrollt. Familienplanung, üblicherweise bei den Frauen in den besseren Händen, ist Tabu gewesen und noch immer Tabu. Ist es nicht eventuell die bedauerliche Erkenntnis, dass das Land einfach nicht so viele Menschen ernähren kann. Liegt darin die Basis für das zynische Motiv der Assad Clique und für die militärische Logik, die eigene Bevölkerung durch Terror zu vertreiben, um auf ein für das Land verträgliches Bevölkerungsmaß zu kommen. Sollen sich doch bitte andere des Bevölkerungs – „Überschusses“ annehmen. Nach dem ersten und zweiten Weltkrieg in Europa hat man aus anderen Gründen Bevölkerungsvertreibungen brutal durchgeführt. Ist auch nur ein europäischer Staat dafür sanktioniert worden ? Es bleiben Ratlosigkeit und kein Raum für heroische Vorschläge. – Dr. med. Hans – Jörg Keim


Bei allem Verständnis für Herrn Böhmermann, sich mit Ai Weiwei zu vergleichen, grenzt schon an Größenwahn. – Ute Krumpipe-Crönlein


Welche Linke ist denn gemeint? Da war z.B. bei der letzten Bundestagswahl eine klare Mehrheit im „linken Lager“. Nur war das eben SPD und Linke (das Ypsilanti-Dilemma läßt grüßen). Das wurde nicht verfolgt, weil Lafontaine und SPD-Obere eine Rechnung offen hatten, obwohl es klar so aussah, daß die Mehrheit der Deutschen links gewählt hatte. Warum hat Syriza in Griechenland nicht mit der sozialistischen Partei zum Wohl des Landes koaliert? Warum hat Podemos eine Koalition mit den Sozialisten abgelehnt? Was passiert innerhalb der Linken? Warum gibt es diesen Bruch zwischen „etablierten “ und „radikalen „/“jungen“ Linken? (Bernie Sanders ist die erfrischende Ausnahme eines etablierten, radikalen Linken -aber auch wieder ohne Chance auf Konsens mit den Demokraten). Ist es eine generelle Krise der Linken? Was bedeutet eigentlich Links in einer postindustriellen, finanzindustriegesteuerten Dienstleistungsgesellschaft? Die Antwort findet sich „nur“ in Attac oder Occupy, aber nicht im Linksestablishment. Fragen über Fragen… – Wolfgang Michel 


Ihr Artikel über Marathon laufende Menschen – wirklich: sehr nett, vielleicht etwas zu ironisch, in jedem Falle negativ, immer schön von individuellen Eindrücken auf’s Ganze projiziert. Ich wußte gar nicht, dass Schreibübungen von Nachwuchs-Redakteuren auch gleich veröffentlich werden. Aber ‚mal im Ernst: Ich, über 60, Mann, laufe. Schon lange und auch häufig. Ich bin weder getrieben noch gehetzt und treibe oder hetzte niemanden. Laufen ist grundsätzlich Solistensport – jeder für sich. Jeder „leistet“ dabei auch für sich, natürlich mit allen „Ausfransungen“, die Leistung auch im sogenannten „normalen Leben“ zeigt. Ihr vielfach zitierter „selbstvergessener Waldlauf“ – den gibt es in ihrer Fantasie des Laufens, aber seit etwa 30 Laufjahren zumindest im Laufveranstaltungsumfeld nicht mehr. Wobei Waldlauf = Landschaftslauf = Laufwettbewerb durchaus aktuell ist. Z. B. als Alternative für Strassenmarathons. Aber das ist Ihnen ja ziemlich egal. Sie sind eben nur genervt und wollen Ihren kleinen verkümmerten Frust loswerden. Auch die vielen von z. T. sehr kleinen Vereinen liebevoll veranstalteten Sportveranstaltungen fallen aus Ihrer Betrachtung. Da könnten Sie mit etwas Enthusiasmus noch so richtig böse über propper-übergewichtige Muttis lästern, die im Familienverbund die 5 km eben doch gerade noch schaffen. Ich persönlich finde es bewundernswert aber auch witzig – zugegeben. Hoffentlich halten Sie diesen Leserbrief aus. Meine singuläre Erfahrung mit Schreibern wie Ihnen ist, dass Kritik und Selbstkritik erheblich unterentwickelt sind. Na ja, wie bei allen Redakteuren. Von Beruf Besserwisser – meist nicht Besserkönner. ;-) Auge um Auge, … – Wolfgang Siedler


Manchmal stelle ich mir vor, wie wohl das Denkmal unserer postkolonialen Zeit des 20. und 21. Jahrhunderts aussehen könnte, in welcher Weise wir als Postkolonialherren dargestellt werden, wie die Ausgebeuteten, und welche Spuren der aktuellen Ausbeutung der Dritten Welt später einmal im Museum ausgestellt werden.
Ansätze einer Erinnerungskultur an unsere unrühmliche koloniale Vergangenheit und deren Aufarbeitung gibt es, aber wir müssen auch endlich ist,der Tatsache ins Auge sehen, dass wir nie aufgehört haben, die so genannte dritte Welt auszubeuten, kolonialistisch zu denken und zu handeln. Nur hat diese Ausbeutung heute ein etwas anderes Gesicht. Wenn die großen Wirtschaftsmächte in der dritten Welt für Hungerlöhne produzieren lassen, wenn wir unseren Sondermüll dorthin schaffen, wenn wir auf politischer Ebene etablierte Regime schwächen und neue, für uns scheinbar vorteilhaftere einsetzen und Angriffskriege führen, um uns Einflusssphären und Ölreserven zu sichern, wenn wir fremde Religionen und Sitten diskreditieren, wenn wir uns an Waffengeschäften bereichern, wenn wir aus armen Ländern qualifizierte Arbeitskräfte schamlos abwerben, um bei uns unendliches Wirtschaftswachstum zu gewährleisten, dann tun wir nichts anderes, als uns wie Kolonialherren auf Kosten der Ärmsten zu bereichern. – Uwe-Carsten Edeler


Ihrer Analyse ist voll zuzustimmen und doch erscheint sie mir, wie fast alle derartiger Darstellungen insoweit unvollständig, als die Frage nach der Bringschuld der Armen (Mitbürger und Staaten) nicht gestellt wird. Haben nicht auch die Betroffenen eine Pflicht zur Verbesserung ihrer Lage angemessen selbst beizutragen (und das möglichst nicht dadurch, die anderen zu massakrieren)?
Wenn in Staaten mit einem im Wesentlichen kostenlosen Schulsystem (Mitteleuropa) ein beträchtlicher Anteil der Absolventen völlig ungenügend (aus)gebildet ist, dann ist das nicht nur Systemversagen, sondern auch eine deutliche Interesselosigkeit an der eigenen Entwicklung (DIE haben ja ohnedies die Pflicht, mich nicht verhungern zu lassen). Und wer hätte in den letzten 60 Jahren die Staaten z.B. Afrikas ernsthaft daran hindern können, in einem dem Demokratischen wenigstens angenäherten Konsensstreben die ethnischen Animositäten innerhalb ihrer Grenzen und grenzüberschreitend wenigstens auf ein erträgliches Maß einzuhegen. Uganda war jedenfalls nicht die zielführende Methode. – Günther Lettau


Herr Böhmermann und sein Team wollten mit ihrem vierminütigen “ Gesamtkunstwerk “ “ den Humorstandort Deutschland nach vorne ficken“. „Augen auf bei der Berufswahl“. In der Tat, Herr Böhmermann, selbstloser Verteidiger der Kunst und Meinungsfreiheit ! Sie sollten darüber nachdenken, das Metier zu wechseln. Wäre, bei dem flüssigen Mist, den Sie verzapfen, in einer Sprache, die penetrant duftet, es nicht angebrachter, Sie führen in Zukunft Gülle aus? Und, Fragen an “ Die Zeit “ : Muß man einem nach Quote schielenden Egomanen ein solches Forum bieten ?
Wäre es nicht angebrachter, zum Wohle der Leser, derartige Autoren tot zu schweigen? – H. Zerfas


 

Da sieht sich dieser arrogante, schnöselige, zynische und sich maßlos selbst überschätzende Yuppie als Ai Weiwei, als Verfolgter Künstler. Ist stolz, dass ihn der Springerboss und Palimpalim- Diddi, der alte FDP-Reaktionär, in Einheitsfront verteidigen. Nochmal, lieber Böhmermann: Sie produzieren keine Satire sondern primitive Beleidigungen, aus Angst in einordnende Sicherheitsfolie verpackt. Was, dieser Altmeier hat nicht sofort bei ihnen zurückgerufen? Unglaublich! Sie finden Ihr sog. Gedicht „toll“? Was für eine differenzierte Analyse! Sie beleidigen danach wirkliche Satiriker wie Tucholsky. Wetten, dass die Quotenjäger Sie bald von Talkshow zu Talkshow weiterreichen. Darf ich Sie als „Kackwurst“ beschreiben…. scheint Ihnen ja auch angemessene Anrede zu sein? Dann gerne! Aber jetzt das Schlimmste: Die „Zeit“ gibt Ihnen ein Forum……. weil sie die erste sein darf! – Wolfgang Frings


Jetzt ist Herr Böhmermann völlig übergeschnappt. Dass er Ai Weiwei für sich in Anspruch nimmt, ist dasselbe, wie wenn eine Kakerlake sich mit einer Nachtigall vergleicht. Dieser Mann ist genauso größenwahnsinnig geworden, wie der von ihm kritisierte türkische Staatspräsident. Ai Weiwei ist ein begnadeter und international anerkannter Künstler, Herr Böhmermann dagegen nur ein mieser Satiriker. Ai Weiwei wurde am 3. April 2011 von der chinesischen Polizei festgenommen und auf längere Zeit an einem unbekannten Ort inhaftiert. Herr Böhmermann wird dagegen sogar von der Polizei beschützt. Ai Weiwei durfte erst vier Jahre später das Land verlassen, Herr Böhmermann dagegen dürfte seinen Pass noch besitzen und reisen, wohin er will. Der „Publizist“ Böhmermann hat einen anderen Menschen böswillig beleidigt. Dass dieser Mensch zufällig der türkische Staatspräsident ist, der in seinem Land die Pressefreiheit mit Füßen tritt, spielt im §185 StGB keine Rolle. Auch ein Verbrecher hat das Recht auf Wahrung seiner Menschenwürde. Weil der zusätzliche Schutz ausländischer Staatsoberhäupter vor Beleidigung nach § 103 leider noch im Strafgesetzbuch steht, musste die Bundeskanzlerin die Strafverfolgung gestatten, denn das „Gedicht“ ist nun mal eine Beleidigung. Es ist eine böswillige Verleumdung, ihr politische Rücksichten wegen der Flüchtlingsproblematik zu unterstellen.
Deshalb die Pressefreiheit gefährdet zu sehen, stellt die Dinge auf den Kopf. Auch die Presse darf keinen Menschen beleidigen. Ein gutes Beispiel für gelungene, beleidigungsfreie Satire ist die Sendung des NDR wenige Tage vor dem „Gedicht“. Das (Zitat) „unverhandelbare, unveräußerliche Recht auf gewisse Grundrechte: die Freiheit der Kunst und die freie Meinungsäußerung“ endet dort, wo andere Menschen in den Schmutz gezogen, also beleidigt werden. Da darf es auch nicht (Zitat) „Aufgabe von Politik sein, für die nötige Freiheit zu sorgen, dass Spaßvögel … in Ruhe und mit Sorgfalt ihren Job machen können.“ Das „Gedicht“ ist nicht sorgfältig, denn die Freiheit des einen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt. – Ernst-G. Tietze


Sie liegen richtig! TTIP verträgt jetzt keine panische Eile! Allerdings mehr sachliche Diskussion. Da wird in Europa seit Jahrhunderten bei Pflanze wie Tier feste „veredelt“ und „gekreuzt“. Angst vor Genfood? Wie verlogen! Übrigens ist der Begriff „Genmanipulation“ selbst nichts anderes als Manipulation der lesenden und zuschauenden Masse. Hähnchen sind nach kurzem Chlorbad gesünder als Konkurrenzprodukte aus Osteuropa. Höhere Umwelt- und Gesundheits-Standards als in den USA? Da fangen wir doch mal bei VW an! Mein Sohn lebt schon seit 6b Jahren in den USA. Ihm sind immer noch keine Schwimmhäute gewachsen. Das einzige, was mich stört, ist der Ersatz des ordentlichen Gerichts durch so ein „Schiedsgericht“. Schiedsrichter übersehen oft mal Abseits oder Fouls. Da müsste man noch mal drüber verhandeln. Es gibt schon jetzt internationale Gerichte. Dann brauchen wir eben noch einen paritätischen deutsch-amerikanischen Handelsgerichtshof mit schnellem Verfahren. – Wolfgang Frings


Es ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten, mit welcher Arroganz der Grimme-Preisträger(!) Jan Böhmermann seinen Narzissmus  zu überspielen versucht. Sein Ego ist das Maß aller Dinge!  Fragen   “nach dem  ausschließlich dekontextualisierten  Gedicht “ sind nicht erlaubt,  sonst “poliere  ich Ihnen die Fresse, Sie Kackwurst!” ( Originalton Böhmermann) Alles klar? – Günter Riemer


Ich finde das Gedicht des Herrn B. sauschlecht, auch wenn ich es „kontextualisiert“ lese. Sowas haben wir im dritten Schuljahr der Volksschule (gab es mal) gemacht. Vergleicht der sich etwa mit Tucholsky, Lukas, oder hiess der nicht mit K, Karl, Kenny, oder vielleicht Kurt oder so? „Mein Team und ich wollen den Humorstandort Deutschland nach vorne ficken.“ Kotz!!! Vergleicht der sich wirklich mit Ai Weiwei? Besonders lustig finde ich den Satz, Dieter Hildebrandt oder Werner Finck hätten es nicht besser sagen können: „Und wenn Sie noch einmal ausschliesslich nach dem dekontextualisierten Gedicht fragen, poliere ich Ihnen die Fresse, Sie Kackwurst!“ – Armin Stolz


Ich habe die Nase voll. Schon wieder einen Artikel (Interview) mit Böhmermann als Thema, ohne dass die wirklichen Leistungen gewürdigt werden. Es scheint, dass die deutsche Presse nicht begriffen hat um welche Leistung es hier geht. Böhmermann hat ein Werk vorgelegt das man kaum mit Ähnlichen in der deutschen Literaturgeschichte vergleichen kann. Es ist eine ausgesprochene Hochleistung der deutschen Literatur. Das Werk enthält sprachliche Glanzpunkte, neue intelligente Wortschöpfungen und ist ein Musterbeispiel für den beispielhaften Einsatz der deutschen Sprache. Die sprachliche Brillanz überstrahlt alles was in der Vergangenheit da gewesen ist. Natürlich braucht man eine gewisse Intelligenz um dies zu Verstehen. Von dem Werk her ist zu vermuten, dass man sogar ein IQ in zweistelligen Bereich braucht um den Inhalt überhaupt zu begreifen. Daher vielleicht auch die Rückhaltung der deutschen Presse? Böhmermann hat die deutsche Sprache zu einer neuen Hochleistung geführt. Die versteckten Hinweise gegeben durch verschlüsselte Wortneuschöpfungen ist etwas was man jahrzehntelang in der deutschen Literatur vermisst hat. Böhmermann stallt alles Dagewesene in den Schatten. Er hat ein strahlendes Beispiel für eine intelligente Benutzung der deutschen Sprache gegeben. Er kann sich durchaus mit literären Vorbildern wie Goethe, Thomas Mann oder Bert Brecht vergleichen; nicht zu schweigen von sogenannten Satirikern wie Kurt Tucholsky oder Werner Fink. Es muss vielleicht auch erwähnt werden, dass Carl von Ossietzky eventuell als Beispiel für Böhmermann gestanden hat. Böhmermann hat aber sein Vorbild um Längen überholt. Die Intelligenz und brillante Sprachnutzung Böhmermanns stallt alles Dagewesene in den Schatten. Es gibt nur eine natürliche Schlussfolgerung von dem vorgelegten Meisterwerk:
Böhmermann muss für den Nobelpreis in Literatur nominiert werden. Nur dadurch kann man derartige Meisterwerke gerecht werden. – Urs Norvegicus


Ja, es stimmt: RB Leipzig ist nur die kleine Fliege auf dem gewissen Haufen. Gut wenigstens, dass sie nun eine erhöhte Aufmerksamkeit auf dessen Gestank lenkt. Von Bedeutung ist eben nicht nur, „was hinten rauskommt“, sondern auch, dass jenes, was dem Fußballzirkus vorne reinfliegt, nicht eben hygienischer zu nennen ist. Geldfliegen sind fundamentaler Teil der Fußball-Peristaltik, da ist Leipzig nur konsequent. Den ostdeutschen Fußball kaufen sie tot und selbst bei Borussia helfen jetzt keine Krokodilstränen. Wenn dem Ganzen nun der Eulenspiegel vorgehalten wird, hat das Humor und meine Sympathie. Und diese Mischung kann man durchaus restromantisch nennen. – Hans-Peter Wannewitz


Leider ist Ihr aktueller Seite-1-Artikel zu den TTIP-Verhandlungen („Angst vor dem Volk“ von Petra Pinzler), in dem bemängelt wird, die Verhandlungen über TTIP würden gegen grundsätzliche demokratische Prinzipien verstoßen,  genauso oberflächlich und uninformiert/uninformativ wie leider vieles, was derzeit zu dem Thema veröffentlicht wird. Auch der Artikel im Wirtschaftsteil („Raum der Omertá“) ist leider nicht besser. Daher möchte ich dazu kurz erwidern:
1. Ja, die Verhandlungen zu TTIP sind – ebenso wie zum Beispiel die Verhandlungen zu dem CETA-Abkommen der EU mit Kanada – grundsätzlich nicht öffentlich. Ob das so sein muss, kann man diskutieren. Jedenfalls ist die Bundesregierung (die ja selbst gar nicht Verhandlungspartner ist, sondern die EU) gem. Art. 32 des Grundgesetzes berechtigt, völkerrechtliche Verträge zu verhandeln. Das kann sie auch zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit tun. Daran ist in einem demokratischen Rechtsstaat juristisch – und, wie ich meine, auch politisch – nichts zu auszusetzen. Auch Kabinettssitzungen der Bundesregierung finden üblicherweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die EU-Kommission hat allerdings schon vor längerer Zeit ihre Verhandlungspositionen zu TTIP veröffentlicht. Auf der entsprechenden Internetseite lässt sich der aktuelle Verhandlungsstand nachlesen. Es wäre also, gerade auch für ein Qualitätsblatt des „slow-journalism“  wie der ZEIT, lohnenswert zu prüfen, inwieweit die jetzt von Greenpeace veröffentlichten Unterlagen tatsächlich Neues enthalten. Leider finde ich dazu in Ihren Artikeln nichts.  Es wäre natürlich ein Skandal, wenn sich herausstellte, dass die EU über den Verhandlungsstand falsch oder wesentlich unvollständig informiert hätte. Wenn die Greenpeace-Papiere aber nur das wiedergeben, was die EU schon veröffentlicht hat – so what? Neu wäre dann allenfalls, welche Forderungen die USA im Detail in den Verhandlungen vertreten. Dazu müsste man aber mehr als einen flott dahingeschriebenen Meinungsartikel verfassen und sich in eine mühsame Exegese begeben.
2. Nein, das Verfahren bis zum Inkrafttreten ist nicht intransparent und undemokratisch. Es wird nämlich meistens ein wesentlicher Teil des Verfahrens bis zur rechtlichen Wirksamkeit eines solchen Vertrages unterschlagen. Hilfreich wäre es dazu gewesen, auf das vergleichbare Verfahren zum Abkommen der EU mit Kanada – CETA – zu schauen. Unstreitig wird das CETA-Abkommen insgesamt erst in Kraft treten, wenn die zuständigen Institutionen der EU – Europäischer Rat und Europäisches Parlament – dem Abkommen zugestimmt haben und anschließend auch alle (!) nationalen Parlamente der 28 Mitgliedsstaaten, in Deutschland auch der Bundesrat, zugestimmt haben. Die interessierte Öffentlichkeit hat nach dem Abschluss der Verhandlungen daher in Kenntnis des vollständigen Vertragstextes vielfältige Möglichkeiten, auf das Zustandekommen des Vertrages Einfluss zu nehmen – über die nationalen Abgeordneten im Europäischen Parlament, über öffentlichen Druck auf die eigene Regierung und schlussendlich über die nationalen Gesetzgebungsgremien (Bundesrat und Bundestag). Was ist daran undemokratisch? Übrigens: Das Vorgängerabkommen zu CETA – ACTA – ist letztlich mangels Zustimmung des Europäischen Parlaments nicht in Kraft getreten! Ein wunderbarer Beweis funktionierender Demokratie!
3. Speziell zum Reizthema internationale Schiedsgerichte: Schiedsgerichte sind weder auf internationaler noch auf nationaler Ebene neu. In der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Zivilprozessordnung (§§ 1025ff) ist das schiedsgerichtliche Verfahren seit ehedem normiert. Auch in internationalen Vereinbarungen werden Schiedsgerichte seit Langem installiert, um über Vertragsverletzungen zu entscheiden, meist – vor allem im Verhältnis zu Entwicklungsländern – auch auf deutsches Verlangen und ohne dass sich bisher jemand darüber öffentlich erregt hat. Schiedsgerichte sind auch nicht grundsätzlich schlecht. Außerdem ist zur Vollstreckung von Schiedssprüchen eines nationalen oder internationalen Schiedsgerichts im Regelfall ein sogenanntes Exequaturverfahren vor dem zuständigen nationalen Gericht erforderlich. In diesem Verfahren wird u.a. geprüft, ob wesentliche Verfahrensbestimmungen eingehalten wurden und der Schiedsspruch mit tragenden Rechtsprinzipien des nationalen Rechts („ordre public“) vereinbar ist. Im CETA-Vertrag wurde auf Verlangen der EU eine besondere Investitionsschutzgerichtsbarkeit vereinbart, die öffentlich verhandelt und ein Verfahren über zwei Instanzen vorsieht. Das ist ein beachtlicher Fortschritt und wäre nicht erreicht worden, wenn die EU ihre Verhandlungen einfach auf öffentlichen Druck abgebrochen hätte. Allerdings wäre es zu einer solchen Vereinbarung ohne öffentlichen Druck vermutlich auch nicht gekommen. So ist das eben in einer Demokratie!
Übrigens: Schadensersatzverpflichtungen der öffentlichen Hand gegenüber Unternehmen aufgrund gesetzgeberischer Entscheidungen  oder Entscheidungen der Exekutive sind auch dem deutschen Recht nicht fremd. So befasst sich aktuell das BVerfG mit einer Klage der Energieversorger Eon, RWE und Vattenfall wegen angeblicher Enteignung durch den Atomausstieg. Würde das BVerfG der Klage stattgeben, folgten daraus natürlich auch nicht unerhebliche Entschädigungsansprüche der klagenden Unternehmen. So ist das eben in einem Rechtsstaat: Auch Regierungen und Parlamente können nicht machen was sie wollen, ohne (finanzielle)  Konsequenzen fürchten zu müssen! Warum soll es im internationalen Rahmen grundsätzlich anders sein?
4. Und überhaupt, der Verbraucherschutz! Wenn man aktuelle deutsche Beiträge liest, müsste man zu dem Schluss kommen, Deutschland und die EU seien Paradiese des Verbraucherschutzes! Hat es in der EU trotz „vorsorgenden Verbraucherschutzes“ keine Skandale um wahnsinnige Rinder, um gepanschten Wein, um mit Dünger gestreckten Zucker usw. gegeben? Mich persönlich graust es vor deutschen, antibiothikaverseuchten Batteriehähnchen mindestens genauso wie vor – zumindest keimfreien – amerikanischen Chlorhühnchen. Wenn ich in den USA einen Schummeldiesel von VW gekauft hätte, käme ich wenigstens in den Genuss der von der EPA erzwungenen Schadenersatzzahlungen, die VW derzeit noch seinen deutschen Kunden versagt. Wo funktioniert der Verbraucherschutz also besser?
Fazit: Gerade von der Redaktion der ZEIT wünsche ich mir eine wesentlich differenziertere Berichterstattung! Vertrauen in die Institutionen des demokratischen Staats oder allgemein „die Politik“ zu schaffen, ist auch Aufgabe eines seiner demokratischen Verantwortung bewussten Journalismus. Sonst begibt man sich schnell auf das Niveau der unsäglichen Dresdner Montags-Demos. – M. Schultze-Griebler


Viel Linkssprech um (fast) nichts Neues.
In der Zeit Nr. 17 vom 14.04.2016 haben Sie die Leser über verschwurbelte und unnötig kompliziert formulierte Sätze aufgeklärt. Der Artikel ist ein weiteres Beispiel hierfür: unklar in Struktur und Text, unnötig lang und wenig ertragreich.
In der Sache gehen die Autoren offensichtlich davon aus, dass die Übel dieser Welt mal von der „liberal-global-konservativen Marktseite“ und mal von den „national-konservativen“ Kräften kommen. Gutes und Fortschritt für die Welt kann nur von „Links“ kommen. „Doch die Linken finden weltweit keine Antwort darauf“. Ich bezweifle, dass die Autoren den Linken dabei viel weiter geholfen haben.
Menschen leben in Sozialräumen: im Familien- und Freundeskreis, in der Gemeinde, in der Region, im Nationalstaat, in internationlen Regionen. Erfahrungsgemäss sind Einsatz, Zusammenhalt und Solidarität nicht unbegrenzt und nehmen ab, je größer der entsprechende Kultur- und Sozialraum ist. Mein Eindruck ist, dass in den letzten Jahrzehnten gerade die globale Solidarität stark angestiegen ist und eher die lokale Solidarität, zumindest in den europäischen Sozialstaaten, schwächer geworden ist.
Nicht Mangel an globaler Solidarität ist heutzutage das größte Problem, sondern die Fehlallokation der Mittel durch die jeweils herrschenden Klassen. Selbst in der EU haben wir erlebt, dass die Länder mit den größten Netto-Transferleistungen am Ende in größte wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommen sind. Die „Linke“ war dabei nicht unbeteiligt. Weitere aktuelle sozialistische Beispiele bietet Latein- und Südamerika. Auch in der internationlen  Entwicklungshilfe kommt relativ wenig bei den Armen an.
Kein Land, keine Nation will sich bevormunden lassen. Direkte Eingriffe, friedlich oder militärisch, haben die Probleme ebenfalls nicht gelöst und können es auch nicht. Ohne den Willen und die Bereitschaft der Armen bzw. der armen Länder geht es nicht. Was wir in erster Linie brauchen, ob links oder rechts, ist eine globale, völkerrechtliche Bekämpfung von Mittelverschwendung und -missbrauch durch die herrschenden Klassen. So wie direkter Völkermord international geächtet und verfolgt wird. Warum nicht auch eine globale Transparenzoffensive über Einkünfte und Vermögen aller Mandatsträger ab einer bestimmten Ebene? Nicht weil alle unter Generalverdacht stehen, sondern weil alle daran teilnehmen müssen, wenn es denn überhaupt funktionieren soll.
Wer, wenn nicht die gewählten Mandatsträger, soll mit gutem Beispiel vorangehen. Es reicht nicht, nur auf Seite der Steuereinnahmen (Stichwort: Steueroasen, Briefkastenfirmen, Steuerhinterziehung) global aktiv zu werden. Die Seite der Steuerausgaben und -verwendung bedarf ebenso einer verstärkten nationalen und globalen Kontrolle sowie Verfolgung. – Dr. Herbert Powelz


Ist doch super gelaufen. Fliegen Sie mal mit Brussels Airlines. Dort hat die „Customer Relations“-Abteilung  von Leuten wie Ihnen gelernt und erst gar keine Telefonnummer eingerichtet. E-Mails werden nach drei Monaten beantwortet und entstandener Schaden nach weiteren fünf Mails – darunter zwei massiven bzw. hilflosen Drohungen – nach weiteren vier Monaten „on a complimentary basis“ erstattet. – Übertoffen allein von Vueling, einer spanischen Billiglinie, die mich nach 41 gezählten Mails und tatkräftiger, jedoch fruchtloser Intervention durch Bundespolizei und Lufthansa nach fünf Monaten auffordert, sie auf Schadensersatz zu verklagen. Ich steige jedenfalls auf Germanwings um; da herrscht Ordnung. – Michael Rohe


Ihr Autor „Moritz von Uslar“- dem es meiner Einschätzung nach seit vielen Jahren immer schon vor allem um seine Selbstdarstellung ging – hat es mittlerweile geschafft, vermutlich den Rekord aufzustellen, wessen Konterefei am häufigsten in der ZEIT zu sehen ist…. ob in besagtem Artikel, ob im ZEIT-Magazin, ob mittlerweile gar in seiner Kolumne mit dem Frühstücksei (die Qualität seiner Gäste ist im Laufe der Zeit auf einem Niveau angelangt, das es einer Redaktion eigentlich angeraten sein ließe, zu überlegen, wie sinnvoll/ informativ dies für uns Leser tatsächlich noch ist.. -oder will man nur noch auf Boulevard setzen?). Ist das im Sinne einer überregionalen Zeitung? „Penetrant“ ist das einzige Wort, das mir dazu einfällt. Unangenehm in seiner Penetranz. Aus meiner Sicht dient dies nicht dem erhöhten Renomee Ihrer Zeitung, oder gar ihrer Qualität, sondern genau dem Gegenteil. Ganz konkret: der Verflachung, der Banalisierung, dem Boulevard. Schade! – Karl-Heinz Grau


Jetzt ist es aber mal gut. Seitenweise wurde bereits über Sinn und Unsinn der „Schmähkritik“ diskutiert und nun bekommt Herr Böhmermann noch  von Ihnen die ganz große feuilletonistische Bühne um weiter herumzupöbeln und seiner masslosen Selbstüberschätzung zu frönen, „Sie Kackwurst!“ War sicher wieder alles satirisch und hohe rethorische Kunst, das „Deutschland nach vorne ficken“ und Ihren Kollegen „die Fresse polieren“, wenn denn die falsche Frage gestellt werde. Wer ist dieser Herr Böhmermann? Sein Gebaren erinnert mich als ehrenamtlicher Fussballtrainer an 12- bis 14- jährige, vorpubertäre Jungs, die lauthals  jeden Ball fordern, zwar wenig mit dem Spielgerät anfangen können, alle anderen als „Arschlöcher“ bezeichnen und beim kleinsten Aua jammernd und klagend, ob der groben Unsportlichkeit des Gegenspielers, auf dem Platz zusammenbrechen. Oder ist er der Donald Trump der fraglich links-liberalen deutschen Kulturszene?Beide haben es mit offenkundig äußerst bescheidenen intellektuellen Fähigkeiten ja  weit gebracht. Nur, muss „Die Zeit“ das unterstützen? – Dr. Th. Lukowski


Sie sprechen mir aus der Seele! Es sind allerdings nicht nur die sozialen Netzwerke, in denen ein im Grunde ebenso hirn- wie pietätloser Kult um gerade Verstorbene betrieben wird. Auch Journalisten (und beileibe nicht nur die Regenbogenpresse) überschlagen sich seit einiger Zeit in Superlativen, wenn sie eines teuren Toten gedenken. Muss denn jeder Nekrolog zu einer Apotheose ausufern? Wird neuerdings das „De mortuis nihil nise bene“ so missverstanden, dass man über Verstorbene nur in einer Anhäufung von Superlativen schreiben darf? Ob Lemmy Kilmister, David Bowie oder Roger Willemsen – keiner ist zu Lebzeiten derart in den Himmel gehoben worden, wie es die Nachrufe der letzten Monate vermuten lassen, keinem hätte auch noch der größte Fehltritt oder die lächerlichste Peinlichkeit zur Heroisierung gereicht, wenn er noch am Leben wäre. Man mag gar nicht daran denken, was passiert, wenn eines Tages Bob Dylan oder Thomas Gottschalk oder gar Helene Fischer … – Wolf-Rüdiger Heilmann


Man kann es drehen und wenden wie man will – das Gedicht von Jan Böhmermann über Erdoğan ist keine Satire. Es besitzt vielmehr alle Attribute, die in einer zivilisierten Welt zu Recht verpönt sind: Es ist in mehrfacher Hinsicht zutiefst sexistisch, eine unerträgliche Schmähung einer Kultur und einer Religion und in der Summe schlicht menschenverachtend.  Man überlege sich einmal, was passieren würde, wenn eine solche widerwärtige Litanei nicht auf den (tatsächlichen) Bad Boy Erdoğan, sondern auf Angehörige einer anderen Rasse, Kultur oder Religion gemünzt worden wäre! Erfreulich ist, dass sich Böhmermann in Ihrem Interview von seiner allerbesten Seite zeigt: schlagfertig, geistreich, eloquent, frech. Nur dem peinlichen Vergleich mit Ai Weiwei hätte er besser wieder ein „Achtung: Satire!“ vorangestellt. – W.-R. Heilmann


Wundere mich, dass man zur Verbesserung der Reichweite von Wasserstoff-Autos, nicht eine Kombination aus Brennstoffzelle plus Batteriebetrieb in Betracht zieht. Das wäre dann gegenüber dem Verbrennungsmotor plus Batterie, quasi der Hybrid beim Elektromotor. – Dr. Richard Jähnke


„Merkel hat aus mir einen deutschen Ai Weiwei gemacht“. Einfach lächerlich!! – Rainer Heukamp


Der Beitrag von Ihrem Autor Peter Kümmel („Das Fest“) kann ich als Jazzer nicht unbeantwortet lassen. Ich beneide Peter Kümmel. Ich wäre liebend gern dabei gewesen. Die Jazz Clubs von der Ost- bis zur Westküste habe ich fast alle besucht,  in einer Zeit als es den Schwarzen sehr schlecht ging. Diese Schande kann ich den Vereinigten Staaten nie verzeihen. Die einzige wirkliche Kultur in den USA, mit der sie hätten wuchern können, anstatt sie mit Füssen zu treten. Am Rande sei vermerkt, die Schwarzen können sich, so lange ich denken kann, besser kleiden als ein Weiser. Die einzige Unart ist der zu starke Behang von Schmuckgegenständen. Der Präsident Obama ist für mich der bestangezogene Präsident aller Zeiten. – Gunter Knauer


Das Grundeinkommen hat in der Schweiz noch lange nicht die notwendige Anzahl Befürworter gefunden, vermutlich braucht es wie beim Frauenstimmrecht mehrere Anläufe. Hier waren die Eidgenossen bekanntlich das Schlusslicht. Haupteinwand ist die Finanzierung. Dabei haben die Initianten auch dafür eine brillante Lösung bereit, die Mikrosteuer mit einer Besteuerung von beispielsweise 5 Rappen pro 100 Franken Zahlungsbetrag. Klar, unvorstellbar für den Kapitalisten und Investor Tito Tenttamati. Die Belastung des riesengrossen Zahlungsverkehrs entlastet aber den Mittelstand, der gegenwärtig am härtesten in die Pflicht genommen wird. Abwandern würden dubiose Bankgeschäfte, wie beispielsweise Börsenroboter mit ihren ungeheuren Mengen von Wertschrifen-Transaktionen innert Millisekunden und auch der eine oder andere Hedgefond. Frankfurt, Singapur und London würden sich freuen. Wäre das schlimm? – Martin A. Liechti


Als Lehrerin hat es mich besonders interessiert, wie sich die Kinder ihre Traumschule ausmalen. Umso enttäuschter bin ich von der Auswahl der Kinderbeiträge. Warum müssen gerade zwei Gymnasiasten zu Wort kommen? Zeitleser sind eher wohl vertraut mit diesen Gedanken. Was meinen die Schüler der anderen Schulformen? Was denken die Hauptschüler? Was wünschen sich die Kinder mit Migrationshintergrund? Was wünschen sich die, die überall eher benachteiligt werden? Auch auf der Kinderseite erwarte ich Pluralismus – und gerade hier! – Andrea Baumhove


Kann es sein, dass der neben Jan Philipp Reemtsma abgebildete Herr nicht sein Vater, sondern der Hamburger Buchhändler Felix Jud ist? Er wäre Reemtsma als Vater wahrscheinlich sehr viel lieber gewesen, aber die Mischpoke kann man sich ja nicht aussuchen…apropos „aussuchen“- wenn meine Wahrnehmung stimmt, würde mich schon interessieren, wie Felix Jud dahin gekommen ist. – Nora Bender


Der Zuspruch so Vieler für rechtspopulistische Parteien, bzw. populistischer Agitatoren, Schreier, Denunzianten, ich nenne sie Weltenzerstörer, zeigt uns die Grenzen und das nahende Ende unserer Parteiendemokratie.  Es zeigt die Grenzen des  in den letzten 30 Jahren so rasant veränderten Systems, in dem falsch verstandene Freiheit, die vollkommene Entfesselung des Egos und dem daraus folgendem Hyperindividualismus und somit der vollkommenen Freisetzung der unermesslichen menschlichen Gier ermöglichte. Davor haben Religionen, Philosophien und daraus entstandene gesellschaftliche Regeln versucht diese Gier einigermaßen in Zaum zu halten. Wie immer, ist es natürlich schwierig einen so komplexen Prozess in einige Worte zu fassen, aber wie es auch sei, was wir brauchen ist eine neue Form des Zusammenkommens als Gesellschaft, einen Dialog der alle mit einschließt, alle mit ins Boot holt und für gegenseitiges Verständnis sorgt und  ein Gefühl für ein Miteinander erzeugt.
Wir brauchen kein Aus-einander-setzen mehr, sondern ein Zusammen-kommen. Nicht Prozesse, die die eigenen Interessen vor die der Gemeinschaft stellen, sondern Methoden zur gegenseitigen Findung und für das Wohl der Gemeinschaft. Eine solche Form hat der Physiker und Philosoph David Bohm schon vor einiger Zeit entwickelt und inzwischen wurde diese schon oft erprobt, gelebt und vor allem: körperlich erfahren. Hier finden Sie eine kurze Einführung.
Bohm über Dialog – Denn eines ist klar: Wir können nur in einem Miteinander, in gegenseitigem Respekt, ja besser gesagt in gegenseitiger Demut miteinander überleben und uns den enormen Herausforderungen der Zukunft stellen! Der Stamm der Onondonga Nation in Amerika begrüßt sich mit den Worten, die übersetzt sowas heißen wie: „Ich danke dir dafür, dass es dir gut geht“ Ein Verständnis dafür, dass  wir alle in wechselseitiger Beziehung stehen und somit die Erkenntnis, dass nur ein gemeinsamea agieren für unser gegenseitiges Wohl sorgt. – Andreas Hagn


Nun vergleicht sich Herr Böhmermann mit der Situation des Herrn Ai Weiwei. Indes: Das Gedicht kam nun mal zu einem politisch prekären Zeitpunkt. Dabei ist es – Kunst- und Meinungsfreiheit hin und her – Herrn Böhmermann regelrecht missglückt. In einer Satire im Zusammenhang mit einer bestimmten Person (Herrn Erdogan) und nach schon in einem vorangegangenen Gedicht erfolgter (erlaubter) Provokation widerliche auf muslimische Denkweise abgestimmte Verbalinjurien in den Raum zu stellen, um dann zu erklären, dass hier Anderes, dies aber nicht gesagt werden darf, räumte die mit dem Gebrauch der Verbalinjurie ausgesprochene Herabwürdigung nicht aus. Ein juristisches Lehrbuch sieht anders aus. Besser, Herr Böhmermann bleibt bei seinen Leisten, beschwört nicht gleich den Humorstandort Deutschland und macht deutlich, dass nicht auch böse (unerlaubte) Herabsetzungsabsicht im Spiele war. – Gisela Wohlgemuth


Ich bin seit mehr als 45 Jahren Mitglied in der SPD und stelle fest, dass wir in NRW noch nie so schlecht regiert wurden wie heute. Nicht nur dass wir in allen „Rankings“ stets den letzten Platz einnehmen und inzwischen, was die Wirtschaftsdaten angeht, sogar vom Saarland überholt werden sondern auch im Ruhrgebiet einen steten Verfall der Infrastrukturen zu beklagen haben. Unsere Ministerriege ist bedeutungslos bis auf unseren Finanzminister Borjahns. Ich nehme an, dass nicht mehr als drei Prozent der Bevölkerung mehr als drei Ministernamen zu benennen wissen. Ziel und Aufbruchstimmung sind gleich null.  Immer wieder die gleichen Ausreden: Strukturprobleme usw. Verstecken tut sich die Regierung hinter dem Wahlkampfmotto „ wir lassen kein Kind zurück“  ( wer will das schon?). Überprüfbar ist nichts. Ich als Rheinländer muss ergänzend zur schwachen Regierungspolitik  feststellen, dass wir Rheinländer sowieso in der Ruhrgebietskonsenspolitik nicht vorkommen. Dabei würden wir im Rheinland, wenn wir eine zwischen Ruhrgebiet und Rheinland getrennte Statistik hätten, wesentlich besser darstehen als der Durchschnitt der Republik. Die Konsenssoße deckt alles und lässt nichts zu. Noch betrüblicher ist es feststellen zu müssen, dass die die CDU genauso wenig zu bieten hat. Einen schwachen Kandidaten, keine Alternativen. Wir werden in NRW die letzten Plätze lange nicht verlassen. – Gert Lahnstein


Prof. Michael Hampe hat den Finger in die Wunde gelegt. Das schwächt unsere Demokratie im erheblichen Maße und wird auf Dauer unsere Gesellschaft weiter auseinander treiben. Diese Verantwortungslosigkeit der Wissenschaftler sind eigentlich ein Skandal. – Gunter Knauer


Sie rufen dazu auf, mit dem Dogma zu brechen, dass Nichtmuslime „Ungläubige“ seien. Möchten Sie auch mit dem Dogma brechen, dass ungläubig zu sein etwas Minderwertiges, gar Schlechtes oder sogar Böses sei?
Sie möchten sich „mit den redlichen internen Kritikern anderer Religionen“ verbünden. Welche internen Kritiker sind Ihrer Ansicht nach nicht redlich? Und würden Sie sich auch mit externen Kritikern verbünden? Würden Sie auch nichtgläubigen Menschen, die Dogmen und Religionen kritisieren, auf Augenhöhe begegnen? – Hedwig Toth-Schmitz


In Ihrem Artikel bedürfen zwei Aspekte der Verdeutlichung: Zum einen die Antwort auf die Frage, wer bzw. was für die globale Barbarei verantwortlich ist, und zum anderen Ihre These von der „ohrenbetäubenden Sprachlosigkeit der Linken“.
Unter Barbarei haben wir die globale Ausbeutung und Unterdrückung zu verstehen. Dazu stellen Sie fest, dass zum intellektuellen und politischen Kampf dagegen „nur wirklich progressive Parteien … in der Lage und willens (wären)“. Da die „C“-Parteien in unserem Lande entweder auf „liberal-konservative“ Weise oder mit „national orientierter Politik“ den Folgen der globalen Barbarei (z. B. der „Fluchtwelle“) zu entgehen versuchen, tragen sie eine Mitschuld an den bestehenden ungerechten Verhältnissen. Nicht viel anders fällt Ihre Diagnose bei der Sozialdemokratie aus: Die „sozialdemokratischen Parteien in den nördlichen Ländern (konnten sich) nicht zu einer systemkritischen, internationalen Sprache der Solidarität durchringen“. Systemkritik müsste die menschenfeindliche Wirkweise des globalisierten Kapitals entlarven und solidarische Politik für die Bedürfnisse der von Ausbeutung, Entrechtung und Terror Geknechteten in die Tat umsetzen. So zu handeln ist „Pflicht. Punktum.“ Die derzeit regierenden Konservativen und Sozialdemokraten sind pflichtvergessen. Punktum.
Eine humanistische (nicht „nur“ humanitäre) Politik würde dieser Pflicht Ihrer Ansicht nach gerecht, indem sie sich für „eine globale Finanztransaktionssteuer, das Schließen von Steuerschlupflöchern oder eine globale Kapitalertragssteuer“ einsetzt. Genau das sind zentrale Forderungen der Linken. Entsprechende Gesetzesinitiativen wurden seit Jahr und Tag von den Regierungsmehrheiten abgeschmettert. Wie kommen Sie auf Ihren Vorwurf, die Linke habe „die Zeichen der Zeit nicht erkannt“ und verharre „in einer nationalen Schockstarre“? In Ihrem Artikel findet sich kein einziges Beispiel, dass die Linke „globale Verhältnisse quasi wie Naturgewalten betrachtet“ und sich auf „nationale Lösungen“ besinnt. In Form einer rhetorischen Frage sprechen Sie der Linken Willen und Fähigkeit ab, „ob dieser Problemlagen mit einer umfassenden Analyse ihrer Ursachen und Zusammenhänge hervor(zu)treten, um international orientierte, strukturelle Lösungen zu formulieren“. Sie behaupten, in der politischen Debatte sei von transnationalen Lösungsvorschlägen „fast nichts zu finden“. Haben Sie Frau Wagenknechts neuestes Buch „Reichtum ohne Gier“ noch nicht gelesen? Hören Sie weg, wenn Vertreter der Linken in den einschlägigen Diskussionssendungen die transnationalen Politikstandpunkte vertreten, die sich seit der Gründung im Parteiprogramm finden lassen? Wie wollen Sie denn konkret belegen, dass angesichts der „welthistorischen Situation“ die Linken „nur mit Eskapismus, Nationalismus und Müdigkeit“ antworten? Mit Verlaub – das ist vorurteilsgeladenes Geschwafel. Der einzige konkrete Vorwurf gegen die Linke ist Ihr Verweis auf deren „Idee, dass genug Geld da ist, wenn man es nur druckt“. Dieser Vorwurf trifft jedoch nicht den Kern des Problems. Die Linke kritisiert nämlich die von der Politik den Banken erlaubte Möglichkeit, durch elektronische Anweisung von Krediten das Geld zu erschaffen, ohne eine einzige Druckmaschine zu benutzen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie von heutigen Sozialisten erwarten, sich zu einer Weltrevolution zu bekennen, wie sie die Sozialistische Internationale früherer Jahrzehnte wohlfeil propagiert hat. Die Linke hält sich an Demokratie, Recht und Gesetz. Das globalisierte Kapital entzieht sich auf vielfältige Weise der demokratischen und rechtlichen Kontrolle. Diese Kontrolle funktioniert aber nur auf nationalstaatlicher Ebene. Daher finde ich es schäbig, der Linken nationalistische Engstirnigkeit vorzuwerfen, wenn sie durch nationale Gesetze dem Treiben der Kapitalisten hierzulande Einhalt gebieten will. Mit gutem Beispiel voranzugehen ist nicht nur pädagogisch sinnvoll, sondern auch politisch. – Viktor Rintelen


Frau Böhm zeichnet in ihrem Artikel ein einseitig moralisches Szenario, in welchem dem menschenverachtendem Assadregime das Leid der zermürbten und zerbombten Zivilgesellschaft am Beispiel des Leids der Unschuldigsten, den Kranken, Ärzten und Krankenschwestern, entgegengesetzt wird. Mit dieser emotional geladenen Darstellung verbindet sie die Luftbrücke zur rein lebenserhaltenden Unterstützung als heilsbringende und längst überfällige Alternative um den Leidenden zu helfen. Von diesem Bild gefangen möchte man sofort „Ja“ rufen! Endlich etwas tun, das hilft und uns etwas Handlungsspielraum wieder gibt und uns aus dem Gefühl der Machtlosigkeit herausreißt. Doch nach und nach sickern die „Abers“ durch: Ja, aber hieße das nicht, dass wir ohne UN-Mandat den immer noch souveränen Luftraum von Syrien verletzen würden? Und würde das nicht Assad und seinem Verbündeten Putin das Recht geben, sich zu verteidigen und unsere Rosinenbomber, die ja schließlich aus der Sicht Assads seine Feinde unterstützen wollen, abzuschießen? Wer erinnert sich nicht an den von der Türkei abgeschossenen russischen Jäger, da dieser in deren Luftraum eingedrungen war. Haben sich da nicht insgeheim alle westlichen Länder gefreut, dass die Türken es den aggressiven Russen gezeigt haben. Wer könnte nun bezweifeln, dass Putin in Erwägung ziehen würde, die widerrechtlich eingedrungenen Flugzeuge mit einer Übermacht zu pulverisieren und so die überheblichen westlichen Mächte mit ihrem eigenen Mittel, dem Völkerrecht zu schlagen und gleichzeitig zutiefst zu demütigen? Und hieße das nicht, dass wir, die europäischen Mächte, um dies zu verhindern, die Rosinenbomber mit eigenen Jagdflugzeugen schützen müssten, und zwar mit so vielen, dass Assad und Putin nicht angreifen könnten, da definitiv unterlegen? Und hieße das nicht ein Wettrüsten, ein militärisches Aufschaukeln des europäischen Konfliktes mit Putin auf syrische Kosten? Denn schnell würde der eigentliche Sinn der Luftbrücke verloren gehen. Und dies wäre nur eines von vielen Abers. Trotzdem stellt sich die Frage, gerade durch die polarisierende Darstellung des Artikels, was ein Völkerrecht wert ist, wenn es anstatt moralische oder ethische Werte zu stützen, genau diesen entgegenzuarbeiten scheint. Was ist eine UN wert, wenn Länder mit so unterschiedlichen ethischen und moralischen Maßstäben wie Russland und Amerika Vetomächte sind? Zum einen können wir feststellen, so wie es bei jedem Recht ist, wenn es keiner mit Gewaltmonopol oder zumindest einer Gewaltübermacht durchsetzen kann, dann wird es von den Starken missachtet und nur die Schwachen müssen sich daran halten. Zum anderen werden die Schwachen zu Spielbällen der Starken, siehe Ukraine und Syrien. Der Artikel von  Andrea Böhm zeigt in seiner vielleicht gewollten Naivität, die alleine Moral als Kriterium sieht, wie weit die Politik sie bereits im großen Spiel der Länder aufgegeben hat. Und da wundert man sich über Politikverdrossenheit. – Tede Lorenzen


Die Passivität von Frau Hannelore Kraft kann neben Ermüdung oder Resignation auch andere Ursachen haben. Beim Lesen des Artikels drängte sich mir sofort der Begriff „Narzissmus“ auf. Und in der Tat finden sich im Artikel einige Hinweise auf das Vorliegen eines narzisstischen Persönlichkeitsstils bei Frau Kraft. Sie trägt ausgefallene Kleidung („wirft Hannelore Kraft ihr leuchtend rotes Jackett über“), reagiert übermäßig empfindlich gegenüber Kritik („Kaum einer von ihnen traut sich noch, Hannelore Kraft in Sitzungen zu kritisieren. Einwände bügelt sie ab“), braucht die Anerkennung anderer für Ihren Selbstwert („In der SPD-Sitzung am Tag vor der Landespressekonferenz beklagte sich Kraft vor den Genossen darüber, wie schlecht sie in den Berichten der Medien wegkomme“) und fühlt sich gekränkt, wenn jemand sie kritisiert („Sie wurde empfindlich, wenn ihr ein Politiker widersprach, und wertete Kritik als persönliche Gemeinheit“). Die Frage, weshalb Frau Kraft, keine großen politischen Themen anpacken will, lässt sich anhand dieses Narzissmus ebenfalls erklären: Es ist ein (unbewusster) Schutzmechanismus. Narzissten fürchten, solange sie in der narzisstischen Störung gefangen sind, das quälende Gefühl der Scham – das z.B. bei Misserfolgen eintritt – und tun alles, um dieses Erleben zu vermeiden. Das eigene Selbst wird sozusagen durch Rückzugstendenzen oder Vermeidungsverhalten geschützt. Getreu dem Motto: Wer nichts macht, macht nichts falsch. Daher ist es auch typisch, dass Frau Kraft von Problemen, sei es im Ruhrgebiet („Das sehe ich anders. Auch im Ruhrgebiet sehe ich viele positive Entwicklungen“) oder bei „sterbenden“ Stadtwerken („Ach was, das sehe ich nicht“), nichts wissen will. Sie blendet diese Probleme aus, um sich mit diesem Vermeidungsverhalten vor dem Gefühl der Scham zu schützen. Eine Ministerpräsidentin, die aus Angst vor Misserfolgen ein Vermeidungsverhalten an den Tag legt, ist jedoch denkbar ungeeignet, um ein Bundesland zu regieren. Im Interesse der Zukunft Nordrhein-Westfalens sollte Frau Kraft möglichst bald einem Nachfolger Platz machen. – Michael Pfeiffer


Herr Böhmermann stellt sich wohl gar nicht die Frage, ob seine Freiheit der Kunst und Meinung von der im Grundgesetz geschützten Menschenwürde eingeschränkt werden kann. Für ihn gilt nur, dass die Freiheit seiner “Kunst” grenzenlos ist – ohne Rücksicht auf Verluste. So spielt er den naiven und falschen Märtyrer. Wenn sich seine Ansicht durchsetzt, trägt er dazu bei, aus dem “Volk der Dichter und Denker” ein Volk der Rüpel und (geistigen) Hooligans zu machen. Der Anfang ist ja schon gemacht: So konnte Herr Lucke (ex AfD, jetzt Alfa) Herrn Böhmermann “eine feige Drecksau” nennen (Zitat aus WELT online und Hamburger Abendblatt online vom 17.4.16). Ich denke in diesem Zusammenhang oft an den Satiriker Wolfgang Knauer, dessen Sendereihe “Der Reißwolf” im NDR-Radiogramm der 1980 und 1990er Jahre mir unvergessen sind. Knauer kam mit seinem Esprit und treffsicheren Pointen aus, er brauchte keine künstlichen Stärkungsmittel aus eine Fäkaliengrube. – Klaus Haack


Ihr Artikel “Lemmy! David Bowie!! Prince!!!” aus der Zeit vom 4. Mai spricht mir aus der Seele. Vielen Dank für diese treffliche Beschreibung dieses sozialen Phänomens, von dem zu erwarten ist, dass wir es in Zukunft leider vermehrt erleben werden, und für das Hochhalten einer fast vergessenen Haltung: der Demut. Zwei wichtige Aspekte der kollektiven Trauer gehören für mich hinsichtlich der Pariser und Brüsseler Attentate noch dazu: Zum einen das triviale Bedürfnis vieler Menschen, ihrer Solidarität auf sozialen Netzwerken durch nationalistische Symbolik (zumeist in Form der Trikolore als temporäres Profilbild bei Facebook) Ausdruck zu verleihen. Ich erkenne darin ein Bedürfnis nach geographischer und politischer Identifikation der Trauer. Es ist der verzweifelte Griff nach Außen und Oben, anstatt der von Demut getragene Blick nach Innen. Und es führt zwangsläufig zu einem unwürdigen Aufrechnen. Mit jedem Staat, den wir nach einem Terroranschlag kollektiv betrauern, erzwingen wir die moralische Frage nach der fehlenden Trauer um jeden anderen Staat auf der langen Liste terroristischer Anschlagsziele. Mit Demut hat auch dies nichts zu tun. Ein englischer Freund hat diesen Hashtag-Jammer (#JeSuisBruxelles und Co) einmal sehr passend beschrieben: „repeat tragedy porn ad infinitum because we all need to feel involved”. Zum anderen aber stellt dieser schrille und laute Jammer eine von uns allen bereit gestellte Werbetrommel und Rekrutierungshilfe für eine Terrororganisation dar, die genau auf diese Empörung und Angst baut (crowdsourced marketing sozusagen). So kann sich jeder zweifelnde oder heranwachsende Terroristenanwärter seines potentiellen Eindrucks gewahr werden. Unsere gellende und grelle Trauer spielt der Popkultur des ISIS somit massiv in die Karten. Demut wäre auch hier die richtige Antwort. – Barbara v. Gayling


Allein schon die Aussage von Aiman Mazeyk: „Warum hassen sie uns Muslime?“, zu Frauke Petri, zeigt mir, wie lebensfremd dieser Mann ist. Frau Petri wie viele Menschen in unserem Land auch, hassen den Islam nicht, wir wollen nur wissen, warum der Islam sich so vehement dagegen wert sich zu reformieren. Die hinreichend bekannten Menschenrechtsverletzungen werden ständig bestritten obwohl sie offensichtlich sind. Wenn er nicht bereit ist, das zu akzeptieren, dann ist der Mann am falschen Platz und Ort und sollte ausgewechselt werden gegen Ihren Autor Abdel-Hakim Ourghi. Sein Beitrag ist von großer Vernunft geprägt. Ich mache auch der Politik große Vorwürfe, daß sie das überhaupt seit vielen Jahren hingenommen hat. Die falsche Toleranz hat uns nämlich auch die AfD beschert. Und die hat in der Islamfrage gar nicht so unrecht, wie die Politik uns weis machen möchte. – Gunter Knauer


Herr Böhmermann bläst sich auf! Dieser Vergleich (Ai Weiwei Deutschlands) ist so dumm wie seine Schmähung. Böhmermann ist einfach nur schlecht und muss sich durch sinnlose Übertreibungen Aufmerksamkeit verschaffen. Die Schwester der Freiheit ist die Verantwortung! Das sollte eigentlich auch die Zeit wissen. Einen solchen Artikel will ich in Der Zeit nicht noch mal sehen! Das hat nichts mit Qualitätsjournalismus zu tun. Ich bin kein Bild-Leser und mag keine „Aufreger“. – Joachim Ohser


Böhmermann: „Ich habe einen rumpeligen, aber komplexen Witz gemacht, mehr isses ja nicht.“ (Die Zeit 20/2016)
Es sei einmal festgestellt, dass Herr Jan Böhmermann weder den türkischen Präsidenten Erdogan noch sonst jemanden als „Ziegenficker“ zu bezeichnen hat. Auch in Satiren darf die journalistische Freiheit nicht unter die Gürtellinie gehen und derartige Ausmaße annehmen. Ein besonnener Staatsmann hätte von dieser Causa wohl kein weiteres Aufhebens gemacht, er hätte die Sache auf sich beruhen lassen. Es müssten viele Politikerinnen und Politiker tagtäglich Klagen einreichen. Doch der lupenreine Demokrat Erdogan hat den Ball aufgefangen und benützt ihn als weiteres Indiz und Druckmittel, wie doch die Türkei trotz der Vorbehalte Deutschlands und der EU gegenüber seinem Land Flüchtlinge aufnimmt. Die deutsche Regierung und die Bundeskanzlerin Angela Merkel haben das einzig Richtige getan: sie lassen die Gerichte entscheiden. Hätte die Bundeskanzlerin Herrn Böhmermann unter ihre Fittiche genommen, wäre es mit der deutschen Rechtsprechung wie mit der türkischen: die Politik entschiede über Schuld und Unschuld. Heute, 6.Mai 2016, lese ich, dass der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar, und sein Kollege Erdem Gül wegen angeblicher Veröffentlichung geheimer Dokumente zu über 5-jährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Derlei willkürliche Urteile sind seit Langem gang und gebe. Vor etlichen Jahren gab es beispielsweise den Fall eines deutschen Minderjährigen, der angeblich eine sexuelle Beziehung zu einer ebenfalls minderjährigen Engländerin hatte, und lange Monate auf einen Prozess warten musste, währenddessen er das türkische Gefängnis nicht verlassen durfte – ein schöner Rechtsstaat! Der Völkermord an den Armeniern wird geleugnet, usw. Es ist zu hoffen, dass die EU die Visafreiheit der Türken ablehnt, mit Sicherheit hätten eingebürgerte Terroristen Reisefreiheit innerhalb der EU! Für die Flüchtlinge muss es andere Lösungen geben, wir dürfen uns von Erdogan, welcher ein Präsidialsystem (sprich Diktatur) anstrebt, nicht erpressen lassen! Es sollte wohl die letzten Zweifler überzeugen, wenn Erdogan nun seinen Schwiegersohn zum Nachfolger des kritischen Premier Davutoglu machen möchte. Für die Türkei unter Erdogan: keine Visafreiheit, keine EU-Mitgliedschaft! – Alfred Feldmann


Der Artikel über Frau Kraft ist m.E. sehr gelungen. Dies gilt insbesondere in Bezug auf die Provinzialität in NRW. Wir müssen begreifen, dass das, Vieles was, wir als Errungenschaften begreifen, von der Welt (insbesondere deren ‚Normalbürger‘) keineswegs als leuchtendes Vorbild begriffen, sondern kritisiert wird (eigene Erfahrungen). Die eigentliche Arbeit hat jetzt erst begonnen, ist nicht etwa schon hinter uns (das gilt auch für die Schwaben). Ich habe so den Eindruck, dass viele Deutsche meinen, wir sind das Vorbild und die anderen sollten uns jetzt folgen. Das ist schon etwas arg selbstreferentiell. Ich rede hier nicht von Berlin or so, sondern gerade insbesondere vom alten Westen (auch und insbesondere NRW). Das hat sich m.E. offenbar eine Art verstaubte Selbstgenügsamkeit und Inflexibilität breit gemacht, befeuert von TV-Dokus über die alte BRD, Deep Purple, Rainbow etc. „Weiter so.“ Das wird so nicht gehen. – Bernd Lemke


Jetzt wird es peinlich! Jan Böhmermann fällt nicht mehr ein als das ewig junge Klischee vom immerschuldigen Politiker. Er verweigert Angela Merkel das Recht auf Meinungsäußerung, verlangt aber den Schutz hinter Kanzlers Schürze. Merkel hatte zwei Möglichkeiten: Entweder sie etabliert sich als Schutzengel des Satirikers und mißachtet damit die Souveränität der Kultur (Pfui! würde Böhmermann rufen) oder sie erklärt die Nichtzuständigkeit der Politik und zwingt den Satiriker damit zur Selbstverantwortung (Pfui! ruft Böhmermann). Auch für Merkel-Kritiker ist klar, dass sie den klügeren, meines Erachtens den einzig klugen Weg beschritten hat. Das Recht, für sein eigenes Handeln Verantwortung zu tragen, zählt seit Abschaffung der Leibeigenschaft zu den Würden menschlicher Souveränität. Böhmermann hat hier zurzeit einen weißen Fleck. Damit befindet er sich wohl in Gesellschaft vieler Menschen. Aber als jammernder Satiriker degradiert er sich selbst zum Pausen-Clown, zum Possenreißer. Damit hat Jan Böhmermann allerdings ein Alleinstellungsmerkmal. – Dr. Michael Werner


Ich lese jedes Mal als erstes mit Vergnügen Ihren Beitrag im Magazin. Dieses Mal – in der neuesten Ausgabe – enttäuschen Sie mich mit einer fast populistischen Aussage zur Einkommensteuer für Rentner. Natürlich fängt die EK-Steu-Tabelle bei 8500 Euro an, und wirklich muß man in diesem Fall 3 % Steuer zahlen. Was Sie aber unterschlagen, ist die Tatsache, dass es sich um das „steuerpflichtige“ Einkommen handelt. Das reale Brutto, und damit das monatlich verfügbare Einkommen, ist auch in diesem Fall um einiges höher. – Manfred Kilz


Man kann gar nicht hoch genug wertschätzen, dass es NGOs wie Greenpeace gibt, die den Job übernehmen, den in einer Demokratie eigentlich die Parlamentarier tun sollten. Doch die unsichtbare Hand der Wirtschaftsinteressen hindert sie daran (Stichwort “Leseraum“). Und da wundert sich die Politikerriege in ganz Europa, dass Kräfte wie AfD, Front National, UKIP etc pp erfolgreich werden? Wie weit kann man noch von der Lebensrealität der europäischen Bürger entfernt sein? – Michael Hauck


Vorab: Ich bin kein Top-Manager und ich verdiene keine 500.000 Euro. Damit bin ich Ihrem Artikeln nach kein Kandidat für einen Marathon. Schade, denn ich bin Marathoni. Ich bin schon einige Wettbewerbe gelaufen. Halbmarathon und Marathon. Nicht ein einziges Mal wurde ich angerempelt, es wurde auch nicht gedrängelt. Geschwitzt habe ich allerdings. Und das nicht zu knapp. Und es ist Qual, zumindest zwischen den Kilometern 35 bis 40. Davor und danach ist es Spaß. Die „Mitläufer“ sind allesamt irgendwie nett, ausgeglichen, kommunikativ. Natürlich lieben sich die Top Läufer und Läuferinnen nicht. Allen Gerüchten nach handelt es sich bei diesen um Spitzenmanager aus Kenia und Äthiopien. Ich kann diese Gerücht nicht bestätigen, da diese Top-Manager immer schon im Ziel sind, wenn ich gerade die halbe Strecke hinter mir habe. Da kann ich nicht mitreden. Da sind Sie der Experte. Laufen tut gut. Kontrolle ist wichtig. Insbesondere, wenn ich für einen Marathon trainiere. Das ist Extremsport unter 40.000 Freunden. Ich liebe die Uhren, die mir sogar mitteilen, wie viele Schritte ich bis ins Ziel benötigt habe. Ich trage Sportkleidung. Und ich bin dankbar, dass Erkenntnisse aus dem Spitzensport in die Massenware einfließen. Sonst würde ich wahrscheinlich immer noch in Baumwoll-Trainingsanzügen, Bauwollsocken und Converese Schuhen versuchen, zum Ziel zu kommen. Noch verschwitzter, von Belästigungen geruchlicher Natur ganz zu schweigen. Ich habe nichts dagegen, wenn die in Modefarben angepriesen werden. Karo und Cord passt auch irgendwie nicht zum Marathon. Und wenn diese Ideen von den Top-Managern kommen, die selber mitlaufen, dann ist mir das auch ziemlich egal. Marathon macht Spaß. Wir treffen so viele Läufer im Park und in den Auen am Rhein, die fröhlich wirken. Verbissene sehen wir sehr selten. Was daran liegen mag, dass Laufen so viel Gutes bewirkt: Man kann mal ein Eis mehr essen, ist ausgeglichen und im Alltag robuster gegen drohende Frustrationen. Denn einen Marathon zu Ende zu bringen, verändert einen. Man schafft etwas, was schier unerreichbar zu sein schien. Und das aus freien Stücken. Sollten Sie mal versuchen. – Ludger Schneider-Störmann


Vielen Dank für den Abdruck des Interviews mit Herrn Böhmermann.
Leider machen seine Beiträge einen sehr arroganten und überheblichen Eindruck; meine Sympathien für ihn sind dadurch geschwunden. – Hartmut H. Rübenkamp


Die festgehaltenen Erfahrungsberichte von Nordkoreanern waren für mich persönlich ein enormer Schock und lösten zunächst viele Emotionen aus: Wie ein Terrorregime ungehindert Unschuldige foltert, misshandelt, tötet, ihnen nicht zuletzt ihre Würde nimmt und somit universelle Menschenrechte auf ihrem Territorium einfach auslöscht – das hat mich bestürzt. Doch der Artikel hat mich nicht nur auf einer emotionalen Ebene getroffen, recht schnell nach dem Lesen begann ein umfassender Denkprozess, in welchem ich Querverbindungen und Verknüpfungen zu vielen aktuellen Problemfeldern herstellte – ausgelöst durch den genannten Artikel über Nordkorea. Die Leitfragen in meinen Überlegungen waren und sind dabei:
– Wie kann ein solch institutionalisiertes Verbrechen an der Menschheit auch nach über 71 Jahren der Überwindung des Nationalsozialismus verhindert werden?
– Welche Verantwortung hat dabei die deutsche Politik, beziehungsweise die deutsche Öffentlichkeit?
Natürlich ist es mir als Abiturient nicht möglich, irgendeinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit anzumelden. Doch möchte ich gerade als junger Bürger meine Gedanken formulieren und sie mit anderen teilen. Zunächst einmal bedarf es nichts Geringerem als einer Umwälzung bestehender Vorstellungen von den Grundzügen politischen Handelns. Damit ist in erster Linie die sogenannte „Realpolitik“ gemeint, die in letzter Zeit als Schutzschild nationalkonservativer Politiker fungiert, als Rechtfertigung für eine neue Doktrin, die global verschiedenste politische Akteure lähmt und beschränkt: der, der nationalen Abschottung. Wie kann diese „Realpolitik“ eine Entschuldigung sein, unseren Grundwertekanon und unserer Wertvorstellungen, geprägt vom humanistischen Aufklärungsgedanken, hinter den Erhalt von – regional begrenztem – Wohlstand zu stellen?! Das hat nur im Hinblick auf Bestrebungen der eigenen Profitmaximierung mit der Realität etwas gemein, was konkret möglichst viele Stimmen bei den Wahlen bedeutet. Und dazu bedarf es eines größtmöglichen Wohlbefindens dieser Wähler – was auf Kosten vieler anderer auf der Welt geht.
Somit werden demokratische Politiker Getriebene einer mehr als undemokratischen „Weltordnung“. Die Opfer dessen sind zahlreich: willkürliche Häftlinge in Nordkorea, die aufs Schlimmste misshandelt werden, eine vom Bürgerkrieg zerriebene und leidende Bevölkerung in Syrien und ja, auch die freie Presse in der Türkei und leider viele weitere. Wie können wir es als demokratische Bürger Deutschlands verantworten, im Angesicht dieser enormen Opferzahlen, einer Politik die Legitimation zu geben, die eben diese Opfer ignoriert oder noch schlimmer: sie bewusst in Kauf nimmt?
Realpolitik sollte anders definiert werden: Als Politik, die zu einem grundsätzlichen Wertekompass steht, wie wir ihn schon festgelegt haben (in Form des Grundgesetztes, UNO-Charta u.ä.) und unverhandelbar für diesen eintritt. Als eine Politik, die unsere historische Verantwortung ernst nimmt und nicht nur das Kommando der Speerspitze von NATO-Truppen in Osteuropa übernimmt, sondern in vielen Politikfeldern vorangeht.
Hierbei sind erstens die zunehmenden nationalen Bestrebungen, die den europäischen Gedanken angreifen ebenso wenig hilfreich wie zweitens die Politik des Wegduckens und Abwartens der deutschen Regierung.
Es mangelt an frischem Wind, an Ideenvielfalt als Gegenstück zur Problemvielfalt. Darum muss der Politikbegriff eine neue Ausrichtung erhalten und Deutschland kann dabei die Vorreiterrolle einnehmen: Globale Verantwortung, die jede Regierung auf dieser Welt verpflichtet und deren Motor die westliche Welt, die EU zusammen mit den USA, sein muss. Die Realpolitik muss bedeuten, nicht die Augen vor den Problemen zu verschließen, sondern sie offen und transparent zu diskutieren und Lösungsansätze zu suchen. Außenpolitik darf nicht nur das Vertreten nationaler Interessen bedeuten, vielmehr müssen – breit ausgelegt – alle Menschen unverhandelbar ihre Rechte garantiert bekommen.
Diese Aufgaben klingen utopisch, unerreichbar. Und tatsächlich möchte ich als Ziel nichts Geringeres als eine faire, humane Welt nennen, in welcher auch Nordkorea nicht mehr als Bastion des „Absolutismus“ gilt, sondern in welchem ebenso wie bei uns die persönliche Freiheit und ein umfassender Rechtsschutz im Vordergrund stehen.
Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Rechte keineswegs selbstverständlich sind, die gegenwärtige Realität zeigt dies global. Doch bedeutet das nicht, dass wir uns mit diesen Rechten abschotten sollten – sondern vielmehr, dass wir diese Rechte in die Welt hinaustragen. Denn schon der Prozess der Entstehung moderner Demokratien war eine grenzübergreifende Kette von Handlungen, als Beispiel sei die Märzrevolution von 1848 genannt, für welche auch die Februarrevolution 1848 in Frankreich einen bedeutenden Funken darstellte. Nicht zuletzt mit der Konsequenz, dass sich eine Flucht hierher nicht mehr lohnen würde und der Beendigung von Unrechtssystemen, würde diese Politik unsere Welt verbessern und drängende Probleme lösen.
Ihre Bausteine sind der vorhandene Humanismus und Internationalismus, welche erweitert durch eine flexible Politik für differente Probleme bei bestehendem fixem Wertekatalog das Haus bilden würden, in welchem wir alle wohnen könnten. – Pascal Frank


Manchmal ist die Welt so, wie es sich der „kleine Maxi“ vorstellt. Die großen US – Konzerne mit all ihrer Wirtschaftskraft, treiben die Politiker Europas, mit ihrer „Zauberformel“ von der Schaffung mehrerer 100.000 Arbeitsplätze, vor sich her. Dank aufmerksamer Whistleblower  wird die Welt aber immer transparenter. Es ist nicht mehr so leicht, etwas unter der Decke zu halten. Viele Europäer sind erstaunt und entsetzt darüber, dass es auch bei den großen Dingen der Welt so zugeht, wie auf einem Viehmarkt. Autos aus Deutschland dürfen ungehindert auf den US – Markt, wenn Gen – Food und Hormonfleisch in der EU zugelassen werden. Die allmächtigen Konzerne nehmen kaum Rücksicht auf Wünsche der politischen Eliten Europas, die Bevölkerung in der EU wird nicht einmal mehr informiert. Es herrscht das Gesetz des Schweigens! Die Bürger wissen jetzt wie sie dran sind. Es geht um unsere Gesundheit, und die ist unser höchstes Gut! TTIP ist in Europa nicht hip! Warum auch sollte die EU sich ihre vorbildlichen Standards verwässern lassen? Die USA können sich von Europa noch einiges abschauen. – Egon Hofer


Dank einiger Whistleblower wurde nun der „Beipacktext“ zu TTIP veröffentlicht. Wenn man von den vielen „Nebenwirkungen“ liest, überlegt man sich die „Einnahme“ von TTIP sicher zweimal. Gegen Arbeitslosigkeit und Stagnation der Wirtschaft in Europa muss es doch noch eine andere Medizin geben, muss doch noch ein anderes Kraut gewachsen sein. TTIP ist in Europa nicht hip! – Elisabeth Hofer


Das Interview war sicher gut für die Auflage der ZEIT, für Böhmermann könnte die erste öffentliche Aussprache nach der Affäre zu einer Auflage gänzlich anderer Art führen. Überdies hat das Titelblatt der ZEIT N° 20/2016, ob nun mit Absicht oder nicht, durchaus feine Ironie dargeboten. Behandelt doch das Titelthema die Kunst des Redens, zu der auch Momente des Schweigens gehören; um es mit George Canning (brit. Politiker, 1770-1827) zu sagen: Die ganze Kunst des Redens besteht darin, zu wissen, was man nicht sagen darf. Der ebenfalls auf dem Titelblatt abgebildete Böhmermann beherrscht diese Kunst offensichtlich mitnichten. – Matthias Bartsch


Ich frage mich, was Herr Böhmermann uns eigentlich mitteilen will.
Das ganze Interview besteht aus einer Ansammlung von Späßchen und vermeintlich hintersinnigen Kommentaren, mit denen Herr Böhmermann für sich eine Märtyrerrolle reklamiert, unter anderem durch einen deplatzierten Selbstvergleich mit Ai Weiwei.  Ich hoffe, dass das alles als „Satire“ zu werten ist. Der eigentliche Kern des Pudels liegt woanders: Herr Böhmermann hat mit seinem Erdogan-Elaborat bewußt einen Riesenrummel ausgelöst, dies, wie er sagt, im Namen der Pressefreiheit. Das mag sein und damit hat er, was zu begrüßen ist, die Ambivalenz der deutschen Flüchtlingspolitik auf’s Tablett gezerrt. Zugleich hätte er uns, und damit sind Türken wie Deutsche gemeint, die Plumpheit seiner Erdogan-Schmähkritik ersparen können. Eine intelligente und im besten Sinne satirische Form hätte größere Wirkung erzielt und die Entscheidung der Bundesregierung bezüglich seiner Strafverfolgung gegenstandslos gemacht. Ich empfehle als Anschauungsmaterial eine Matthias-Claudius-Interpretation, die Dieter Hildebrandt 1985 dem damaligen Bundeskanzler in den Mund gelegt hat. – Peter Woias


Das Titelbild Ihres Artikels ist eine grosse Ehre fuer den tiefglaeubigen Baptisten Martin Luther King. Er war weder Rethoriker noch war er ein Propagandist. Seine Kraft und Inspiration auch fuer seine gewaltige Rede in Washington kamen vom “ Geist Gottes „. Dieser “ Gott der Bibel “ kann alles moeglich machen , sogar flammende Reden . Wenn wir uns ihm zuwenden. – Erwin Chudaska  


Auf die Reaktion zu dieser deutlichen und eindringlich formulierten Analyse und der Aufforderung an die Linke zur Rückbesinnng zu ihren Anfängen bin ich gespannt. Werden sich unsere Philosophen, Soziologen und Politiker in den Diskurs einmischen und ebenso deutlich Position beziehen? Es wäre wünschenswert und hilfreich, was Bewußtseinsbildung aber vor allem praktische Umsetzung einstiger Ziele anbelangt. weil Syrien weiter ausblutet“ und mit ihm viele andere Kriegs- und Krisenländer mit dem Ergebnis, daß sich mehr notleidende Menschen auf den Weg zu uns machen. Wie konnten F. Fanon, E. Galeano, E. Cardenal und andere „Rufer in der Wüste“ seit den 60ger Jahren nur so gründlich ignoriert werden, obwohl sich die Katastrophe seit Jahrzehnten angekündigt hat, und wir sie „sehenden Auges“ und wissend um die Konsequenzen zugelassen haben. – T. Scholl
oder
Wie sähe die Welt heute aus, wenn man „einsamen Rufern“ wie F. Fanon, E. Galeano etc. zugehört und mit Weitsicht und Klugheit vorausschauend gehandelt hätte? Mit welchem Recht haben sich die westlichen Regierungen angemaßt, die klaren Botschaften der Erfahrenen und vieler Anderer zu ignorieren und weiter zu handeln wie gehabt trotz Wissen um die Folgen? Wie soll man  Regierungen bezeichnen, die nicht mehr „Herr im eigenen Hause“ sind, weil Megakonzerne bestimmen und ihre Forderungen durchsetzen, dieselben Regierungen dann aber Banken sanieren müssen, damit es nicht zum Staatsbankrott kommt? Wie konnten westliche Regierungen angesichts der Kriegs- und Nachkriegszustände in Afghanistan, dem Irak, Lybien oder Syrien bzw. der Mehrzahl der afrikanischen Länder glauben machen, sie hätten nach jahrzehntelanger Unterstützung von Gewaltregimen keinen Anteil daran, wenn Millionen Flüchtlinge und das Elend in den Herkunftsländern die logische Folge dieser Fehlhaltung sind?
oder
Wann werden wir endlich über eine global agierende Institution/Organ/Regierung verfügen, die mit Rechten und Befugnissen ausgestattet ist, Despoten und Völkermörder automatisch abzusetzen,  damit das große Leiden von Millionen Menschen weltweit gestoppt wird? Wie kann kann der kleinere Teil der Menschheit weiterhin prassen und zusehen, wie der größere vegetiert, geknechtet aushält oder bestialisch abgeschlachtet wird? – Resi Menke


Der Artikel von Rainer Forst und Bernd Ulrich war nichts für schwache Nerven. Das Gebot der Stunde: „Das Hemd ist mir näher als der Rock“, wurde hinterfragt, die Ergebnisse lassen einiges befürchten. Die größten Konzerne der Welt, mit all ihrer Wirtschaftskraft, geben die Richtung der Entwicklungen vor. Gewinnmaximierung um jeden Preis bedeutet: Ausnützen aller möglichen Gesetzeslücken mit dem Ziel, keine oder kaum Steuern zu zahlen, was den Volkswirtschaften großen Schaden zufügt. Weil das noch nicht reicht, werden Steueroasen genützt um Gelder noch einmal steuerschonend zu verstecken. Die  Maxime lautet: Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt. Wer über Millionen Arbeitsplätze verfügt, der schafft an! Die politischen Eliten Europas, die noch mit vielen anderen Problemen zu kämpfen haben, werden von den transnationalen Wirtschaftsströmen überrollt. Die größte Wirtschaftskrise seit 70 Jahren macht alle erpressbar. Es scheint nur mehr um die Frage zu gehen:“ Wie viel sind wir bereit zu opfern, um zu Arbeitsplätzen zu kommen?“ Schlechte Zeiten für eine Politik der Gerechtigkeit! Oder anders gefragt: „Wie viel Gerechtigkeit darf es diesmal sein?“ – Egon Hofer


Ob die Fäkalsprache von Herrn Böhmermann bald zur deutschen Leitkultur gehört. (Lustig tönt der Facebookticker: „Willi ist ein Ziegenf..“) Bin auch im Zweifel, ob das Satire ist oder nur eine spät pubertäre Ferkelei. Selbst im Fall des Herrn E. sollte der Zweck nicht jedes Mittel heiligen. Ihre kompetente Politikredaktion könnte sich einmal mit der Frage auseinandersetzen, welchen Kollateralnutzen Herr E. aus diesem Thema zieht. Der türkischen Elite, vor allem der säkularen und demokratischen, dürfte Herr Böhmermann einen Bärendienst erwiesen haben. – Gerd Heuft


Unter dem tagtäglichen Eindruck des zunehmenden Zerfalls eines sicher geglaubten Wertebestandes in Europa ist Ihr Artikel eine interessante Analyse des schwierig durchschaubaren Ursachengeflechts. Mag sein, dass auf nur zwei Vollseiten die zahlreichen ….ismen und Wortschöpfungen zur Komprimierung von Sachverhalten unumgänglich notwendig sind. Ein Begriff aber kommt in Ihrem Artikel nicht vor und die angemessene Befassung mit einem Problemkomplex fehlt, obwohl dieser in Europa für den grassierenden Werteverfall mitursächlich ist: die ausgeuferte Staatsverschuldung, die Staaten in Bedrängnis bringt, staatliches Handeln einschnürt und die undemokratisches, extremes, sozialneidisches, fremdenfeindliches Gedankengut europaweit düngt. Aber auch nur beinahe wäre unter dem Stichwort Keynesianismus die verheerende Auswirkung der abnormen Staatsverschuldungen in den notwendigen Fokus gerückt. In Ihrem Artikel kommt die Linke ohne Konfrontation mit ihrem Anteil an der Verantwortung für die Folgen der Staatsverschuldungen unbehelligt davon. An der Stelle leidet die Präzision Ihrer Analyse erheblich. – Lothar Niewerth


Es hat  gewichtige Gründe, weswegen Abiturienten lieber Germanistik, Soziologie oder Medizin studieren als Ingenieurwissenschaften – die aber führt der Artikel nicht an. Der Hauptgrund ist ein kultureller. Bei derjenigen Schicht der Bevölkerung, die vor hundert Jahren „die gebildeten Stände“ genannt wurde, haben die Geistes- und Staatswissenschaften sowie die Medizin ein  wesentlich höheres Ansehen  als technische Berufe – das ändert sich  auch dann nicht, wenn man weiß, dass der „Türschild-Doktor“ eines Mediziners oder Juristen viel einfacher zu erlangen ist als ein Dr.-Ing. Das ist die Tradition des sogenannten humanistischen Gymnasiums, in dem Latein und Griechisch einen viel höheren Stellenwert hatten als Physik und Chemie, die ohnehin nur auf Anweisung der Kultusminister in den Fächerkanon aufgenommen wurden und eigentlich nicht zur „Bildung“ gehören.  Die Studentenbewegung nach 1968 verstärkte diese Tendenz, denn die Wortführer waren meistens Soziologiestudenten, für die die Technik zum Kapital gehörte und ein Greul war. Weder ein Anwalt noch ein Deutschlehrer, wenn er stolz verkündet, in Physik gerade so mit einer Fünf das Abitur geschafft zu haben, verliert deswegen an Prestige. Es gibt aber noch einen zweiten Grund für die Besorgnis vieler Abiturienten vor der Entscheidung ein MINT-Studium aufzunehmen – die Furcht zu versagen, denn schon im Unterricht blieb allzu vielen Schülern  fremd, um was es in Physik und Chemie eigentlich geht. Der Grund besteht in einem falschen Unterrichtskonzept. Die Lehrpläne enthalten viel zu viele Inhalte, die in zu wenig Zeit abgearbeitet werden müssen. Ein richtiges Verständnis für Grundprinzipien und Zusammenhänge kann so nicht vermittelt werden. Dazu kommt noch das oberflächliche Abfragen von Faktenwissen in Tests. Wer aber nicht weiß, welche Zusammenhänge zwischen den einzelnen Phänomenen bestehen, die ein Multiple-Choice-Test abfragt, wird alles schnell vergessen und schon bei der Einführungsvorlesung in Grundlagenfächer des Maschinenbau nichts verstehen. – Armin Steinmüller


Die Autorin, Katja Scherer, beschreibt in ihren Beitrag treffend die seit Jahren laufenden, und trotz großer materieller und organisatorischer Anstrengungen nur mäßig erfolgreichen MINT-Initiativen, deren Hauptzweck die Generierung von Nachwuchs in mathematischen, natur- und ingenieurswissenschaftlichen  und technischen Berufen ist. Unter Nachwuchssorgen leiden bekanntlich insbesondere die Ingenieurberufe. Was den meisten MINT-Initiativen gemeinsam ist, ist ihre Diskontinuität und thematische Beliebigkeit. Das ledigliche Hineinschnuppern in die berufliche Wirklichkeit, was ja den meisten MINT-Aktivitäten gemeinsam ist, schafft keine nachhaltigen beruflichen Interessen. Was  fehlt und in dem Beitrag unerwähnt bleibt, ist eine kontinuierliche und inhaltlich strukturierte allgemeine technische Bildung an den Schulen und zwar für alle Schülerinnen und Schüler, durchgängig von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe II. Damit ließe sich die Nachwuchsproblematik gewissermaßen im Nebenhinein lösen; denn eine allgemeine technische Bildung, als Bestandteil der allgemeinen Bildung, öffnet die Wege zur Technik, schafft ein auf Rationalität und Sachkenntnis gegründetes Verhältnis zur Technik, entfaltet die humanen und gesellschaftlichen Kontexte, in denen die Technik entsteht und gebraucht wird, führt konkret in die Praxis der Technik ein und informiert über die Vielfalt, Bedingungen und Perspektiven, die technische Berufe bieten. In den bestehenden Schulcurricula sind die MINT-Initiativen meist von den Naturwissenschaften und der Mathematik dominiert. Beides von der Natur der Sache her keine genuinen „Technik-Fächer“. Technik als Unterrichtsinhalt ist bis heute nur marginal an allgemeinbildenden Schulen vertreten, am Gymnasium mit wenigen Ausnahmen praktisch gar nicht vorhanden. So ist des „T“ in MINT eigentlich Augenwischerei und daher auch der enttäuschende Erfolg sogenannter MINT-Initiativen in Bezug auf ein sich auch in beruflichen Entscheidungen niederschlagendes Technikinteresse, egal von wem angestoßen. In dem kulturprägendem ‚Technotop‘, das unsere heutige Lebenswirklichkeit ausmacht und von dem unser aller Wohlergehen abhängt, müsste ein Schulfach ‚Technik‘ zu den Kernfächern gehören, nicht allein deswegen, um Nachwuchs für technische Berufe zu generieren, sondern um alle zur verständigen Teilhabe an dieser technischen Kultur zu befähigen, sei es als Verbraucher oder als Macher. Solange dieses aus meiner Sicht unverzichtbare Element der allgemeinen Bildung weitgehend unberücksichtigt bleibt, bleibt diese unvollständig und es wird auch weiterhin an Nachwuchs etwas fehlen. – Wolf Bienhaus


Wieder einmal mehr wird das eigentliche Problem von den Amateur-Ökonomen des Blätterwaldes nicht erkannt: USA und EU sind beide in Überproduktion von Lebensmitteln versunken: Eier- und Hähnchenberge, Milch- und Weinozeane, Fleischgebirge, Getreide-Himalayas. Jedes Lebensmittel ist in unbegrenzter Fülle produzierbar, und an jedem Ort und zu jeder Zeit, in beliebiger Menge verfügbar – aber niemand will kaufen! Die Menschen in der EU sind satt! Die BRD hat gehandelt: in den letzten 20 Jahren wurden eine Million ha deutschen Agrarlandes zu Wald aufgeforstet; die Weinberge an Mosel, Saar, Ruwer liegen brach! Genügt immer noch nicht zum Ausgleich. Mit TTIP wollen sich die USA anders helfen. Danach legt ein 100 000-t-Tankerschiff mit kalifornischem Wein in der EU an und überschwemmt Europa mit Wein zu 50 Cent – weil von südamerikanishen 1-$-Arbeitssklaven erzeugt. Danach sind Europas Winzer bankrott, weil sie ihren osteuropäischen den Mindestlohn zahlen müssen.Aus einem anderen 100 000-t-Frachter kippen die USA Milliarden Tiefkühlhähnchen, in Massenhaltung am Fließband produziert, zu 1 € geliefert, in die EU. Andere Frachter überschwemmen die EU mit Tonnen von spottbilligem Gen-Food und Hormonfleisch. Das ist die Realität: TTIP macht Millionen Europäer erwerbslos! TTIP bedeutet den Zusammenbruch der EU-Wirtschaft!  Dass der Welt Dümmste im Bundeskanzleramt das nicht sehen kann, ist logisch. Dass die Medien-Ökonomen das nicht sehen ist ein geistiges Armutszeugnis! Gibt es in den Wirtschafts-Redaktionen wirklich nur noch dressierte Schimpansinnen und Schimpansen?  – Jochen Blankenburg


Heute, am 8. Mai 1873 starb der liberale Ökonom und Philosoph John Stuart Mill. Er war ein früher Verfechter der Emanzipation der Frau, überzeugter Anhänger des Utilitarismus und Schöpfer des Wortes Dsytopie zur Bezeichnung einer negativen Utopie.
Heute, am Tag der Befreiung, der, wie Richard von Weizsäcker 1984 sagte, auch ein Tag der Befreiung für Deutschland vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war, möchte ich einen wichtigen Satz von Mill herausheben. Er ist aus seinem Werk „On Liberty“ (1859): „That the only purpose for which power can be rightfully exercised over any member of a civilized community, against his will, is to prevent harm to others.“
S. Mill nennt dies ein wirklich einfaches Prinzip („one very simple principle“). Doch heute reiben wir uns die Schläfen wund, wann und wie denn nun die Freiheit eines Individuums eingeschränkt werden kann, bzw. wann auf offiziellem Weg ermittelt werden darf, ob ein solcher Fall eingetreten sei. Ich beziehe mich selbstverständlich auf Jan Böhmermann und sein Interview in der jüngsten Ausgabe der Zeit. Dem manchmal geistreichen Unterhaltungskünstler hat die große Öffentlichkeit wohl nicht gut getan. Er versteigt sich zu einer Merkel-Kritik, die nur zeigt, dass er – wie viele – den eigentlichen Kern der Sache nicht verstanden hat. Filetiert habe die Kanzlerin den Moderator und einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert. Na, das klingt jetzt aber dramatisch. Frau Merkel bekannte, dass das eigentliche Schmähgedicht für sie bewusst verletzend sei.
Sie sagte dies dem Präsidenten der Türkei, aber sie sprach doch nicht ex cathedra. Ein solcher Satz hat, auch aus dem Munde der Bundeskanzlerin, keine konstituierende Wirkung. Und dass die Regierung letztendlich ein Verfahren zur Prüfung zulässt, so wie es in geltenden Gesetzen vorgesehen ist, lässt sich in meinen Augen schwer zu einem haltbaren Vorwurf nutzen. Einen deutschen Ai Weiwei habe Angela Merkel aus ihm gemacht, sagt Böhmermann weiter. Da kann ich ihn beruhigen. Es gibt wohl nichts, was die Kanzlerin machen oder sagen könnte, um Böhmermanns Niveau zu heben, schon gar nicht auf das des großen Ai Weiwei. Selbstverständlich ist eine Voruntersuchung und ein letztendliches Strafverfahren keine angenehme Sache. Und über die menschliche Not Böhmermanns möchte ich mich nicht erheben. Ich glaube aber, Ai Weiwei wäre deutlich glücklicher, wenn er all seine gegen ihn gerichteten Ermittlungen und Verfahren in Deutschland und nach deutschem Recht erdulden müsste. Das sollten wir nicht vergessen. Wir leben nicht in einer Welt der unbegrenzten Freiheit, die persönliche Freiheit ist genauso beschränkt wie die Presse- und die Kunstfreiheit. Und das ist gut so. Denn die Freiheit, die wir haben, soll für alle gelten. Die kann nicht von einem allein völlig aufgebraucht werden. Eins möchte ich noch sagen: Ich hoffe, dass Jan Böhmermann freigesprochen wird. Ich denke, dass er diese Nummer mit dem Schmähgedicht recht geschickt eingefädelt hat. Ihm liegt – und da muss ich meine Polemik zum Niveau Böhmermanns leicht revidieren – fast etwas Faustisches inne. Wir erinnern uns an der Tragödie zweiten Teil. In seinem letzten Monolog sagt Faust: Solch ein Gewimmel möcht ich sehn,
Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.
Zum Augenblicke dürft ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Diese letzten Worte lassen Mephisto an den Sieg der Wette glauben. Doch der Teufel hat nicht genau hingehört; Faust hat im Konjunktiv gesprochen. Ähnlich verhält es sich mit dem Schmähgedicht. Natürlich kann man nicht unter der Überschrift „Ich zeige euch mal, was man nicht machen darf“ ungestraft einen Mord begehen. Aber auf der verbalen Ebene ist ein solches Verfahren statthaft. Sonst befinden wir uns in einer von Monty Python beschriebenen Szene: „Es ist verboten, Jehova zu sagen!“ – Na, wer hat jetzt „Jehova“ gesagt? Aber das gerichtlich untersuchen zu lassen, muss erlaubt bleiben. Wir leben in einem Rechtsstaat. Der wirkt manchmal etwas schwerfällig. Der Lynchmob ist da deutlich agiler. Möchte jemand tauschen? Die Freiheit jedes Einzelnen zu bewahren und vor ausufernden Handlungen anderer zu schützen, ist ein fortwährender Aushandlungsprozess. Jan Böhmermann ist dieser Tage zu einem prominenten Beispiel geworden, einen tragischen Helden macht ihn das aber noch lange nicht. Der, nämlich Faust, sagte kurz vor den oben zitierten Worten noch den Satz, mit dem ich meinen Eintrag abschließen möchte:
Das ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit wie das Lebeen, Der täglich sie erobern muss. – Fabian W. Williges


Natürlich Amerika zuerst. Das war doch immer das Hauptanliegen aller US-Präsidenten.
Und der Rest der Welt hatte nach ihrer Musik zu tanzen. Ob Trump oder Clinton, kein Unterschied. Trump wird das Orchester in US-Dur dirigieren,Clinton in US-Moll. Die Partitur ist die gleiche. – Hans-Emil Schuster


Ist das so schwierig zu verstehen.?
1)Konkurrenzangst,andere Forschergruppen könnten besser und schneller sein mit der Präsentation ihrer  Studien.
2)Fundraising und Zuweisung von Geldern.Wer nichts liefert
und keine Veröffentlichungen vorzuweisen hat,ist schnell raus  aus dem Geschäft.
3)Bei der Einreichung der Forschungsvorhaben zu dick aufgetragen und fantastische  Versprechungen gemacht.
Klappt das nicht, dann gibt es kein zur Zurück (siehe 2) aber auch nicht zu sehr schwarzsehen.Letzlich sind das Ausnahmen,die aber ,falls sie ruchbar werden,Wissenschaft und Forschung  in Verruf bringen. – Hans-Emil Schuster


Mich laust der Affe, dachte ich mir. Kreativität ist für den Affenforscher Carl van Schaik „rumspielen um des Rumspielens willen“. Genau das ist definitiv falsch! Kreativität ist nicht Rumspielen, sondern zielgerichtetes und lösungsorientiertes Tun. Also genau das, was man braucht, um in der Wildnis zu überleben – im Gegensatz zum in jeder Hinsicht sicheren (und langweiligen?) Leben im Käfig. Schöpferisch das Leben meistern ist die Voraussetzung, um in freier Wildbahn zu existieren. (Ohne die im Text erwähnte, vom Affenforscher konzipierte Ausstellung „Kunst – ein evolutionärer Denkansatz“ zu kennen, ist zu befürchten, dass auch in diesem Fall ein eklatantes Missverständnis herrscht, nämlich: was ist Kunst.) – Dr. Heinz Kaiser


1,5 Seiten für Ai Böhmer Wei? Ein Emoi hätte genügt! – Peter Meincke


Dieses Pamphlet über die Ungerechtigkeiten dieser Welt und die Verdammten dieser Erde beschäftigt sich leider nur mit den Auswirkungen aber nicht mit den Ursachen der Misere. Selbst innerhalb der westlichen Länder sind große staatliche Kraftanstrengungen erforderlich um die gröbsten wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten zu entschärfen. Die vorgeschlagene Umverteilung im globalen Maßstab kann allenfalls die Symptome etwas abmildern. Notwendig ist zunächst anzuerkennen, dass wirtschaftliche Verarmung nur durch Leistung des Einzelnen und der betroffenen Volkswirtschaften zu beheben ist. Auch im geschmähten Westen wurde der erreichte Wohlstand nur durch ausdauernde intelligente und harte Arbeit, Unternehmertum und Risikobereitschaft erzielt. Die armen Länder wurden technisch, wissenschaftlich abgehängt und sind nun im Nachteil. Wesentliche Ursachen für ihre unerträgliche Situation liegen u.a. in Religion, Mentalität, Wirtschaftsordnung und Despotismus. Das im letzten Jahrhundert zu beobachtende starke Bevölkerungswachstum in den wirtschaftlich besonders schwachen Ländern macht die Aufgabe dort nicht leichter. Das es möglich ist, wirtschaftliche Stärke aus eigener Kraft zu erreichen zeigen Länder wie Japan, Südkorea und China, die allesamt nicht zum eigentlichen „Westen“ gehören. Sie alle haben ihren Wohlstand nur durch Marktwirtschaft erreicht. Selbstverständlich sollen die reichen die armen Ländern unterstützen, insbesondere um ihnen auf die eigenen Beine zu helfen. Es ist jedoch utopisch auch nur einen Teil der Armen dieser Welt in den „Westen“ umzusiedeln zu wollen bzw. dauerhaft in ihrer Heimat zu alimentieren. Dies wäre außerdem menschenverachtend, da eine solche Politik diese Erdenbewohner quasi als unmündig einstufen würde. – Ernst Lothar Helwig


TTIP ist ein hoch komplexes Werk, mit dem Einigkeit zwischen großen Wirtschaftsregionen erzielt werden soll. Dabei geht es um sehr viele Produkte, Produktionsverfahren und zudem um sehr unterschiedliche Wertvorstellungen. Die im Artikel genannten Themen Gen-Food, Hormonfleisch und Pestizide sind nur die Illustrationen, die dem Verbraucher ein einigermaßen verständliches Bild verschaffen können. Lange wurde ja auch schon über das berühmte Chlor-Hühnchen diskutiert. Darüber hinaus gibt es ja noch die fast unendlichen Themen aus Autoindustrie, Maschinenbau und Kultur. Immer geht es letztlich um ein Aushandeln nach der Devise: hier geben wir nach, hier gebt Ihr nach. Mir fällt folgende Lösung ein für  Produkten und Verfahren, über die man sich nicht leicht einigen kann. Unterschiede werden akzeptiert, unter zwei möglichen Bedingungen: entweder wird auf der Verpackung geschrieben „genetisch verändert“ bzw. „haltbar gemacht mit Chlortechnik“. Oder noch einfacher: „Herkunftsland USA“. Verbraucher könnten dann wissen „Achtung aus USA, das Hühnchen könnte mit Chlor behandelt sein“. Ich kaufe das nicht. Unsere Medien und die Testinstitute würden im Laufe der Zeit immer wieder informieren und der Verbraucher hat die Freiheit, sich zu informieren. Diese Art der Verbraucheraufklärung kennen wir doch seit Jahrzehnten. Über diesen einfachen Weg zum TTIP würde ich gern in DIE ZEIT einmal eine ergänzende Betrachtung lesen. – Dieter Brandes


Thomas Assheuer ist für seine kulturpolitische Analyse und das Auszeigen der Gründe für das leidenschaftliche Interesse der AfD an der „deutschen“ Kultur zu danken. Die Trennung von Kultur und Politik, so wichtig wie die Trennung von Kirche und Staat für die Aufklärung, ist der Rechtspartei ein Dorn im Auge. Viel besser aufgehoben sieht sie sich im Rückbesinnen auf die „unzähmbare Gewalt des Vorpolitischen“ (Assheuer). Waren die Deutschen nicht immer schon selbstverliebt in die grandiose Tragik des Scheiterns. Vom Nibelungenlied bis zu Hitler zieht sich dann wie ein roter Faden die wahre Bestimmung der Nation. Nicht der „lange Weg nach Westen“ (Winkler), den Adenauer außenpolitisch und die 68er für uns nach innen vollzogen haben, sind der richtige Weg für die Nation, sondern die Wiederentdeckung der reinen blutgetränkten nationalen Werte.  Wie erfrischend ist es da, dass Heinrich August Winkler auf der Leipziger Buchmesse fast eine Woche lang seine und unsere „Geschichte des Westens“ einem großen Publikum präsentierte. Die tragenden Parteien unserer Demokratie wissen (leider) mit unserem historischen Erbe wenig anzufangen. Der 200. Geburtstag Bismarcks 2015 wurde weder richtig wahrgenommen noch angemessen gewürdigt. Es wäre für die liberale Demokratie fatal, den Rechtskonservativen ein weiteres Mal unsere Geschichte als ihr, wie sie meinen, angestammtes Erbe zu überlassen. – Dr. Hans-Werner Johannsen


Der Artikel „Einfach überzeugen“ von Andreas Sentker im Titelthema Rhetorik einschließlich des „Sagen Sie mal…“ ist wieder ein Beispiel dafür, dass DIE ZEIT einen so hervorragenden Ruf genießt. Ich werde daraufhin meinem Sohn ein Jahresabo der Zeit zum Geburtstag schenken. Der Artikel enthält alles, was ich mir von einem hochqualitativen Wochenzeitungsbeitrag erwarte: Einen bildungstiefen Überblick über das Thema, hier von der Antike bis heute; einige ausgewählte Beispiele ausführlicher dargestellt (Barack Obama und John F. Kennedy, Martin Luther KIng, Cicero, Tübingen und amerikanische Universitäten); etwas für mich Neues (TED); und – verteilt über den Text – Informationen, die man mitnehmen und im täglichen Leben nutzen kann. Ich gratuliere Herrn Sentker und wünsche ihm und der ZEIT weiterhin viel Erfolg. – Joachim Schulze


Ein Hoch auf Michael Hampes grandiosen Artikel. Danke. Er stellt die Frage, wie man der moralischen Entkernung der westlichen Demokratien entkommen könne. Mit ‚man‘ kann nur der geneigte Leser und Nicht-Leser gemeint sein. Denn wir selbst sind es, die diese Demokratie bilden, aus deren Menschen sie besteht. So wirft seine Frage uns auf uns selbst zurück. Bei unseren Bemühungen kann es nicht darum gehen, ein Etwas, eine Demokratie zu verändern. Jede Demokratie, jeder Wissenschaftskreis, jede politische Partei und jede Gesellschaft kann nur so sein, wie die Menschen, aus denen sie hervorgeht. So stellt sich also vielmehr die Frage, was wir an uns selbst ändern dürfen, wollen wir eine andere Demokratie, ein anderes Selbstverständnis entwickeln. Es gilt der gute alte Satz, man fasse sich an die eigene Nase zuerst. Denn dort ist auch unsere Macht, tatsächlich etwas ändern zu können. Wir selbst sind es, die gefordert sind, uns die Frage zu beantworten, wie wir selbst sein wollen, und was wir in unsere Gesellschaft hineingeben und vorleben möchten. Und wir selbst sind es, die sich gegebenenfalls mutig und unbequem gegen das gängige Lebensmuster der Allgemeinheit zu stellen haben. Haben wir unsere Antwort gefunden, dann ist es zunächst vielleicht irritierend, anders zu sein. Wir werden aber nicht umhinkommen, anders sein zu wollen, wollen wir etwas anderes entwickeln. Alles beginnt bei uns. Offensichtlich wollen wir jedoch gerade so leben, wie wir es tun. Denn sonst lebten wir ja anders. – Christel Schumacher


Jan Böhmermann ist größenwahnsinnig. Er sollte sich in ärztliche Behandlung begeben. Wenn er sagt, die Bundeskanzlerin habe aus ihm einen „deutschen Ai Weiwei“ gemacht, verkennnt er zweierlei: Zum einen handelt es sich bei Ai Weiwei um einen international seit längerem bekannten chinesischen Künstler mit entsprechenden Qualitäten. Jan Böhmermann wäre gerne bekannt, ist es zwar jetzt geworden, hat aber keinerlei künstlerische Qualitäten aufzuweisen. Sein „Schmähgedicht“ war grottenschlecht und unterste Schublade. Eine Staatspräsidenten mit einem „Hühnerficker“ in Verbindung zu bringen, ist eben keine besondere künstlerische Leistung, sondern verhaltensauffälliges Geseich, das von schlechtem Geschmack zeugt. Zum Zweiten kann Böhmermann seine Situation mit der des Chinesen Ai Weiwei überhaupt nicht vergleichen.  In China herrscht keine Kunstfreiheit, kritische Geister werden gnadenlos verfolgt. Davon kann bei uns keine Rede sein. Hier kann jeder alles sagen, und sei es noch so schwachsinnig. Wie man bei Böhmermann gesehen hat. – Winfried Brinkmeier


Ich freue mich jede Woche auf Ihre Kolumne (super neulich über alte Nörgler wie Jürgs usw.), lerne, bin amüsiert u.v.a.
Diesmal aber liegen Sie m.E. doch etwas daneben. Ein Rentner, der 710 € monatlich an Rente erhält, zahlt i.d.R.keine Steuern (ich lasse jetzt mal Pensionäre u.a. weg). Erstmal wird doch geschaut, wie hoch das zu versteuernde Einkommen ist! Und dann sind 710 € steuerfrei. Danach müssen dann ESt gezahlt werden.Für die meisten Rentner sind doch (noch, es gibt nach und nach Veränderungen) die größten Teile der Rente steuerfrei (ich will jetzt nicht weiter Einzelheiten darlegen; Sie sind selbst in der Lage, das nachzuprüfen). Und zu dem Höchststeuersatz: Der ist nicht 42%. Es gibt einen höheren „Reichensteuersatz“. Aber noch wichtiger: Diese 42% sind erstmal ein Grenzsteuersatz. Ehe man aber  – und daran denken die meisten Menschen, wenn sie diesen Steuersatz hören – einen 42%-Durchschnittssteuersatz zu zahlen hat, muss man schon eine Menge verdienen. Das sollte zur Vermeidung von Mißverständnissen  m.E. immer dazu gesagt werden, wenn man mit Steuersätzen um sich schmeißt. – Uli Brandt


Wünsche sind oft größer als die Tatsachen, der Aufnacher „Merkel hat aus mir einen deutschen Ai Weiwei genacht“ grenzt an gefälligen Popularjourlanismus. Ich bitte höflichst um Unterscheidung zwischen selbstverlorener Identidätsfindung mangels medialer Bodenhaftung und Respekt vor menschlichen Grundrechten, auch wenn die Wahrheit in der Sache auf der Seite des zivilisierten Kritikers liegt. Hier gilt es eindeutige Grenzen zu ziehen, diese werden durch Angela Merkel einsam vertedigt. Es ist eine Frage der Relationen, ein Beispiel aus der Ökonomierethotik: ich habe nichts anzubieten als Blood Sweat and Tears ist ein schöner Vergleich aber ein drastischer Schlag ins Herz von Menschen die tatsächlich den aufgezwungenen  Wahnsinn erlebt haben! – Roman Hauser


Ich bin ein Fan ihrer Reihe „Deutschlandkarte“. Aber bei der Ausgabe vom 4. Mai unter dem Titel „Die „Bachelor“- und „Bachelorette“-Teilnehmer“ musste ich mich doch sehr wundern.
Die Botschaft des Textes ist eindeutig: „Die Kandidatinnen und Kandidaten wohnen zumindest häufig in kleineren Städten …“.
Die gesammelten Daten sprechen aber eine andere Sprache. In den 14 deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern leben zusammen etwa 13,5 Millionen Einwohner. Das sind 16.5% der gesamten Einwohnerschaft Deutschland. Wären die „Bachelor“- und „Bachelorette“-Teilnehmer vollkommen gleich verteilt, so müssten auch 16.5% der 137 in Deutschland wohnenden Teilnehmer (ich hoffe, ich habe mich nicht verzählt) in diesen 14 Städten leben. 16.5% von 137 sind nicht ganz 23. Tatsächlich sind es 64 Teilnehmer, also fast dreimal so viele. Überrepräsentiert sind also nicht die kleineren Städte, sondern die größeren. – Stefan Schwarz


Der Islam ist dann reformierbar, wenn man seine Schriften als zeitgebunden inspirierte Zeugnisse von Menschen zum Gottes- und Religionsverständnis versteht. Ideen und Vorschläge dazu gibt es gegenwärtig viele. Wenn die Debatte aber nicht nur von Fachleuten geführt werden, sondern bei „Normalbürgern“ ankommen soll, dann wäre es hilfreich, sich unabhängig von komfessionellen Prägungen der Frage zu stellen, ob es überhaupt allgemein verbindlichen Merkmale von Religionen gibt. Und wenn das nicht an polarisierenden und festgelegten Glaubensvorstellungen scheitern soll, dann schlage ich vor, sich zunächst einmal darüber klar zu werden, was nicht zum Bestand vor Religionen gehören kann. Drei der wichtigsten Punkte dazu sind: 1. keine Gewalt, 2. kein Exklusivismus im Sinne eines Alleinvertretungsanspruchs endgültiger Wahrheiten und 3. kann Religion kein prinzipiell abgeschlossenes System sein, wenn sie lebendig und damit auch dialogisch sein soll. Anderenfalls wird Religion zur statistischen Größe zählbarer Zugehörigkeiten, und das Ringen um Lebensorientierungen würde von interessengeleiteten Vorgaben zum Machterhalt bestimmender Cliquen abgelöst. Die Frage nach dem Wesen des Religiösen ist also unabdingbar und einer Antwort darauf kann man sich durch Überlegungen dazu nähern, was Religion nicht sein kann. Dann ist die Aufforderung zur Reformierbarkeit des Islam nicht islamfeindlich, sondern würde die Annäherung aller islamischen Strömungen an die irdische Lebenswirklichkeit erleichtern. – Christoph Müller-Luckwald


Wenn in der „Zeit“ unter der Rubrik WISSEN als Titelthema ein Artikel über Rhetorik groß angekündigt wird, sind die Erwartungen natürlich hoch. Wenn dann so ein, um es vorsichtig zu sagen, belangloser Artikel erscheint, ist man doppelt enttäuscht. Da wird John F.Kennedy für einen Satz gelobt, der nicht von ihm ist. Schon am 30.Mai 1884 sagte Oliver Wendell Holmes „Wir sollten innehalten und uns fragen, was unser Land für jeden von uns geleistet hat, und was wir im Gegenzug für unser Land tun können“ und es ist sehr wahrscheinlich dass Kennedy den Satz nicht einmal selbst gefunden und umformuliert hat, sondern seine Redenschreiber.  Es folgt eine Eloge auf den „begnadeten Redner“ Barack Obama, der eigentlich gar kein guter Redner ist, weil er, wie aus dem Artikel richtig hervorgeht, alle Reden von einem Teleprompter abliest. Wie soll man von so einem Vorbild lernen? Sollen wir uns alle einen Teleprompter kaufen? Wenn der Maßstab einer großen Rede das ausgeschriebene Manuskript ist, wieso dann die Hymne auf Martin Luther King, der offensichtlich erst dann zum guten Redner wurde, als er das Manuskript nicht mehr beachtete. Und wie kann dann Martin Luther King, bei dem die ausgeklügelt aufgeschriebene Rede überhaupt nicht funktionierte, ein Wegbereiter für Barack Obama sein? Dann folgt der Gedanke, King könne predigen, weil er das in Kursen gelernt habe. Gleichzeitig habe er aber neue Strategien der Predigt mit Kommilitonen entwickelt. Die Kurse scheinen nicht toll gewesen zu sein.
Und wenn ein Professor in den Tränen von Obama „die große Kunst der Selbstüberwältigung“ erkennt, wird es richtig albern. Dass es dann in einem Artikel über die Kunst der Rede um Twitter-posts geht, wundert mich dann schon gar nicht mehr. Warum der Leiter des Landestheater Salzburg zum Fachmann für Lampenfieber wird, ist ebenfalls nicht nachzuvollziehen. Den Verweis, dass „die antike Rhetorik bis heute fortwirkt“ und „aktuell ist“ bleibt Behauptung. Sie bringt Schüler um den Schlaf, aber ich kenne keinen Politiker oder Firmenlenker, der in der Theorie mehr als zwei  rhetorische Regeln beherrscht. Nur weil Redner Kernsätze wiederholen, und ein paar clevere Griechen das Reden vor über 2000 Jahren zum Geschäftsmodell machten und diese Redefigur repetitionannten, heißt das nicht, dass heutige Reden darauf zurückgehen. Diese Kausalkette erscheint mir unzulässig. Und wenn Schüler der Rhetorik heute lernen „mit makelloser Präsentation zu beeindrucken“, wird mir ganz anders. Am ärgerlichsten ist dann aber eine ganze Seite (und die ist in der „Zeit“ richtig groß) Hand- und Fußballett, das jeden potentiellen Redner zum Wahnsinn treiben wird, und dem jegliche wissenschaftliche Grundlage fehlt, übrigens schon seit den alten Griechen. – Michael Rossié


Hier fehlt doch was. So betitelte Katja Scherer den ersten Beitrag zu den CHANCEN in der Zeit Nr. 20 vom 4. Mai 2016. Mir fehlten in diesem Produkt die Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die Fachhochschulen.. Der Leser muss den Eindruck gewinnen, MINT-Fächer wären nur an Universitäten zu studieren. In den Rankings haben nur die Universitäten die Chance, erwähnt zu werden. In dem wirklich lesenswerten Beitrag von Jan-Martin Wiarda Bloß kein Harmoniegetue spielt aktiv nur der Hochschulverband, die Gewerkschaft der Uni-Professoren eine Rolle, welche Rolle die Fachhochschulen in der HRK spielen, bleibt dem ZEIT-Leser verborgen. Die Fachhochschulen sind in der ZEIT offenbar nur als Anzeigenkunden willkommen, weil nützlich. Könnte es daran liegen, dass die ZEIT-Redakteure überwiegend ein Universtiätsstudium benötigen, um für die ZEIT schreiben zu dürfen? – Günther Edler


Im Feuilleton der Zeit (04.05.2016) gab es jetzt eines dieser überflüssigen Interviews, wie sie auch in der Zeit immer mal wieder vorkommen. Nichts als Stichwortgeberei für die wahnhafte Selbstdarstellung des Herrn Böhmermann. Bemerkenswert ist eigentlich nur die offensichtliche Nähe der Herren Erdogan und Böhmermann in ihrem Größenwahn. Bei Erdogan wurde in den letzten Jahren ohnehin immer deutlicher, dass offenbar zutrifft, was viele behaupten: Es geht um einen Autokraten, mit an Größenwahn grenzenden Einstellungen und Verhaltensweisen. Bei Böhmermann wird es ebenfalls deutlich: nicht nur, dass er sich mit einem verfolgten Dissidenten wie Al Weiwei auf eine Stufe stellt. Sondern erst recht dadurch., dass er die Verfolgung durch das brutale, diktatorische und menschenverachtende System Chinas mit Deutschland und einer Äusserung der Kanzlerin gleich setzt. Das alles nur aus purer Wichtigtuerei und wegen seines Geschäftsmodells – und obwohl die Kanzlerin bereits eingeräumt hat, dass ihre Bemerkung zu Davutoglu ein Fehler war. Eine weitere Parallele zwischen Erdowahn und Böhmerwahn: Claqeure, die dazu beitragen, das jeweilige Wahnsystem immer mehr zu verfestigen. Im Falle Bömerwahn: Das Schmäh-Machwerk durch die Behauptung, es gehe um Kunst, vor Kritik zu immunisieren. Mit sehr viel mehr Berechtigung lässt sich nämlich behaupten, dass es absolut nichts mit Kunst zu tun hat.- und unabhängig davon:Es ist verständlich, wenn man ohnmächtige Wut fühlt, bei den brutalen Verletzungen von Demokratie, Pressefreiheit und Menschenrechten durch Erdogan und seine Regierung. Aber wenn man nicht zu intelligenterer und wirklich scharfer Satire und Kritik fähig ist, sollte man nicht einen lauten Furz zum großen Geistesblitz verklären. Und das alles auch noch aus Angst vor der Reaktion von Erdogan und anderer muslimischer Fundamentalisten. Tatsächlich sind die Macht und Brutalität des Systems Erdogan natürlich nicht zu vergleichen mit dem, wozu Böhmermann fähig ist. Deshalb wäre es jetzt an der Zeit, Böhmerwahn zu ignorieren – was leider mit Erdowahn nicht möglich sein wird. – Werner Mühlum


Sehr interessiert habe ich den Artikel von Andreas Sentker gelesen.
Rhetorische Fähigkeiten sind hier nur in Hinblick auf Reden vor großem Publikum beobachtet und auf die Bedeutung der Rhetorik im antiken Griechenland und da nur auf die großen Philosophen hingewiesen. Es sollte auch mal deutlich werden, dass im antiken Griechenland in der allgemeinen Schulbildung das Fach Rhetorik neben den sportlichen Fächern eine wichtige Rolle einnahm.
In unserer heutigen Gesellschaft habe ich im Laufe meines langen Berufslebens feststellen müssen, dass rhetorische Fähigkeiten für den beruflichen Erfolg wichtiger oder zumindest gleich wichtig wie fachliche und geistige Qualitäten. Wie ich meine Persönlichkeit vorteilhaft einsetze, hat viel mit rhetorischen Fähigkeiten zu tun. insofern sollten diese Fähigkeiten in den Schulen und Universitäten viel besser entwickelt werden. Auch die Begeisterungsfähigkeit von Lehrern gegenüber Schülern hat mit Rhetorik zu tun. Auch dort sind es z.Zt. nur „Naturtalente“, die ihren Vorteil nutzen. – Ingo Sander


Freitag, den 29.4.2016: 16 Studenten der Physik an der Universität Stuttgart müssen zur mündlichen Prüfung in Experimentalphysik 1/2 antreten. Am Ende des Tages sind alle durchgefallen! Sie müssen ihr Studium im vierten Semester abbrechen, sie dürfen an keiner anderen Universität in Deutschland mehr Physik studieren – und auch kein anderes Fach, das Veranstaltungen in Physik umfasst (wie z.B. Elektrotechnik oder Mechatronik). Sicherlich – nicht „jeder“ muss ein Physikstudium erfolgreich meistern können, und auch wir 16 waren schon in zwei Klausurversuchen gescheitert. Allerdings sind jeweils ca. 90% der Prüflinge durchgefallen. Wir haben alle großes Interesse an unserem Fach bewiesen, sehr hartnäckig mit den hohen Anforderungen in Mathematik gekämpft, die weit über Abiturniveau ansetzen, und alle schon etliche Prüfungen gemeistert, die ebenfalls sehr große Durchfallquoten hatten. Für die Universität selbst mag sich dieses „Rausprüfen“ finanziell lohnen – die ZEIT hat berichtet, dass die Gelder sich nach Erstsemestern und nicht nach Studienfortschritt oder Absolventenzahlen richten. Aber volkswirtschaftlich ist es sicherlich Unfug. Statt Gelder in „Einstein“-Kitas oder Show-Veranstaltungen am „Girl’s Day“ zu versenken, wäre es sinnvoller, den Studenten eine Chance zu geben, die durch den Beginn ihres Studiums ihr Interesse schon bekundet haben – und gegen die Selbstherrlichkeit von Professoren vorzugehen, die glauben, dass von 16 kein einziger ihre Anforderungen erfüllen kann. – Katja Stengel


Nicht nur mit der Frage „Barbarei oder Solidarität“ wird der Westen konfrontiert, sondern auch mit dem Verschwimmen des Links / Rechts Paradigmas. Das Fehlen der Sprache der Gerechtigkeit und das Steckenbleiben in der nationalen Falle sind in doch in den Ursachen der Frage nach Barbarei oder Solidarität zu suchen. Immer mehr Menschen sehen die Lösung der globalen Herausforderungen in der Bewahrung des Status Quo, wobei dieser bessere Bedingungen verspricht als als die durch die drohenden Veränderungen zu erwartende Zukunft.Und bei dieser Bewertung spielen die elementaren Bedürfnisse nach Frieden ohne asymetrische Gewalt, persönlichem finanziellen Auskommen, Unterkunft und Verpflegung nach heutigem westlichen Standards und einer funktionierenden Gesellschaft eine große nicht zu unterschätzende Rolle. Diesem Anspruch wird weniger das Links / Rechts Paradigma gerecht als die Alternative Barbarei oder Solidarität, bringt diese doch den Kern des aktuellen Konflikts zum Ausdruck. Das Links / Rechts Paradigma gehört immer mehr vergangenen Zeiten an. – Volker Drave


Vielen Dank für diesen Artikel „Die Neugier wächst“ . Es zeigt wie zwiespältig und schwierig das Thema neue Musik ist. Natürlich läuft ohne zusätzliche Subventionen wenig. Für meine Wahrnehmung tut der Deutsche Musikrat hier Einiges. Aber das können Sie besser beurteilen. Ich möchte nur einige positive Dinge aus dem Ruhrgebiet beisteuern, da es manchmal zu kurz kommt, bei Ihnen leider auch. Beispiele: Es gibt etwa seit 20 Jahren ein Festival der modernen Kammermusik in Witten mit zahlreichen Uraufführungen. Das ist immer gut besucht und die Besucherzahlen wachsen sogar noch, vorwiegend sieht man dort auch  junge Menschen. Auch in Dortmund lief dieses Jahr die Zeitinsel (3 Tage) über den Britischen Komponisten Benjamin. In Essen findet jedes Jahr eine Reihe für zeitgenössische Musik „Now“ statt. Häufig auch mit den Komponisten. Auch die Ruhrtriennale widmet sich sehr intensiv der modernen Musik: Oper, Tanz, Orchester – und Chorwerke.  Das ist sogar sehr gut besucht, obwohl die Karten in der üblichen Preislage für Konzerte liegen. Wie Sie auch schreiben, die Art der Rezeption und der Rahmen der Veranstaltungen spielen eine  relativ große Rolle, insbesondere, wenn man jüngere Menschen einladen möchte. – Hans Lazarus


Was hätte der verstorbene Kurt Tucholsky wohl dazu gesagt, wie oft und wofür er mit seinem Zitat, was Satire darf, einstmals herhalten muss? Vielleicht hätte er sich gefreut, vielleicht hätte er den Satz dann so nie gesagt. In diesem Sinne: Danke an die ZEIT für das Interview mit Herrn Böhmermann, das noch mal deutlich gemacht hat, mit wem wir es bei der Affäre zu tun haben. Frau Merkel hat in diesem Zusammenhang – bemerkenswert für Bundeskanzler der letzten Jahrzehnte – wörtlich einen „Fehler“ eingeräumt. Ob Herr Böhmermann in der Lage ist, einen Fehler einzuräumen? Ob der Mann so was wie Selbstzweifel kennt? – Darüber, ob er vielleicht zu weit gegangen ist; ob er einen Autokraten wie Erdogan damit eher gestärkt hat; ob er der künstlerischen Freiheit letztlich einen Bärendienst erwiesen hat… Vielleicht hat diese Affäre am Ende vor allem zwei Dinge in Erinnerung gerufen: dass sich das Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit und dem Schutz der Persönlichkeit nicht auflösen lässt; und dass künstlerische Freiheit auch zu schützen ist, wenn sie in Form von so viel glatter Selbstgefälligkeit daherkommt. – Christian Hafner


Mit großem Interesse lese ich Ihre Artikel, u. a. Ihre Beiträge zum Thema „Auto“.  Nur in der Ausgabe Nr. 20, Seite 32 zum Thema Brennstoffzellen-Autos entsprachen einige Formulierungen nicht dem Niveau einer deutschen Qualitätszeitung, wie der ZEIT.  Warum fließt aus der Zapfpistole „Hydrogen“ ? Es ist doch zunächst Wasserstoff  (den man dann eventuell ins Englische übersetzen könnte).  Und warum müssen es in Ihrem Artikel Hydrogen-Tankstellen, Hydrogen-Fahrzeuge und Hydrogen-Autos sein ?  – Hans Frielingsdorf 


Von Zeit zu Zeit fühlst Du wohl, dass Du über MINT schreiben solltest. Der Artikel von neulich mit dem Motto “Karohemd und Samenstau…” war sehr erfrischend. Bedenke bitte, dass den MINT-Leuten es bisher noch nicht gelungen ist, eine Interessenvertretung, einen Corpsgeist und eine Selbstdarstellung zu schaffen. Auch der VDI gehört ihren Herren. Es ist dies auch kein Wunder, da sie erst  kürzlich zur Bereicherung der Mittelschicht beitragen. Andere tun das seit Jahrtausenden. Der Fachkräftebedarf relativiert sich bei näherem Hinsehen. Ein guter Teil der MINT-Absolventen wandert in die großen Forschungs- und Entwicklungszentren von Industrie und Staat. Dort gibt es bei guter Versorgung häufig wenig oder gar nichts zu tun. Diese Anhäufungen rühren vermutlich aus dem verständlichen Wunsch der dort Beschäftigten, befördert zu werden. Dies gelingt meist nur durch Akkumulation von Mitarbeitern. Wer längere Zeit in einem solchen Biotop verbracht hat, dem ist keine fachliche Fortentwicklung vergönnt. Durch Wegfall der fachlichen Komponente kommen auch Hierarche und Beurteilung in heillose Verhältnisse. Durch die Schaffung der FH und die weiteren Gleichschaltungen von FH und TH ist es sehr undurchsichtig geworden, ob ein MINT-Absolvent Akademiker ist oder nicht. Da würde nur der Doktortitel helfen. Der hängt jedoch bei MINT meist ziemlich hoch. Ein MINT-Studium beinhaltet fast nie eine Zulassung exklusiver Art. Die Abnahme einer Elektroinstallation ist z.B. nicht die Zuständigkeit des Ingenieurs sondern des Elektromeisters von der Innung. Das MINT-Studium an sich ist also nicht sehr reizvoll, es sei denn man ist mit Haut und Haar ein Technik-Freak. – Lothar Dilcher 


Vielen Dank für das spannende und sehr lesenswerte Dossier „Supa Action“. Endlich mal wieder was schönes mit Herz bei dem mal nicht das Ende eines Paradigmas und der Begin eines neuen Zeitalters herauf beschwören wurde… a la „Ende des weissen Mannes“ im Kontext des vielleicht Präsidenten Trump. Einfach mal schön und unterhaltsam, und nebenbei lehrreich und reflektiert über die Filmindustrie in Uganda. – Sahand Razzaghi


Dank, sehr viel Dank an Rainer Forst und Bernd Ulrich für den so ausgezeichnet formulierten Artikel über die Unfähigkeit der Parteien, eine übernationale Lösung der globalen Probleme anzusteuern!  Er präsentiert in so klarer und einleuchtender Weise, was in der Welt heute wesentlich ist und für die nahe Zukunft so drängend zur Wahl steht: Barbarei oder Solidarität. Sollte von vielen Medien ud in vielen Ländern weitergegeben werden. – Marga Wolf-Gentile


Vielen Dank, dass Sie mit der Bausenatorin auch einmal über das Nicht-Bauen sprechen wollten. Vielleicht sollte man der Senatorin einmal das Buch „Stoppt das Bauen!“ empfehlen, das glücklicherweise nur den Neubau im Blick hat und bei der Sanierung von Altbauten sogar bessere Ergebnisse im Hinblick auf Ressourcen und die CO2-Bilanz erreicht als energieoptimierte Neubauten. Die Wohnungsbaupolitik bis 2030 auf (sehr unverbindlichen) Schätzungen des Statistischen Bundesamts aufzubauen ist an sich schon sehr kühn. Bei Abschreibungszeiträumen von in der Regel 80 bis 100 Jahren im Wohnungsbau ist es für jeden Investor ein unverantwortliches Glücksspiel, bei einem Bevölkerungszuwachs von erwarteten 100.000 Menschen bis 2030 150.000 zusätzliche Wohnungen zu bauen. Bei einer gleichbleibenden durchschnittlichen Wohnungsgröße von heute 76 qm ergäbe das einen Wohn-flächenzuwachs von knapp 10 Mill. qm auf ca. 85 Mill. qm. Bei einer Bevölkerung von dann 1,9 Mill. ergäbe das einen Wohnflächen-konsum von knapp 45 qm pro Kopf. Heute liegen wir bei „bescheidenen“ 41 qm pro Kopf. Dem Umweltsenator müssten sich doch die Nackenhaare sträuben. Ist ein Zuwachs an Wohnfläche um etwa 10 % pro Kopf das richtige Signal in Zeiten von Ressourcenknappheit und Klimaproblemen, wenn doch das Wohnen und der Wohnungsbau mit 40 bis 50 % bei den CO2-Emissionen dabei ist und wir in sehr absehbarer Zeit von 10 Tonnen CO2 pro Kopf auf unter 2 t  heruntermüssen? – Helgo Klatt


Das Gespräch mit Herrn Böhmermann wird keineswegs der Brisanz der von ihm verursachten Affäre gerecht. Er gefällt sich weiterhin in seiner Attitüde eines doch sehr saloppen, frivolen Grobians; nun ergänzt er seine Ausfälle mit unverhohlenem Groll. Tatsächlich aber müsste es um die Grenzen der Meinungs-, hier insbesondere der Satirefreiheit gehen, die wie für alle anderen Freiheiten selbstverständlich nicht grenzenlos sein darf. Diese Grenze gehört konstitutiv zur Definition der Freiheit, dem für unsere Zivilisation zentralen Grundwert. Offensichtlich fehlte es in der bisher geführten öffentlichen Diskussion weithin an der Einsicht, dass dessen Missbrauch zerstörerisch auf den Bestand unserer freiheitlichen Ordnung zurückwirkt. Gleiches gilt z. B. auch für eine zu weitgehende Grenzziehung der Toleranz gegenüber den heutzutage schon wieder gefährlichen Kräften und Tendenzen in unserer Gesellschaft . Diese Grenzen sind, zugegeben, schwer bestimmbar und deren Wahrnehmung hängt von einem guten Gespür für Anstand und Geschmack gepaart mit hoher Intelligenz ab, vor allem aber von einem hellwachen Bewusstsein von der Kostbarkeit unserer Werte, insbesondere von der Würde des jeweils Getroffenen, die im Grundgesetz jedermann garantiert ist. Aber wir Deutschen, diese „dummen Kartoffeln“, hätten ja kein Verständnis für die Satire. Die Kritik der Kanzlerin an dem so umstrittenen Gedicht – wahrscheinlich ja doch Ausdruck ihrer eigenen Meinung – war im Rahmen ihres sicherlich fragwürdigen, aber doch notwendigen politischen Deals mit Erdogan verständlich, hat sie doch vor allem auch das unsägliche Leid der verzweifelten, irgendwo festsitzenden Flüchtlinge im Hinterkopf. Ihr Fehler war allenfalls die Entschuldigung. – Joachim Jankowsky


Angela Merkel kann nur so gut sein, wie u.a, gut Ihre Berater sind. Sie ist eine zu geschickte und zu kluge Wissenschaftlerin, um sich von Erdogan erpressen zu lassen. Außerdem ist Sie eine starke, standhafte Kanzlerin. An Ihrer Stelle, würde Herrn Böhmermann, das Lachen bestimmt vergehen. – Paul Kotzot


Ihr Artikel ist so lang, daß ihn eigentlich nur Rentner lesen können, die anderen haben dazu keine Zeit. Ich habe ihn gelesen und wurde an meinen Lateinunterricht erinnert. Da wurde berichtet, daß die Karthager den Römern, wohl nach dem 2. Punischen Krieg, einen langen Vortrag hielten. Nach dessen Ende erwiderten die Römer, daß sie, als sie den Schluß hörten, den Anfang schon längst vergessen hatten. Ich habe den Artikel ein zweites Mal gelesen. Ich habe hoffentlich richtig verstanden, daß es Ihnen um transnationale Politik, um Gerechtigkeit und um eine Rechnung geht, die der Süden dem Westen stellt. Nun soll sich die Linke, über deren Realitätssinn man streiten kann, einen Entwurf für transnationale Politik machen, die zu mehr Gerechtigkeit führen soll.
Nun ist mit dem Begriff Gerechtigkeit alles Mögliche verbunden. Wer Geld für sich haben will, fordert das unter dem Begriff soziale Gerechtigkeit. Und unter den Staaten hat jeder seine eigenen Vorstellungen von Gerechtigkeit. So denken viele Deutsche, daß z.B. die Griechen ihre Schulden gerechterweise bezahlen sollten. Die Griechen scheinen aber unter Gerechtigkeit etwas anderes zu verstehen. Sie beide scheinen die Meinung zu vertreten, daß der Westen dem Süden eine Rechnung schuldig ist, die er gerechterweise zu begleichen habe. Das dürften viele Europäer, von den US-Amerikanern ganz zu schweigen, anders sehen. Kurzum, mit der Gerechtigkeit läßt sich keine reale Politik machen, weil man sich erst darauf verständigen müßte, was darunter zu verstehen ist.
Der Begriff „transnational“ steht bei ihnen hoch im Kurs. Nun hat Europa mit dem Euro ein transnationales Projekt gestartet, vor dem viele wie Rudolf Augstein und Dahrendorf gewarnt haben. Das Projekt hat dazu geführt, daß der Unfriede in Europa bedenklich gewachsen ist. Das ist nicht gerade ein ermutigendes Beispiel für transnationale Politik. Ich erinnere mich zudem, daß Ulrichs Kollege Jörg Lau in einer der letzten Nummern der „Zeit“den Nationalstaat „die beste Schutzmacht der Schwachen und das bislang einzige Gehäuse der Demokratie“ genannt hat. Also gibt es wohl auch mit diesem Begriff Schwierigkeiten. Und die arme Linke soll das alles in einem überzeugenden Politikentwurf auflösen?
Mit der offenstehenden Rechnung an den Westen gibt es auch sehr unterschiedliche Meinungen. Ist der Westen dem arabischen Raum etwas schuldig? Etwa die Demokratie, die z.B. die Amerikaner dem Irak bringen wollten? Hat der Westen den Arabern das Öl geraubt oder haben die arabischen Ölstaaten den Westen erpreßt und irrsinniges Geld angehäuft, mit dem sie aber keineswegs friedensfördernd umgegangen sind, weder in den eigenen Ländern noch sonstwo. Ist Europa daran schuld, daß Algerien mit dem Öl- und Gasreichtum nichts Gescheites anzufangen wußte? Und nun stehen nach Ihrer Meinung die Flüchtlinge vor der Tür, die ein Recht haben, an Europas Wohlstand teilzunehmen, den wir offenbar den armen Ländern geklaut haben. Dieser Meinung wird nur eine Minderheit der Europäer folgen, und sie wird in der Demokratie auch nicht durchzusetzen sein, obwohl es wahrscheinlich eine Unzahl nicht vertretbarer Probleme gibt, die es zu ändern gilt.
Ich bleibe ratlos, was ich mit Ihrem Beitrag anfangen soll, und fange an mich zu ärgern, daß ich mit dem Durcheinander so viel Zeit verbraten habe. Aber vielleicht liegt es ja an mir. – Dr. Walter Engel


Nicht ohne Interesse, habe ich die Zeit vom 4. Mai gelesen, die meine Tochter vermutlich aus Versehen, im Gartenhaus vergessen hat . Das Interview mit Böhmermann mir sogar gefallen und ich beinahe schon gewillt an eine noch freie Presse zu glauben, aber das AfD Bashing nicht mehr lange auf sich warten lassen. Im „Geistiger Staatschutz“ deutlich gemacht, das Meinungsfreiheit nicht mehr die von früher ist. Wer seine Identität auch auf Kunst bezieht, gegen die Globalisierung, Großkapital, Anglorisierung, Massenmigration und die Islamisierung ist, es wohl kaum in die Zeit schaffen. Mit Ausnahme der Putzfrau vielleicht, die aber eventuell eine Spionin der AfD sein könnte. Vorsicht scheint jedenfalls geboten. Was mich etwas überraschte war, das Herr Assheuer die BRD immer noch für einen Wohlfahrtstaat zu halten scheint, was angesichts von 12 Millionen unter der offiziellen Armutsgrenze lebenden Bundesbürgern und den ebenfalls zahlreichen Minijobbern und Zeitarbeitern reichlich übertrieben erscheint. Prinzip: Was nicht sein soll, ist nicht? Das der Ausdruck Lügenpresse, angesichts der zahlreichen bewiesenen Falschmeldungen nicht ganz unberechtigt ist, ebenso wie die 12 Millionen, vermutlich nach Herrn Assheuers Meinung selbst für ihr Schicksal verantwortlichen Armen unter den „Teppich“ gekehrt. Die Tatsache, das der angloamerikanische Kapitalismus nicht gerade das Gelbe vom Ei ist, sich Dank Internet, sogar manchen Liberalen vermittelt, natürlich nicht mehrheitlich. Freundlich gemeinter Tipp an Herrn Assheuer: einfach mal bei YouTube nachschauen wer Rothschild, Buffet, Soros sind. Neben denen erscheint Dark Vader aus Starwars beinahe so harmlos wie Mutter Theresa. Verständlich, das kaum etwas über die reichsten Drei berichtet wird, zu denen sich auch noch Rockefeller und einige andere Oligarchen gesellen. Die westlichen Medien und Politik gehören diesen von City of London und Wallstreet agierenden Globalisierern schon und die von ihnen angestrebte totale Beherrschung der Welt nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Wozu ihnen jedes Mittel recht ist, immerhin haben die Rothschild schon 2 Weltkriege auf dem Gewissen und nicht nur die. An der Kolonisierung der Welt waren sie wesentlich beteiligt, was der Autor des jetzt gerade in der Zeit besprochenen Buches „Die Unterwerfung der Welt“ hoffentlich, im Gegensatz zur Kritik, hoffentlich erwähnt. Aber die Globalisierung durch die Rothschild geht weiter. Jetzt gerade organisiert Soros die Massenimmigration nach Europa für sie, was in den Massenmedien allerdings nicht erwähnt wird. Ebenso, wie lange sie schon geplant war und wer die Flüchtligsströme bewusst verursacht hat. Was so manchen Journalisten auch seinen Job, oder zumindest seine Mitgliedschaft in der Atlantik-Brücke kostete würde. Für einen 68er wie mich eine frustrierende Erkenntnis, die wir damals, als wir in Berlin gegen Springer protestierten noch nicht für möglich gehalten haben. Augstein bestimmt auch nicht, der sich vermutlich jetzt noch im Grabe herumdrehte, wenn er wüsste wie alles nach ihm gelaufen ist. Immer überlegen zu müssen ob man dass auch schreiben darf, wohl ziemlich nervend. Aber man sollte wenigstens versuchen, so ehrlich wie noch möglich zu sein. – Dieter Felsmann        


Ich bewundere die rhetorische Gabe sehr. Aber ich bleibe ihr gegenüber unausrottbar skeptisch. Auch Hitler war ein großer Rhetor und Kant war keiner. Nein, die Rhetorik ist halt doch bloß die Kunst der Überredung und nicht die Kunst der Überzeugung. Überzeugungen bilden sich langsam: lesen, denken, wieder lesen, nochmal denken – vielleicht führt das zu einer Überzeugung. Der Überschwang der Rede kann diesen Prozess allenfalls anstoßen – und bedarf seiner zur Prüfung. Leichter geht es nicht. – Wolfgang Spohn                                                                                         


Der Artikel zeigt nur eines mit nicht zu überbietender Deutlichkeit: den kläglichen, fantasie- und mutlosen Zustand der Politischen Theorie in Deutschland. Da hat einer ihrer prominenten Vertreter die Chance, auf mehr als einer ganzen Seite in der ZEIT darzulegen, wie linke oder besser: wirklich progressive Politik heute aussehen müsste,—  und heraus kommt nichts als heiße Luft: Analysen unter Verwendung von in ihrer Allgemeinheit inhaltsleeren Begriffen wie dem der Gerechtigkeit und mit den üblichen westlichen Selbstbezichtigungen, die Teile der Probleme völlig ausblenden, etwa das Versagen der Eliten in den armen Ländern. Eigene Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen fehlen völlig, konkrete Vorschläge, was anders gemacht werden muss. Erforderlich wäre schon etwas mehr als der Hinweis, dass die Beseitigung von strukturellen Ungerechtigkeiten eine transnationale Perspektive erfordere. Und dann die übliche Parteienschelte. Wann endlich begreifen diese angeblichen Fachleute für Politik, dass die Parteien keine abgehobenen politischen Wunderheiler, sondern darauf angewiesen sind, dass in der Gesellschaft neue Ideen entwickelt und vertreten werden, die sie dann übernehmen und umsetzen können. In einer Demokratie ist grundsätzlich jeder aufgerufen, Ursachen und Zusammenhänge von Fehlentwicklungen zu analysieren und „international strukturelle Lösungen zu formulieren“. Das gilt in besonderer Weise für Professoren, die von der Gesellschaft dafür bezahlt werden, dass sie über solche Probleme nachdenken. Sie sitzen warm und trocken in Ihren Professorensesseln und laufen schließlich auch nicht wie aktive Parteipolitiker die Gefahr, dass sie sofort von allen in der Luft zerrissen werden, wenn sie einmal einen originellen und unorthodoxen Vorschlag machen. Zu den konkreten Lösungsvorschlägen der politischen Theoretiker muss dann aber bitte auch gehören, wie die aktiven Politiker denn diese transnationale Politik ihren national orientierten Wählern verkaufen sollen, und zwar so, dass dass sie nicht in stolzer Einsamkeit untergehen, sondern diese neue Politik auch umsetzen können. Womit können die nationalen Egoismen überwunden werden? Sollten Wissenschaftler von der Politik nicht auch bedenken, dass Demokratien heute eben doch etwas anderes sind als die Herrschaftsformen zu Zeiten Alexanders des Großen. Parteien können heute leider nicht mehr „den nationalen gordischen Knoten hin zum Transnationalen durchschlagen“. Solche falschen Bilder verstärken nur die Vorurteile derer, die da meinen, es gäbe für alles einfache Lösungen, wenn da nur nicht die unfähigen Parteipolitiker wären, die diese Lösungen verhinderten. – Dr. Wolf-Dieter Hauenschild


Nur allzu gerne ist der Deutsche mittlerweile bereit im Rahmen schützender Demokratie zugunsten vermeintlich gefährdeter Grundrechte, in diesem Fall der Meinungsfreiheit, auf die Barrikaden zu gehen. Das man sich ausgerecht für den allzu banalen Inhalt eines zotigen Gedichts, natürlich stets aus dem Kontext samt Metaebene betrachtend, aus seinem bequemen Sessel erheben sollte, spricht in jedem Falle gegen den kleinkarierten Kläger, aber eben auch nicht zwangsläufig für den sendungsbewussten Verfasser.
Das sich letzterer zumindest der landauf-landab aufgeregt geführten Debatten entzog, gereichte ihm kurzzeitig durchaus zu Ehren. Leider beließ er es nicht dabei und so gelangt man nach dem Zeit-Interview zur schlichten Erkenntnis: ‚Hättest Du geschwiegen, wärest Du ein Philosoph geblieben, lieber Jan Böhmermann.‘ – Christian Hoss


Danke für den Artikel „Einfach Überzeugen“. Aber mit einigem bin ich nicht ein verstanden. Friedrich Schleiermacher hat in seiner Vorlesung zur praktischen Theologie (in den 1820er Jahren) zwar gesagt, in England sei habe politische Redekunst mehr Bedeutung als in Deutschland; aber der Satz „Der deutsche Untertan schwieg und gehorchte“ ist doch ein dummes, dumpfes Vorurteil (man müßte denn der Meinung sein, daß Vorurteile dadurch ihre Dummheit verlieren, daß sie sich auf Deutschland beziehen), das so noch nicht mal für die wilhelminische Zeit zutrifft, viel weniger für die Zeit, als es republikanische Reichsstädte, Revolutionsclubs oder „Demagogen“ gab, die die Reaktion verfolgte. – Die Charakterisierung Luthers gegenüber Melanchthon trifft, glaube ich nicht ganz zu. Luther liebte in eigener Sache das Understatement (wie hier) ebenso wie die Selbstinszenierung als eine Art Prophet; wer ihn liest, trifft oft auf eine gewisse Formlosigkeit, oft aber auch auf rhetorische Kunst und meistens auf feines Sprachgefühl. – Schließlich: Hitler und Goebbels waren nicht einfach vulgäre Schreihälse, sondern psychologisch geschickte Rhetoriker (vgl. ein Dossier von Volker Ullrich vor ca. 2 Jahren, der schrieb, man dürfe Hitlers Reden nicht anhand der Schlußminute beurteilen, wo er die Stimmung auf den Höhepunkt gebracht hatte und und schrie); das Problem, daß man die Rhetorik auch manipulativ und zum Bösen einsetzen kann, ist aber viel älter: Schon die sophistische Aufklärung rühmte sich, mit rhetorischen Mitteln der einen Sache so gut zum Sieg verhelfen zu können als der anderen, und Aristophanes hat das in seiner Komödie „Die Wolken“ angeprangert. Damit zusammen (wenn auch nicht bei den Sophisten, die sich rühmten, über den Standpunkten und Zwecken zu stehen) hängt das Problem, ob der Zweck die rhetorischen Mittel heiligt, also ob man, um von einer (nach eigenem Urteil) richtigen Sache zu überzeugen, auch unlautere Mittel einsetzen, täuschen und manipulieren darf. – Simon Gerber


Ich lese Ihre Zeit jetzt schon seit über 40 Jahren, seit meiner Studentenzeit in Aachen als Maschinenbau-Student. Jede Woche hatte ich mich auf Ihre Zeit gefreut. Aber seit einigen Monaten kommen immer wieder „Hetz-Artikel in Ihre ZEIT, schlimmste Beschuldigungen über Herrn Putin und diesmal über Herrn Assad.
Woher weiß Ihre Journalistin, dass Herr Assad z.B. Kinder-krankenschwestern getötet hat. Gibt es Fotos, oder glaubhafte Augenzeugen, die gesehen haben, dass Soldaten der Assad-Armee diese Krankenschwestern getötet haben – vorsätzlich (absichtlich) getötet haben? (Oder genauso wie die Briten im 2. Weltkrieg unabsichtlich auch Kinder und Krankenschwestern getötet haben)
Seit meinem Studium darf bei mir und meinen Kollegen keine Behauptung herausgehen ohne Belege, die jeder selbst überprüfen kann. Und sehr wahrscheinlich gibt es mittlerweile auch Syrer, die lieber von Assad regiert werden wollen als von einer Opposition,
die für ihren „Kriegsgewinn“, die Zerstörung des Landes in Kauf nimmt – und dadurch auch die Invasion der IS-Krieger.
Ich frage mich schon seit einiger Zeit, wie wütend werden diese Syrer sein, wenn Sie die „Hetze“ in Ihrer Zeitung lesen.
Mir macht Wut von Kriegsflüchtlingen Angst. Ihnen nicht?
Ist Ihnen Ihre „Journalistisch-Freiheit“ wirklich so wichtig, dass Sie die große Gefahr, die „Hetze“ bewirken kann, in Kauf nehmen?
Herr Helmut Schmid hätte darauf eine eindeutige Antwort – und als Chef eine eindeutige Anweisung – besonders für Ihre Kollegin,
deren „Hetze“ nicht mehr zu ertragen ist. Deshalb habe ich auch Ihre ZEIT (diese Woche), nachdem ich ihrem Artikel auf der Frontseite gelesen hatte, sofort weggeworfen. Eigentlich schade, finden Sie nicht. Auf einen differenzierten Journalistik, den es bei Ihnen einmal gab – und darauf, dass Sie nicht mehr meinen, uns vorschreiben zu müssen, was wir denken oder meinen sollen.  Damit ich und auch die vielen Ausländer wieder Freude an Ihrer ZEIT habe – und Sie wieder für die jungen Journalisten, junge Ingenieure… ein gutes Vorbild sind. – Jürgen Schölzel 


Ihre Autorin wünscht sich eine Einmischung der Europäer in den syrischen Bürgerkrieg und denkt dabei an eine Luftbrücke zum Aufbrechen der Hungerringe. Wie das vonstattengehen soll, weiß außer ihr womöglich keiner. Die Überschrift „Wir Feiglinge“ führt uns da aber auch nicht weiter. Ist nicht derjenige feige, der sich nicht traut, die Hauptverantwortlichen für das humanitäre Elend in diesem Krieg zu benennen? Müßte man nicht  den Moskauer Kriegsherrn hier in die Pflicht nehmen, der seine Luftwaffe in Syrien alles und jeden bombardieren läßt, was das Überleben des Assad-Regimes gefährden könnte?Der Westen traut sich nicht, Putin in seine Schranken zu weisen. Weder in Syrien noch in der Ukraine.Das ist nachvollziehbar, weil sich die Folgen nicht abschätzen lassen.Hier von Feigheit zu reden,ist Unsinn. Am Schreibtisch läßt sich gut auf hohem Niveau schwadronieren, zumal dann, wenn die Gemengelage in diesem Krieg kaum noch überschaubar ist. – Wolf Scheller


Herrn Tönnesmanns Artikel zur Zukunft des Handels hat mich mit meinem Alter versöhnt. Ich bin froh, nicht mehr erleben zu müssen, dass sich mein Leben nur noch vor einem Bildschirm daheim abspielt, mich draußen vor der Tür entweder eine Drohne oder ein Roboter erschreckt, mich leere Straßen ohne Infrastruktur und voller Lieferautos erwarten. Ich will nicht auf den Duft einer Kaffeerösterei, eines Bäckers oder eines guten Wirtshauses verzichten, auf freundliche Worte eines Postboten oder des erfreuten Nachbarn (der Nachbarin), deren Paket man entgegengenommen hat. Auf die Diskussion in einem Geschäft, ob man nun diese oder eine anere Farbe nehmen soll und über den Zustand der Welt. Eine total Welt, die unsere Sinne nicht mehr anspricht, will ich nicht leben. Danke, Herr Tönnesmann! – Afra Margaretha


Dem „Westen“ wird vorgeworfen, das Elend des „Globalen Südens“ verursacht zu haben. Hauptgrund des Elends ist jedoch, dass die Bevölkerung in den meisten Ländern des Südens weit stärker zugenommen hat als das Wirtschaftswachstum mit der Folge, dass heute 800 Millionen Menschen auf der Welt hungern. – Joachim Meier-Schellersheim


Wie lange werden uns die Medien noch mit Berichten und Kommentaren zum  „Fall Böhmermann“ belästigen? Ob das Ziel einer Satire Herr Erdogan ist oder eine beliebig andere Person, sie hat sich nach Regeln des Anstands und der Menschenwürde zu verhalten. Beleidigende Dinge zu behaupten, die wahrscheinlich zum Großteil nicht stimmen, ist keine Satire. Darüber hinaus bedient sich Herr Böhmermann ordinär-anstößiger Ausdrücke, die nicht in unseren Kulturkreis passen. Bekanntlich, wie im Duden oder bei Wikipedia leicht nachzulesen, handelt es sich bei der Satire um  eine Kunstform (mit der Einschränkung, dass es doch nicht notwendigerweise Kunst sein muss!), mit der Personen, Ereignisse oder Zustände mit Ironie und Übertreibung kritisiert, verspottet, angeprangert oder auch mit scharfem Witz gegeißelt werden.   Werden aber Aussagen nicht als karikaturhafte Darstellung erkennbar, fallen sie außerhalb der Meinungsfreiheit. Also, wenn bei der Äußerung nicht mehr die Auseinandersetzung in der Sache, sondern die Diffamierung der Person im Vordergrund steht, dann handelt es sich um nichts anderes als um eine üble Nachrede. Dies ist der Tatbestand beim von Herrn Böhmermann vorgetragenen sogenannten Schmähgedicht: es werden zwar einige Fakten angeprangert, für welche zurecht Präsident Erdogan zu kritisieren ist, aber ohne schöpferisch gestaltetem scharfem Witz, um einer Satire zu entsprechen.  Dagegen wird mehrheitlich in beleidigender Weise Fiktives, nicht Beweisbares in unflätigster und damit entwürdigender Weise herangezogen. Einfach ausgedrückt: Satire darf nur etwas mit dem, was angeprangert werden soll, zu tun haben, und nicht unrealistische bösartige Behauptungen beinhalten! Damit ist dieses Schmähgedicht  –  ob es nun aus dem Zusammenhang heraus gerissen wurde oder nicht,  –  satirisch gesehen ein Missgriff, abgesehen davon, dass es grenzenlos ordinär und für unsere Moralvorstellung unakzeptabel ist. Das bestätigt sich ja auch im  in DER ZEIT abgedruckten Interview, denn es ist nicht davon auszugehen,  dass eine seriöse Zeitung das „Nach vorne Ficken des Humorstandorts Deutschland“ durch Herrn B. und sein Team  unterstützt. Und Ihre Mitarbeiter sind sicher auch nicht einverstanden, wenn sie als „Kackwurst“ bezeichnet werden und ihnen „die Fresse poliert wird“.  Also bitte, endlich Schluss damit. – Ernst Gugel


Es zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Gesellschaft und Ihre Berichterstattung: Die allgemein verbindlichen Werte, die Leitkultur – was ist davon noch übrig geblieben? Wer gibt überhaupt die Werte einer Gesellschaft vor? Der Impuls kam immer von den Religionen. Als Bahai glaube ich an die fortschreitende Gottesoffenbarung: „Jedes Zeitalter erfordert ein neues Maß an Gottes Licht, jede göttliche Offenbarung wurde so herabgesandt, wie es den Verhältnissen des Zeitalters entspricht, in denen sie erscheint.“ Gesetzt den Fall, es entspricht der Wahrheit, dass die Menschheit durch Gottes Weisheit zu allen Zeiten geführt wird, dass wir die Antworten für die Nöte der Zeit in den Heiligen Schriften finden…. Gesetzt den Fall: Alle Offenbarungen Gottes entstammen einer einzigen unfehlbaren Quelle und bauen inhaltlich aufeinander auf. Was folgt daraus?
1. Die Menschheit täte gut daran, sich an die Ratschläge zu halten, denn „nur der göttliche Arzt kennt die Krankheit und das passende Heilmittel.“ Menschliche Konzepte sind immer auf das eigene Wohl bedacht und daher untauglich als allgemein verbindliche Werte zu gelten. In Zeiten des Zerfalls, der Dekadenz wie wir sie heute in der westlichen Welt erleben, tritt dieser Missstand besonders deutlich zu Tage.
2. Ja, der Islam und alle vorangegangenen Religionen eingeschlossen sind reformierbar! Allerdings nicht durch Menschen, sondern einzig und allein durch Gott. Um dies zu erkennen, bedarf es nicht in erster Linie eines Glaubens, sondern der Logik.
Wir leben in einer Welt der Verunsicherung und der Möglichkeiten. Es ist an der Zeit, selbständig nach der Wahrheit zu suchen. – Marion Claus


Der Ex-BND-Chef Hansjörg Geiger wurde gefragt, „Es gibt Menschen, die Geheimdienste für überflüssig halten. Wofür brauchen wir den BND?“. Der zusammengefasste Inhalt seiner Antwort: Man brauche externe Quellen, um inoffizielle Informationen beschaffen zu können. Mich überzeugt das nicht. Externe Quellen und inoffizielle Informationen lassen sich auch ohne einen Geheimdienst anzapfen. Bisher war es immer so, dass andere Informationswege schneller waren. Gibt es überhaupt ein Beispiel dafür, dass uns die Geheimdienste etwas Sinnvolles gebracht hätten? Es werden zwar gern Erfolgsmythen kolportiert – die sich aber letztlich immer als Luftnummern erwiesen haben.
Geheimdienste kosten viel Geld – und ich halte sie für gefährlich: Sie sind grundsätzlich nicht demokratisch kontrollierbar. Alle, die das behaupten, sind entweder naiv oder wollen uns für dumm verkaufen. Ein Geheimdienst ist immer ein Staat im Staate. Sie gefährden die Demokratie. Und sie haben immer für mehr Unheil als Segen gesorgt: Ohne Geheimdienste hätte es keinen Irak-Krieg gegeben, ohne Irak-Krieg keinen IS. Jetzt behauptet die Geheimdienste, sie werden gebraucht, um uns vor der Terrorgefahr zu schützen. Was für eine Heuchelei! Mir konnte bisher kein Politiker erklären, welche Aufgaben von BND und Verfassungsschutz nicht auch die Polizei übernehmen könnte. Statt auf die Geheimdienste sollte man doch wohl viel eher auf die Stärkung von Euro- und Interpol setzen. Geheimdienste gehören auf den Müll der Geschichte! – Volkmar Heitmann


Das Theater um TTIP ist abstrus, suspekt und undemokratisch.
Sicher, emsige Wirtschaftslobbyisten setzen wie gewöhnlich auf das Longierpotential ihrer merkantilen Überzeugungskraft und sehen überdies in der Konstellation des Gabrielschen TTIP-Leseraums ein besonderes Entgegenkommen der Vertragspartner EU und USA gegenüber dem gemeinen Volk und seinen Mandatsträgern. Vor allem gewissenhafte Volksvertreter hingegen fühlen sich bei der rigiden Einsicht unter Aufsicht wie am Nasenring durch eine unendlich unübersichtliche Manege geführt, in der die Macht der parlamentarischen Kontrolle zur Ohnmacht gerät. Derart viel (il)legitime Intransparenz und Diffusion von Faktum und Fiktum legen somit geradezu zwangsläufig die Vermutung nahe, dass das anvisierte Freihandelsabkommen zu schlechter Letzt die soziale und rechtliche Schere zwischen Reich und Arm noch größer machen wird. Eben auch, weil die kapital-liberale Marktwirtschaft der US-Amerikaner auf die soziale Marktwirtschaft der Europäischen Union trifft und sich aus der bisherigen Erfahrung die Erkenntnis speist, dass das Kapital wie das Wasser immer fließt und seinen Weg findet, im großen Gegensatz zu einer breiten sozialen Interaktion und Integration. Denn der datenschwere Big Brother des alten Kontinents war als sozial gerechter Fürsorger und ebensolcher Ansprechpartner bislang leider kein ausgesprochen verlässliches Vorbild. Daher mein Tipp: kein TTIP. Zumindest jedoch wäre für dieses Freihandelsabkommen der Erlass  eines Moratorium in Betracht zu ziehen, bis über CETA (Freihandelsabkommen zwischen Europa und Kanada, gegen das in Deutschland die bisher größte Bürgerklage vorbereitet wird) eine verfassungsrechtliche Klarheit herrscht. – Ira Bartsch


Soll das Satire sein, oder ist es nur peinlich und geschamcklos? Die Schweinereien von Herrn Böhmermann interessieren (um im Bild zu bleiben) doch keine Sau. Wen er mit wem fickt, wo, wann, wie und wie oft haben m.E. mit Satire nichts zu tun. Und auch seine Auslassungen über Tucholsky, den er auf beleidigende Weise in einen Topf mit einem etwas unterbelichteten Balltreter wirft,  sind offensichtlich jenseits der grundgesetzlich garantierten Meinungs- und Kunstferiheit. Das Grundgesetzt schützt übrigens auch Peinlichkeit und Geschmacklosigkeit. Dummheit ebenfalls. – Dr. Hans Latour


Alle beklagen eine sprachliche Verrohung der Sitten im Internet und öffentlichen Raum. Das Gedicht von Jan Böhmermann trägt dazu bei. Mittlerweile beschäftigen z. B. soziale Netzwerke oder Zeitungsredaktionen eine Heerschar von Personal, um Beiträge der User oder Leser von Hetze, Hass oder Pöbeleien zu befreien. Sein Gedicht ist eine Aneinanderreihung von Geschmacklosigkeiten in Reimform. Die Freiheit der Kunst und die freie Meinungsäußerung stehen nicht auf dem Spiel, wenn seine Zeilen aus der ZDF-Mediathek gelöscht werden. Da sollte sich Herr Böhmermann nicht so wichtig nehmen. Die Raucher sterben auch nicht aus, seit dem es das Rauchergesetz gibt. – Detlef Otto


Nicht jede/r Linke kann oder will verstehen, was Rainer Forst hier in seinem Exzellenz-Deutsch formuliert und dies ist schon die erste Antwort auf seine Frage: Linke Theoretiker formulieren meistens so abgehoben, dass es der Normalbürger kaum versteht. Also bleiben gute Gedanken im Elfenbeinturm und kommen nicht beim Wahlvolk an. Zweiter Antwortversuch: „Links“ denkende Menschen im Land sind oft wirtschaftlich abgesichert und ruhen im weichen Bett des Kapitalismus. Beispiel: Ausgesperrte Flüchtlinge drängen nicht in die Schulturnhallen und begrapschen unsere Töchter nicht. Die Not der Welt und die Not im Land sind bekannt, bewegen aber noch nicht einmal zu Demo. Dritte Antwort: So lange Sozialdemokraten, Grüne und Linke genug lukrative Pöstchen im Establishment behalten dürfen, fehlt die Motivation zu radikalen Veränderungen. Nur die Not lehrt Beten, heißt es zum Parallelproblem der christlichen Kirchen. Und außerdem fehlen die Vorbeter. – Werner Bohn


“ Ist denn die ZEIT von allen guten Geistern verlassen, diesem unsäglichen Herrn Böhmermann die ersten beiden Seiten des Feuilletons zur Selbstdarstellung zur Verfügung zu stellen? In meinen Augen ist das ein selbstgerechter, eitler Schwätzer, der sein geschmackloses Machwerk auch noch als „Kunst“ verkaufen und mit Provokationen nur auf sich selber als „Tabu-Brecher“ aufmerksam machen möchte, aber offenbar zu feige ist, sich den Interviewern persönlich zu stellen! Wenn er in seiner angeblichen Satiresendung nur gesagt hätte, dass eine unzulässige Schmähung sei, wenn er Herrn Erdogan ohne wahren Kern als Schwulen, Sodomiten, oder sonst was bezeichnen würde, ohne dann des langen und breiten ein solches Schmähgedicht vorzutragen, wäre das sicher in Ordnung gewesen; so, wie er es gebracht hat, ist es aber durchaus gerechtfertigt, staatsanwaltschaftlich zu überprüfen, ob die Rahmenhandlung denn eine strafbare Schmähung außer Kraft setzt – das muss ein solcher Provokateur aushalten, und unser Rechtssystem auch! Ich bin mit dem zunehmend autokratischen Verhalten des türkischen Präsidenten auch keineswegs einverstanden, und seine versuchten Einmischungen in unsere inneren Angelegenheiten sind selbstverständlich zurückzuweisen. Mit einer solchen absolut unqualifizierten Entgleisung, wie dem Schmähgedicht, tut man allerdings unserem Selbstverständnis, wie auch übrigens den verfolgten türkischen Kritikern ihres Präsidenten eher einen Bärendienst. Auch noch die Kanzlerin zu schmähen, ist ein starkes Stück, sie hat vollkommen korrekt gehandelt: selbstverständlich darf auch sie eine eigene Meinung haben, diese auch in der derzeitigen schwierigen diplomatischen Situation vertreten und bei der geltenden Rechtslage ist sie schließlich verpflichtet, dieser genüge zu tun – ob einem der „Majestäts-Beleidigungs-Paragraph“ nun passt oder nicht. Ärger über Anmaßungen des Herrn Erdogan setzt unser Recht nicht außer Kraft! Satire darf doch nicht alles, sie muss zumindest auf einem wahren Kern fußen, den man dann zur Verdeutlichung durchaus zuspitzen kann; solche plumpen, spätpubertären „Sauigeleien“, wie sie Herrn Böhmermann eingefallen sind, erfüllen diese Kriterien keineswegs, sie sind nur widerlich und unter allem Niveau. So sollten wir nicht miteinander und schon gar nicht mit Ausländern umgehen!“ – Dr. Rainer Niemann 


Angesichts einer Weltbevölkerung von bald 10 Milliarden Menschen und begrenzter Ressourcen auf einem endlichen Planeten, erscheint mir der gutgemeinte Appell an die internationale Solidarität als ein frommer Wunsch. Das kapitalistische Wachstumsmantra ist ungebrochen und für die Armutsbekämpfung wohl sogar notwendig. Aber wo soll es dauerhaft herkommen, ohne unsere Lebensgrundlagen zu zerstören? Wer von uns Reichen ist bereit, Verzicht zu üben? Nun soll ausgerechnet die Pflichterfüllung der Gerechtigkeit auf die Sprünge helfen, eine über Jahrzehnte geschmähte und spätestens seit Lafontaine nachhaltig abgeräumte Sekundärtugend. Und wie soll sie zu neuen Ehren kommen und gelebt werden, in einer inzwischen hyperindividualisierten westlichen Welt der egomanen Kür, nur dem eigenen Lustprinzip frönend und bar jeden Sinns für Verhältnismäßigkeit? Das menschliche Verhalten vor, während und nach der Finanzkrise vor Augen wird es wohl in naher Zukunft global immer öfter krachen. Denn wir sind nur an Selbstüberschätzung leidende Zauberlehrlinge, die permanent Geister rufen, um sie dann nicht mehr loszuwerden. Dabei ist tröstlich, dass wir nicht anders können. Wir sind Menschen, genauso gut und schlecht wie unsere Vorfahren waren und unsere Nachkommen sein werden, eingebunden in die natürlichen und historischen Abläufe. – Konrad Sauheitl