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18. August 2016 – Ausgabe 35

 

Zum Titelthema „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Ihre Dokumentation über die Schicksalsnacht im September 2015 ist atemberaubend spannend und erhellend. Die journalistische Recherche und die ansprechende Darstellung sind preiswürdig. Die Aufklärung über Fakten und Zusammenhänge stellt eine Sternstunde der aktuellen Geschichtsschreibung dar. Deutlich wird auch: Die Warnung, der deutsche Adler-Horst sei voll, konnte nur aus der Froschperspektive des bayrischen Altmühltals kommen. – Alfred Schubert


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Betrifft: HA 15.8. Die verschleierte Debatte um die Leitkultur. Streit um Burka-Verbot in der Union

Es geht bei der Frage um das Burka-Verbot kaum um Keidungsstücke. Wir akzeptieren auch die „freiwillige“ körperbedeckende Kleidung der Nonnen und Mönche – auch wenn sie das Gesicht nicht versteckt  –  ebenso ihre selbstgewählte Klausur. Es ist eine abendländische Unterstellung, vorauszusetzen, dass Muslima sich nicht „freiwilig“ bedecken. Nein, es sind die unterschiedlichen Werte, die uns schrecken. Seit der Antike gelernte christliche Werte sind uns naturgemäß genehmer, fremde muslemische machen auch mir Angst, greifen sie doch tief in Psyche, tägliches Miteinander und auch in Politik ein. Es braucht viel Akzeptanz und ein hohes Maß an Toleranz, verschiedene Kulturen nebeneinander zu ertragen. Schaffen wir das? Sollen wir das wagen? Das Grundgesetz gibt uns dazu einen Fingerzeig. – Uwe-Carsten Edeler


Ich freue mich jeden Donnerstag auf “ die Zeit“, aber diesmal scheint mir “ die Zeit “ besonders gelungen mit vielen interessanten Artikeln und schönen Fotos ! Danke ! – Anna- Maria Gießmann


Betrifft Titelthema:

Ich bin entsetzt. Mehr als 60 Mio. Menschen fliehen vor Krieg, Hunger, Versklavung., sexueller Ausbeutung, Mehr als 10 Tausend Menschen sind in den letzten 2 Jahren im Mittelmeer ertrunken. Und die Zeit ordnet die Grenzoffnung als Panne ein. Fischt jetzt auch Dir Zeit am rechts konservativen Rand?
Heike Stoll


Zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Burka bis Kopftuch: Die Selbstdiskriminierung des arabischen Mannes

Aristoteles definierte den Menschen einst als Zoon politikon, für Freud liegt dann eine psychische Störung vor, wenn das „Ich“ nicht zwischen „Es“ und „Über-Ich“ vermitteln kann. Was für ein Männerbild steht hinter dem Verschleierungsgebot? Nur zoon, kein politikon, nur Trieb-Es, alles potenzielle Vergewaltiger, die sich beim Anblick eines Stückes Frauenhaut nicht beherrschen können? Wenn das kein von innen betriebener Rassismus ist. – Jürgen Krätzer


Zum Titelthema:

Es ist beeindruckend, wie gut die ZEIT mittlerweile von der BILD gelernt hat, mit einer unschuldig-zweideutigen Schlagzeile ein Horrorszenario zu entwerfen… und dann zum „Kontrollverlust“ gleich noch die Burka-Diskussion hinzuzufügen – wirklich saubere journalistische Arbeit… – Ulrike Maetzig


Die ZEIT hat das Thema heute im Leitartikel nach bekanntem Muster diskutiert:

Iris Radisch sprcht dafür, Elisabeth Raether dagegen. Ich selber war in dieser Frage (und ähnlich schwierigen!) lange hin- und hergerissen, unsicher. Jetzt ist mir aufgegangen: Unrecht haben beide.

Verboten werden muss nicht die Burka. Verboten werden muss nach unserer aufgeklärten Rechtsauffassung das Burka-Gebot. Nur dieses unterdrückt die Frau, macht sie zum Untertan in einer Männerwelt.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ähnliche Unterdrückungsformen gab es auch in der katholischen Kirche. Es gibt sie vielleicht nach wie vor, wenn auch nicht mehr so häufig, weniger sichtbar.

Wir tun uns nicht mit Gott schwer, sondern mit der menschengeprägten Religion. Dort, wo sie versucht, Macht auszuüben, wird Religion vom Zweck Gottes zum Mittel des Menschen.  Gott hat das nie gewollt. Insofern wäre vielleicht sogar er/sie für das Verbot des Burka-Gebots.  – Dr. Hans-J. Gscheidmeyer


Zum Artikel von Marc Widmann „Fahnenflucht auf hoher See“:

Mein Erfahrungsbericht:

Ich war bei sea chefs in Zypern für die TUI Cruises GmbH angestellt und arbeitete auf der Mein Schiff Flotte (maltesische Flagge) der TUI Cruises GmbH (deutsches Unternehmen) als Leiharbeiter. TUI Cruises bedient sich meiner Ansicht nach eines Konzeptes, das sich die internationalen Regelungen zu Nutze macht.

TUI Cruises lässt die Mitarbeiter von sea chefs an Bord arbeiten. Sea chefs hat keine deutschen Sozialleistungen (Rentenbeiträge, Krankenkasse, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung) gezahlt. Wo zyprisches oder maltesisches Arbeits- oder Steuerrecht anfängt oder aufhört, wird einem nicht erklärt. Mein Vertrag war befristet für die Zeit an Bord. Wenn ich im „Urlaub“ (rechtlich gesehen: Arbeitslosigkeit) in Deutschland bin, musste ich für die Krankenkasse selbst sorgen. Arbeitslosengeld I im „Urlaub“ bekommt man eigentlich nicht, weil ja keine Sozialleistungen gezahlt wurden. Arbeitslosengeld II (Hartz IV) würde man erst bekommen, wenn man sich auf einen gewissen Betrag (=150 EUR multipliziert mit dem Lebensjahr) heruntergehungert hat.

Wenn man Arbeitslosengeld I im „Urlaub“ (etwa weil man noch Ansprüche vor der Zeit an Bord geltend macht) beantragt, ist es sehr langwierig bis sich Malta oder Zypern zuständig fühlt, um das EU-Formular PDU auszufüllen und bestätigt, dass keine Ansprüche aus den dortigen Sozialkassen geltend gemacht werden können. Letztendlich war Malta zuständig gemäß Art. 11 Abs. 4 EG-VO 883/2004. Die Zuständigkeit musste ich als Privatperson mit viel Zeit und Ärger selbst herausfinden und mich gegen die Inselstaaten durchsetzen, es gab keine Hilfe von TUI Cruises oder sea chefs. Malta hat sich geweigert das PDU auszufüllen, aber Malta hat immerhin ein formloses Schreiben aufgesetzt, das das hiesige Arbeitsamt zum Glück akzeptiert hat.

Weitere Probleme ergeben sich für die spätere Rente: Das deutsche System erkennt die arbeitslosen Zeiten („Urlaub“), sofern gemeldet, für den späteren Rentenanspruch (es wird die Arbeits(losen)zeit anerkannt, für die Höhe der Rente ist dies unerheblich, weil ja nicht eingezahlt wird) an. Die Erwerbstätigkeit im anderen EU-Land wird _zeitlich_ anerkannt. Wenn man sich für die Zeit an Land arbeitslos meldet, entsteht dann keine nachteilige Lücke im Erwerbsleben. Diese Arbeitslosigkeits-Meldung ist also zu empfehlen, nicht dass dann mit 63/65/67 Jahren die Frage kommt, „was haben Sie denn zwischen den Bordzeiten gemacht?“ In der Regel kann man kein Arbeitslosengeld I bekommen, da nichts in die Sozialkassen eingezahlt wurde, aber ich bin an einen Sachbearbeiter geraten, der sagte „Sie sind jetzt arbeitslos und -suchend, bekommen zwar kein Arbeitslosengeld, aber Sie sind in unserer/meiner Statistik drin, also müssen Sie auch jede Arbeit annehmen. Wir wollen Sie aus der Statistik haben. Wenn Sie dies nicht tun, bekommen Sie eine Sperrzeit und haben doch eine Lücke für Anrechnung der Erwerbszeit. Ich habe viele freie Stellen als Hilfskraft für Sie… “ Wenn man sich nicht zu wehren weiß, muss man in seinem „Urlaub“ in Deutschland noch arbeiten gehen. Zwischen den internationalen Systemen hin und her zu wandern, bringt dem Arbeitnehmer nichts.

Die Sozialversicherungsbeiträge könnte man natürlich auch selber zahlen (plus eigentliche Arbeitgeberbeiträge), aber dafür ist das Gehalt zu niedrig, als dass sich die Arbeit auf dem Schiff lohnt. Selbständige, die in Deutschland arbeiten und in die Sozialversicherung selbst einzahlen, verlangen ganz andere Stundensätze bzw. Tagessätze.

Im Krankheitsfall gibt es an Bord eine sehr geringe Lohnfortzahlung. Wird man während des „Urlaubs“ an Land krank oder hat einen Unfall, gibt es überhaupt keine Lohnfortzahlung. Eventuell verpasst dann die nächste Ablösung an Bord und rutscht aus der Rotation. Dann kann man lange ohne Gehalt warten bis der nächste Schiffseinsatz kommt.

Würde man in den Genuss von deutschen Sozialleistungen kommen, würden z. B. mögliche eigene Kinder in die Familienkasse der deutschen Krankenkassen aufgenommen werden. Andere deutsche Selbstverständlichkeiten fallen einfach weg, weil man im Ausland beschäftigt ist, obwohl die TUI Cruises GmbH ihren Sitz in Deutschland hat. Hieran erkennt man, wie gut und ausgefeilt unser deutsches System ist, was aber mittels einer zyprischen Zeitarbeitsfirma zu Lasten der Leiharbeiter an Bord umgangen wird.

Tatsächliche Zwölf-Stunden-Tage (14 Stunden können auch vorkommen) ohne arbeitsfreies Wochenende sind die Regel. Bei einigen Besatzungsmitgliedern werden die Arbeitsstunden in Tag- und Nacht-Schichten aufgeteilt. Schlafen und Essen muss man auch irgendwann, viel Zeit für einen Landausflug bleibt da nicht mehr. Die Erschöpfung wird immer größer und irgendwann hat man trotz der wenigen Reststunden am Tag auch nicht mehr die Motivation einen Landausflug zu machen.

Trotz des längeren „Urlaubs“ an Land arbeitete ich aufs Jahr gerechnet mehr Stunden als jemand, der an Land eine 40-Stunden-Woche und ca. einen Monat Urlaub hat.

TUI Cruises lässt seine Schiffe unter maltesischer Flagge fahren, folglich gelten keine deutschen Tarifverträge (z. B. Heuertarifvertrag), die unter deutscher Flagge gelten würden.

Wenn der befristete Arbeitsvertrag sich dem Ablauftag nähert, ist nicht immer gesichert, dass man abgelöst wird. Es kann noch einige Zeit dauern bis der/die Ablöser/in organisiert ist.

Weil es keine unbefristeten Verträge sind und man besorgt ist, dass ein Konkurrent in die Ablöserotation hineinrutscht, greift man nach dem Strohhalm, wenn der nächste Schiffseinsatz angeboten wird, auch wenn dies „Urlaubs“verkürzung bedeutet.

Wer nur kurz an Bord ist, um eine Art Work&Travel-Erfahrung zu machen, für den ist das Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff eine gute Möglichkeit. Wenn man aber etwas wie touristisches Kreuzfahrtmanagement, Nautik, Schiffsbetriebstechnik, etc. studiert hat, bieten die unbefristeten, zyprischen Verträge von sea chefs keine sichere Zukunft. Darüber hinaus muss man wettbewerbsfähig mit Osteuropäern und Asiaten sein, die in ihren Heimatländern ganz andere Voraussetzungen haben. Meiner Meinung nach liegt es auch daran, dass TUI Cruises sehr touristisch aufgestellt ist, nur wenige Mitarbeiter im Hamburger Hauptbüro haben Reedereierfahrung oder ursprünglichen Schiffsbezug. Mein Eindruck war, dass viele Mitarbeiter vom Hamburger Hauptbüro die Arbeit der Besatzungsmitglieder nicht einschätzen können und deshalb die Fähigkeiten oder gar die Belastung von den Besatzungsmitgliedern unterschätzen.

Das Steuerrecht war vor 2012 nicht eindeutig geklärt. Ich kenne Kollegen, die in Deutschland Steuern vor 2012 nachzahlen mussten, obwohl sea chefs mündlich gesagt hat, Brutto sei gleich Netto. Diese Kollegen haben ein finanzielles Risiko getragen im Vertrauen darauf, dass sea chefs Recht hat.

Die Rechtsprechung definierte nach dem alten Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Deutschland und Zypern den Begriff Unternehmen im Sinne des Art. 15 Abs. 3 DBA „ein Unternehmen (hier: TUI Cruises) das selbst internationalen See- und Luftverkehr  betreibt. Zugleich muss dieses Unternehmen wirtschaftlicher Arbeitgeber (hier: sea chefs) des Besatzungsmitglieds im Sinne des Abkommensrechts sein“ (http://justiz.hamburg.de/contentblob/4367468/23e9595b213979621e75eb4c7140a18a/data/newsletter2013-4.pdf).Da also das schiffsbetreibende Unternehmen (TUI Cruises) nicht der Arbeitgeber (sea chefs) ist, bestand keine ausschließliche Besteuerung nach zyprischem Recht.

Das neue DBA, welches seit 2012 gilt, hat den Begriff Unternehmen im angehängten Protokoll genauer definiert, sodass eine ausschließliche Besteuerung nach zyprischen Recht möglich ist. Trotzdem bleibt eine gewisse Ungewissheit bestehen. Weder TUI Cruises noch sea chefs klären hier auf oder geben gar Garantien, falls Brutto nicht gleich Netto ist. Müssen nach zyprischem Recht wirklich keine Einkommenssteuern gezahlt werden? In welchem zyprischen Gesetz kann man dies nachlesen? Was sagt das maltesische Recht und das DBA zwischen Deutschland und Malta oder zwischen Malta und Zypern? Was passiert, wenn das deutsche Finanzamt auf die Idee kommt und meint „es heißt ja DOPPELbesteuerungsabkommen, wenn keine Steuern in Zypern gezahlt werden, dann kann es keine DOPPELbesteuerung geben, wenn Deutschland die Steuern für sich eintreibt“? Wer zahlt die Gerichtskosten in einem solchen Fall (z. B. dieser Fall: Bundesfinanzhof I R 63/13)? Wer zahlt mir die Differenz, wenn das Nettogehalt plötzlich wegen einer anderen Interpretation der internationalen Rechtslage ein Bruttogehalt wird? Was passiert, wenn wegen der durch die Euro-Krise verursachten Kapitalverkehrskontrollen mein Gehalt aus Zypern nicht mehr gezahlt werden kann? Hier wird schlecht von Seiten TUI Cruises und sea chefs aufgeklärt und/oder etwas zugesichert, aber vermutlich soll die Besatzung nicht so genau Bescheid wissen.

Falls das neue DBA nicht hilft: Um nicht steuerpflichtig nach dem deutschen § 1 EStG zu sein, dürfte ich keinen Wohnsitz (§ 8 AO) oder keinen gewöhnlichen Aufenthalt (§ 9 AO) in Deutschland haben. Oft wird das Gerücht von Kollegen an Bord verbreitet, dass man nur 180 Tage im Ausland sein müsse und schon sei man nicht mehr steuerpflichtig in Deutschland. Das stimmt nur, wenn die Alternative Wohnsitz nicht vorhanden ist, § 8 AO: „Einen Wohnsitz hat jemand dort, wo er eine Wohnung unter Umständen innehat, die darauf schließen lassen, dass er die Wohnung beibehalten und benutzen wird.“ (Für mehr Informationen: FG Baden-Württemberg, Urteil vom 22. Juli 2008, Az. 4 K 1296/08)

Ich habe Argumente gehört, dass das Essen und die Wohnkosten an Bord gratis sind. Ich schätze den Verpflegungssatz pro Besatzungsmitglied auf ca. 6 EUR pro Tag, also ca. 180 EUR im Monat, denn dies ist der Satz den andere Crewing Agencies ungefähr ansetzen. Ich ziehe lieber ein angemessenes Jahresgehalt vor und zahle 180 EUR im Monat für die Verpflegung, als ein sehr niedriges Jahresgehalt plus gratis Essen. Es sei angemerkt, dass die Besatzung in der Regel nicht das Essen der Passagiere bekommt. Zu dem Argument Wohnkosten: Und wer bezahlt mir meine Wohnung an Land, wenn ich an Bord bin?! Wenn ich mir keine Wohnung an Land leisten soll, frage ich mich, warum man überhaupt arbeiten oder wo man während des „Urlaubs“ unterkommen soll.

Ein weiteres gehörtes Argument: Das Arbeiten an Bord mache Spaß und es gehe um Freundschaften, deswegen kann man nicht viel verlangen. Das ist zynisch: Dann dürfte derjenige, der seinem Traumjob nachgeht, gar nichts verdienen. Nach dieser Logik müsste derjenige, der nur halb so viel Spaß im Beruf hat, doppelt so viel verdienen. Wie gesagt, für ein kurzes Work&Travel-Feeling mag der Spaßfaktor wichtig sein. Wer sich mit einer Karriere auf See eine Zukunft aufbauen möchten, wird enttäuscht sein, die Kurve kratzen und an Land sich eine auskömmliche Arbeit mit vernünftigen Sozialbeiträgen in Deutschland suchen. Mein Bruttojahresgehalt in Deutschland ist mehr als das Doppelte an Bord und meine Jahresarbeitsstunden an Land sind weniger. – Anonym


Zum Titelthema „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Als langjähriger Leser der ZEIT bin ich hell entsetzt, auf welch reißerisches Niveau Sie sich mit Ihrem heutigen Titelthema („Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“) herunterlassen.

Durch Bild und Headline suggerieren Sie einen angeblichen Kontrollverlust, der auch in weiten Teilen des dann folgenden „Protokolls“ intendiert wird.

Sie stilisieren eine unübersichtliche und in der Tat schwierige Situation zu einem Kontrollverlust hoch. Das empfinde ich sowohl im Hinblick auf die Flüchtlinge als auch auf die vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer als schamlos. Kontrollverlust herrscht z. B. in Syrien und im Irak, nicht aber in Deuschland.

Welcher schon vor jenem Septemberwochenende 2015 in Deutschland lebende Mensch hat durch die Zuwanderung seinen Job oder seine Wohnung verloren oder weniger zu essen gekriegt? Kein einziger.

Stattdessen ist in einer schwierigen Lage sehr viel Hilfe und Solidarität gewachsen. Flüchtlinge werden zunehmend besser untergebracht, ihre Sprachkenntnisse verbessern sich, etliche arbeiten bereits oder nehmen auf andere Weise am gesellschaftlichen Leben teil.

Wollen Sie all das kleinreden? Oder sind Sie so arrogant, dass Sie meinen, nach einem Jahr die „richtige Version der Geschichte“ präsentieren zu können? – Nikolaus Schneider


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Wieder einmal eine hervorragende Wortmeldung von Iris Radisch zum Thema „Islam und Frau“. Schon ihre frühere Stellungnahme zur Erlaubnis des Kopftuchs für Lehrerinnen fand ich überzeugend und weitsichtig. Solange die „Zeit“ solche Meinungen zulässt, bleibe ich ein begeisterter Abonnent des Blattes. – Heinrich Meißner


Anmerkung zu „Späte Reue“:

Zwar bin ich kein Biologe (aber ein bisschen ein ,Besserwisser‘) -Sicher ist das kein Elchgeweih. Wenn, dann stammt es wohl von einem Wapiti oder wie man den Hirsch in Nordamerika auch nennt um einen Elk – Peter Krieger


Zum Artikel „Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Ihre Wut, Ihre Frustration und Ihr Erstaunen kenne ich nur zu gut aus meinem eigenen Leben.
In einer absolut geschlechtsneutral agierenden und erziehenden Familie aufgewachsen frustrierte mich die Reaktion und Klassifizierung der Umwelt hinsichtlich männlich/weiblich schon früh. Bei uns in der Familie sind die Frauen technikafin, für die Finanzen verantwortlich und zupackend in Ingenieursberufen tätig. Die Männer, natürlich auch zupackend, in therapeutisch-pflegenden Berufen tätig.

Jetzt zeigt mir mein jüngerer Sohn (bald 9), wie man auf einem Dorf begeisterter Fußballspieler, Meisterkletterer und wilder Radfahrer sein kann. Dazu trägt er dann am liebsten pastellfarbene, rosa, lila Kleidung und lässt seine langen blonden Locken hinter sich her wehen. Gerne holt er auch mal sein buntes Kleid und seinen Blümchenrock aus dem Schrank. Zur Einschulung ging es in einem weiß-rosa-lila Glitzeroutfit mit entsprechender Schultüte.

Die Frage nach dem Geschlecht überhört er meistens und ignoriert sie.
Maria und Joseph tauscht er gerne mal aus bei Ausmalbildern. Seine Argumentation: Es gibt Frauen mit Bart(flaum), alle hatten damals lange Haare und Männer trugen lange Gewänder.

Einige Mädchen finden es wohl ärgerlich, dass da ein Junge in ‚ihrem Revier wildert‘, ansonsten wird er akzeptiert wie er ist – sich seiner Bedürfnisse und Wünsche sehr bewusst. – Maike Wolfram


Zu „Späte Reuhe“:

Die auf der Titelseite der aktuellen Ausgabe der ZEIT abgebildete Trophäe zeigt nicht die eines Elches (alces alces) sondern vermutlich die eines Wapitihirsches (cervus canadensis), US-amerikanisch auch unter „elk“ bekannt. Ist das Fach Biologie auch nicht mehr Teil des Programms deutscher Gymnasien? – Rolf Jessl


Zum Thema Burkaverbot:

Eine interessante Diskussion. Nicht zuletzt, weil sich ein Verbot des Burka-Gebots auf den Koran stützen kann. Dort sind die gläubigen Frauen gewiesen, ihre Kleidung derart zu handhaben, dass ihre Identität für andere durch die Freilegung des Gesichts erkennbar ist:

Prophet! Sag deinen Gattinnen und deinen Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie mögen ihre Gewänder über sich schlagen; es ist dann leichter, dass man sie erkennt, auf dass sie nicht belästigt werden. [Sure33, Vers59]

Dafür ist hier ein Anlass genannt, das Gebot wird aber nirgendwo im Koran für andere Anlässe aufgehoben. Zudem gibt es keine andere Kleidungsregelung im Koran, aus der sich das Burka-Gebot herleiten ließe.Da nun alles, was die Religion des Islams ausmacht, von Gott ausdrücklich allein dem Koran vorbehalten ist, verstößt also ein Burka-Gebot gegen die Religion. Merkwürdigerweise wird das von den Islamwissenschaftlern des Landes nicht klar gestellt. – Reinhard Stransfeld


Zum Burka-Verbot:

Ich denke, dass es an der Zeit wäre mal von Innen nach Aussen zu schauen. Es ist zu fragen, was z.B. eine afghanische Frau sieht, wenn sie durch ihr gestricktes Fensterlein schaut und was sie dabei empfindet. Nun ist nicht jede Frau wie jede Frau – eben wie bei uns auch nicht. Eine Burka ist nicht nur Last, sondern auch Schutz. In der Burka kennt sich die Trägerin aus, ausserhalb möglicherweise nicht so genaue. Im Haus selbst trägt eine Frau nie eine Burka oder ein vergleichbares Kleidungstück, ganz im Gegenteil, mitunter sind Frauen im Haus recht locker ankleidet. Die Sichtachse ändern nennt Prof. Günter Faltin so was. – Rolf-p. Owsianowski


Zu „Einigkeit und Recht und so“ einer Grafik der Nationalhymne:

Ich bin ein begeisterter Leser und Abonnent Ihrer Zeitung. Eine Kleinigkeit zu kritisieren habe ich ausnahmsweise doch:

In Ihrer Ausgabe Nr. 35/2016 vom 18.08.2016 wurde auf Seite 36 der Text des „Deutschlandliedes“ aufgearbeitet. Als Beleg für die Recherchen werden verschiedene Quellen genannt.

Bezüglich der Ausführung „Erstmals offiziell gesungen wird das <Deutschlandlied> 1890, als Helgoland im Tausch gegen die afrikanische Insel Sansibar wieder zu Deutschland gehört“ scheint hier jedoch ein Irrtum vorzuliegen. Denn wenn man die damaligen Ereignisse auf der u.a. als Quelle genannten Internetpräsenz Wikipedia nachliest, ist dort von dem immer wieder verbreiteten Missverständnis die Rede, wonach Helgoland nach einem Tausch gegen Sansibar zu deutschem Staatsgebiet zähle. Diese falsche Annahme basiere auf einer missbilligen Äußerung des damals schon ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck. Wenn die Ausführungen korrekt sind, hat nun auch Die Zeit zur weiteren Verbreitung dieses Irrtums beigetragen.

Auch, dass Helgoland „wieder zu Deutschland gehört“, ist bei in den Quellen genannter vormaliger Zugehörigkeit zur dänischen Krone nicht nachvollziehbar.

Die Helgoland-Sansibar-Geschichte. Vielleicht auch eine Geschichte, die einen eigenen Einzelbericht lohnt.  – Tobias Avermann


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Benoîte Groult sagte: „Le sexisme est plus profond et plus endémique encore que le racisme.“
E. Raether nennt die Befürworter eines Vollverschleierungsverbots „Radikalliberale, die den Frauen den Stoff wieder vom Gesicht reißen“. Sagt sie dies auch zu Befürwortern des Verbots des Tragens von Hakenkreuzen auf der Kleidung? Warum dürfen die Menschen hier nicht ihre Persönlichkeit entfalten, wie es ihnen gefällt? Die Antwort ist klar: Beim Tragen von rassistischen Nazisymbolen ist der Schutz der durch dieses Symbol Angegriffenen wichtiger als die freie Entfaltung der Persönlichkeit und die Meinungsfreihei, also anderer Grundrechte. Was bedeutet aber die Vollverschleierung? Sie schließt Frauen grundsätzlich aus dem öffentlichen Leben aus. Sie werden zu schwarzen Nullen degradiert, wie Iris Radisch in ihrem Artikel feststellt. Ist das nicht der blanke Sexismus!? Und er wird offensichtlich nicht einmal von gebildeten Frauen als solcher erkannt, sondern man versucht auch hier noch Verständnis zu haben. Das Verbot soll in erster Linie Klarheit schaffen vor allem für die muslimischen Männer, die ihre Frauen zur Vollverschleierung zwingen.

Der Satz in unserem Grundgesetz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ ist auch gegen den Widerstand vieler Männer und der drei Frauen im Parlamentarischen Rat 1949 von einer Frau, nämlich Elisabeth Selbert, durchgesetzt worden und 1992 nach der Wiedervereinigung ergänzt worden durch den Satz:“Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“  Wenn vom Gesetzgeber keine Klarheit geschaffen wird, dann haben immer nur die Schwächeren zu leiden und beim Thema Vollverschleierung sind das eben die Frauen. – Christine Czerny-Schäfer


Zu „Einigkeit und Recht und so“ einer Grafik der Nationalhymne:

Zur Geschichte unserer Nationalhymne fand ich im Büchmann folgenden Hinweis:

Gemeint war vom Dichter nicht, dass Deutschland über alles herrschen solle, sondern dass es mit allen Problemen in der Welt fertig werden könne, wenn es stets zu Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält.

Dort wird auch im einzelnen belegt, dass dieser Gedanke bis in das 17. Jahrhundert zurückgeht und von verschiedenen Autoren in ähnlicher Form und in unterschiedlichen Zusammenhängen formuliert wurde.

Die irrige Meinung über den Sinn des Textes ausrotten zu wollen, wäre zwar mit Sicherheit aussichtslos, weshalb die erste Strophe zu Recht tabu zu bleiben hat. Das sollte uns aber nicht daran hindern, über den ursprünglichen Sinn Bescheid zu wissen. – Eglof v. Schnurbein


Zum Artikel „Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Ich möchte mich beschweren. In dem Artikel ROSA IST SCHEISSE bezeichnen Sie Frauen, die studiert haben als klug und erwecken den Eindruck das Menschen, die nicht studiert haben automatisch dumm sind („anfangs dachte ich noch an ein Milieuphänomen. Dann hörte ich auch studierte, kluge Frauen…..“) Nun kenne ich kluge Krankenschwestern, Sekretärinnen Köchinnen und reflektierte Handwerkerinnen. Diese Arroganz, den Schulabschluss oder die Berufswahl mit der Intelligenz  eines Menschen zu vermischen, die sich immer wieder in Artikeln der Zeit findet , hat mich dazu bewogen, mein Abonnement zu kündigen. Gerne möchte ich aber noch betonen, wie lesenswert ich die Artikel der wunderbaren Elisabeth Raether die letzten Jahre genossen habe. – Irina Mecklenburg


Über den Artikel „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Helfen Verbote?

Nein: In Deutschland können die Frauen anziehen, was sie wollen. Dieses Recht muss für alle gelten, die hier leben. Sehr geehrte Frau Raether,  Sie hätten Recht, wenn die Frauen, die sich so verkleiden müssen, sprechen dürften. Ich muss dazu Ihnen meine Erfahrungen schildern. Unser Nachbarhaus wurde von den Erben verkauft. Ein Nachbar kam zu mir und sagte, das Nachbarhaus wurde von Türken gekauft. Unsere Häuser und Grundstücke verlieren an Wert. Darauf antwortete ich, wenn Gott die Menschen gemacht hat, dann hat er auch die Türken gemacht. Die Familie, zog nach ein paar Anpassungen des Hauses, ein. Diese türkische Familie ist mir lieber als die alten Nazis, die in der Adenauer CDU alle christlich wurden.

Diese Menschen, wurden von der Firma Honsel zum Arbeiten nach Meschede geholt. Sehr viele dieser Einwanderer sind in der Türkei nicht zur Schule gegangen. Die Frauen gehen nur in einem schwarzen langen Mantel und Kopftuch nach draußen. Ich habe den Mann gefragt, warum die Frauen im Sommer so herumlaufen müssen. Im Winter habe ich dafür volles Verständnis. Der Mann antwortete mir, dass das im Koran steht. Frauen müssen von den Füßen an, bedeckt herumlaufen. Sagen Sie mir Frau Raether, warum sollen diese armen Frauen das nicht machen, es steht so in dem Koran, wird ihnen erzählt. Die Frauen können das Gegenteil nicht wissen weil sie nicht lesen können. Diese Frauen wurden aus ihrer Gemeinschaft gerissen und mussten den Männern nach Deutschland folgen.

Nach einiger Zeit, bekam die Frau des älteren Sohnes ein Kind. Ich gratulierte zur Geburt. Der junge Mann sagte zu mir, es ist nur ein Mädchen. Da habe ich diesen netten jungen Mann erklärt, dass er ohne ein Mädchen, seine Mutter, nicht geboren wäre. Alle Männer dieser Familie grüßen keine Frau. Bin ich auch draußen,  sagen alle Männer, „Guten Tag Herr Sauter“

Der zweite Sohn sagte eines Tages zu mir, Er wird heiraten. Ich fragte, wen er denn heiraten will. Er sagte: „Meine Verlobte, die habe ich mit sechseinhalb Jahren das letzte Mal gesehen.“ Er heiratete in der Türkei, kam ohne seine Frau nach Meschede. Wo ist denn Ihre Frau, fragte ich. Sie darf erst in 6 Wochen nachkommen. Er zeigte mir voller Stolz die Fotos seiner Heirat. Als die Frau nach Deutschland einreisen durfte, kam er ganz stolz und stellte mir seine Frau vor. Sofort sagte ich, sie muss die deutsche Sprache lernen. Ich sagte, diesen Ausspruch fast täglich. Eines Tages kam er an und sagte zu mir, er hat  seine Frau zum Lernen der deutschen Sprache angemeldet. Toll, erwiderte ich. Noch etwas sagte er, wir bekommen ein Kind. Ich gratulierte. Die Frauen in unserem Nachbarhaus, dürfen auch nicht grüßen. Wenn ich die Frauen am Anfang der Straße treffe sind sie ganz umgewandelt. Sie spüren den Druck der Männer nicht. Wie soll man diesen Frauen sagen, Ihr habt die gleichen Rechte wie die Männer.

Dank einer SPD Frau aus Wuppertal, die sich gegen die Männerwelt durchsetzte, wurden die Gleichheit im Grundgesetz aufgenommen. Die CDU hat sehr lange gebraucht, bis das die Frauen ohne die Unterschrift des Mannes arbeiten durften.

Dazu kann ich Ihnen noch etwas mitteilen. Als unser erstes Kind vor 49 Jahren geboren wurde und ich den Kinderwagen mit Stolz geschoben hatte, sagte meine Schwiegermutter, „Ein Mann schiebt keinen Kinderwagen“ Als die Polen ins Ruhrgebiet einwanderten, durften sie in der Öffentlichkeit kein Wort polnisch reden. Noch nicht einmal in der Kirche. Vielleicht ist dadurch die Einbürgerung besser gelaufen. Heute sehe ich die Worte anders, die Helmut Schmidt Anfang der Sechzigerjahre sagte. Er warnte davor zu viele Menschen aus einem anderen Kulturkreis zu holen. Wer weiß was in den Moscheen gesprochen oder gehetzt wird.

Frau Raether, ein Sprichwort sagt, manche Menschen müssen zu ihrem Glück gezwungen werden. – Werner Sauter


Zum Artikel „Achtung, hier spricht die Polizei!“ von Henning Sussebach:

Wenn die Polizei von ihren Einsetzen berichten, dann weiß man sehr gut wie es tatsächlich um unsere Gesellschaft bestellt ist. Für mich war das zwar nicht neu, aber es war notwendig, daß Sie das veröffentlicht haben. Vielleicht hat das dazu beigetragen, daß die Politik endlich eine andere Einstellung bekommt. Bisher konnte man das nicht erkennen. Die aufrechten Bürger werden fast wahnsinnig, daß die Politik nicht vehement gegen steuert. Ich bringe das alles in Verbindung mit den unzähligen Morden und körperlichen Angriffen, mit denen die Bürger fast täglich konfrontiert werden.

Auffällig dabei sind die vielen Ausländer, die wenig Respekt gegenüber den Ordnungshütern haben. Und die Politik fördert diese Zustände und lassen die Ordnungshüter im Regen stehen. Es wird nur verschwiegen, weil dann sofort die Keule der Diskriminierung geschwungen wird. Selbst die Ordnungshüter trauen sich das nicht mehr zu sagen. Allein darin kann man das ganze Elend unserer Politik erkennen. Die Wut der Bürger wird, fürchte ich, noch zunehmen. Und die Flüchtlingswelle wird das ganze Dilemma noch befördern. – Gunter Knauer


Zu Josef Joffe: „Reich des Guten“:

Ich bin verwirrt. Thema: Europa ist der kranke Mann der Welt. Ist das Orwell – da wo das Wahrheitsministerium … straight aus dem Land der Freiheitstatue. – Karin Hofmann


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Meine Meinung zu dieser Thematik ist diese: „Eine offene Gesellschaft, wie die unsrige und ihre Werte verlangen ein offenes Gesicht; sie muß daher gegen die Unterwanderung durch Vermummungen wie Burka und Niquab verteidigt werden, zumal dafür keine religiöse Begründung ersichtlich ist. Die Gegenmeinung mit ihrer exzessiven Freiheitsideologie weitergedacht würde dazu führen, dass beispielsweise auch auch der Exhibitionismus und anderes nicht allgemein Zumutbares erlaubt sein/werden müßte.“ – Dr..Friedrich K. Dünisch


Zur Titel-Schlagzeile „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Ihre aktuelle Titel-Schlagzeile „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“ finde ich völlig daneben, journalistisch nahe Bild-Zeitungsniveau, politisch nahe AfD. Wenn das der künftige Stil und Inhalt der „Zeit“ sein soll und Sie damit neue Leser gewinnen wollen, werden Sie auf mich sicherlich verzichten müssen. – Dietrich Scholle


Betrifft Titel-Schlagzeile „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Ihre aktuelle reißerische Titel Schlagzeile „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“  hat mich entsetzt. Sie ist journalistisch völlig daneben, politisch nahe der AfD.

Am 4. September 2015 traf Angela Merkel eine politische und humane Entscheidung, Hunderte von Menschen haben damals Geflüchtete aus Kriegs- und Krisengebieten willkommen geheißen und mit dem Nötigsten versorgt.

Seit dieser Zeit (und auch schon vorher) sind Hunderte von Menschen in Deutschland ehrenamtlich in verschiedenen Funktionen für Geflüchtete tätig. Wir haben damals und heute nicht die Kontrolle verloren, Sie aber offensichtlich Ihr Urteilsvermögen und Ihre Verantwortung als Chefredakteur einer ehemals großen und seriösen Wochenzeitung. Wenn Sie mit diesem Stil neue Leser gewonnen wollen, nur zu, mich haben Sie damit verloren. – Hanna Scholle


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Ihre beiden Beitraege haben mich (mal wieder) zum Nachdenken ueber das Verbot einer Vollverschleierung veranlasst. Waehrend ich das Argument sehe, dass die Vollverschleierung ein Unterdrueckungsinstrument sein kann, sehe ich nicht, was ein Verbot daran aendern wuerde. Wenn ein Mann seine Frau/Tochter/Schwester/… derzeit nur voll verschleiert aus dem Haus laesst, so bezweifle ich, dass ein Verbot daran etwas aendern wird. Entweder er laesst sie garnicht mehr aus dem Haus oder eben weiterhin nur verschleiert. Auch ist mir unklar, wie ein solches Verbot durchgesetzt werden soll. Wird eine verschleierte Frau nach einer Anzeige festgenommen und zu einem Bussgeld verurteilt? Hilft ihr das freier zu werden?

Auch scheinen voll verschleierte Frauen eine kleine Minderheit darzustellen, mit wenigen Tausend Faellen in Deutschland. Insofern erscheint mir das eher Symbolpolitik (auch auf dem Ruecken der Frauen) als eine echte Hilfe fuer unterdrueckte Frauen. Oder erwartet jemand, dass eine von ihrem Mann unterdrueckte Frau ihm sagt, dass seine Regeln gegen das deutsche Gesetz verstossen und sie sie daher nicht beachten wird? Es ist auch verboten Ehepartner und KInder zu misshandeln und trotzdem geschieht es. Darueberhinaus habe ich meine Probleme mit Kleidungsvorschriften – manche betrachten das Tragen von Minirock und Make-Up als Zeichen der Befreiung, waehrend es fuer mich eher Vermarktung von Frauenkoerpern ist.

Insgesamt erscheint mir – wie bereits erwaehnt – die Debatte um ein Verbot der Vollverschleierung eine klassische Debatte um ein Gesetz fuer ein Problem, das sich nicht ueber Gesetze loesen laesst. Aber ein neues Gesetz macht sich eben gut und vermittelt den Eindruck, man habe etwas getan – auch wenn es im Alltag wenig bis garnichts aendert. Vielleicht waere ich eher zu ueberzeugen, wenn man mehr ueber die geplanten Ausfuehrung hoeren wuerde – aber da ist Schweigen – ob von Politkern oder Medien ist mir nicht klar.  Danke fuer Ihre Beitraege und die Anregung zum Nachdenken! – Sabine Moehler


Bezugnahme auf Artikel „Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Haben Sie vielen Dank für Ihren Artikel! Ich kann mir vorstellen, dass dieser bei der LeserInnenschaft einigen Unmut hervorrufen wird und möchte gerade deshalb ein explizites Lob aussprechen. Wenngleich ich das Gefühl habe, schon hunderte von Artikeln zu diesem Thema gelesen zu haben, scheint sich die Tendenz „Rosa für Mädchen, Blau für Jungs“ noch eher zu verstärken. Insofern ist es wichtig, dass immer wieder Artikel publiziert werden, die auf diese unsäglichen Erfüllungen sämtlicher Klischees aufmerksam machen. Schön wäre es gewesen, wenn Sie zusätzlich noch auf die Problematik des Binarismus „Junge – Mädchen“ eingegangen wären; diesen haben Sie nämlich leider nur reproduziert. Ansonsten besten Dank für Ihre Zeilen! – Isabella Buck


Zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Es tut mir Leid für Ihre Autorin Elisabeth Raether.  Iris Radisch hat die überzeugenderen Argumente. Daran gibt es nichts zu rütteln.

Eine Religion, die die halbe Welt und darüber hinaus mit Terror überzieht, kann die Vollverschleierung nicht mehr für sich in Anspruch nehmen, wenn sie in einem Land leben möchte, das davon auch betroffen ist. Eine Burka ist das Diktat einer Männerwelt, die uns das Leid und den Tod in den Westen getragen hat. Die Burka ist eines der Symbole davon. – Gunter Knauer

Bezüglich der Rubrik „Prominent Ignoriert“:

Eigentlich eine unwichtige Information, die ich Ihnen hier in aller Kürze sende, aber der letzte Satz Ihres Textes wird im Nachhinein zu einer ungewollten Pointe. Ja, da lachen die Elche wirklich, denn auf dem Foto ist das Geweih eines Wapiti, einer großen nordamerikanischen Hirschart, zu sehen. Im Amerikanischen auch elk genannt. Den Elch selbst nennen die Amerikaner moose. – Steffen Walentowitz


Zum Titelthema:

Von wegen „Kontrolle verloren“

Gegen Ihren Aufmacher in der ZEIT vom 18. August zur „Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“ und die gesamte Tendenz Ihrer „Chronik“ möchte ich entschiedenen Widerspruch, ja Protest einlegen. Hätte es geheißen, „als Deutschland eine Entscheidung traf“, dann wäre eine sachliche Diskussion über die Umstände und Abläufe möglich gewesen. Da wären sicher auch Mängel sichtbar geworden, und ebenso sicher ist, dass die Umstände der Tage Anfang September letzten Jahres nach Entscheidungen verlangten, die nicht auf ein konzertiertes Qualitätssicherungsmanagement und den Auftritt des Chors der Bedenkenträger warten konnten. Die gesamte Tendenz Ihrer Darstellung, gespickt mit Vokabeln wie „Täuschungsmanöver“, „politische Illusion“ oder „verhängnisvoller Tweed“ soll wohl irgendwie das Bild einer zweiten Schabowskiade bedienen. Nein, das ist gar nicht witzig, denn es heißt im Klartext, dass man die Flüchtlinge am Budapester Hauptbahnhof und sonstwo besser hätte unter Herrn Orbans Fittichen verdursten lassen sollen, während auf Aleppo bis heute Bomben abgeworfen werden und auch sonst keine Fluchtursachen behoben sind – nur dass sich aus Angst vor den heimischen Reaktionen mittlerweile kaum einer der politischen Akteure sich noch traut, sich davon bewegt zu zeigen. Mit Ihrer tendenziösen Darstellung betreiben Sie nicht nur das Geschäft der Herren Gauland, Höcke und Seehofer. Sie spielen selbst mit dem Feuer und befeuern eine Stimmung, mit der das Handeln nach humanitären Prinzipien diskreditiert wird. Das ist zynisch und billig. Vielleicht ist es auch strafbar. – Prof. Dr. Johannes Heil


Zu Josef Joffe: „Reich des Guten“:

Bisher habe ich Ihre kurzen, prägnanten Artikel geschätzt. Aber „Reich des Guten“ finde ich völlig daneben. Den Vergleich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hätte ich eher in der Bildzeitung vermutet. Haben Sie vergessen, dass wir über eine Million Flüchtlinge aufgenommen haben? Wenn man nun den Spreu vom Weizen trennen muss (Abschiebungen) und Obergrenzen anstrebt, ist das nicht unmoralisch (von wegen Moralpolitik). Es ist einfach, „eine überbordende Krise, unmenschlicher Druck, betrogene Hoffnungen, Fehlkalkül, Bürokratengerangel und Inkompetenz“ vom Journalistenschreibtisch aus zu kritisieren. Ihnen ist scheinbar nicht bewusst, dass es für die Bewältigung der (un)bekannten Aufgaben keine Lehrausbildung gibt. Unsere Politiker, Kirchen, Caritasverbände und ehrenamtlichen Helfer (auch hier gibt es den „Faktor Mensch“) haben bisher wahnsinnig viel geleistet und natürlich auch Fehler gemacht (die werden in Ihrer Zeitung auch gemacht!). Mit diesem Artikel haben Sie unserem Land, Ihrer Zeitung und Ihrer Person kein gutes Zeugnis ausgestellt. – Rudolf Lobecke


Zum Artikel von Jürgen Krätzer: „Atheismus ist immer noch erlaubt!“:

Na endlich einmal Klares bei all diesem Glauben & Zweifeln!  —  Wunderschön insbesondere:  “Und der Atheist? Schaut … neidvoll auf die Gläubigen” … Der Arme!  —  Herzlichen Dank! – Herbert Grösch


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether:

In Deutschland können die Menschen ihr Leben gestalten, wie sie wollen. Dieses Recht muss für alle gelten, die hier leben. Auch für Menschen, die sich – angeblich freiwillig – versklaven. Weil sie kein anderes Leben kennen als das eines Sklaven oder einer Sklavin.

Liebe Frau Raether, würden Sie diesen Satz auch mit Ihrem Namen unterschreiben?
Stellen Sie sich vor, es kämen Menschen zu uns nach Deutschland aus einem Kulturkreis, in dem Sklaverei gängige Praxis wäre. Mit allen Ihren Argumenten für das Tragen einer Burka könnten Sie auch die Fortsetzung des Sklaventums rechtfertigen.

Es gibt so viele Entscheidungen im Leben, die nie freiwillig als Folge einer gedanklichen Auseinandersetzung getroffen werden. Sie sind vielmehr Resultat von Erziehung und Gewohnheit, verstärkt durch Gruppendruck und psychische Abhängigkeit. Selbst wenn Betroffene in psychische Not geraten, würden sie diese eher leugnen als zugeben. Sie ertragen freiwillig seelische Gewalt, weil sie keine Alternativen kennen. Es ist falsche Toleranz, diese Menschen ihrem Schicksal zu überlassen. Aus meiner Sicht gibt es keine andere Wahl, als Rahmenbedingungen zu schaffen, die persönlichkeitsauslöschende Kleidung – eine Variante der Versklavung – klar verbieten.  – Reinhild Berger


Leserbrief zu „Mit Super-Ironie“ von Jens Jessen:

Zum Nachruf von Jens Jessen auf den Schriftsteller Hermann Kant im Feuilleton vom 18. August (Nr. 35): Wenn es einen „Dichterhimmel“ gibt, in dem Jens Jessen Hermann Kant jetzt vermutet, dann wird der frühere DDR-Schriftsteller den Nachruf summa summarum gern gelesen haben, denn mehr kann man doch einer zwielichtigen Person nicht nachreden, als dass sie trotz allem doch noch in den Himmel kommt. Jessen sei Dank, dass aber auch die Schattenseiten dieses „Super-Ironikers“ der DDR-Literatur mit seinen „Gutenachtgeschichten“ (Jessen) gebührend zur Sprache kommen.

Ich habe mir nach dem Tod von Hermann Kant nochmal einen Band mit Gesprächen des Schriftstellers mit Irmtraud Gutschke von 2007 zur Hand genommen („Die Sache und die Sachen“), in denen Kant bei allen Versuchen zur Selbstrechtfertigung seines Spagats zwischen Schriftsteller und Kulturfunktionär in der DDR (Mitglied des SED-Zentralkomitees) auch deutliche und erstaunlich offenherzige Worte über das politische System DDR (und des „großen Bruders“ Sowjetunion) findet. In diesem System sei die Kultur als eine Sache betrachtet worden, „die man per Ukas regulierte“. Die Menschen in der DDR, die im Oktober 1989 auf die Straße gegangen seien, „hatten genug von der Zwangsherrschaft, die wir wirklich ausgeübt hatten“. Kant sagt „wir“. Im Hinblick auf Beobachtungen bei Reisen in die Sowjetunion erwähnte Kant Beispiele „für etwas, das sich sozialistisch gerierte, in Wirklichkeit aber menschenverachtend war“.

Er habe begriffen, „daß du nicht straflos über Jahrzehnte gegen alle möglichen Regeln – ökonomische, ethische – verstoßen kannst“. Das hätte man in Ost und West auch gerne auch vor dem Fall der Mauer von Kant öffentlich gehört. Und last but not least bleibt es immer ein Rätsel, wie ein intellektueller Mensch und Künstler ein System rechtfertigen und mittragen kann, in dem nur eine Staatspartei auf Dauer das sagen hat („Die Partei, die Partei, die hat immer Recht!“) und dessen Generalsekretär das letzte Wort in allen, wirklich allen Angelegenheiten hat. Hatte Kant, der doch als deutscher Wehrmachtssoldat in leidvolle polnische Kriegsgefangenschaft geraten war (und darüber sein  eigentliches Meisterwerk „Der Aufenthalt“ geschrieben hat), dieses „Führer befiehl, wir folgen dir!“ vergessen? Natürlich ist der nackte Kapitalismus keine menschenwürdige Lösung aller Probleme der Menschheit – aber darüber muss und wird gestritten werden, öffentlich! – Wilfried Mommert


Liebe Kollegen der Zeit, ich möchte mal zu dieser nachtschlafender Zeit ein Lob loswerden.

Ich bin zum zweiten Mal in diesem Jahr lange mit dem Zug quer durch Deutschland unterwegs, um einen lieben Verwandten zu beerdigen. Kein schöner Anlass, aber ein Grund, sich die Fahrt mit der ZEIT zu verkürzen. Während der ersten Fahrt im Januar hat es Frau Hasel geschafft, mich mit dem Artikel „Heul doch“ aufzumuntern. Und heute finde ich in der aktuellen Ausgabe „Scheiß Rosa“  – einfach klasse. Wieder so ein Muntermacher an einem Tag der Tränen. Danke dafür! – Sabine Hildebrandt


Zum Artikel „»Huhu, Prof, läuft das mit Hausarbeit?«“:

Der kurze Artikel zur Email Kommunikation zwischen Studierenden und Dozenten in der aktuellen ZEIT Ausgabe spricht mir aus der Seele! Ich studiere an der Deutschen Sporthochschule, wodurch der Umgang mit vorgesetzten oft sehr Kumpelhaft ist. Dennoch versucht man als (Master) Student in der Kommunikation mit Profesoren und Institutsleitern die Höflichkeit zu waren, was auch teilweise gewünscht wird. Die Antworten sind aber oft so kryptisch und unterirdisch, dass man sich schon sehr wundert.

Hier ein paar E-Mail Antwort Highlights (Prof. Dr. und Institutsleiter ….):

>>wenn Sie heute oder morgen abgeben (mein Postfach), können Sie mittwoch abholen herzl Gruss <<

>>Abstract auf English ist OK. Attached Instruction gibt es jetzt auch auf Moodle A final time plan and program for nxt sessions will follow later cause I need to include some (minor) changes. HGr<<

>>vielen Dank für Euer Anwort ! weiteres dann Donnerstag Herzl Gr<< – Stefanie Rüdiger


Zur Burkadebatte:

Abgesehen davon, dass ich es als absolut erniedrigend finde mich als Frau in der globalisierten Welt vollverschleiert bewegen zu müssen, möchte ich darauf hinweisen dass ein /e Motorradfahrer/in den Helm beim Betreten einer Bank oder Tankstelle abnehmen muss! – Cornelia Mumm


Leserbrief  zum Burka-Verbot:

Sehr ausführlich wird auf der Titelseite das Für und Wider eines Burka-Verbotes dargelegt.
Ich habe in Deutschland noch keine der vermutlich 6 500 Burka-Trägerinnen erlebt.

Fast täglich sehe ich aber  sehr junge bis nicht mehr ganz so junge Frauen in neuen Jeans, die von hinten perfekt aussehen, vorne aber zerrissen sind (wenn man genauer hinsieht, mit Absicht – an den Ränder kann man häufig Nähte sehen, die ein weiteres Einreißen verhindern sollen).
Es wäre schön, wenn sich die ZEIT  ebenso intensiv und grundsätzlich mit dieser Modeerscheinung beschäftigte.  Ich nehme an, die meisten  Trägerinnen solcher Jeans  denken nicht daran,  dass solch ein Gebaren  dekadent und verächtlich wirkt auf die Menschen, die aus Not schlechte und zerschlissene Kleider tragen müssen.  Und diese armen Menschen leben in der Mehrzahl in den Ländern, in denen solche „zerrissenen“ Hosen hergestellt werden. – Michael Strake


Betrifft das Thema Burka-Verbot:

Schon allein die Überschrift im Beitrag von Elisabeth Raether zur Burka-Diskussion lässt denken, es handele sich um eine Frage der Mode. Doch weit gefehlt, ist doch die Verhüllung der Frauen Ausdruck höchst ungleicher repressiver Religionsausübung, die ich trotz oder vielleicht gerade wegen jener hehren präsidialen Worte, der Islam gehöre zu Deutschland, nicht als Bestandteil von Deutschland sehen möchte. Frei wäre diese Religionsausübung, die im Übrigen vom Koran so nicht vorgeschrieben ist, wenn sie Schwestern oder Töchtern die Wahl ließe, sich als „Zelt“ oder mit Burka in unserer liberalen Gesellschaft zu bewegen oder aber nicht genötigt vom patriarchalischen Diktat ihrer Muskel-T-Shirt tragenden Brüder unverhüllt leben zu wollen. Und mehr: wenn genau diese verhüllten Frauen und ihre Männer, die in unserer Gesellschaft ihr Recht auf eigene Kultur so sehr reklamieren, sich im gegenseitigen Respekt auch für die Akzeptanz von Minirock und Biercafés in Mekka und Medina einsetzen würden. Tun sie aber nicht, insofern bleibt das aufeinander Zugehen vollkommen einseitig und gefährdet mit dem Eintritt eines reaktionären Frauenbilds durch die Hintertür falsch ausgelegter Liberalität das konstitutionelle Selbstverständnis unserer Gesellschaft. – Dr. Joachim Schüürmann


Zum Artikel „Was geschah an diesem Wochenende wirklich?“:

Eine faszinierende Recherche. Ein Politkrimi. Es fehlte nur das Ergebnis des Fußballspiels Ungarn-Rumänien. – Dr. Dietrich Berndt


Leserbrief zu „Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Ihr Anliegen kann ich sehr gut nachvollziehen. Es wundert mich aber, dass Sie gar nicht auf den Punkt eingehen, dass die Eltern von denen Sie die gebrauchte Kleidung bekommen haben, für ihre Jungs ja anscheinend auch ganz bewusst blaue Kleidung ausgesucht haben – was bedeutet denn blau?
Am Ende Ihres Artikels schreiben Sie, dass Sie Ihrer Tochter inzwischen bewusst blaue Kleidung anziehen. Warum keine andere, neutrale Farbe, weiss, gelb, grün? Da Sie wissen, welche Reaktionen das blaue Shirt hervorruft,nutzen Sie Ihre Tochter zum Senden einer Botschaft. Meiner Meinung nach sollte niemand eine Botschaft an seinem Körper tragen, der sich nicht bewusst dafür entscheiden kann. – Nadine Wagenbach


Zu „Gestrandet in Bonn“ von Christiane Florin:

Ich habe selten einen so oberflächlichen Artikel gelesen, wie diesen! Da schreibt jemand über Bonn, hat sich vorher nicht schlau gemacht und geht prompt in die falsche Richtung.Das damalige Regierungsviertel war für die Bonner nie Bonn, es war eben das „Regierungsviertel“: quasi eine Stadt für sich. Und das Beethovenhaus ist schmal! Wenn die Schreiberin gewußt hätte, dass Beethoven bald 200 Jahre alt wird, wüßte sie auch, dass man damals noch keine Glaspaläste baute, und Beethoven auch nicht das Kind reicher Eltern war.

Und die „Scala“ am Rhein? Das war die Bonner Oper wirklich einmal, zu einer Zeit, als es die Schreiberin vielleicht noch nicht gab. „Scala“ das war unter den Intendanten Riber und Carlo del Monaco. Große und berühmte Sänger der damaligen Zeit sangen in der Oper, sie aufzuführen würde den Rahmen sprengen. Um nur einen zu nennen: Domingo, ein Freund von del Monaco, ging damals in der Bonner Oper ein und aus.

Hätte die Schreiberin das richtige Bonn kennenlernen wollen, hätte sie genau in die andere Richtung gehen müssen: am Rhein entlang, vorbei an der Beethovenhalle ( ständiger Zankapfel in Bonn), dann Richtung Altstadt, ein interessantes Viertel mit engen Straßen, alten Häusern, teils gut saniert, teils noch verkommen. Hier gibt es viele urige Kneipen verschiedener Nationen, hier wohnt das alternative und multikulturelle Bonn, auch viele Studenten, denn Bonn ist auch eine Universitätsstadt!(zur Information für die Schreiberin) Danach wäre empfehlenswert ein Gang durch die Innenstadt ( keineswegs großstädtisch), vorbei am Münster Richtung Kaiserplatz über die Poppelsdorfer Allee zum Poppelsdorfer Schloß. Ein toller Anblick vom Kaiserplatz aus, gefiel schon Kurfürst Clemens August, der auch die Brühler Schlösser bauen ließ, ( zur Information für die Schreiberin).

Des weiteren könnte man auf den Venusberg fahren.Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf das Rheintal mit dem Siebengebirge und auch auf das Kameha Hotel. Nur dort geht kein Bonner hin. Das ist was für die Snobiety. Es gibt andere urtümlichere Hotels und Restaurants auf beiden Seiten des Rheins.

Bonn hat also mehr zu bieten als das , welches die Schreiberin gesehen hat. In einem aber hat sie Recht: Bonn ist die nördlichste Stadt Italiens: Bonn ist nicht großstädtisch, es ist laut, familiär, ein bißchen“knüselig“ ( nicht sehr sauber), im Sommer schwül, aber mit dem südländischen „dolce far niente“ ausgestattet. Ich liebe es und lasse es mir nicht vermiesen.

Es grüßt Sie eine überzeugte Bonnerin  – Ingrid Grenzmann


Betrifft „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Richtig: Das Thema gehört auf das Titelblatt. Leider entgeht den beiden sehr geschätzten Autorinnen,  die ich hiermit hochachtungsvoll um Nachsicht bitte,  das m.E. „schlagende“ Argument  f ü r  das Burka-Verbot.   Es lautet: In Zeiten  des ausufernden islamistischen Terrors ist es für den einchlägigen Attentäter, insbesondere bei größeren Menschenansammlungen,  ein Leichtes,  sich unter der Maske der Burka an sein Opfer bis auf Dolchstoßnähe anzuschleichen und nach erledigter Tat in der Menge unterzutauchen. Im Übrigen:  Es wäre denkbar fatal,  wenn sich alleine die AfD  des attraktiven Themas annehmen würde. – Heidi Vogel


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether:

Was Frau Raether hier produziert, ist in zweifacher Hinsicht sehr ärgerlich. Erstens ist der Artikel von seiner inneren Zusammenhangsstruktur her gesehen miserabel. Zweitens habe ich den Eindruck, dass die Verfasserin gar nicht weiß, worüber sie schreibt. Es geht hier nicht um ein Stück Mode und auch nicht um Genderfragen und auch nicht um Religionsausübung, sondern darum, dass irgendwelche Menschen in unserer Gesellschaft in der Öffentlichkeit ihr Gesicht zu verbergen sich anmaßen. Und das ist unerträglich. Und hat durchaus auch einen polizeilichen Aspekt. – Nithart Grützmacher


Zum Artikel „Wo sind sie denn?“ von Jana Gioia Burmann et. al.:

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Ich glaube, der Satz ist noch nicht so durchgedrungen… Letztlich bräuchten viele Flüchtlinge einen Anfang in der Grundschule (oder deren Stoff), um dann langsam darauf aufzubauen. Das hieße äußerste Flexibilität: wer schon weiter ist – den Lehrstoff kennt -, springt eine oder mehrere Klassen bis zur angemessenen Qualifikation.

Das erfordert ein Behördensystem, das schnell und flexibel agiert und reagiert (ein Widerspruch in sich?) und es erfordert eine Gesellschaft, die ihre Lehrer besser bezahlt und überhaupt das Lehren obenan stellt (nicht den Banker, der wieder so toll die Märkte ausgetrickst hat).

„Die Globalisierung klopft an“ und die hochentwickelten Dienstleistungs- und Industriegesellschaften antworten mit ihren gewohnten Verfahren…so wird es nicht gehen! Oder haben damals die Trümmerfrauen den Schutt nach DIN-Norm weggeräumt und später alle das Land nach Paragraph xy aufgebaut? Nach jeder „Jahrhundertflut“ wird schnell und unbürokratisch geholfen  (wirklich?!?), warum nicht jetzt?!? – Wolfgang Michel 


Leserbrief zum Artikel von Jürgen Krätzer: „Atheismus ist immer noch erlaubt!“:

Wer sagt, ohne Gottglauben und Religion sei keine Moral möglich, stellt Atheisten als moralische Mangelwesen dar. Würde man wagen, so über Russen oder Chinesen zu reden oder es ablehnen, wenn gar fürchterlich moralunfähige Atheisten einem Erste Hilfe leisten, das Leben retten?

Als wenn Atheisten nicht zu liebevoller Hinwendung zum anderen, zu sozialem Verhalten, zur Demokratie, zur Sinngebung fähig wären. Anmaßung pur, sieht die auch sehr blutige Geschichte der machthabenden Kirchen.

Peinlich auch der Anspruch der Theologie auf Wissenschaftlichkeit. Deren einzig weitgehend wissenschaftliche Bereich ist die neutrale, möglichst nicht bekenntnisgebundene historisch kritische Forschung. Exakt diese hat aber das „religiöse Kartenhaus“ zusammenfallen lassen – und wird natürlich meistens ignoriert. Theologen lehren heute, indem sie aus der Bibel die ihnen genehmen Rosinen rauspicken, deren hochgradig inhumane Aspekte aber ausblenden. So legen sie immer noch das „Alte Testament“ in den Kirchen auf dem Altar aus. Der Verfassungsschutz würde den Text verbieten, würde er heute geschrieben.

Wer Strafdrohungen eines Gottes braucht, um „gut“ zu sein, tut das „Gute“ nicht um des „Guten“ willen, sondern aus Angst. Interessante „Ethik“.

Wer als Christ die Massenmorde im letzten Jahrhundert den Atheisten anhängen möchte, treibt ein schlimmes Spiel. Kein Krieg wurde zur Ausbreitung des Atheismus geführt. Der Holocaust fand in seiner ungeheuren Eigenheit in einem christlichen Land statt. Wer Leichen zählt, um Atheisten zu diffamieren, sollte analytisch sauber die Kennziffer befragen: Wie viele Tote gab es im jeweiligen Kriegsgebiet prozentual zur dortigen Bevölkerung unter Nutzung welcher waffentechnischen Möglichkeiten? Sieht man z.B. den stark religiös motivierten Dreißigjährigen Krieg: Was, hätten dessen christliche Akteure bei entschieden geringerer Bevölkerung mit den Waffen des letzten Jahrhunderts anrichten können!

Das Neue Testament? Die katholische Theologin Uta Ranke Heinemann schreibt in großer Ehrlichkeit von einer „Menschenopferreligion“. Benötigt ein „höheres“ Wesen als Vater den grauenhaften Kreuzesfoltertod seines Sohnes zur Vergebung der Sünden der Menschen, dann ist das in der Tat die „Ethik“ des Menschenopfers. Über andere Religionen mit Menschenopfern rümpft man die Nase. Nur löst die dort entschieden höhere Opferzahl das ethische Grundproblem nicht.

Laut Ranke-Heinemann wird zwar die wirkliche Lehre Christi völlig falsch wiedergeben. Diese käme ohne Opfertod aus. Das ändert nichts an der amtlichen Lehre. Was würde die sagen, wäre Jesus etwa unter Helmut Kohl gekommen? Die Todesstrafe war abgeschafft, eine Erlösung somit unmöglich. Was, wäre Jesus an einer Fischvergiftung gestorben? Nicht diese Fragen sind abstrus, die Lehre ist es.

Dann die Frage der Theodizee. Es geht um die Verantwortung dieses Gottes den Menschen gegenüber. Ein Gott, der tatenlos zuschaut bei jeder Vergewaltigung, bei jedem nachfolgenden Vertuschungsmord, der nicht hilft, auch nicht den Opfern des Nazimassenmordes. Da dürfen manche mit ihren Verunglimpfungen von Atheisten genauso schweigen wie der von ihnen geglaubte Gott. –  Johannes Haverkämper


Betrifft „Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Sie beschreiben die Irritierung, wenn Ihre Tochter Shirts mit LKW-Aufdruck trägt. Meine Tochter (1) trägt viel Kleidung ihres großen Bruders (2) und bisher ist das mir gegenüber weitgehend unkommentiert geblieben. Versuchen Sie allerdings mal einem kleinen Jungen auch nur unauffällige Mädchenkleidung ohne Rosa (Hosen mit Blumeninnenfutter oder Shirts mit kleinen Raffungen) anzuziehen. Die Reaktionen darauf sind deutlich stärker! – Hannah Bittner


Zum Burka-Verbot:

Der entscheidende Punkt, der in meinen Augen für ein Verbot spricht, wird in dem Plädoyer gar nicht genannt, und der ist Teil unserer

Ur-Kultur: wer seine Höhle verläßt und im öffentlichen Raum anderen begegnet, zeigt sein Gesicht! Und das seit Jahrmillionen! Das ist ein Akt unmittelbarer, sofortiger, wortloser, aber gewichtiger Kommunikation. In Sekundenbruchteilen schätzt man sich gegenseitig ab: freundlich oder feindlich gesonnen, harmlos oder gefährlich, offen oder verschlossen?

 Wer sich unter einer Burka versteckt (und das hat mit dem Geschlechterkampf oder -konflikt rein gar nichts zu tun) zeigt nicht nur eine grundsätzliche Kommunikationsverweigerung, sondern löst auch Angstgefühle aus: wer versteckt sich darunter? mit welchen Absichten? trägt „es“ eine Waffe? – Wolfgang Heckl


Über die Titel-Schlagzeile:

Ich bin gerne Leser Ihrer Zeitung und möchte in Kürze ein weiteres Abonnement abschließen. Dennoch möchte ich eine Kritik äußern und Ihnen schreiben, was mich an Ihrer Zeitung stört.

Ich finde den roten Banner „Mit 3 Seiten ZEIT im Osten“ auf der Titelseite überflüssig. Was hat es damit auf sich und muss explizit darauf hingewiesen werden? Ist es nicht besser, wenn man den Schriftzug „Die Zeit“ komplett sehen kann? Ich würde mich freuen, wenn Sie mir dazu eine Erklärung geben könnten. – Lars Geigner


Über das Burka-Verbot:

Freiwillig Burka tragen, ein größeres Paradoxon gibt es kaum! Die meisten Frauen tun dies aus Zwang, eine Verweigerung hätte brutale Folgen! Warum behaupten manche Frauen, dies aus „Glaubensüberzeugung“ zu tun? Die Antwort steckt in der Gegenfrage: Welche Möglichkeiten der Anerkennung hätten sie denn sonst, außer Kinder kriegen und dem Manne allzeit zu Diensten zu sein? So erlangen sie wenigsten ein wenig „Ansehen“ und können gegenüber den „Burka-Verweigerinnen“ als „moralische Instanz“ auftreten. Darum ist diese „Freiwillige Glaubensüberzeugung“ einzig eine Flucht nach vorne. Vor allem aber muss die Diskussion um die Rolle der muslimischen Frau weiter gehen, um ihr die gleichen Rechte innerhalb der muslimischen Gemeinde zu garantieren. Ohne diese Veränderung würde die Frau hinter der eigenen Wohnungstür wieder ungeschützt den Repressalien des Mannes oder der Verwandtschaft ausgeliefert sein bis hin zur Verweigerung der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. – Joachim Kretschmann


Betrifft „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Mir ist es mehr als unangenehm, wenn ich im öffentlichen Raum nicht die Gesichter der Menschen sehen kann, die mit mir diesen Raum teilen, das möchte ich nicht. Es ist auch erstaunlich, dass öffentliche Räume videoüberwacht werden und dies auch legal ist, aber die Vollvermummung unter der Burka erlaubt sein soll – was ist das für eine Vorstellung von „Freiheit & Gleichheit“? Den Vergleich mit Nikolaus- und Faschingskostümierumgen erachte ich als an den Haaren herbeigezogen und oberflächlich so unvergleichbar sind beide Sachverhalte. Vertretern dieser Argumente fällt wohl nichts Substantielles, will heißen Inhaltliches ein. Warum nur? Wovor fürchten sie sich? – Johanna Weber


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Iris Radisch:

Wir sollen also die Vollverschleierung als „nicht hinnehmbares Symbol islamischer Fanatiker“ verbieten, und mit eben diesem Verbot dann ein Symbol christlicher Fanatiker klaglos akzeptieren? Das ist mir zu durchsichtig, Frau Radisch. Mir scheint, Sie sind in Wirklichkeit genauso schlimm wie diejenigen, die Sie bekämpfen wollen. Vielleicht sogar noch schlimmer. –  Michael Ferner


Zum Artikel „Darf man die Burka verbieten?“ von Iris Radisch und Elisabeth Raether:

Burka und Naqib sind Symbole für die Unterdrückung der Frauen im extremen Islam und für politischen Fanatismus bei Taliban und Salafisten, die ihre Frauen zur Ganzkörperverschleierung zwingen. Symbole sind aber beispielweise auch Hammer und Sichel und das Hakenkreuz. Wenn ich damit mein T-Shirt verzieren würde und so auf die Straße ginge, würde mich die Polizei schnell aus dem Verkehr ziehen, und Gerichte würden mir das öffentliche Tragen dieser Symbole verbieten. Genauso sollte man auch das  öffentliche Tragen von Burka und Naqib verbieten. – Dr. Peter Dodel


Zum Burka-Verbot:

Die so genannte „Burka-Gesichtsschleier-Diskussion“ bei unseren Politikern ist einfach unerträglich. Ich gehöre nicht den „besorgten“ Bürgern an. Burka u.ä haben keine Grundlage im Koran, sondern gehören zu Tradition und Kultur, sind also keine religiösen Merkmale. In Deutschland haben wir ein Vermummungsverbot . Wenn man die Burka bzw. den Gesichtsschleier toleriert, sollte man das Vermummungsverbot auch konsequenterweise aufheben. Warum wird nicht thematisiert daß wir kein Gesetz gegen das Kleidungsstück haben? Ich würde mich freuen, wenn von Ihnen eine Diskussion angestoßen werden würde. – Eva Zimmermann-M.


Anmerkung zur Titel-Schlagzeile „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Bitte helfen Sie mir. Die Schlagzeile vermittelt den Eindruck eines Vorwurfes. Absichten, Pannen und Missverständnisse belegen die Autoren. Aber wie hätte mehr Kontrolle den flüchtenden Menschen geholfen? Nach der Lektüre des Artikels bin ich perplex. Jetzt eben werden im Fernsehen Bilder aus Aleppo gezeigt. Ich habe dafür keine Lösung. Aber die übergeordnete Botschaft, dass es schlecht für Deutschland ist wenn plötzlich Hundertausende Flüchtlinge ins Land kommen ist doch sehr verstörend. – Norbert Lindenlaub


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Iris Radisch und Elisabeth Raether

In der allgemeinen Burka-Diskussion (nicht nur in Ihrer Zeitung) geht der kulturelle Aspekt nahezu völlig unter. Iris Radisch spricht von einem kulturellen Signal, würde die Burka verboten. Doch bleibt ihr Einwurf sachlich und allgemein. Was eine Burka im Alltag  unserer Kultur bedeutet, wird interessanterweise in keinem Medium emotional so schön nachvollziehbar dargestellt, wie die Bedeutung einer Burka im Hinblick auf die Frau.

Unsere Kultur basiert auf dem offenen Austausch zwischen den einzelnen Gesellschaftsmitgliedern. Dazu gehört, am Gesicht des Gesprächspartners abzulesen, wie das Gesagte einzuordnen ist.
Darauf sind wir trainiert. Verbergen Teile der Gesellschaft ihr Gesicht, ist das nicht mehr möglich.

Mit muslimischen Frauen mit Kopftuch arbeite ich gelegentlich beruflich zusammen, sehr gerne und wie ich meine, sehr gut. Im öffentlichen Leben habe ich mit Muslimas häufiger einen Blickkontakt und den Austausch eines Lächelns oder sogar Lachens. Frauen mit Ganzkörperschleier dagegen sind für mich hinter einer Barriere, nicht erreichbar. Der Gesichtsschleier schließt mich als deutsches Gesellschaftsmitglied mit aus.

Somit stellt das Tragen eines Gesichtsschleier einen Riss dar, ein punktuelles Verdrängen unserer Kultur im Moment der – beschränkten – Begegnung. Das ist das Erleben im Alltag, das sich kaum jemand ausmalt, weil kaum jemand einer Vollverschleierten überhaupt so nahe kommt.

Unser gesellschaftliches Leben ist nicht darauf ausgerichtet, dass ein Teil der Gesellschaft nicht sichtbar ist. Toleranz ist Teil unserer Kultur und Basis unserer Demokratie. Doch liegen die Grenzen der Toleranz dort, wo Kultur und Demokratie sich selbst aufgeben müssten.

Im Moment sprechen Sie von ca. 6.500 Nikab-Trägerinnen. Gewährt man ihnen die Freiheit, ihn zu tragen, kann in Zukunft jeder, der das möchte, sich darauf berufen. Auch Männer….  Haben wir nicht aus gutem Grund ein Vermummungsverbot? Soll es nur bei Versammlungen gelten? Oder ist es nicht vielmehr geradezu zwingend nötig, auch ansonsten darauf zu bestehen? Ich erinnere an die entsetzlichen Straftaten in U-Bahnstationen, nicht nur an die letzte Silvesternacht, sondern auch an die Menschen, die ihre Zivilcourage mit dem Leben bezahlten. Die Täter wären vermummt erst recht nicht zu ermitteln.

Das Burkaverbot ist mehr als notwendig, es ist logisch und unverzichtbar. Diejenigen, die aus islamischen Orient kamen, wussten, dass in Deutschland eine völlig andere Kultur herrscht. Dies nun zu ignorieren und den Anblick des Gesichts und damit die Kommunikation zu verweigern, empfinde ich als respektlos. Damit werden im Übrigen die Pflichten des Gast verletzt.  Sollten die Muslime gekommen sein, um zu bleiben, müssen sie sich sowieso dem Grundgesetz beugen. – Edda Karnowski


Leserbrief zu „Wie geht noch mal das »Magnificat«?“ von Christine Lemke-Matwey:
Ihre Autorin Christine Lemke-Matwey hat mich indirekt beleidigt, obwohl ich sie sehr schätze, ändert sich nichts daran. Jazz mit Pop und Schlager auf eine Stufe zu stellen ist für jeden Jazzer eine Zumutung.

Zumal Daniel Barenboim ebenso wie die Klassik auch den Jazz liebt. Und nicht nur das, er spielt diese Musik auch. Als Wiedergutmachung sollte sie im Klassik Forum des WDR, wenn sie wieder dran ist, ein Stück von Duke Ellington mit Daniel Barenboim am Klavier auflegen. Das müsste sich im Archiv finden lassen. – Gunter Knauer


Zur Schlagzeile des Titelthemas:

Die headline der aktuellen Zeit vom 18.8.2014 ist weit unter dem bislang von mir geschätzten Niveau Ihrer Zeitschrift.

Glauben die AutorInnen ernsthaft daran, dass Deutschland (personifiziert durch die Kanzlerin) seine Geschichte kontrollieren könne?

„Unser Wunsch, das Leben zu kontrollieren…wirkt wie der kindliche Versuch, den Himmel mit ein paar Holzlatten zu stützen….. sobald menschliche Interaktionen ins Spiel kommen, sind wir immer auch auf Vertrauen angewiesen“.

Nathalie Knapp (2015), „der unendliche Augenblick; warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind“; ein lesenswertes Buch für alle, die von der Kontrollierbarkeit des Lebens überzeugt sind

oder

Ist es die Absicht dieses populistischen Titels, Leserschaft aus dem Kreise der CSU und AFD zu aquirieren und die Spannung um die historische Dramaturgie der Flüchtlingsthematik weiter anzuheizen?

Beide Varianten finde ich beschämend.

Der Artikel bilanziert u.a. mit folgendem Satz:

„Merkel musste entscheiden, unter hohem Druck, innerhalb von kaum drei Stunden, nachdem es Victor Orban gelungen war, sie in eine fast alternativlose Lage zu bringen“.

 „wir schaffen das“ ist ohne Alternative, so hätte der Titel auch lauten können und wäre stark gewesen.- Susanne Quistorp


Zum Artikel von Jens Jessen „Mit Super- Ironie“:

Seit über25 Jahren lese ich die „Zeit“, immer mit großem Interesse. Eine seit Jahren verstorbene Freundin hat mir das Abonnement über 20 Jahre hinweg  geschenkt, und heute lesen sowohl mein Sohn in München als auch meine Tochter in Merseburg die Zeitung.

Ihr Nachruf für Hermann Kant bringt mich endlich dazu, Ihnen und all Ihren Mitarbeitern zu danken für die vielen anregenden Artikel.

Ich habe Kant selbst als Studentin der Humboldt-Universität in einem seiner Seminare 1955/56  erlebt  und kann Ihnen in Ihrem Urteil auf jeden Fall zustimmen, seine Meinungen fanden keineswegs meine Zustimmung.

Nur eine Kleinigkeit habe ich an Ihrem Artikel zu monieren: Kant studierte nicht in Rostock, sondern in Greifswald. – Christa Rudnik


Leserbrief zur Burka-Debatte:

Da widmet die ZEIT dem Thema Burka-Verbot die gesamte Titelseite und reiht sich damit in die Gruppe derer ein, die aus diesem Nischenthema ein Symbol für Integration, Sicherheit und Frauenrechte machen. Hoffentlich hat das Thema bald ein Ende, wenn sich die Unions-Innenminister mit ihrem wie ich finde recht guten Kompromiss (Verbote in ausgewählten Bereichen) durchsetzen können. Wichtiger als die Diskussion um Burkas finde ich das Thema Kinderehen, das uns als Gesellschaft und in der Rechtsprechung immer wieder fordert. Hierzu hört man von Parteien und Medien so gut wie nichts.

Irgendwann im Herbst will man sich in der Politik damit beschäftigen. Mal sehen, wann etwas Brauchbares rauskommt. Kinder zu retten – oder neutral formuliert: Regeln für den Umgang mit Kinderehen zu finden, der allen Beteiligten Rechtssicherheit gibt -, ist offenbar weniger systemrelevant und prioritär als Burkas zu verbieten oder Banken zu retten, so etwas geht im Zweifel sogar über Nacht. Aber solange die ZEIT und andere Medien lieber über Burkas als über Kinderehen berichten, wird auch kaum öffentlicher Druck aufkommen.  – Sven Garber


Betrifft die Diskussion um das Burka-Verbot:

Weshalb genau sollen Burkas verboten werden? Erzählt uns bloß nicht, dass mit dem Verbot die arme muslimische Frau „befreit“ wird. Wer genau das behauptet, macht diese Frauen erst recht unfrei und vermeidet den Punkt, um den es geht. Ihr schwurbelt lieber von der Befreiung der Frauen und von der Unmöglichkeit Verschleierte integrieren zu können und vermeidet eine klare Antwort. Warum denn? Den Ton hat de-Maizière vorgegeben: „Teile der Antwort würden die Bevölkerung verunsichern “.  Mensch, für dumm verkaufen ist gelaufen! Beim Verbot dieser Kleidungsstücke geht es nicht um den Islam, nicht um Un- oder Freiheit der Frauen. Fakt ist: Burka, Nikab und Tschador bedecken meist das ganze Gesicht. Das sollte verboten werden, allein aus erkennungsdienstlichen Notwendigkeiten. Auf diese kommt es im Zeitalter des Terrors wirklich an. Es gäbe auch noch andere handfeste Gründe gegen  Ganzkörperschleier: gutes Versteck für Waffen oder Sprengwesten; doch soweit sollten wir  nicht gehen, was wäre dann mit Gitarren- oder Geigenkoffern, welche sich auch als tatverdächtig herausstellen könnten?

Also liebe Angela Merkel samt Kollegen, liebe Iris Radisch und liebe Elisabeth Raether, lasst die Befreiung und Integration der Frauen beim Thema Burka-Verbot aus dem Spiel. Und nehmt mal echten Kontakt zu Burka-Frauen auf, versetzt euch hinein in sie. Aziza, eine 24jährige Afghanin,  kenne ich aus der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit. Sie trug eine Burka. Sie integriert sich sehr wohl, lernt motiviert Deutsch, war/ist für Austausch mit mir (Nichtmehr-) und anderen (Weniger-) Fremden offen. Nach einer Weile hat Aziza die Burka abgelegt. „Nicht mehr nötig“, ihr Kommentar. Die Burka hat sie am Anfang in der Fremde als Schutz empfunden. Als sie sich sicherer fühlte, brauchte sie die  eben nicht mehr. Aus religiösen Gründen trägt sie nun al-Amira oder Hijab. Diese Kopfbedeckungen und auch Schaila und Chimar sind völlig in Ordnung: die Frauen zeigen ihre Gesichter. Diese Kleidungsstücke – sozusagen abgewandelte große Kopftücher – müssen nicht verboten werden. Hoodies – beliebt bei Schülern auch während des Unterrichts – müssen nicht verboten werden; Kutten und Schleier der Nonnen, die durch Straßen, christliche Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser geistern, sind auch erlaubt.

Über Mundschutz bei Vogelgrippegefahr oder Luftverpestung sollten wir reden, wenn es soweit ist. Mundschutz in solchen Fällen verbieten wäre allerdings dumm und dass das mal klar ist: Verbot von medizinisch begründetem Mundschutz ließe sich auch nicht mit der Befreiung von Frauen, Männern, Kindern begründen. Teile einer solchen Begründung würde eindeutig die Bevölkerung verunsichern. – Sabine Wilms


Herzlichen Dank zunächst für diese ausführliche „Nach – Livereportage“. Diese komprimierte Übersicht über die auch parallel verlaufenden Aktivitäten gibt einen guten Einblick. Verschiedene Zusammenhänge waren mir so nicht klar. Und manche waren auch nicht zugänglich – Achtung vor der Rechercheleistung.

Was mich jedoch irritiert und sogar verärgert, ist die Überschrift „Die Nacht,…..die Kontrolle verlor“. Die Überschrift suggeriert die Möglichkeit, dass alles kontrollierbar gewesen wäre – und enthält damit implizit einen Inkompetenzvorwurf. In einem komplexen chaotischen System ist Kontrolle jedoch eine Illusion.

Das ist der Anspruch, den die AfD signalisiert. Und damit unterstützen sie ( ungewollt, nehm ich an) die zentrale Botschaft der AfD der harten Hand, der strikten Lösungen und ähnlichen Denkfallen ( wie sie schon Dörner in der „Logik des Misslingens“ treffend analysiert hat). Schade, dass hier die Balance zwischen einladender Überschrift und Populismus verloren ging. – Walter Herter


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Appeasement-Politik bei Menschenrechten – Die Krise des globalen Islam regiert bereits unseren Alltag und stellt unsere Demokratie zunehmend in Frage. Noch vor wenigen Jahren hätten wir angesichts der heutigen Zustände an eine Zukunftsvision von Michel Houlebecq geglaubt. Der Islam gehört zu uns ?

Ja, wie die Faust auf’s Auge !  Feige, wankelmütige Politiker fast aller Parteien reagieren nur noch auf die täglich sich ausbreitende Krake „islamische Religion“. Ich erinnere an die Diskussionen um’s Kopftuch, heute ein Witz, im Angesicht der Burka. Wir lassen zu, dass Menschen lebend eingemauert in der Mitte unserer Gesellschaft vegetieren, aller Menschenrechte beraubt, oft jeder Würde und Selbstbestimmung entledigt.

Als Rechtfertigung bemühen wir tatsächlich das Grundrecht der Religionsfreiheit. Damit wurden lange genug auch Ehrenmorde und Kinderehen großzügig übersehen. Wo bleibt das Menschenrecht auf selbstbestimmtes Leben ? Was passierte, würde ich meine Tochter derart pervertiert in der Öffentlichkeit präsentieren ? Zehntausende junger Menschen – mit und ohne Migrationshintergrund –  pilgern zum IS, als ob die Hölle hier wäre und nicht dort. Die Türkei, vorgestern noch unter uns, heute ein rechtsradikaler Unrechtsstaat. Woher wissen wir, dass die Putschisten nicht die Demokratie in der Türkei retten wollten ? Was alles haben wir falsch gemacht ? Wo sehen wir noch aufrechte Politik, jenseits von bloßer Anbiederung an islamische Despoten, zugunsten einer Flüchtlingspolitik, die genau von jenen Despoten losgetreten wurde ? Der globale Islam löst seine ihm innewohnenden Widersprüche und seine archaische Reformationsunfähigkeit durch Radikalisierung – von Indonesien bis Marokko – auf Kosten unserer lebensbejahenden pluralistischen Gesellschaften. Unsere Politik ignoriert den täglichen, religiös verbrämten Wahnsinn schon viel zu lange. Löste man ad hoc alle Konflikte, in die der Islam verwickelt ist, hätten wir erst einmal weltweiten Frieden für eine ganze Weile.

Der globale Islam ist längst eine misanthrope (in-)sektenähnliche  Heuschrecke geworden, die sich zudem noch durch eine exorbitante – von der UN ignorierte -Bevölkerungszunahme unsterblich machen will. Wenn sich das populistisch anhören sollte, liegt das nicht an meiner Weltanschauung, und ist auch nicht beabsichtigt;  es liegt einzig an den handelnden Protagonisten. – Thomas Schröder


Zum Artikel von Marc Widmann „Fahnenflucht auf hoher See“:

„Man mag es vewerflich finden…“ Es ist verwerflich, wenn sozial abgesicherte und finanziell solide ausgestatteete Mittelstandsbürger unserer Gesellschaft auf dem Rücken von Ausbeutung und sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen Urlaub machen.Ich hätte mir da eine klarere Stellungnahme Ihrer Zeitung  gewünscht. Anstatt einer fragwürdigen  Definition von sozialer Gerechtigkeit sollte Die Zeit sich als Anbieter aus so einem Reisesegment verabschieden! Ganz davon abgesehen, welche katastrophalen ökologischen Auswirkungen -genau wie Billigflugreisen- dieser maritime Massentourismus hat. – Barbara Reene-Spillmann


Leserbrief zum Artikel“Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Zunächst einmal kann ich den Unmut der Autorin über die vorschnellen und falschen Geschlechtszuschreibungen gegenüber ihrer Tochter verstehen. Wir alle möchten doch viel lieber erkannt werden als das, was wir wirklich sind, mit all unserem Potenzial, all unseren Fähigkeiten – und nicht als das, was wir auf den ersten Blick zu sein scheinen.

Paradoxerweise betreiben viele von uns aber gerade für unsere Erscheinung, für unser Äußeres, tagtäglich einen gewissen Aufwand, um uns so sehen zu können, wie wir auch von anderen wahrgenommen werden wollen.  Diese fremde Wahrnehmung orientiert sich aber nun mal an Stereotypen und läuft routiniert und meist blitzschnell ab, was sicherlich schon seit Ursteinzeiten so war und uns enorme Vorteile im Überlebenskampf gebracht haben dürfte (Frühstück oder Feind? Mammut oder Säbelzahntiger? -so stelle ich mir das ungefähr vor.) Und so läuft es bis heute. Und daher fahren alle eben auf diese Stereotypen ab, sie helfen uns, den Überblick zu bewahren. Und wenn man mal daneben tritt?

Die Geschlechterzuordnung meiner Kinder erlebte ich bei allen Schwangerschaften schon durch den Kennerblick meiner weiblichen türkischen Mitmenschen, wenn sie lächelnd „Oh – ein Junge“ sagten- beim bloßen Blick auf meine Kugel. Dann wurden diese Kinder – zugegeben nicht immer mit Treckerpulli bekleidet, aber auch nicht konsequent blau/grau/braun oder rosa gekleidet, sondern eben in irgendwie nette Kinderklamotten gesteckt – doch übermäßig häufig als „kleine Maus“ oder gleich als „die Kleine“ tituliert, wobei ich mich oft fragte, wieso denn eigentlich… Und wenn man dann doch mal dazu kam, zu erklären, dass es ein Junge sei, kamen die einleuchtendsten Argumente für die Fehleinschätzung: „Ja, aber bei den Wimpern!“ oder auch „Wenn doch die Augen so groß sind!“. Auch gehört wurde: “So feine Gesichtszüge, da kann man doch nur an ein Mädchen denken!“ Näher betroffen hat mich das allerdings alles nicht, aber als zuletzt unser jüngster Sohn einjährig und splitternackt bei einer kinderärztlichen Untersuchung auf der Waage saß und die Sprechstundenhilfe ihn dennoch hartnäckig als „die Kleine“ bezeichnete, hat das schon einen Nachgeschmack hinterlassen, das gebe ich zu. Da aber nun einfach die ganze Geschlechterfrage dran aufhängen und durch bewusstes Gegensteuern (blauer LKW-Body) die Dinge zu Besseren wenden wollen?

Das klingt für mich nach Kindheit in den 80er Jahren. Da habe ich auch keine Zöpfe bekommen, meine Freundin immer einen Kurzhaarschnitt und Hosen an und zum Ballett durften wir auch nicht. Und auch für den Blick in die Zukunft brauche ich an dieser Stelle keine Prognosen aus der Wissenschaft, da reicht schon der Blick in die Vergangenheit: ja, ich habe ein besseres Abi gemacht als mancher Mitschüler und – jawohl – habe trotzdem nichts naturwissenschaftliches studiert. Tatsächlich auch deshalb, weil ich an entscheidender Stelle auf das Einschätzungsvermögen meines Mathelehrers gehört habe: „Oh,einen Ingenieurstudiengang solltest Du aber besser nicht wählen!“ Okay, kann ich halt kein Mathe und bin jetzt trotzdem glücklich! – Julia Hirdes


Leserbrief zum Titel über den 4. September 2015 „Die Nacht in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Ihr an die Dramaturgie eines Kriminalromans erinnernder Zeit-Ticker um die vor Krieg Fliehenden im September 2015 klärt weniger über Zusammenhänge auf, sondern kitzelt mehr die Nerven. Aufklärend wäre die Beleuchtung von Ursachen für die Tragödie der Fliehenden. Es wäre dabei durchaus interessant, einen Zeitticker zu den Ereignissen in der Nato und in den USA selbst über die Anfänge des Abrutschens der Kriegsregionen ins Gewaltchaos zu schreiben. Z.B. im Mittleren Osten markiert der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der US-Koalition der ‚Willigen‘ einen solchen Punkt. Nach der Festnahme Saddam Husseins verbreitete der Hauptverantwortliche G.W. Bush damals diese Botschaft an viele derer, die nun auf der Flucht vor der Todeszone sind: „Die Ziele unserer Koalition sind die gleichen Ziele wie die ihrigen: Souveränität für Ihr Land, Würde für Ihre große Kultur und für jeden irakischen Bürger…“  Der Irak- und Afghanistan-Krieg ist auch noch Vorgeschichte dessen, was derzeit in Syrien mit ISIS usw. geschieht.

Sie berichten über die Flüchtlingstragödie aber so, als seien „Pannen und Missverständnisse“ im letzten Jahr und nicht lange schon eskalierende Gewalt und Kriege dafür verantwortlich,“dass .. Hunderttausende Flüchtlinge ins Land kamen“. Jede Oberflächlichkeit aber spielt Vereinfachern von ganz rechts in die Hände. – Bernhard Trautvetter


 Leserbrief zu „Die Ferienpfarrer“ von Roland Kirbach:

„Zielgruppen-Seelsorge“

Da habe ich mich seit drei Jahrzehnten wohl irrtümlich wohl gefühlt, zuhause und geborgen, wenn ich im Urlaub, wo es ging, in den Gottesdienst gegangen bin. Seit kurzem weiß ich: Die Kirche betreibt an den Urlaubsorten Zielgruppen-Seelsorge, und ich gehöre gar nicht zur Zielgruppe! Angesprochen werden sollen „Menschen, …, die sonst keine Gottesdienste besuchen“. Ach ja? Dann sind außer mir wohl noch viele falsch informiert, die nämlich, die z.B. in der Kar- und Osterwoche die Dorfkirchen auf Föhr bevölkern und einfach mitfeiern, sich freuen, das Gewohnte auch im Urlaub erleben zu können, mit fremden Menschen, die wie sie ihren Glauben nicht an der Fähre abgegeben haben.

Lassen wir doch bitte den Krampf und die Bemühtheit! Angesprochen dürfen alle sein, wo auch immer sie im Leben und im Glauben stehen. Viel entspannter und sympathischer wäre es, wir ließen uns von der Gewissheit tragen „Der Himmel geht über allen auf“ – im Alltag, im Feiertag, im Urlaub, alle Tage. –  Dr. Annelen Ottermann


Zu „Atheismus ist immer noch erlaubt!“ von Jürgen Krätzer:
Als ehemaliger DDR-Lehrer für Deutsch und Geschichte wird Jürgen Krätzer sicher wissen, dass nicht nur „Staatsbürgerkunde“ Bekenntnisfach war, sondern auch die von ihm unterrichteten Fächer. Bekenntnisfrei war damals bestenfalls der Schulgarten. Zahllosen Schülern hat dieses Bildungssystem die Berufschancen verbaut. Nicht selten kam es vor, dass Kinder wegen ihrer Religion vor versammelter Klasse lächerlich gemacht wurden.
Immerhin haben Schüler heute die Wahl zwischen Ethik und Religion. Immerhin können Menschen unabhängig von ihrem Bekenntnis studieren. Immerhin kann Krätzer in einer der größten deutschen Wochenzeitungen über eine vermeintliche Allgegenwart und Dominanz der Religion klagen. Immerhin konnte er als Atheist und ehemaliger DDR-Lehrer Dozent an einer heute glücklicherweise weltanschauungsneutralen Universität werden. Was will Jürgen Krätzer eigentlich? Das was er immer wollte: Religion abschaffen.

Im Übrigen ist es ein billiger und gleichzeitig bösartiger argumentativer Taschenspielertrick, über „religiöse Extremisten und theokratische Staaten“ zu schreiben, in Wirklichkeit aber den christlichen Religionsunterricht treffen zu wollen. Die Art zu diskutieren kenne ich von damals, aus dem „Staatsbürgerkundeunterricht“. – Thomas Groß


Leserbrief zum Titel  „Die Nacht in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

A country in a mess! – Muß man wieder einmal erst von der englischen Presse über die Ursachen des Kontrollverlusts aufgeklärt werden, da angeblich die deutsche Medienlandschaft einer Zensur unterworfen ist und in der englischen Presse nicht nur diese ‚EU‘, sondern vor allem ein Deutschland als ein Land ohne Einwanderungsgesetz, ohne Souveränität, ohne Friedensvertrag und ohne eine Verfassung ‚as a country in a mess“ angeprangert wird, wobei fairerweise eingeräumt wird, daß England eine Mitschuld an diesem Zustand trägt, in der auf Grund dieser rechtsfreien Zustände es einer Einzelperson, wie Angela Merkel, möglich gemacht wird, bestehende ‚EU‘ Bestimmungen nach Belieben aushebeln zu können. So dürfte auf Grund dieses Zustandes eines Landes wie Deutschland politisch als eine ‚persona non grata‘ ‚Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor‘ nur der Anfang gewesen sein, wobei England begründet seinen Brexit vorangetrieben hat, um nicht selbst in diese unhaltbaren Zustände einer ‚EU in a mess‘ mit hineingezogen zu werden. – Heinz Schroeder


Zu „Achtung, hier spricht  die Polizei!“ von Henning Sussebach:

Vor ein paar Jahren lernte ich, als Kriminalhauptkommissar beim Polizeipräsidium Bonn, dienstlich eine geschiedene alleinerziehende arabische Frau kennen. Ihr Kind und Sie wurden von ihrem Ex-Mann auf das Übelste gestalkt, belästigt und geschlagen. Ein normales Leben war überhaupt nicht mehr möglich! Mehr Angst, als vor Ihrem Mann hatte sie jedoch vor der Polizei. In Ihrer Heimat hätte sich die Polizei mit ihrem Ex-Mann verbündet und es wäre noch schlimmer geworden. Nach 2-3 Jahren. Endlich! Ein Anruf! „Bitte kommen! Hilfe! Deutsche Polizei!“ Ein paar Wochen später bekam ich eine Email von Ihr: „Herr Pfeiffer. Die deutsche Polizei kann zaubern!“ Ihr Ex-Mann hat sich niemals wieder sehen lassen! –Thomas Pfeiffer


Zum Nachruf auf den Fotografen Daniel Josefsohn:

Dass der „Führer“ eine gewisse Affinität zum Hause Wagner besaß, ist unbestritten. Schließlich existieren Fotodokumente, die ihn in Begleitung der Wagner-Tochter Winifred beim Lustwandeln in den Grünen Hügeln zeigen. Diese wiederum zeigte ihre frenetische Verehrung für Hitler bis zu ihrem Tode in der längst demokratisch regierten Bundesrepublik völlig ungeniert. Nun will Christoph Amend herausgefunden haben, dass die Verehrung für den Meister der brachialen Monumental-Musik auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Richard Wagner soll (dann ja wohl der allererste) Fan Hitlers gewesen sein! Wenn dies stimmt, haben wir es hier mit einer mysteriösen posthumen Verehrung seitens des berühmten Komponisten zu tun: Als nämlich Klara Hitler mit dem zukünftigen Gröfaz (Größter Führer aller Zeiten) in den Wehen lag, lag auch Richard Wagner bereits einige Jahre in der zur Villa Wahnfried gehörigen Gruft; er verschied – zur Verzweiflung  Millionen Opernbegeisteter – bereits anno 1883 im zukünftigen Wallfahrtsort Bayreuth.

Es wäre auch zu schön gewesen…. – Christian F. Reineck


Leserbrief zum Titel  „Die Nacht in der Deutschland die Kontrolle verlor“:
Titel, Titelbild und Untertitel der aktuellen Ausgabe – das ist reißerischstes BILD-Zeitungsniveau und absolut daneben!!Sie spielen rechter Propaganda und AFD-Parolen in die Hände.Ein Kündigungsgrund.

Bitte überlegen Sie sich sachlichere Titel, sowas ist absolut unnötig und gibt dem Artikel – den ich übrigens vor lauter Abschreckung immer noch nicht gelesen habe, einen sehr schlechten Beigeschmack. – Marlen Ihle


Anmerkung zu „Späte Reue“:

Die in der Glosse erwähnten Elche lachen sicher nicht über die Rückgabe der Jagdtrophäe von Hemingway, sondern über den Autor, der das Foto so prominent ignoriert. Abgebildet ist nämlich nicht das Geweih eines Elches (Alces alces), sondern das eines Wapiti-Hirsches (Cervus canadensis), der iin den USA „elk“ genannt wird. – Dr. Christian Steffen

Zur Diskussion um ein Burka-Verbot:

Frau Elisabeth Raether plädiert für alle Frauen die in Deutschland leben sich anzuziehen wie sie es wollen. Und „das sollte man den Frauen hinter ihrer Mauer aus Stoff ans Herz legen. Dafür müsse man aber mit ihnen sprechen,  . . . “. Wie könnte dieses „mit ihnen sprechen“ praktiziert werden? Dürfen wir davon ausgehen, dass eine Frau aus dem gesellschaftlichen Umfeld, in dem die Vollverschleierung praktiziert wird, eigenständig entscheidend die Wohnung verlassen und eine adäquate Gesprächsrunde oder Weiterbildung besuchen wird? Und falls sie das nicht darf, wie gehen wir damit um? – Reimar Schappach


Leserbrief zum Titel  „Die Nacht in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Danke für diese außerordentliche „Rekonstruktion“! Endlich „Fakten“ statt Vermutungen und daraus abgeleitete Bewertungen! Und welch glänzende Zusammenarbeit von 12 Journalisten, die möglich machte, was kein einzelner in so kurzer Zeit „geschafft“ hätte, die nicht gegen, sondern miteinander reden und schreiben!

Dennoch bleiben Fragen: Wenn Frau Merkels „historische Entscheidung“ weder auf einen „spontan-humanitären“, noch einen „emotionalen Affekt“, noch eine „moralische Selbstüberhöhung“ zurückzuführen ist, weshalb hat sie dann all diesen massenmedial verbreiteten Behauptungen nicht klar mit dem Hinweis auf ihre durch Orbans Verhalten „alternativlose“ Lage widersprochen? Wieso hat sie im Gegenteil gerade ihre moralische Motivation noch befeuert mit dem Hinweis auf eine von vornherein unrealistische „humanitäre Ausnahmeentscheidung“ und ihr „freundliches Gesicht“ gegenüber den Flüchtlingen? Wollte sie nicht von Anfang an verschleiern, dass sie damals eben nicht frei entschieden, ja sogar die Kontrolle in dieser Frage verloren und letztlich bis heute nicht zurückgewonnen hat? Und nicht weil sie eine bedächtige, einzig rational handelnde Naturwissenschaftlerin ist, ein gern verbreitetes Klischee, sondern aus Furcht vor ähnlich „schrecklichen Bildern“ und deren „politischer Wucht“ bei uns, genauer: den Verlust ihres „Images“ und damit des Vertrauens in ihre Übermutterrolle, ihrer Machtbasis?

Dann ergäbe sich das Bild einer Kanzlerin, die zwar durchaus „Emotionen“ wie Furcht und Einfühlungsvermögen kennt, dann aber weniger aus empathischen als „real“politischen Gründen entscheidet. Das würde auch erklären, weshalb sie auf „schreckliche Bilder“ bis heute erst „humanitär“ reagiert, wenn sie näher kommen und für uns bedrohlich werden. Nur: Hat damit wirklich schon die „Real- über die Moralpolitik“ gesiegt, wie Herr Joffe meint? Welche „Moral“- hat hier gegen welche „Real“politik gekämpft und dann verloren, wenn genau diese Moralpolitik die Tages-, die Realpolitik bestimmt und weiterhin „siegt“? Und dieser „Sieg“ gerade in der „guten“„Mitte“ der „Gesellschaft“, dem seriösen Wahlvolk, ja sogar in Teilen einer großen Wochenzeitung noch immer als Sieg der Moral gefeiert wird?

Lässt sich nur so mit „humanitären“ Hinhalte- und Beschwichtigungsparolen „erfolgreich“ und „ alternativlos“ inhumane Interessenpolitik machen? Und inwiefern ist eine Politik, die wider besseres Wissen weiter auf Europas „Werte“, Einigungsfähigkeit und –bereitschaft setzt, tatsächlich „Real“politik? Zumal wenn sich Verantwortung mit eben dieser Politik – auch für das Wahlvolk – moralisch wunderbar zumindest teilen, wenn nicht gar ganz loswerden lässt? Müsste also Ihre Rekonstruktion jenes Wochenendes nicht zusätzlich in das Davor und Danach eingebettet werden, um es in seiner Bedeutung für interessierte Wähler und mögliche alternative Politik noch besser verständlich zu machen?

Zum Schluss daher die Bitte: Recherchieren Sie weiter und soweit wie möglich wieder im Team zu diesen Fragen und ähnlich zu den anderen großen Entscheidungen „unserer“ Kanzlerin zum Atomausstieg und Klimawandel! Dabei könnten sich weitere wichtige Erkenntnisse ergeben. – Eckhard Heumann


Zur Diskussion um ein Burka-Verbot:

Ein nordrheinwestfälischer Minister ließ sich vernehmen, daß von burkatragenden Frauen keine Gefahr ausgehe. Sancta Simplicitas! Zu burkatragenden Männern hat er sich nicht geäußert. Und hat er noch nie von weiblichen islamistischen Attentätern gehört? Unsere Sicherheit beruht u.A. auf der Möglichkeit Personen anhand ihres Konterfeis zu identifizieren. Unser Vermummungsverbot gilt bisher nur für Versammlungen, es sollte ausgeweitetwerden. Ich Unterstütze die Sicht von Iris Radisch voll und ganz. –
Dr. Dirk Warning


Zur Diskussion um ein Burka-Verbot:

Die Frage würde sich von selbst erledigen, wenn das Thema, was Religion heutzutage überhaupt ist bzw. sein könnte, mehr Aufmerksamkeit fände. Gibt es unabhängig von Glaubensbekenntnissen verbindliche Merkmale von Religionen? Setzt man nämlich Glauben und Religion bis auf ganz krasse Extremfälle gleich, kann sich jeder Gläubige mit was auch immer auf Religionsfreiheit berufen und sich benachteiligt fühlen, wenn man ihn kritisiert. Eins aber kann Religion nicht sein: eine Liste zu erfüllender Rezepte und Vorschriften für gelingendes Leben. Denn dazu gehören vor Allem vorurteilsfreies mitmenschliches Verhalten, Bereitschaft zu gemeinsamen Überlegungen bezüglich der aktuellen Weltlage und die Öffnung gegenüber Hinterfragungen eigener Einstellungen und Traditionen. Würden diese Punkte gründlicher als bisher beachtet, gäbe es nicht nur das Thema Vollverschleierung nicht. – Christoph Müller-Luckwald


Zu „Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Sehr gefreut habe ich mich über den Artikel „Rosa ist Scheisse“, der auf humorvolle Art zeigt, wie tief Geschlechterklischees noch in unserer Gesellschaft verankert sind. Dann aber Verwunderung – während im Artikel rosa Mädchenkrams von Prinzessinen-Zubehör bis hin zu Kochlöffel angeprangert werden, findet sich auf der Rückseite des Z-Teils der ZEIT das „Malen nach Zahlen“ eben mit einem rosa Mädchen in Hello-Kitty-Outfit und dahinter ein Junge im Football-Shirt. Da hätte sich die Reaktion wohl besser absprechen sollen… Es mag dazu auch bei Ihnen unterschiedliche Meinungen geben, aber die Nähe dieser beiden Beiträge empfinde ich als höchst ironisch. – Vera Hark


 Leserbrief zum Titel  „Die Nacht in der Deutschland die Kontrolle verlor“:
Ein Jahr „danach“ berichten Sie scheinheilig und mit vielen Seiten Reportage über die Tage der Flüchtlingsinvasion im Spätsommer 2015.
Ich schreibe bewusst „scheinheilig“. Denn Sie – die ZEIT, der SPIEGEL, der STERN, TAGESSCHAU und TAGESTHEMEN, HEUTE und HEUTE JOURNAL, alle alle waren noch ab demselben Abend für diese Flüchtlingseinwanderung und sind unkritisch auf Merkel- und Willommentrip eingeschwenkt.
Aber alle jene, die wagten, gegen diese „plötzliche“ und unglaubliche Grenzverletzung („Kontrolle verloren“) und unglaublich hohe Anzahl von Flüchtlingen („Hunderttausende“) Stellung zu beziehen, wurden umgehend und unisono als Fremdenfeinde und Rechtspopulisten nieder gemacht. Auch von der ZEIT.
Ein Jahr danach machen Sie dicke Backen und tun so als seien es die grünen Männchen vom Mars gewesen, die 2015 diesen Unsinn verzapften. Niemand ist haftbar zu machen, jeder stiehlt sich davon (Reiter und Co).
Heute am Samstag habe ich mal wieder eine Ausgabe von Ihnen gekauft. Im Glauben, Sie würden nun den Kritikern ein klein wenig Recht geben (Josef Joffe). Aber vergebens. –Dr. Klaus Brink

 Leserbrief zum Titel  „Die Nacht in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Es ist das schwerste Versagen einer Regierung, wenn sie die Kontrolle verliert, denn das ist ihre elementarste Aufgabe: Den Staat zu managen.

Leider hat Frau Merkel als getreue Ziehtochter von Helmut Kohl bei aufkommenden Problemen fast immer nach der Devise gehandelt: Aussitzen und notfalls das Problem mit dem (Steuer) Geld der Bürger übertünchen und hinauszögern. Zukunftsweisende Projekte sucht man vergebens, nur nicht irgendjemandem auf den Schlips treten durch notwendige Änderungen ist die Devise.

Zum Thema Flüchtlinge und Asyl. Bis heute fehlt jegliche Aufarbeitung die bei allen Problemen in drei Schritten erfolgen müsste: 1. Analyse, 2. Plan zur Lösung, 3. Durchführung.

 1. Analyse: Es gibt weltweit 60 Mio. Bürgerkriegsflüchtlinge und einige 100 Mio. Menschen, die in Staaten mit teilweise brutalen Despoten leben. Alle hätten nach geltender Rechtslage ein Recht auf Asyl bei uns. So sehr man jedem einzelnen gerne helfen würde, wir schaffen das eben nicht. Also muss ein gangbarer Weg gefunden werden, wie man diejenigen selektiert, denen geholfen werden kann/muss.

Aufgrund der beschriebenen Situation und der geltenden Rechtslage muss ehrlich genug sein zu sagen, wir kommen um eine Grundgesetzänderung nicht umhin. Zudem muss endlich definiert werden, wer zuwandern darf, um Asyl zu bekommen oder um hier erwerbstätig zu werden. Wenn wir das nicht machen, selektieren wir nach dem Schema: Wer todesmutig genug ist, sein Leben auf Schlauchbooten zu riskieren, den nehmen wir, die anderen nicht. Das ist in höchstem Maße menschenverachtend.

2. Plan: Es muss gesetzlich festgelegt werden, wen wir aufnehmen, bei Asylsuchenden am besten durch die deutsche Botschaft im Herkunftsland. Derjenige kann dann legal einreisen, andere nicht. Dazu gehört, dass die (Außen)Grenzen gesichert werden, auch wenn einige symbolisch eine Mauer oder Stacheldraht verdammen, ansonsten ist eine Grenze keine. Zudem muss als längerfristige Lösung dringend gegen Religionskriege wie im Nahen Osten und Diktaturen, wie weitgehend in Afrika vorhanden, vorgegangen werden, um die Ursachen von Migration zu beseitigen.

Es wird dringend Zeit, dass Frau Merkel außer Allgemeinplätzen endlich die Probleme im Land zukunftsgerecht angeht. Deutschland hat Besseres verdient.  Eine Regierung, die Probleme gut löst, ist ein Glück, eine Regierung, die Probleme schlecht löst ist ein Unglück, eine Regierung, die Probleme gar nicht löst ist eine Katastrophe. – Martin Bruch


 Zum Leitthema:
Ihr großer Flüchtlingsbericht mag ja sehr verdienstvoll sein, hätte aber besser ins Dossier oder woandershin gepasst. Ich jedenfalls fühle mich um 6 Seiten aktuelle politische Information gebracht  – für die ich die ZEIT ja kaufe! Ich weiß, es gibt bestimmt gute Gründe, aber mir fehlen ganz einfach die Artikel, die jetzt nicht erschienen sind. – Rainer Gerstle


Zur  Diskussion um ein Burkaverbot:

Jörg Quoos schrieb in der Morgenpost, dass „ein totales Verschleierungsverbot der falsche Weg im Kampf gegen Islamisten wäre“ und weiter „am Ende läuft der Staat sogar Gefahr, den oft gegen ihren Willen verhüllten Frauen auch noch den letzten öffentlichen Freiraum zu rauben, weil sie unverschleiert gar nicht mehr auf die Straße dürften.“

Ich möchte dem widersprechen.

Beim Voll-Verschleierungsverbot geht es doch gar nicht darum, den Frauen etwas zu verbieten, es geht darum, den Männern etwas zu verbieten. Die Männer sind es doch, die ihre Frauen zu Hause einsperren und sie zwingen, nur mit Vollverschleierung auf die Straße gehen zu dürfen.

Was machte ein gewisser Přiklopil mit Natascha Kampusch? Er hielt sie in seinem Haus gefangen! Und nichts anderes tun die Männer, die Frauen nur in Vollverschleierung erlauben, öffentliches Straßenland zu betreten! Wann gehen wir gegen diese Männer vor?

Herr Quoos spricht zwar von „oft gegen ihren Willen verhüllten Frauen“, aber er sagt nicht ein Wort, wie man ihnen helfen kann! Wir müssen gegen die Männer vorgehen, die ihre Frau einsperren,  denn diese sind Verbrecher. Und wir müssen die Frauen befreien und dazu gehört auch, dass die Vollverschleierung verboten wird. Wie in unseren Nachbarländern.

Wenn Politiker sagen, dass es doch nur ganz wenige Frauen in Deutschland seien, die vollverschleiert rumlaufen, dann lügen sie. Man muss sich nur auf den Flugplätzen Deutschlands, in der Innenstadt Münchens, in einigen Bezirken Berlins umsehen! Schenk diese Frauen die Freiheit!!! – Marita Stark-Harneid


Zu „Reich des Guten“ von Josef Joffe:

Natürlich ist es verdienstvoll, wenn DIE ZEIT in einem mehrseitigen Faktenprotokoll die „Vicissitüden“ der Flüchtlingsflutung nach Deutschland hinein nachvollzieht. Aber wie im Falle des Brexit zählt eben nur die Fortwirkung der Fakten und leider di Tatsache, daß sich die Bundesrepublik mit der durch die Kanzlerin wiederholt zum Ausdruck gebrachten Haltung, Deutschland schaffe dies, in Europa mehr Gegner als Freunde geschaffen hat. – Immerhin hat dieser unglaubliche Vorgang, daß ein Staat sagt, die eigenen Grenzen ließen sich in Zeiten der Globalisierung nicht mehr schützen, zu einem intensiven Nachdenken über das Verhältnis von Real- und Moralpolitik angeregt.

Im Ergebnis steht fest, daß es in der Staatenwelt von 2oo Nationen kein allgemeines Zuwanderungsrecht gibt und daß der Flüchtlings- und Asylantenstatus sehr strikt eingegrenzt werden muß. Es ist ja auch innerhalb Deutschlands nicht möglich, das Privateigentum aufzuheben und zu sagen, alle Häuser und Wohnungen seien ausschließlich nach dem Bedarf von Menschen zu verteilen. Der Zugang zu den allgemeinen Rechtsgütern der Bundesrepublik Deutschland kann Zuwanderern nur unter der Bedingung gewährt werden, daß deren Situation und Motivation bestimmten Kriterien genügt. Eine Herz-Jesu-Politik der Darreichung der Herberge nach dem Muster von Bethlehem ist völlig unrealistisch. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zur Lidl-Werbung:

bin sehr verwundert und enttäuscht bei ihnen eine seitenfüllende werbung für lidl milch für 42cent zu lesen, einzig positive ist der genfrei aspekt. der preis ist krank. seite 27, wirtschaftsteil.

diese preise machen die bauern kaputt. sie drucken das ab und unterstützen es damit. wie kann das sein? sicher brauchen sie einnahmen durch werbung, aber bitte nicht für diese ausbeute. bin beim thema besonders empfindlich, da freunde einen kleinen konventionellen milchviehbetrieb haben, der schwere zeiten erlebt. – Tina Becker


Betrifft „Prominent ignoriert – späte Reue“ über die Rückgabe eines Elchgeweihs:

Da lachen ja die Wapitis – Ein kurzer Blick auf das zugehörige Bild macht mich stutzig: Elch haben doch Schaufelgeweihe? Wikipedia lehrt mich, dass manche Elche Stangengeweih tragen. Die sehen allerdings etwas anders aus, als das Geweih auf dem Bild. Irgendwo in der Weite des Internet findet sich ein englisch-sprachiger Artikel zu dem Thema. Dort ist von „elk“ die Rede.

Wikipedia lehrt mich wiederum, dass „elk“ im britischen Englisch sehr wohl „Elch“ bedeutet, im amerikanischen Englisch aber den Wapiti-Hirsch bezeichnet. Und dem Wapiti steht das gezeigte Geweih deutlich besser zu Gesicht.

Da lacht ja der Wapiti, dass ein False Friend ihn zum Elch machte. Zum Trost: Die Verwechslung zieht sich durch zahlreiche deutsche Medien: SPIEGEL, taz, Süddeutsche Zeitung. – Thorsten Bauer-Yang


Über den Leitartikel:

Dank den Autoren für ihre minutiöse Recherche, der Titel hätte allerdings präziser „Die Nacht, in der die Bundesregierung die Kontrolle verlor“ lauten sollen. Das aufgezeigte Geschehen ist nachvollziehbar und verständlich bis zu dem Augenblick, in dem aus der „Ausnahme“ ein länger währender Zustand wurde.

Hier fehlte der Regierung der Mut und die Kraft der „Ausnahme“ frühzeitig ein Ende zu setzen. Die offenen Grenzen, durch Medien in windeseile verbreitet, mussten eine große Sogwirkung auf Flüchtlinge in aller Welt ausüben.

Anzunehmen, dass uns die EU-Partner einen Teil der Flüchtlinge abnehmen, war von vornherein unrealistisch. Für jeden politisch Interessierten war auch damals schon klar erkennbar, dass die großen europäischen Staaten wie England, Frankreich und auch die osteuropäischen Länder allein aus innenpolitischen Erwägungen einer angedachten quotengeregelten „europäischen Lösung“ nicht zustimmen würden. –  Wolfgang Gerbes


Leserbrief zu „Warum kokettiert die Freiheit mit der Diktatur?“ von Adam Soboczynski:
Auch ich kokettiere mit der Diktatur?Weil ich erkannt habe, daß die Freiheit zu viele häßliche Zustände erzeugt hat, die uns das Leben schwer machen.Ich bin doch gar nicht frei. Schon in der Definition „Freiheit“ liegt das Übel. Unser Leben wird ständig weiter beschnitten, bis hin zum Ausgehrisiko. Ständig müssen wir unsere Richtung ändern, um nicht Gefahr zu laufen, nicht mehr nach Hause zu kommen.

Mich interessiert überhaupt nicht, ob wir eine Linke oder rechte Regierung das Vertrauen schenken. Die Intellektuellen sind von einer Ideologie besessen, die es nur in ihren Köpfen gibt. Allein Rußland als Diktatur hinzustellen, zeigt mir ihre Verbohrtheit in der sie leben. Putin will Ordnung in seinem Land. Das dabei auch Späne fallen ist nur allzu erklärlich. Meines Wissens können die Kollegen Theater machen wie sie wollen. Sie müssen Putin ja nicht beleidigen. Entscheidend sind die Bürger, wenn die Putin nicht mehr haben wollen, dann muß er seine Sachen packen.

Das wird von Boris Schumatsky so nicht gesehen. Insofern ist die Überschrift schon eine Täuschung.

Ich habe über 4 Jahre in Singapur gelebt. Dort habe ich mich freier gefühlt als in Deutschland. Obwohl  nur eine Partei am Ruder ist. Die Opposition sind die Bürger, Die politische Elite in Singapur hat nie ein Hehl daraus gemacht, nichts von einer westlichen Demokratie zu halten. Wenn sie so wollen; damit scheinen sie recht zu behalten.

Für mich ist das eine „Autokratie“, die überall dort Schule machen sollte, die  eine grenzenlose Freiheit zulässt. Der Mensch ist dafür nicht geschaffen, damit im richtigen Verhältnis zu seiner Persönlichkeit umzugehen. .

Boris Schumatsky soll daran nicht verzweifeln. Wenn er sich in Berlin wohlfühlt, sollte er sein Leben nicht unnötig schwer machen. Er sollte in seiner Arbeit aufgehen und etwas flexibler diese gestalten.

Wie wäre es mal mit einem Liebesroman. Reich-Ranicki hat immer behauptet: das die Deutschen keine Liebesromane schreiben können. Beweisen sie ihm das Gegenteil. Ihr Autor Adam Soboczynski kann ihm das ja sagen. – Gunter Knauer


Zur Titelstory über den Kontrollverlust Deutschlands:

Was für eine Titelseite! Auf den ersten Blick denke ich: Ist jetzt auch die ZEIT durchgeknallt? Ich sehe dort die allgegenwärtige unselige Burka Debatte und darüber die Schlagzeile vom „Kontrollverlust Deutschlands“, die von jedem Pegida Anhänger stammen könnte. Doch dann folgt zum Glück: Eine erstklassige Reportage, die die Komplexität dieser historischen Nacht nachvollziehbar macht. Nur kann ich bei genauer Lektüre keinen Kontrollverlust Deutschlands erkennen.

Im Gegenteil: Während fast alle anderen europäischen Länder wegschauen, versuchte Angela Merkel die Kontrolle über eine sich anbahnende Katastrophe zu gewinnen. Der vermeintliche Kontrollverlust entstand weit vorher durch das falsche Dublin-System, welches versuchte die Verantwortung auf die europäische Peripherie zu verlagern. Wovon auch Deutschland zu lange profitierte. Europas Illusion liegt darin eine Wohlstandsinsel inmitten von Krieg und Not sein zu können. Diese Illusion dauert weiter an und wird zu weiterem „Kontrollverlust“ führen. Solange bis wir erkennen, dass Globalisierung nicht nur den eigenen Wohlstand, sondern auch Öffnung und Solidarität bedeutet. Für diese Wahrheit war die Nacht mit der spontanen Entscheidung von Frau Merkel ein erster, noch ungewollter Beginn. – Dieter Halbach


Zum Titelthema:

Das brilliant geschriebene Protokoll sollten die Redakteure noch einmal durch“spielen“ mit Helmut Schmidt als Kanzler und seinem Kabinett,beginnend mit dem geheimnisvollen Gespräch eines seiner Regierungsmitglieder in einem Hinterzimmer. – Womöglich sogar veröffentlichen als ZEITversetzt. – Prof. Ernst Schönfelder


Zum Leitartikel:

Seit mehr als 30 Jahren lese ich die ZEIT. Noch nie gab es eine solche ZEITverschwendung wie bei diesem von 12 ZEITjournalisten erstellten „Protokoll“ darüber, was am 4.9.2015 (angeblich) geschah. Einen humanitären Akt einer ganzen Nation, bei der sicher vieles nicht geplant war, nun als größte Panne zu verunglimpfen und damit ein Jahr danach nur die Ressentiments der ewig Gestrigen in unserem Land zu bedienen, ist eher das größte Missverständnis, das sich die vermeintlich so weltoffene ZEIT leistete. „Welche Absichten, Pannen und Missverständnisse dazu führten“, um bei Ihrer Wortwahl zu bleiben, wäre allemal interessanter als der mich ratlos zurücklassende erste Teil dieser Ausgabe der ZEIT. – Werner Schwamb


Leserbrief zu „Grandios sowieso“ von Benedikt Erens:

Er fand Worte für meine Liebe zum Theater. Ich fing an ins Theater zu gehen, als sein Vater Intendant in München war und Thomas Holtzmann den „Hamlet“ spielte. Er war mein Lieblingskritiker – in der SZ und in der ZEIT. Dann kam die Zeit, wo ich ihn schmerzlich vermisste und nicht mehr fand. Bis heute. Wieso schreibt er nicht mehr die spannendsten Theaterkritiken, einer, der das Theater liebte! – Ingeborg Lukowski


Leserbrief zu Fäkalsprache in DIE ZEIT:

Ich bin darueber veraergert, dass in der aktuellen Ausgabe gleich  dreimal das SCH-Wort auftaucht:

Ganz prominent auf  Seite 51, in der Ueberschrift der Kolumne auf Seite 21 und dann dort auch nochmal im Text. Vor einigen Wochen hatte sich bereits ein Leserbriefschreiber ueber ‚heissen Sch…‘ beschwert. Interessiert Sie das ueberhaupt?

Meine Tochter lernt gerade Lesen und das SCH-Wort ist bei uns zuhause tabu. Jetzt muss ich wohl auch das sogenannte Qualitaetsprodukt ZEIT vor ihr verstecken, wie schade. Bitte verzichten Sie in Zukunft auf diese Ihrer nicht wuerdige und unnoetige Faekalsprache. – Rainer Schlitt


Zum Artikel des Leitthemas „Was geschah an diesem Wochenende wirklich?“:

Ich bin eine Leserin. Ja, tatsächlich, ich lese die „Zeit“, weil ich lesen(!) möchte. Wenn ich bunte Bilder anschauen möchte oder knappe aktuelle Information suche, finde ich das anderswo. Ich suche Erholung vor schrillem, lärmendem, oft hohlem Aktualismus. Manchmal finde ich Denkanstöße und manchmal Erklärungsansätze, die ein Stückchen der wirren Realität zu fassen scheinen. Manchmal freue ich mich über gut geschriebene Texte, gelegentlich auch über sprachlich brillante, denen man Sorgfalt und Denkarbeit anmerkt.

Was ich nicht brauche: von überdimensionierten Bildern angesprungen zu werden, die vier Fünftel der Seite beanspruchen, reißerische Überschriften wie in diesem Politikteil, peinliches Pathos (der Schlusssatz) oder sensationsheischende Aufblähung (S. 6: „Für einen kurzen Moment hängt alles von diesen beiden ab: das Schicksal des Marsches.“). Wie wäre es bei der Präsentation der Recherche mit ein bisschen mehr hanseatischem Understatement? Und, verdammt, ich will gar nicht wissen, welche Farbe Orbans Krawatte hatte (Auch wenn die Hemdfarbe des Interviewpartners inzwischen in keinem Wirtschaftsartikel verschwiegen wird). In Wochen wie diesen ein ganzer Politikteil für einen Beitrag? Damit hängt man die Messlatte sehr hoch… Beim Weiterblättern zum Dossier stoße ich auf die gleiche Häppchenstruktur – hier passt sie hin. –  Angela Rupp


Zum Artikel „»Huhu, Prof, läuft das mit Hausarbeit?«“:

Frau zu Eppendorf übersieht eine Kleinigkeit: wenn in ihrem Kurs alle x Studis dem Prof eine mail schreiben, hat der mit den Antworten x mal soviel Arbeit, wie sie. Irgendwann versucht er dann wahrscheinlich, den Schreibaufwand zu  minimieren. Ich mache das auch – meistens lasse ich die Anrede ganz weg. Andererseits nötige ich meine Studis auch nicht, Formvorschriften einzuhalten, nur um Respekt zu heucheln. Mit den Fristen verhält es sich übrigens genauso: sich rechtzeitig zur Prüfung anzumelden macht wesentlich weniger Arbeit, als x Bachelorarbeiten zu korrigieren! Mit „Augenhöhe“ hat das alles nix zu tun. – Prof. Dr. Heinrich Dirks


Über die Diskussion zu einem Burkaverbot:

Sie stellen einige Überlegungen an, die sicher ihre Berechtigung haben. Ich möchte allerdings von ganz anderer Seite an das Thema herangehen.

Mein Sicherheitsbedürfnis verlangt, das Gesicht eines jeden zu sehen, dem ich in der Öffentlichkeit begegne. Ich halte das für ein archaisches Bedürfnis. Die Motive, sein Gesicht zu verhüllen, sind deshalb für mich nicht von Belang.

Stellen Sie sich vor, die Hälfte der Menschen in einer Fußgängerzone wären verhüllt, z.B. auch durch Masken, wie sie im Karneval von Venedig üblich sind. Wie sicher würden Sie sich fühlen?

Hier geht es um eine grundsätzliche Entscheidung. Der Hinweis auf die nur wenigen Burkaträgerinnen zählt deshalb für mich. – Reiner Felkel


Leserbrief zum Titelthema:

Angesichts Ihrer alarmistischen Überschrift zum Titelthema Ihrer aktuellen Ausgabe hätte ich es eigentich besser wissen müssen – trotzdem habe ich mir Die Zeit mal wieder gekauft, in der Hoffnung, genaue Recherchen, klug und sachlich aufbereitet vorzufinden. Doch am Ende bleibt einmal mehr Ernüchterung. Unscharf mischt sich das Protokoll mit Spekulationen, die sich mitunter auch noch Seehofers Stammtisch-Rethorik vom „Pfropfen und der Flasche“ zu eigen machen. Im Text wird immer wieder angemerkt, niemand würde definieren, was mit „Ausnahme“ gemeint sei. Auf die Idee, dass das Wort „Kontrolle“ hier auch defniitionsbedürftig sein könnte, kam offenbar niemand. Von der Überschrift über das Foto auf der Titelseite bis hin zum finalen „… hätte nicht… wäre die Geschichte  Europas anders verlaufen.“ wird nicht etwa beantwortet, WIE „die Geschichte Europas“ dann „anders verlaufen“ wäre, sondern wohlfeil suggeriert, die Aussetzung von Personenerfassungen beim Übertritt der deutschen Grenzen hätte dem ganzen Land „die Kontrolle“ entzogen – wäre das nicht passiert, hätte es es wohl keine Übergriffe in der Silvesternacht und keine Anschläge von Flüchtlingen gegeben. Das ist plumpes Boulevardniveau, sechs Seiten „Protokoll“ von 12 Autoren hin oder her. Hatte vorher Deutschland denn die (wie auch immer definierte) „Kontrolle“? Offenbar in einem stärkeren Ausmaß als gedacht, heißt es doch gegen Ende „Hat Merkel einen Fehler gemacht, als sie die Flüchtlinge nach (sic!) Ungarn einreisen ließ?“ oder hat nun der Kontrollverlust auch das Lektorat der Zeit erreicht? Mich würde interessieren, was jenes ominöse „Mitglied der Bundesregierung“, das am Morgen des 4.9.15 die Ereignisse der kommenden Tage (dem weiteren Text zufolge als einziger) voraussah, sonst so macht, außer mit Journalisten zu frühstücken? Es scheint ja ein analytisches Vermögen in Regierungskreisen vorhanden zu sein, dass offenbar bestürzend wenig Einfluss auf das Handeln der Bundesregierung hat… Dabei wäre es doch ein Zeichen von „Kontrollbesitz“, politisches Handeln nach der Erkenntnis auszurichten „… dass die Dritte Welt eine Macht ist, dass die auf deren Kosten man lebt, dem nicht ewig tatenlos zusehen werden. Dazu bedarf es keiner militärisch ökonomischen Stärke. Es reicht völlig wenn sich Millionen Verelendeter in Bewegung setzen.“ Aber, ach nein, das war ja kein Zitat aus Regierungskreisen, sondern von Heiner Müller. Über 20 Jahre alt… Die Unschärfe, mit der ich Müllers Worte mit den Ereignissen des letzten Septembers in Beziehung setzte, scheint mir nur eine leichte zu sein. Man möge sie mir trotzdem verzeihen. – Ralf Krämer


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Iris Radisch:

Sie sprechen mir mit Ihren gut begründeten, kraftvollen Sätzen aus dem Herzen und Geist! Diese falsch verstandene Toleranz führt in unserer werteverwirrten pseudoliberalen Gesellschaft genau dahin, was der in Berlin lebende russische Autor Boris Schumatzky in der gleichen Ausgabe zu Recht hier bemängelt. Freiheit muss wehrhaft sein, sich rechtzeitig gegen Tendenzen behaupten können, die wie jene gesichts- und damit identitätsverhüllende, Präsenz und Verantwortlichkeit negierende Verschleierung freiheitlich-gleichberechtigte Prinzipien letztlich angreifen und zerstören wollen. Europäische Identität heißt für mich auch, sichtbar zu sein und dem Anderen gleichermaßen in sein Gesicht sehen können.

Was bei der Verschleierung nur als Einbahnstraße funktioniert: Die verschleierte Frau kann mich sehen, ich aber sie nicht richtig. Und das ist keine Gleichberechtigung und damit nicht in Ordnung! Meinetwegen soll die mehr oder weniger islamaffine Frau in ihren Säcken rumlaufen. Aber das Gesicht muss klar erkennbar sein. Erst recht in unserer terrorgefährdeten Zeit. Und wer das nicht will oder kann, hat auf europäischem Boden nichts verloren. Ich finde, das Vorgehen der Franzosen hier absolut richtig. Man darf sich nicht Dinge aufzwingen lassen, die der eigenen Kultur völlig zuwiderlaufen und mich als Frau und Mensch gleichermaßen zudem kompromittieren und irritieren. Ich respektiere ja auch die Kleiderordnung deren Länder, indem ich dann ein Kopftuch aufsetze oder dementsprechend gekleidet bin. Wenn ich das nicht will, reise ich da nicht hin oder lasse mich dort gar nieder.

Dass ausgerechnet der Innenminister diese falsch verstandene Toleranz bis auf Weiteres zementiert, ist mir völlig unverständlich. – Karin Hepperle


Zur Diskussion um ein Burka-Verbot:

Keine Toleranz für Intolerante. „In Deutschland können Frauen anziehen, was sie wollen“, meint Elisabeth Raether. Aber hier irrt sie. Denn dann könnten Frauen nackt oder nur mit einem Höschen bekleidet in einer Behörde, einem Einkaufszentrum oder in der Öffentlichkeit auftreten. Das können sie nicht (Männer übrigens auch nicht)!  Es existieren Konventionen in unserem Kulturkreis, was die Bekleidung betrifft, Konventionen, um die Beeinträchtigung von Gefühlen anderer zu vermeiden. Und diese werden auch nicht mit Bezug auf Religionsfreiheit außer Kraft gesetzt.  Sonst könnte sich eine Anhängerin einer Naturreligion aus einem Dorf in Afrika auch darauf beziehen und nackt oder halbnackt in der Öffentlichkeit auftreten. Die Burka ist das Symbol islamischer Fanatiker. Und da muss gelten: Keine Toleranz für Intolerante. – Raimund Helbrich


Zur Diskussion um ein Burka-Verbot:

Wenn eine Burka als Vollverschleierung der Frau den gleichen Stellenwert hat wie der Keuschheitsgürtel im Mittelalter, sollte man sie gesetzlich verbieten. – Prof. Dr. Johannes Jörg


Zur Diskussion um ein Burka-Verbot:

Ein Burka-Verbot ist einer freien und liberalen Gesellschaft unwürdig.  In einer solchen Gesellschaft gilt das „Schädigungs-Prinzip“. Hiernach gibt es nur einen „Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gemeinschaft rechtmäßig ausüben darf: die Schädigung anderer zu verhüten“ (John Stuart Mill).

 Eine Frau, die eine Burka trägt, schadet niemand anderem. Ein Burka-Verbot ist daher ungerechtfertigt. Wenn wir nicht zu einer illiberalen und islamophoben Gesellschaft werden wollen, sollten wir davon Abstand nehmen. –  Michael Pfeiffer


 Leserbrief zum Titel  „Die Nacht in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Ich finde es bemerkenswert, dass es nun auch in der ZEIT endlich möglich ist, die Wörter „Merkel“ und „Fehler“ im selben Satz unterzubringen. Der Artikel wirft ein Schlaglicht auf das Fundamentalproblem des Merkelschen Politikansatzes. Es gibt keinerlei aktive Gestaltung zur Vorbereitung auf mögliche zukünftige Entwicklungen. Entscheidungen werden solange vermieden, bis alternativlos nur noch eine einzige (d.h. im Grunde gar keine mehr) übrig bleibt. – Gerhard Reinelt


Zur Diskussion um ein Burka-Verbot:

„Ich denke vielmehr, dass der Zugang zum Antlitz von vornhereinethischer Art ist. … Zugleich ist das Antlitz das, was uns verbietet zu töten.“ (Emmanuel Lévinas, Ethik und Unendliches, Seite 64f., Edition Passagen, Wien, 1996)

Verhüllen des Antlitzes als Akt der Selbstbestimmung?
Beide Artikel aus der Zeit vom 18.08.2016 sind aus meiner Sicht nicht stichhaltig. Elisabeth Reather suggeriert:wenn die Frau sich nicht frei für die Verschleierung entscheiden kann, lebt sie als „Gestalt im Kopfe eines Mannes“.Verschleierungist ein Akt der Selbstbestimmung. Iris Radischmeint zum Burka-Verbot, dass abgesehen von den „Schwierigkeiten seiner Durchsetzbarkeit ein wichtiges politisches und kulturelles Signal“ nötig und vielleicht ausreichend ist, um gegen „islamische Fanatiker“ vorzugehen. Verschleierung als Selbstbestimmung vs. Notwendigkeit von Symbolpolitik – das sind nicht die Alternativen.

Zunächst hat mich der Artikel von Frau Raether überzeugt. Jede Frau bestimmt selbst, was sie anziehen möchte. Das ist selbstverständlich, und jeder Eingriff von außen in diese Entscheidung widerspricht der Selbstbestimmung. Das ist klar und gilt selbstverständlich auch für die Burka oder Niqab, und natürlich nur unter Prämisse der Freiwilligkeit.

Aber ist das wirklich der Kern des Problems? Ist es nicht genau umgekehrt? Nicht die Burka oder Niqab sind in der Regel verboten, sondern das Nichtverschleiern ist verboten, sogar unter Androhung von empfindlichen Strafen.Vielmehr ist es wie Raether sagt: mit dem Verbot der Verschleierung nimmt man die Wut konservativer Muslime in Kauf. Man nimmt die Wut konservativer Muslime in Kauf, die z.B. diesem Satz aus dem Koran folgen: „Prophet! Sag deinen Gattinnen und Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen (wenn sie austreten) sich etwas von ihrem Gewand (über den Kopf) herunterziehen. So ist es am ehesten gewährleistet, dass sie (als ehrbare Frauen) erkannt und daraufhin nicht belästigt werden. Gott aber ist barmherzig und bereit zu vergeben.“ – Sure 33, Vers 59: Übersetzung: Rudi Paret

Den Gattinnen und Töchtern wird gesagt, sie seien nicht als „ehrbar“ oder anständig zu erkennen, wenn sie unverschleiert herum laufen, ungeschützt vor den Belästigungen von Männern, die sich offensichtlich nicht beherrschen können. Mit der Burka und Niqab leben Frauen und Männer als „Gestalt in den Köpfen“ konservativer Muslime – darum geht es!

Nun soll die Verschleierung verboten werden. Also muss es einen Grund, einen Wert geben, der höher anzusehen ist als die Selbstbestimmung der Frau, wenn sie sich für die Verschleierung entscheidet. Dieser Wert ergibt sich aus Raethers Artikelselbst – sie selbst sagt es, und zwar gleich im erstenund im letzten Satz ihres Artikels:

1. „Die Burka bringt eine Frau zum Verschwinden.“ Frau Raether versteht diesen Satz postmodern: nicht die Frau selbst verschwindet, sondern sie verschwindet als freies Subjekt, als Person, wenn man ihr die Kleidung vorschreibt. Tatsache ist jedoch, dass durch die Verschleierung ganz konkret das Antlitz der Frau verschwindet. Nach Lévinas ist das Antlitz der phänomenologische Zugang zum Andren, es ist vor allem ein ethischer Zugang. Mit der Verschleierung des Antlitzes ist dieser phänomenologische Zugang versperrt.

2. Und am Ende sagt sie: Vielmehr sollte man den Frauen „hinter Ihrer Mauer aus Stoff ans Herz legen“, „sich anzuziehen, wie sie wollen.“ „Dafür müsste man aber mit ihnen sprechen, statt ihnen Lektionen zu erteilen.“ – Wer „müsste“ (Konjunktiv!) mit denen sprechen, die sich hinter einer Mauer befinden?„Antlitz und Gespräch sind miteinander verbunden. Das Antlitz spricht. Es spricht, indem gerade durch es das Gespräch ermöglicht und begonnen wird.“ (Lévinas Seite 66) Genau diese Mauer, die nicht nur aus Stoff ist, verhindert das Gespräch.

Insofern sagt Frau Raether selbst, was sie nicht wahr haben will: Die Verschleierung bringt die Frau zum Verschwinden, und zwar nicht auf postmoderne Weise, sondern ganz konkret, indem sie das Gespräch und damit den ethischen Zugangverhindert. Indem die Burka (oder die Niqab) das Gespräch verhindert, wird die Frau „zur Gestalt im Kopfe eines Mannes“, und nicht nur die Frau, der Mann ist in dieser Gestalt das unbeherrschte Monster. Die Frau, die sich nicht schützt, ist selbst schuld! Das ist die Gestalt, um die es geht, und nicht um eine Gestalt, die Verschleierung zu einem Akt der Selbstbestimmung erhebt – das ist absurd.

Wenn man den Gedanken Lévinas‘ weiter denkt, dann wird die Frau, der Mensch, durch die Verhüllung des Mundes, des Ausdrucks, der nackten Haut im Gesicht, der Schutzlosigkeit, der gesamten Figur, alles dessen, was das Antlitz ausmacht, zu genau dem Objekt, das nur begehrt wird, das sich selbst nicht wehren kann, das keinen Ausdruck hat, das keinen Einspruch äußern kann, usw.. „Zugleich ist das Antlitz das, was uns verbietet zu töten.“ (Lévinas)Dieses Zitat deutet auf die Ähnlichkeit zu den Hinrichtungsopfer (nicht nur des IS). Sie alle werden mit verhülltem Gesicht hingerichtet. Unverhüllt würden sie alle ihre nackte Schutzlosigkeit offenbaren, die ein Töten ungleich schwerer macht.

Burka und Niqabsind Ausdruck dieses Menschenbildes und damit symbolisch. Man müsste untersuchen, wie viele Frauen sich mal verschleiern und mal nicht, aus freien Stücken.Wievieleder angeblich 6.500 Frauen in Deutschland entscheiden sich wirklich selbst, oder ist es nicht eher so, dass die, die sich verschleiern, sich in der Öffentlichkeit immer verschleiern, dass es da also keine Entscheidunggibt, sondern nur eine vorentschiedene Tradition? Das ist jedoch keine Freiheit. Aufgrund dieser Überlegungen, bin ich der Ansicht, dass das Verschleierungsverbot, so wie es im Tessin gilt, vernünftig ist.Ob man es gleich so weit treibt, sei dahin gestellt, Frau Merkel und Herr De Maizière sind auf einem richtigen Weg. – Matthias Schulte

Der Kanton Tessin stimmte bei einer Volksabstimmung am 22. September 2013 mit 63.494 Ja gegen 32.377 Nein für ein Gesichtsverhüllungsverbot.[31] In der Folge wurde ein Artikel 9a neu in die Tessiner Kantonsverfassung aufgenommen: (1) Niemand darf sein Gesicht im öffentlichen Raum und an Orten verhüllen oder verbergen, die allgemein zugänglich sind (ausgenommen Sakralstätten) oder der Erbringung von Publikumsdienstleistungen dienen. (2) Niemand darf eine Person zwingen, ihr Gesicht aufgrund ihres Geschlechts zu verhüllen. (3) Das Gesetz regelt die Ausnahmen von Absatz 1 und bestimmt die Sanktionen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Verschleierungsverbot#Schweiz)


Betr.: „Fahnenflucht auf hoher See“ von Marc Widmann:

Dieser Artikel hat mich sehr schockiert und betroffen gemacht. Das einiges faul mit den Kreuzfahrern ist, war mir bekannt, aber nicht in diesem Ausmaß! Dazu fällt mir nur ein: Ausbeutung und moderne Sklaverei in großem Stil. Ich schäme mich und alle schauen weg. Ein kleiner Steuersünder wird bestraft, aber ab einer gewissen Summe, ob Kreuzfahrer, Banken, Millionäre kann man machen was man will. Pfui! Hinzu kommt, daß mehr oder weniger alle Kreuzfahrtschiffe gigantische Umweltsünder sind. Jeder, der eine Kreuzfahrt bucht, macht sich mitschuldig und ist verantwortlich für dieses Geschehen. So löblich es ist, daß die Zeit diese Dinge veröffentlicht, so wichtig wäre es auch für sie, ab sofort alle Kreuzfahrten aus ihrem Reiseangebot zu streichen. –  Bernhard Weber


Leserbrief zu „Wo ist Bach?“ von Christof Siemens:

„Ganz netter Bericht über einen der windigsten Sportfunktionäre unserer Zeit – um es mal salopp auszudrücken. Allerdings fehlt mir in dem Artikel ein wenig mehr Einblick in die Strippenziehereien des Thomas B. Mit Sicherheit falsch ist die Aussage, dass die brasilianischen Fussballerinnen die Schwedinnen demontierten. Vielmehr besiegten die Nordeuropäerinnen die favorisierten Südamerikanerinnen völlig überraschend im Elfmeterschießen. Oder?“ – Holger Kintscher


Über die Diskussion um ein Burkaverbot:

Die Pro- und Contra-Autorinnen lassen außer Acht, dass wir Menschen uns so erfolgreich zivilisiert haben, weil wir miteinander kommunizieren, nicht zuletzt von Angesicht zu Angesicht. Wir sehen im Gesicht unseres Gegenübers mehr als das, was er mit Worten sagt. Wer sein Gesicht verschleiert, lässt das nicht zu, schlägt sein Gegenüber mit Blindheit und verschafft sich dadurch einen Vorteil. Das ist nicht nur unlauter, sondern auch missachtend, diskriminierend und deshalb beleidigend. Es verträgt sich nicht mit der Würde des Menschen. – Carlo Vernimb


Zum Artikel von Jürgen Krätzer: „Atheismus ist immer noch erlaubt!“:

Nein, Herr Krätzer, ich schaue nicht neidvoll auf die Gläubigen, die an ein Weiterleben nach dem Tod glauben. Seit ich mich vor vielen Jahren von Gott löste, fühle ich mich frei von religiöser Gängelei, spüre aber im gleichen Atemzug meine Verantwortung für mein Leben und empfinde Respekt für andere. Die Behauptung, dass es ohne Gott kein moralisches Handeln gäbe, ist ungültig. Meine Loslösung von Gott war ein jahrelanger Prozess, in dessen Verlauf mein Bestreben wuchs, Gutes zu tun und einen positiven „Fußabdruck“ auf unserem Planeten zu hinterlassen. Meine Zweifel wichen einer wohltuenden Klarheit. Keine Rede mehr von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen, sondern ein klares, gottesunabhängiges Bekenntnis zur Würde des Menschen. Ich kann das nur empfehlen. – Carlo Vernimb


Anmerkung zu „Späte Reue“:

Dieses Geweih von Haus des Ernest Hemingway stammt nicht von einem Elch, sondern von einem Wapiti. Beide gehören zur Familie der Cerviden, der Wapiti ist dem europäischen Rothirsch ähnlich, aber wesentlich massiger.

Die Verwirrung kommt aus der Sprache: Das Wort Elk stammt aus dem britischen Englisch wohl aus der Zeit vor der Entdeckung Amerikas. Gemeint war und ist (in England) der Elch. Wapitis gab und gibt es in Europa nicht. Im amerikanisch/kanadischen Englisch wird der Wapiti auch Elk genannt, der Elch aber  i m m e r  Moose !

Elk ist ein Wort von dort eingewanderten Europäern, Wapiti nannten Indianer dieses Tier, übersetzt „weißer Hintern“, etwas feiner und jagdlich korrekt „weißer Spiegel“. – Dr. Hermann Bodenseher


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Zu diesem Thema ist in letzter Zeit sehr viel, m. E. zuviel, geschrieben und diskutiert worden.  Ich bin der Auffassung, daß unsere Bundesrepublik Deutschland (noch) ein weltoffener, demokratischer Rechtsstaat ist. Es gehört zu unserer Lebenswahrnehmung, daß wir offen miteinander umgehen. Dies ist bei einer Vollverschleierung, die den freien Blick bewußt verhindert, nicht gegeben. Außerdem ist sie nach unserer, westlichen Wertevorstellung ein Zeichen für die  Unterdrückung der Frau.

Im Übrigen kann jeder, der mit unseren Werten nicht einverstanden und sie einzuhalten nicht bereit ist, jederzeit das Land verlassen und sein (vollverschleiertes) Leben dort nach seinen Vorstellungen gestalten.

Die von Minister Jäger dargestellte mögliche Auswirkung auf den Karneval zeigt nur die Hilflosigkeit der Politik in dieser Frage. Das nächste wird sein, daß für diesen Personenkreis besondere Rechte eingefordert werden, wie z. B. besondere Badezeiten in Schwimmbädern.

Ich frage mich, wie lange die Politik diese selbstzerstörerische Toleranz gegenüber einem zugewanderten Personenkreis noch aufrecht erhalten will. – Martin Engelberg


Leserbrief zum Artikel „Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Mütter tradieren Rollenbilder, will uns die Autorin sagen. Richtig!  Natürlich geht es hierbei auch um Äußerlichkeiten, Rosa oder Blau, zu toben oder vorsichtig zu sein, mit Puppen oder Autos zu spielen. Trefflich lässt sich streiten, ob so ein Verhalten oder eine Vorliebe in der Natur von Mädchen und Jungen liegen, in welchem Umfang sowie wie weit das für ein einzelnes Kind gilt. Doch mir scheint, wir sollten bei dieser Diskussion primär unser Augenmerk darauf richten, welchen Wert Jungen und Mädchen, Frau und Mann zugesprochen wird?

Wenn ich meiner Tochter „zwanghaft“ Jungenkleidung anziehe, ihr mit Absicht eine häßliche Spange kaufe, drückt sich dann hierin nicht aus, dass das Männliche wertvoller und erstrebenswerter ist als das Weibliche? Wie ein Junge sich verhält, was er bevorzugt, ist besser, teile ich meinem Kind mit. Übermittle ich dem Mädchen gar, ein Junge wäre mir lieber gewesen? Auch für diese Haltung existiert eine lange Tradition!

Warum sollte Blau besser sein als Rosa? Warum ist Vorsicht schlechter als Wildheit? Wie viele männliche Jugendliche erleiden großen Schaden durch hohe Risikobereitschaft! Weiter gefragt: Warum sollte es für eine Frau erstrebenswert sein, wie ein Mann zu leben, seine Vorstellung von Arbeit zu übernehmen? Ist es da nicht überaus erfreulich, wenn sich Frauen selbstbewusst auf ihre Weiblichkeit, ihre Interessen und Vorlieben besinnen und dies in die Gesellschaft einbringen? Und das gilt auch, wenn dies Rosa bedeutet! Die Freiheit, sich gleichberechtig auf sich selbst besinnen zu dürfen, ist ein hohes Gut. Die Andersartigkeit von Frau und Mann, von jedem Menschen, als gleichwertig anzuerkennen, schenkt Sicherheit und Selbstbewusstsein. Dafür müssen wir auf den Einzelnen hören. – Michael Geisler


Zum Artikel von Jürgen Krätzer: „Atheismus ist immer noch erlaubt!“:

Herzlichen Dank für Ihren klaren Artikel. Man fürchtet sich z.Z. wirklich vor dem Zurück ins Mittelalter. – Gotthard Popp


Zur Diskussion über ein Burkaverbot:

Ich vermisse in der gesamten Diskussion eine sehr viel deutlichere Unterscheidung zwischen dem Tragen einer Burka und dem eines Niqab, der die Augenpartie der Trägerin offen lässt. Während Letzteres grundsätzlich bis zum Beweis des Gegenteils als Ausdruck des autonomen religiösen Selbstverständisses einer Person angesehen werden sollte, negiert eine Burka die Grundvoraussetzung für ein auf egalitäre Ideale gegründetes Zusammenleben, indem die Trägerin ihr Gegenüber sehen kann- was diesem jedoch verwehrt bleibt. Mit einem solchen einseitigen Blick ist eine Hierarchie zwischen Personen etabliert, die einer gegenseitigen Anerkennung als Kern einer demokratischen Gesellschaft widerspricht und aus diesem Grund- und nicht aus vorgeschobenen sicherheitspolitischen Erwägungen oder einer paternalistischen Befreiungsrhetorik heraus- sollte die Burka nicht akzeptiert werden. –  Johanna Rehner


Bemerkung zu Fäkalsprache in DIE ZEIT:

Hat die Zeit es nötig, Überschriften mit Wörtern aus der Fäkalsprache zu formulieren? „Rosa ist scheiße“, lese ich auf der Titelseite der „Zeit zum Entdecken“, und mit „Heißer Scheiß“ kündigt sich Marcus Rohwetters „Quengelzone“ an. Besonders letztere Wendung ist wahrlich appetitlich für Menschen, bei denen ein sprachliches Bild tatsächlich ein Bild im Kopf erzeugt. Ich frage mich, wessen Lebensgefühl Sie ausdrücken oder welcher Leserschaft Sie sich anbiedern wollen, um Ihre Auflage zu steigern.

Selbstverständlich steht es in Ihrem Belieben, was Sie schreiben und wie Sie es schreiben. Mir allerdings steht es frei, was ich lese, und es wird mir immer klarer, dass mich außer einer etwa 40 Jahre alten Gewohnheit immer weniger dazu drängt, jede Woche die Zeit zu lesen. –   Dr. Günter Lins


Zur Debatte über ein Burkaverbot:

Der Koran schreibt nirgends vor, dass sich Frauen vollständig verschleiern müssen. Er empfiehlt, dass sich Frauen in der Öffentlichkeit die Schultern und die Haare bedecken. Darum kein Verbot für das Kopftuch, jedoch Burka und Niqab verbieten. Aber nicht aus religiösen oder terroristischen Gründen. Die Begründung für ein Burkaverbot muss in Gesellschaften wie in Deutschland oder der Schweiz anders lauten: In unserer Kultur ist beim persönlichen Kontakt das Gesicht ganz wichtig. Wir kommunizieren oft und viel mit unserer Mimik. Mit Burka und Niqab ist das unmöglich. –  Roman Weibel


Leserbrief zum Tietelthema „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Am Ende Ihrer  minutiös geschilderten Geschehnisse  des  4. September und der darauf folgenden 2 Tage schreiben Sie,  „Merkels historische Entscheidung… war kein spontaner humanitärer Impuls, kein emotionaler Affekt.“ Ich denke, dass Sie an dieser Stelle Ihre Recherche gewaltig irren. Warum kann es nicht sein, dass auch eine deutsche Bundeskanzlerin Mitgefühl zeigte?  Mitgefühl, kein Mitleid – das ist ein Unterschied. Und es war genau dieses Mitgefühl, diese menschliche Geste, die  vor einem Jahr zigtausende andere Menschen dazu veranlasste, Willkommenskultur zu zeigen, nicht nur verbal, sondern auch durch großherzige, tatkräftige reale Hilfe. Ich bin sicher, dass diese humanitäre Welle des Mitgefühls einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern einnehmen wird.

Wie allerdings der gewaltige Zustrom weiterer von Krieg, Folter und wirtschaftlichem Elend verfolgter Menschen gemindert werden kann, darauf hat Europa und die Welt keine wirkliche Antwort. Nationalstaatliche Interessen, daran sind sich alle Experten einig, sind sicher nicht die richtige Antwort. Ein zerstrittener Haufen von Einzelstaaten, die egoistisch und unsolidarisch nur Eigeninteresse verfolgen, ist nicht handlungs- und lösungsfähig. Die Lösung wird nicht einfach sein, wenn ich an ein Zitat von Umberto Ecco denke, der sinngemäß einmal Folgendes sagte: „Für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Lösung, aber die ist meistens die Falsche.“ – Dipl. Ing. (FH) Franz Josef Dorn


Zur Titelschlagzeile:

Leserbriefe haben bekanntlich kurz zu sein, wollen sie eine Chance haben, abgedruckt zu werden. Das von DER ZEIT erstellte Protokoll mit der Überschrift Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor macht es schwer, wenn nicht gar unmöglich, diesen Grundsatz zu beherzigen, wenn der Inhalt im Einzelnen, sprich: die Gewichtung der beschriebenen Ereignisse gewürdigt werden soll. Ich beschränke mich deshalb auf die Feststellung, dass die detaillierte und –soweit erkennbar – sorgfältige Recherche und anschauliche „Protokollierung“ sehr verdienstvoll und uneingeschränkt anzuerkennen ist.

Leider kann dieses positive Urteil nicht, um nicht zu sagen „überhaupt nicht“, für die auf Seite 1 gewählte Überschrift gelten, die bezeichnender Weise in ihrer offenbar gewollt apodiktischen Form im Text des Protokolls an keiner Stelle wiederholt wird. Im Text vielmehr wird die Formulierung an verschiedenen Stellen deutlich relativiert und an einer Stelle gar von einem Rückgewinn der Kontrolle gesprochen. DIE ZEIT setzt sich damit dem Vorwurf aus, mit einer reißerischen Formulierung – wenn auch nur in einer Überschrift, aber immerhin mit einer Schlagzeile auf Seite 1 – recht nahe an die überwiegend populistisch  agierende Boulevardpresse gerückt zu sein. Hat eine Wochenzeitung von der Qualität der ZEIT dies nötig? Ein über Jahrzehnte lang passionierter und „geübter“ Zeitleser bittet deshalb, künftig auch in Überschriften und Schlagzeilen populistische Töne zu unterlassen. –  Michael Streffer


Über das Titelthema:

In dem Beitrag „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“ fehlt mir eine wichtige Information, und zwar geht es um die vom Bamf am 25.8. über Twitter veröffentliche Mitteilung zur Aussetzung des Dublinverfahrens für syrische Staatsangehörige, was offensichtlich der Katalysator für die Flüchtlingsbewegung war. Wurde diese Mitteilung in Abstimmung mit Frau Merkel und Anderen veröffentlicht oder nur vom Bamf? War die CSU darüber informiert ? – Helmut Rembold


Leserbrief zu „Wo ist Bach?“ von Christof Siemens:

Wahrscheinlich finden Sie Thomas Bach im Zentrum eines wenig an Sport interessierten Altherrenvereins, weit genug aufgestiegen, um für das Sanktionieren von Doping keine Verantwortung mehr tragen zu müssen, auch nicht für die lukrativen kriminellen Ticketgeschäfte eines seiner Vorstandskollegen. Thomas Bach sitzt sozusagen im Auge des IOC. Aber warum, um alles in der Welt, suchen Sie ihn? – Christian Then


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Ein Verbot per Gesetz kann freilich immer nur so gut sein, wie dessen Intention praktisch umsetzbar ist. So wäre das nunmehr anvisierte Burka-Teilverbot zwar eine vermeintlich verfassungsmäßige, mitnichten aber wirklichkeits- getreue Lösung.

Unter dem sicherheitspolitischen Aspekt stellt die Vollverschleierung gewiss nur ein abstraktes und somit marginal relevantes Risiko dar; eine religiöse Legitimation kann ich nicht nachvollziehen, sehe die Verhüllung im Wesentlichen patriarchalisch begründet und anerzogen.

Der Definition und Spiegelung einer offenen Gesellschaft, die wir in Deutschland bei weitem nicht erst seit dem merkelschen „Wir schaffen das“ sind, steht die Vermummung jedweder Art überaus entgegen, natürlich auch dem Gelingen von Integration, dem Aufbau von Vertrauen und verbindender Identität.

Fazit: Insbesondere mit einem Burka-Teilverbot gelänge wohl so oder so lediglich die Camouflage einer gesellschaftspolitischen Chimäre. – Ira Bartsch


Zur Diskussion über ein Burkaverbot:

Darf man die Burka verbieten? Auch ich möchte die Burka in Deutschland nicht verbieten – ich möchte, dass einfach keine Frau in Deutschland Burka oder Hijab trägt,  freiwillig.

Ja, ich  möchte die Burka-Diskussion um den Hijab („Kopftuch“) erweitern: Burka und Hijab sind in Deutschland Symbole für die Unfreiheit der Frau – das sollte jeder Frau bewusst sein, die ein solches Kleidungsstück hier tragen will. Ihr sollte auch bewusst sein, welche Provokation dieses Symbol für Frauen ist, die selbst, deren Mütter und Großmütter, häufig unter leidvollen Erfahrungen, für die Gleichberechtigung der Frau gekämpft haben. Das Recht auf Gleichstellung von Mann und Frau erscheint jung und leicht störbar, da es noch keineswegs selbstverständlich ist in unserer heutigen Gesellschaft . Natürlich sind Mann und Frau nicht gleich – sie sind sehr unterschiedlich und das ist schön so, doch sie haben die gleichen Menschenrechte, die in unserem Land garantiert sind. Legislativ sind wir da gut, mit der Umsetzung hapert es noch.

Doch wir, vor allem wir Frauen, arbeiten daran. Es provoziert, wenn Frauen, insbesondere junge Frauen, die hier aufgewachsen sind, einen Hijab tragen: sie benutzen ihr Recht auf Selbstbestimmung – indem sie das Symbol der Unfreiheit tragen. Dieses Symbol haben wir uns nicht ausgedacht, sondern es  entstand durch die gescheiterte Integration der Gastarbeiter in unserem Land. Diese hat zu Verletzungen auf beiden Seiten geführt, ist immer noch ein Tabu – was der Verarbeitung nicht dienlich ist. Allein schon, dass ich in diesem Beitrag von „wir“ und den „Musliminnen“ rede, macht deutlich, dass die Gesellschaft noch nicht zusammengewachsen ist. Symbole der Abgrenzung sind da nicht hilfreich.

Es gibt auch andere Symbole in unserem Land, die geächtet sind – auch sie erklären sich aus unserer Geschichte. Diese Symbole muss man nicht mögen oder wollen, sie sind Realität und wir sollten sie erkennen.

Wichtig ist es, in der Burka-Diskussion den Hijab einzubeziehen, weil so deutlich wird, dass wir nicht über eine vereinzelte Burka reden. Es ist nicht lange her, da sah man auch nur vereinzelt Hijabs, heute gibt es KiTas, da trägt fast jede Mutter diese Verhüllung.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, die Hijab auch für Staatsvertreterinnen in ihrem beruflichen Umfeld zuzulassen, ist für mich ein Zeichen von interkultureller Insensibilität,  denn inzwischen gibt es viele Gründe, einen Hijab zu tragen, religiöse scheinen mir in der Minderzahl zu sein. Über das religiöse Gebot einen Hijab zu tragen sind sich die Muslime selbst nicht einig – und oftmals wird in dieser Diskussion Religion mit Tradition verwechselt, die nicht von dem Recht auf Religionsfreiheit geschützt ist.

Der Hauptgrund, meine ich,  warum in Deutschland vor allem junge Frauen Hijab tragen, ist die Renaissance einer Bewegung, die erstmalig unter Shah Mohammad Reza Pahlevi entstand, der den Iran „verwestlicht“ hatte. Traditionalisten riefen dazu auf, sich von dieser Strömung und dem damit verbundenen  „moralischen Niedergang“  zu distanzieren, indem man Hijab trug.
Muslimische Frauen in Deutschland entdecken ihre Wurzeln, machen sie modisch deutlich. Es ist gut, seine Wurzeln zu leben, auch afrikanische, indische Frauen tragen ihre traditionelle Kleidung: niemand stößt sich daran – im Gegenteil, sie gehören zur bunten Vielfalt in unserem Land.

Warum aber provoziert der Hijab so? Einerseits weil er – wie oben beschrieben – ein negativ besetztes Symbol ist, andererseits aber, weil diese „Verhüllung“ zu oft Segregation bedeutet, aktive Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft, deren Vorzüge man gleichzeitig nutzt.

Allerdings wird der Hijab inzwischen zunehmend zu einem Modeaccessoire – was natürlich den Sittenwächtern gar nicht gefällt und auch manchem in der Mehrheitsgesellschaft, da diese Mode unehrlich erscheint: Die keusche Verhüllung  schmückt, wird mit Glitzer getragen, mit tiefem Ausschnitt und knallengen Jeans – und konterkariert sich damit selbst. Gut wäre es, wenn der Hijab – wie alle Modeerscheinungen – dann bald verschwunden wäre. Doch daran glaube ich nicht, seine Steigerung rückt bereits an: die Burka.

In diesem Land kann jeder sein Gesicht zeigen. Dieses ist ein freies Land, in dem sich fast alle politischen Parteien als liberal verstehen – wenn auch der Liberalismus zunehmend missverstanden wird. Liberalismus meint nicht absolute, egozentrische Freiheit – die kann man nur allein auf einer einsamen Insel leben. Die Freiheit des Liberalismus wird sozialisiert durch die Verantwortung, die Verantwortung, dass das, was ich tu oder lasse, gut ist für die Gesellschaft, in der ich lebe. Liberal zu sein, bedeutet nicht, alles zuzulassen – das ist Laissez-Faire und unverantwortlich, sondern die Menschenrechte zu leben und zu verteidigen für mich und jeden in meiner Gesellschaft.
Menschen, die die Menschenrechte nicht leben, haben in unserer Gesellschaft nicht zu suchen. Dazu brauchen wir keine neuen Gesetze, das steht in unserem Grundgesetz. Was ist zu tun?

Das Bundesgerichtsurteil ist zu revidieren: in einem freien Land können Staatsvertreterinnen nicht ein Symbol der Unfreiheit tragen.  Man kann dieses Problem auch nicht, meine ich,  durch ein Verbot lösen – wie können Frauen, die immer eine Burka tragen, aus welchem Grund auch immer, sich plötzlich „nackig“ machen, nur weil sie eine Behörde besuchen müssen!

Ich möchte, dass wir mit Musliminnen, viel mehr in ein sachliches Gespräch kommen – mit meist männlich geführten Muslim-Verbänden gibt es diese Gespräche, doch Hijab und Burka sind dort immer noch tabuisiert. Das führt nicht zum gegenseitigen Verstehen. Dieses wird ein weiter Weg: Die unterschiedlichen Interpretationen des Hijab liegen extrem weit auseinander: vom Symbol der Unfreiheit in der Mehrheitsgesellschaft über Abgrenzung gegen die sittliche Verrohung Deutschlands bis zum Symbol der persönlichen Freiheit für  selbstbewusste Musliminnen. Es wird auch mit Freiheit argumentiert, wenn es um das Recht geht, Burka zu tragen.

Wir brauchen Zeit, sollten uns vielleicht drei Jahre geben, in denen wir einen intensiven, sachlichen Diskurs auf allen Ebenen der Gesellschaft –vom Privaten bis zum Medialen – führen mit Musliminnen, mit dem Ziel, unsere Werte und Normen nicht wegzustecken hinter vermeintlicher Toleranz und der Verteidigung der Religionsfreiheit, die hier meist gar nicht greift, sondern offen und authentisch für die Freiheit einzutreten, wie wir sie verstehen. Vielleicht könnte es sogar eine kluge, sensible Plakataktion geben zu diesem Thema, damit auch die, die – auf beiden Seiten – nur Kontakt zu ihresgleichen haben, nachzudenken beginnen. – Dr. Ursula Augener 


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Das System Vollverschleierung breitet sich dieser Tage in Deutschland aus und hat inzwischen auch unsere Stadt erreicht. Für viele Menschen finden gerade die ersten persönlichen Begegnungen mit voll verschleierten Frauen statt. Wobei man von einer persönlichen Begegnung eigentlich nicht sprechen kann. Es ist die erste unpersönliche Begegnung mit einem Menschen, der sein Gesicht nicht zeigen kann.

Warum lösen diese Begegnungen so viel Unbehagen und negative Gefühle aus. Was ist daran, dass uns erschreckt und das wir instinktiv ablehnen. Hat es damit zu tun, dass wir andersartige Menschen und Gewohnheiten nur zu einem gewissen Grade tolerieren können?

Ich denke es ist Scham und Wut darüber, dass wir Zeugen einer menschenverachtenden Praxis werden und dabei tatenlos zusehen. Wie können wir Abseits stehen und zusehen wie Frauen systematisch aus der Gesellschaft gedrängt werden. Ihre Fähigkeit zur Teilnahme an der Gesellschaft zerstört wird. Wir wissen das es für viele Frauen in ganzen Regionen Alltag ist, in einem System der Vollverschleierung leben müssen. Jetzt also auch in Deutschland?

Frauen die ihr Gesicht nicht zeigen können, sind außerhalb ihrer Familie, ihres Clans völlig isoliert. Es gibt Gesellschaften in denen diese Isolierung noch gesteigert wird, indem Mädchen das lesen nicht lernen dürfen. Manchmal können Sie nur mit dem Vater, dem Bruder dem Onkel vor die Tür treten. Und sie werden in eine vorgegebene Ehe verheiratet. All das wissen wir.

Vollverschleierung ist ein menschenverachtendes System, in das Mädchen geboren werden, das ihnen einen ganz kleinen Raum zuweist und kaum eine Möglichkeit bietet andere Menschen, Meinungen, das Leben außerhalb kennen lernen zu dürfen. Wieviel mehr kann man einem frei geborenen Menschen eigentlich nehmen.

Mag sein das es Frauen gibt, die in Vollverschleierung gehen wollen. Wie viele von ihnen haben die Fähigkeit verloren, ihr Gesicht unbeschwert in der Öffentlichkeit zu zeigen. Sie fühlen sich unsicher und finden sich nicht zurecht. Das zeigt wie brutal das System funktioniert. Der Gefangene kann die Zelle nicht mehr verlassen, der Vogel bleibt im Käfig, auch wenn die Tür offensteht.

Wir als Gesellschaft dürfen dem nicht schulterzuckend zusehen. Es ist beschämend zusehen, wie sich dieses System in Deutschland etabliert. Es sind nicht die anderen, weit weg. Es sind jetzt unsere Mitbürger. Wir dürfen dazu nicht schweigen und müssen etwas tun.

Unsere Rechtsordnung lässt ein generelles Verschleierungsverbot wohl nicht zu und das ist vielleicht auch gut so. Aber es können Grundlagen geschaffen werden, die es Behörden, Schulen, Asylheimen, Einkaufscentern, Sportvereinen etc. ermöglicht, eine Etikette des offenen Gesichtes einzufordern, ohne sich dem Vorwurf der Diskriminierung auszusetzen.

Die Einführung eines solchen „Grundlagen- Gesetzes“ sollte von einer öffentlichen Kampagne „Offenes Gesicht“ begleitet werden. An öffentlichen Einrichtungen, Behörden, bei Vereinen und auch in privaten Einrichtungen, wie Einkaufszentren, sollte ein freundliches Logo „offenes Gesicht“ an der Eingangstür aufgehängt werden das ausweißt das sich in diesem Gebäude Menschen mit einem offenen Gesicht begegnen. Vollverschleierung wird hier abgelehnt und nicht zugelassen.

Menschen die Ansprüche auf Asyl haben, aber der offenen Gesicht Etikette nicht folgen können, können nicht integriert werden. Sie sollten nicht in die Asylheime in unserer Mitte aufgenommen werden, sondern in reinen Schutzeinrichtungen unterkommen, in der Integration gar nicht erst angestrebt wird.

Es gilt zu verhindern, dass sich das System der Vollverschleierung in unserer Gesellschaft etabliert, unter dem viele Frauen werden leiden müssen und das gleichzeitig die Ablehnung der Burka in eine Ablehnung von Asylsuchenden führt, die unsere Fähigkeit Menschen in diese Gesellschaft zu integrieren beschädigt. So schaffen wir das nicht. – Matthias Schmidt


Zum Artikel „»Huhu, Prof, läuft das mit Hausarbeit?«“:

Frau Katharina Meyer-Eppendorf gehört genau zu der Generation, die wahrscheinlich von den Altvorderen der 68er, die zuhauf den Lehrerberuf ergriffen haben, um Ihre Ideologie schon den Kindern beizubringen. Das hatte alles Methode.

Auf Augenhöhe zwischen Lehrenden und Lernenden kann es gar nicht geben. Der Lehrende ist in einer Gesellschaft als Autorität anzusehen, der nicht als Freund oder guter Bekannter eingeschätzt werden sollte.

Das verbietet schon der Anstand -wenn man welchen hat. Aber der ist heute bei vielen jungen Menschen abhanden gekommen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten?“ von Elisabeth Raether und Iris Radisch:

Wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière lehne auch ich die Vollverschleierung persönlich ab. In der Frage, ob das Tragen der Burka und des Nikab verboten werden sollte, bin ich jedoch unentschieden. Was passiert nach einem Verbot? Werden Frauen, die vorher mit Vollschleier in der Öffentlichkeit zu sehen waren, in den Wohnungen verschwinden, weil ihre Männer ihnen den Ausgang verbieten?

Benötigen diese Frauen vielleicht Hilfsangebote, um wirklich den Schleier ablegen zu können? Die Zahl der vollverschleierten Frauen in Deutschland ist verglichen mit der Zahl der muslimischen Frauen in Deutschland gering. Wird es wie in Frankreich nach dem Burka-Verbot zu einer Solidarisierung mit islamistischen Positionen kommen und die Zahl der Burka-Trägerinnen zunehmen?

Islamwissenschaftlern zufolge, lässt sich aus dem Koran die Vollverschleierung für Frauen nicht eindeutig ableiten. Auch die Mehrheit der Muslime lehnt Burka und Nikab ab. Ich frage mich auch, worum es beim geforderten „Burka-Verbot“ eigentlich geht. Geht es nicht eher darum, wie man mit radikalen, fundamentalistischen Strömungen in einer freiheitlichen Gesellschaft umgehen will? Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist, während ein Verbot schnell gefordert ist. – Dr. Nicole Hilbrandt


Zum Leitartikel „Die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“:

Victor Orban hat seine Rolle, und/oder 2 Flüchtlinge, die in Griechenland mit einigen Tausend anderen losmarschiert sind, und die so das Flüchtlingschaos in Europa  ausgelöst haben, ebenso, die tieferen Ursachen aber sind andere.

Ein Blick ins „Zeitarchiv 2015“ genügt, um sich ein Bild zu machen. Schon im Januar  gab es den Bericht „Alexandria,Ägypten“ über eine gescheiterte Flucht im Mittelmeer, im Februar  den Artikel „Flüchtlinge, die Ware Mensch“, im März dann in dem Artikel „Hilfe, Flüchtlinge“ , dass Länder und Kommunen heillos überlastet sind.  Im April  ein Artikel über ein brennendes Flüchtlingsheim in Tröglitz und in  „Grenzen auf, Grenzen dicht“ über Beratungen der EU in Sachen Flüchtlinge. Auch noch im April der Bericht über die Seawatch „Vietnam liegt am Mittelmeer“.  Zum gleichen Thema im Mai „Retten mit Gewalt“ und „Global Player: Welt, Macht, Europa“.

Und im Juni mit „Überfordert“  ein Bericht über katastrophale Zustände in Flüchtlingslagern in Österreich. Im Juli dann verabschiedete sich die Bundesregierung wie jedes Jahr in die Sommerpause, während man fast täglich in den Medien die unsäglichen Bilder der laufenden Menschen sehen musste.

Und auch danach hatte sie das Thema offensichtlich noch immer nicht auf dem Bildschirm. Das beweisen die aufgelisteten Routinetermine am 4. September.

Die folgenden  Notmaßnahmen waren dann wohl tatsächlich alternativlos. Hätte die Politik sich allerdings rechtzeitig der Thematik angenommen, hätte es wahrscheinlich weitere Optionen gegeben und ganz sicher nicht den Zeitdruck des 4./5. September.

Ursache also ist, dass die Politik, wie leider viel zu oft,  erst dann aktiv wurde, als „die Hütte brannte“.

In diesem Fall brannte die Hütte schon lange, die Regierung aber hat angestrengt weggeschaut. –  Hendrik Takes


Zum Artikel „Die Ohnmacht“ des Titelthemas:

Sind Sie sicher, dass dieses Foto „In einem Bus wartende Flüchtlinge am Budapester Bahnhof auf der Abreise zur Grenze nach Österreich“ zeigt?

Ich sehe eine
– Straßenbahn?
– einen 48er Müllsack (Österreich)
– einen glatt rasierten Mann
– frisch lackierte Fußnägel der Dame
– sehr saubere Füße eines Kindes …

Meines Wissens war es den „Flüchtlingen“ erstmals in Wien möglich umfassende Körperpflege zu betreiben, durch Öffnung von Schulen und Unterstützung zahlreicher Privathaushalte. – Andrea Maenle


Leserbrief zu „Die Nacht in der Deutschland die Kontrolle verlor.“:

Danke für Ihre Recherchen! Sie erinnern daran, warum Deutschland (und Österreich) im vergangenen Sommer human handelte und die Grenzen öffnete. Leider ist das heute bereits alles wieder vergessen. Eine kalte Hartherzigkeit hat sich erneut über das Land gelegt. Möglicherweise auch eine Hasskappe. Die Erde dreht sich weiter. Aleppo stirbt. – Peter Wolfgang Hendl


Zur Frage „Darf man die Burka verbieten?“:

Es ist schade, dass sich die ZEIT tatsächlich auf eine Diskussion um ein Burka-Verbot einlässt und völlig ignoriert, was eigentlich hinter dem Vorschlag der CDU-Innenminister steckt: nämlich der Reflex, eine komplizierte Situation so zu vereinfachen, dass sie lösbar erscheint und damit die Gelegenheit gibt, sich als Handelnde zu profilieren.

Die Situation ist doch die, dass aus völlig unterschiedlichen Motiven Menschen, die vorher allenfalls kleine Kriminelle waren wie der Attentäter von Nizza, ganz plötzlich Gewalttaten verübt haben, die nicht vorhersehbar und verhinderbar waren:

Mit Islamismus haben die Motive kaum zu tun: Da ist die Homophobie eines vielleicht versteckten Schwulen (Orlando), der soziale Frust eines Zukurzgekommenen (Nizza) oder der latente Rechtsextremismus eines Menschen mit iranischen Wurzeln, der es vermutlich hasste, ständig mit Arabern und Türken in einen Topf geworfen zu werden,  und darum einen tödlichen Hass auf sie entwickelte (München). Allenfalls Ansbach und Würzburg können als dschihadistische Attentate durchgehen, wobei im Falle des Würzburger Jugendlichen Zweifel angebracht sind und hier wohl eher traumatische Erlebnisse vor und während der Flucht als Ursachen vermutet werden müssen.

Die Innenminister haben diese ganze Serie als „islamistische Gewalt“ abgespeichert und offenbaren somit einen erschreckenden Mangel an Professionalität und Souveränität.

Deshalb sei ihnen hier noch einmal gesagt: die größte Verunsicherung der Bevölkerung entsteht nicht dadurch, dass Gewalttaten passieren, sondern dadurch, dass die  Politiker durch ständig neue Gesezte den Eindruck erwecken, dass unsere Institutionen schwach und nicht krisenfest sind. Den Vertrauensverlust, der durch so eine Haltung entsteht, lässt sich auch durch schärfste Überwachungs- und Sicherheitsgesetze nicht wieder herstellen.

Und was das Recht einer Gesellschaft betrifft, Rückständigkeit zu sanktionieren, wie es Frau Radisch postuliert, so kann ich nur sagen: ein solches Recht kennt das Grundgesetz nicht. Und wenn, dann fallen mir viel mehr „Rückständige“ ein, die viel bedrohlicher sind, als voll-verschleierte Frauen. – Dr. Dirk Kerber


Zum Politik-Teil:

Auf vielen Seiten zeichnet die ZEIT die Ereignisse des „Flüchtlingssommers“ 2015 nach. Warum, frage ich mich? Hat denn damals denn ein Epochenwandel stattgefunden, der das Bedürfnis erklären würde, zu verstehen, wie es dazu kam?

Nein! Deutschland hat im Jahr 2015 erheblich mehr Flüchtlinge aufgenommen als zuvor und danach. Aber das war’s auch schon! Weder hat sich an den Fluchtursachen etwas geändert, noch am dysfunktionalen Dublin-System, das dafür sorgt, dass Flüchtlinge in den Randstaaten der EU hängenbleiben. Hinzugekommen ist hier nur die Türkei als zusätzlicher Puffer-Staat, der sehr effektiv den europäischen Türsteher gibt.

Es mag sein, dass es keine bessere Lösung gab – es ist aber auch kein Grund, eine historische Ausnahmesituation zu einer epochalen Zäsur hochzujazzen, wie es die ZEIT durch ihren mono-thematischen Politikteil offenbar suggerieren möchte. – Dr. Dirk Kerber


Zu Ihrer Dokumentation „Drei Tage im September 2015“:

Obwohl noch nicht einmal die Hälfte der Asylbewerber seit September 2015 aus Syrien stammt, hat sich die Politik zum Zwecke der Beschwichtigung auf ein Flüchtlingsnarrativ verständigt, das nahezu ausschließlich von syrischen Schutzsuchenden handelt. Es gibt sie ja, die syrischen Familien, die vor dem Terror in ihrem Heimatland geflohen sind, genauso wie vornehmlich Männer aus dem Maghreb, Afghanistan oder Albanien, die – wer will es Ihnen verdenken – ihr Glück in Deutschland suchen. Und ja, es gibt offensichtlich auch einige wenige frustrierte männliche Wirrköpfe, die aus dem arabisch-muslimischen Kulturraum zu uns gekommen sind und zu einer Gefahr für unser Gemeinwesen werden können. Ein Ausblenden dieser Tatsachen spielt nur dem xenophoben Rechtspopulismus in die Hände. –
Dr. Bernhard Neff


Leserbrief zur Grafik der Nationalhymne:

Ich hatte mich sehr gefreut über die Kopie der Handschrift von v. Fallersleben. Ich bin aber nicht einverstanden mit der Kommentierung im Begleittext.  Er enthält Fehler, die für einen gebildeten Deutschen direkt peinlich sind:

Linke Spalte

Absatz 3

Die Maas floss weder im Jahr 1841 noch 2016 irgendwo durch Deutschland oder deutschsprachiges Gebiet, weder größten- noch kleinstenteils.

Mittlere Spalte

Absatz 2

Mit welcher Logik wird  wird die Memel als litauischer Fluss bezeichnet? 1841 floss sie im Unterlauf seit über 500 Jahren durch Deutschland bzw. die analogen Staatsgebilde, mit zunehmender deutscher Bevölkerung sowie litauischen Bürgern und Bewohnern anderer Nationalität. Weiter flussaufwärts  war die Memel Grenzfluss zwischen Polen und Russland und schließlich entsprang sie in Russland. 2016 liegt nur der Unterlauf in Litauen, Mittellauf und Quelle liegen in Weißrussland.

Darüber hinaus frönt der Autor einer modischen journalistischen Seuche: Er vergegenwärtigt ohne Not die Vergangenheit und nimmt damit dem Deutschen einen Teil seiner Kraft und Klarheit und Eindeutigkeit. Ein Beispiel von mir: „als er dann endlich anfangen kann zu schreiben …“. Damit meinen viele Autoren keineswegs, dass jetzt / heute ein Autor endlich zu Potte kommt, sondern dass er gestern oder vor 100 Jahren begonnen hat zu schreiben. Solch eine Satzbildung provoziert also durch die plumpe Vereinfachung eine sachlich falsche Erkenntnis. Es kommt dann viel mehr auf die Interpretation des Adressaten an als auf die Aussage des Senders. Wenn in dieser Art jede Aussage durch die Sprachform in die Gegenwart gezogen wird, erscheint die Vergangenheit  flüchtiger, veränderbarer, unwichtiger. Es gibt noch weiterreichende Folgen: in jedem einzelnen Autor und in jedem Leser wird der Aufbau eines geistigen Rasters über die Abläufe in der Vergangenheit erschwert. Darüber hinaus verarmt die Sprache, ein Teil der Vielfalt,  des Klanges und der Differenziertheit gehen verloren.

Unerfreulich liest sich daher der Satz in

linke Spalte

Absatz 2:

Die Maas fließt auch damals größtenteils durch Frankreich und Belgien …

Völlig verwirrend und historisch fragwürdig ist der Satz:

Der Belt … liegt im damaligen Herzogtum Schleswig, dort gibt es deutschsprachige Einwohner.

Es ist eine dumme Vereinfachung der Sprache, vielleicht, weil es alle machen, vielleicht, weil es ein Amerikanismus ist, vielleicht, weil man damit das Interesse des Lesers besser erregen kann, vielleicht, weil man sich von der Verkaufbarkeit seiner Nachrichten korrumpieren lässt. Man benutzt einen billigen fast unterschwelligen Effekt, bezahlt aber teuer mit einer Verschlechterung unseres Deutsch.

Die ZEIT hat unzweifelhaft eine gesellschaftliche Wirkung und ist sich gewiss auch ihrer Verantwortung als Printmedium für die Entwicklung der deutschen Sprache bewusst. Ich würde mir wünschen, dass die ZEIT und ihre Journalistenschule den Gebrauch dieser Unsitte diskutiert.

Ansonsten: Dank allen Mitarbeitern, ich lese die Zeit jede Woche wieder gern und mit Gewinn.  – Margrit Kischkat


Zum Artikel von Marc Widmann „Fahnenflucht auf hoher See“:

Gerade komme ich von einer Kreuzfahrt von Island/Grönland zurück. Mit großem Interesse habe ich den Bericht über die Gehälter der Angestellten auf den Schiffen gelesen.

Es ist auch während unserer Kreuzfahrt unter den Passagieren ein Thema gewesen. Die Touristen nehmen wahr, wie die Gehaltsstruktur auf den Schiffen ist und es ist ihnen nicht gleichgültig.

Leider habe ich mich vor Beginn meiner Reise nur für die Route interessiert, nicht für das Schiff. Das ist ein großer Fehler gewesen.

Die MS Ocean Majesty ist von Hansa-Touristik, Stuttgart,  gechartert. Es ist ein griechisches Schiff Baujahr 1965/1966. Läuft unter portugiesischer Flagge.

Dieses Schiff hat so viele technische Mängel, dass ein Passagier anmerkte. „Dieses Schiff kann man nur noch versenken“.

Dazu drei Bespiele: Es gibt keine moderne Klima-Anlage, nur eine Art Absauganlage, die nicht ausreichend ist und dafür gesorgt hat, dass über die Hälfte von 450 Passagieren eine starke Bronchitis bekamen. Die Kabinen sind nicht beheizbar. In Grönland froren die Gäste der Außenkabinen. Man stellte ihnen Heizlüfter zur Verfügung. Das ist auf Schiffen wegen Brandgefahr verboten. Die Decken sind nur ca. 2 m hoch, auch im Theater die sog. Bühne. War da ein Ballett zugange, hielten wir immer die Luft an, ob nicht einer der Scheinwerfer berührt wurde und auf die Akteure herabstürzt.

Wenn  mir die Behörde bekannt wäre, die dieses Schiff aus dem Verkehr ziehen kann, ich würde sofort aktiv werden. Die Reise nach Grönland ist für 2017 wieder im Prospekt von Hansa Touristik. – Brita Link


Zum Titelthema:

Es war interessant zu lesen, was Sie bei Ihren Recherchen an Details herausgefunden haben. Um aber die Geschehnisse dieser Tage zu verstehen und die Handelnden besser beurteilen zu können ist diese Betrachtungsweise völlig unzureichend.

Die am 4. September 2015 entstandene Situation war nicht plötzlich da, sondern sie entwickelte sich und die Verantwortlichen in der Regierung der BRD wurden bereits ein Jahr früher im Herbst 2014 und im Frühjahr 2015 über das was auf sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zukommt vorinformiert. Es interessierte nur niemanden besonders.

Die UNHCR informierte die Regierung der BRD im Herbst 2014 darüber, dass die Geldmittel für die Flüchtlingscamps in der Türkei, Jordanien usw. stark zurückgehen und in der Folge damit gerechnet werden muss, dass Flüchtlinge die Lager verlassen. Dies interessierte zu diesem Zeitpunkt in der Regierung der BRD wohl kaum jemanden, denn sonst hätte man bereits zum damaligen Zeitpunkt andere Schritte eingeleitet.

Mit den Möglichkeiten die Ihnen zur Verfügung stehen müsste es ein Leichtes sein, den Sachverhalt zur damaligen Zeit zu erhellen und die Untätigkeit der Kanzlerin aufzuzeigen.

Diese Untätigeit setzt sich auch im Frühjahr und Sommer 2015 fort und somit kann nicht gesagt werden, dass die Kanzlerin plötzlich vor einem nicht mehr zu lösenden Problem stand. Es muss gesagt werden, dass die Untätigkeit der Kanzlerin genau zu diesem Sachverhalt geführt hat und damit trägt sie die Hauptverantwortung für die Sache.

Vielleicht können Sie in einem der nächsten Artikel diesen Sachverhalt aufgreifen und trauen sich auch ihn zu veröffentlichen. – Rudolf Höfling


Zur Titelschlagzeile:

Seit vielen Jahren bin ich Zeit-Leserin.  Aber heute muss ich mich bei Ihnen über die Titelseite „Die Nach in der Deutschland die Kontrolle verlor“ der Ausgabe vom 18. August 2016 beschweren.

 Diese polemisierende, angst- und hassschürende Titelzeile ist der „Zeit“ unwürdig und ich bin mit nicht sicher, ob ich die dazugehörigen Artikel überhaupt lesen will. Auch die Unterzeile macht es nicht besser.

 Wir – bzw. Angela Merkel – hat am 4. September 2015 nicht die Kontrolle verloren, sondern Menschlichkeit bewiesen. Wie das Ganze aus geht ist noch offen und liegt an uns allen.

 Aber ich möchte so angstschürende und wenig objektive Schlagzeilen nicht in der „Zeit“ lesen. Diese erwartet man so eher in der Bild oder in Medien, die weit rechts stehen.

 Bitte überdenken Sie in Zukunft derartige wenig sachliche Titelseiten, denn Besonnenheit steht in unserer Zeit nicht nur der Kanzlerin gut an, sondern auch unseren Medien, vor allem den intelligenteren Medien, zu denen sich die „Zeit“ sicherlich zählen möchte. – Nicole Dietrich


Zum Artikel „Gefäße unter Stress“ im Medizin-Teil:

Sehr geehrte Damen und Herren, unter „Medizin“ entdeckte ich einen Satz, den ich nicht verstehe:

„Alkohol sollten Menschen mit Hypertonie nur moderat trinken, Zigaretten am besten garnicht“. Können Sie das verstehen? –  Ulrich Bratfisch


Leserbrief zur Lidl-Werbung:

Game over – Mit einer ganzseitigen Anzeige in der „Zeit“ wirbt Lidl am 18.8 2016 unter der Überschrift „Gen Over“ für Frischmilch ohne Gentechnik zu einem Schnäppchenpreis von 42 Cent. Der Handel suggeriert damit dem Konsumenten als ginge beides: Hochwertige Lebensmittel, die mehr als die gesetzlichen Standards erfüllen zu Schnäppchenpreisen im Angebot. Mit Nachhaltigkeit hat dieser Weg nichts mehr zu tun. Denn für viele Milchviehhalter und bäuerliche Familienbetriebe heißt es damit: Game over. Das Spiel ist aus. Ob sich Lidl mit seinem Werbeslogan „ Auf dem Weg nach Morgen“ dieser endgültigen Auswirkungen bewusst ist? Wann werden sich die mit Tierschutz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit werbenden Handelsketten um den Schutz der bäuerlichen Familienbetriebe kümmern, die an 365 Tagen im Jahr 2 mal täglich ihre Kühe melken? Hat Lidl ein Konzept für die nachhaltige Nutzung aufgegebener Kuhställe und neue Arbeitsplätze für die Bauern im Land? Die Landfrauen und Bauern in Schleswig-Holstein erwarten dringend überzeugende Antworten von den großen Handelsketten. – Anette Röttger


Zur Diskussion über ein Burkaverbot:

Es geht in Sachen Burka nicht um Frauenrechte. Es geht um unsere deutsche Kultur. Die Kultur ist kein Fixpunkt. Nein,sie entwickelt sich durch unsere volksansichten. Zu meiner Kindheit vor 75 Jahren haben auf dem Land fast alle Frauen ein Kopftuch getragen. diese Zeiten sind aber in Deutschland vorbei.Daher ist es geboten, dass sich die Einwanderer nach unserer Kultur und Sitten richten. Also weg mit jeder Art von Verschleierung, die von den Männern-nicht von den Frauen- verlangt werden.

Hierzu nur ein Beispiel aus meiner Dienstzeit: Es hat sich eine Frau mit Kopftuch bei mir beworben. Ich fragte sie, ob sie heute ihre Haare nicht gewaschen hätte. “Nein, ich bin Muslima. Ich muss ein Kopftuch tragen. Das steht im Koran.” “Da haben sie den Koran noch nicht gelesen”, antwortete ich. “Aber mein Vater, mein Bruder und mein Cousin haben gesagt, dass das im Koran stehe”. “Und ihr dummen Weiber glaubt das, was euch eure Männer sagen, ohne euch zu vergewissern”, antwortete ich.

Einige Tage später traf ich diese Frau wieder. Sie trug kein Kopftuch mehr. – Dietmar Deckelmann


Zu der Frage „Darf man die Burka verbieten?“:

Diese Frage ist doch nicht neu. Europa hat fast 2.800 Jahre unter der orientalischen Angst vor dem „unehelichen Kind“ gelitten. Das ist im Kern der wahre Grund für diesen Verhüllungswahnsinn, denn er ist ein wichtiger Bestandteil der alten Familienreligion, er soll die Frau vor der sakralen Verschmutzung durch einen Männerblick schützen, darum die totale Verhüllung der Frau incl. Handschuhe,  woraus die Weigerung orientalischer Männer stammt einer Frau die Hand zu geben.

Erst mit der Heirat und ihren drei Akten: traditio, deductio in domum, confarreatio wurde dies für einen Mann möglich. Dieser Mann war ihr Ehemann. Nun war Sie,  die sexuell unberührte,  mit ihrem Gatten und der gesamten Familie in der religiösen Gemeinschaft mit den häuslichen Göttern,  den Genien ( arabisch die Dschinn,  al-ginn ). Diese Hausfrau, eine orientalische Erfindung aus dem sehr fernen Altertum, war im Hause frei, in der Außenwelt aber durfte sie nicht gesehen werden was die Vollverschleierung auch verhinderte.

Sie war eine häusliche Priesterin der Totenreligion ( gemeinsame Mahlzeiten mit den Toten an deren Gräbern,  lautes Geschrei und Wehklagen der Frauen usw. ) . Viele Relikte dieser in Europa vorab fremden Religion wurden erst spät beseitigt,  wie zum Beispiel die rechtliche Ungleichstellung zwischen ehelichen und unehelichen Kindern zum 1. Juli 1970. Ohne das Christentum mit seiner Übernahme der alt-orientalischen Sitten und Vorstellungen, inkl. Verhüllung und Musikverbot hätten wir nicht bis 1970 warten müssen. Dann wären diese alt-orientalischen Vorstellungen längst vergessen. So aber erinnern die Vollverschleierung, das Kopftuch,  die Haube (unter die Haube kommen) und der Hut auch heute noch an diese alte Religion der Ahnenanrufung.

Wer gerne wieder den Artikel 40 der assyrischen Gesetzgebung ( Irak ca. 1.350 vor Chr.) in Deutschland einführen möchte sollte auch in seinem Beitrag so aufrichtig sein und es erwähnen,  statt sich hinter einem Recht zu verstecken das für alle gilt, die hier leben. – Anonym


Leserbrief zu „Darf man die Burka verbieten? “:

Sie machen wütend, diese naiven, timiden Verharmlosungen  weiblicher Verhüllungen der Islamisten. Erfrischend dagegen der zornige Blick von Iris Radisch auf die radikal-islamische  Realität, auf den Anspruch, die Hälfte der Menschheit unter dem Vorwand von Religion unterdrücken zu dürfen. Lassen wir uns nicht dadurch  irritieren, dass einige erfolgreich indoktrinierte Verschleierte die eigene Unterwerfung unter diese Macho-Kultur als freiwilliges Praktizieren einer Religion missverstehen.  Die allermeisten Betroffenen haben keine Chance, sich diesem Zwang zu entziehen.  Es spielt keine Rolle, dass Burkas u. CO. bislang (!) erst selten in unseren Straßen zu beobachten sind, wir sollten das Selbstbewusstsein haben, zu unseren Werten zu stehen.

Jedenfalls wäre es  fatal, wenn die AfD die einzige Partei wäre, die  sich weigert, diesen menschenverachtenden ‚ mittelalterlichen Fanatismus in unserer Gesellschaft zu tolerieren. – Dr. Wolfgang Salzert


Zum Titelthema:

Gestern habe ich mich wieder einmal auf die neue ZEIT-Ausgabe vom 18.8.2016 gefreut. Interessante Artikel, Hintergrundinformationen und Inspirationen, vielen Dank.

ENTTÄUSCHT war ich jedoch, dass mit keinem Wort der 80. Geburtstag von Robert Redford erwähnt war, der genau auf dieses Datum fiel. Ein Schauspieler, der abgesehen von einigen späten Blockbustern auch tolle sozialkritische Filme gemacht hat wie „Die Unbestechlichen“, „Der elektrische Reiter“, „Milagro“ und viele unvergessene Filmfiguren verkörpert wie Sundance Kid und Der große Gatsby. Nicht zu vergessen, dass er auch Begründer des Sundance Filmfestivals ist, das nach wie vor als die Plattform für den internationalen unabhängigen Film gilt. Eine Würdigung seiner Person wäre meiner Meinung nach durchaus berechtigt gewesen. – Jacqueline Schaffrath


Zum Titelthema:

Ich habe gerade Ihre – sehr verdienstvolle, sehr interessante – Rekonstruktion des „Kontrollverlusts“ im September letzten Jahres im Zuge der „Flüchtlingskrise“ gelesen. Es ist als hätte man den ersten Akt eines Politdramas gesehen: Jetzt will jeder wissen, wie es weitergeht. Warum haben die Balkanstaaten es irgendwann auf sich genommen, die Route zu schließen und hatte die Bundesregierung daran einen Anteil? Warum hat die Bundesregierung sie dafür kritisiert – wenn doch ursprünglich nur an die Aufnahme von vielleicht 7000 gedacht war? Oder hat die Bundesregierung mit „verstärkten Zurückweisungen“ an der Grenze – die in den Medien allenfalls am Rande Erwähnung fanden – selber die entscheidenden Gründe für einen „Dominoeffekt“ bei der Schließung der Grenzen auf dem Balkan geliefert? Welche Flüchtlinge sind dabei überhaupt zurückgewiesen worden, wie wurde das gerechtfertigt und warum wurde diese Maßnahme erst im Dezember ergriffen? Und wie passt diese Linie zur offiziellen Kritik der Bundesregierung an der Schließung der Balkanroute? Eine Fortsetzung Ihres Politdramas, die all diese Fragen beantwortet, würden sicher viele Leser hochspannend finden. – Axel Conrads


Leserbrief zum Titelthema:

Quo vadis, Zeit??
Die Überschrift der Titelgeschichte und vor allem die Unterzeile (im 2. Teil ohne jedes Fragezeichen!) sind allein von der Machart her überaus niveauarm und reißerisch.

Also:
Wohin wollen Sie mit der Zeit – ab ins rechte Spektrum – ? Unter Frau Dönhoff, Herrn Sommer und Herrn Schmidt wäre eine solche Titelzeile nicht möglich gewesen.

Und noch eins:
Am Erscheinungstag dieser Zeitausgabe (18.8.) wird Robert Redford 80 Jahre alt, einer der größten Schauspieler, Regisseure und Festivalbegründer aller Zeiten. Und – im Gegensatz zu allen anderen Publikationsorganen – findet sich in der Zeit keine Silbe dazu (dafür ein langes Interview mit den – wohl bedeutenderen –  Kessler-Zwillingen zum selben Anlass!). Oder kam sein Geburtstag so überraschend („plötzlich und unerwartet…“)?? – Hans-Jürgen Mahnkopf


Zur Frage „Darf man die Burka verbieten?“:

Gegen wen würde sich ein Burka-Verbot eigentlich richten? Doch nicht etwa gegen ihre Trägerin?  Da müsste man dann doch wohl auf den altlateinischen Spruch zurückgreifen :Qui asinum non potest, stratum caedit (»Wer den Esel nicht [schlagen] kann, schlägt den Packsattel«).

Nur wer ist hier der Esel?

Elisabeth Raether nennt ihn wenigstens andeutungsweise beim Namen, wenn sie bezweifelt, dass der Ehemann, der „seiner Frau zuvor das Tuch über den Kopf gezwungen hat“, sich über die Befreiung seiner Frau davon „freuen“ würde.  Schließlich ist es eben dieser, der die textile Verhüllung seiner  Frau (und/oder Tochter)  beim Verlassen der häuslichen Wohnung mit den vermeintlichen Bekleidungsvorschriften des  Korans aus dem 7.Jahrhundert ( Suren 24 Nr.31 und 33 Nr.59) rechtfertigt.

Wenn dieser Gatte – oder allgemeiner der fundamentalistisch geprägte muslimische Mann – sich mit seiner Verfügungsmacht über die Frau auch noch im 21. Jahrhundert und dazu in einem völlig anderen Zivilisations- und Kulturkreis auf seine Rolle als Wächter über die anti-emanzipatorischen  Vorgaben seines ‚alten Testaments‘ beruft , so werden wir es auch mit jemandem zu tun haben, der sich auch auf die Koran-Sure 4 Nr.38 für seinen sonstigen Umgang mit (s)einer Frau beruft: „Die Männer sind den Weibern überlegen…Die rechtschaffenen Frauen sind gehorsam… Diejenigen aber, für deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet – warnet sie, verbannet sie in die Schlafgemächer und schlagt sie…“

So gesehen ist die Zielgruppe für die Adressierung von Bemühungen, muslimische Mitbürger in unsere westliche Gesellschaft zu integrieren einschließlich eines Burka-Verbots wohl weniger die traditionsbelastete muslimische Frau als der sie nach wie vor dominierende sprich unterdrückende (Ehe-)Mann. – Heiner Kuse


Leserbrief zum Artikel „Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Es geht um den Artikel „Rosa?“ von Emilia Smechowski. Kurz zu meiner Person: Ich bin Witwe, 66 Jahre alt, seit 01.03.2015 in Rente, keine Kinder. Mit diesem Artikel gehe ich vollinhaltlich einig. Mein Mann war 23 Jahre älter als ich – wir haben uns bewußt gegen Kinder entschieden. Die Erde ist heute schon überbevölkert. Aber das ist nicht das Thema.

Schon seit Jahren stelle ich fest, dass gerade junge Mädchen rückwärts gewandt orientiert sind. Das ist erschreckend und ich begreife es nicht – wir sind doch im Jahre 2016. Augenscheinlich waren die langen Kämpfe um Gleichberechtigung, die immer noch nicht völlig erreicht ist, wirkungslos. Meines Erachtens liegt das auch an der schulischen Bildung bzw. Nichtbildung.

Ich finde es mutig, was Sie getan haben. Ich kenne nur eine weitere Frau, die dies auch getan hat und ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Angesichts der heutigen Probleme kann ich sagen, dass ich froh bin, so alt zu sein. Ich habe keine große Hoffnung für die Zukunft.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem kleinen Tiger viel Durchhaltevermögen und Kraft. Das werden Sie brauchen, wenn der kleine Tiger älter wird. – Undine Mix-Falter


Zum Artikel „Nie wieder Billigsprit“ von Mark Schieritz:

Zunächst: eine platte grüne Forderung nach 5 Mark pro Liter Benzin hat es nicht gegeben, da hilft auch die ständige Wiederholung nicht.

Wer die geringe Anzahl von Elektroautos beklagt (die übrigens bei weitem nicht alle mit Ökostrom fahren), sollte sich auch über weitere Konsequenzen Gedanken machen. Der Entwurf des Klimaschutzplanes der Bundesregierung führt aus, „dass bis ca. 2050 der Stromverbrauch (…) um etwa 200-250 TWh über dem heutigen Niveau liegen wird.“ Das ist nach meiner Rechnung eine Erhöhung um ca. 50 Prozent und somit völlig unrealistisch. Man fragt sich, ob das ernst gemeint ist.

Wir brauchen völlig neue Mobilitätskonzepte und weniger Individualverkehr, da helfen E-Autos nur zum Teil. – Heiko Reinhold


Leserbrief zu „Achtung, hier spricht die Polizei“ von Henning Sussebach:

Medien   sollten   viel   häufiger  Hintergrundwissen   zu  Berufen   vermitteln. Man hat   dann   sicher   mehr   Verständnis   für  berufliche   Tätigkeiten, sieht   die damit verbundenen Probleme   und   Belastungen.   Dies   gilt   vor   allem   für   Berufe,   die  sich   nicht   immer   allgemeiner   Beliebtheit   erfreuen,   wie   etwa  die   der   Polizei.   So   mancher   beurteilt   sie  oft   nur   unter   dem   Aspekt   der   Kontrolle   und   damit   verbundener   Sanktionen, sieht  seltener   den   der   Sicherheit  und   öffentlichen   Ordnung. Diese   Einstellung   hat   sich   wohl   bei   vielen   Bürgern verändert. „In   Zeiten   von   Amokläufen   und   Terroranschlägen  entdeckt     die   Gesellschaft  ihre   Liebe   zur   Polizei,“   heißt   es   so   treffend  im   Untertitel. Schön,  dass   man   in   diesem  Artikel   etliche   Polizeibeamte   zu   Wort   kommen   lässt   und   dadurch   der   Laie  eine   bessere   Vorstellung   von   dem   breiten   Spektrum   ihrer  häufig  gefährlichen   Aufgaben  bekommt ! – Gabriele   Gottbrath


Leserbrief zur LIDL – Werbung „GEN OVER“:

Unter der Überschrift „GEN OVER“ bietet das Handelsunternehmen LIDL auf grünem Hintergrund frische fettarme Milch ohne Gentechnik für 42 Cent je Liter an. Hier wird eine heile Bauernwelt im Sonderangebot vermarktet.

Doch welche Bauernwelt stellt sich LIDL unter seinem Motto „Auf dem Weg nach morgen vor“? Für diesen Milchpreis im Laden kann kein Landwirt dauerhaft Milch erzeugen. Die Milchviehhaltung wird sich in immer größer werdenden Kuhherden auf wenige Gunststandorte konzentrieren. Futter, Stallmist und Gülle müssen über weite Entfernungen transportiert werden. Weidende Milchkühe werden die Ausnahme sein. Ist das im Sinne von Politik und Verbrauchern? Nachhaltigkeit sieht anders aus!
Mit der Marktoffensive „Ohne Gentechnik“ stellt sich LIDL als erster Händler mit bundesweitem Angebot an eigenen Milchprodukten vor.

Lediglich das zur Proteinergänzung in der Milchviehfütterung eingesetzte Sojaschrot ist gentechnisch verändert und stammt aus den USA, Brasilien oder Argentinien.

Die vor Ort wachsenden Futtermittel für Milchkühe wie Gras, Mais, Getreide und Raps sind dagegen frei von gentechnisch veränderten Organismen und machen 95% der täglichen Ration aus.
Sollte Sojaschrot ausschließlich durch heimisches Rapsschrot ersetzt werden, würden die jährlichen Erntemengen nicht ausreichen.

Die Werbeaussage „Ohne Gentechnik“ ist populistisch.  Ängste und Verunsicherungen sollen den Konsumenten genommen werden.

Doch was sagt LIDL zu Erzeugnissen aus der Schweine- oder Geflügelhaltung. Beide Tiergattungen haben im Gegensatz zu den Wiederkäuern nur einen Magen und sind auf hochwertiges Protein in Form von Sojaschrot angewiesen. –  Wolfgang Behrendt


Zum Artikel „Nie wieder Billigsprit“ von Mark Schieritz:

Der SPD – Vorsitzende Herr Gabriel, sollte den Spruch von Voltaire bedenken. Alles was du sagst sollte wahr sein, aber nicht alles was wahr ist solltest du auch sagen.  – Gerhard Knaak


Zum Artikel „Rosa ist scheiße“ von Emilia Smechowski:

Ihr Artikel „… Rosa ? … Es ist eine Rollenerwartung.“ ist m.E. überflüssig. – Kleidungsfarben können keine Rollenerwartung sein. Eine Frau und Mutter kann keine „Rolle erfüllen“, sondern sie kann ihre Zeit dem Wesentlichen im Leben widmen. Wenn Sie aber einem Mädchen ein Lkw-Body anziehen, dann manipulieren Sie in Richtung Gender-Mainstreaming. Gleichmachung von Mann und Frau. Möglichst alle erwachsenen Menschen sollen erwerbsarbeiten und konsumieren. Ist das Freiheit ?? Es geht doch wieder nur um mehr Geld und mehr Macht. – Sind die Folgen für Kinderseelen, Familie und Umwelt verantwortbar ? Ist die jederzeit verfügbare liebevolle Zeit der Mütter (notfalls Väter) für Kinder und Familie ersetzbar ? – Außerdem : Die globalen ungeheuerlichen Folgen des Überfluss/Luxus-Konsums und der Überfluss/Luxus-Mobilität für Umwelt-Tier-Mensch sind allgemein bekannt und keinesfalls verantwortbar. Warum lernen wir nicht von Sokrates : „Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf“ ! – Annick und Volker Freiesleben


Zum Titelthema:

… nicht Kontrolle, Vernunft und Verantwortung für eigenes Land verloren

Die im September letzten Jahren seinen Höhepunkt erreichte Flüchtlingehysterie und einen absurden Ausbruch sogenannten Willkommenskultur – im Lande wo eine Kommunikation mit Fremden in sich fast zum schlechten Ton propagiert ist  – ist ein klare Zeichnung der Absage der Staatlichkeit und Degradation von etablierten Parteien in Deutschland. Es besteht keine gesetzliche Grundlage, kein wirtschaftlicher Bedarf und wenig „humanitäre Verantwortung“ für den Zuzug – und das für einen unklaren Zeitraum – von Millionen von dazu angeblich willenden Wessen aus fernen kulturell völlig fremden Ländern. Der misslungenen Versuch türkische Mitbewohne zu domestizieren wird dabei kaum berücksichtigt.

Wenn das Ziel solcher Abenteuer den einmaligen zivilisatorischen Kraft und vorbildliche Attraktivität Deutschland als Kern mitteleuropäischen Zivilisation ins quasi Vorort Kabul umzuwandeln, ist das bereits erreicht und zwar am e.g. am Münchener Bahnhof oder im Zentrum von Karlsruhe. Wenn das Ziel gewesen Fremden „zu helfen“, ein Gegeneffekt ist kaum zu bremsen: den Reizeffekt des  „Drangs nach Deutschland mit allen Mittel“ ist kaum zu stoppen, den Herkunftslande fehlen Leute, die in Deutschland und Europa sich nie integrieren können und werden.

In eine Nacht und ganz still soll die Regierung, die geringste Verantwortung für eigenes Land hat, man diese Misere einzustellen und danach eine zwangsläufige Aufklärung dieser jüngsten Zeit, wie die letzte deutsche Umnachtung von 1933-1945 sehr sorgfältig analysieren. Die Diagnose bleibt leider ähnlich: Sehnsucht nach und Leichtigkeit der Indoktrinierung, diesmal von lokalen Alternativ-Grünen Postulaten. Wenn es nicht idealistisch wäre, würde man diesem Lande eine schnelle Genese wünschen. – Dr. Wassily Petrov


Beitrag zur Olympiade in Rio:

Die Olympiade war ein fairer Wettbewerb, bei der alle Athletinnen und Athleten die gleichen Chancen hatten, im Hinblick die Geräte, Boote, Sportbekleidung und Schuhe, Waffen oder Pferde, und gleiche Sportförderung. Alle bekamen von Organisationen wie Polizei, Militär usw. ihren Lebensunterhalt, sodass sie sich voll aufs Training konzentrieren konnten, und gleiche Bedingungen im Hinblick auf die Trainingsstätten, qualifizierte Trainer und die gesundheitliche Betreuung im Sport, Ärzte, Physiologen, Krankengymnasten, Medikamente usw. Oder war es doch nicht so? Ja, was sind dann diese Medaillen eigentlich wert? – Frank Becher


Leserbrief zur Olympiade in Rio:

Olympia mit vielen Fragezeichen – Ich war „olympiakrank“, bin jedoch inzwischen wieder geheilt. Als suchtverdächtiger Sportfan war ich intensiver Fernbeobachter der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. Ich habe dabei viele freudige Momente durchlebt. So beispielsweise als Fabian Hambüchen „sein Reck-Gold“ holte, das attraktive Spiel im Sand von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst, unsere Vielseitigkeits- und Dressurreiter, Ruderer und Kanuten, und natürlich unsere beiden Fußballteams. Auch der Überraschungssieg von Christoph Harting – im so turbulenten 6. und letzten Durchgang erworfen – versetzte mich in Begeisterung. Und als der Disko-Hüne auf dem Siegerpodest ein Tänzchen versuchte – was soll’s, lustig war es allemal.

Natürlich gab es auch sehr Fragwürdiges zu sehen. Zum Beispiel die so übertriebene Jagd bestimmter Länder nach Medaillen, mit einem täglich aktualisierten, für mich fragwürdigen Länder-Medaillenspiegel. Nicht die gewonnenen Medaillen sollten den Wert einer Olympiade bestimmen, sondern das faire Verhalten der Athleten im Wettkampf miteinander. Und natürlich das ungelöste Doping-Problem. Nicht nur in Russland wurde und wird gedopt, leider auch in anderen Ländern. Ich meine, im Vorfeld einer Olympiade müssten alle Athleten, vor allem der dopingverdächtigen Sportarten, eine festgelegte Zahl von negativen Dopingproben nachweisen können. Und wer einmal gedopt hat, sollte für immer ausgeschlossen bleiben. Lässt sich das nicht realisieren, sollten – wie es der deutsche 800-Meter Olympiasieger Nils Schumann bereits empfohlen hat – alle leistungssteigernden Mittel, egal welcher Art, legalisiert werden.

Die Rio-Olympiade wird bereits jetzt in den medialen Auswertungen als unvollkommen oder gar als sehr mangelhaft bewertet. Gegenüber einem Gastgeber, der in wirtschaftlichen Zwängen, in Armut und in sozialen Spannungen lebt, sollte rücksichtsvoller umgegangen werden. Für mich waren diese olympischen Spiele, trotz aller Mängel, ein Erlebnis! – Dieter Lehmann


Zum Titelthema:

Ich lese die ZEIT gerne, weil sie sich normalerweise um eine Zusammenstellung vieler Sichtweisen bemüht und damit ein großes Maß an Objektivität bietet. Mi Ihrem o.g. Leitartikel habe ich aber immer wieder gehadert. Der Titel und damit der vorgegebene rote Faden verzerrt das Gesamtbild. Besser träfe z.B.: Die humanitäre Größe des neuen Deutschland

Die Öffnung Deutschlands für Flüchtlinge aus den Krisengebieten des Nahen Ostens war kein Kontrollverlust sondern eine mutige Entscheidung zur Hilfe, um eine humanitäre Katastrophe an den Grenzen Europas abzuwenden.

Eine mutige Entscheidung, weil sie ganz klar im eigenen Land unpopulär sein würde. Herrn Seehofers Kommentare illustrieren gut die Sichtweise der Bevölkerungsteile, die abschotten wollen, statt zu helfen. Eine mutige Entscheidung, weil nicht klar war, wieviele Menschen in wie kurzer Zeit kommen würden. Eine mutige Entscheidung, weil die Hilfe anderer EU-Staaten zweifelhaft war.

Die Entscheidung war eilig, weil Ungarn mit dem Versuch der Abschottung und letztendlich Abschiebung der Flüchtlinge völlige Verantwortungslosigkeit bewies. Und zurückschicken? Wie hätte das ärmste EU Land Griechenland, das um seine finanzielle Existenz kämpft, so viele Flüchtlinge menschenwürdig beherbergen und ernähren können?

Unsere Bundeskanzlerin mag stur sein und ihre Entscheidungen nicht blumig erklären oder verteidigen, dumm ist sie sicher nicht. Sie hätte Nein sagen können wie es Leute wie Herr Seehofer, wohlgemerkt im Nachhinein, fordern, und das Problem vorerst in Österreich stranden lassen können. Damit hätte sie Zeit gewinnen können, sich aber genauso unverantwortlich wie die Ungarn gezeigt.

Also gab es für sie nur eine Entscheidung: die Flüchtlinge aufzunehmen. Wie Ihr Artikel beschreibt, geben ihr ja auch alle an den Flüchtlingstransporten Beteiligten – und dadurch Gebeutelte – Recht!

Angela Merkel sagte „Wir schaffen das“, und wir haben das geschafft! Inzwischen sind die Flüchtlingsströme wieder deutlich gesunken.

An Recherchen zu diesem Thema würde ich gerne noch einige Vertiefungen lesen:

1) Flüchtlingsströme aus den Krisengebieten liefen schon längst vor den genannten Tagen im September 2015 nach Europa. Dass Zivilpersonen in hoher Anzahl fliehen müssen, wird bei Betrachtung der zerbombten und zerschossenen Städte Syriens eigentlich jedem klar. Auch im Irak, Afghanistan und Afrikanischen Staaten herrscht heute noch Bürgerkrieg. Durch deutsche Vertretungen in den Regionen müssten unserer Regierung eigentlich längst Zahlen vorgelegen haben, mit wievielten Flüchtlingen gen Europa in den nächsten Jahren zu rechnen ist. Leider ist davon bis heute nichts Wesentliches an die Öffentlichkeit gelangt. Wieviele Flüchtlinge müssen wir noch erwarten? Demagogen müssten dazu etwas zu sagen haben. Mit konkreten Zahlen lassen sich konkrete Pläne schmieden.

2) Ähnlich wie in der ZEIT 28/16 das Dossier über Überlebende der Bombenattentate von Brüssel würde ich mir Berichte über das Schicksal der Flüchtlinge vom Septemberanfang 2015 heute, ein Jahr später, wünschen.

3) Wo sind die Ansätze zur Friedensstiftung, die nicht auf Vernichtung, sondern auf Vermittlung setzen? Gibt es keine? Warum fragt die Presse nicht lauter danach?

4) Hilfe zur Selbsthilfe: Ich wünsche mir eine Entwicklung von Konzepten zum Wiederaufbau der zerstörten Kriegsgebiete. Rasche Integration von Flüchtlingen ist eines. Aber längst nicht alle wollen für immer bleiben, was für beide Seiten zu wünschen ist. Dann braucht es Wiederaufbauprogramme und Menschen, die sie umsetzen, die sie am besten selbst mit entworfen haben, weil sie ihre Kultur und geographische Besonderheiten ihrer Heimat kennen, die in den nötigen Kenntnissen und Fertigkeiten ausgebildet sind. Das wären Menschen, die ihren neuen Staat selbst aufbauen und selbst tragen. Wenn sie die Grundlagen hier erwerben können, denke ich mir das auch ganz eigennützig als bestes Mittel gegen Terrorismus: Syrer, Afghanen, Afrikaner, die ihr Land mit unserer Hilfe erfolgreich wieder aufbauen, werden unsere Freunde sein, nicht unsere Feinde. Und deren Kinder, Enkel und Urenkel, ein Prinzip mit Nachhaltigkeit.

Vielleicht klingt das alles etwas blauäugig, aber ich glaube an das Prinzip Hoffnung. Nur wenn unsere Aktionen und Entscheidungen etwas positives zur Welt beitragen, sind wir in der Lage, sie auch positiv zu verändern. Ich bin stolz auf die deutsche Entscheidung, im Notfall erst mal im Alleingang für Zehntausende Flüchtlinge da zu sein, ich bin stolz, dass das alles so gut verlief und glaube nicht, dass die Entscheidungen aus dem September den einzelnen Attentätern erst den Zugang ermöglicht haben. Ich möchte auch weiter stolz sein auf ein Land der Toleranz und tatkräftigen Hilfe, die sich in den vielen Freiwilligen zeigt. Und ich glaube nicht an einen Kontrollverlust der Regierung, genauso wenig wie ich an totale Kontrolle glaube. Wer sollte die auch wollen?- Claudia Mock


Zum Artikel von Jürgen Krätzer: „Atheismus ist immer noch erlaubt!“:

Die christliche Religion macht einen schweren logischen Fehler, wenn sie als Tatsache annimmt, daß Gott existiert. Es gibt nämlich (seit ca. 2000 Jahren) weder einen Beweis für, noch einen Beweis gegen seine Existenz! Daher der religiöse Glaube!

Der Religiöse glaubt fest an die Existenz Gottes, der Atheist glaubt genauso fest nicht daran und der Agnostiker hält sich einfach raus. Und wenn man keine Ahnung hat (s.o.), dann ist das der sicherste Standpunkt! Es ist doch keine Schande, wenn man behauptet, von etwas keine Ahnung zu haben. Es ist m.E. eher eine Schande bzw. unsportlich, meine Unwissenheit mit Gott auszufüllen. Mit wachsendem Wissen immer wieder neu!

Und ein besserer oder schlechterer Mensch ist man in allen drei Spielarten nicht zwingend!!!

Trotzdem hat die Religion eine ausgesprochen wichtige Aufgabe: Gott als Ansprechpartner, als Erwachsener für Erwachsene, als stiller Zuhörer für die Nöte und Ängste derer, die keine Zuhörer (mehr) haben. Eine unschätzbar wichtige Aufgabe! Egal ob fromm, atheistisch oder als Agnostiker. Ich bin davon überzeugt, daß auch ein Atheist, wenn es nur richtig hart genug kommt, “betet”. – Klaus Riediger


Zu Medizin: „Gefässe unter Stress“:

„Alkohol sollten Menschen … nur moderat trinken, Zigaretten am besten gar nicht.“ Gut, daß ich noch nie Zigaretten getrunken habe! Soll wirklich nicht gesund sein! Prost und viele Grüße – Sibylle Fischer


Leserbrief zur Graphik der Nationalhymmne:

Da ich Jahrgang 1933 bin, habe ich eine 12 jährige nationalsozialistische, völkische, strenge Erziehung erfahren. Das prägt. Als angehender Hitlerjunge war man in der Vorstufe, dem Jungvolk organisiert. Durch das Radio wurden die Ansprachen Hitlers übertragen. Die wurde im geordnetem Stehen, von allen Volksgenossen ehrfürchtig angehört. Anschließend wurde das Deutschlandlied gespielt und alle sangen mit dem Hitlergruß inbrünstig mit. Ob alle 3 Strophen gesungen wurden, weiss ich nicht mehr. Als der letzte Ton noch nicht ganz zu Ende war, wurde das „Horst Wessel Lied“ eingespielt und  mitgesungen („Die Fahne hoch, die….usw.). Musik prägt so intensiv, dass solche Erinnerungen sich nicht abstellen lassen. Auch nicht in 70 Jahren. Deshalb habe ich das Deutschlandlied als Hymne des neuen, demokratischen Staates nicht anerkennen können, weil mir immer „…die Fahne..“ im Kopf als Melodie ertönte und hochging. Zu Fahne und Nationalhymne habe ich deshalb ein gespaltenes  Verhältnis behalten. –  Wolfgang Bürger


Zum Artikel von Jürgen Krätzer: „Atheismus ist immer noch erlaubt!“:

Mit Bezug auf den im Betreff genannten Artikel gestatten Sie mir bitte einige Anmerkungen. Der Autor zeichnet ein Zerrbild, das eine erschütternde Unkenntnis gegenwärtiger Theorie und Praxis des konfessionellen Religionsunterrichts enthüllt. Recht hat der Autor in Hinblick auf die Funktionalisierung von Religion. Religion ist kein „Pumpwerk für das Gute“ (Matthias Matussek). Sie ist vielmehr Staunen und Ergriffensein angesichts des Absoluten. Dass dies zum menschlichen Erlebnisspektrum gehört, kann Herrn Krätzer missfallen, er kann es aber nicht aus der Welt schaffen.

Diese spirituellen Kräfte bedürfen der Bildung, auch deshalb, weil, wie der Autor zutreffend feststellt, Toleranz Kenntnis voraussetzt, und zwar Kenntnis auch der eigenen Position. Ziel des Religionsunterrichts ist es aber nicht, alle zu Christen zu machen, schon überhaupt nicht zu eingeschüchterten. Ziel ist es, dass die Heranwachsenden in der Auseinandersetzung mit der christlichen Überlieferung sowie den anderen Weltreligionen und den philosophischen Traditonen einen eigenen weltanschaulichen Standpunkt finden. Das ist viel mehr, als nur Kenntnisse über Religion, Philosophie und Ethik zu besitzen.

Dazu brauchen sie Lehrkräfte, die einen eigenen Standpunkt haben, den sie zur Disposition stellen können und mit dem sie in der pädagogischen Situation angemessen umgehen: als Hilfsmittel, niemals als verbindliches Lernziel. Mir persönlich würde grauen vor einer weltanschaulichen Lehre, in der die Position des Lehrenden nicht transparent wäre.

Bitte verzeihen Sie mir die Offenheit zu sagen, dass ich die von jedem Wirklichkeitsbezug freie Unterstellung, im Religionsunterricht werde „Angst vor Autoritäten“ vermittelt und „die Furcht vor Gottsstrafen und das Hoffen auf Belohnung im Jenseits “ walte „als pädagogisches Prinzip“, als plump manipulativ betrachte, eines Hochschullehrers nicht würdig.

Bei Interesse an einem neueren Stand der Religionsdidaktik empfehle ich die Lektüre des Kerncurriculums Evangelische Religion auf dem Niedersächsischen Bildungsserver www.nibis.de. – Regina Steindorf


Zur Diskussion über ein Burkaverbot:

Selbst der Contra-Beitrag strotzt nur so vor Klischees (von dem niveaulosen, diffamierenden Pro-Beitrag ganz zu schweigen). Da ist etwa die Rede von „radikal-muslimischen Männern“, die Frauen zwangsverschleiern. Ich frage mich: Was soll das? Worin besteht der Neuigkeitswert derartiger Artikel? Wird es dem Leser nicht langweilig, von weder betroffenen noch fachlich versierten Journalisten immer wieder denselben Vorurteilsbrei vorgesetzt zu bekommen? Frau Raether kommt zum Schluss selber drauf: Sinnvoll wäre es, auch einmal „mit den Frauen zu sprechen“.

Man würde dann feststellen, dass unter dem Tuch, ebenso wie unter dem Gesichtsschleier sehr unterschiedliche Köpfe stecken: Konsumorientierte, religiös eher desinteressierte Araberinnen, junge Mädchen, die die Schockwirkung des Gesichtsschleiers entdeckt haben, Konvertitinnen, die auf ihre Weise gegen die Vermarktung des weiblichen Körpers protestieren (und dafür oft gute Gründe haben), tief religiöse Menschen ebenso wie extremistische Salafistinnen oder  IS-Sympathisantinnen. Viele von diesen Frauen experimentieren jedoch herum und tragen den Schleier nur versuchsweise oder vorübergehend.

Die pauschale Behauptung, Musliminnen würden von Männern zwangsverschleiert, ist schlicht falsch. Ich bin selbst Muslima und habe sogar den Gesichtsschleier einmal ausprobiert. Aus persönlichen Gesprächen weiß ich, dass sehr vielen Vätern und Ehemännern das Tuch- bzw. Schleiertragen ihrer Töchter und Frauen eher ein Dorn im Auge ist. Es ist ihnen nämlich peinlich. Würden wir tatsächlich einmal MIT statt ÜBER Musliminnen reden, müssten wir uns zweifellos von mehr als nur diesem Vorurteil verabschieden. – Anja Hilscher, Muslima und Buchautorin („Imageproblem – das Bild vom bösen Islam und meine bunte muslimische Welt“)


Korrekturanmerkung zum Nachruf von Jens Jessen auf den Schriftsteller Hermann Kant

In dem trefflichen Nachruf von Jens Jessen auf Hermann Kant (DIE ZEIT Nr.35) ist eine winzige Kleinigkeit zu korrigieren: Kants Die Aula handelt nicht von der Arbeiter-und Bauern-Fakultät Rostock, sondern von derjenigen in Greifswald. Ich bitte, mir die kleine Penibilität nachsehen zu wollen. – Prof. Dr. Christoph Krummacher


Leserbrief zum Titelthema

Glauben die AutorInnen ernsthaft daran, dass Deutschland (personifiziert durch die Kanzlerin) seine Geschichte kontrollieren könne? „Unser Wunsch, das Leben zu kontrollieren…wirkt wie der kindliche Versuch, den Himmel mit ein paar Holzlatten zu stützen….. sobald menschliche Interaktionen ins Spiel kommen, sind wir immer auch auf Vertrauen angewiesen“. Nathalie Knapp (2015), „der unendliche Augenblick; warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind“; ein lesenswertes Buch für alle, die von der Kontrollierbarkeit des Lebens überzeugt sind. Oder ist es die Absicht dieses populistischen Titels, Leserschaft aus dem Kreise der CSU und AFD zu aquirieren und die Spannung um die historische Dramaturgie der Flüchtlingsthematik weiter anzuheizen? Beide Varianten finde ich beschämend.

Der Artikel bilanziert u.a. mit folgendem Satz: „Merkel musste entscheiden, unter hohem Druck, innerhalb von kaum drei Stunden, nachdem es Victor Orban gelungen war, sie in eine fast alternativlose Lage zu bringen“. „Wir schaffen das“ ist ohne Alternative, so hätte der Titel auch lauten können und wäre stark gewesen. – Susanne Quistorp