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02. Februar 2017 – Ausgabe 6

 

Leserbrief zu „Kampf dem System“ von Kerstin Kohlenberg, Gero von Randow und Heinrich Wefing

Ein prophetischer Artikel! Ein altes Schauspiel mit neuen Darstellern! Das Nachdenken über diese Lektüre kostete mich 5 Stunden Nachtschlaf. Die Mahner wurden schon immer verfolgt. – Detlef Hagge


Leserbrief zu „2+2=5“ von Josef Joffe

Ja, in Ihrem kurzen Kommentar bleiben 2+2=4.

Trotzdem ist der letzte Absatz äußerst manipulativ und liefert meiner Meinung nach wieder einmal einen berechtigten Grund für Kritik an meinungsmachender und verkürzender Darstellung durch die Medien – auch ich wäre fast auf Ihre Zahlenspiel hereingefallen.

Freilich haben nur 26 Prozent der Wahlberechtigten für Donald Trump gestimmt. Trotzdem war die Stimmenanzahl, die auf Trump entfielen fast genauso groß wie die für Clinton.

Dass nur 53,1 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahl gehen, und dass man durch das Wahlmännersystem seit 240 Jahren mit etwas weniger Wählerstimmen eine Wahl gewinnen kann – dafür kann Donald Trump nun wirklich nichts. – Benedikt Flurl


Leserbrief zu „Godard irrt“ von Katja Nicodemus

Welch wunderbare Zeilen über den größten Tennisspieler aller Zeiten!

Federers Aufschlag ist vielleicht in seinen frühesten Kindestagen mal auf der Grundlinie aufgeprallt (dann allerdings sicher nicht mit 220 km/h). In den letzten 15 Jahren jedenfalls nicht mehr, denn das wäre ja ein so katastrophaler Fehlschuss, der noch nicht mal mir passiert (1. Verbansliga Mittelrhein). Schade, dass Sie in der ZEIT niemanden haben, der Ihnen hätte helfen können! – Torsten Heydrich

P.S.: Wäre es vielleicht möglich, dass Sie mir den Artikel auf den Sie sich beziehen: ZEIT Nr. 48/07 senden könnten?


Leserbrief zu „Innere Unsicherheit“ von Nadine Ahr et al.

Mit Fassungslosigkeit habe ich Ihren sehr guten Bericht über den Zustand unserer Polizei gelesen.Ich bin sicher nicht die Einzige,die sich Sorgen zu der inneren Sicherheit der Stadt macht.

Die Konsequenz,die daraus folgt,kann nur bedeuten,dass es mehr ausgebildete Polizisten gibt, und diese mit einer Ausstattung ausgerüstet werden,damit sie ihren Arbeitsalltag bewältigen können.

Geradezu skandalös ist,dass die Verantwortlichen – also die Politiker der jeweiligen Ressorts sowie der Polizeipräsident Herr K.Kandt, es nicht für nötig erachten,für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung standen!  Wer sollte es dann sonst tun?In diesem Zusammenhang,sei an die  Ereignisse der Zwanziger Jahre erinnert, wo sich z.T. durch Hinnahme der Gewalt,die Zustände zu Gunsten der Radikalen Parteien entwickeln konnten.

Es ist erschreckend,dass von der SPD nur wenige – außer der damalige Bezirksbürgermeister H.Buschkowskx von Neukölln,eine klare Linie vertreten,und danach handeln.Das ist die einzige Möglichkeit,der Gewalt zu begegnen! Arroganz und Schweigen der Verantwortlichen führt in die falsche Richtung und sind meines Erachtens unverantwortlich. – Marion Detzler


Leserbrief zu „Kampf dem System“ von Kerstin Kohlenberg, Gero von Randow und Heinrich Wefing

Ihren Bericht habe ich mit großer Sorge und z.T. auch mit entsetzen gelesen. Was für ein Gebräu ist da entstanden? Vieles von dem las, hörte ich bereits aus anderen redaktionellen Quellen. Nun beschäftigt mich die Frage wie stabil ist eigentlich das staatliche System in den USA, oder anders gefragt welche Möglichkeiten bestehen denn wirklich unter welchen Szenarien den Staat auszuhöhlen und dann einen Systemwechsel hin zu einer diktatorischen Staatsform zu formen. So, wie Sie den Bericht angelegt haben, erfüllt er mich nur mit Sorge und Angst und von daher wäre es sehr hilfreich die Szenarien zu einem Systemwechsel zu beschreiben und in einem Ihrer nächsten Berichte zu veröffentlichen. – Klaus Voßwinkel


Leserbrief zu „Sie können mehr als nur rosa Blumen malen“ von Jana Gioja Baurmann

ich möchte mich auf diesem Weg für den Beitrag von Frau Baurmann bedanken. Ich bin ausgesprochen froh, dass die konservative und selbst auf nachvollziehbare Argumente durchaus verzichtende Darstellung von Herrn Binswanger nicht unwidersprochen bleibt. –  Doris Boden


Leserbrief zu „Stresstauglich werden“ von Christian Schwägerl

Was Herr Schwägerl hier vertritt (allgemeine Dienstpflicht), ist genau das, was mir schon seit dem Aussetzen -war das so ? – der Wehrpflicht  in Deutschland durch den Kopf geht.Genau !

Wo besteht heute noch in Deutschland institutionell die Möglichkeit für junge Leute, Mitbürger  aus anderen Lebenswelten zu treffen  ? ( In den letzten Hauptschulen , den neuen Sekundärschulen ? Bei der freiwilligen Feuerwehr? In der Polizeiausbildung ?)

Neu ist für mich, den Gedanken des Gesellschaftsdienstes auf ältere Bürger im Ruhestand auszuweiten .
Auch das halte ich für einen guten Gedanken , der verwirklicht werden sollte. (Gut , dass er auch einen finanziellen Apekt hinzufügt !)

Wir haben gesellschaftlich viel zu wenig Kontakt untereinander,wissen viel zu wenig voneinander und ein gemeinsamer Dienst an unserer gesamten Gesellschaft würde helfen, uns gemeinsam zu achten,zu einen und zu stärken. – Horst-M.Gerngreif


Leserbrief zu „Alles Mein“ von Linda Tutmann

Ihr Artikel spricht mir aus der Seele!!!

Ich bin 47 Jahre und habe 5 Kinder und das Haus wird immer voller, aber es ist wie ein Tagebuch und all´ die kleinen Dies und Das sind und waren mein Leben und mein Ich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich an all die schönen Momente und Zeiten ohne sie erinnern kann. Auch von meinen Großeltern und Onkel und Tanten besitze ich solchen Kleinkram an denen meine Seele hängt. Z.B. liegt auf unserer Garderobe ein Hut von meinem Onkel, den er stets trug, als ich Kind war und mein Locher habe ich von meinem Großvater geerbt…

Was ich fragen wollte, wie sieht das Bild aus, das in ihrem Schlafzimmer hängt, ist es das Deckblatt von Z oder etwas ganz anderes. – Tabea Melekian


Leserbrief zu „Kleine Fehler, großer Schock“ von Kerstin Bund Und Claas Tatje

Herr Dr. Grube hat hier in Stuttgart nichts befriedet, sondern das Gegenteil ist der Fall. Das Tricksen und Täuschen der Bevölkerung durch die PSU und ihres obersten Ex-Chefs‘, Herrn Dr. Grube, ist hier in Stuttgart ganz schlecht angekommen. Wir müssen hier in weiten Teilen mit einer bereits jetzt gravierend zerstörten Infrastruktur zurechtrecht kommen – siehe Stadtbahn- und S-Bahn-Betrieb. Privateigentum wird beschädigt. Persönlichkeitsrechte mit Füßen getreten, wie z. B. das Recht auf körperliche Unversehrtheit, wenn es um die Nachtruhe und die Feiertagsruhe geht.  Auch das Feinstaubproblem der Stadt wurde und wird verschärft durch die anhaltende Zerstörung unserer Parkanlagen und den rund um die Uhr stattfindenden Baubetrieb.

Wenn er auch erst nach der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung Bahnchef wurde und somit das Projekt übernommen hat; er selbst hat das Treiben um Stuttgart 21 weiterhin zugelassen. In der Finanzierungsvereinbarung war nämlich explizit der 31.12.2009 als möglicher spätester Beendigungstermin für S21 festgelegt. Ein möglicher Ausstiegsgrund war ein Anstieg der Kosten auf über 4,5 Milliarden Euro. Kein anderer als Dr. Grube hatte im Spätjahr 2009  sog. Kosteneinsparungspotentiale entdeckt und die Kosten für das Projekt angeblich gerade soweit zurechtrücken können, dass die Kündigung der Finanzierungsvereinbarung und eine geordnete Beendigung des Projekts obsolet erschien. Zu diesen plötzlich aufgetauchten „Kosteneinsparungspotentialen“ gehörte auch die Reduktion der Tunnelwanddicken im kritischen Untergrund. Dr. Grube trägt also die volle Verantwortung. Ein verantwortungsvoll handelnder Bahnchef mit genügend Mut hätte dieses Projekt zu diesem Zeitpunkt also gerade noch rechtzeitig beenden können und müssen.

Dieses ist nur ein Aspekt – und ein nicht unwichtiger für das Hinschmeißen des Herrn Grube, nehme ich an – nachdem sich nunmehr die Probleme um Stuttgart 21 zunehmend verschärfen. – Barbara Sandhoff


Leserbrief zu „2+2=5“ von Josef Joffe

Danke für diese „Zeitgeist“-Verstehenshilfe in Sachen Trump mit Hilfe der Literatur! Aber warum fand Dostojewski die obige Lösung zumindest auch „bezaubernd“? Oder denken wir an Lektüre aus Kindertagen. Singt da nicht Pippi Langstrumpf noch immer: „Ich mach mir die Welt, …, wie sie mir gefällt…“ Neigen wir, die „Vernünftigen“,  nicht vielleicht dazu, die Macht unserer Gefühle zu unterschätzen, hier z. B. die von Freiheit und Abenteuer und Verfügungsgewalt über andere? Denn diese Gefühle belohnt unser Belohnungssystem um so mehr, je mehr sie auf eine nahezu ununterbrochene, nun aber vor allem von Angstgefühlen getriebenen Aufmerksamkeit in der massenmedialen Öffentlichkeit treffen. Diese Wirkung schafft ihrerseits umso wirkmächtigere „objektive“ Tatsachen, je mehr ein Mensch an einer narzisstischen Selbstüberschätzung leidet, die auf Unsicherheitsgefühlen beruht. So wird auch ein „demokratisch“ gewählter Präsident zum Spielball – sowohl von Machtinteressen und „unvernünftigen“ Überlegenheitsgefühlen anderer als auch von entsprechend „vernünftigen“ Überlegenheitsgefühlen und Ängsten  bei uns. Wie wird der „Zeitgeist“ mit solchen Zusammenhängen umgehen? – Eckhard Heumann


Leserbrief zu „Kampf dem System“ von Kerstin Kohlenberg, Gero von Randow und Heinrich Wefing

Lassen Sie mich auf Ihren Artikel mit einem Schmunzeln und einer kleinen persönlichen Statistik antworten:

Von den vier Katzen, die ihr Leben bisher mit mir teilten, haben zwei nicht einmal Stubenfliegen oder Hausspinnen gefangen. Die dritte Katze schaffte statistisch 0,5 Mäuse pro Jahr, und das vierte Tier hat – ja, Sie haben recht! –  in 17 Jahren mindestens 10 Vögel erlegt!

Meine – unwissenschaftliche  – Erhebung lässt daher einen möglichen differenzierteren Blick auf die von Ihnen genannten 13 Millionen Stubentiger zu. Darüber hinaus weiß ich aus verlässlicher Quelle, dass ein nicht unerheblicher Teil dieser Millionen sein Dasein als Stubentiger daselbst fristet; ebendiese nicht verlassen darf und seine Karriere maximal als Hausspinnenmörder beenden darf.

Die Idee mit der Katzensteuer hat noch weitere Phantasien in mir losgaloppieren lassen: ich sehe dunkel gekleidete sonnenbebrillte Gestalten um die Häuser streichen und heimlich Gärten und Eingänge ausspähen. Sie kommen von der „KGEZ – Katzengebühreneinzugszentrale“. Schafft Arbeitsplätze, und Bewegung ist gesund.

In diesem Sinne grüßt Sie recht herzlich eine Katzen- und Kastrationsfreundin (für Katzen!) – Susanne Middelberg


Leserbrief zu „Kleine Fehler, großer Schock“ von Kerstin Bund Und Claas Tatje

Die Deutsche Bahn steht vor erheblichen Herausforderungen – neben Dauerbrennern  wie Schienennetz, Güterverkehr und Stuttgart 21 (sowie seit einigen Jahren die Billigkonkurrenz  der Fernbusse im Personenverkehr) müssen neue technologische Konzepte entwickelt und umgesetzt werden, wie es z. B. in der Automobilindustrie unter dem Schlagwort Digitalisierung  schon seit Jahren geschieht.

Hierfür ist der Konzern in der Spitze denkbar schlecht aufgestellt: Grube war ein Vertreter der  traditionellen Bahnphilosophie, und daher sind die Vorbehalte gegen ihn im Aufsichtsrat durch- aus berechtigt. Dem von der Kanzlerin zum Kronprinzen erhobenen Ronald Pofalla fehlen sämtliche fachlichen (und wohl auch Management-) Kenntnisse und Fähigkeiten, einen Konzern wie die Deutsche Bahn in die Zukunft zu führen – ganz zu schweigen von Herrn Dobrindt, dem Minister für Verkehr und, jawohl, digitale Infrastruktur, der in seiner monomanen Fixierung auf die Ausländermaut die Führungskrise der Bahn mitverschuldet hat. Angesichts der Bedeutung des Schienenverkehrs für unser Land ist dies mehr als ein Jammer, es ist eine Schande. –Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Wenigstens Reden“ von Özlem Topçu

Ja, man muss mit Autokraten sprechen! Nein, Autokraten sind nicht per Definition „Männer“!

Vorsicht mit dem Begriff „Wahrheit“. Von der Definition von Wahrheit über „Fake News“ zur Zensur ist ein kurzer Weg. Demokratie beruht nicht auf Wahrheit sondern auf Interessenausgleich, Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit – das alles in dem Bewusstein, dass es „Wahrheit“ nicht gibt, schon gar nicht in der Politik. – Gerd Reese


Leserbrief zu „Kleine Fehler, großer Schock“ von Kerstin Bund Und Claas Tatje

„ … er befriedete die Protestler von Stuttgart 21 …“ Wie bitte? Nächsten Montag haben wir die bereits 358.  (das ist Guinness-Buch-rekordverdächtig!) Montagsdemo gegen Stgt. 21. Selbst an den bitterst frostigen letzten Montagen kamen jeweils viele Hunderte  von – nein, nicht Protestlern, welch abschätziges Wort der ZEIT  für viele blitzgescheite Leute und Redner, darunter auch viele ZEIT-Abonnenten – sondern aus bis heute anhaltend überwältigend guten Gründen Protestierenden,  Nachdenkenden, für ihre Stadt verantwortlich Fühlenden und Handelnden.  – Eberhard Rapp  


Leserbrief zu „Kampf dem System“ von Kerstin Kohlenberg, Gero von Randow und Heinrich Wefing

In diesen turbulenten Zeiten ist die deutsche medienpolitische Elite in der Verantwortung, den Menschen weltweit zu erklären, was Demokratie ist und was Wahrheit. Die Beispiele England (Brexit), USA (Trump), Ungarn, Polen und vielleicht bald auch Frankreich und die Niederlande zeigen, dass weder die direkte noch die repräsentative Demokratie uns schützen vor alten weißen wütenden Männern, die rassistisch sind und undemokratisch.

Schon Rousseau erklärte, dass das Gemeinwohl a priori feststehe und von allen freien Menschen automatisch angestrebt werde, und dass Menschen mit egoistischen Sonderinteressen unfrei seien und „zur Freiheit gezwungen“ (Originalton Rousseau) werden müssten. Josef Joffe betont zurecht, dass die Wahrheit objektiv sei, und dass nur 26% der Amerikaner Trump gewählt hätten. Die Hamburger rotgrüne Regierung haben immerhin 32% der Wahlberechtigten gewählt.

Unsere demokratischen Parteien und Leitmedien in Deutschland zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich einig sind in der Bestimmung des Gemeinwohls (außer der AfD natürlich!). Daher ist auch eine allgemeine Dienstpflicht für junge und alte Menschen im Sinne des Gemeinwohls zu befürworten. Kritikern, die sich etwa auf Heinrich Heines Diktum berufen, Robespierre sei die blutige Hand Rousseaus gewesen, sei gesagt: Dieser Heine, was war denn dem sein Vaterland, Frankreich?  – Klaus Lüßenhop


Leserbrief zu „Kleine Fehler, großer Schock“ von Kerstin Bund Und Claas Tatje

Herr Grube fiel in Stuttgart immer nur durch faktenfreie Duchhalteparolen auf, weder durch aktuelle Sachkenntnis noch durch Gespür für eine Situation. Meinen Sie, der Schwarze Donnerstag am 30.9.2010 hätte stattfinden können ohne die Zustimmung des Bahnchefs? Ich kenne niemanden unter den Demonstranten für einen optimierten Kopfbahnhof, der sagen würde, Herr Grube hätte als Bahnchef den Konflikt befriedet. Er hat mit seinen Sonntagsreden alles immer nur noch schlimmer gemacht, und seine Fehlentscheidungen werden den Bahnverkehr in ganz Deutschland noch lange ausbremsen. – Dorothee Speck


Leserbrief zu „Laut und zäh“ von Siri Hustvedt

Amerika hat mit Trump den Kandidaten der niederen Instinkte zum Präsidenten gewählt, einen Mann, der Anstand, Moral, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie so unverhüllt lächerlich gemacht hat, dass kein Zweifel an dem, was zu erwarten war, herrschen konnte. Der Teil seiner Wähler, der angeblich gute Gründe für seine Wahl hatte, verdient keine Absolution, gezählt wird die abgegebene Stimme, nicht die Motivation. Auch sie tragen die Verantwortung für Trumps Regierung.

Nicht wenige seiner Wähler haben allerdings genau diesen Kandidaten mit Freuden gewählt. Ob rechte Radio- und Fernsehsender oder Internetseiten wie Breitbart news hatten die Bahn für Lüge, Verachtung und Hass bereitet, die durch die Wahl dieses Präsidenten nun scheinbar legitimiert sind. Es ist beängstigend zu sehen, wie dünn offensichtlich der Firnis der Humanität und Zivilisation ist und wie leicht sich selbst in wohlhabenden, rechtsstaatlich geordneten Gesellschaften atavistische Instinkte mobilisieren und instrumentalisieren lassen. Es ist die Frage, ob der Widerstand laut und zäh genug sein wird oder ob nicht Trump und Co. im Verein mit den Zynikern, den Opportunisten und den Ängstlichen die Oberhand gewinnen. Nicht zuletzt wird das entschieden durch das große Geld, wenn z.B. Bastionen wie CNN oder die New York Times in die Hände von Trump-Freunden geraten, wenn der Widerstand marginalisiert werden kann. – Tilli Isemann-Schollweck


Leserbrief zum Thema „Trump-Schock“

Bei der Lektüre der heutigen Zeit-Ausgabe (Nr. 6 vom 2.2.2017) war ich überrascht, über welch subtilen politischen Humor die Zeit Redaktion verfügt: nach einem Artikel über den Trump-Schock und das Einreiseverbot auf Seite 3 folgt auf Seite 10 eine viertelseitige Werbeanzeige mit dem Inhalt: „Freiheit spüren. Sehnsucht stillen. Mit dem Schiff (und mit Stil) über den Atlantik nach New York! Die Freiheitsstatue hat ihren Trauerflor abgeworfen und winkt fröhlich, freundlichst, Ihre Zeitreisen.“ – Dr. Dietmar Heinz


Leserbrief zu „Die paywall kommt“ von Heike Buchter

Warum beträgt die Unternehmenssteuer in Deutschland nur 15,8%? Warum wird die Gewerbesteuer nicht dazu gezählt? Das vermittelt einen falschen Eindruck. – Claudia Lechte


Leserbrief zu „Der Bauchredner“ von Roman Pletter

Das ist wieder mal ein Artikel, den ich überhaupt nicht verstanden habe! Herr Tichy ist mir aus etlichen Auftritten im ARD – Presseclub bekannt. Mir ist an Herrn Tichy nichts aufgefallen, was mich an Pegida oder AfD erinnern könnte. Offensichtlich ist Ihr Redakteur (Roman Plettler) dermaßen abgehoben, dass er die Meinungen „normal“ denkender Menschen nicht mehr kennt geschweige denn akzeptiert! –  Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Stresstauglich werden“ von Christian Schwägerl

In turbulenten Zeiten braucht EUROPA eine allgemeine Dienstpflicht für junge Leute!

Großbritanien kehrt Europa den Rücken, Amerika schottet sich ab, in vielen Staaten gibt es Bestrebungen sich hinter seine Grenzen zurückzuziehen (in einigen die Grenzen zu erweitern)!

Europa ist jahrzehntelang den umgekehrten Weg gegangen:

Jahrhundertelange „Erbfeindschaften“ sind vergessen, Grenzen wurden durchlässig, lösten sich auf, kein Grenzbaum blockiert die Fahrt durch einen Kontinent der unterschiedlichsten Kulturen!

Europa hat Großes erreicht! Staaten, die sich zusammen tun, Menschen, die sich frei über viele Nationen bewegen können um dort zu leben und zu arbeiten. Und das alles ohne die eigene Kultur zu verleugnen!

Wie die Menschheit friedlich zusammenleben kann, wird in Europa erprobt, nicht ohne Fehler und Rückschläge, doch es ist der richtige Weg! Nirgends in der Welt ist man bisher so weit gekommen, sind Grenzen so offen, gibt es eine gemeinsame Währung.

Und deshalb ist Europa es Wert dafür zu kämpfen:

Die Nato ist obsolet! Die europäischen Partner engagieren sich nicht genug für das westliche Verteidigungsbündniss?

Stimmt! Es ist Zeit, dass Europa für seine Interessen einsteht und für sie kämpft!

War es nicht auch Rücksichtnahme auf amerikanisiche Bedenken, dass eine eurpäische Armee in Konkurrenz zur Nato stehen könnte?

Waren es nicht auch die Briten, die ihre Militärmacht nicht in einer europäischen Armee aufgehen lassen wollten?

Jetzt ist der Moment unsere Kräfte zu bündeln und selbst europakritische Regierungen, wie die Polens haben angedeutet, dies mitzutragen. Europa muss nicht nur die Idee der Freiheit verkörpern sondern auch verteidigen, zum Beispiel an den Grenzen der baltischen Länder.

Eine allgemeine Dienstpflicht, die nicht nur die Armee sondern auch soziale und ökologische Einrichtungen tragen würde, sollte dabei ganz Europa STRESSTAUGLICHER machen. Mindestens die Hälfte der Zeit wären die Männer und Frauen im Ausland tätig, wobei ihnen dort auch die Sprache und Kultur des Gastlandes vermittelt wird. Freundschaften werden sich über einen ganzen Kontinent erstrecken, wer würde dann noch eine Mauer hochziehen oder diesen Bund verlassen wollen. –   Ralf Grünewald


Leserbrief zu „Sie können mehr als nur rosa Blumen malen“ von Jana Gioja Baurmann

Mädchen von Mathe fernhalten ? Und das dann noch pseudoempirisch belegen ? Ja, das hätte so manchem ganz gut ins Konzept gepasst, denn in Naturwissenschaft und Technik sind viele gutbezahlte Jobs zu finden. Da hält man(n) sich doch gerne die Konkurrenz vom Leib.

Frau Baurmann sei Dank, dass sie den tieferen Zusammenhang aufdeckt: Dort, wo es um die Gleichberechtigung schlecht bestellt ist, sind Mädchen tatsächlich geringer motiviert für die MINT-Fächer. Woran das wohl liegt ? Ein Beispiel: Im Gymnasium meiner Kinder gab es einen Mathematiklehrer, der oft und gerne seine Meinung kundtat, für Mädchen reiche es aus, bis vier zählen zu können, denn das wäre die maximale Zahl von Kochplatten. So etwas soll keinen Einfluss auf die Neigungen und Interessen haben ?

Ich unterrichte selbst Mathematik und stelle fest, dass bei jungen Erwachsenen mit technischer Ausrichtung die Frauen meist zur Spitzengruppe gehören.  – Rüdiger Meinardus


Leserbrief zu „Betreten verboten!“ von Alice Bota

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen.  Darin schildern Sie u. a. Ihre Erlebnisse auf Veranstaltungen mit Lesern.  Dass Leser der ZEIT glauben, dass die Redaktion die Themen und Inhalte an ihre Korrespondenten vorgeben, irritiert mich zu tiefst.  Woher kommt diese Vermutung der Leser? Die ZEIT ist doch Revolverblatt!  Ich habe die ZEIT auch schon sehr viele Jahre im Abo und stelle gerade in den letzten Jahren einen selbstkritischen Umgang mit Themen und Formulierungen fest.

Das gefällt mir und gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich immer besser informiert werde.  Auch dann, wenn die Umstände schwierig sind, so wie Sie in Ihrem Artikel über die Ukraine beschreiben.  Gut finde ich auch bei vielen Recherche-Artikeln den Infokasten, in dem Angaben zu den Umständen der journalistischen Arbeit gemacht werden; wer hat wen wann wo wie oft getroffen usw.  Ich wünsche Ihnen bei Ihren Recherchen weiterhin viel Kraft und Erfolg. – Franziska Hermanns


Leserbrief zu „Der heitere Populist“ von Georg Blume und Elisabeth Raether

Kann Le Pen Präsidentin werden? Wie soll sie die absolute Mehrheit bekommen? Das ist sehr unwahrscheinlich (S. Umfragen) Außerdem könnte sie nicht regieren, da sie keinen einzigen Abgeordneten im Parlament hat. Beim Mehrheitswahlrecht muss ein Kandidat die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang haben oder die relative im zweiten Wahlgang. Meistens gibt es aber nur noch zwei Kandidaten im 2. Wahlgang, sodass wiederum die absolute Mehrheit notwendig ist. Die FN hätte meiner Meinung nach extrem wenig Abgeordnete. Macron hat nicht einmal eine Partei. Wie soll er regieren? – Gérard Dugave


Leserbrief zu „Die paywall kommt“ von Heike Buchter

So wie Sie die Grenzausgleichssteuer beschreiben, erscheint sie mir in ihren Auswirkungen doch sehr mit unserer Mehrwertsteuer vergleichbar, nur dass letztere transaktionsbezogen erhoben wird, während erstere anhand der Unternehmensbilanz ermittelt würde. Im Ergebnis wird jeweils der mit Endkunden im Inland erzielte Umsatz mit 20 % (USA) oder 19% (Bundesrepublik) belastet. Mit einer solchen Steuer sollte man nicht die WTO befassen, sondern vielmehr mit den USA über die Dauer des Einführungszeitraums sprechen. Eine schlagartige Umstellung beschert den USA Inflation und vernichtet Investitionen bei den Handelspartnern. Mittel- bis langfristig könnte man den USA aber kaum vorwerfen, wenn sie – endlich – ihr strukturelles Handelsbilanzdefizit in den Griff bekommen wollten.

Noch ähnlicher wäre die Besteuerung übrigens, wenn die bisherige US-Unternehmenssteuer im Gegenzug nicht abgeschafft, sondern auf 14% gesenkt würde. Unsere Körperschaftssteuer beträgt ja auch nur 15%. Dann wäre die Summe der Steuerbelastung jeweils 34 % (plus Gewerbesteuer hier und lokale Mehrwertsteuer dort).

Leider haben die Amerikaner mit der Wahl von Trump auch für eine Steuersenkung gestimmt, die ihre Staatsfinanzen weiter aushöhlen würde. Aber das ist deren Angelegenheit, nicht unsere. – Andreas Genau


Leserbrief zu „2+2=5“ von Josef Joffe

Wo ist der wunderbare nüchtere Schreibstil von J. Joffe geblieben? Es scheint, dass die Tump Hysterie auch ihn erfasst hat. Mit Orwell lässt sich Trump nicht beschreiben, ich bin überzeugt,dass Joffe es auch weißt. Die ausverkauften „1984“-Exemplare sind lediglich eine Panik- und Modeerscheinung der urbanen Mittelschicht in drei US-Staaten, die sich H. Clinton erhofft hatten. – Marec Pelc


Leserbrief zu „Schläge nach dem Terror “ von Wolfgang Bauer

Die Frage, ob in der Hektik unmittelbar nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag einem zunächst Verdächtigten Gewalt und sogar Folter angetan wurde (für diese Tatbestände reicht übrigens das deutsche Strafrecht, da muss man nicht gleich UN-Resolutionen bemühen), wird wohl ungeklärt bleiben, da hier die Aussage des Betroffenen gegen die Aussagen der Polizei stehen.

Was nun die Glaubwürdigkeit des Herrn Baloch angeht, so sollte man in Erwägung ziehen, dass bereits seine Behauptungen zu den vorgebrachten Asylgründen äußerst zweifelhaft sind: der Konflikt zwischen Beluchi-Separatisten und der Regierung hatte seinen Höhepunkt vor über zehn Jahren schon überschritten, und von dem „vergessenen Krieg“ in Beluchistan war zuletzt um 2005 die Rede – wobei es sich dabei nie um einen Bürgerkrieg gehandelt hat. Baloch war damals 14 Jahre alt, und somit ist die angebliche Flucht mit diesem „Krieg“ kaum glaubhaft zu begründen. Bedauerlicherweise wird aber in dem Zeit-Artikel die Mär vom „Krieg, über den in Europa niemand berichtet“ und vor dem B. geflohen sein will, offenbar ungeprüft und unkritisch übernommen und macht so voreilig aus dem irregulären Migranten uns Asylbewerber aus Pakistan einen potentiellen Flüchtling. Übrigens wird auch unterschlagen, dass B. im November 2016 bereits polizeibekannt war – allerdings nur als Kleinkrimineller. – Prof. Bernd Leber


Leserbrief zu „Wir stehen alle im selben Wind“ von Steffen Martus

Bei aller Euphorie über Raoul Schrotts Erste-Erde-Epos muss man das Versäumnis des fleißigen Rechercheurs und Skribenten beklagen, die nomen est omen Ur-Schrott-Theorie nicht berücksichtigt zu haben. So hätte es in Anlehnung an Luthers Übersetzung der ersten Johannes-Worte heißen können: im anfang war der schrott und der schrott war bei gott und gott war der schrott. In Spinozas Diktion: deus sive natura. Und laut Goethe: Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, Ich muss es anders übersetzen.

Kein Wunder, dass Immanuel Kant angesichts des bestirnten Himmels vor Bewunderung und Ehrfurcht erstarrte: Alles Schrott da draußen und hienieden sowieso. Ob das moralische Gesetz in mir schrottreif geworden ist, wird wohl nach der Lektüre des kosmologischen Wälzers offen bleiben. – Alfred Schubert


Leserbrief zu „Kampf dem System“ von Kerstin Kohlenberg, Gero von Randow und Heinrich Wefing

Ihr  Artikel „Kampf dem System“ sollte in allen Zeitungen veröffentlicht werden, in allen Schulen gelesen werden, in jedem Eck des öffentlichen Raums veröffentlicht werden, in allen Medien publiziert werden.

Bitte sorgen Sie für eine große Verbreitung!!!Dr. Alexander Tillinger


Leserbrief zu „Die paywall kommt“ von Heike Buchter

Im Absatz 6 wird behauptet, die Unternehmenssteuer in Deutschland beträgt 15,8 %. Das ist nur die halbe Wahrheit. Die Unternehmenssteuer (Gewinnsteuer) bei Kapitalgesellschaften errechnet sie wie folgt:

Körperschaftsteuer incl. Soli                     15,82 %

Gewerbesteuer je nach Hebesatz ca.      15,00 %

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Gesamt                                                     31,82 %

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Peter Gerdes


Leserbrief zu „Alles Mein“ von Linda Tutmann

In der aktuellen ZEIT No.6 vom 2. Februar 2017 äußerte sich die Autorin Linda Tutmann zum Thema Minimalismus. Dabei fällt auf, dass sie sich offenbar nur sehr peripher mit der Essenz dieses Lebensstils beschäftigt hat. Die Autorin reduziert den minimalistischen Lebensstil auf “Es gilt als schick, so gut wie nichts zu haben” und beschreibt Minimalisten als “Anhänger der leeren Lehre”. Leider verpasst Frau Tutmann hier die Chance, sich tiefer damit auseinanderzusetzen, wofür Minimalismus tatsächlich steht, denn wie man aus dem Artikel herausliest, scheint sie der wahren Grundidee in keinster Weise abgeneigt zu sein.

Zu allererst sei gesagt, dass Minimalismus als Begriff keine fixe Definition hat. Stattdessen bietet es eine Hand voll Grundwerten, aus denen sich jeder frei bedienen kann. Einer dieser Grundwerte besagt: “Liebe Menschen, benutze Dinge. Das Gegenteil kann nie funktionieren”.

Im Wesentlichen geht es darum zu reflektieren, in welchem Verhältnis man zu seinen eigenen Besitztümern steht. Minimalismus kritisiert den gesellschaftlichen Fokus auf den Besitz von Objekten, von Dingen, als Definition von Erfolg und sozialem Aufstieg. Sich den Porsche mit 40 endlich leisten zu können und es damit “endlich geschafft zu haben”, das ist das Lebensmodell, dem sich der Minimalismus entgegenstellt. Er mahnt an, sich nicht über den Besitz von Objekten zu definieren, sondern stattdessen über Erlebnisse und Erinnerungen. Dr. Travis Bradberry hat diese Idee in einem Artikel in der Huffington Post (oben verlinkt) einmal wunderbar auf den Punkt gebracht: „Buying an Apple Watch isn’t going to change who you are; taking a break from work to hike the Appalachian Trail from start to finish most certainly will.“

Definiere dich über all das, was du erlebt und gelernt hast und über die Menschen, mit denen du dein Leben teilst. Definiere dich nicht darüber, ob du eine teurere Uhr am Handgelenk trägst als dein Gegenüber. Um nichts anderes geht es.

Wie extrem sich diese Lehre jedoch in der Praxis äußert, ist jedem selbst überlassen. Es gibt Minimalisten wie Andrew Hyde, die nur 15 Dinge besitzen, und es gibt “Minimalisten”, die lediglich beschlossen haben, bewusstere, langfristigere Kaufentscheidungen zu treffen und weniger verschwenderisch zu leben.

In unserer Gesellschaft wird viel Geld für Krams ausgegeben.

Ein zweiter Grundwert des Minimalismus besagt, Objekte danach zu beurteilen, ob sie das eigene Leben erfüllter machen, und sich von all dem Clutter zu trennen, der zur Belastung wird. Die Autorin Linda Tutmann missversteht diesen Grundwert schon in der Überschrift ihres Artikels. Sie fragt: “Wie soll jemand, der nicht mal bereit ist, ein altes T-Shirt aufzubewahren, Menschen die Treue halten?”. Unabhängig davon, dass sich dieser Zusammenhang grundsätzlich nicht erschließt, ist diese Frage auch eine bösartige Unterstellung: Du trennst dich von unnützem Zeug? Dann bist du mit Sicherheit auch ein untreuer Mensch. Das ist ganz offensichtlich Blödsinn.

Der Minimalismus mahnt an, es mit dem Konsum nicht zu übertreiben. Und dafür hat er gute Gründe, wie sich anhand von wenigen Zahlen belegen lässt:

– In einem durchschnittlichen amerikanischen Haushalt befinden sich 300.000 Objekte (Quelle).

– Jeder zehnte Amerikaner mietet sich Platz zum Lagern von Objekten an, die nicht mehr in den eigenen Haushalt passen (Quelle).

– Im Schnitt besitzen 10-jährige Kinder in Großbritannien 238 Spielsachen, nutzen davon aber nur 12 pro Tag (Quelle).

– 47% der amerikanischen Haushalte leben sparen keine (Quelle).

– Amerikaner geben mehr für Schmuck, Schuhe und Uhren aus als für private Bildung (Quelle).

Diese Liste lässt sich noch deutlich weiterführen.

 

Und nicht nur theoretisch, auf praktisch lässt sich jedes Jahr z.B. am Black Friday beobachten, was passiert, wenn Menschen um die besten Schnäppchen streiten. (klick hier)

Minimalismus lehrt, nicht nur ungehemmtem Konsum zu widerstehen, sondern sich zusätzlich auch von Dingen zu trennen. Während die ZEIT-Autorin Linda Tutmann jedoch Angst hat, jemand wolle ihr ihr Lieblingsbild über dem Bett wegnehmen, weil es keine Funktion erfüllt, ist vielmehr das Gegenteil der Fall. Minimalismus sagt: Investiere in Dinge (Objekte, Erlebnisse), die dich glücklich machen und trenne dich von Dingen, die dich belasten. Zahlreiche Bilder, riesige Vinyl-Sammlungen, nichts davon wird verurteilt. Dass angeblich jeglicher Besitz wegrationalisiert wird und nur noch Spotify und digitale Fotos erlaubt sind, wie Frau Tutmann behauptet, ist Quatsch. Es geht nicht um den funktionalen Wert, sondern um den Emotionalen.

Sich von Dingen zu trennen, sie zu spenden, zu verkaufen oder im Notfall auch wegzuschmeißen, macht die emotionale Bindung erst sichtbar. Sich zu sagen “Ich besitze 5 verschiedene Pullover. Mehr brauche ich nicht. Wenn also ein neuer hinzukommt, gebe ich einen Alten weg.” erhöht die Wertschätzung für das einzelne Objekt. Es macht den Kauf von Dingen bewusster, weil er Konsequenzen hat. Ist man bereit, für diesen neuen Pullover einen alten wegzugeben? Brauche ich überhaupt einen Neuen? Nur weil er billig ist, ist das wirklich ein Grund, ihn zu kaufen? Es geht nicht darum, Bilder wegzuschmeißen, weil sie keinen funktionalen Wert erfüllen. Es geht darum, das Wert zu schätzen, was man besitzt, anstatt sich ständig auf das zu fokussieren, was man besitzen könnte.

„You have this thing that you were obsessed about. But then the new version comes out and now you no longer care about the one you have. In fact, the one you have is a source of dissatisfaction.“ – Konstantin Escher


Leserbrief zu „Stresstauglich werden“ von Christian Schwägerl

Mit großer Zustimmung habe ich den Artikel von Christian Schwägerl gelesen. Wünschenswert wäre es, wenn alle Parteien sich dieses Themas auch im bevorstehenden Wahlkampf positiv annehmen könnten. Sie würden damit ein klares Signal an unsere jungen Wähler richten. Dieses Thema darf allerdings im Wahlkampf durch Ablehnung von Parteien nicht als Stimmenfanginstrument missbraucht werden.

Um dieses sinnvolle, den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördernde und persönlichkeitsentwickelnde Instrument durchaus auch attraktiv anzureichern, wäre eine Verknüpfung auf europäischer Ebene mit EU-Mitgliedsländern, die ebenso einen Sozialdienst verlangen, im gegenseitigen Austausch denkbar. Der Anreiz, den Sozialdienst auch im europäischen Ausland absolvieren zu können, könnte viel von dem Gefühl einer aufgezwungenen Pflicht nehmen und würde den europäischen Gedanken mit Leben füllen. – Hans-Wilhelm Hoffmann


Leserbrief zu “ Wie viel Schulz erträgt das Land?“ von Fabian Klask und Matthias Krupa

Ihr Artikel über Martin Schulz, den Mann der verbrannten Erde und der Erzeuger des Schuldenchaoses in Würselen unter dem die ganze Stadt seit Jahren leidet, ist die dümmste und erlogenste Propaganda, die ich jeh gelesen habe.

Und die Behauptung man könnte aus dem Insolenzbad Aquana ins Wurmtal schauen zeigt mir das Sie nur „dumm abgeschrieben“ haben ohne vor Ort gewesen zu sein.

Wenn dieser Mann dann Kanzler ist und ein weiteres Mal Chaos hinterlässt wie auch in Brüssel um sich die Taschen voll zu machen und seinen Machthunger zu stillen, dann werden Sie vllt. bereuen was Sie da geschrieben haben um Ihm zu Stimmen zu verhelfen. – Anonymer Leser


Leserbrief zu „»Neue Verteilungsdebatte«“ ein Gespräch mit den Soziologen Luc boltanski und Arnaud Esquerre, geführt von Gero von Randow

Ws geht um den Artikel „Neue Verteilungsdebatte“. Ich bin Abonnentin, Witwe, 66 Jahre alt, keine Kinder, in Rente seit 01.0.2015. Das Interview mit den Herren Esquerre und Boltanski hat mir sehr gefallen. Vor allem die Aussage von Herrn Boltanski zur Werbung. Mir ist das auch schon öfter aufgefallen, auch in Ihrer Zeitung und im Magazin. Die Preise in Ihrem Shop haben ein erhöhtes Preisniveau, so dass nicht jeder diese Sachen kaufen kann. Ich werde mir das erwähnte Buch der beiden „Eine Kritik der Ware“  kaufen. Der letzte Satz von Herrn Esquerre „Wo also ist deren Anteil am Wertezuwachs“ ist eine Frage, die sehr berechtigt ist. Denn mein Eindruck ist, dass die Politiker hierzulande sich mehr um Lobbyisten und das eigene Säckl kümmern anstatt  um das „gemeine“ Volk. Das wird so lange gut gehen, bis es zu spät ist. Ich könnte noch viel zu diesem Thema schreiben, da es mich sehr beschäftigt. Ich selbst bin sehr gut versorgt und könnte sagen, das interessiert mich nicht. Aber ich habe Augen um zu sehen und Ohren um zu hören ……- Undine Mix-Falter 


Leserbrief zu „Stresstauglich werden“ von Christian Schwägerl

Der Autor führt gute Gründe für eine allgemeine Dienstpflicht auf – und vergisst doch aus meiner Sicht den Wichtigsten: Wir brauchen wieder eine Organisation, in der sich Menschen aller Schichten begegnen. Die Reichen schicken ihre Kinder in selbstverwaltete Kindergärten, sie besuchen Privatschulen und an der Uni begegnen sie auch nur mit geringer Wahrscheinlichkeit Kindern aus Hartz-IV-Familien. Für viele dieser Kinder der oberen Mittelschicht gilt als arm wer nicht zum Christmas-Shoppingnach New York fliegt.

Umgekehr verlassen Kinder aus armen Familien nur selten ihren Stadtteil, Menschen deren Eltern allmorgendlich zur Arbeit gehen, kennen sie nur aus dem Fernsehen.

Für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist das verheerend.Ich denke gerne an meine Zivildienstzeit zurück, in der ich Menschen aller Schichten und Einkommensverhältnisse kennenlernen durfte – auch solche, die aus vermeintich sicheren sozialen Höhen abgestürzt waren.

Eine allgemeine Dienstpflicht (aus der man sich nicht freikaufen kann!) wäre eine wirkliche Bereicherung für alle. – Holger App


Leserbrief zu „Alles Mein“ von Linda Tutmann

Es gibt immer wieder diese Artikel in der Zeit, nach deren Lektüre ich dem/ der Autor(in) einfach nur schreiben möchte: Toll!. So auch diesmal. Ich möchte Ihnen aber auch gerne darüber hinaus eine kleine Geschichte von mir erzählen.

Vor vielen Jahren (ich bin jetzt 49) benötigte ich ein neues Fahrrad. Ich liebe Fahrräder. Die Technik und deren Ästhetik. Ich muss vor fast jedem Fahrradladen stehen bleiben und mir die Räder anschauen. Der Laden meines Vertrauens hatte zu dieser Zeit einige interessante Angebote, die ich wieder und wieder probefuhr. Der Verkäufer war irgendwann schon ein wenig genervt von mir und übte irgendwann eine wenig Verkaufsdruck aus, dem ich mich damals gerne fügte. Er maß meine Beinlänge und bestimmte darüber die Rahmengröße, die anders war als die des Rades, welches ich ausprobiert hatte. So erhielt ich also ein Fahrrad, mit dessen Rahmengröße ich eigentlich nicht 100% glücklich war (etwas zu klein). Ich fahre es noch heute. Nach unzähligen Modifikationen.

Ich kaufte das Fahrrad mit einer damals sehr modernen 8-Gang Nabenschaltung. Nach ein oder zwei Jahren fand ich, dass diese Nabenschaltung irgendwie schwergängig sei und kraftraubend. Zufällig bekam ich dann einen neuen Kollegen, der nicht nur Radsportler war sondern auch solchen modischen Trends wie Single Speed Fahrrad fahren folgte. Nach einigen Recherchen fasste ich den Mut einfach mein Fahrrad umzubauen. Ich ersetzte das Hinterrad mit der leidigen Nabenschaltung durch ein Hinterrad ganz ohne Schaltung. Single Speed halt. So fuhr ich mit dem Rad ebenfalls ein- zwei Jahre, bis ich auch damit nicht mehr glücklich war, da das Anfahren mit so einem einzelnen Gang (ich wählte damals eine recht hohe Übersetzung, damit ich bei meiner üblichen Reisegeschwindigkeit nicht mit super hoher Frequenz treten musste) doch recht mühsam war. So baute ich mir eine Kettenschaltung ein. Mit der fuhr ich ebenfalls ein paar Jahre. Zwischenzeitlich baute ich noch verschiedene Lenker ein (um die zu kleine Rahmengröße auszugleichen), verschiedene Vorbauten und verschiedene Pedale. Letztes Jahr merkte ich, dass mir das Radfahren (ich fahre damit täglich zur Arbeit) mittlerweile zu erschöpfend war. So entschloss ich mich einen recht teuren Elektromotor einzubauen. Also wieder das Hinterrad ausgewechselt und durch ein Hinterrad mit Motor ersetzt. Akku an den Trinkflaschenhalter, Kabel, fertig. Zuletzt habe ich mir noch ein hinteres Schutzblech auf das Vorderrad montiert (geht jetzt nach vorne deutlich weiter über den Reifen), da mir bei Regen immer zu viel Wasser hochspritze. Da ich damit etwas schneller unterwegs bin habe ich außerdem noch ein größeres Kettenblatt am Tretlager montiert. Wahrscheinlich habe ich noch mehr an dem Fahrrad umgebaut, was mir jetzt spontan nicht alles einfällt.

Ich bleibe immer noch vor jedem Fahrradgeschäft stehen und muss mir die Räder dort anschauen. Häufig finde ich dabei ein Fahrrad, dass ich toll finde und denke, dass ich dieses oder jenes gerne hätte. Und dann denke ich an mein Fahrrad, dass mich so häufig genervt hat, in das ich aber auch so viel Zeit und Energie gesteckt habe. Nicht nur durch die Umbauten. Natürlich auch durch die vielen tausend Kilometer, die ich darauf gefahren bin, darauf geschwitzt und mich auch häufig gequält habe (auch durch viele Sättel, die ich ausprobieren musste). Und die vielen Stunden, die ich es geputzt und gepflegt habe. Wer weiß, ob ich mich jemals davon trennen kann. – Mirko Strick


Leserbrief zu „Im Wunderland der Korrektheit“ von Josef Joffe

Zunächst vielen Dank an DIE ZEIT für eine weitere Folge in „Wir diskutieren ein Thema – u. U. auch kontrovers“ Das ist das, was ich an Ihrer Zeitung so schätze und für meine eigene Meinungsbildung für so wichtig halte. Zum Thema.

Vielen Dank Herr Joffe für Ihre Erwiderung auf Herrn Staas. Sie spricht mir aus dem Herzen. Doch was Sie beide nicht benennen sind die beiden wichtigsten Fundamente allen Handelns: Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Ohne aus allem eine Ideologie zu machen. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit auszuüben sind für mich sehr wichtige Voraussetzungen in einem Gespräch, einer Auseinandersetzung, einem Streit. Bei den PCisten vermisse ich sie weitgehend. Warum?

Ich finde den zitierten Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes richtig und sehr wichtig. Doch was immer von den PCisten (vielleicht sogar bewusst) bei der Anwendung missachtet wird, ist die Tatsache, dass es um Menschen geht, die vor dem Gesetz gleich zu behandeln sind: z. B. gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit, unabhängig von Geschlecht und Hautfarbe. Doch die Neigung zur Ungleichbehandlung steckt in uns allen und ist eher eine menschliche Eigenschaft, die unabhängig ist von Geschlecht, Hautfarbe oder anderem und nur teilweise anerzogen wird:

Warum wird mit einer männlichen Hebamme so umgegangen http://www.zeit.de/2010/28/S-Hebammen ?

Würden die PCisten ehrlich anerkennen, das Menschen unterschiedlich sind und Gleichbehandlung nur dann möglich ist, wenn Unterschiede für den Gegenstand der Entscheidung zu Behandlung keine Rolle spielen, wäre viel gewonnen.

Zwei Beispiele:

Ich fühle mich noch sicherer im Flugzeug, wenn die erste Durchsage des Kapitäns im Flieger von einer Kapitänin kommt, weil Frauen die besseren Fähigkeiten im Steuern habe (das sage ich als Sicherheits-Ing. für High Risk-Anlagen). Sind Männer deshalb unsichere Piloten?

Ich fühle mich sicherer als Mitarbeiter im Rettungsdienst (habe ich 10 Jahre geleistet), wenn ich einen kräftigen männlichen Kollegen an meiner Seite habe beim Transport eines Patienten in einem engen Treppenhaus auf einer Trage in Über-Kopf-Haltung der Trage, wo einfach die größere Körperkraft benötigt wird und man nicht mal eben absetzen kann um sich zu erholen. Sind Frauen deshalb im Rettungsdienst ungeeignet?

Die Beispiele zeigen, wären alle ehrlich, dann ginge es tatsächlich um Gleichbehandlung und nicht um stumpfe Gleichmacherei. Empfehlung: Lesen Sie DIE ZEIT. Es gab einige interessante Artikel, die deutlich machen, was „Kleinigkeiten“ dazu beitragen können Menschen in die Arme von AFD und Co. zu treiben. Es werden sogar solche Leute nachdenklich, von denen man eher eine PC-konforme Haltung unterstellen würde, siehe Autor des zweiten Links:

http://www.zeit.de/zeit-magazin/2016/52/junge-afd-nachwuchs-politiker-ziele-feindbilder oder hier

http://www.zeit.de/2016/12/alternative-fuer-deutschland-waehler-profil-afd-uwe-junge

Im Umgang mit dem den Leuten „auf der Straße“ habe ich bei meiner Arbeit eines für mich gelernt:

Komm runter von Deinem akademischen Ross, von Deiner pharisäerischen Haltung „Ich stehe auf der guten Seite“, ich bin political correct. Dann erlange ich Zugang zu den Menschen, sie hören mir zu und ich erlange Glaubwürdigkeit. Sie ist die Grundlage für VErtrauen, das wir heute in unserer Gesellschaft dringend benötigen, aber immer mehr verlieren. – Michael Pëus


Leserbrief zu „Kampf dem System“ von Kerstin Kohlenberg, Gero von Randow und Heinrich Wefing

Müssen wir uns bei Trump bedanken, dass wir uns endlich Gedanken um unsere Werte und Institutionen machen? Die Autoren verweisen auf die Zeit der APO vor 50 Jahren. Die sind damals auf die Straße gegangen und haben ihre Ziele laut und teilweise und demokratisch vorgetragen.

Unter den Zeichen von Globalisierung, Pluralismus und Meinungsfreiheit, die uns ja so viele Vorteile bringen (auch Trump!), hat doch schon längst der zugelassene Abbau der Institutionen und Werte begonnen. Wir diskutieren über die Verschärfung von Anti-Terror-Gesetzen und über Flüchtlinge als mögliche Terroristen. Was ist mit den „Terroristen“ auf der Straße? Im Jahr 2014 3.581 Tote durch Verkehrsunfälle, 9.044. Tote durch Unfälle im Haushalt, 971 Tote durch Arbeitsunfälle: Verschärfen wir die Regeln? Wir schaffen es nicht einmal, die bestehenden Regeln zu kontrollieren und zu sanktionieren. Gleiches im Steuerbereich. Mir werden Einkommenssteuern direkt vom Lohn abgezogen. Wer Spielraum und „gute“ Steuer- und Bankberater hat, lässt sein Geld auf irgendwelchen Fonds und Inseln verschwinden, um gleichzeitig über schlechte Schulen, Straßen und staatliche Vorsorge zu jammern. Weil dem Staat (also mir) wichtiges und viel Geld entzogen wird. Und Steuerbetrüger dann als Fußballvereins (?)-Präsidenten zu Vorbildern werden.

Auch „Die Zeit“ jubelt über

  • die günstigen Übernachtungskosten bei Airbnb, vergisst aber, dass damit Mietpreise in Innenstädten steigen, Hotels nicht ausgelastet sind, Hotelmitarbeiter entlassen werden müssen,
  • Uber und seine Preise, vergisst aber, die dadurch arbeitslos werdenden Taxiunternehmen und -fahrer.

Im Artikel schreiben Sie, dass Institutionen funktionieren, wenn sie „mutig sind, optimistisch, wenn sie vom Vertrauen der Bevölkerung getragen werden“. Wo finde ich solche Institutionen in Deutschland? So genannte „Fußballfans“ dürfen Steine, Flaschen, Pyrotechnik auf Polizisten, Ordner, Kinder, Familien werfen. Wären die Institutionen (Polizei, Staatsanwaltschaft, Fußballklubs) mutig, würden dieser Straftäter am gleichen Tag verhaftet, beschleunigt verurteilt, auf Lebenszeit aus dem Verein ausgeschlossen und kein Journalist würde Verständnis für eine „Pyrotechnik-Kultur“ aufschreiben.

Wir haben alle hier viel zu tun. Sie als Journalisten darüber zu berichten, unbequeme Fragen zu stellen, Argumente zu vermitteln und ich als Leser und Bürger zu wählen, mich vor Ort einzumischen und genauso unbequeme Fragen zu stellen. – Wolfgang Krause


Leserbrief zu „Alles Mein“ von Linda Tutmann

Konsum mit eingeschaltetem Gehirn!

Wie immer, die Dosis macht das Gift. Auf der einen Seite die Entwicklung des Minimalismus, die mich sehr freut, auf der Anderen der unkontrollierte Konsumrausch (jedem Mainstream hinterher, keine reparierfähigen Produkte, Massenware etc.).

Vielleicht, meine große Hoffnung, kann sich hier ein Gleichgewicht entwickeln?

Wenn jemand Monate braucht (in denen er nichts kauft) um ein bestimmtes Produkt zu suchen und dann zu kaufen um sein kahles Heim damit für Jahrzehnte zu schmücken, ist doch schon sehr viel erreicht. Alle sind entsetzt über die ozeanischen Müllstrudel und sind doch alle direkt/indirekt daran beteiligt. Wie gesagt: Weniger ist mehr! Wenn das Weniger auch noch Erinnerungen innehat, umso besser. –  Kristina Baginski


Leserbrief zu „Wieviel Nähe darf es sein?“

500 Jahre nach Luther sind die EKD und der Vatikan weiter von einander entfernt,  als je zuvor!

In den fundamentalen Aussagen der altkirchlichen Glaubensbekenntnisse gibt es jedenfalls keine Übereinstimmung mehr. So wird auf „evangelischer“ Seite weitgehend sowohl die Jungfrauengeburt, als auch die leibliche Auferstehung der Toten nicht mehr geglaubt, ja sogar die Auferstehung Jesu Christi in eine weiter andauernde Bedeutung seiner Lehre umgedeutet. Die Botschafterin des Reformationsjubiläums Margot Käßmann nennt Joseph  den leiblichen  Vater Jesu und die „Jungfrau“ Maria nur noch eine selbstbewußte junge Frau, – wobei damit das Geheimnis der Menschwerdung Gottes von ihr völlig der „Vernunft“ preisgegeben wird.

Vor diesem Hintergrund erübrigen sich alle Bemühungen um Einigung in der Ämterfrage und im Verständnis der Eucharistie. Die Reise der EKD nach Rom verdient insofern das Urteil : Außer Spesen nichts gewesen. – Prof.em.Dr.Karl-Heinz Kuhlmann


Leserbrief zu „Im Wunderland der Korrektheit“ von Josef Joffe

Für den ernsthaft interessierten Leser, der natürlich auch „1984“ sowie den Beitrag von Christian Staas vom 19. Januar gelesen und daraufhin PC im Internet recherchiert hat, mag es zunächst beeindruckend sein, dass JJ sich nicht auf die im Internet gefundenen 13 Mio. Einträge bezieht, sondern sich auf die eine Erklärung im Duden beschränkt. Dann folgt allerdings eine Seite voller Beispiele als „Entgegnung“ auf die ebenfalls mit vielen Beispielen bestückte Seite von Christian Staas, die jedoch ebenso wenig eindeutig zu vermitteln vermag, was die PC nun wirklich ist.

Vielleicht sollten wir uns in diesem Zusammenhang die „Goldene Regel“ – nicht in der komplizierten Form Kants Imperatorischen Imperativs sondern wie wir sie kennen und als „Goldene Regel des Mittelalters“ häufig bezeichnen – in Erinnerung rufen: „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu!“

Die GR ist ein Appell aus Zeiten (nicht des Mittelalters sondern) lange vor unserer Zeitrechnung und wurde in vielen Kulturen dieser Welt zum moralischen Maßstab gesetzt. Sie beinhaltet die Grundlage menschlichen friedlichen Zusammenlebens – und ist vermutlich gerade deshalb utopisch in ihrer Umsetzung – aber erstrebenswert, gerade auch im Umgang mit der „Political Correctness“! – Hans Jürgen Hahn


Leserbrief zu “ Wie viel Schulz erträgt das Land?“ von Fabian Klask und Matthias Krupa

So so; einer, der sich von Mr, „Steueroase Luxenburg“, Herrn Claud Junker die Plete küssen lässt soll jetzt die Steuerhinterziehung bekämpfen? Leute aus „kleinen“ Verhältnissen sind sehr anfällig für diese subtile Korruption der Macht vertreten durch ihre „tollen“ Repräsentanten, siehe auch ein gewisser Herr Schröder (Genosse der Bosse). – Dieter Herrmann


Leserbrief zu „Stresstauglich werden“ von Christian Schwägerl

Ihren Beitrag finde ich mutig, aber notwendig. „Gefühlt“ wurde die Wehrpflicht erst gestern abgeschafft, man hat sich gerade daran gewöhnt. Diejenigen, die die Hals über Kopf getroffene Entscheidung falsch fanden, bekommen jetzt recht. Die Zeiten ändern sich schnell und grundlegend. Der jungen Generation ist nicht vorzuwerfen, dass sie keinen Gemeinsinn hätte, obwohl in manchen Kreisen der Individualismus überwiegt. Das Problem für die Gutwilligen, die sich einbringen wollen, ist die berufliche Belastung, gerade bei jungen Familien. Unser Förderverein gestaltet zu dieser Frage einen Abend, an dem junge Menschen darüber berichten, wie sie Beruf, Familie und gesellschaftliches Engagement unter einen Hut kriegen. Gerne schicke ich Ihnen in der Anlage eine Ankündigung zu diese Veranstaltung am 16.02.17. Wenn Sie Gelegenheit haben zu kommen, möchten wir sie herzlich dazu einladen. – Klaus Tuch


Leserbrief zu „Kampf dem System“ von Kerstin Kohlenberg, Gero von Randow und Heinrich Wefing

Exzellente Artikel an dem Journalisten vom Fach am Werk waren, wie man es von der „ZEIT“ erwartet. Sehr gut wurde die Aushöhlung des demokratischen Staatswesens der USA durch den gewissenlosen Missbrauch und Verhöhnung des Legalitätsprinzips durch Donald Trump (und seinen diabolischen Chefstrategen Steve Bannen) dargestellt als auch die Manipulation der öffentlichen Meinung. Nennt man nicht eine skrupellose  Politik, die es mit der Wahrheit nicht so genau hält, ihre Ziele auch  mit moralisch verwerflichen  Mitteln anstrebt und versucht durchzusetzen: Machiavellismus? Ein Trost, das öffentliche Gewissen in den USA lebt, meldet sich zu Wort und möge deshalb der Himmel eines Tages in das Spiel sich einmischen, das gegen ihn  gespielt wurde.  – Johannes van den Boom 


Leserbrief zu „Sie setzen ein Volk unter Strom“ von Claus Hecking

es ist schon ganz interessant, was Sie da Ihren Lesern mitteilen. Doch ist Ihr Beitrag aus meiner Sicht etwas einseitig.

1.

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Chinesen auf den kompletten Ersatz der Verbrennungsmotore durch E-Motore setzen und nicht auf Verringerung des MIV. Das ist wohl eher unzutreffend, denn auch die Chinesen werden sicherlich versuchen, den Stau sowie den Flächenverbrauch durch PKW in ihren Städten abzubauen. Das aber ist nicht durch Fahrzeug-Ersatz, sondern nur durch Ausweitung des öffentlichen Verkehrs möglich. Und da tun die Chinesen schon einiges:

Dr. Josef Doppelbauer, Vertreter der „European Union Agency for Railways“ verglich während eines Vortrag am 19. September 2016 den chinesischen mit dem europäischen Fernverkehr (Etwa gleich große Fläche und etwa die doppelte Einwohnerzah lin China):

– Europa hat etwa 9000 km High-Speed-Strecken und China 19000.

– Europa hat etwa 900 High-Speed-Züge, China 4000.

– Bis 2020 sind in China gewaltige Zuwächse geplant.

Und was die Chinesen im Fernverkehr schaffen, wird wohl auch im ÖPNV möglich sein.

2.

Ihre Aussagen zu den Batterien für Landfahrzeuge, die hier ja das A und O sind, sind meines Erachtens sehr optimistisch.

Da ergibt sich zunächst die Frage: Woher nehmen Sie eigentlich Ihre Aussage „Doppelte Energiedichte in 2-3 Jahren“ ?

Dann fehlt m.E. auch eine Aussage hinsichtlich des Ausgangsmaterials für Batterien. Ist es nicht so, dass die Ausgangsmaterialien in der Erdkruste recht dünn gesät sind, und dass dadurch bei massiver Inanspruchnahme die Kosten rapide steigen werden? Und ist es nicht so, dass die Batteriekapazität mit der Anzahl der Ladungen sinkt und die Batterien nach etwa 1000 Ladezyklen erneuert werden müssen?

Ich wünsche den Herren Breitfeld und Kirchert viel Glück. Doch bleiben bei mir Zweifel für ihr Vorhaben. – Dieter Schuster


Leserbrief zu „Im Wunderland der Korrektheit“ von Josef Joffe

Ich habe schon seit einiger Zeit den Verdacht, dass PC (Political Correctness) in der heutigen Form zum Maulkorb für die Meinungsfreiheit wird. PC hat es immer schon in der verschiedensten Form gegeben, im praktizierenden Sozialismus wie im Faschismus. Sie war immer die Planierwalze hin zum Autoritären. Siehe heute USA, Polen, Türkei. Praktische Demokratie heißt immer das gesellschaftliche Gleichgewicht wahren, dazu gehört selbstverständlich eine antidiskriminierende Sprechweise. Demokratie ist nicht einfach, das Gleichgewicht muss immer neu erarbeitet werden. – Jürgen Scharnhorst


Leserbrief zu „Innere Unsicherheit“ von Nadine Ahr et al.

Ihr Dossier ist atemberaubend. Berlin ist wohl der Extremfall einer Erscheinung die die gesamte Bundesrepublik betrifft. Nach 25 Jahren in Brasilien fallen mir doch einige Unterschiede auf, sagen wir im Vergleich zu den 80er-Jahren:

  1. Museumsbesuch: heute typischerweise 10 EUR für ein großes Museum. Früher: keine 20 DM, sondern einige wenige DM (4 bis 5?) 2. In jedem Bahnhof gab es beheizte Wartesäle.
  1. Anzahl Polizisten: deutlich mehr als heute (wie Sie selbst schreiben).
  1. Anzahl Staatsanwälte: siehe 5.
  2. Sonstige Öffentliche Angestellte und Beamte: deutlich mehr (Sie schrieben vor einigen Wochen von Investitionen in die Infrastruktur die nicht ausgeführt werden weil es an Verwaltungsbeamten fehlt).
  1. Bundeswehr: deutlich größer.
  2. Marode Schulen: damals kein Thema.

Wenn nun also der Staat früher mehr ausgegeben hat als heute, heute aber besonders hohe Einnahmen hat („die Wirtschaft brummt“), dann fragt man

sich: Wohin geht denn das ganze Geld das er früher hatte? Wirtschaftlich bin ich blutiger Laie, und meine Beispiele sind nicht quantitativ. Sie haben sowohl die wirtschaftliche Kompetenz als auch ausgiebige Möglichkeiten der Recherche. Wäre das nicht auch ein interessantes Thema für ein Dossier? – Frank Hrebabetzky


Leserbrief zu „Alles Mein“ von Linda Tutmann

Ein dreistöckiges Haus in Italien, das 18 Jahre viel genützt wurde und als Alterssitz gedacht war, wird nun in andere Hände übergeben. Zum einen haben viele Objekte in Haus und Garten Ihre Sinnhaftigkeit für das letzte Viertel des Daseins an Bedeutung eingebüßt, zum anderen ist es verantwortungslos, den Erben einen Wust von Ballast zuzumuten. So ergibt sich eine auf den Kopf gestellte Pyramide: Ganz unten die Entsorgung an diverse Mülltrenn-Stationen in der Umgebung, darüber Geschenke an Freunde und Nachbarn, den Ortschronisten, den Pensionistenclub, das Pflegeheim, andere Bedürftige, die nach Nachfrage Verwendung haben. In der Pyramidenetage darüber sind schon Transporte angesagt: Nach Innsbruck, vor allem Bilder und Skulpturen, die als Geschenke dienen oder über unsere Geschäft verkauft werden können. Und dann die große – am Kopf stehende – Basis: Möbel, Bilder, Skulpturen und Objekte in jeder Winzigkeit oder Größe, die mit uns über die Lande und die Zeiten gezogen sind. Alle völlig ohne bedeutenden Wert – weder im Dorotheum noch bei Sotheby’s anbietbar. Aber lebensbegleitend mit jeweils einer oder mehreren unverzichtbaren Geschichten und Anekdoten: Die in Innsbruck mehrmals herumgewandert sind, nach Bagno Vignoni reisten, von dort nach Radi, dann an den Gardasee und nun ihren Weg zurück nach Innsbruck und nach Osttirol als unsere Begleiter antreten. Vermutlich ist es ihre (und unsere) letzte Übersiedlung. Zurücklassen dieser liebgewonnen Begleiter ist völlig unmöglich. Das gilt natürlich auch und in primis für  das(Mit-)Reisen von Büchern. Habent sua fata libelli! – Dieter Tausch


Leserbrief zu „Innere Unsicherheit“ von Nadine Ahr et al.

Ich bin kein Freund davon, ständig nach einer stärkeren Polizei oder gar mehr Überwachung zu rufen und halte die deutschen Gesetze im Großen und Ganzen für ausreichend, um auch mit dem Terrorismus und organisierter Kriminalität fertig zu werden. Was die ZEIT da aber über Zustände bei der Berliner Polizei berichtet, kommt für mich der Kapitulation des Rechtsstaates gleich. Neben den materiellen und natürlich auch persönlichen Schäden, die die Opfer unmittelbar erleiden, wiegt der politische Schaden, der hier angerichtet wird, noch sehr viel schwerer. Umso unverständlicher ist die Dickfelligkeit mit der die Verantwortlichen die unfassbaren Zustände einfach ignorieren und nicht einmal Stellung beziehen können oder wollen.   – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel


Leserbrief zu „Kampf dem System“ von Kerstin Kohlenberg, Gero von Randow und Heinrich Wefing

Mit Ihrem Artikel über die Zerstörung des gesellschaflichen Systems ist für mich endlich der entscheidende Puzzelstein aufgetaucht, der alle bisherigen Fragmente der Trump’schen Politik zu einem – noch unvollständigen, aber erkennbaren – Gesamtbild zusammen fügt.

Er zerstört das System unter Verwendung der Möglichkeiten des Systems und zeigt am Ende auf die Unfähigkeit des Staatssystems, mit ’seinen‘ Herausforderungen umzugehen; der Schritt zu einer kompletten Änderung der Regeln und Gesetzmäßigkeiten nach seine Vorstellungenist dann nur noch ein kleiner. Das Schlimme wird sein, dass Trumps Befürworter nicht erkennen werden, was am Ende entstehen wird: eine Diktatur – welche nicht zu ihrem Nutzen agieren wird!

Die Zukunft wird schwarz – fast überall auf der Welt sind schließlich vergleichbare Entwicklungen zu beobachten – und es wird schnell gehen. Was im Detail entstehen wird, kann wohl nicht vorhergesagt werden, aber für die Bürger westlicher Staaten wird die Zeit der Offenheit, Toleranz und gesellschaflichen Weiterentwicklung nun vorbei sein.

Freuen wir uns, dass wir sie erleben durften – kämpfen wir dafür, dass sie vielleicht irgendwann einmal wiederkommt. Demokratie und Freiheit: RIP. – Eberhard Goette


Leserbrief zu „Kampf dem System“ von Kerstin Kohlenberg, Gero von Randow und Heinrich Wefing

Tja, jetzt kommt die Ernüchterung und auch, zumindest bei mir, ein wenig Bangen vor der Zukunft. Da hat man geglaubt, Trump will bloß rasch seine Wahlversprechen einlösen und schnell liefern. Aber  laut dem Artikel von Frau Kohlenberg, Herrn von Randow und Herrn Wefing steckt ein weitreichenderes  Ziel hinter seinem Handeln, das perfide Kalkül, die Intuitionen in den USA zu zerstören und die  amerikanische politische Kultur, so wie wir sie kennen, zu sprengen.  Ich fürchte, die Autoren des Artikels haben recht. Es gibt zwar hoffnungsvolle Zeichen, dass sich bei den  Amerikanern Widerstand dagegen formiert. Aber bei der Geschwindigkeit, die Trump vorlegt, wird dieser  Widerstand den Ereignissen nur hinterher laufen können.   Hoffentlich lernen die Politiker in der EU und in unserer Regierung daraus, wie unser liberale Demokratie aktiv zu verteidigen ist. Ich fürchte nicht ….. aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt! – Dr. Thomas Henn 


Leserbrief zu „Die Ausweitung der Kampfzonen“ von Slavoj Žižek

Ich bin erschrocken, dass eine liberale Wochenzeitung einen Beitrag von Slovoj Žižek veröffentlicht, in dem der Poststrukturalist bekennt, er würde, weil sie sich „stärker am Schutz von Arbeiterinteressen“ orientiere, Marine Le Pen zur französischen Präsidentin wählen und dafür das Projekt eines vereinten Europa und die Ideale der freiheitlichen Demokratie aufgeben. So wie die Kommunisten in den 1930er Jahren die Sozialdemokraten als „Sozialfaschisten“ diffamierten und den Untergang der Weimarer Republik in Kauf nahmen, behauptet Žižek, der Unterschied zwischen der neofaschistischen Kandidatin und dem Konservativen Francois Fillon sei „rein formaler Natur“. Zum Glück läuft es in Frankreich aber nicht auf die Alternative Le Pen oder Fillon hinaus, sondern mit Emmanuel Macron gibt es einen Kandidaten, der für mehr Offenheit und für mehr Europa steht und trotzdem die Franzosen begeistert. Es gibt nämlich noch Menschen, die sich nicht von rassistischen Vorurteilen und nationalistischen Ressentiments leiten lassen. So schnell kann eine politische Theorie von der Wirklichkeit überholt werden. – Jürgen Thiede


Leserbrief zu „Sinnlos gelitten“ von Miriam Gebhardt

Eine Frage und auch Anmerkung: Hat der Hausarzt einen Palliativmediziner hinzugezogen und hat eine ethische Fallbesprechung stattgefunden? (Ich bitte um eine Antwort von Frau Gebhardt.) Ich selbst habe in einer ähnlichen Situation eine Gesprächsrunde zwischen Angehörigem, Hausarzt/auch Palliativmediziner und Pflege moderiert. Die Pflege bestand damals auf der PEG-Sonde (auch aus Furcht vor dem MDK, dessen Rolle in diesem Artikel überhaupt nicht zur Sprache kommt) und hatte beim Amtsgericht Klage eingereicht.

Das Protokoll dieser Gesprächsrunde mit all seinen durchaus differenzierten Betrachtungen und dem Entschluss gegen eine weitere PEG-Sonde wurde dann dem zuständigen Richter vorgelegt, der daraufhin das Verfahren unter Hinweis auf unsere Ausführungen, die ja eigentlich keine gesetzliche Grundlage haben, eingestellt hat. Die Patientin ist dann wenig später friedlich verstorben. Die Gerichte, auch nicht BVG oder EVG, werden die persönlichen Verantwortung gegenüber dem individuellen Schicksal nicht abnehmen können. Oder: Die Flucht vor das Gericht ist die Verweigerung der eigenen Verantwortung in einer beteiligten Gemeinschaft. – Eckart Schermuly 


Leserbrief zu „Sinnlos gelitten“ von Miriam Gebhardt

Ans Bett gefesselte Probanden

Die Patientenbiografie des Heinrich S. ist erschütternd und seine Sekundärleiden wie die Versteifung zeigen den Pflegenotstand in Deutschland. Möge Herr S. seinen Frieden finden. Ich möchte Gedankenexperiment wagen:

Der schwer kranke, stark behinderte Heinrich S. litt an Demenz. Im November letzten Jahres wurde eine Neuregelung des Arzneimittelgesetzes beschlossen, fortan sind diesbezügliche Medikamententests an nicht einwilligungsfähigen Patienten erlaubt. Nehmen wir an, Herr S. hätte Jahre vorher einmal der Teilnahme an Mediakmenten-Tests zugestimmt. Wäre es nach der aktuellen Rechtsprechung möglich gewesen, an dem im wörtlichen Sinne ans Bett gefesselten Mann die (Neben-)Wirkung von noch nicht zugelassenen Alzheimer-Medikamenten zu erproben? Wäre eine solche Versuchsanordnung für die Pharmaforschung wissenschaftlich sinnvoll oder ökonomisch attraktiv? Kann eine Patientenverfügung oder der Angehörigen-Wille eine einmal gegebene Zustimmung zu Medikamententests revidieren?   – Mark Rozin 


Leserbrief zu “ Wie viel Schulz erträgt das Land?“ von Fabian Klask und Matthias Krupa

Ich bin ein “ Arbeitersohn “ und stamme aus sehr einfachen Verhaeltnissen. Mit Realschulabschluss und Lehre begann ich ueber den “ zweiten Bildungsweg “ 1973 ein Fachhochschulstudium , welches ich nach einer sehr anstrengenden Studienzeit mit Diplom abschloss. Schon sehr frueh in jungen Jahren war ich fuer mehrere Jahre beruflich im “ Nahen Osten „. Viele Freundschaften mit moslemischen Einheimischen , darunter etlichen moderaten palaestinensischen Ingenieuren konnte ich damals schliessen. Allerdings gilt fuer mich heute als “ bekennender Christ “ : Der Islam , bisher klaeglich gescheitert , gehoert eben nicht zu Deutschland.

Wann endlich fassen wir uns ein Herz , um den arabischen Fluechtlingen bei uns die “ gewaltige und befreiende “ Botschaft des biblischen Evangeliums nahezubringen ? Oder sind wir etwa zu egoistisch und denken erst mal an uns ? Und da bin ich schon bei einem meiner Hauptanliegen an die Traditionspartei SPD. Als ich noch Heranwachsender war , da galten die Gymnasiumbesucher schon als was besonderes . Schon in der von mir besuchten freikirchlichen Jugendgruppe  bekam ich zu spueren , dass die jungen Damen und Herren mit kuenftigem Abitur schon was besonderes waren. Ein verstecktes “ Elite-Denken “ bahnte sich schon damals an. Nun – dies ist lange her und jetzt ist Wahljahr und da geht es wohl den sogenannten Eliten an den Kragen. Und da freu ich mich ueber den fuliminanten Neustart der Genossen unter Schulz.

Ich bin dabei und unterstuetze als Nichtparteimitglied gerne den Kanzlerkandidaten. Allerdings nur , wenn folgende Themen auf die Agenda kommen : Bestrafung von Kriminellen wie Winterkorn und Konsorten , radikale Reform unseres Rentensystems und humane Mietgesetze fuer Mieter . Und aussenpolitisch : Kooperation mit Putin im Kampf gegen den Islamismus und vor allem eine sinnvolle Nahostpolitik . Dies beinhaltet die Unterstuetzung der moderaten Kraefte bei den Palaestinensern und das Unterlassen von einseitigen Verurteilungen von arabischen Machthabern. Sollte ich aber in den kommemden Monaten den Eindruck gewinnen , dass die SPD lahmt aufgrund eigener falscher Themen – dann spring ich ab vom “ SPD-Volldampf-Wahlkampfzug „. Jetzt heisst es erst mal Aermel hoch und hart anpacken und schuften – vor allem fuer die “ Partei-Oberen „. –  Dipl.Ing. Erwin Chudaska 


Leserbrief zu „Im Wunderland der Korrektheit“ von Josef Joffe

Was wäre DIE ZEIT ohne Josef Joffe! Vielen Dank für ihren Beitrag „Im Wunderland der Korrektheit“.

Die Auswirkungen der PC schlagen bis zur Diskussionskultur im Gymnasium durch. War es bis vor ca. 15 Jahren völlig normal, dass Schülerinnen und Schüler in Diskussionsbeiträgen ihre Meinungen offen und nachdrücklich äußerten, ist das heute keineswegs mehr der Fall. Selbst durch Provokationen lassen sie sich nicht mehr locken.

Nach den Ursachen befragt, kommen Äußerungen wie: „Bestimmte Dinge sagt man heute nicht offen“ oder „Ich weiß nicht, ob ich meine Meinung politisch korrekt genug ausdrücken kann“.

Unter diesen Bedingungen junge Leute zu kritischer Haltung und zur Kritikfähigkeit zu erziehen, ist wesentlich schwieriger geworden. – Rainer Stein


Leserbrief zu „Sinnlos gelitten“ von Miriam Gebhardt

Der Artikel „Das Geschäft mit den Sterbenden“ beinhaltet neben der Beschreibung einiger wirklichen Tatsachen eine Unterstellung von merkantilen und unmoralischen Beweggründen bei der Behandlung schwerstkranker Patienten auf der Intensivstation. Dies kann nicht den publizistischen und journalistischen Regeln entsprechen.

Die intensivmedizinische Behandlung ist offensichtlich teuer und muss entsprechend vergütet werden, um diese Art der Therapie zu ermöglichen. Zur Verdeutlichung stellen Sie Sich vor, dass die intensivmedizinische Behandlung nicht gewährleistet werden könnte, falls sie für die medizinische Einrichtung mit einem finanziellen Verlust einhergeht. Zudem existieren verschieden Formen der Intensivstationen mit unterschiedlichen Möglichkeiten der Behandlung.

Aufgrund der Erkrankungsschwere der genannten Patienten besteht eine hohe Letalität, sodass trotz maximaler Therapie nicht jeder der genannten Patienten geheilt werden kann oder überlebt. Für verschiedene Krankheitsbilder kann eine spezielle Wahrscheinlichkeit genannt oder errechnet werden, dennoch bleibt die Behandlung individuell und ob ein Überleben gesichert werden und eine Behandlung erfolgreich ist entscheidet sich erst in deren Verlauf, sodass ein vorzeitiger Abbruch nicht gerechtfertigt sein kann. Besteht ein infauste Prognose, wird in Übereinstimmung mit dem Patientenwillen, den Angehörigen und der gültigen Rechtslage, welche ein wesentlicher Faktor in der speziellen Behandlungssituation ist, entschieden, inwieweit die Behandlung fortgeführt, eingeschränkt oder gar abgebrochen wird.

Aus den beschriebenen einzelnen Krankheitsverläufe, laienhaften Vermutungen und allgemeine Schlüsse zu ziehen und diese in ihrer Zeitung ernsthaft zu veröffentlichen gleicht der Verleumdung und kann nicht hingenommen werden. Die Art und der Aufbau unseres Gesundheitsystems sind ein unabhängig zu diskutierendes Thema.

Seit über 20 Jahren habe ich Ihre Zeitung gelesen und werde dies nun beenden, da die Art und Weise Ihrer Berichterstattung zu oberflächlich und häufig nicht wahrheitsgemäß geworden ist. Ihre Schlagzeilen und Artikel hinterlassen ihrerseits den Eindruck, ohne Berücksichtigung des Inhalts und der Wahrheit, Aufmerksam erhaschen zu wollen. Dies trifft insbesondere für die digitale Berichterstattung und den Auftritt im Internet zu, was in der Tat für die Meinungsbildung gefährlich ist.  – Dr. med. Robert Karl Zahn


Leserbrief zu „Sind wir an alldem schuld?“ von Bernhard Pöksen

Postfaktische Wissenschaft

Wir sind im postfaktischen Zeitalter angekommen. Es wird Zeit mit all diesen Lügen aufzuräumen. Nur wollen wir aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Situation unsere Erkenntnistheorie umwerfen? Wollen wir die Frage nach dem Grundsätzlichsten, nach Wissen, mit Realismus beantworten um so aufzuzeigen, was Wahrheit und was Lüge ist? Und ist nicht gerade diese Antwort darauf postfaktisch? – Florian Jauernig


Leserbrief zu “Die große Abrechnung” von Matthias Krupa

Leider haben weite Teile der Medien in Deutschland lange unterschätzt, welch zerstörerische Kraft für die Demokratie von Leuten wie Jarosław Kaczyński ausgeht. In einem bereits im Juni 2011 in der „ZEIT“ veröffentlichten Widerspruch hat der Verfasser dieser Zeilen darauf hingewiesen, dass Kaczyński – damals noch Oppositionsführer – die politische Kultur des Landes demontiert, demoliert und demoralisiert, indem er die regierende Elite und die bestehenden Institutionen infrage stellt, Andersdenkende ausschließt und schließlich die polnische Nation zum Maß aller Dinge erhebt. Damit lag auf der Hand, dass PIS sich zu einer (reaktionär)revolutionären, antisystemischen, autoritären, nationalistischen Bewegung entwickelt, die nicht auf Zivilgesellschaft, Vielfalt und Kooperation setzt, sondern Homogenität und Konfrontation anstrebt.

Das politische Ziel besteht zurzeit darin, Staat und Gesellschaft von Grund auf umzubauen, obwohl lediglich knapp 19 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme der PIS gegeben haben. Der Begriff >Rechtsruck< erscheint in diesem Zusammenhang wie eine klare Verharmlosung der „Programmatik“ einer Partei, die bei der Verleumdung ihrer politischen Gegner systematisch an das aus der Volksrepublik Polen gut bekannte Vokabular anknüpft und somit das „Kontrafaktische“ perfekt verkörpert. – Dr. hab. Dariusz Adamczyk


Leserbrief zu “Die große Abrechnung” von Matthias Krupa

Seit über fünf Jahren bin ich Professor in Polen an der Politechnika Koszalińska (ehemals Köslin) und lehre dort etwa alle zwei Wochen.

Die Einschätzungen Ihres Artikels teile ich im Grundsatz. Mir fiel schon oft auf, dass neben den Banken auch der Einzelhandel, z.B. Lidl, Netto, Marché, Biedronka (Portugal), die Logistik, z.B. DB Schenker, die Müllabfuhr, z.B. Remondis, der Automobilbau, z.B. Fiat, Daewoo, General Motors, VW, der Schienenfahrzeugbau, z.B. Bombardier, und anderes weitgehend in ausländischer Hand sind – und dieses ein potentielles Problem darstellt. Allerdings ist in meinem Kollegenkreis von einer Unterstützung der jetzigen Regierung nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil. Das Programm 500 Plus (Kindergeld) wird als zu undifferenziert, eigentlich nicht finanzierbar und nicht nachhaltig genug eingestuft (rausgeschmissenes Geld). Die Machenschaften der Regierung, z.B. die Beugung der Verfassung, werden als peinlich und schädlich für Polen angesehen.

Was Sie in Ihrem Artikel nicht thematisieren ist die räumliche Verteilung der Stimmen für Regierung (PiS) und Opposition (PO).

Präsidentschaftswahl 2015:

http://www.wyborynamapie.pl/prezydenckie2015/pierwszatura.html

Parlamentswahl 2011:

https://pl.wikipedia.org/wiki/Wybory_parlamentarne_w_Polsce_w_2011_roku

Die Karten der Wahlergebnisse sprechen für sich und lassen Raum für Interpretationen. Ich beteilige mich an den wissenschaftlichen Arbeiten meiner polnischen Fachgesellschaft. Die dortigen Kollegen kommen ausschließlich aus den ocker eingefärbten Regionen.

Bei der Parlamentswahl 2015 hat die PO deutlich verloren. Nach meiner Einschätzung hatte das zwei Gründe: 1.) Nach dem Wechsel von Tusk zur EU konnte die schwache Nachfolgerin Ewa Kopacz nicht die Lücke füllen. 2.) Im Jahr nach dem Beginn des Ukraine-Konflikts war die Angst vor russischer Expansion vor allem im Osten Polens sehr groß, so dass die PiS dort sehr viele Stimmen sammeln konnte. Das dürfte heute eventuell wieder etwas anders aussehen.

Der gleiche Effekt beeinflusste die Präsidentenwahl. Duda, der Gewinner der Wahl, hat nur in sieben von 16 Wojewodschaften gewonnen, Komorowski dagegen in neun. Duda konnte jedoch im Osten mit starken Mehrheiten punkten. Aber schon kurz nach der Wahl hat Duda durch seine Unterschrift die Beugung der Verfassung durch die Regierung in der Frage der Neubesetzung von Richterstellen beim Verfassungsgericht mitgetragen und dadurch nach Umfragen 10% bis 20% der Zustimmung verloren. Duda hätte danach bei einer erneuten Wahl wahrscheinlich keine Mehrheit mehr gehabt – trotz seines regelmäßig charmanten Auftretens, oft zusammen mit seiner Frau.

Meine polnischen Freunde hoffen inständig, dass die zerstörerische Energie der aktuellen Regierung begrenzt und ein Regierungswechsel in zweieinhalb Jahren noch möglich bleibt.  – Wolfgang Kresse


Leserbrief zu „Innere Unsicherheit“ von Nadine Ahr et al.

Jenseits der Statistiken sollte in der Öffentlichkeit das Bewusstsein der Folgen von Straftaten stärker gefördert werden. Kriminalität ist eben kein Bereich, in dem man, wenn man nicht erwischt wird, irgendetwas Positives erreichen kann. Mit krimineller Energie schadtet man sich in jedem Fall selbst. Man schränkt den Radius seiner Handlungsoptionen, und damit seiner Weltsicht, vorsätzlich oder leichtfertig ein. Freiheiten verwandeln sich in Abhängigkeiten von der Bedrohung, verhaftet zu werden, auch dann, wenn man das durch aggressives und/oder unauffälliges Verhalten versucht zu kompensieren. Es sollte mal darüber nachgedacht werden, ob durch verstärkte Aufklärung darüber, dass kriminelle Handlungen nie zu einem echten positiven Ziel führen können, die Hemmschwelle zu entsprechenden Biografien erhöht werden könnte – zum Schutz Gefährdeter. –  Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Innere Unsicherheit“ von Nadine Ahr et al.

Es ist schön, dass Sie versuchen das Berliner Chaos die Innere Sicherheit betreffend bloßzulegen und zu ordnen. Kriminalitätsbekämpfung, egal ob Wohnungseinbrüche, Diebstahl oder Verkehrsvergehen, ist hier politisch nicht erwünscht, weil nicht möglich. Ein Paradies für Kriminelle. Und versucht der alte oder der neue Senat gegenzusteuern? Fehlanzeige, es wird weiter gewurstelt. Der Innensenator duckt sich weg. Bürger die sich seit Jahren engagieren, werden mit Floskeln, den wenigen Erfolgsmeldungen und vielen Zahlen, die sich bei genauem Hinsehen als Katastrophe erweisen, abgebügelt. Veraltetes Equipment, lustlose Politiker, (zu Recht) ärgerliche Polizisten. Ich wundere mich allerdings auch, wie vorsichtig die GdP agiert. Interessant übrigens: die Anträge für den kleinen Waffenschein sind in Berlin im letzten Jahr um ca. 400% gestiegen. – Herbert Kolokewitzsch


Leserbrief zu „Wenigstens Reden“ von Özlem Topçu

vielen Dank für Ihre Artikel „Türkische Abrissarbeiten“ in der ZEIT Nr. 4 und „Wenigstens reden“ in der ZEIT Nr. 6 sowie Ihre detailreichen Beobachtungen im ZEITmagazin Nr. 6 aus der Redaktion von „Cumhuriyet“. Ich habe sie gern gelesen und sehe sie als gelungene Beiträge zur Versachlichung der Berichterstattung über eine insgesamt enttäuschende und gefährliche Entwicklung. Natürlich muss Frau Merkel immer wieder in die Türkei reisen – und diesmal rechtzeitig vor dem großen Referendum, um nicht als unfreiwillige Wahlhelferin missbraucht zu werden, wie Frau Dagdelen MdB (Die Linke) befürchtete. Natürlich muss sie „wenigstens reden“ wie in allen privaten oder politischen Konflikten, in denen sich Positionen festgefahren haben. Aber gibt es eine Erklärung dafür, dass „die Türken ihre Demokratie so gnadenlos demontieren“ wie Sie schreiben (Die ZEIT Nr. 4)? Hat deutsche und europäische Politik dieses Land „am langen Arm verhungern lassen“ (sorry für dieses Bild aus dem Boxsport)? Oder fehlen der türkischen Mehrheit Geduld und Gelassenheit für die längeren Wege in Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung? – Karl Neuwöhner


Leserbrief zu „Stimmt’s?“ von Walther Schärke

Ihre berechtigte Frage ‚Macht kiffen dumm?‘ hätte eine bessere Antwort verdient. Oder überhaupt eine.

Bei einigen kiffenden Neuseeländern hat sich also der IQ im Laufe von mehr als zwei Jahrzehnten um fast eine halbe Standardabweichung verringert, soso. Grösse der Stichprobe: 41! Kontrollgruppe: Fehlanzeige.

Mein Mathelehrer hätte gesagt: ‚Dat is n Beweis für gar nix‘. ‚Bedenkenswert‘, wie Herr Drösser schreibt sind solche „Ergebnisse“ eben nicht, sondern einfach Statistikmüll.

Die richtige Antwort wäre übrigens gewesen: Nein.

Es sei denn du bist Teenager und übertreibst. Dann: Ja.

Deutlich effektiver dimmst du deine Birne dennoch definitiv durch Dauerdaddeln.

Ich vermute, dass unsere Neuseeländer mit der Zeit einfach die Lust an diesen ständigen (und wissenschaftlich fragwürdigen) IQ-Tests verloren hat. Eigentlich ziemlich intelligent… – Markus Kreuzheck


Leserbrief zu „Stresstauglich werden“ von Christian Schwägerl

Als ich Ihren Artikel, Herr Schwägerl, gelesen hatte, war ich sehr begeistert von Ihren vielen interessanten Vorschlägen und Ideen. Ihre Ansätze gehen meiner Meinung nach in die richtige Richtung, sowohl für die Allgemeinheit als auch für unsere Jugendlichen im Besonderen. Gerade nach oft vielen Jahren nur „Kopfarbeit“ wäre eine soziale oder praktische Tätigkeit in den vielen von Ihnen aufgeführten möglichen Bereichen sicherlich eine gute Abwechslung. Ich glaube, es könnte für viele Jugendliche eine positive Zeit sein und vielleicht würde auch manche/r in diesem Dienst den Beruf fürs Leben finden! Das wäre doch wunderbar! Den Urlaub in Neuseeland kann man auch noch später machen! Man muß doch schließlich noch Träume haben! – Margarete Fuchs


Leserbrief zu „Das Liebste töten“ von Claudia Wiggenbröker

zu Ihrem Artikel „Das Liebste töten“ vom 2.2.17, in dem es um das Auftreten von Zwangserkrankungen bei Müttern nach der Geburt ihres Kindes geht, habe ich folgende wichtige Anmerkung:

In dem Artikel heißt es, die Frauen hätten „den Drang, ihr Kind umzubringen“. Jedoch ist eben dies nicht der Fall. Vielmehr leiden die betroffenen Frauen unter unwillkürlich im Gedankenstrom auftretende GEDANKEN, dem Kind Gewalt anzutun. Diese Gedanken sind so aversiv, dass sie versuchen, die Gedanken zu unterdrücken und alle potenziellen „Gefahrensituationen“ (z.B. mit dem Kind allein sein) meiden, was wiederum dazu führt, dass die Zwangsgedanken verstärkt auftreten. Ganz sicher haben die betroffen Frauen jedoch NICHT den Drang, ihrem Kind Gewalt anzutun. Vielmehr stellt dies ihre größte Angst, ausgelöst durch die Zwangsgedanken, dar. – Dipl.-Psych.Alexandra Gräter


Leserbrief zu „Tag der Deutschen Bahn“ von Jens Jessen

Meinetwegen auch ein Tag für die DB, wenn es der besseren Beförderung dient. Aber der Vorschlag 30. Januar ist ganz schlecht. Nicht, weil das mein Geburtstag ist (wirklich!). Sondern weil es der „Tag der Machtergreifung“ ist. Sie wissen schon: Hitler wird Reichskanzler usw., das war ein großer Feiertag im Dritten Reich. Mit diesem Stigma wollen wir die DB doch nicht belasten. – Dr. Wolfgang Hachtel


Leserbrief zu „Alles Mein“ von Linda Tutmann

Das sehe ich genauso: Liebevoll angehäufte Objekte und Souvenirs sind ebenso wie treue Freunde wichtige Weggefährten im Leben. Aber es gibt auch Wackelkandidaten, z.B. Literatur zu Themen die ich vielleicht gerne aufgreifen würde, aber eben nur vielleicht. Hier kommt mir zugute, dass meine Frau in Zweifelsfällen den zur endgültigen Klärung der Sachlage erforderlichen Pragmatismus aufbringt. Das ist wichtig; schließlich muss für neue Gegenstände, an die ich mein Herz hängen will, Platz geschaffen werden. Dazu zählt, soviel steht fest, ihr Essay, weil er dazu beigetragen hat, die eigene, eher intuitive Vorgehensweise und somit mich selbst besser zu verstehen. Daher hat er das Recht, ausgeschnitten und an exponierter Stelle aufbewahrt zu werden. – Walter Kaspers


Leserbrief zu „Gezielte Desinformation“ von Eva Wolfangel

Wie kann es sein, dass ein Artikel mit so essenziellen Informationen auf der 2. Seite im Wissen Teil verschwindet? Informationen über die Zusammenhänge die die Veränderung unserer Welt so entscheidend mit beeinflusst haben, ohne denen es wahrscheinlich keinen Präsidenten Trump geben würde oder auch keine so starke AFD und so fort.

Warum  lassen wir als Gesellschaft eine so starke Einflussnahme, Verbreitung von Unwahrheiten, überhaupt zu? Mit diesen falsch verstandenen Auslegungen von Freiheit können wir doch inzwischen umgehen! Aber anscheinend doch nicht, und die Positivismus – Argumentationsindustrie der großen Player aus dem Valley vereinnahmt alles immer mehr. – Andreas Hagn


Leserbrief zu „Sind wir an alldem schuld?“ von Bernhard Pöksen

Doch, wir sind an alldem schuld! Eine Entgegnung auf Bernhard Pörksen

Der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen geht in seinem Artikel „Sind wir an alldem schuld?“ (DIE ZEIT vom 2. Februar 2017) dem Vorwurf nach, ob nicht die Geisteswissenschaften mit ihrer konstruktivistischen Beliebigkeit das postfaktische Szenario, unter welchem die westlichen Gesellschaften derzeit leiden, erst ermöglicht haben. Aber nein, so Pörksen, denn die „Kritiker von Postmoderne und Konstruktivismus verwechseln die Seminarsituation und den beherrschenden Denkstil sehr spezieller, vergleichsweise machtloser geisteswissenschaftlicher Milieus mit der allgemeinen politischen Großwetterlage.“ – Stimmt das wirklich? Werden nicht in eben diesen Seminaren jene Eliten ausgebildet, die später in Redaktionen, Regierungen und Universitäten den Mainstream der Meinungen vorgeben, von dessen Richtigkeit sie überzeugt sind? Und doch, wie leicht fielen manche Gewißheiten wie ein Kartenhaus in sich zusammen, unterzöge man sie nur einem „Faktencheck“. – Beispiele gefällig?

  1. Welcher Faktor zeigt die höchste Korrelation mit der Länder-Performanz im PISA-Vergleich? Ist es die Klassengröße? Das Schulsystem? Die Motivation? Frontalunterricht ja oder nein? Autoritäre oder liberale Lehrer? Computer in den Klassenzimmern? Keines von alledem, es ist der durchschnittliche Intelligenzquotient des jeweiligen Landes. Eine lineare Beziehung besteht zwischen den IQs der Länder und deren PISA-Performanz (beide Indizes jeweils mit Singapur an der Spitze). Dabei dürfte es solche eindeutig feststellbaren und auch erheblichen Intelligenzunterschiede gar nicht geben, denn wie stellt es die UNESCO, die Kulturinstitution der Vereinten Nationen, in bester behavioristischer Manier in ihrer „Declaration on Race and Prejudice“ von 1978 fest: „All peoples of the world possess equal faculties for attaining the highest level in intellectual, technical, social, economic, cultural and political development“ und „the differences between the achievements of the different peoples are entirely attributable to geographical, historical, political, economic, social and cultural factors.“ Also ausschließlich kulturelle und nicht etwa angeborene, also genetische Faktoren seien demnach verantwortlich für den Erfolg. – Der Trierer Philosoph Michael Schmidt-Salomon nennt einen Fehlschluss wie jenen, den die UNESCO in ihrer Deklaration von 1978 zum Ausdruck bringt „Normativen Kulturalismus“. Es kann nicht sein, was nicht sein darf, und wenn die Faktenlage noch so eindeutig ist.
  2. Bis in Koalitionsverträge hinein hat die Überzeugung, dass „das Geschlecht“ ausschließlich ein „soziales Konstrukt“ sei, Eingang gefunden. Dies äußere sich beispielsweise in der Wahl des – geschlechtsspezifischen – Spielzeugs; die jeweilige Vorliebe von Jungen und Mädchen sei allein durch Eltern, „Peers“ und die rosarote Welt der Spielzeugläden bestimmt. Und doch: Männliche und weibliche Rhesusaffenkinder, die nie einen Spielzeugladen von innen gesehen haben, weisen eine vom Menschen ununterscheidbare geschlechtsspezifische Spielzeugpräferenz auf – die männlichen Jungtiere spielen lieber mit Modellautos („Dingen“) als mit Barbiepuppen („Subjekten“), und die weiblichen halten es gerade umgekehrt. Braucht man da, und warum eigentlich, für Menschen wirklich ein anderes Erklärungsmodell als für Affen? Mädchen mit Androgenitalem Syndrom („congenital adrenal hyperplasia“, CAH), einer angeborenen Hormonstörung, die später im Leben eine phänotypische Vermännlichung zur Folge hat, weigern sich nicht nur, mit Mädchenspielzeug zu spielen, sie ziehen auch Jungs eindeutig als Spielkameraden vor und werden überproportional häufig lesbisch. All das ist immerhin seit 1975 bekannt. – Sollte hieraus nicht langsam mal der Schluss gezogen werden, dass die Geschlechtsidentität und damit verbundene Verhaltensweisen auch genetischen Ursprungs sind?
  3. Der Soziologe Gunnar Heinsohn hat „Ockhams Rasiermesser“ – das überaus nützliche Prinzip, nach welchem ein Wissenschaftler derjenigen Erklärung, die mit den wenigsten zusätzlichen Annahmen auskommt, stets den Vorzug geben sollte – auf die Entstehung von Kriegen und Bürgerkriegen angewandt. Braucht man tatsächlich, um die Entstehung eines Krieges zu erklären, Konstrukte wie „Einkommensverteilung“, „Kolonialgeschichte“ oder „Religion“? Nein, man braucht sie nicht, denn der Faktor mit dem höchsten „Erklärungswert“ ist der Altersaufbau der Gesellschaft. Heißt, überproportional viele junge Männer im Verhältnis zur restlichen Bevölkerung („Youth Bulge“) stellen einen sehr zuverlässigen Prädiktor („Kriegsindex“) für das Auftreten sozialer Unruhen dar. Aber wird sein Modell in den Feuilletons oder im Politikteil der Zeitungen thematisiert? Etwa im Hinblick darauf, ob es wirklich die politische EU ist, die den Frieden in Europa garantiert, oder ob der Schlüssel zum Frieden nicht eher im Erreichen einer seit langem konstanten und teilweise sogar rückläufigen Bevölkerungsdichte auf diesem Kontinent liegt?

Die Liste der widerlegbaren postfaktischen Überzeugungen und die traurige Rolle, welche die Universitäten, und darin nicht nur die Geisteswissenschaften, bei deren Fortschreibung spielen, ließe sich fortsetzen: Medizinische und tiermedizinische Fakultäten dürfen die Homöopathie propagieren, nach der „geistartige Kräfte“ (Samuel Hahnemann) in komplett wirkstofflosen Zubereitungen heilsam seien; eine agrarwissenschaftliche Fakultät promoviert Doktoranden, die sich der Kupferchlorid-Kristallisation zum „Testen“ der Lebensmittelqualität verschrieben haben, eine okkulte „Methode“, welche in der als Pseudowissenschaft geltenden Anthroposophie Rudolf Steiners wurzelt. Und kein Universitätspräsident oder Minister zeigt genügend Rückgrat, solchen Unfug zu beenden, indem er einschlägigen Fakultäten beispielsweise die Steuergelder entzieht.

Jedes dieser Beispiele stellt im Grunde einen Beweis für das Versagen der akademischen Bildungseinrichtungen dar. Würden „die Eliten“ das, was eindeutig belegt werden kann, auch standhaft als Kanon des Wissens vertreten, und würden Ministerien, Redaktionen und andere Verantwortliche nicht jeder Mode folgen, sondern Qualitätsstandards setzen, was ihre Aufgabe wäre, dann würden Pseudowahrheiten und „alternative Fakten“ heute sicherlich nicht den gesellschaftlichen Raum einnehmen, den sie derzeit für sich beanspruchen. – Jobst Meyer


Leserbrief zu „Stresstauglich werden“ von Christian Schwägerl

Dass ein freier Bürger in einem freien Land Hand- und Spanndienste zu leisten hat wie im Mittelalter, widerspricht völlig einem modernen Verständnis über das Verhältnis zwischen Bürger und Staat. Das gilt erst recht, wenn es offenbar vorrangig darum geht, den Wohlstandszöglingen (man hört förmlich das Adjektiv „verweichlicht“ heraus) Zucht und Ordnung und Respekt beizubringen. Gerade in Deutschland haben wir in Kaiser-, Nazi- und DDR-Zeit schlechte Erfahrungen damit gemacht, wenn der Staat meinte, seinen Untertanen irgendwelche staatstragenden Tugenden vermitteln zu müssen. Meint etwa, wer „Stresstauglich werden“ sagt, in Wahrheit: Wir müssen einen neuen Menschen erziehen, auf dass unser Volk nicht an  den Degenerationserscheinungen der Zeit zugrunde geht (von wem stammt wohl dieses Zitat)? Zweifelhaft erscheint auch die als selbstverständlich hingestellte These, man lebe „in gefährlichen Zeiten“. Das Gefährlichste, was einem heutzutage passieren kann, sind Autofahren und Hausputz. Nein, Herr Schwägerl, das ist der falsche Weg. Die Idee des Westens ist die der Freiheit und die gilt es zu verteidigen. Auch dadurch, dass man Thesen wie „Armee als Schule der Nation“ eine Absage erteilt. Den Wert freiheitlicher Demokratie durch un- oder unterbezahlte Zwangsarbeit vermitteln zu wollen, wie Sie es offenbar vorschlagen, wird nicht funktionieren.  – Dr. Lorenz Claussen


Leserbrief zu „Wie viel Nähe darf es sein?“

500 Jahre Reformationsfeier

Am 17. und 18. April 1521 musste sich Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms vor Kaiser Karl V. verantworten. Er war hier vorgeladen und aufgefordert seine Schriften und Überzeugung zu widerrufen.

Hier sprach er die Worte: “Mein Gewissen ist im Wort Gottes gefangen. Deshalb kann und will nichts widerrufen. Denn es ist unzuverlässig und unredlich, gegen das Gewissen zu handeln. Ich kann nicht anders. Hier stehe ich. Gott helfe mir. Amen!

Martin Luther, und die Reformatoren wie Jan Hus, Johannes Calvin, Guillaume Farel und andere, erinnern uns nachdrücklich an den Ursprung unseres Glaubens, die Bibel und Jesus Christus. Wir machen uns bewusst, dass wir unseren Glauben durchdenken sollten, dass unser persönliches Gewissen geschärft und erweckt werden soll.

Für Luther war Sola scriptura, lat. = „allein durch die Schrift; und allein Christus“ der Theologische Grundsatz der Reformation. Maßgebend für die reformatorische Theologie war die Heilsbotschaft, die allein durch die Bibel vermittelt wird und durch keine Ergänzung von kirchlichen Überlieferungen bedurfte.

Luther hat dafür gekämpft, die Lehren der Kirche mit der Bibel in Einklang zu bringen. Er hat auf viele unbiblische Vorstellungen aufmerksam gemacht und sie abgelehnt: den Verkauf von Ablassbriefen, die Verehrung von Heiligen und Reliquien die Überzeugung, Priester und Heilige ständen als Vermittler und Fürsprecher zwischen Gott und den Menschen. Er hinterfrage auch die Überlieferung der Kindertaufe und lehnte die Lehre von der „Unsterblichkeit der Seele“ ab.

Als protestantischer Christ kann sich genaugenommen nur bezeichnen, wer sich nicht auf seine eigenen Werke beruft um vor Gott zu bestehen, sondern allein durch das Opfer Jesu Christi. Wer nie aufhört, sein Denken und Handeln an Hand der Bibel zu hinterfragen und zu reformieren. Wer sich weder an der Meinung und Wertvorstellung der Gesellschaft, ihren Gefühlen und seinen eigenen Meinungen orientiert, sondern sein Gewissen am Wort Gottes schärft.

Das Jubiläum der Reformation nach 500 Jahren zeigt uns einen Mann des Glaubens, der unerschrocken und mutig, seinen Glauben und seine Überzeugung lebte. Ein Mann der die zehn Gebote Gottes lehrte und respektierte. Der sich nicht dem Gesellschaftsdruck beugte, um sich deren Vorstellungen an zu passen.

Luther hatte eine Reformation begonnen, die aber heute nicht zu Ende geführt ist. Trotz der heutigen Abkehr von der Autorität der Bibel, sollte auch nach dem Prinzip „Sola Scriptura“ die Reformation im 21.Jahrhundert weitergeführt werden. – Hans Woywod


Leserbrief zu „Sind wir an alldem schuld?“ von Bernhard Pöksen

Politik und Kriminalität gehören zusammen wie sie Siamesischen Zwillinge. Da ist kein Platz für Psychologie. „Alles geschieht hier und jetzt“wie die wunderbare Schauspielerin Isabelle Huppert auf der gleichen Seite in der „Zeit“ erzählt. „Es gibt keine imaginäre Konstruktion, es gibt nichts Vorgefasstes“.  Genauso läuft auch die Politik ab. Die politische Wissenschaft ist nur in den Hochschulen zu gebrauchen.  – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der Dirty Eater ist zurück!“ von Moritz Hermann

Als ich den Artikel in der Z bezüglich der Rückkehr des Dirty Eater las, kam mir folgender Gedanke:

Obwohl ich die Distanzierung von jeglichen quasireligiösen Essenstrends löblich finde, so wie ich die Distanzierung von allen quasireligiösen Strömungen löblich finde, finde ich doch, dass der Dirty Eater zu Unrecht als Rebell dargestellt wird, der es all den Paleos und Veganern der siebten Stufe mal so richtig zeigen will. Oftmals wird der Grund simpel sein, warum er zu Tütenessen und Fast Food Burger greift, anstatt sich von Radiccio und Möhren zu ernähren. Er hat kein Geld, sich gesund zu ernährend. Und mit diesem Blickwinkel wirkt der Beitrag – meiner Meinung nach – recht zynisch und dann doch im Kulturkreis der Quasireligion gefangen. Schade! – René Lange aus Leipzig


Leserbrief zu „Auf Mission“ von Heike Buchter

„In dem Artikel „Auf Mission“ berichtet Heike Buchter von der unlauteren Praxis, steuerfinanzierte Schulen in die Hände von privaten Betreibern zu geben, die nichts als Gewinnmaximierung anstreben. Pädagogik? Unwichtig? Lerner? Mittel zum Zweck. Diese Charter-Schulen werden als unethisch dargestellt und erweitern das düstere Bild der neuen US-Regierung um eine haarsträubende Dimension.

Doch Obacht: Schon seit Jahrzehnten ist die geschilderte Privatisierung steuerfinanzierter Schulen Gang und Gäbe in Schweden. Ja, in Deutschlands eigenem Bullerbü werden Schüler mit gratis Führerschein oder Laptops an die jeweilige Schule gelockt. Dort wird dann lehrerloser Unterricht betrieben, da Lehrkräfte bekanntlich Geld kosten, oder Distanzunterricht eingeführt, da man so die Mieten für Schulgebäude einspart.

Weshalb wird dies in dem Artikel nicht erwähnt? Würde es nicht ein anderes Bild ergeben, wenn wir die schwedischen Schulen, die mit wenigen Ausnahmen gewinnorientiert arbeiten, neben die Michigans stellten? Oder wollen wir den verklärten Blick auf das Nachbarland nicht beschädigen, indem wir aufdecken, dass vor unserer Haustür Hunderttausende von Schülern privaten Investoren aus dem In- und Ausland als Spielball für Profit dienen?

Trumps Politik polarisiert und verleitet zur Schwarz-Weiß-Malerei. Möge die ZEIT nicht in diese Falle tappen.  – Katrin Geneuss


Leserbrief zu „Innere Unsicherheit“ von Nadine Ahr et al.

Sie beschreiben eine seit sehr vielen Jahren anhaltende Entwicklung und zeigen die Willenlosigkeit der verantwortlichen politischen Vertreter. Meine Ergänzung zu Ihrem Bericht: Belassen sie die Fakten. Tauschen die Namen. Statt Berlin setzen sie Bremen ein. Es ist ein Trauerspiel.  – H. Harders


Leserbrief zu „Wir sind Dinosaurier“ von Dagny Lüdemann

herzlichen Dank für diesen engagierten Artikel über die beiden Tierfilmer, deren Bilder und Geschichten auch meine Jugend begleitet haben und die mir immer noch viel Spaß bereiten.

Schade, dass der BR die Zusammenarbeit aufgekündigt hat, er erhält doch auch sonst jede Menge Urgestein, was eine Aufgabe der dritten Programme sein sollte. Etliches davon besorgt bestimmt keine hohen Einschaltquoten – ein Komödienstadl aus dem Jahr 1977 am Samstag um 20:15 Uhr etwa?

Ich habe die Herangehensweise der beiden Tierfilmer immer sehr geschätzt und erinnere mich heute noch an die Keas, die sämtliche Gummiteile des Unimogs sauber herauslösten oder die Bisons, die hintereinander auf dem freigeschaufelten „Gehweg“ neben dem Highway in Alaska liefen oder die Maus, die mitten auf der Straße in einem Schlagloch lebte. Diese „Tiere vor der Kamera“ wurden mir in biologisch treffenden, unterhaltsamen Worten nähergebracht, so dass sie mir im Gedächtnis geblieben sind. Man konnte, wie Sie zurecht schreiben, die harte Arbeit des Tierfilmers ein Stück weit miterleben und ich habe Hans Schweiger immer für das Ausharren in allen möglichen Unterständen und unter widrigen Bedingungen bewundert. Das große Verdienst der beiden Tierfilmer ist in meinen Augen, dass sie mich als Zuschauerin praktisch in ihrem Unimog mitnahmen und ich mich fühlte wie auf einer Campingtour – nur mit viel spannenderen Eindrücken. Ich stimme Herrn Arendt zu, wenn er sagt, dass es bei den gängigen Formaten nur um eine Aneinanderreihung von spektakulären Aufnahmen geht. Sie sind nach vermeintlich zugkräftigen Themen zusammengeschnitten, werden reißerisch angepriesen und mit dramatischer Musik untermalt – und sind doch nur künstlich. Nach 45 bzw. 60 Minuten fühlt man sich wie durch eine Waschmaschine geschleudert und kann nur noch rudimentär aufzählen, was man gesehen hat. Das macht Tiere zu austauschbaren Attraktionen und ihren Lebensraum zur Kulisse. Daher freue ich mich auf die DVDs der Herren Arendt und Schweiger! – Dr. Agnes Becherer


Leserbrief zu „Das Liebste töten“ von Claudia Wiggenbröker

In ihrem Artikel schildert Claudia Wiggenbröker sehr bewegend das Leid einer jungen Mutter, die von Zwangsgedanken, ihr neugeborenes Kind zu töten, gequält wird. Leider nennt die Verfasserin als einzige Hilfe Verhaltenstherapie mit der wenig Hoffnung vermittelnden Aussicht, dass solche Patientinnen nur selten geheilt würden und die Betroffenen auch nach einer Therapie mit der Angst leben müssten, dass die Zwangsgedanken bei einer weiteren Schwangerschaft zurückkommen. Als langjährige Abonnentin Ihrer Zeitung (die ich sonst sehr schätze) fällt mir immer wieder auf, dass Sie das Bild vermitteln, bei psychischen Erkrankungen gäbe es nur Verhaltenstherapie – ein Verfahren, das damit arbeitet, die Symptome abzutrainieren, mit derart zweifelhaften Erfolgen, wie hier auch beschrieben, da die den Symptomen zugrundeliegenden Ursachen nicht verändert werden.

Vereinfacht formuliert: Tötungsimpulse gegenüber einem Kind, das man ja immer auch liebt, sind Ausdruck dafür, dass Liebe und Hass in dieser Beziehung auseinanderklaffen und es der Betroffenen nicht geglückt ist, beide Gefühle in ihrer Persönlichkeit zu verbinden und damit zu steuern. Um dies zu erreichen, bietet sich eine psychoanalytische Behandlung an. Ich würde mir wünschen, dass Sie Ihren Lesern einen Hinweis auf dieses bewährte Verfahren nicht vorenthalten. – Annegret Wittenberger


Leserbrief zu „Tag der Deutschen Bahn“ von Jens Jessen

Protest! Es gibt kein Nord-Süd-Gefälle, sondern ein Süd-Nord-Gefälle. Und ein Nord-Süd-Gesteige. Der Einwurf ist nicht ernst zu nehmen. – Ernst Lang


Leserbrief zu „Nur Du und ich“ von Constantin Van Lijnden und Christel Mitchell

Ich kenne den Autor nicht, aber wenn ich seinen Artikel lese, steigt vor meinem geistigen Auge ein naiver, sehr junger Mann ohne Lebenserfahrung hoch. Oder: Der Autor ist älter und nicht ganz so naiv, schafft es aber überhaupt nicht, den Text NICHT frauenfeindlich, anklagend und hoffnungslos unpsychologisch rüberzubringen.

Ich fürchte, es gibt Menschen, die solche Sätze ernst nehmen; Sätze wie „gebrochen von der Ehe mit einer Frau“ (Die Frau hat ihn also gebrochen. Soso, böse, böse, böse Frau!) oder „wann aus Liebe Hass wurde“ (Sie halten die Art von krankhafter Nichtbeziehung, die dieser Mann hat, für Liebe?) oder „Tom war verzweifelt. Er hätte an Einsamkeit ertrinken können….“ (Hier hört sich der Puppenkauf wie eine gute Entscheidung an, wie etwas, das man aus Selbstfürsorge tut. Dass der Mann in Therapie gehört, um alleine mit dem Leben klarzukommen, ist für den Autor keine entfernte Ahnung gewesen?).

Liest man als Frau den Artikel, kann man sich nur mit Grausen abwenden vor der kindlichen Anklage gegen die Frauen, die diesen armen, schwachen, doch nur die Liebe suchenden Mann mit Boshaftigkeit und Killerinstinkt „gebrochen“ und ausgenommen haben. Wäre vielleicht eine gute Idee gewesen, ein klitzekleines bisschen dieses kindlichen und pathologischen Benehmens nicht ganz so neutral zu reportieren, als sei es irgendwie das gesunde Verhalten eines Erwachsenen, der einfach Pech hat. – Beate Mischke


Leserbrief zu „Alles Mein“ von Linda Tutmann

Ich könnte eine ganzseitige Erwiderung auf Ihren Text schreiben. Ein Tipp: Drehen Sie jeden Satz um und beziehen Sie ihn auf sich. Und dann gucken Sie mal, wie gut es Ihre eigenen Ängste und Muster trifft. Zum Beispiel: „Ich glaube, dass Minimalisten mit aller Kraft versuchen, etwas zu kontrollieren…das Leben selbst.“ Da muss man als Leserin laut lachen – wie wenig kommen Sie sich selber auf die Schliche! Genau das tun doch Sie: Sie wollen das Leben kontrollieren, indem Sie die Vase mit frischen Blumen versorgen und das rote Kleid tragen. Sie wollen Dinge behalten, weil Sie Angst davor haben, dass andere Sie „entrümpeln“ könnten. Ich habe selten jemanden gesehen, der so viele Ängste vor Veränderung und Kontrollverlust hat wie Sie – und Sie machen das, was typisch ist für unreflektierte Menschen, Sie zeigen mit dem Finger auf andere.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie ehrlich mit sich sein können. Sie können andere Menschen nicht kontrollieren und verhindern, dass sie eigene Entscheidungen treffen. Sie können nur lernen, Ihre eigenen Ängste ehrlich zu sehen und dann auch aufhören, alles auf andere zu übertragen, was eigentlich Ihrs ist. – Beate Mischke