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23. Februar 2017 – Ausgabe 9

 

Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Die Struktur des Artikels lässt erkennen, dass sie dem Prinzip der Simplifizierung folgt:

Fake News, falsch, unwahr  ist, wenn das Behauptete Statistiken, Befragungen widerspricht.

Dazu werden dann auch entsprechende Definitionen gewählt: „Prekär heißt unsicher“.

Eine, mit Verlaub, sehr einfache Sichtweise der Dinge.

Beginnen wir mit der Definition, von „prekäre“ oder präziser „prekäre Arbeitsverhältnisse“. Warum wurde diese Definition gewählt, weil sie zum Nachweis des Rückgangs „prekärer Beschäftigung“ anhand der „Unsicherheit von Arbeitsplätzen“ dienen soll.

Aber der Begriff „prekäre Arbeitsverhältnisse“ lässt sich viel weiter definieren, sie kann die Arbeitsbedingungen, die Entlohnung beinhalten und natürlich die Bedrohung durch den Verlust des Arbeitsplatzes. Dann ist es nicht mehr in dieser vom Artikelschreiber praktizierten Weise möglich, die Schulz-Behauptungen scheinbar zu widerlegen.

Statistiken, Befragungen = Fakten = Realität = Wahrheit?

Von dieser Annahme geht offenbar der Autor aus.

Eine Annahme, die zu bezweifeln, zu hinterfragen ist.

Statistiken beruhen auf Erhebungen.

* Was wurde wie erhoben?  Das ist die Frage nach der Methodologie der statistischen Verfahrensweise, die zu stellen ist.

* Wer lieferte die Daten? Sind die „Informanten“  objektiv? Haben sie Möglichkeiten ihre Informationen in ihrem Interesse zu beeinflussen? *Da stellt sich z. B. die Frage, was „Normalarbeitnehmer sind“, was „Solo Selbstständige“ sind – wurden , z. B. im Transportgewerbe ALLE, die auf deutschen Straßen als LKW-fahrer tätig sind erfasst? Wie wurden sie erfasst? Wie wurden die Arbeitnehmer von Sub-Sub-Sub-Unternehmen erfasst?

* usw. Die Validität von Statistiken hängt davon ab, wie diese Fragen methodologisch berücksichtigt wurden.

* Und auch dann, wenn die statistischen Erhebungen methodologisch fehlerfrei erfolgte, bilden diese nicht die Realität ab, sind sie nicht „wahr“ – denn jede Erhebung vermag nicht die gesamte Realität zu erfassen. Aber für die nicht erfassten Menschen ist sie nun einmal erlebte Realität – Erfahrung. Sind diese Erfahrungen unwichtig, vernachlässigbar?

Befragungen

Auch hier wäre es geboten, ähnliche kritische Fragen nach der Methodologie der Befragung zu stellen.

*Zumal die Stichproben bei Befragungen häufig sehr gering sind.

*Zudem hängt die Validität von Befragungen nicht nur von der Qualität der Frage ab – Es gibt äußerst „dumme“ Fragen – sondern auch von der Qualität der Antworten, des Umgangs des Interviewten mit der Frage.

* Wenn jemand nach „Ängsten“, wie Arbeitsplatzverlust, Abstiegsängsten befragt wird, geht man davon aus, dass die Befragten ihre Gefühle preisgeben. Nun kann aber kein Mensch ständig in Angst leben, sich ständig diese Gefühle bewusst machen – Menschen entwickeln Verdrängungsmechanismen, reden sich ihre Umwelt schön et. vice versa.

* Antworten auf Fragen hängen von Stimmungen ab, individuellen und der Stimmungslage der Umwelt – sie sind also „beeinflussbar“.

* Befragungen bilden also keineswegs die Realität ab, sind nicht „Wahrheit“ im Sinne der Übereinstimmung mit Realität.

Mithin ist ihr Schulz-Test in diesen Punkten untauglich. Er ist ungeeignet, die Schulz-Behauptungen zu widerlegen.

Objektiv aber ist:

* die gesetzlichen Kündigungschutzvorschriften wurden deutlich gelockert

* Leiharbeit, Werkverträge, Scheinselbstständigkeit gibt es – die es in Zeiten der sozialen Marktwirtschaft nicht gab

* Sub-Unternehmen gibt es, mit allen möglichen Folgen für die Beschäftigung – auch diese gab es zu Zeiten der sozialen Marktwirtschaft nicht

* es gibt Menschen mit mehreren Minijobs – auch dies……

* es gibt die Umgehung des Mindestlohnes

* es gibt Verstöße gegen die Arbeitszeitordnung

usw. usw.

Diese Aussagen sind Realität, sind Wahrheit. Sie nachzuweisen brauch keine Versuche, Gefühle von Menschen zu ergründen. Sie sind falsifizierbar, erfüllen die Kriterien einer möglichen rationalen Überprüfung.

Warum versuchen Sie nicht, in dieser Weise die Behauptungen von Schulz zu widerlegen. Sicherlich sehr mühsam, nicht einfach. Aber sich der Wahrheit anzunähern war noch nie einfach, leicht, auch nicht in den Naturwissenschaften und schon gar nicht in den Sozialwissenschaften.

Aber immer muss man sich vor dem Trugschluss der Verallgemeinerung hüten, dem Sie in Ihrem Beitrag unterlegen sind. – Rainer Egold


Leserbrief zu „Bessere Demokraten“ von Benedikt Erenz

es ist so einfach, nach weit mehr als hundert Jahren ein paar Namen in die Debatte zu werfen, deren Träger – tatsächlich oder nach eigener subjektiver Bewertung – ihrer Zeit in bestimmten Bereichen weit voraus waren, und aus der hohen Warte des spätgeborenen Besserwissers arrogant über alles zu urteilen, was diesen hehren Kriterien nicht genügt, auch wenn dabei aus missionarischem Eifer grundlegende historische Begriffe entweder mangels historischer Bildung oder – was noch schlimmer wäre – absichtlich durcheinandergeraten oder zumindest nicht objekt-/zeitbezogen richtiggestellt werden. Der schillernde Begriff des Antisemitismus, beispielsweise, war zur Zeit Arndts höchstwahrscheinlich noch gar nicht geprägt, aber damit läßt er sich natürlich wunderbar, zumindest unterschwellig, mit dem rassistischen Antisemitismus der Nationalsozialisten in direkte Verbindung setzen. Auch der Begriff „Demokrat“, beispielsweise, hätte in diesem Zusammenhang einer Untersuchung bedurft, wenn man Arndt und die ihm Gleichgesinnten wie selbstverständlich als – so ist es ja wohl zumindest gemeint – antidemokratisch abkanzeln möchte.

Und es ist so schwer, die Leistungen derer zu würdigen, die, obwohl nicht in den Olymp der Mainstreamer  zu versetzen, in Teilbereichen Besonderes geleistet haben, obwohl sie im übrigen die „Frechheit“

besaßen, nur Kind ihrer Zeit – und in den so hochfahrend bemühten, aus heutiger Sicht kritikwürdigen Aspekten beileibe nicht nur der deutschen!

– zu sein. Mal was von dem jahrtausendealten Antijudaismus zumindest in allen europäischen Ländern, den zumeist nichtdeutschen Begründern der Rassenlehren, den „demokratischen“ Zuständen selbst im sogenannten Mutterland der Demokratie zu Arndts Zeiten (usw., usw.) gehört?

Es gab Zeiten, da wäre sich DIE ZEIT zu schade für einen solchen Artikel gewesen. – Dr. Helmut Borngräber


Leserbrief zu “ Nur mit Amerika“ von Matthias Nass

Es reicht! Der Artikel von Matthias Nass und die Seite 6 zeigen mir als langjähriger Leserin der ZEIT,dass die Richtung nicht mehr meine ist. Ich bin entschlossen die Zeitung abzubestellen.

Wenn einer der Journalisten das Buch von Trump ”GREAT AGAIN “ gelesen hat,ist der Stil der Artikel nicht zum Lachen,sondern zeigt genau das,was Trump über die Medien sagt. Hier wird gelogen und Angst verbreitet.  Was soll das ? – Christa Warzecha


Leserbrief zu „Der gute Mensch und seine Lügen“ von Bernd Stegemann

Der Beitrag von Hern Stegemann ist so gut, inhaltlich richtig und pointiert, dass ich eigentlich gar keine Lust/Traute habe, diesen mit meinen eigenen schwachen Worten zu kommentieren. Ich möchte aber zum Ausdruck bringen, dass ich sehr froh bin, einen solchen Beitrag in Ihrer Zeitung lesen zu können. Wünschen würde ich mir, dass viele Entscheidungsträger sowohl in Politik als auch Wirtschaft diesen ebenfalls lesen und beherzigen würden. Denn die Probleme unserer Zeit, die ja objektiv vorhanden sind und den Rechtspopulisten lediglich den Raum gegeben haben, um wieder auf sich aufmerksam zu  machen, lassen sich nicht lösen, wenn in Sonntagsreden immer nur davon gesprochen wird, die Probleme des „kleinen Mannes“ (wieso eigentlich immer klein, wir sind doch nicht alle kleinwüchsig) seien natürlich im Bewusstsein der Entscheider, ohne dass sich das im wirklichen Handeln widerspiegelt.

Gerade die im Artikel angesproche Doppelmoral ist ja nicht einfach herbeigeredet, sondern ein reales Problem, dass man nicht einfach niederreden oder wegerklären kann, wie der Autor zu Recht anmerkt. Der Widerspruch, der darin steckt, dass – wie überall zu lesen ist – die Wirtschaft boomt, die Steuern sprudeln, das Vermögen der Deutschen einen  Höchststand ausweist und breite Teile der Bevölkerung – vorzugsweise der gern besprochene „einfache, hart arbeitende Bürger“

(wieso eigentlich immer einfach? Versteht der nix?) sich fragt, wieso merk‘ ich nichts davon? Wieso verfällt dann die Infrastruktur eines reichen Landes, warum verfallen Schulen und Universäten? wird auch von diesem gesehen und hinterlässt – leider – einen fruchtbaren Boden für Menschen mit einfachen Rezepten. Dass diese schon in der Vergangenheit nicht für eine Lösung getaugt haben, sondern höchstens andere Ungerechtigkeit, Leid und im schlimmsten Fall Krieg gebracht haben, scheint da schnell vergessen. Ja, der Autor hat Recht, genau jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, unser Wirtschaftsystem neu zu denken. Statt denjenigen, die darauf hinweisen, dass die Globalisierung ungerecht verläuft, vorzuwerfen, sie seien Fortschrittsfeinde,  wäre ja eine mögliche Antwort auch einmal: Wenn das so ist, wie behalten wir sie bei und gestalten sie gerechter für Alle? Dies ist nur ein Beispiel und vielleicht naiv gedacht, aber wünschen würde ich mir das. – Kornelia Kania


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Der Bericht ihres Redakteurs bzw. Redakteurin – geht aus dem Vorname Kolja – nicht hervor, ist sehr einseitig arbeitergebernah verfasst. Er bzw. Sie hätten sich auch mal bei den Gewerkschaften, die täglich mit den Problemen der Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu tun haben, informieren sollen. Ich als Mitglied der SPD/AfA und ver.di  habe nach dem lesen dieses Berichts  Verständnis dafür, wenn das Wort „Lügenpresse“ aufgekommen ist. Karl Jacobs


Leserbrief zu “ Nur mit Amerika“ von Matthias Nass

Sie beschreiben in Ihrem Artikel, dass Europa nicht so stark ist, beim Kampf gegen den Rechtspopulismus und dass es Unterstützung seitens eines liberalen und demokratischen Amerikas benötige. Wir brauchen Amerikas wirtschaftliche Dynamik, ihre Qualitätsforschung und ihren Qualitätsjournalismus und ihre militärische Stärke. – Glauben Sie das alles, ernsthaft? Das ist ihre Begründung für eine deutsch – amerikanische Freundschaft? Klingt sehr einfach und populär. Muss man sich keine weiteren Gedanken mehr machen! Alles klar! Soll das Zeit – Niveau sein? – Dennoch, es ist zwar kaum zu glauben, aber es gibt auch Menschen, die das anders sehen. Sieht man über die Schatten der Höhle hinaus, so erkennt man, dass die Amerikaner nie unsere Freunde waren, es auch nicht sind und es wahrscheinlich nie sein werden. Die USA sind ein Imperium mit imperialen Gelüsten. Nachzulesen bei den amerikanischen Geostrategen Zbigniew Brzezinski’s Chessboard und George Friedman von Stratfor und seinen Veröffentlichungen. Gemäß dieser Ziele wollen sie Einflussbereich und Macht sichern. Die NATO führt Angriffskriege und ist demzufolge auch kein Verteidigungsbündnis. So sind Clinton, Chirac, Blair Schröder u. a. als Kriegsverbrecher zu bezeichnen. All die Kriege, die der „Westen“ unter der „Führung“ der USA im Nahen Osten ohne UN Mandat führt und führte, sind Rohstoffkriege, die dem Machterhalt und der Einflussnahme der USA dienen. Hier geht und ging es nie um Menschenrechte, sondern immer um Schürfrechte. Wir benötigen weder Schutz noch Hilfe von den USA. Auch schulden wir ihnen keine Hilfe. Das ist lächerlich und ähnelt eher einer Freundschaft zwischen Teenagern. Die Frage, die bei allen Interaktionen immer als Erstes zu stellen ist, heißt Cui Bono, wem nützt es? Die eindeutige Antwort lautet: „America first“, das wurde bisher von keinem amerikanischen Präsidenten in Frage gestellt. – Hubert Kohlbrenner


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Selbst wenn die prekären Beschäftigungsverhältnisse nicht zugenommen haben, vielmehr auf hohem Niveau stagnieren, liegt Deutschland europaweit mit über 10 Mio. Beschäftigten damit an führender Stelle. Und bei den regulären sozialversicherungspflichtigen Normalarbeitsverhältnissen muss man genau hinsehen, was sich darunter verbirgt. Wer 40 Stunden/Woche zum Mindestlohn arbeitet oder knapp darüber, kann davon kaum leben, ist trotz Arbeit an der Armutsgrenze. Das betrifft ca. 4 Mio. Menschen. Hinzu kommt: Immer mehr Unternehmen setzen auf „Kontingenzarbeitskräfte“. Die sind formal selbständig, haben kein sicheres Einkommen und müssen sich immer wieder um Aufträge bewerben. Kopfarbeit wird zunehmend wie am Fließband organisiert, in kurzen Takten mit wenigen fest angestellten Mitarbeitern – und vielen freien, die zu Dumpinglöhnen nach Bedarf zuliefern. Man spricht von „Gig-economy“. Das trifft Industrie, Verwaltung und Kreativwirtschaft. – Stefan Kaisers


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Täusche ich mich oder ist es die Absicht der Zeit den Kanzlerkandidaten der SPD als Populisten darzustellen,der mit bewußten Fakes argumentiert.

Ich wundere mich schon,daß dies nun der 2. Versuch in 2 aufeinander folgenden Ausgaben ihrer Zeitung ist Herrn Schulz in dieses negative,oberflächliche Licht zu rücken.Den Bericht von Herrn Rudzio halte ich für oberflächlich.Die von Herrn Schulz genannten Korrekturen an der Agenda 2010 verdienen es von einer Zeitung ihres Formats näher beleuchtet zu werden.Ich jedenfalls hielte eine Verlängerung des Arbeitslosengeldes für ältere Arbeitslose für sinnvoll und auch bezahlbar.Die Befristung von Arbeitsverhältnissen ohne sachliche Begründung sollte auch aus meiner Sicht nicht mehr möglich sein.Auch das Rentensystem sollte auf eine neue Grundlage gestellt werden.Könnte es sein,daß die Zeit eben die Zeichen der Zeit nicht erkennt?Auch wenn es unserer Wirtschaft sehr gut geht und der Staat gerade das größte Plus im Staatshaushalt verkündet,bedeutet dies nicht,daß es der gesamten Bevölkerung gut geht und wir die Weichen für die Zukunft richtig gestellt haben.Ich bin der Auffassung,daß die sozialen Fragen die Bundestagswahlen stark beeinflußen werden.Und es wäre schön,wenn sie zukünftig Herrn Schulz zwar kritisch aber objektiv bewerten. – Karl-Heinz Peikert


Leserbrief zu „Dann doch lieber eine Kreuzfahrt!“ von Christine Lemke- Matwey

Bezüglich des obengenannten Artikels möchte ich Ihnen als langjährige Leserin Folgendes mitteilen:
Seit mehreren Monaten fällt mir auf, dass die Kritiken von Christine Lemke- Mattwey zunehmend den Hass erfüllten Attacken ähneln und mit dem Berufsethos eines Kritikers nicht zu vereinbaren sind. Ihre neuesten, toxischen, diskriminierenden Bemerkungen über die Homosexualität sind für mich ein klarer Kündigungsgrund: Sie sollten Frau Lemke- Mattweyl fristlos entlassen und die Richtung Ihrer Zeitung ernsthaft überdenken.  – Dr. Jasenka Roth


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Die Analyse des ersten großen Wahlversprechens von Martin Schulz greift zu kurz. Zum einen gibt es trotz des aufgeführten statistischen Booms von vor allem regulären sozialversicherungspflichtigen Jobs seit 2005 weiterhin Bereiche wie etwa die Wissenschaft, wo man beim Thema eines postmodernen Prekariats kaum von einer Besserung sprechen kann und man dringend fairere Regelungen benötigt, damit nicht noch mehr akademische Talente in Form eines Brain-Drains in andere Länder abwandern. Zum anderen haben jüngere Geschehnisse wie zum Beispiel die Knebelverträge für aus Spanien abgeworbene Pflegekräfte oder osteuropäische „Lohnsklaven“ in hiesigen Fabriken gezeigt, dass bei vielen Unternehmen im Zuge der guten Konjunktur die Moral nicht angestiegen, sondern eher sogar noch weiter gesunken ist. Deshalb muss man doch über grundlegende Reformen sowie bessere gemeinwohldienliche Anreize nachdenken und darf nicht nur den Stillstand verwalten, wie es Angela Merkel tut, zumal sich die deutsche Wirtschaft nunmehr seit etlichen Jahren erfolgreich einer längst überfälligen Wertedebatte verweigert!- Rasmus Ph. Helt


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Alle haben Recht. Schulz, denn es ist nicht gerecht, dass jemand, der 40 Jahre in die AL-Versicherung eingezahlt hat, nur unwesentlich länger ALG I bekommt als jemand, der fast noch nichts eingezahlt hat. Die Wirtschaft insofern, dass wenn es in absehbarer Zeit endet, das die Motivation erhöht, sich einen neuen Job zu suchen. Wie wäre es, das Schonvermögen zu staffeln? Wer 40 Jahre lang jeden Monat 50 € auf die hohe Kante gelegt hat, ist bei 24.000 €. Das ist ja kurz vor der Rente nicht gerade ein Reichtum. Selbst das Doppelte nicht. Je Arbeitsjahr oder besser je Lebensjahr ab 20 z.B. 1000 € zu schonen wäre fair denen gegenüber, die versucht haben, etwas (für das Alter) zu sparen. Egal wie.

Die Steuern zu senken für niedrige Einkommen ist eher ein niedlicher Vorschlag, der nur Leuten einfallen kann, die ein hohes Einkommen haben. Die am Wenigsten haben, bekommen keine Erleichterung. Eine Steuergutschrift von, naja, vielleicht 1000 oder 2000 € für jeden Bürger, das wäre ein Einstieg, die kleinen Leute zu entlasten. Wer nämlich so wenig verdient, dass er keine Steuer zahlen muss, (weil er gar nicht kann) hätte plötzlich einen Steuervorteil – sprich: etwas mehr Geld. Wer 100.000 € Steuer zahlt, weil er 250.000 verdient, hätte absolut den gleichen Vorteil. Das wären ca. 4 Mrd €, wenn das wirklich jeder Bürger bekommt. Geld, das mit Sicherheit zum größten Teil sofort in Umlauf gebracht wird, weil die allermeisten Leute es als Möglichkeit sehen würden, dringend notwendige Ausgaben zu finanzieren, die sie schon lange vor sich herschieben. Das wäre also gleich noch ein Konjunkturprogramm. Das dürfte dann aber nicht auf Hartz IV angerechnet werden. Alle sollten es bekommen!

Wird nicht so kommen. Oder doch? – Fritjof Möckel


Leserbrief zu “ Nur mit Amerika“ von Matthias Nass

Wie gut, dass wir alle der ZEIT und anderen Medien vertrauen können, dass, wenn „Amerika“ geschrieben ist, ausschließlich die „USA“ gemeint sind.

Über „Make America Great Again!“ machen wir uns lustig, weil wir ja wissen, dass nicht die „Vereinigten Staaten von Amerika“ gemeint sind – also die 35(!) Staaten des amerikanischen (Doppel-)Kontinents mit den 42.849.000 km2 Landfläche und den 990 Millionen Einwohnern -, sondern bloß die „USA“ mit ihren 9.834.000  km2 Fläche, auf denen 320 Millionen Menschen wohnen. Aber was soll’s: Wer die Hegemonie der Bezeichnung hat, hat gewonnen.

So wie ja auch ein Kalendertag jedes Jahres, der 9. September, von den USA als „9/11“ („nine eleven“) auf unabsehbare Zeit besetzt ist. – Walter Stach


Leserbrief zu „»Wir brauchen Vielfalt«“ ein Interview mit Carl-albrecht bartmer, das Gespräch führten Christiane Grefe und Andreas Sentker

Es grenzt an ein Wunder, von der Einsicht in der Gedankenwelt von Carl-Albrecht Bartmer zu lesen, nachdem der Bio-Landbau seit hundert Jahren vormacht, wie es gehen könnte. Leider vertritt CA Bartmer immer noch die Idee des perpetuums mobile: Zerstören – aufbauen – zerstören – aufbauen – ….. und meint, damit immer wieder die „neue Innovation“ (neue Erneuerung) und ein weiter Voran auf dem Weg zu gehen mit der Angst vor der Rückschau und dem Lernen aus Fehlern. – Aber, eine Idee von Aufbruch ist zu bemerken; dann kann wohl selbst unser Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt noch etwas lernen; denn „Gibt’s nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur“. – Hanna Leinemann


Leserbrief zu Titelthema „Großangriff aus dem Netz – Deutschland im Visier

Richtig ist, dass fast nichts mehr geheim bleibt und die Parteien sich darauf im Wahlkampf einrichten müssen – was vielleicht auch Vorteile für uns normale Bürger hat.

So wie es Nachteile für die Demokraten in USA hatte.

Ob Putin’s Beauftragte mehr oder weniger hacken als mancher anderes Land, das dazu in der Lage ist – wir werden es kaum erfahren.

Glaubt die ZEIT et al wirklich, dass diese Herren einen Unterschied zwischen Merkel oder Schulz machen? Oder schlaflose Nächte haben, ob in Deutschland die Linke 6 oder 8% hat? Oder die AfD 10 oder 14?

Oder geht es in den deutschen, völlig parteifernen objektiven Medien mehr darum, die Wahlprogramme in mehr oder weniger „Russlandfreundlich, Türkeifreundlich, USAfreundlich“ einzuteilen?

Oder geht es gar um ganzseitige Anzeigen von noch parteiferneren Unterstützern?

Kurzform: Wer im Wahlprogramm nicht schnell den Wehretat um 25 Milliarden Euro pro Jahr erhöht, der kann doch nur ……………………

Wer Sanktionen für wenig hilfreich beim Ukrainekonflikt hält, der kann doch nur …………………

Wenn Rot/Rot/Grün mehr Stimmen als Gelb/Schwarz bekommt, dann kann das doch nur wegen der russischen Hacker sein. Und wenns umgekehrt ausgeht, dann auch. Oder es war der NSA.

Könnten wir nicht die nächsten 8 Monate unsere Probleme diskutieren statt die russischen Hacker, den NSA , Erdogan, Poroschenko, Trump, die Russland/Griechenlandversteher und Orban ?

Quo vadis ZEIT ? – Helmuth Coqui


Leserbrief zu „Ungeliebt und unersetzlich“ von Jana Simon

Endlich ein Artikel, der die Nöte des mittleren Managements aufgreift! Denn während die Unternehmensspitze in aller Munde ist (Stichwort Management-Gehälter), interessiert sich für die Situation des Mittelmanagements kaum jemand wirklich. Weder die Arbeitnehmervertretungen und Gewerkschaften, denn in ihrer Wahrnehmung sitzen das Management auf der anderen Seite des Verhandlungstisches, und mittlere Führungskräfte werden ungerechtfertigt in Sippenhaft genommen. Auch nicht die Öffentlichkeit, die Berichte der Sandwich-Führungskräfte oft mit einem kühlen Schulterzucken abtut nach dem Motto: „Du hättest diesen Job ja nicht annehmen müssen. Schließlich verdienst du ja mehr als deine Mitarbeiter.“ Ob dieses „Schmerzensgeld“ die hohen psychischen Kosten rechtfertigt, steht auf einem anderen Blatt: In einer vor kurzem veröffentlichten bundesweiten Studie („PsyGeMa“) waren mittlere Führungskräfte jene Gruppe, in der am häufigsten psychische Beeinträchtigungen, wie Schlafstörungen und psychische Erschöpfung, berichtet wurden.

Solche Ignoranz haben mittlere Führungskräfte nicht verdient. Denn sie bilden das Rückgrat  der Unternehmen, die Klammer, die „Oben“ und „Unten“ zusammenhält. Zum anderen kann sie sich für die Unternehmen als existenzgefährdend erweisen. Dann will diesen undankbaren Job irgendwann keiner mehr machen. Nicht ohne Grund machen junge Mitarbeiter um diese Positionen schon heute einen großen Bogen. – Prof. Dr. Andreas Zimber


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Mit großem Interesse habe ich Ihren Beitrag zu Fakt oder Fake gelesen. Dazu habe ich ein paar Fragen:

  1. Sie verzeichnen einen „Boom der Normalarbeitnehmer“. Gehören dazu auch Beschäftigte mit

Mindestlohn, dessen Zahlung von Arbeitgebern oft trickreich umgangen wird? Sind

„Aufstocker“ Normalarbeitnehmer?

 

  1. Wie hoch ist in etwa die Überschneidung der Arbeitnehmergruppen untereinander? Kann man

sagen, dass trotz Überschneidungen etwa jeder fünfte Arbeitnehmer kein „Normaler“ ist?

 

  1. Wie wird „unfreiwillige“ bzw. „freiwillige Teilzeit“ definiert? Ist Teilzeitbeschäftigung eines

Ehepartners bei nicht ausreichendem Familieneinkommen und notwendiger Kinderbetreuung

„freiwillig“ in Ihrem bzw. Enzo Webers Sinne? Und wie passt in diese Systematik die

Tatsache, dass sogar für Akademiker zunehmend Teilzeitstellen ausgeschrieben werden,

Vollzeit also gar nicht angeboten wird?

 

  1. Der Bezug von sog. Alg-W durch 70.000 Bundesbürger kann trotz sinkender Arbeitslosenraten

nicht unbedingt als ein zentrales Instrument angesehen werden. Warum wird es nicht stärker

eingesetzt, und wie erfolgreich ist es überhaupt?

 

  1. Bedeutet der Anteil von immer noch 42% der Befragten, die sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz

machen, dass die Politik sich entspannt zurücklehnen darf? Sind in diesem Kontext nicht

auch die Probleme der Menschen mit steigenden Mieten, fehlenden Ersparnissen, unsicherer

Altersversorgung und insgesamt der sich weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich

zu sehen?

Mit der Statistik ist das so eine Sache. Schön reden sollte man sie sich nicht. Aber selbst wenn man die Interpretationen kritisch sieht, Recht haben Sie: Es fehlt schon noch ein bisschen mehr an Programm bei Martin Schulz. Aber er fängt ja auch gerade erst an. – Joachim Hinze


Leserbrief zu „Dann doch lieber eine Kreuzfahrt!“ von Christine Lemke- Matwey

In Ihrer Ausgabe vom 23.2.2017 drucken Sie mehrere Leserbriefe unter der Überschrift „Dem Hass keinen Raum geben“ ab, die sich auf den Artikel „Aufstehen gegen Trump“ aus der Nr.7. Ihrer Zeitung beziehen. Die gleich Überschrift könnten Sie als Überschrift dieser Zuschrift schalten. Im Artikel „Dann doch lieber Kreuzfahrt“ stellt Frau Lemke-Matwey in unerträglicher Weise einen Zusammenhang zwischen der persönlichen Lebensweise und künstlerischen Entscheidungen an der Deutschen Oper Berlin her. Sie tut dies in rein abwertender Absicht, ohne eine fundierte und profunde Kritik einer Theateraufführung zu liefern.

Es geht ihr auch nicht um die Darstellung einer in ihren Augen misslungenen Auftragskomposition, zu der sie ja bei Ihnen beschäftigt sein sollte, sondern um die Stigmatisierung einer Gruppe von Menschen. Dies tut sie in einer Zeit, in welcher solche Äußerungen wieder allerorten auftauchen und mehr oder weniger besorgt zu Kenntnis genommen werden. Dass Sie allerdings, als Vertreter einer unabhängigen Zeitung mit liberalem Anstrich solchen Hetzreden eine Plattform bieten, empört mich zutiefst. Am Augsburger Theater sind Produktionen unter meiner Intendanz herausgekommen, bei welchen Frauen Regie führten, die Bühne und Kostüme gestalteten und weibliche Dramaturgen die Produktion begleiteten. Zu verantworten waren diese Arbeiten von einer weiblichen Intendantin mit weiblicher Operndirektorin und weiteren Mitarbeiterinnen weiblichen Geschlechts.

Hier zu untersuchen, welche der Damen sich einer lesbischen Neigung erfreut oder einen Artikel zu verfassen, der diese Geschlechtszugehörigkeit in den Vordergrund stellt, um dann eine vernichtendes Urteil über einen Theaterabend zu fällen, würde doch zu erheblichen Protesten führen.  Es empört mich, dass es möglich sein soll, im Rahmen einer ausgewogenen Berichterstattung solche Äußerungen lesen zu müssen, die offensichtlich sehr persönliche Ursachen haben. Daher bitte ich Sie um eine öffentliche Stellungnahme zu diesen Unterstellungen und Abwertungen von Personen, die sich in einer angesehenen Institution um einen Kulturbeitrag bemühen. – Juliane Votteler


Leserbrief zu „Grafik: Karl May“

Da haben Sie aber einen gewichtigen Karl-Mai-Experten unterschlagen.: ARNO SCHMIDT.Vielleicht weil er Mai in seinen Texten (latente)HOMOSEXUALITÄT nachgewiesen hat? – Dr. Franz Dachs


Leserbrief zu „Brillant und hochgefährlich“ von Felix Rohrbeck

Felix Rohrbeck zitiert im ersten Teil seines Artikels Steuerexperten, nach deren Auffassung eine weltweite Einführung des beschriebenen Steuersystems „nahezu alle drängenden Probleme lösen könnte, die heute die Diskussion um die Unternehmensbesteuerung prägen“.

Insofern hätte ich mir am Ende seines Artikels eine  Diskussion gewünscht, ob es- anstatt Nachteile zu erleiden oder einen Handelskrieg zu führen- nicht eine ernstzunehmende Option darstellen würde, dieses Steuersystem auch in Deutschland oder gar im Rahmen der G7 einzuführen.

Mich stört die Mentalität des „Dagegen“, nur weil es von den Amerikanern kommt, anstatt gute Ideen unbürokratisch aufzugreifen und für uns nutzbar zu machen. – Hendrik Meyer


Leserbrief zu „Das jüngste Gerücht“ von Georg Blume

Der eigentliche Skandal an dieser Geschichte ist aber, dass der Versuch eines Rufmordes mit der Meldung, ein Politiker sei möglicherweise schwul, selbst in offenen pluralistischen Gesellschaften noch immer als nicht aussichtslos erachtet wird – obgleich Nachrichten wie diese doch nur noch ein gelangweilt achselzuckendes „Na und?“ evozieren sollten. – Kerstin Amadori


Leserbrief zu „Wer hat gelogen?“ von Sabiene Rückert

Das ist leider sehr verbreitet in Verwaltung und Politik. Führen ohne klare Anweisung (schon gar nicht schriftlich) hat den Vorteil, dass man im Falle des Erfolgs den großen Manager geben kann, Im Falle des Misserfolgs von nichts gewusst haben muss und dann darüber jammert, dass man sich auf seine Mitarbeiter nicht verlassen kann.

Wir brauchen mehr solche Berichterstattung.

Insbesondere im Wahljahr müssen wir wissen wer eigentlich seine Arbeit macht und wer uns nur zuschwätzt.

Welche Rolle spielten  eigentlich Herr Steinmeier und Herr Maas bei der Entscheidung über die Ermittlung gegen Jan Böhmermann. Eigentlich waren diese beiden doch eher zuständig als die Bundeskanzlerin, die am Ende die Entscheidung treffen musste.

Auch hier gibt es ein Gutachten, das wir aber nicht kennen ( sollen, dürfen ). – Karlheinz Martin


Leserbrief zu „Dann doch lieber eine Kreuzfahrt!“ von Christine Lemke- Matwey

Mit sehr großem Befremden und dem im Verlauf der Lektüre immer stärker werdenden Gefühl einer persönlich empfundenen Diskriminierung habe ich den Artikel „Dann doch lieber eine Kreuzfahrt“ von Christine Lemke-Matwey in der Ausgabe vom 23.02.2017 gelesen. Grundsätzlich bin ich ein großer Freund der Meinungsfreiheit und ich finde auch, dass es das Recht jedes Menschen und somit auch jedes Journalisten, jeder Journalistin ist, eine starke, auch zugespitzte Meinung zu verteten, vor allem, wenn damit die Absicht verbunden ist, eine Diskussion anzustoßen oder auf ein Problem aufmerksam zu machen. Natürlich gestehe ich auch jedem Operngänger – egal ob aus privaten oder, wie hier, aus beruflichen Gründen – zu, dass man eine Produktion ganz oder in Teilen ablehnt und dies dann auch argumentativ begründet und zugespitzt artikuliert. Aber was Frau Lemke-Matwey in diesem Artikel macht und was somit von der Ressort-Leitung, den Blattmachern und der Chefredaktion getragen wird, überschreitet deutlich einige Grenzen.

Frau Lemke-Matwey insinuiert in ihrem glossenhaften Text, dass es eine Art Verbindung zwischen künstlerischem Dilettantismus und der sexuellen Neigung der beteiligten Künstler gibt. Meiner Meinung nach stellt das ein übles Beispiel gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit dar, das in einer Opernkritik genauso fehl am Platz ist wie im Alltag. Ich spare mir an dieser Stelle jegliche konkrete Parallele zu historischen oder aktuellen Beispielen derartiger Klischees und Vorurteile; aber es gäbe genügend aufzulisten. Deshalb bin ich auch so erbost: Denn ich habe in rund 20 Jahren die ZEIT immer als ein liberales Blatt erlebt, in dem für derartige verbale Entgleisungen und menschenfeindliches Gedankengut kein Platz ist.Sollte Frau Lemke-Matwey ein Problem mit homosexuellen Menschen haben, so ist das eine Meinung, die sie im Privaten ja gerne vertreten kann; DIE ZEIT ist dafür aber der falsche Platz. Vor allem tangiert die Autorin damit nach meiner Ansicht zwei juristische Bereiche auf negative Art: Derartiges Klischeedenken verstößt nach meiner Wahrnehmung gegen Art. 1 unseres Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Zieht man die Definition Immanuel Kants zur Würde heran, so weiß man, dass darunter der Mensch in seiner Gesamtheit und Integrität verstanden wird, also und gerade auch die Frage nach seiner sexuellen Orientierung (für die der Mensch, wie wir wissen, nichts kann; das ist ein genetisches Merkmal wie die meisten anderen äußeren Erscheinungsmerkmale). Wenn Frau Lemke-Matwey in ihrem Artikel die sexuelle Orientierung des Produktionsteams unbegründet und vorurteilsbehaftet mit künstlerischer Inkompetenz verbindet, dann ist das ein Angriff auf die Würde dieser Menschen. Sollte ich mit meiner Vermutung richtig liegen, dann ist hier auch – zweiter juristischer Bereich – das „Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzt“ tangiert, denn Frau Lemke-Matwey startet hier einen wüsten Angriff auf Menschen, die homosexuell sind und von ihr verbal herabgewürdigt werden.

Da derlei verbale Entgleisungen in den Texten Christine Lemke-Matweys immer wieder vorkommen und sie meiner Meinung nach vielfach auch eher ungenau über musikalische Fakten schreibt, gelegentlich auch dilettantisch wirkt (Entschuldigung, wenn ich das so direkt sage, aber ich bin „vom Fach“, denn ich habe Germanistik, Schulmusik und Musikwissenschaft studiert und arbeite im Musik-Bereich) und in vielen Texten auch unverhohlen ihre Klischees zum Ausdruck bringt (ich erinnere mich noch an einen besonders peinlichen und fehlerhaften Text über Nina Stemme), kann ich mich mit dieser jüngsten Entgleisung einfach nicht abfinden. Ich kann auch nicht verstehen, wie ein derartiger Text die Schranken der ressortinternen Abstimmung, Korrektur und Freigabe sowie die kritische und kontrollierende Lektüre innerhalb der Redaktion, ehe das Blatt in den Druck geht, passieren kann. Daher weite ich meine Kritik aus: Ich kann weder verstehen noch akzeptieren, dass die Leitung des Feuilletons sowie die Chefredaktion so einen Artikel ins Blatt lassen.

Aus all diesen Gründen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass ich mein Abonnement der ZEIT nur unter der Bedingung aufrecht erhalten kann, dass die Redaktion in angemessener Form zu erkennen gibt, dass sie von derlei Texten und geistigen Haltungen Abstand nimmt. Mein Ratschlag an Sie ist, sich in einem Kommentar von diesem Text zu distanzieren. Darüber hinaus glaube ich nicht, dass Frau Lemke-Matwey die richtige Musik-Kritikerin für DIE ZEIT ist. Gerade das Feuilleton ist ein Buch einer Wochenzeitung, das von intellektuellem Anspruch und sprachlichem Niveau geprägt sein sollte. Beides erfüllt Frau Lemke-Matwey nicht, wie nicht nur ich seit geraumer Zeit beobachte, und das ist ganz sicher ein Negativum für die Außenwirkung dieses Blattes. – Dr. Markus Dippold


Leserbrief zu „Gestrandet in … Köln“ von Ulrich Stock

Irgendwann wird ja mal das Ende der Serie kommen. Bitte sparen Sie Bonn bis dahin auf, und dann muss es heißen: „Da wollten Sie schon immer hin. Jetzt sind Sie endlich da.“ Ich bin schon vierzig Jahre da. – Dr. Wolfgang Hachtel


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

In Ihrem Beitrag sprechen Sie von regulärer und atypischer Beschäftigung. Ich vermisse die osteuropäischen „Wanderarbeiter“, die unter sehr dubiosen Umständen in deutschen Schlachthöfen über Subunternehmer beschäftigt werden. Auch in meinem Ort beobachte ich Rumänen, Bulgaren und Ungarn, die Tag für Tag mit ihren Plastiktüten von ihren Massenunterkünften zum hiesigen Schlachthof unterwegs sind, um dort eine Arbeit zu verrichten, die früher einmal  überwiegend von deutschen Metzgern ausgeführt wurde. Es ist ein Skandal mitten in Europa, dass Menschen eine sehr schwere und gefährliche Arbeit erledigen und vielleicht 3 € in der Stunde dafür erhalten, davon aber überteuert für ein Bett in einem Mehrbettzimmer, für Arbeitskleidung, Reinigung und Werkzeuge bezahlen müssen, ganz abgesehen von den Strafen für Fehler während der Arbeit. Wenn Politiker nichts dagegen unternehmen, so liegt der Schluss nahe, dass sie dieses System tolerieren. Es funktioniert ja. Die Wanderarbeiter werden dermaßen eingeschüchtert, dass sie ihre Stimme nicht erheben. Alle verdienen gut an ihnen: die Subunternehmer, die Schlachthöfe und der der Handel. Wie konkret die Lage der Wanderarbeiter ist, kann man im Artikel Die Schlachtordnung bei zeit online nachlesen. Mein Dank gilt Anne Kunze, die sich dort dieser Thematik angenommen hat. Der Magen dreht sich mir um, besonders, weil ich mir hilflos vorkomme.

So widerspreche ich Ihrer Aussage, dass der Trend zu mehr prekärer Beschäftigung gestoppt ist. Nein, die Situation in den Schlachthöfen spricht eine andere Sprache. Es ist Versklavung und Beraubung von Grundrechten in einem mafiösen System, wo jeder wegschaut. – Bernd Schippel


Leserbrief zu “ Kann ein Türkeobjektiv sein?“ von Özlem Topçu

Ich lese meistens gerne Ihre Artikel. Vom objektiven Türken habe ich nur den letzten Absatz richtig verstanden. Beim großen Rest glaube ich, dass es darum geht, dass Sie ein bisschen empfindlich reagiert haben. Oder habe ich auch da etwas nicht mitbekommen?  – Hartwig Block


Leserbrief zu „Der gute Mensch und seine Lügen“ von Bernd Stegemann

Respekt und Glückwunsch für Ihre souveräne Entscheidung. für die unabdingbar notwendige Replik auf Jens Jessen, „Der Hass auf die da oben“ nunmehr Bernd Stegemann zu gewinnen.

Sie hatten damit wahrlich eine glückliche Hand. Jens Jessen blieb doch sehr in den sattsam bekannten und fruchtlosen Ansätzen von Polemik vs. Gegenpolemik, von Correctness vs. Populimus und letztlich, wie viele andere vor ihm, in üblicher Empörung stecken.

Im Vergelich dazu führt der sprach- und kommunikaritische Ansatz von Bernd Stegemann über die Begriffe „paradoxe Kommunikation“ und „Verschleierung“ weitaus stringenter und klarer

zum Kern der beklagenswerten Erscheinungen. Es kommt sicher nicht von ungefähr, dass gedankliche Schärfe auf diesem Niveau von „außen“ herein zu holen war. Verschleiernde und paradoxe Formen der Kommunikation haben sich mittlerweile seit fast einer Genaration bilden und festigen können.  Das zeitigt nicht nur Wirkungen auf die öffentliche Rhetorik. Die noch bedeutendere Wirkung besteht darin, dass durch die Technik der Verschleierung lösende Denkansätze nicht allein verborgen wurden und werden sondern in bedeutendem Ausmaß im öffentlichen Diskurs endgültig schon nicht mehr vorkommen, weil sie im breiten Bewusstsein nicht einmal auch nur als Option gedanklich überhaupt noch verfügbar wären.

Das gilt in gleichem Maß sowohl für die Rhetorik in den Bereichen Politik und Wirtschaft und leider durchaus auch in der veröffentlichten Meinung. Vielleicht sind Medien, Politik und Wirtschaft mittlerweile in ihrem Sprechen und Denken zu oft zu nahe aneinander gerückt. Vielleicht hat kritische Distanz als Preis des  Dabeiseins an den Entscheidungszentren abgenommen.

Insofern wäre nicht nur Ihnen sondern uns allen dringend zu wünschen, dass sie weiterhin so repektabel, intelligent und mutig Kommikationskritik und -kompetenz wie auf dem Niveau von Bernd Stegemann immer wieder auch von „außen“ zu sich holen. – Bernd Nickel


Leserbrief zu „Der gute Mensch und seine Lügen“ von Bernd Stegemann

Ich halte Ihre begriffliche und inhaltliche Fassung ‚derer da oben‘ sowie die Beschreibung der Hintergründe der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen mit einem wie auch immer verstandenen Populismus für nicht überzeugend. M.E. geht es weder um die pöbelhafte Verdammung jeder Abweichung von der eigenen Meinung, wie von Herrn Jessen entwickelt (ZEIT 8), noch um die moralische Doppelgesichtigkeit Gutsituierter, wie von Herrn Stegemann angeprangert (ZEIT 9).

Beide übersehen Sie, dass das Wesen des seit mindestens einem Jahrzehnt heraufziehenden Protests gegen die ‚Eliten‘ ein Problem der Legitimation von politischem Handeln ist. Es geht nicht nur um Brüssel. Es geht um die seit langem und noch immer zunehmende Verwechslung von guter  Absicht mit Legitimität.

Legitimität ist ein grundlegendes, stabilitätsbestimmendes Prinzip jeder menschlichen Gemeinschaft.  Deren widersprüchliche und fragile Grundlagen hat, auch wenn Sie mein Verweis auf einen konservativen Theoretiker jetzt kalt erwischen wird, Roger Scruton in seinem Manifest ‚The Meaning of Conservatism‘ vor nunmehr fast 40 Jahren ausführlich analysiert. Selbst wenn man seine Schlussfolgerungen nicht immer teilen mag, zurückgehen hinter das dort präsentierte Niveau der Analyse von Legitimität politischen Handelns sollten wir nicht.

Natürlich spielen mangelnde Wahrhaftigkeit und moralische Obszönitäten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Diese Dinge allein würden aber niemals erklären, warum inzwischen ganze Schollen des Bürgertums aus dem Fundament der westlichen Demokratien herausbrechen und davontreiben.

Der von Ihnen so beklagte Populismus bezieht seine Wirksamkeit aus der lange verdeckten, mittlerweile jedoch öffentlich herausfordernd artikulierten Ablehnung des zeitgeistlichen Anspruchs von Politik und Medien an den Bürger, Entscheidungen schon wegen deren guter Absicht als legitim anzuerkennen und hinzunehmen. Abweichende Meinungen werden heute bereits anhand von Kriterien, über die (noch) gar kein öffentlicher Konsens besteht, bewertet. Gesellschaftspolitische Positionen von Bürgern werden in gutes und schlechtes Ja, in richtiges und falsches Nein klassifiziert.

Aktuell sortieren wir jede Zustimmung und jede Ablehnung anhand von immer denunzierender daherkommenden Begrifflichkeiten, ohne sie auch mal nüchtern als aktuelle Interessenlage von Bürgern oder einfach als zwischenmenschliche Abneigung hinzunehmen. Es scheint gar nicht mehr darum zu gehen, ob diese oder jene Position vom Bürger als vernünftig akzeptiert oder als inakzeptable Zumutung in einem demokratischen Prozess abgelehnt wird, sondern eher darum, ob sich der Bürger jederzeit einer ‚öffentlichen Vernunft‘ unterwerfen will. Ohne dass breiter Konsens darüber herrscht, worin diese denn bestehen soll.

Wir sind dabei, schleichend einige von Robespierres Auffassungen vom ‚guten Staatsbürger‘ und von ‚berechtigter Denunziation der Untugend‘ in die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung zu integrieren. Wer meint, es gäbe noch Raum für Ansichten oder Interessen jenseits einer Tiefenprüfung auf Rassismusnähe, Islamophobie oder Sexismus durch politische und mediale Wohlfahrtsausschüsse, der führt zumindest in der öffentlichen Debatte ein riskantes Dasein.

‚When they go low, we go high‘ – mit derartigen, zweifellos gut gemeinten Parolen begeben wir uns, am durchschnittlichen menschlichen Verhalten gemessen, mit schwerem Gepäck sehr weit hinaus auf das mitunter dünne Eis der Akzeptanz ‚vernünftiger‘ Entscheidungen. Politik der guten Absicht ohne hinreichende Legitimation kann leicht zum destabilisierenden Faktor werden, der den von Ihnen so beklagten Populismus immer wieder aufs Neue gebiert und möglicherweise dazu führt, dass das Eis sogar mitten in Europa bricht.

Zum Abschluss noch etwas zur aktuellen Auseinandersetzung in Dresden (ZEIT 8): Man verstößt nicht ungestraft eine Stadt, die sich demokratisch für eine bestimmte Lösung eines brennenden Verkehrsproblems (Waldschlösschenbrücke) entschieden hatte, wegen vorgeblich ästhetischer Zumutungen für die Welt als unartiges Kind aus der UNESCO-Familie,  um sich hernach zu empören, wenn Bürger dieser Stadt nun ihrerseits gegen eine ästhetische Zumutung an einem Ort höchster politischer und oft noch persönlicher Sensibilität aufbegehren, auch wenn (oder gerade weil?) diese als – m.E. unfassbar naiv vorgetragener – politkünstlerischer Denkanstoß verstanden sein wollte. Aus der Sicht von Legitimität gesellschaftspolitischen Handelns waren beide Dresdner Ereignisse Unfälle der Demokratie, die nicht nur Schäden am Lack zur Folge hatten. – Matthias Wagner


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

„Der Trend zu mehr prekärer Beschäftigung ist seit einem Jahrzehnt gestoppt“ lautet der Untertitel des Beitrages von Kolja Rudzio. Wenn man unter „prekärer Beschäftigung“ nur die vom Statistischen Bundesamt aufgeführten Arbeitsverhältnisse ‚Minijobber/Teilzeitbeschäftigte bis 20 Std/befristet Beschäftigte/(Solo)=Scheinselbständige und Leiharbeiter‘ versteht, weist die Statistik in der Tat keinen bemerkenswerten Anstieg aus. Statistik ist eine Sache – die erlebte Realität in der Arbeitswelt eine andere.

Der Normalbürger versteht unter einer ‚prekären Beschäftigung‘ auch eine solche, von der er trotz Vollzeit nicht oder nur schlecht leben kann, von der Möglichkeit einer zusätzlichen Altersvorsorge oder der Gründung einer Familie ganz zu schweigen. Es gibt leider keine Statistik, die die ‚Normalarbeitsverhältnisse‘ prozentual nach ihrem Bruttoeinkommen ausweist. Dass eine Beschäftigung sozialversicherungspflichtig ist, heißt lediglich, dass mehr als 450,00 € im Monat verdient werden – über das verfügbare Einkommen und ob die Menschen in einer prekären Situation leben, sagt es überhaupt nichts aus.

Es gab auch schon vor Martin Schulz Umfragen, in denen die Menschen zu Protokoll gaben, dass sie im Augenblick zufrieden sind, ihnen der Blick in die Zukunft aber Angst macht – und das nicht wegen der Flüchtlinge! Und das sollte zu denken geben und zum Handeln auffordern. – Hedine Meier-Stehnken


Leserbrief zu „Krieg ohne Blut“ von Patrick Beuth, Marc Brost, Peter Dausend, Steffen Dobbert und Götz Hamann

Auf der Suche nach einem „Breitband- Antibiotikum“, das möglichst viele Fake News- Erreger erwischt, bleibt m. E. ein ganz wichtiges Element unerwähnt: Vertrauen in die eigenen politischen Akteure:

– Wenn z. B. eine Bundeskanzlerin in den Medien erklärt, dass sie die NSA- Spionage- Aktivitäten in Deutschland „aus der Zeitung“ erfahren habe,

–  wenn ein Bundesverkehrsminister vor dem Untersuchungsausschuss zum Abgasbetrug aussagt, er habe von diesem Vorgehen erst im September 2015 „aus den Medien“ erfahren, obwohl der Tatbestand sowohl dem Bundesverkehrsministerium als auch der EU- Kommission seit 2008 und detailliert seit November 2010 vorlag (Die Zeit Nr.31, 21.07.2016), dann vernichtet dieser politische Umgang mit der Wahrheit nicht nur den Rest an Vertrauen in unsere Politik sondern bereitet in höchst wirksamer Weise den Nährboden vor auf dem sich die Fake News der Schurkenstaaten und Cyberkriminellen hervorragend entwickeln können.

Nur wenn Politiker, wie übrigens auch Journalisten, ihre Glaubwürdigkeit tagtäglich unter Beweis stellen, kann sich Vertrauen entwickeln und so ein Immunsystem gegen die Fake News- Attacken kranker Cyberhirne aufbauen. –  Michael Deil


Leserbrief zu „Krieg ohne Blut“ von Patrick Beuth, Marc Brost, Peter Dausend, Steffen Dobbert und Götz Hamann

Mit Vehemenz widmen Sie sich regelmässig dem Thema Hackerangriffe aus Russland.

Leider habe ich den Eindruck, dass Sie der Regierungspropaganda der CDU folgen und Russland immer wieder ins Zentrum Ihrer unbewiesenen Behauptungen stellen.

In den letzten Tagen sehen wir aus der Nachrichtenlage, dass ein britischer Hacker für die Telekom-Attacke in 2016 verantwortlich ist.

Trotzdem nehmen Sie die Theorien immer wieder auf, dass Russland hinter den Attacken steht, Sie und die Regierung nennen es Teil der hybriden Kriegsführung Russlands.

Wie wir alle wissen, stationiert die NATO in kriegstreiberischer Weise an  der EU-Aussengrenze massiv Truppen und provoziert damit Gegenmassnahmen Russlands und eskaliert damit die Situation. Mich würde aber interessieren welche Interessen die deutsche Lügenpresse dabei hat, immer wieder Russland zu bezichtigen, daneben natürlich die CDU, die Partei der Diktatur der Saturierten in Deutschland. Ich glaube, dass die Lügenpresse   nicht mehr die 4. Gewalt in Deutschland, die Meinungshoheit, besitzt, sondern die Menschen sich über die Situation im Lande über die sozialen Medien austauscht. Natürlich beim arabischen Frühling war das noch für die Lügenpresse akzeptabel, aber wenn es um die eigenen Pfründe geht, ist man halt dünnhäutiger.

Ich rate Ihnen, kehren Sie zum ordentlichen Journalismus zurück, sonst verdienen Sie sich das Prädikat Propagandapresse zurecht. – Jens Ockert


Leserbrief zu „Rechenkunst“ von Josef Joffe

„Dieser „Stolperdraht“ aber funktioniert nur, wenn dahinter ganze Kampfbrigaden stehen, die rasch an die Front rücken können. Die fehlen der Bundeswehr, und deshalb muss sie massiv in Kampfbereitschaft investieren, um Putins Risikokalkül zu schärfen.

Gerade wer in der Ära Trump/Putin über den Verlust der amerikanischen Verlässlichkeit orakelt, muss für Abschreckung durch Kampfbereitschaft an den Ostgrenzen der Nato sorgen. Die Deutschen haben fünfzig Jahre lang Sicherheit zum Discountpreis genossen. Wenn sie jetzt mehr einzahlen müssen, führt das nicht in eine „blinde Aufrüstungsspirale“ (Gabriel). Es ist die Korrektur einer einst verständlichen Abrüstungsspirale, die der Kreml als Gelegenheit wahrgenommen hat. Für diese schlichte Einsicht braucht Europa keine Nachhilfe von Trump.“

Was ist nur los mit der „Zeit“ seit Helmut Schmidt nicht mehr ist?  Offene Befürwortung oder gar Forderung nach einem Krieg mit Russland? „Kampfbrigaden, die rasch an die Front rücken können“? Warum machen Sie das? Wie können Sie es verantworten, dass wieder deutsche Soldaten mit Russland Krieg führen sollen? Reichen Ihnen die Millionen und Abermillionen Toten, die Deutschland in beiden Weltkriegen verursacht hat, immer noch nicht? Haben Sie eine Rechnung offen mit Russland oder wie darf ich Ihre Worte verstehen?

Es ist traurig, wie eine einst renommierte Wochenzeitung der Frau Dönhoff und des Herrn Schmidt auf ein solches Niveau sinkt. – Renate Vetter


Leserbrief zu “ Kann ein Türkeobjektiv sein?“ von Özlem Topçu

Ich möchte Frau Topçu und Herrn Yüzel danken,  weil Sie verlässlich gute Arbeit leisten. Ich finde es traurig, dass Debatten dieser Art immer noch geführt werden müssen. Unser Land ist bunt, vielfältig und erfolgreich. Bayern mischen sich mit den einst verhassten „Saupreußen“, Schwaben sind glücklich in Berlin, Sachsen in Ostfriesland, Münsterländer im Allgäu, und die einstigen Gastarbeiter aus der Türkei sind längst angekommen und aus Deutschland weder wegzudenken noch wegzuwünschen. Nicht zuletzt die astronautische Sicht auf unseren kostbaren blauen Planeten sollte uns dazu auffordern, beschränkte Sichtweisen vollends aufzugeben und uns alle als Menschen wahrzunehmen, die miteinander Großartiges zu schaffen imstande sind. Herr Yüzel hat sich mit seiner Berichterstattung in der Türkei als mutig und solidarisch mit seinen Kollegen erwiesen. Ich kann nur sagen: Hut ab vor so viel journalistischem Engagement! Ich wünsche ihm und allen zu Unrecht festgenommenen Kämpfern für Freiheit und Demokratie baldmögliche Freilassung. – Bettina Oehmen


Leserbrief zu „Hilfe den Verletzten“ von Sven Krüger

Mit großem Interesse habe ich den Artikel in der Zeit vom 23.7.17 gelesen.
Ich möchte den Beitrag zu der Frage der Verletzten von Fake-News um einen wichtigen Aspekt ergänzen.

Sie schreiben, dass  die Verletzung von „nur“ Ehrenschutznormen rechtlich kaum, meist sogar gar kein Gehör finden. Diese derzeit praktizierte rechtliche Bewertung der Ehrenschutznormen ist grundlegend falsch.

Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen aktivieren Beleidigungen, Herabwürdigungen, Mobbing etc. die gleichen neuronalen Zentren wie die Zufügung unmittelbarer körperlicher Gewalt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Schmerzzentren auch dann reagieren, wenn Menschen sozial ausgegrenzt oder gedemütigt werden. Körperlicher Schmerz hinterlässt eine Art Fingerabdruck. Dies lässt sich bildgebend sichtbar machen. Der gleiche Fingerabdruck des Schmerzes taucht an gleicher Stelle auf, wenn ein Mensch von anderen sozial ausgegrenzt, zurückgewiesen verachtet oder gedemütigt wird. Körperlicher und seelischer Schmerz werden in sehr ähnlicher Weise im Gehirn wahrgenommen und verarbeitet und müssen somit auch vergleichbar bewertet werden.

Jeder weiß, dass Worte verletzen und schmerzen können. Die Wissenschaft hat diese Erfahrung experimentell explizit bestätigt. Aber diese Erfahrung von jedermann wird rechtlich unverständlicherer weise völlig missachtet. Beleidigung ist eine Form von vorsätzlicher Körperverletzung !

Die minderwertige rechtliche Bewertung der Ehrenschutznormen geht so weit, dass das Bundesverfassungsgericht (BVG) in einem Urteil es einem Anwalt explizit erlaubt zu Beleidigen, und zwar zur Durchsetzung seiner Interessen (BVerfG, NJW 2008, 2424) . Im Kontext der Beleidigung als Körperverletzung lässt das BVG unmittelbare körperliche Gewalt zur Durchsetzung von Interessen zu. Es gilt das Recht des Stärkeren. Das BVG verletzt damit Artikel I des GG indem Anwälte die Würde des Menschen angreifen dürfen. Die Würde des Menschen ist antastbar.

Verfolgt man den Gedanken weiter, muss man sich fragen, warum laut BVG nur Anwälte beleidigen dürfen. Weil nur ein Anwalt geklagt hat ? Andere haben doch auch Interessen ! Konsequenterweise müssten dann eigentlich alle beleidigen dürfen…… Absurd !

Vorausgesetzt, dass die Rechtsprechung die sachlich dringend gebotene Neubewertung der Ehrenschutzklausen vornimmt, ergeben sich auch neue rechtliche Möglichkeiten gegen die Verbreiter verletzender Fake-News und verbaler Hetze im Internet vorzugehen. – Dr. Herbert Helmle


Leserbrief zu „»Wir brauchen Vielfalt«“ ein Interview mit Carl-albrecht bartmer, das Gespräch führten Christiane Grefe und Andreas Sentker

Wer sich fragt, was zur Zeit falsch läuft in der Welt, der muss nur das Interview mit Hr. Bartmer lesen. Die hochsubventionierte und technisch hochgerüstete Agrarlobby hat Bauchschmerzen, weil sie Ihren Auftrag, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren nicht mehr erfüllen kann. Auf der nächsten Seite wurde es leider nicht besser, als die Insemination daheim fürs Wunschkind mit dem Sperma aus dem Paket nicht geklappt hat. Vielleicht darf man auch einfach nicht Querlesen.  – Johannes Stockerl


Leserbrief zu „Dann doch lieber eine Kreuzfahrt!“ von Christine Lemke- Matwey

In der aktuellen Ausgabe der ZEIT echauffiert sich Christine Lemke-Matwey über die Uraufführung von Edward II. an der Deutschen Oper Berlin, das sie als ‚jämmerliches Stück‘ brandmarkt. Das mag – insbesondere subjektiv gesehen – durchaus der Fall sein, obliegt doch die Wahrnehmung derartiger Kulturangebote stets individueller Geschmäcker und Präferenzen. Es irritiert jedoch sehr, dass die Autorin die mangelnde Qualität der Inszenierung nicht etwa auf die künstlerischen Fertigkeiten der Beteiligten zurückführt, sondern diese schlicht auf deren sexuelle Orientierung reduziert. Dies ist nicht nur extrem undifferenziert, sondern auch durchaus diffamierent für die Beteiligten. Insbesondere von Autoren der ZEIT erhoffe ich mir die Wahrnehmung des Individuums als komplexe Kombination vielfältiger Eigenschaften und Attribute, und nicht die klischeeschafte Reduzierung auf einen einzelnen Aspekt. – Felix Behr


Leserbrief zu “ »Vielen Managern ist das peinlich«“ von Petra Pinzler

Zum Artikel, genauer gesagt Interview „Vielen Managern ist das peinlich“ mit Burkhard Hirsch sticht mir vor allem eine „Peinlichkeit“ ins Auge:

Da beklagt Herr Hirsch, dass dem Fiskus Einnahmen entzogen werden, weil die Managergehälter steuerlich absetzbar sind. Vereinfacht ausgedrückt: Durch die Absetzbarkeit der Gehälter als Betriebsausgabe wird der Gewinn verringert, mit der Folge, dass dann auch die Steuern auf den Gewinn geringer ausfallen – soweit verständlich.

Was bei dieser Betrachtung allerdings vollständig unterschlagen wird: Muss der Manager, der 10 Mio Gehalt erhält, dieses etwa nicht versteuern ?

Nach meiner „schnellen“ Recherche müssen Kapitalgesellschaften ihren Gewinn mit 15 % versteuern. Ein Manager mit Millionengehalt dürfte annähernd den Spitzensteuersatz von 42 % bezahlen. Oder liege ich da falsch ?

Peinlich, dass jemand, der für den Wirtschaftsteil der ZEIT Interviews führt, so einen wichtigen Punkt einfach übersieht oder – schlimmer noch -absichtlich unter den Tisch fallen lässt. Mein Respekt vor der fachlichen Kompetenz des ZEIT-Wirtschaftsresorts hat einen deutlichen „Knacks“ erlitten. – Herbert Rein


Leserbrief zu „Die Bundesbrüder“ von Daniel Erk

Wie macht man Rechtsradikale, ob Jung oder Alt salonfähig? In dem man solch freundliche und empathische Artikel über Sie schreibt. Da darf ein Bundesbruder knallhart und unwidersprochen raushauen: „Der Islam muss erst domestiziert und dann herausgezüchtet werden.“ Das bedeutet im Klartext: Menschen mit islamischem Glauben müssen domestiziert und dann „herausgezüchtet“ werden. Blut-und- Boden-Ideologie reinsten Wassers oder sehen Sie das anders?

In Ihrer Lesart sind das aber nur „junge Männer auf der Suche nach Zusammenhalt und Zugehörigkeit…, …sentimentale Jungkonservative…und Konvertiten aus grün-bürgerlichen Milieu…“, die halt ein bißchen „der alten Idee von Nation und Volk“ anhängen. Da möge man doch Verständnis für aufbringen. Sind wir nicht alle irgendwie Brüder im Geiste?

Fürchterlich, mehr gute Presse für Nazis geht kaum noch. Und das in „Die Zeit“.

Oder darf Ihr Artikel  als Bewerbungschreiben für die neuen Nationalsozialisten verstanden werden. Die werden ja bald im Bundestag sitzen und dann Deutschland und dann die ganze Welt? – Dr. med. Th. Lukowski


Leserbrief zu „Kuscheln mit den Mächtigen“ von Gero von Randow

Schon die Präsentation der Familie Fillon vor ihrem Schloss ist so unglaublich manipulativ ausgerichtet, dass es den Atem verschlägt! Soll hier Neid gesäht werden ? Sie sollten wissen, dass auch sozialistische Politiker (siehe Mitterand etc.) in Frankreich eher üppist lebten und sich Zweitfamilien leisten konnten. Diese Aufmachung ist unredlich! Ohne Fillon verteidigen zu wollen-aber wo war Ihr Aufschrei, als der jetzige französische Präsident das Elysee zum bordello machte und die ganze Welt über ihn und seine shenanigans lachte ? Sie sollten sich lieber darüber aufregen, wer Frankreich in den letzten 5 Jahren in den Abgrund führte.

Valeurs actuelles (mit c) ist ein Journal mit ausgezeichneten Autoren, die ein vorzügliches Französich beherrschen und wirklich nahmhaft sind-dass Ihnen die politische Couleur nicht paßt, die sich auf traditionelle Werte gründet und unsere westlich-aufgeklärte Gesellschaft verteidigt, macht dieses Blatt KEINESWEGS zur rechten Kampfpostille-das ist unterste Schublade!

Wie nennen Sie denn  *Libération*   ? Linke Hetze ??? Reicht es nicht, dass  die Anzahl von getöteten Polizisten in Frankreich auf Rekordhöhe ist ? Nuit debout und Paris brule finden  in deutschen Medien kaum Beachtung. Angst vor schlafenden Hunden ??? Es wundert kaum, dass immer mehr Bürger sich von unseren grün-links verblendeten Medienvertretern abwenden. Mir reicht es auch. – G. Franz


Leserbrief zu “ »Vielen Managern ist das peinlich«“ von Petra Pinzler

Es ist zum Haare raufen!

Alle Politiker wissen wie man richtig regieren kann, aber immer nur, wenn sie entweder in der Opposition, oder in der Pension sind.

Also immer dann, wenn Ihre Ansichten keinerlei Wirkung erzielen können. Kaum sind sie an einer Regierung beteiligt und könnten etwas bewirken, sind all diese Erkenntnisse total vergessen und alle grapschen, was sie bekommen können!

Wundert der weltweite Rechtsruck eigentlich noch irgendjemanden?

Es ist zum Haare raufen! – Horst Köpplpinz


Leserbrief zu „Der ewige Zweite“ von Lisa Nienhaus

Hab erst jetzt den Artikel von Lisa Nienhaus über den AfD-Politiker Jörg Meuthen gelesen und halte es für eine Unverschämtheit, wenn sie ihn folgendermaßen charakterisiert: „Wenn er zuhört, legt er den Kopf schief und schaut mit großen Augen von unten- beinahe wie ein Hund, der auf ein Leckerli wartet“. Ich begeb mich auf das Niveau von Nienhaus und sag ihr, sie ist eine dumme Ziege.

Vielleicht hat Trump zuweilen doch Recht, wenn er die Medien u.a. wegen der Art ihrer Berichterstattung kritisiert. – Dr. Diethard Hennig


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Sollte die Zahl der prekären Arbeitsverhältnisse seit 2006 tatsächlich zurück gegangen sein, so wäre das eine überaus erfreuliche Entwicklung. Was aber bei den genannten Zahlen übersehen wird, sie sind noch immer zu hoch. Eine Million Leiharbeitnehmer machen dieselbe Arbeit wie die Stammbelegschaft und verdienen aber um 10 bis 20 % weniger. Es gibt Betriebe mit 20 % Leiharbeitnehmeranteil. So groß können Auftrags Schwankungen gar nicht sein. Was hier zumindest gelten muss: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Wir haben 2,5 Millionen befristete Beschäftigungen. Ist das toll? In der Regel bekommen Auszubildende nach der Ausbildung nur befristete Arbeitsverträge. Wie soll hier Zukunftsplanung möglich sein? Die Forderung von Schulz, Befristungen ohne sachlichen Grund zu streichen,  ist richtig. Es wird schon genug Missbrauch mit Sachgrundbefristungen betrieben. 12 Jahre Schwangerschaftsvertretung habe ich da schon erlebt. Frauen, und damit die Hoffnung auf  die Freude neuen Lebens, gibt es in den meisten Betrieben. Also gleich den Bereich der Sachgründe einschränken bitte. 4,8 Millionen Minijobs haben wir noch. Das sind 4,8 Millionen Menschen, die von Altersarmut bedroht sind. Zwei Millionen Scheinselbständige haben wir. Das sind zwei Millionen Menschen, die sich nicht um das Arbeitszeitgesetz kümmern müssen, denn es gilt für Selbständige nicht. Sie beuten sich selbst aus. Auch von ihnen sind viele Altersarmutsgefährdet. Ich weiß nach der Lektüre des Artikels, das es nicht ganz so schlimm ist, wie Herr Schulz meint, aber doch noch schlimm genug. – Eduard Kelsch


Leserbrief zu „Grafik: Karl May“

In der Ausgabe vom 23.2. Seite 34, Wissen, schreiben Sie, dass die Festspiele in Seegeberg seit 1952 aufgeführt werden. Ich habe die Festspiele schon vor dem Kriege besucht, habe sogar Fotos davon. Ich habe schon mehrmals bemerkt, dass Recherchen nur bis 1945 reichen z.B. über die Sommerzeit. Die Sommerzeit gab es in Deutschland schon in den 30. Jahren. Im Krieg gab es sogar eine doppelte Sommerzeit, also 2 Stunden. Wenn Ihr Archiv nicht über 1945 zurück reicht, fragen Sie doch mal Ihren Opa. – Harald Schulze


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Liebes ZEIT-team, der Schulz-Test greift zu kurz. Ich erinnere mich an eine Zeit, als 2 % Arbeitslose noch zuviel waren – also sind gut 4 % Arbeitslose das doppelte an Zuviel zu einer Zeit, in der man über die Deckelung von Managergehältern nur noch in Millionen € – immerhin pro Mensch – spricht. Offensichtlich in den besprochenen zehn Jahren konstant geblieben, ist ein Anteil von 5 Millionen Menschen als Minijobber, Teilzeit- und befristet Beschäftigte, Leiharbeitern (sogar angestiegen) und Solo-Selbständigen (Ich-AGs). Dieses Millionenheer von MENSCHEN ist zu hoch und wird jedem Einzelnen und der Gesellschaft einmal als arme Rentner auf die Füße fallen genauso wie alle, denen in diesen zehn Jahren und davor einfach das Lebensalter davongelaufen ist, ohne noch besser für das Alter vorsorgen zu können; denn mit dieser Zeit sind die Rentenansprüche kontinuierlich gefallen (auch die Pensionsansprüche). Selbst die Universitäten stöhnen: Der Anteil an befristeten Verträgen für Wissenschaftler stellt schon die Freiheit der Forschung infrage; die Auswirkungen heute bedeuten schon Abwanderung der Besten; für später ist das kaum abzuschätzen. – Und trotz allem nimmt die Zahl der Reichen und Superreichen zu, die der Armen auch. – Wenn über 50 Jahre alte Menschen arbeitslos werden, haben sie kaum eine Chance; selbst mit Weiterbildung (die leider häufig am Wollen des Weiterzubildenden und/oder am Bedarf der Wirtschaft vorbeilief) gab es überwiegen nur geringer bezahlte Stellen, anschließend weniger ALG, anschließend noch geringer …….etc, also Abwärtsspirale und dann geringerer vorzeitiger Rentenbezug. Solche Abqualifizierung trägt in sich den Frust mit allen seinen Folgen (Krankheit, Wut, Erfahrungsweitergabe). Wo geht solches in die Statistiken ein, wo auch diejenigen, die auf der Straße leben? – Hanna Leinemann


Leserbrief zu „Bitte nicht umarmen“ von Djamilia Prange de Oliveira

vor 40, 50 Jahren stand in Heiratsanzeigen nach Alter, Körpergröße und Gewicht fast immer auch kath. oder ev., denn damals war das wichtig. Die Kirchen waren noch mächtig, und die Hirten behüteten ihre Herden, wie Jesus das seinen Jüngern geboten hat. Wenn also Mohammedaner beginnen, dessen Heilige Schrift, den Koran, als „Wort des lebendigen Gottes“ (kath. Liturgie) zu lesen, dann wird, wie im Artikel anschaulich geschildert, die Doppelwirkung aller Religionen offensichtlich: verbindend nach innen, trennend nach außen, d. h. feindlich gegen Anders- und Nichtgläubige. Denn was bedeuten schon humane Gefühle und mitmenschliche Triebe im Vergleich zu göttlichen Worten und überirdischen Geboten!? Und die beschriebene Liebes-Einschränkung im Vergleich zu den angedrohten ewigen Höllenstrafen? Auch bei Jesus übrigens, wenn das heutige Christentum light die Worte des synoptischen, des nicht ganz erfundenen Jesus lesen und beachten täte!

Dass in Kontaktanzeigen heutzutage die Religion kaum noch erwähnt wird, dass in Todesanzeigen und auf Gräbern Kreuze immer seltener werden, liegt nicht an in Kirchen plötzlich entdeckter Humanität, sondern an ihrem zunehmendem Machtverlust. Die meisten Christen in Europa sind heutzutage Taufschein-Scheinchristen: siehe z. B. die Zahl der sonntäglichen Gottesdienstbesucher. Nur dadurch ist die große Zunahme an Mitmenschlichkeit zu verstehen. Früher wurden Moslems an den Grenzen Europas erbittert bekämpft, heute aber eingelassen, versorgt und verpflegt! Und nach dem Glaubensbekenntnis wurde nicht gefragt.

Ich darf hinweisen auf Schmidt-Salomons „Manifest des evolutionären Humanismus. Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur“, ein Büchlein, das Jesu Hirten früher zur Verbrennung bestimmt hätten. Auch die Sites von gbs und hpd bieten durchaus Interessantes.  – Manfred Schleyer 


Leserbrief zu “ Kann ein Türkeobjektiv sein?“ von Özlem Topçu

Vielen Dank für Ihren wunderbaren Artikel über ‚Türkisch-Sein‘ und objektive Berichterstattung. Sie haben alle Argumente (waren es wirklich welche?) von Herrn Martens klar widerlegt und hervorragend formuliert  (Bspw. „Integration ist ein deutsches und kein Ghetto-Thema“).

Die Logik der Aussagen die Herkunft und Kenntnis miteinander in Verbindung stellen, und so Aussagen des/der Autors/in herabwürdigen findet sich nicht nur in AfD-Kreisen, sondern lassen sich auch versteckt in der „FAS“ finden.

Ihr Artikel hat so nicht nur die Fadenscheinigkeit des „FAS“-Kommentars entlarvt, sondern auch gute Argumente für den Umgang mit versteckten diskriminierenden und rassistischen Logiken geliefert. – Mert Dinçer


Leserbrief zu „Bitte nicht umarmen“ von Djamilia Prange de Oliveira

Was für eine berührende und zugleich schmerzhafte Geschichte !

Mit Nietzsche kann man zu dem Verhalten des armen Hamoudi sehr wohl sagen :“Alles Absolute gehört in den Bereich der Pathologie“. –  Dr. Klaus Tiedje


Leserbrief zu „Bessere Demokraten“ von Benedikt Erenz

Sowohl Historiker wie auch Journalisten haben gemeinsam, dass sie aus der Fülle der vorliegenden Informationen selektieren müssen. Aus der Art, wie selektiert wird, erkennt man die Zeitströmungen. Das ist wohl unvermeidlich. Man erkennt aber auch, ob ein Autor sich um Objektivität bemüht, indem er das Für und Wider eines Themas darstellt, oder ob er einfach nur agitieren, ja hetzen will und damit alle Aspekte weglässt, die ihm nicht in den Kram passen. Ich habe in der ZEIT selten einen derart einseitigen Artikel gelesen wie den ihren über Ernst-Moritz Arndt. Über Arndt zu schreiben und seine Einstellungen  zu diskreditieren ohne das Wort „Befreiungskriege“ einzubauen, passt in ein linkes Hetzblatt, aber nicht in eine Zeitung, die sich eigentlich um Ausgewogenheit bemüht. Es wird auch nicht erwähnt, dass er 1848/49 in der Nationalversammlung in der Paulskirche saß, dem ersten deutschen Parlament. Ihre Geschichtsdarstellung beschreibt in keinster Weise den damaligen Zeitgeist. Wenn man frühere Jahrhunderte nur nach unseren heutigen Wertmaßstäben beurteilt, kann nur pharisäerhafte Überheblichkeit herauskommen. Ein Verständnis für die damals handelnden Personen erschließt sich einem nicht. Leser, die die damaligen Umstände nicht kennen, haben keine Chance sich auf Basis dieses Artikels ein objektives Urteil über Arndt zu bilden.

Ich möchte die ZEIT bitten, in Zukunft auf solch einseitige Beiträge zu verzichten. – Erwin Böhm


Leserbrief zu „Damals“ von Özlem Topçu

In der Rubrik „Damals“ schreibt Özlem Topcu: „In einigen Gesichtern erkennt man die Anspannung, einer links kaut schon an seinem Kragen.“ Ich sehe mindestens 10 Männer, die ihren Kragen mit den Zähnen hochhalten, damit ihr Partner gegenüber in der aufzubauenden Pyramide etwas zum greifen und festzuhalten hat. Wenn man die Menschentürme und den Aufbau genauer ins Auge nimmt fällt einem guten Beobachter auf, dass man sich dabei oft an den Kragen packt um einen festen Stand zu bekommen, das ist Teil der Technik!

Herr Topcu, die nach Ihrer Meinung ängstlichen Männer bereiten sich sehr konzentriert vor und halten die zu greifenden Krägen schon mal in Position.

Journalisten sollten meiner Meinung nach nicht so oberflächlich daherschreiben, sondern genauer beobachten! Tut mir leid, aber mir fällt so etwas immer sofort ins Auge. – Eckhard Adler


Leserbrief zu „Dann doch lieber eine Kreuzfahrt!“ von Christine Lemke- Matwey

Diesen diffamierenden Artikel auf der ersten Seite Ihres Feuilletons zu lesen macht mich fassungslos. Sachlich auf Null-Niveau (ich erfahre nichts über das „rezensierte“ Werk), ist die Autorin auch geistig und sprachlich unter ZEIT-Niveau:

vielleicht sollte sie demnächst bei Compact! schreiben. Gibt es bei Ihnen keine Endredaktion, die solche Entgleisungen verhindert? – Manfred Weiß


Leserbrief zu “ Kann ein Türkeobjektiv sein?“ von Özlem Topçu

Bei dem Beitrag von Özlem Topcu geht es vor allem um Eitelkeiten und Animositäten und weniger um den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel. Dessen vornehmliches Problem scheint die doppelte Staatsbürgerschaft zu sein. Wenn er nämlich nur Deutscher wäre, wäre er vermutlich nicht festgenommen worden. – Günther Lettau


Leserbrief zu „Aufrüsten für Amerika“ von Von Jochen Bittner Und Peter Dausend

Ihre Gegenüberstellung der Militärausgaben von Nato und Russland halte ich für bedingt aussagekräftig, denn bei einer weiteren Eskalation der weltweiten Sicherheitslage würden die Fronten nicht nur zwischen der Nato und Russland verlaufen, sondern auch durch die Nato. Dennoch zeigt sie schön wie sehr das Militärbündnis an der Realität des 21. Jahrhunderts vorbei geht. Es fasst zu viele Interessen zu vieler Staaten, die sich politisch voneinander enfernten haben, zusammen. Ihre einzige Gemeinsamkeit ist es, dass sie während des kalten Krieges nur im Kollektiv bestehen konnten. Die Hinzunahme sowjetischer Satellitenstaaten war das Öl im Feuer das heute in der Ukraine lodert. Wenn Trump die Nato als obsolet bezeichnet hat er im Grunde recht. Und das bedeutet auch zwangsläufig, dass sich die militärische Kooperation innerhalb der Nato verändern muss. Westeuropa muss selbst das Kräftegleichgewicht mit Russland herstellen, um in Zukunft auf Augenhöhe für Stabilität sorgen zu können. Amerikanische Soldaten in Polen sind nicht förderlich. Vielmehr sollten ausschließlich europäische Staaten Polen militärisch stützen. Denn für Europa ist die polnische Sicherheit existenziell. Die Vereinigten Staaten hingegen nutzen sie praktisch nur um ihren Anspruch auf Vormachtstellung gegenüber Russland zu verdeutlichen. –Franz Rupprecht


Leserbrief zu “ Kann ein Türkeobjektiv sein?“ von Özlem Topçu

Vielen Dank für ihren Artikel „Kann ein Türke objektiv sein?“.

Ist es sinnvoll, Menschen in ein Land zu schicken, mit dem sie familiär und geschichtlich, vielleicht sogar emotional verbunden sind, um dort Journalismus für hiesige Zeitungen zu betreiben?

Ich antworte: Die Frage verstehe ich nicht!

Ich bin mittels Heirat, aber auch durch die Sprache, den Alltag, die Lebensweise und den eigenen Erlebnissen Italien verbunden, aber zugleich sehe ich die Probleme und Herausforderungen, denen sich Italien stellen muss. Bin ich dadurch ebenso von der Schelte ihres Kollegens betroffen?

Oder müsste ich einen italienischen Vater oder eine solche Mutter haben?

Sollte ich Italienisch als Muttersprache sprechen, um mich für die Arbeit als zukünftiger Journalist, der über sein geliebtes Italien berichten möchte, zu disqualifizieren?

Die Fragen sind falsch gestellt, weil die Prämissen, die ihnen zugrunde liegen, nicht stimmen: Menschen mit Migrationshintergrund werden von Redaktionshäusern  auf ihre Geschichte reduziert und müssen deshalb, unabhängig ihres eigenen Willen, aus dem Land der Emigration berichten.

Stimmt das? Wo sind die Studien, die Umfragen, die nüchternen Analysen, die solch eine Prämisse legitimieren? Gleiches gilt für die Aussage bezüglich dem Für und Wider einer Landesliebe. Ebenso muss man sich überlegen, inwieweit es gerechtfertigt ist, zu verallgemeinern, dass „[s]olange der Eindruck vorherrscht, dass ein „Türke“ nur Türkei „kann“, müssen sich die Leser auf den Arm genommen fühlen.“

(http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/kommentar-fuer-immer-tuerke-14885078.html,

Zugriff: 26.02.2017, 12:00Uhr). Für mich gilt dieser Eindruck nicht. Die Artikel von Ihnen, Frau Özlem Topcu, sind differenziert, gut recherchiert und kritisch. Sie verstehen „Kritik“ als „Prüfung“, so scheint es mir – ein aufklärerischer Gebrauch!

Wer sollte nun aus der Türkei berichten?

Die Motiviertesten, die Besten, die „Prüfer/innen“.

Kurz: Es kommt nicht darauf an, ob man einen Migrationshintergrund hat oder nicht, um qualifiziert zu sein. Es ist die Frage, was er oder sie aus dem eigenen Potenzial machen will – neben all dem Glück und der Hilfe, die man benötigt, um die eigenen Ziele zu erreichen.

Das Wichtigste ist: Ein Migrationshintergrund sagt nichts über die Qualität des Journalismus aus, den die oder der Betroffene betreibt. Man muss die Ergebnisse (Artikel, Kommentare, Berichte) einzeln prüfen. Da klingt der Kommentar von Michael Martens leider anders.

Sollten wir nicht über einen solchen Reduktionismus hinaus sein? – Christopher Fritzsche


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Wenn man diesem „Wahrheitstest“ liest, muss man den Eindruck gewinnen, das prekäre Beschäftigungsverhältnisse in unserem Land kein Problem sind. Um diese zu untermauern, beruft sich der Autor auf diverse Statistiken. Jetzt will ich an dieser Stelle nicht generell diese Statistiken in Frage stellen. Fragwürdig ist aber die Interpretation des Autors. Bezüglich der Entwicklung der Leiharbeit  empfehle dem Autor zudem einen Artikel in Zeit-Online vom 8.6.2016 („Zahl der Leiharbeiter steigt auf Höchststand“).

Soweit zu Statistiken und Zahlen. Aus eigener Erfahrung möchte ich auf die Lage in der Automobilindustrie verweisen. Bei den OEM’s ist, zumindest bezogen auf die Einstellpraxis im gewerblichen Bereich, kein direkter Einstieg ins Unternehmen mehr möglich, das geht nur noch über den Umweg der Leiharbeit. Für sehr viel (zu viel!) Berufsanfänger gelingt der Einstieg ins Arbeitsleben nur noch über das Vehikel prekärer Arbeitsverhältnisse. Bei VW, Daimler, BMW (und all den anderen OEM’s) ist es ist einzig dem zähe Ringen der Betriebsräte und der IG Metall zu verdanken, das immer wieder umfangreich Leiharbeits- in Stammarbeitsverhältnisse gewandelt wurden. Ohne die durchgesetzten Vertragswandlungen sähe die Statistik, bezogen auf die Normalarbeitsverhältnissen, sicherlich um einiges schlechter aus. In der Praxis dient Leiharbeit in dem meisten Fällen auch nicht zur Kompensation von Auftragsspitzen, ein Verbote der sachgrundlosen Befristung ist deshalb längst überfällig. Weiterhin ist es Realität, das die Konditionen bei Leiharbeit und Werkverträgen deutlich schlechter sind, wie die des Stammpersonals. Und dies trotz Anforderung von equal pay und equal treatment.

Ein weiteres Problem, auf das ich aus Platzgründen allerdings nicht weiter eingehen kann, ist das zunehmende Outsourcing von Produktions- und Verwaltungsfunktionen an Werkvertragsunternehmen.

Resümee: Das was ich in meinem Berufsalltag erlebe, bestätigt das, was Martin Schulz auf den Punkt gebracht hat. Unsere Gesellschaft braucht mehr soziale Gerechtigkeit! – Dieter Seidel


Leserbrief zu “ Krise der Klugen“ von Manuel J. Hartung

Ich habe die politische Phase in den Universitäten, die Hartung für die Gegenwart wünscht, als Student erlebt (der Journalist war damals noch nicht auf der Welt). Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der bundesrepublikanische Hochschulen. Wenn Hartung nur die Besetzung von Hörsälen durch Gegner des Vietnamkrieges erwähnt, ist dies Schönfärberei. Dozenten wurden niedergeschrien, bedroht, boykottiert, wenn sie ins Visier linker Ideologen gerieten. Die unterschiedlichen Gruppen, jede überzeugt von ihrer Wahrheit, bekriegten sich untereinander. Freie Meinungsäußerung und Wissenschaftsfreiheit  wurden bekämpft. Eine Politisierung der Universitäten (warum nicht gleich auch der Schulen und Kindergärten) würden diese wieder zu einer Kampfzone machen.

Vernünftige Bürger sollten sich dies nicht wünschen. –  Karl-Heinz Eckert


Leserbrief zu „Jetzt kommen die Ängstlichen“ von John F. Jungclaussen

Diesen Zustand mache ich fest, an dem neuen Zeitalter der Elektronik.

Ob Facebook oder Twitter zermürbt den Menschen, besonders die Jugend leidet darunter.

Das Handy wird rund um die Uhr vergewaltigt. Der ganze Schund von menschlichem Müll macht auf Dauer psychisch und physisch krank.

Die Jugend giert regelrecht darauf irgendwelche Spiele oder Informationen einzusaugen und merken dabei gar nicht, daß sie das auf Dauer krank macht.

Und die meisten Eltern erkennen das nicht. –  Beste Grüße


Leserbrief zu “ Nur mit Amerika“ von Matthias Nass

Fairer militärischer Beitrag

Der „faire militärische Beitrag“ sollte doch dem Erhalt und Ausbau des Friedens in der Welt dienen. Entsprechend dieser Zielsetzung leistet Deutschland und die EU vermutlich einen weit bedeutenderen Beitrag als die USA. Von den militärischen Kosten der USA sind die für imperialistische Zwecke im Irak, in Afganistan, in Syrien u.ä.

eingesetzten Mittel abzuziehen. Da Deutschland und die EU derzeit keine imperialistischen Ziele verfolgen und für die Sicherung der Nato-Neuerwerbungen an der Ostgrenze der EU Entwicklungskosten und Verantwortungen übernehmen, sieht die Bilanz der Friedenssicherungskosten für Deutschland und die EU doch deutlich positiv aus. Allerdings, die Rüstungsindustrie ist vermutlich not amused… –  Dieter Sander


Leserbrief zu „Der gute Mensch und seine Lügen“ von Bernd Stegemann

Um nur eine Forderung Ihres Autores herauszugreifen, der vieles auf den Punkt gebracht hat, begnüge ich mit dem klugen Hinweis: „Die einzige Lösung liegt in der Selbstkritik des Liberalismus.“

Damit ist eigentlich alles gesagt, um die Bürger wieder näher zusammenzubringen.

Das gilt aber auch für die Medien. – Gunter Knauer


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Ich hätte nie gedacht, dass ich mich über einen Zeitartikel, der sich auch noch Wahrheitscheck nennt,derartig ärgern könnte.

Frau Nahles und die Böcklerstiftung haben eine Untersuchung gemacht, wieviele  Minijobber um den Mindestlohn betrogen werden. (Da sind die Arbeitgeber sehr ideenreich!). Frau Nahles verkündigte in der Öffentlichkreit 13%, die Böcklerstiftung 44%. Der Unterschied? Frau Nahles fragte die Arbeitgeber, die Stiftung die Arbeitnehmer. Es ist also so eine Sache mit der Wahrheitsfindung.Die Agenda 2010 hat Arbeitslosenhilfe  und Sozialhilfe  zusammengelegt,das war richtig. Die Leiharbeitsgesetzte wurden aber derart schlampig und nachlässig verfasst, dass sie sofort missbraucht wurden. Von wegen Einsatz in Spitzenzeiten. Viele Leiharbeiter arbeiteten jahrelang beim gleichen Arbeitgeber Seite an Seite mit der Stammbelegschaft, nur für gleiche Arbeit schlechter bezahlt. Als das endlich nach Jahren angeglichen wurde, erfanden die Arbeitgeber, die der Politik immer ein Schritt voraus sind, die Werkverträge. Der einzige Zweck war wieder einen Niedriglohnsektor zu haben. Diesmal mit wesentlich schlechteren Arbeitsbedingungen und Löhnen.Aus der Verantwortung entzogen sie sich durch Outsourcing, Sub und Subsub unternehmer. Die OECD hat mehrfach darauf hin  gewiesen, dass Deutschland unter vergleichbaren Ländern den größten Niedriglohnsektor hat. Anderen ist das auch schon aufgefallen.

Warum würden sonst die reichen Dänen ihre Schweineberge im Niedriglohnland Deutschland ver arbeiten lassen?

Mag sein, dass die Zahl der „Normalarbeiter“( Schon dieser Begriff spricht Bände) gestiegen ist. Aber kein Wort  findet sich in diesem Artikel über die 1,1Millionen „Aufstocker“, also Menschen, die Vollzeit arbeiten und Zuschüsse vom Steuerzahler benötigen um über die Runden zu kommen. Das heißt letztendlich , dass die Allgemeinheit den Mehrgewinn subventioniert, den der Arbeitgeber durch Dumpinglöhne erzielt!. Ich nenne das nicht normal, sondern skandalös!

Des Weiteren sind die Sozialversicherten durch die Verschiebung der Krankenkassenzahlungen zu Gunsten der Arbeitgeber zusätzlich belastet worden. Anstatt das in Boomzeiten rückgängig zu machen , hat Herr Gröhe es kürzlich festgeschrieben. Die Verwerfungewn aufe dem deutschen Arbeitsmarkt sind schon lange sichtbar und es ist eine Schlag ins Gesicht von Millionen Betroffenen, wenn Frau Merkel und Herr Schäuble gebetsmühlenhaft betonen, den Deutsche gehe es so gut wie nie.

Ich glaube nicht, dass Herr Schulz da viel ändern wird. Aber sein Verdienst ist, dass wenigstens  drüber gesprochen wird. Wenn Leute Angst vor Altersarmut haben und im März nicht wissen, ob sie im November noch einen Job haben, sind das ganz konkrete Ängst, die nichts mit der Globalisierung und Flüchtlingen zu tun  haben. –  D. Fehsenfeld


Leserbrief zu „Krieg ohne Blut“ von Patrick Beuth, Marc Brost, Peter Dausend, Steffen Dobbert und Götz Hamann

Entblößt die Fake-News

Fake-News sind in aller Munde und während in „Krieg ohne Blut“ auf die Ansätze hingewiesen wird mit Kontrollteams Fake-News zu entlarven, fehlt mir in dieser Diskussion ein nahe liegender Schritt. Wie unterscheiden sich Fake-News von echten Nachrichten? Oft oberflächlich gar nicht. In vielen Fällen sind beides zunächst Behauptungen, die man glauben kann oder nicht. Und das ist fatal, denn während gute Nachrichten wohl recherchiert und belegt sind, lassen sich Fake-News in kurzer Zeit erfinden. Ich plädiere dafür, gerade diesen Unterschied offensichtlich zu machen, indem alle Verfechter seriösen Journalismus  noch viel mehr Quellen und Referenzen bereitstellen als bisher und so ihre Nachrichten überprüfbar machen. Wenn alle Menschen Referenzen und Überprüfbarkeit von guten Nachrichten gewohnt sind, dann bin ich überzeugt, dass es Fake-News schwerer haben werden, glaubhaft zu erscheinen und es leichter sein wird sie als solche zu entlarven. –  Henrik tom Wörden


Leserbrief zu „Der gute Mensch und seine Lügen“ von Bernd Stegemann

Eine großartige Analyse Herr Prof. Stegemann – vielen Dank-und ich setze noch oben drauf, dass es aus meiner Sicht weniger die Professoren mit Ihren Eigentumswohnungen sondern die Bildungsbürger der leistungsfernen Mittelschicht, die im Beruf vordergründig Wert auf work-live-balance und Elternzeit legen, der von Ihnen geschilderten Doppelmoral unterliegen.

Diese sehr intelligenten, top ausgebildeten, gut bezahlten, in sicheren aber oft unterfordernden Arbeitsverhältnissen oder gar verbeamteten grün-links-mitte-Liberalen lehnen Hierarchien und Wohlstand durch Wachstum ab und schwadronieren von einer aus hunderten Jahren der Ausbeutung fremder Völker abzutragenden Schuld zur Rechtfertigung der wahnwitzigen Integrationsversuche von 1Mio Flüchtlingen aus einem vollkommen fremden Kulturkreis und weisen jede Kritik mit vermeintlichen Ängsten des vermutlich bildungsfernen Kritikers zurück – ein Totschlagargument. Als eigenen Beitrag für eine bessere Welt essen sie vegetarisch und tippen in ihre politisch korrekten „Nicht-Apple-Handys“.

Durch die liberale Gleichmacherei nach dem Motto „Jeder kann machen was er will, jeder kann sein was und wer er will“ wird der gesellschaftliche Zusammenhalt bedroht – überspitzt formuliert müssten am Ende 80Mio Minderheitenrechte beachtet werden – wie soll eine Gesellschaft da noch funktionieren.

Das Gegner von Unisextoiletten, Kopftuch und Minarett auch einfach nur ästhetische Gründe haben könnten, einfach so nicht leben wollen, kommt in der Wahrnehmung der politisch korrekten Bildungsbürgerarroganz nicht vor (müsste aber konsequenterweise unter den von diesen Leuten so übermäßig propagierten Minderheitenschutz fallen).

Ihre Analyse, dass diese Arroganz einer Selbstkritik weichen muss, trifft es auf den Punkt. Insofern betrachte ich den aufkommenden Rechtpopulismus als Korrektur einer wohl unvermeidlichen Wellenbewegung der gesellschaftlichen Entwicklung, natürlich mit Ihnen gemeinsam hoffend, dass hier nicht Geister hervorgerufen wurden, welche durch die Zauberlehrlinge der Neuzeit (Trump, LePen, Petry) nicht mehr gebändigt werden können. – Hendrik Meyer


Leserbrief zu “ »Vielen Managern ist das peinlich«“ von Petra Pinzler

Burkhard Hirsch bezeichnet in der ZEIT Managergehälter ab einer bestimmten Höhe als verdeckte Gewinnentnahme, die nicht mehr als Betriebsausgabe anzusehen sei. Bei Aufsichtsratsvergütungen sieht § 10 KStG die Hälfte der Bezüge als nicht abzugsfähig an. Managergehälter könnte man an das Durchschnittsgehalt einer Firma koppeln. Eine mögliche Formel wäre: Lohn-und Gehaltsumme dividiert durch Mitarbeiteranzahl mal Durchschnittsgehalt dividiert durch 1000.
Bei 40.000.-€ Durchschnittsgehalt wären 1,6 Mio als Managergehalt abzugsfähig. Bei 50.000,- wären es 2,5 Mio. Bei einem Durchschnittsgehalt von nur 30.000,-€ in einer Firma nur 0,9 Mio als Betriebsausgabe. Der übersteigende Rest muss aus versteuertem Gewinn genommen werden. – Anton Aulbach


Leserbrief zu “ »Vielen Managern ist das peinlich«“ von Petra Pinzler

Die Vielemillionenmanagergehälter, bezahlt von (zum Beispiel) Mercedes, VW & Co. werden in den Peinlichkeitssektor gestellt. Die Vielmehrmillionengehälter, bezahlt  von (zum Beispiel) FC Bayern München, Borussia Dortmund & Co. regen offenbar niemanden auf. (Anm.: Einer etwa, der seine berufliche Leistung gar nicht mehr auszuüben hat, wird dafür mit 10 Millionen Euro – ohne „Nebengeräusche“ – bezahlt: Herr Schweinsteiger.) – Walter Stach


Leserbrief zu „Krieg ohne Blut“ von Patrick Beuth, Marc Brost, Peter Dausend, Steffen Dobbert und Götz Hamann

Da beißt sich die Katze in den Schwanz: Wenn sich die ZEIT „erklärend und kritisch“ in der spannenden und gut recherierten Titelgeschichte mit Fake-News auseinandersetzt, leistet sie gleichzeitig diesen weiteren Vorschub. Die Autoren zitieren darin mehrere Falschmeldungen, die ich als Leser vorher nicht kannte – und liefern selbst ein Beispiel dafür, wie renommierte Medien Falschmeldungen aus dem Netz, wenn auch auf einer Metaebene, millionenfach weiterverbreiten. Eine journalistische Zwickmühle, die scheinbar nicht zu lösen ist. – Stefan Kranewitter


Leserbrief zum Leserbrief von Herrn Dr. A. Kühn

Wer leidet an Hochmut und Selbstüberschätzung?

Eine höchst eigenartige Meinung wird hier geäußert. Es ist wirklich kühn (sorry, das Wortspiel drängt sich auf), den Gegnern Trumps Hochmut und Selbstüberschätzung zu attestieren. Wenn auf jemanden diese Einschätzung zutrifft, dann ist das doch wohl Trump selbst!

Man leidet nicht an Hochmut und Selbstüberschätzung, wenn man das konstatiert. – Dr. G. Zeyer


Leserbrief zu „Wer hat gelogen?“ von Sabiene Rückert

In einer Demokratie mit echter Gewaltenteilung wäre das Drama mit Minister Haas und Generalbundesanwalt Harald Range nicht passiert. Unsere Justiz ist leider nur ein Anhängsel der Exekutive, was in diesem Fall eindeutig erkennbar ist.

Unser Grundgesetz widerspricht sich selbst, wenn es zuerst die Dreiteilung der Gewalten festschreibt und dann die Justiz der Dienstaufsicht eines Ministers unterstellt. Die Richter sind zwar unabhängig, aber nur beim Finden eines Urteils im Prozess, ihre berufliche Laufbahn liegt in den Händen eines Ministers. Staatsanwälte haben nicht einmal diese geringe Unabhängigkeit, sie sind wie die gesamte Anklagebehörde an die Weisungen ihres Justizministers gebunden.

Um echte Gewaltenteilung einzuführen, müsste neben dem Präsidenten der Executive (Bundeskanzler) und dem Präsidenten der Legislative (Parlamentspräsident) ein gleichrangiger Präsident der Justiz stehen. Ihm müssten alle Richter und Gerichte, alle Staatsanwälte und die gesamte dazugehörige Verwaltungen unterstellt sein.

Nebenbei muss man feststellen, dass es auch zwischen Exekutive und Legislative keine Gewaltenteilung gibt. Der oder die Vorsitzende der Regierungspartei wird praktisch immer Bundeskanzler(in). Dadurch hat er/sie nicht nur in der Regierung die Richtlinien der Politik in der Hand, sondern auch die politische Laufbahn der Mehrheit der Bundestagsabgeordneten. Weil es im Bundestag keine geheimen Abstimmungen gibt, kann der Bundeskanzler bei jeder Abstimmung jeden ‚Abweichler‘ sofort identifizieren und parteiintern sanktionieren. Wo bleibt da die Unabhängigkeit der Abgeordneten, die nur ihrem Gewissen verantwortlich sein sollen? – Wilhelm Pfeiffer


Leserbrief zu „Der gute Mensch und seine Lügen“ von Bernd Stegemann

Die versteckten Populisten sind die Eliten, die jetzt dadurch definiert werden, dass sie von Anderen verlangen, was sie selbst nicht zu tun bereit sind – die offenen Populisten haben das erkannt und verlangen, dass von niemand verlangt werden kann, was zu tun sie natürlich auch nicht bereit sind… – Wolfgang I Waas


Leserbrief zu „Der gute Mensch und seine Lügen“ von Bernd Stegemann

Es hat gut getan, Ihren Artikel zu lesen, und mich wieder ins Gleichgewicht gebracht, nachdem Herr Jessen mich mit dem „barbarischen Elitenhaß“ völlig ratlos machte. Vielen Dank für’s Zurechtrücken. – Hanna Leinemann


Leserbrief zu „Wer hat gelogen?“ von Sabiene Rückert

Da staune ich schon! Sollte der dargestellte Sachverhalt zutreffen: Wieso hat das für die Verantwortlichen offenbar keine wirklichen Konsequenzen? Es verstärkt sich der Eindruck, das politische Entscheidungsträger die Gefahren von Cyberangriffen  nicht beurteilen können (Stichwort: Kanzlerhandy)! Angesichts dieses Geheimnisverrats stellt sich mir die bange Frage, ob unsere Sicherheitsarchitektur überhaupt bestehen kann! Ich würde mir wünschen, dass Sie diese die Anglegenheit weiter verfolgen! Könnte  ein Untersuchungsausschuss des Bundestages nicht nötig und hilfreich sein? – Friedrich Prüfer


Leserbrief zu „I Laaf” von Adreas Meier

Sie schreiben : „Dennoch ist Fastnacht auch heutzutage stets ein umfassendes Erarbeiten von Gemeinwesen.“ Das sehe ich ggf. auch so. — Seit 1965 leben wir im Zentrum von Köln. Wir kommen nicht aus Köln, aber wir haben unsere Kinder in den Fastelovend/Karneval hineinwachsen lassen, weil der ursprüngliche Karneval m.E. ein Kulturgut ist. Der heutige Kölner Karneval ist sicher für viele Kölner in manchen Stadtteilen ein echtes Bedürfnis und eine große Freude. In Großveranstaltungen, z.B. im Gürzenich, kann man auch manchmal lachen. — Es gibt aber auch einen anderen Blickwinkel aus der Sicht des Stadtzentrums. Karneval müsste dort Karnequal oder Alkohol-Fest heißen. Die Keipen brechen fast auseinander, weil dort Alkohol-Menschen eng aneinander stehen und bei höllisch lauten Karnevalsliedern mitgrölend rumzappeln. So stelle ich mir eine große Psychiatrie-Anstalt vor, bei der die Medikamente ausgegangen sind.  – Volker Freiesleben


Leserbrief zu “Das Letze” von Finis

bitte etwas zurückhaltener.

Hier schreibt ein Bayernfreund aus Nordrhein-Westfalen.

Ich weiß, die Bayern müssen für vieles herhalten, obwohl es das beste Bundesland ist, was Deutschland zu bieten hat, wird darüber nachgedacht sich Oesterreich wieder anzuschließen, damit die Finanzen der Bayern lieber in Burgenland oder Niederoesterreich und nicht in NRW oder Bremen landen.

König Otto I von Griechenland – ein Bayer – hat im Neunzehnten Jahrhundert Griechenland den Wohlstand gebracht und nach 4 Jahren einen ausgeglichenen Haushalt vorgelegt. Das kann nur ein Bayer. Und kein west- oder norddeutscher Armleuchter. Damit ist nicht „FINIS“ oder Herr Jessen gemeint. – Gunter Knauer


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Es wäre äußerst interessant, zu erfahren, was Herr Schulz dazu zu sagen hat, dass Teile seiner Aussagen schlichtweg falsch sind. Leider fehlt dafür eine öffentliche Plattform. Dem Publikum der üblichen Talkshows kann ja offenbar nicht zugemutet werden, einer längeren, detaillierten Diskussion über Zahlen und Fakten folgen zu müssen. Dies wäre aber notwendig, wenn es, wie auch im Artikel, darum geht, gefühlte Wahrheiten von der Realität zu differenzieren.   – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

Vereinfachung!

Die von Martin Schulz als prekär eingestufte Situation auf dem Arbeitsmarkt wird in Ihrer Darstellung nicht befürwortet und  Sie führen eine Statistik an, in der keine Verschlechterung der Zahlen deutlich wird.

Nimmt man jedoch die Summe der  „Nicht-normal-Arbeitnehmer“ , ergibt sich neben den Normal-Arbeitnehmern ( ca. 25 Mio )ein völlig anderes Bild:

Zusammenaddiert sind es ca. 15,5 Mio Minijobber, Teilzeit- und befristet Beschäftigte etc..

Wieviel davon Hartz IV Empfänger sind, wird nicht gesagt.

Auch die Möglichkeit des Umgehens der Praxis des Mindestlohns und das geringere Bezahlniveau in den neuen Bundesländern wird verschwiegen.

Dazu kommt notwendigerweise  die von der Bundesanstalt für Arbeit  mitgeteilte Zahl der Langzeit-Arbeitslosen, die ohne die Erwähnung der „Nicht-normal-Arbeitnehmer“ als  geschönt betrachtet werden muss.

Mir erscheint der Artikel sehr Arbeitgeber-freundlich.

Auch wenn sich die Zahlen lt.  Statistik nicht verschlechtert haben, muss ein SPD-Politiker diese prekäre Situation ansprechen und Maßnahmen der Abhilfe schaffen. – Hartmut Heining


Leserbrief zu „Wer hat gelogen?“ von Sabiene Rückert

In der Kontroverse zwischen dem Bundesjustizminister  (BMJ) und dem Generalbundesanwalt (GBA) kommt es gar nicht mehr so sehr darauf an, wer hier oder da gelogen hat. Es genügen die feststehenden Tatsachen, um den Fall zuverlässig beurteilen zu können.

Allein  die Aussage der damaligen Staatssekretärin Hubig vor dem Rechtsausschuss des Bundestages lässt keinen Zweifel daran zu, dass darüber gestritten worden ist, ob der vom GBA ausgesuchte und bereits beauftragte Gutachter, der sein Gutachten schon im wesentlichen fertig gestellt hatte, abzubestellen und stattdessen eine „Stellungnahme“ eines Referenten des BMJ zu berücksichtigen sei. Der GBA habe selbst der Rücknahme des Gutachterauftrags zugestimmt. Eine Zustimmung kann man nur zu etwas geben, was einem vorgeschlagen wird. Ob der zum Ausdruck gebrachte Wille eines Ministeriums gegenüber einer nachgeordneten Stelle ein bloßer unverbindlicher Vorschlag sei, kann nur jemand behaupten, der keine Milieukenntnisse hat.

Allein dieser Sachverhalt zeigt, dass das BMJ auf das Ermittlungsverfahren des GBA, und zwar auf die konkrete Ermittlungsarbeit Einfluss genommen hat, einen Einfluss, der schließlich auch zu dem vom BMJ verlangten Ergebnis geführt hat, dass durch Versetzung des GBA  in den Ruhestand das Ermittlungsverfahren durch neue Funktionsträger eingestellt wurde.

Das war aus rechtlicher Sicht unzulässig.

Was der Staatsanwalt zu ermitteln und wie er den Sachverhalt zu erforschen hat, ist bereits in § 160 StPO hinreichend  festgestellt. Schon diese eindeutige gesetzliche Ermächtigung lässt eine Einwirkung von Außen nicht zu. Denn die Rangfolge zwischen einer gesetzlichen Zuweisung von Aufgaben, Rechten und Pflichten einerseits und einer ministeriellen Weisung andererseits ist eindeutig. Hinzu kommt, dass einem Justizminister in der Strafprozessordnung keinerlei Befugnisse zugewiesen oder auch nur gestattet sind.

Als Einfallstor für eine Einwirkung von Außen wird von den Befürwortern einer solchen Möglichkeit die in der Tat bestehende Dienstaufsicht des zuständigen Ministers gesehen.

Ob diese Dienstaufsicht auch eine Weisungsbefugnis zu strafprozessualen Fachfragen, also die Fachaufsicht, umfasst, ist die eigentliche Frage. Dass sie das tue, wird oft schlicht aus       § 146 GVG geschlossen. Unstreitig ist, dass diese Fachaufsicht dem staatsanwaltlichen Vorgesetzten zusteht. Dabei bleibt ja die fachlich Entscheidung innerhalb der Staatsanwaltschaft, wo sie auch hingehört. Dass das Gleiche auch für das Verhältnis der politischen Aufsichtsbehörde zu den obersten Staatsanwälten gilt, kann nur der behaupten, der den zweifachen Inhalt des Begriffs Dienstaufsicht vernachlässigt. Dieser beinhaltet einerseits die Regelung von Organisation, Personalwirtschaft, Sitz und alles, was zur Funktionsfähigkeit der Behörde notwendig ist, sowie allgemeine Verwaltungs- und Disziplinarangelegenheiten, andererseits in der Regel auch die fachliche Überwachung der Aufgabenerledigung, d.h. die Fachaufsicht.

In einigen besonders sensiblen Aufgabenstellungen ist kraft Gesetzes verfügt, dass beide Aufsichtsarten institutionell getrennt sind. Das ist dann der Fall, wenn die fachliche Überwachung, die Fachaufsicht, besonderen mit Unabhängigkeit ausgestatteten Organen  übertragen ist. Wir finden diese Trennung vollzogen z.B. im Bundesrechnungshofgesetz und im Bundesbankgesetz. Ferner gibt es die Trennung bei einer Reihe von Selbstverwaltungskörperschaften des öffentlichen Rechts. Selbstverständlich sind auch die Gerichte, in denen sogar jeder einzelne Richter auch gegenüber justizinternen Organen unabhängig ist, keiner Fachaufsicht der Regierung unterworfen.

Es ist also so, dass eine Fachkontrolle der übergeordneten politischen Instanz dann nicht stattfindet, wenn durch Gesetz eine Fachaufsicht überhaupt ausgeschlossen oder einem anderen staatlichen Organ zugewiesen hat.

Das ist auch im Falle des strafprozessualen Ermittlungsverfahrens ganz eindeutig durch Gesetz geschehen, und zwar mit einer Vollständigkeit und Präzision, wie sie sonst nicht festzustellen ist. Alle Verfahrensschritte, die dem Staatsanwalt zugewiesen sind und in die Rechtssphäre eines Verdächtigen oder Beschuldigten eingreifen, bedürfen – auch ohne Beschwerde des Betroffenen –  der Einwilligung oder der Zustimmung des zuständigen Gerichts. Das gilt für die Inhaftierung, für die Haftfortdauer, die Durchsuchung die Beschlagnahmung, die Telefonüberwachung und schließlich für die Anklage. Damit

ist klar, dass das Ermittlungsverfahren in allen wesentlichen Schritten voll der Kontrolle eines unabhängigen Gerichts unterliegt. Diese beispiellos enge Bindung eines staatlichen Exekutivorgans an ein Gericht zeigt mit eindeutiger Sicherheit, dass für die Einwirkung einer politischen Instanz auf das Ermittlungsverfahren als Ganzes oder auf einzelne Verfahrensschritte kein Raum ist. Denn deutlicher kann eine gesetzliche Zuweisung der Fachaufsicht an eine außerpolitische fachlich berufene unabhängige Instanz kaum geregelt werden.

Es ist also nicht so, wie oft gesagt wird, dass der Staatsanwalt der Herr des Ermittlungsverfahrens ist. Herr ist, der das letzte Wort hat. Und das ist immer der unabhängige Richter.

Wo also die totale Fachaufsicht über die Staatsanwaltschaft den Strafrichtern übertragen ist, die ihrerseits von jeglicher Fachaufsicht freigestellt sind, ist für justizministerielle Fachaufsicht nicht der geringste Raum. Wo sich, wenn überhaupt einmal, die Frage nach Einflussnahme des Justizministers stellt, wird es oft als nobile officium angesehen, sich dabei zurückzuhalten. Deshalb kommen derartige problematische Fälle ja auch nur selten vor. Dass sie doch in der Affäre Maas/Range vorgekommen sind, zeigt, dass es notwendig ist, die gesetzlichen Regelungen wahrzunehmen und zu befolgen.

Wäre das hier geschehen, hätte die Frage nach einer Amtsenthebung anders beantwortet werden müssen. – Dr. Josef Fabry


Leserbrief zu „Dich bring ich ganz groß raus“ von Alice Bota und Kerstin Kohlenberg

Während ich die Analyse über Putin und Trump las, fiel mir das Zitat „ Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger“ von Kurt Tucholsky ein.

Nach dem Lesen bin ich mir zwar weiterhin absolut sicher, dass Putin der eindeutig Klügere von den beiden ist, den daraus resultierenden Vorteil hingegen beurteile ich inzwischen anders. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Ungeliebt und unersetzlich“ von Jana Simon

Die Driesner-Reportage spricht unzähligen Führungskräften des mittleren Managements aus der Seele. Alle dort genannten Aspekte höre ich seit Jahren in meiner Arbeit mit dieser Klientel. Leider kommt in diesem Artikel ein wesentliches Problem nicht deutlich genug zum Ausdruck, das jedoch entscheidend für das erfolgreiche Zusammenspiel aller Akteure in einem Unternehmen ist: mangelnder Respekt und Anerkennung von Leistungen. Vielen Führungskräften der oberen Etagen fehlt es an grundsätzlichen empathischen Fähigkeiten, ihre Mitarbeiter für ihre Anliegen und Aufträge zu gewinnen. Statt sich auf einen konstruktiven Dialog einzulassen, läuft es in den allermeisten Fällen darauf hinaus, dass der Druck einfach weitergegeben wird; getreu dem Motto „shit flows downhill“. Die kritische Auseinandersetzung und der respektvolle Umgang mit den Mitarbeitern, gerade unter Druck, finden nicht statt. Sich diesen Anstrengungen auszusetzen ist jedoch eine wesentliche Aufgabe aller Führungskräfte im Unternehmen und nicht eine einseitige Aufgabe des mittleren Managements. – Tim Frhr. v. Campenhausen


Leserbrief zu „Grafik: Karl May“

In Ihrer Huldigung für Karl May, „einen der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache“, weisen Sie darauf hin, dass dieser begnadete Fabulierer zahllose Bewunderer und Nachahmer gefunden hat: „Karl Mays Silbersee ist Namensgeber für zahllose Silberseen weltweit.“ Stimmt. Einer der frühesten Leser dürfte William Shakespeare gewesen sein, der in seinem Drama „König Richard II.“ England so beschreibt: „Dies Land der Majestät, dies Kleinod, in die Silbersee gefasst …“ . Der Meister aus Radebeul hätte es nicht besser ausdrücken können.  – Erwin Häckel


Leserbrief zu „Dann doch lieber eine Kreuzfahrt!“ von Christine Lemke- Matwey

Seit Jahrzehnten bin ich begeisterter Leser des ZEIT-Feuilletons. Umso mehr erschrak ich über diese niveaulose Besprechung…. !

Bereits der Untertitel des Artikels  “ Eine Oper für die schwule Community „  …zeigt überaus deutlich Missverständnisse. Die Rezensentin hat offensichtlich Grundlegendes bezüglich der politischen Aussage dieser Oper nicht begriffen ! Es handelt sich bei der Zielgruppe nicht im geringsten nur um die schwule Community! Ganz im Gegenteil!

Und was soll bitte die Aufzählung der an dieser Produktion beteiligten schwulen Künstler? Soll dies ein Argument für oder gegen irgend etwas sein? Soll daran etwa die Qualität der Aufführung festgemacht werden? Kaum zu glauben.  – Gernot Lindner


Leserbrief zu “Der ewige Sohn” von Ehrich Follath

Vielen Dank für Ihren Artikel über Benjamin Netanyahu in der Zeit vom 23.2.2017. Durch Ihre langjährige persönliche Bekanntschaft mit Israels Premier ist Ihnen ein einzigartiges, aufschlussreiches Portrait gelungen, das sicher nicht nur mir, sondern vielen weiteren Lesern hilft, die Situation im Nahen Osten besser zu verstehen.

An einem wichtigen Punkt stimme ich allerdings nicht mit Ihnen überein. Sie bezeichnen die jetzige Regierung des Iran als „neuere, gemäßigtere“. Präsident Ruhani ist allerdings ein typischer Vertreter des aggressiven, islamistischen Regimes, wie seine Aussage aus dem Jahr 2006 zeigt: „Dieser Sieg der Hisbollah ist ein ruhmreicher Sieg der islamischen Umma. So Gott will, ist es der Anfang der nächsten muslimischen Eroberung (aghazi), und des nachfolgenden Untergangs von Amerika und Israel.“ Die Erlangung nuklearer Technologie bezeichnete er schon 2001 als entscheidend zur Erlangung von Macht und militärischen Erfolg, wichtiger als konventionelle Waffen und politische Maßnahmen. (Quelle: http://de.stopthebomb.net/text-audio-und-video/rohani.html#c2792).

Es liegt also durchaus im Bereich des Möglichen, dass Netanyahu als Warner vor dem drohenden nuklearen Holocaust durch den Iran genauso recht behalten könnte wie sein Vater BenZion, der sehr früh den Holocaust durch die Deutschen kommen sah.

Ich bitte Sie, ihre entsprechende Einschätzung im Licht dieser Tatsachen zu überprüfen. – Eberhard Schmiedeke


Leserbrief zu „Revolution in Sicht” von Christiane Grefe

mit großem Interesse habe ich ihren Artikel über Pestizide in der aktuellen ZEIT (Rubrik Wissen) gelesen. Darin berufen sie sich auf einen Artikel in der Zeitschrift SCIENCE 2014 „was passiert, wenn Unkrautvernichter nicht mehr vernichten“? Bisher habe ich es sehr geschätzt, dass sie in der Rubrik WISSEN zahlreich die Referenz (Zeitschrift, Jahr und Autor) angegeben haben, so dass man nachrecherchieren kann. Da dies in dem Pestizidartikel jedoch leider nicht der fall ist, konnte ich den Originalartikel nicht finden. Ich wäre ihnen dankbar, wenn sie mir die Referenz zu diesem Artikel nennen könnten. – Thomas Behrendt


Leserbrief zu “ Krise der Klugen“ von Manuel J. Hartung

In Ergänzung zu Herrn Hartungs Artikel und vielleicht auch ein wenig zur „Ehrenrettung“ der wissenschaftlichen Fachgesellschaften dürfen wir darauf hinweisen, dass die Deutsche Gesellschaft für Geographie (DGfG) bereits Anfang Februar 2017, anlässlich eines Statements ihrer amerikanischen Schwestergesellschaft „American Association of Geographers“ (AAG) zur „Executive Order“ von Präsident Trump (Einreiseverbot für Angehörige bestimmter Staaten), dazu Stellung bezogen und ihrer Sorge über diese politische Entwicklung Ausdruck verliehen hat.

Das Statement der AAG und die sich darauf beziehende Stellungnahme der DGfG können auf der Homepage der DGfG (www.geographie.de) unter „Aktuelles“ (http://geographie.de/2017/02/09/dgfg-nimmt-zu-statement-der-aag-trump-executive-order-stellung/) eingesehen werden. – Prof. Dr. Werner Gamerith


Leserbrief zu “ Nur mit Amerika“ von Matthias Nass und zum Titelthema „Großangriff aus dem Netz – Deutschland im Visier

Ich war in früheren Jahren oft Leser der ZEIT und hatte sie auch mal abonniert. Es interessiert mich daher, wie sich die ZEIT entwickelt hat und welche Positionen sie heute in einer komplizierter gewordenen Welt vertritt. Am 23.02.2017 habe ich die erste von fünf Ausgaben der ZEIT aus dem angebotenen Probeabonnement erhalten.

Begrüßt wurde ich vom Leitartikel Nur mit Amerika, in dem Matthias Nass gegen alle Besorgnis, die von der neuen US-Administration weltweit ausgelöst wird, dafür eintritt, Seit’ an Seit’ mit dem liberalen Amerika die Demokratie zu verteidigen. Europa gegen Amerika, das sei die falsche Frontstellung. Ich fühlte mich gleich wieder zu Hause bei ZEIT. Hier schrieb offenbar ein neuer Josef Joffe. Und richtig: Nass ist Mitglied der Transatlantic Academy.

Leider übergeht Nass, dass die Frontstellung gegen die Europäische Union von den USA ausgeht und reale Folgen haben wird, mit denen ebenso real politisch umgegangen werden muss. In seinem Bemühen, die transatlantische Brücke zu kitten, schreibt er Europäern wie Amerikanern eine Prägung durch die Aufklärung zu. Er sollte es besser wissen: Die USA sind durch Religion geprägt. Das hat niemand anders als Josef Joffe Anfang des Jahres mit Verweis auf Jesaja 49 noch einmal in Erinnerung gerufen: Die USA haben sich – bis zu dieser neuen Administration – als neues Jerusalem verstanden.

Auf Seite 2 folgt dann ein ausführlicher Beitrag zum Cyberkrieg, oder besser zu den Fake-News-Kampagnen, die von Russland ausgehen. Da wird schon massiv Material aufgetragen und fast ist man geneigt, dem Beitrag einen Informationskern zuzugestehen, knüpft er doch auch an bereits Bekanntes an. Doch es macht stutzig, dass der entscheidende Beleg ausbleibt: Die Identität des Informanten wird nicht offen gelegt. Nur seine Glaubwürdigkeit behauptet. Warum also dieser Beitrag?

Dem unvoreingenommenen Leser der zeitgeschichtlichen Ereignisse ist noch in Erinnerung, dass gerade einmal zwei Wochen zuvor, das Ergebnis einer Untersuchung von BND und Verfassungsschutz bekannt geworden ist. Beide Nachrichtendienste haben ein Jahr lang ermittelt, ob Russland Fake-News-Kampagnen gegen die Bundesregierung gesteuert hat und haben dafür keine Beweise gefunden. Das notiert der Beitrag nicht, er nimmt vielmehr auf den Bericht der Dienste Bezug: „Längst gibt es Hinweise darauf, dass Russland …“. Ja, eben, Hinweise, die Anlass zur Prüfung waren, aber keine Beweise. Hier soll offensichtlich das Ergebnis der eigenen geheimdienstlichen Untersuchungen in den Köpfen der Leser überschrieben werden.

Der Beitrag Das jüngste Gerücht macht es dann noch einmal konkret. Und man hätte ja an Hand des Beispiels einiges lernen können (siehe unten: Und es geht die Post ab). Aber bevor noch Inhalte präsentiert werden, wird das Denken der Leser justiert: Macron könnte die Stimmung in Europa drehen … „zum Ärger Moskaus offenbar“. Oh, hättet ihr nur die Fakten sprechen lassen. Aber es muss ja der Hieb nach Osten hinzu. Bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit wird heute Putin ausgemacht.

Wenn man nicht bloß aktuelles politisches Interesse hat, fällt einem dazu das mit Executive Order 2594 von Woodrow Wilson 1917 eingerichtete Committee on Public Information ein. Wilson hatte die Wiederwahl zum US-Präsidenten mit einer Kampagne gegen den Eintritt in den Ersten Weltkrieg gewonnen, verfügte dann aber doch die Kriegsbeteiligung der USA. Das Committee on Public Information erhielt den Auftrag, die Bevölkerung psychologisch auf den Kriegseintritt vorzubereiten. Dazu wurde unter anderem ein Freiwilligen Corps von 75.000 Personen gebildet, die im ganzen Lande vor öffentlichen Veranstaltungen, Filmvorführungen usw. in kurzen Reden den Kriegseintritt gegen Deutschland begründeten. Diese Four-Minute-Men hielten insgesamt über 750.000 Reden für den Kriegseintritt und sorgten so für einen Meinungsumschwung in den USA.

Oder um ein neueres Beispiel zu nennen: Das informelle Deception Operation Committee von Ronald Reagan. Dem es Anfang der 1980er Jahre durch eine U-Boot-Affäre erfolgreich gelungen ist, die öffentliche Meinung in Schweden zu manipulieren und Angst vor einer russischen Aggression zu schüren. (Das Gefühl der Bedrohung durch die damalige Sowjetunion stieg in der schwedischen Bevölkerung dadurch von zuvor 27 % im Jahr 1981 auf 83 % im Jahr 1983.)

Nicht zu vergessen die Manipulation der Wiederwahl Boris Jelzins 1996 durch US-Wahlkampf- Berater, die seinen Konkurrenten Sjuganow dämonisierten, wie das Magazin Time aufgedeckt hat (July 15, 1996; Vol. 148 No. 4).

Bevor heute (mögliche) russische Propaganda-Aktivitäten kritisch kommentiert werden, sollte man sich bewusst sein, dass (wie dilettantisch auch immer) westliche Herrschaftsstrategien nachgeahmt werden. In zynischer Einstellung wären diese Aktivitäten zu begrüßen, weil sie zeigen, dass Russland sich auf dem Weg zur Demokratie befindet.

Von einer unabhängigen Presse erwarte ich, dass sie die Wirklichkeit analysiert und einen Standpunkt außerhalb des Konflikts zweier Seiten einnimmt. Die mich begrüßenden Beiträge aber waren Partei im politischen Streit. Deshalb möchte ich die ZEIT nicht weiter beziehen. – Klaus Menne


 Leserbrief zu „Wer hat gelogen?“ von Sabiene Rückert

Ich bedanke mich sehr, dass Sie dieses Thema wieder aufgreifen. Mir macht Angst, dass feige Politiker/Juristen vor der Machtdemonstration vieler Medien einknicken und unseren Rechtsstaat, auf den ich sehr stolz bin, unterhöhlen. Auch scheint einigen Medien eine unabhängige Justiz, die ihnen nichts nutzt, nicht so viel zu bedeuten. Wie wichtig aber eine solche ist, sehen wir jetzt in den Vereinigten Staaten.  – Renate Manon Heise-Gartz


Leserbrief zu „Krieg ohne Blut“ von Patrick Beuth, Marc Brost, Peter Dausend, Steffen Dobbert und Götz Hamann

Vielen Dank für diesen – wie immer excellent recherchierten und geschriebenen – Beitrag. Das ist wirklich mehr als beunruhigend, was sich hier immer rasanter auf den verschiedenen Plattformen der web-basierten Kommunikation an Entwicklungen abzeichnet. Eine Idee, die mir beim Lesen des Artikels in den Sinn kam: Sollte man nicht einmal über die Möglichkeit nachdenken, die Systeme von systematischen Fake-News Verbreitern selbst zu hacken? Denen einen Trojaner unterzujubeln, der z.B. als eine Art Filter-Programm alle ausgehenden Posts und Mails etc. scannt und systematisch die Namen von z.B. Angela Merkel oder Martin Schulz ersetzt? Wenn dann z.B. eine Meldung rausgeschickt wird wie „Die deutsche Bundeskanzlerin Marine Le Pen . . .“ oder „Der Kanzlerkandidat der SPD, Wladimir Putin . . .“, wer würde so einen Blödsinn dann noch weiterlesen?

Das ist jetzt echt kein Faschingsscherz. Ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass man sich gegen diese unglaublichen Attacken wahrscheinlich nur noch mit den gleichen Waffen erwehren wird können. Die sieben, auf Zeit-Online vorgestellten Maßnahmen gegen solche infamen Desinformationskampagnen in allen Ehren, absolut d´accord, machen alle Sinn. Aber damit erreicht man wahrscheinlich nicht diejenigen (oder zumindest zu wenige davon), zu denen man einen Zugang finden müsste. – Prof. Dr. Rudolf Forsthofer


Der Appel an die „Klugen“ hat mich überrascht. Es ist selten, dass „die Professoren“ sich derart angesprochen finden; eher sind sie an Medienschelte gewöhnt.Von einem Professor wird heute  die Erwerbung von Drittmiteln und eine berufsorientierte Ausbildung mit erfolgreichen Abschlüssen verlangt und belohnt. Dass sich immer noch viele unter ihnen für sebständiges, kritisches Denken und allgemeine Bildung einsetzten, wird selten honoriert. So sieht selbst der Verfasser in dem Streit um eine Ausbildung in Sprache und Litteratur kaum mehr als „eine Beschäftigung mit sich selbst“. Dass Professoren bei Ihrem Einsatz für die Demokratie am Orte Ihrer Verantwortung ansetzen, sollte nich überraschen. Zugleich ist die Bereitschaft, sich darüber hinaus in der Öffentlichkeit zu engagieren, gewiss auch keine Seltenheit. Die Zeit könnte erfolgreich so manchem Beitrag Ihre Spalten öffnen. – Louis Hay


Leserbrief zu “ Der Schulz-Test“ von Kolja Rudzio

,”Auf dem deutschen Arbeitsmarkt gehe es unfair zu, beklagt der Kanzlerkandidat der SPD. DOCH der Trend zu mehr prekärer Beschäftigung ist seit einem Jahrzehnt gestoppt”.

Mein Deutschlehrer hätte vor über 60 Jahren “Logik?” als Kritik am Rand vermerkt. Mit dem Wort “Doch” wird vom Autor ein Widerspruch hergestellt, den es nicht gibt. Die Behauptung (ob richtig oder falsch), dass der Trend gestoppt sei, heißt ja nicht, dass es auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht mehr unfair zugeht, sondern nur dass die “Unfairness” nicht weiter zugenommen hat. Schon in der Überschrift wird suggeriert, dass Schulz die Unwahrheit sagt. Nach meinem Geschmack ist auch die Bezeichnung “Wahrheits-Check” ein zu hoher – wenn nicht gar überheblicher – Anspruch.

Und noch eine Anmerkung: Die Meinungsvielfalt in den verschiedenen Ressorts, die ein Hauptgrund dafür ist, dass wir seit 60 Jahren die ZEIT lesen, vermissen wir im Wirtschaftsteil (mehr oder weniger).  – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Bessere Demokraten“ von Benedikt Erenz

„Wenn ein hypochondrischer Wind in den Eingeweiden tobt , so kommt es darauf an , welche Richtung er nimmt; geht er abwärts , so wird daraus ein Furz , steigt er aber aufwärts , so ist es eine Erscheinung oder gar eine heilige Eingebung “ .

Bezug nehmend , auf den Beitrag von Herrn Erenz wäre es wohl  angebracht gewesen , seine Auslassungen hätten als Furz ihren Weg genommen .

Für seinen Drang nach  „Richtigstellungen“ habe ich einen Tipp: Er sollte sich um den Saaleckplatz in Berlin-Lichterfelde kümmern .

Dies ist wirklich ein Grund zur Richtigstellung . – Dr. Harald Braun


Leserbrief zu „Rechenkunst“ von Josef Joffe

„Dieser „Stolperdraht“ aber funktioniert nur, wenn dahinter ganze  Kampfbrigaden stehen, die rasch an die Front rücken können. Die fehlen  der Bundeswehr, und deshalb muss sie massiv in Kampfbereitschaft  investieren, um Putins Risikokalkül zu schärfen.  Gerade wer in der Ära Trump/Putin über den Verlust der amerikanischen  Verlässlichkeit orakelt, muss für Abschreckung durch Kampfbereitschaft  an den Ostgrenzen der Nato sorgen. Die Deutschen haben fünfzig Jahre  lang Sicherheit zum Discountpreis genossen. Wenn sie jetzt mehr  einzahlen müssen, führt das nicht in eine „blinde Aufrüstungsspirale“  (Gabriel). Es ist die Korrektur einer einst verständlichen  Abrüstungsspirale, die der Kreml als Gelegenheit wahrgenommen hat. Für  diese schlichte Einsicht braucht Europa keine Nachhilfe von Trump.“

Was ist nur los mit der „Zeit“ seit Helmut Schmidt nicht mehr ist?  Offene Befürwortung oder gar Forderung nach einem Krieg mit Russland? „Kampfbrigaden, die rasch an die Front rücken können“? Warum machen Sie  das? Wie können Sie es verantworten, dass wieder deutsche Soldaten mit  Russland Krieg führen sollen? Reichen Ihnen die Millionen und  Abermillionen Toten, die Deutschland in beiden Weltkriegen verursacht  hat, immer noch nicht? Haben Sie eine Rechnung offen mit Russland oder  wie darf ich Ihre Worte verstehen?  Es ist traurig, wie eine einst renommierte Wochenzeitung der Frau  Dönhoff und des Herrn Schmidt auf ein solches Niveau sinkt.  – Renate Vetter


Leserbrief zu “ Nur mit Amerika“ von Matthias Nass und zum Titelthema „Großangriff aus dem Netz – Deutschland im Visier

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle rückmelden, dass es mich sehr traurig macht, dass eine Wochenzeitung Ihres Formats und Ihrer Reichweite im Newsletter suggeriert, es gäbe einfache Antworten auf komplexe Fragen. In diesen Zeiten ein gängiger Fehler, der großen Schaden anrichten kann und auch bereits anrichtet.

 

Wenn man nur die kurzen Einführungstexte aus untenstehender Mail liest, wird einem vermittelt. Russland und Putin manipulierten Trump und trieben auch in Deutschland bedrohlich ihr Unwesen, um am Ende ihr Wohl über unsere demokratische Freiheit zu stellen. Außerdem sieht es so aus, als würde Martin Schulz Misstände erfinden um seine politische Position zu stärken und sich zu profilieren. Was soll das?

Vielleicht ist es so, vielleicht nicht. Ich finde Ihre vereinfachende Darstellung (bereits im Newsletter!) aber ehrlich gesagt sehr peinlich. Die Presse kann mich ja gerne mittels neutraler Berichterstattung zu einer solchen Sichtweise einladen, aber dabei bitte persönliche Meinungen der Autoren klar abgrenzen. Wenn Sie in der Schlagzeile schon derart einschlägige politische Statements setzen, ist meiner Ansicht nach eine Grenze überschritten und das Niveau einer BILD in akademischem Gewand erreicht.  – Niklas Benjamin Hoffmann


Leserbrief zu „Der gute Mensch und seine Lügen“ von Bernd Stegemann

Die Diagnose Bernd Stegemanns, die populistische Elitenschelte sei Ausdruck des Unmuts gegenüber denjenigen, ‚die eine (moralische) Forderung erheben, für die sie selbst keine Opfer bringen müssen‘, hat durchaus einen wahren Kern und sollte ernst genommen werden, auch wenn Stegemanns Argumentation selbst populistische Züge hat, insbesondere wenn er die soziale Marktwirtschaft als Neoliberalismus und als Form des Populismus zu bezeichnet. Dennoch trifft er mit seiner Kritik, dass die etablierten Parteien nur ästhetische Korrekturen am bestehenden Gesellschafts- und Wirtschaftssystem vornehmen, die Machtlosigkeit der Politik gegenüber den multinationalen Konzernen aber nicht mehr in Frage stellen, einen wunden Punkt. – Gudrun Rogge-Wiest


Leserbrief zu “ Krise der Klugen“ von Manuel J. Hartung

„Die Zeit“ beklagt zu Recht eine Entpolitisierung der Menschen mit Kopf und Geist an den deutschen Hochschulen. Sie mutieren zusehends zu hochspezialisierten Fachidioten, die viel zu oft den Blick auf’s Ganze verlieren. Dass diejenigen mit politischem Weitblick den Gang in Fernseh-Diskussionsrunden meiden, liegt meines Erachtens auch an der Sammlung dummschwätzender, sich stetig im Wortlaut wiederholender Teilnehmer- und ModeratorInnen. Wer will sich schon mit solchen auseinandersetzen? Dennoch tut es heftig Not. – Peter Richartz


Leserbrief zu “Wäre es nicht besser, fortzugehen?” von Christiane Grefe

Wie können wir Afrika und uns selbst helfen?

Im Fernsehen schaue ich gerne Filme mit Toten an, im Alltag sind mir Lebende lieber. Seit vergangenem Oktober gibt es von Johan Norberg „Progress. Ten reasons to look forward to the future“; in der Graphik zum ersten Kapitel kann man sehen, dass von 1945 bis 2015 die Unterernährung von etwa 50% auf etwa 12% der Weltbevölkerung zurückging. Leider verrät Norberg uns nicht die Zaubermittel, die die gesellschaftlichen Übel zurückdrängten.

Die vielen Gründe für das Elend

Frau Grefe besprach am 23.2. vier Bücher aus dem vergangenen Herbst, die sich mit verschiedenen Gründen des Elends befassen, in dem viele Afrikaner leben. Sie fand: Ethnische Rivalitäten, Kampf um Rohstoffe, Landflucht und anarchische Megacitys, Landnahme durch (ausländische) Konzerne, Korruptheit und Menschenverachtung afrikanischer Regierungscliquen, deren Verfügung über Rohstoffe, folglich Unabhängigkeit von Bürgern/Steuern, fehlende Korruptionsbekämpfung, Behinderung der afrikanischen Industrie durch hohe Wechselkurse, Notwendigkeit von (teuren) Importen zur Versorgung der Bevölkerung, Klimawandel. Die vielen Gaunereien bei den Rohstoffen gehen Frau Grefe besonders nach: „Nein, auf Dauer werden die Europäer nicht folgenlos ausblenden können, was bei den Nachbarn geschieht.“

Bei diesem Grund läuft es nicht rund

Zum ersten fände ich gut, wenn sich DIE ZEIT von der Fixierung auf die Rohstoffe lösen könnte. Ende April 2013 starben z.B. in Bangladesch mehr als 1100 Menschen, als eine Textilfabrik zusammen-stürzte. Die Einsicht in lebensgefährliche Arbeitssituationen ist bei der Fischerei, bei offenen Goldminen und anderen Tagebauen nur einfacher als bei Gebäuden.

Zum zweiten hat DIE ZEIT am 2.2. über das Buch „Der Große Ausbruch. Von Armut und Wohlstand der Nationen“ von Angus Deaton berichtet. Für den sind wachsende Bevölkerungen das Hauptthema. Allerdings springt er zwischen zwei Sichtweisen hin und her. Auf der einen Seite ist er wie andere Volkswirtschaftler (Michael Kremer, Esther Duflo) überzeugt, dass viele Kinder eine Hilfe für ihre Eltern sind: „jeder zusätzliche Mensch (hat) nicht nur ein hungriges Maul, sondern auch zwei Hände“ (S.308); „Jeder zusätzliche Mensch … bringt auch einen kreativen Verstand mit.“ (S.312) In anderen Ländern überwiegen offenbar die Nachteile eines hohen Bevölkerungswachstums: „Ein überzeugenderes Argument sind die Kosten, die anderen entstehen – die Bildungs- und Gesundheitssysteme werden zusätzlich belastet, gemeinsam nutzbarer Boden, Brennholz oder Trinkwasser werden knapper, die Erde erwärmt sich stärker.“ (S.310) Die Daten aus 102 Ländern überwältigen Deaton, er kann sich nicht entscheiden. Zuletzt verspottet er die Suche nach allgemeinen Gründen für wirtschaftliches Wachstum als „Versuch, die gemeinsamen Merkmale von Personen auszumachen, die am Roulettetisch auf die Null gesetzt und gewonnen haben.“ (S.305) Welcher Deaton beschreibt die Regel, welcher die Ausnahmen?

Die UNO kann uns den Überblick geben

Wir müssen nur die Statistiken ansehen, die UNO und die Weltbank bereitstellen. Um uns den überaus mühsamen Einkommensvergleich zwischen Ländern und im Zeitverlauf zu ersparen, verwendet Deaton in Abbildung 18 die „Lebenserwartung mit 50“ und in Abbildung 21 die „Lebenserwartung bei Geburt“. Wie verhält es sich damit weltweit? 2015 erschien die 24. Revision der „World Population Prospects“ (- die erste könnte mithin ins Jahr 1969 zurückgehen). Von Taiwan abgesehen, das so böse war, sich nicht von Mao befreien zu lassen, enthalten die „World Population Prospects“ Bevölkerungsdaten zu allen Ländern. Frühere Ausgaben unterschieden zwischen „More/Less/Least Developed Regions“, die noch aktuelle von 2015 trennt auch zwischen „High/Middle/Low Income Countries“.

Was zeigt die Tabelle? Bei den High-Income-Countries wuchsen zwischen 1950 und 2015 die Bevölkerungen am geringsten und die Lebenserwartungen (mit 50/bei der Geburt) am stärksten. Bei den Low-Income-Countries war es umgekehrt. Für kürzere Zeiträume kann man bei der Weltbank entsprechende Entwicklungen etwa bei der Alphabetisierung und beim (Fach-)Hochschulbesuch finden.

Lösungswege

Nun bleibt die Frage, wie das Bevölkerungswachstum in Afrika gebremst werden kann. Gut bekannt ist die Methode Boko Haram; unser Freund Kim Jong-un könnte mit seinen Atombomben zudem dafür sorgen, dass alle afrikanischen Hauptstädte an Meeresarmen liegen, um sich zu Zwillingen Singapurs zu entwickeln.

An Menschen mit mehr Geduld richtet sich folgender Ratschlag Deatons: „Zu denn geeigneten politischen Eingriffen, zählen wirtschaftliche und politische Anreize, die Familiengröße zu begrenzen, und diese Art der Geburtenkontrolle ist – sofern sie demokratisch durchgeführt wird – ein angemessene Lösung für die Allmendeklemme.“(S.310) Aber wer mag schon auf den fetten Wirtschaftsprofessor hören, zumal nach seiner albernen Auslassung von Seite 305? – Armin Amrhein

PS: „Die neue Völkerwanderung“ habe ich schon gelesen, die anderen drei Bücher bestelle ich heute Nachmittag.