Lesezeichen
‹ Alle Einträge

11. Mai 2017 – Ausgabe 20

 

Leserbrief zum Titelthema „Der Heiland“

Der Titel ist einfach geschmacklos. In den letzten 60 Jahren habe ich DIE ZEIT noch nie auf so niedrigem Niveau erlebt. – Dr. Herwig Freyschlag


Leserbrief zu „Pro und Contra: Sollen wir für Frankreich zahlen?“ von Mark Schieritz und Kolja Rudzio

Die Wahl des neuen französischen Präsidenten hat eine Debatte über die Zukunft der Währungsunion ausgelöst. Der deutsche Finanzminister stößt dabei auf Widerspruch.

Ein Euro-Parlament wäre ja südlastig und schuldenfreudig – ein Phänomen, dass nach dem Brexit ohnehin auf die EU zukommt. Eine Lösung scheint eher darin zu liegen, dass diese Länder einschließlich Frankreich wieder ihre Landeswährungen einführen, mit der sie alle Leistungen (Gehälter, Pensionen, Renten) abgelten und die wieder als primäres Zahlungsmittel für die Privatwirtschaft gilt. Daneben bleibt der Euro mit festen, gestützen Kursen bestehen. Wobei wieder abgewertet werden kann (oder der Euro aufgewertet), wenn es die jeweilige Wettbewerbslage es erfordert. – Gerhard Schroeder


Leserbrief zum Titelthema „Der Heiland“

In der neuesten Ausgabe der ZEIT beschäftigen Sie sich in mehreren Artikeln mit der Zukunft der EU und der Zusammenarbeit Deutschland-Frankreich. Dazu eine Ergänzung, die ich für sehr wichtig halte, aber vermisse:

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich nach dem Krieg u. a. dadurch so erfolgreich entwickelt, weil sie in ihrem Grundgesetz das Ziel der “gleichen Lebensverhältnisse” festgeschrieben hat und dafür u. a. den Länderfinanzausgleich erfunden und weiter entwickelt hat. So ist ein föderalistischer Staat entstanden, der auf dieser Basis den sozialen Frieden trotz gewaltiger wirtschaftlicher Veränderungen erhalten konnte. Muss dieses nicht auch ein Modell für ein vereintes Europa sein?

Ein “Europa der Vaterländer” in dem nationale Eigenheiten beibehalten werden können und darüber ein ausgleichender Organismus, um nicht zu sagen “Staat”, gebildet wird, der den sozialen und auch den politischen Frieden durch Ausgleich bewahrt? Das geht natürlich nur, wenn die reichen Länder die ärmeren Länder oder die in anderen Problemen steckenden Länder unterstützen.

Da wir das reichste Land sind, werden wir Steuergeld bewegen müssen, um die EU, die uns die meisten Vorteile bringt, zu erhalten. Da genügt es nicht, wenn ein Jurist als Finanzminister nur ständig auf sein Recht(haben) pocht. Er muss Geld bereitstellen und das auch politisch vertreten. Wenn wir weiter so tun, als ob wir die Vorteile der EU zum Nulltarif behalten könnten, wird die EU scheitern und zwar an unserer verweigerten Hilfe! Und das wird dann richtig teuer und politisch gefährlich.  – Peter Kayser


Leserbrief zu „Pro und Contra: Sollen wir für Frankreich zahlen?“ von Mark Schieritz und Kolja Rudzio

Ich schätze die analytisch klaren Beiträge von Herrn Schieritz, aber diesmal hat er sich auf ein Genre gewagt, das ihm nicht bekommt:

Polemik, Propaganda, Gesundbeterei. Womit können denn finanzielle Hilfen der EU Herrn Makron dabei helfen, die vielen „revolutionsgeneigten“ Franzosen zur Akzeptanz der Reformen zu bewegen, die sie bisher durch ihre Proteste verhindert haben? Sind z.B. Eurobonds oder eine EU-Arbeitslosenversicherung ein Beruhigungsmittel für die Gewerkschaften, welche die Abschaffung der 35-Stunden-Woche schucken sollen? Und: Frankreich ist kein armes Land, es fehlt ihm ja nicht an Geld. Also kann man ihm auch nicht mit Eu-Geld helfen. – Heinz-Dieter Busch


Leserbrief zu „Längst nicht vorbei“ von Giovanni Di Lorenzo

In der Bundesrepublik wird gegenwärtig eine völlig unsinnige Debatte darüber geführt, wie dem neuen französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron seitens Deutschlands finanziell zu helfen sei. Wenn man mit dem Begriff „Europäische Solidarität“ in der Weise hantiert, daß innerhalb der Gesamt-EU oder zumindest innerhalb der €- Währungszone ein Finanzausgleich nach innerdeutschem Muster herzustellen sei, verkennt man doch vollkommen, daß der europäische Gedanke  nun einmal auf dem nationalen Selbstbestimmungsrecht und  eben nicht auf einem supra-nationalistischen Zentralismus basiert.  Übrigens würde das Bundesverfassungsgericht eine unmittelbare finanzielle Subventionierung Frankreichs durch Deutschland nach dem Geist des Grundgesetzes  zu verhindern wissen.  ^^

Wie in der Entwicklungshilfe kann es sowohl innerhalb der Gesamt- EU wie innerhalb  der €-Währungszone doch nur um Hilfe zur Selbsthilfe gehen und nicht darum, daß  quasi Gläubiger/Schuldnerbeziehungen Abhängigkeiten zwischen den EU-Mitgliedsstaaten  schaffen, die nur in Streit ausarten würden. Deshalb ist Kolja Rudzio zuzustimmen, der sagt, „daß mehr Geld nicht gegen Populisten helfe“. Demgegenüber ist Mark Schieritz zu entgegnen, daß eine  direkte, finanzielle , Subventionierung Frankreichs durch Deutschland keinesfalls ein Weg sein kann, um die französische Gesellschaft und Wirtschaft (also vornehmlich  das dortige  Bildungssystem und den dortigen  Arbeitsmarkt) zu reformieren. Es führt somit kein Weg daran vorbei, das Prinzip der Subsidiarität , also der Selbstverantwortlichkeit der nationalen EU-Mitglieder in Haushaltsfragen als obersten Grundsatz europäischer Zusammenarbeit fest zu schreiben. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Ihr Momentum“ von Tina Hildebrandt

Rine Regierungschefin, die nicht einmal in der Lage ist, die Grenzen des von ihr regierten Landes abzudichten, als „Weltstaatsfrau“ zu bezeichnen, ist ein kühnes Unterfangen.

Unter Frau Merkel ließ sich Deutschland zu einem Auffanglager in einer „unruhigen“ Welt degradieren, was nicht unbedingt als Stabilitätsfaktor anzusehen ist. Und solange die hervorragenden Wirtschaftszahlen oben verteilt werden, aber unten nicht ankommen, stellt sich die Wohlstandsfrage aus holistischer Perspektive. Auch warum und wobei Merkel Macron, dem Präsidenten eines relativ erfolgreichen und wohlhabenden Staates, helfen soll, bleibt weitgehend unbeantwortet, denn Frankreich geht traditionell ohnehin eigene Wege.

Letztlich ist die Schwäche des einen die jeweilige Stärke des anderen und Deutschland hat nur die Wahl, für das kleinere Übel zu votieren, wobei Schulz eine Partei vertritt, die Hartz IV und alle damit verbundenen Folgeschäden zu verantworten hat. – Mag. Martin Behrens


Leserbrief zu „Pro und Contra: Sollen wir für Frankreich zahlen?“ von Mark Schieritz und Kolja Rudzio

Sie veröffentlichen sehr viel Beiträge und Kommentare, in denen im Rahmen der Währungsunion für eine vertiefte Integration und gemeinsame Haftung geworben und argumentiert wird (z.B. http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-05/eurozone-emmanuel-macron-frankreich-5vor8). Was ich massiv in Ihren Beiträgen vermisse, ist der Anspruch einer demokratischen Legitimation, welchen Sie ja  sonst gerne einfordern. Wenn in der Mehrzahl ihrer Beiträge so getan wird, als gehörte die gegenseitige Haftung der Staaten zur Währungsunion, dann muss man auch eine Betrug am Bürger konstatieren.

Bei der Bildung der Währungsunion wurde den Bürgern VERSICHERT, dass es keine gemeinsame Haftung gibt. Wenn sich das ändern soll oder anders ist, dann bedarf es einer nachträglichen demokratischen Legitimation oder eines Austritts aus der Währungsunion. Da es sich um einen fundamentalen Wandel des Gemeinwesens in Deutschland handeln würde, wäre eine Volksabstimmung darüber die wohl demokratischste Variante. Ich denke, Sie werden dies mit vielerlei Argumenten ablehnen, da das wahrscheinliche Ergebnisse einer solchen Volksabstimmung nicht Ihren Wünschen entspricht.

Eine allgemeine Bemerkung: Vor zwanzig Jahren las ich die Zeit sehr gerne.  Aber in den letzten Jahren ist mir der Stil Ihres Journalismus zu unpräzise, selbstgerecht und links-populistisch  geworden. – Dr.-Ing. Mathias Raschke


Leserbrief zu „Pro und Contra: Sollen wir für Frankreich zahlen?“ von Mark Schieritz und Kolja Rudzio

Durch die Liberalisierung führte eine zügellos ideologische Wirtschaftspolitik des Neoliberalismus zur Entstehung der Wutbürger.

Politisch werden sie geführt von Demagogen, die als Populisten die Zerstörung Europas, Putins Strategie,  betreiben. Die Rettung Europas kann nur gelingen, wenn die Euro-Staaten bereit sind aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Deutschland als förderal organisierter Staat hat Erfahrung mit dem Länderfinanzausgleich. Diese Erfahrung muß genutzt werden, um Macrons Vorstellungen für eine Neuordnung der Finanz -und Sozialpolitik erfolgreich umzusetzen. Eine Familie stützt ihre Schwachen, damit sie als Ganzes friedlich miteinander auskommen. Europa – obwohl wir momentan Störenfriede in der Familie haben, wir wollen eine friedliche Familie bleiben. Wir können es schaffen, wenn Paris und Berlin am gleichen Strang ziehen. –  Detlef Seidler


Leserbrief zum Titelthema und „Tiefenrausch“ von Greta Taubert

Da hätte ich mir von der ZEIT ausführlichere Recherchen gewünscht. So liest es sich halt so ein bißchen „Tagesschau“ mäßig. Und bestätigt die landläufige Meinung über dieses komplexe Thema. Die ZEIT kann halt tiefgründig mit Politik, mit Wirtschaft und Wissenschaft. Aber mit solchen Grenzbereichen wie Bewusstseinserweiterung, Drogenpolitik und Esoterik reiht ihr euch weiterhin brav ein in eine kollektive Meinung, die kaum reflektiert wird.

Dabei gäbe es grade zu diesen Themen soviel zu hinterfragen, zu berichten und auszuprobieren, was weit über den gewohnten schwarz/weissen Blickwinkel hinausgeht. Natürlich muss kritisch beobachtet und berichtet werden. Aber die weit verbreitete Meinung über diese Dinge ist so langweilig, so oberflächlich und wird diesen Phänomenen einfach nicht gerecht. Fängt ja schon an bei solch einflussreichen Persönlichkeiten wie Steve Jobbs, die gerne und oft zugegeben haben, dass ohne die LSD-Erfahrung, seine Weitsicht und seine Entwicklungen nicht stattgefunden hätten.

Die ganze Veränderung der Kultur aus den 60er Jahren heraus wurde geprägt durch psychedelische Impulse. Wann hat endlich mal jemand die Eier und gibt das öffentlich in seriösen Medien auch zu? Oder nehmen wir nur die Lebensgeschichte von Albert Hoffmann, dem LSD-Entdecker, der über hundert Jahre alt wurde und sich bis ins hohe Alter hinein in bester körperlicher und geistiger Verfassung befand und zeigte.

Das allerbeste Beispiel für eine Integration in den Alltag. Was die Berichterstattung über solche Themen betrifft, befindet sich die ZEIT leider immer noch in der Grundschule bzw. auf BILD Zeitung Niveau. Schade eigentlich… –  Georg Huber


Leserbrief zum Titelbild

Man fragt sich im Blick auf die Berichterstattung in einer Zeit, in der es politisch drunter und drüber geht und unter der vorhandenen politischen Riege kaum Licht am Ende des Tunnels zu erkennen ist, was ein Politiker tun soll, um nicht entweder verteufelt oder als Heilsbringer diffamiert zu werden. Man hat Herrn Schulz allein wegen seines guten Werte bei Umfragen in der Presse einen Heiligenschein verpasst und bei Herrn Macron tut man nun dasselbe.

Weder Herr Schulz noch Herr Macron haben einen Heiligenschein verdient. Aber sie haben es auch nicht verdient unter Verwendung einer christlichen Symbolik als falsche Heilsbringer abgestempelt zu werden. Diesen Selbstanspruch hat keiner der beiden und dann braucht man es auch nicht, dass man es auf diese Weise kritisch kommentiert. Was soll denn nun bitte ein Politiker leisten oder sein, wie soll sich positionieren zwischen Politikverdrossenheit und Heilserwartung?

Eine solche Darstellung ist Bollevardpresse. In der Tat glaube ich an einen Heiland und Erlöser, den die Menschheit gerade in Krisenzeiten dringend nötig hat. Man hat ihn, wegen seiner Überzeugungen, die nicht ins Schema gepasst haben gekreuzigt. – Reinhard Wick


Leserbrief zum Titelbild

Sehr geehrte hochgeschätzte ZEIT-Macher! Wie konnte Ihnen diese Geschmacklosigkeit mit dem „Heiland“ auf der Titelseite passieren?? Mit der Bitte um Weiterleitung an die nächste Redaktionskonferenz! – L. Thekook-Terhalle


Leserbrief zum Titelbild

« Der Heiland ». « Europas Retter », der an den bundesdeutschen Geldsäckel will. Warum so süffisant, liebe ZEIT? Der neugewählte französische Staatspräsident und politische Senkrechtstarter Emmanuel Macron (39) hat längst noch nicht gewonnen.

Nach der selbstverschuldeten Niederlage sinnt die alte republikanische und sozialistische Polit-Elite Frankreichs auf Vergeltung. Der rechtsextreme Front National, demnächst Les Patriotes, rüstet sich für 2022.

Macrons Ideen und Umsetzungskraft haben mit der tiefen Spaltung des Landes, reformunwilligen EU-Vertretern und dem internationalen Kontext zu rechnen. Trotzdem – oder gerade deshalb: Bonne chance! – Ulla Chabrier Möllers


Leserbrief zu „Luthers Klagen sind schon kurios“ von Evelyn Finger und Stefan Schirmer

Danke für Ihren Artikel „Luthers Klagen sind schon kurios“. Da Jesus keine gespaltene Kirche gestiftet hat, ist diese jedenfalls seit dem „Großen Schisma“ 1053 AD. nur noch im Himmel angesiedelt. Luther hatte auch Verbindungen nach Salzburg, wo sein Lehrer und Beichtvater Johann von Staupitz – ab 1520  bis zu seinem Tod 1524 – Abt des Stiftes St. Peter war.

Seine reiche Korrespondenz mit Martin Luther dieser Jahre ließ aber ein bigotter Fürsterzbischof im 18. Jahrhundert verbrennen. Doch in der am 14.dM. schließenden Ausstellung des Museums der Stadt Wien „Brennen für den Glauben“ ist ein eigenhändiger Brief Martin Luthers an einen Angehörigen des Professorenkollegiums der Wiener Universität ausgestellt – mein altes Hirn erinnert sich nicht an den Namen des Adressaten.

Da ich in meinen Studentenjahren Hauslehrer der Kinder der renommierten Industriegraphologin Ditfurth war, die mir ein Talent für diese Zunft zuerkannte, interessieren mich Handschriften. Ich habe auch einige Kenntnisse durch Literatur erworben. Doch gebe ich keine Befunde von mir geprüfter Handschriften ab, weil dazu nicht befugt. Doch riet ich meiner Führerin durch diese Ausstellung, ein graphologisches Gutachten über die Handschrift Martin Luthers einzuholen, die keine gewöhnliche ist – wen kann das wundern.

Die Spaltungen der christlichen Gemeinde verstehe ich als politisches Phänomen, dessen Hure die Theologie ist, ein Vorwand für politische Differenzen. Als Zivil – und Wirtschaftsanwalt weiß ich, wie schwer es ist, Familien und Gesellschafter  an einem Strang ziehen zu lassen. Meinen Berufswunsch, Lehrer zu werden, vermasselte mir eine falsche Diagnose, die mir den Zugang zum kirchlichen Dienst verschloss. Denn dass ein engagierter Lehrer auf eine Familie verzichten muss, erfuhr ich, als man meinen Vater als „Illegalen Nazi „ von seinem Lehrstuhl vertrieb. Er hat das immer verneint, doch als die Österreichischen Akademie der Wissenschaften ihn – ihr Mitglied und Schrödinger – Preisträger – 30 Jahre nach seinem Tod im Februar 1913 in der Zeitung „Profil“ als „Illegalen Nazi“  veröffentlichte und die Heirat meiner Tochter gefährdete, wandte ich mich über die Deutsche Botschaft an das Bundesarchiv in Berlin.

Die Russen waren so schnell, dass nicht nur die für Berlin gebaute Atombombe den Japanern auf den Kopf fiel, sondern auch das gesamte NSDAP-Archiv erhalten blieb. Mein armer Vater brachte es – weil Anhänger des Ständestaates – nicht einmal zum Parteimitglied. Die erbetene Entschuldigung der ö. Akademie der Wissenschaften erwarten  meine -mittlerweile gut verheiratete – Tochter und ich bis heute. Aber auch meinem Lieblingsprofessor in Princeton, wo ich Jahrgangsbester war, Prof. Otto Butz, erging im gelobten Land der Freiheit nicht besser. Er wies mir meinen Lebensweg, indem er im Herbst 1956 in öffentlicher Vorlesung lehrte: „Die Deutschen sind kein besonders kriminelles Volk, sie haben nur eine besonders tragische Geschichte“! Mit dem Vorwurf, er hätte „pro-Nazi- leanings“ wurde er mit Frau (ob mit Kindern, weiß ich nicht), in’s Elend verjagt. Das sind schlagende Argumente für den Zölibat, nach Custine in seinem Werk „Lettres de Russie“ der Ursprung der europäischen Freiheit erkennt.

Das „ehelose Leben“ bekämpft als “unlebbare Vorschrift“ war in der k.&.k. Monarchie das zwangsläufige Los eines Drittels der Bevölkerung, da die Ehe durch Jahrhunderte den „well to do people“ vorbehalten war.

Und wie es unter protestantischen Potentaten zuging, beschrieb Friedrich v.Schiller in „Kabale und Liebe“. So versuche ich, als Schriftsteller zu lehren, nachdem ich als Anwalt wirtschaftlich unabhängig wurde.

Das auf den Buchmarkt gebrachte Werk können Sie dem Ausdruck der Österreichischen Nationalbibliothek entnehmen. Sehr interessant wäre eine graphologische Beurteilung von Martin Luthers Handschrift – Dr. Otto Ludwig Ortner


Leserbrief zu „Gewählt, nicht geliebt“ von Elisabeth Raether

„Wie wird er sein ? Was wird er tun?“ fragt die ZEIT-Journalistin Elisabeth Raether in ihrem Beitrag „Gewählt, nicht geliebt“.

Zur Stunde weiss das niemand so genau. Etwas mehr Klarheit werden erst die Parlamentswahlen im kommenden Juni bringen. Wird Emmanuel Macrons Partei „La République en marche“ die benötigte Mehrheit erringen oder muss der Präsident eine Koalition bilden?

Kaum je hat eine Präsidentenwahl die französische Nation so gespalten. Macrons zumeist junge Anhänger sind begeistert von den Ideen ihres ungewöhnlichen, ideenreichen, „weder links, noch rechts“-Präsidenten und sehen optimistisch in die Zukunft. Für die aufgeschreckten Republikaner kündigte François Baroin bereits scharfe Opposition an. Die in der Wahl weit abgeschlagenen Sozialisten Benoît Hamons lecken ihre Wunden und warten auf gute Ideen. Mélenchons Partei „Unbeugsames Frankreich“ (La France Insoumise) hat Macron den Kampf angesagt. Die gespaltene Führung des rechtspopulistischen „Front National“ wird der Partei nach Marine Le Pens unsäglichem Auftreten im Fernsehduell mit Emmanuel Macron einen neuen Namen, „Les Patriotes“, verpassen.

Am Tag nach der Wahl Emmanuel Macrons (39) zum 8. Staatspräsidenten der Ve République befand EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger: „Unbequem, aber richtig.“ Selbst Wolfgang Schäuble scheint nicht ganz abgeneigt.

Doch die Lage ist schwierig, wie die Autorin und Frankreichspezialistin in Kenntnis der französischen Medien zu Recht schreibt. Man ist gespannt, wie der von Jesuiten geschulte Macron es bewerkstelligen will, seine Reformen durchzuführen, die feindlichen Lager zusammenzuführen und das meinungsgeteilte Frankreich wieder zu einen.

Wenn man der Plattform fr.wikipedia.org Glauben schenkt, hat Macron 2010 der Redaktions-AG der Tageszeitung Le Monde bei Verkaufsverhandlungen seine unentgeltliche Hilfe angeboten, stand aber insgeheim in Kontakt mit dem Vertreter eines Anbieters. Kommt da noch mehr?

François Hollandes (62) scheinbar väterliches Verhalten gegenüber Emmanuel Macron – „Hollande fasste ihn sanft am Arm, damit er bei der Zeremonie nicht falsch abbiegt.“ – bei den Feierlichkeiten vom 8. Mai am Arc de Triomphe war in Wirklichkeit eine paternalistische Retourkutsche des wenig erfolgreichen sozialistischen Präsidenten, der Macron zum Wirtschaftsminister gemacht hatte, bevor dieser zurücktrat, 2016 seine eigene Partei gründete und mit Erfolg kandidierte. Hollande: „Emmanuel Macron m’a trahi avec méthode.“- Ulla Chabrier Möllers


Leserbrief zum Titelthema

François Hollande hatte 2012 ein 60-Punkte-Programm vorgelegt, an dem er sich als Präsident abarbeiten wollte. Viele haben ihm geglaubt und ihm ihre Stimme gegeben. Er ist krachend gescheitert. Emmanuel Macron, sein Nachfolger und Schüler, wie etliche behaupten, hat solche Vorgaben/Versprechen nicht gemacht. Aber auch er wird krachend scheitern: an den „rancunes“ der Altparteien, an den zänkischen und inkompetenten Splittergewerkschaften, an den festgefahrenen sozialen Institutionen (Wochen- und Lebensarbeitszeiten), an Desintegration und Terrorismus. Von ökologischen und kulturellen Prioritäten ist gar nicht erst mehr die Rede. Wo, um Himmels Willen soll da ein Heiland helfend eingreifen? Vielleicht Schäuble mit „unseren“ Milliarden? – Gérard Carau


Leserbrief zu „Wo kommst Du eigentlich her?“ von Henning Sussebach

Wie viele tolle, einfühlsame Reportagen habe ich von Ihnen schon gelesen und archiviert! Und auch die, über die Frage >Woher kommst Du?< hat mich sofort gepackt. Gestatten Sie mir, die Perspektive des Fremdlings ein wenig zu verschieben: Seit über 40 Jahren werde ich gefragt >Warum sitzt Du/sitzen Sie im Rollstuhl?< und ich empfinde diese zumeist aus  ehrlicher Neugier gestellte Frage, keineswegs als Fehl am Platze. Es kommt nicht auf die (möglicherweise falschen) Worte an, sondern auf die Wärme, die von ihnen ausgeht – oder auch nicht.

Nun bin ich 67 und mich bewegt eine andere Frage, die aber sehr nah dran ist, an der Frage nach dem Umgang mit dem Fremden: >Ab wann habe ich/haben wir das Recht, unsere Identität (das  Eigene in seiner ganzen Widersprüchlichkeit) gegenüber dem Fremden zu bewahren?< Muß ich 20 sein,  40, 60 oder 80 ? Mann sein oder Frau? Für Kinder verantwortlich sein, oder nicht? Alteingessener oder (von weit her kommender) Fremdling sein, der sich diese Identität mühsam aufgebaut hat…. >So lange Du solcherlei Fragen, noch auf diese Weise zu formulieren weißt, mußt Du offen bleiben!< antwortete mir einmal ein guter Freund. Das mag zwar ein guter persönlicher Maßstab sein (auch wenn ich nicht weiß, wie ich ihn, wenn es mir schlecht geht, umsetzen soll); ein allgemein gesellschaftlicher ist (bedingungslose) Offenheit allenfalls in der jugendlichen Blüte des Lebens.

Seinen Sie herzlich gegrüßt- und großen Dank für Ihre Artikel – Dr. Walter Grode


Leserbrief zum Titelbild

Emmanuel Macron ist kein Heiland, er kann auch keine Wunder wirken. Nur, dass er quasi im Alleingang, ohne die Unterstützung einer eigenen Partei, von 65,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler zum Präsidenten von Frankreich gewählt wurde, grenzt fast an ein Wunder. Und trotzdem wird auch er alleine nichts erreichen können in einer vernetzten, unübersichtlichen Welt wie der unseren. Was haben wir uns alles von Obama erhofft und erträumt!

Mit Trump sind wir dann aufgewacht. Ähnlich könnte es auch Frankreich mit Macron ergehen, wenn er nicht tausende Mitstreiter findet, die ihn unterstützen und die Massen überzeugen. Sonst bleibt er mit seinen Ideen alleine auf weiter Flur bzw. im Ḗlysée-Palast. Und in Frankreich bliebe alles beim Alten. – Egon Hofer


Leserbrief zu „Glamourös ins Aus“ von Sabine Rückert

Danke für den exellenten Artikel; nur am Schluß „So gesehen, könnte der ….. jetzt auch wieder nach Hause zurückkehren zu seiner Ehefrau“ hat es mich tief erwischt! Ist dieser Vorschlag von Ihnen, auch wenn er ganz am Ende eingeschränkt wird mit „(Wenn sie ihn noch will)“ nicht ähnlich brutal? – Aber, welcher Virus grassiert in SH: Der Eine verscherbelt seine für die SPD und HEIDE gesammelten Stimmen an die CDU; die nimmt sie auch noch an und der MP sucht dann eine Landesmutti, sein Erbprinz zieht der Eigenen eine Minderjährige vor; der heutige MP ….. siehe Ihren Artikel. – Aber die Wählerinnen und Wähler in SH haben gerade die Mischung gefunden, die nun zu einem Ringen um die Mehrheit bei der Regierungsbildung führen mußte, und so denke ich: „Süht dat ut ok noch so slecht, dat löppt sik allens wedder trecht“ – nur Torsten, de geiht baden. – Hanna Leinemann


Leserbrief zum Titelbild

Selten habe ich mich über einen Aufmacher so geärgert wie über den der aktuellen Ausgabe Ihrer Zeitung: Der Heiland (Macron mit Heiligenschein)!!!  Bleiben Sie doch bitte auf dem Teppich! Eine Nummer kleiner hätte auch gereicht! Narzisstische Hypes dieser Art haben wir in letzter Zeit genug erlebt (Obama, Schulz), wer so hochgejubelt wird, kann nur enttäuschen! – Konstanze Burger


Leserbrief zu „Tiefenrausch“ von Greta Taubert

Es ist ja ganz nett, zu erfahren, wie einige Menschen ihren Drogenkonsum verbrämen  und welche Sektenszenen sich immer wieder neu bilden; hatten wir alles schon, Otto Mühl lässt grüßen…

Aber dass sie mit der Überschrift „In Deutschland therapieren …. Psychologen im Untergrund mit illegalen Substanzen“ pausschal  und suggestiv einen ganzen Berufsstand diffamieren, finde ich nicht gerade lustig. – Marlies Haveneth-Paul


Leserbrief zur Rubrik „Der unnütze Vergleich“

Wenn Donnerstag morgens die neue „Zeit“ im Briefkasten liegt, gilt mein erster Blick dem „Unnützen Vergleich“. Fasziniert und ehrfurchtsvoll lese ich, mit welchen absurden Ideen Sie aktuelle Zahlenwerke, die keinen Zusammenhang haben, ins Verhältnis setzen. Die Auswahl der Icons zur grafischen Darstellung rundet die Idee jedes mal ab. Ein bereichernder Start in Tag.

Haben Sie eigentlich irgendwo online die gesammelten Werke zum Nachschlagen veröffentlicht? Nochmals vielen dank für Ihre gutn Ideen. – Carsten Scholz


Leserbrief zu “ Unsere Zerrissenheit ist doch das Beste an der Moderne, was wir haben!“ von Thomas Assheuer

Ein mühseliges, zähes Gespräch. Aber es war wahrscheinlich nicht mehr herauszuholen als dieses ewige fatalistische Geraune über den alles zersetzenden Kapitalismus. Und während man dem Anfang des Gesprächs noch folgen kann oder mag, versinkt Herr Menke zunehmend und am Schluss endgültig im Rausch begrifflich-syntaktischer Kunstwerke ohne erschließbaren Sinn.

Herr Menke erscheint mir als typischer Vertreter jener Philosophen, die behaupten, jedem Interaktions- oder Strukturphänomen der menschlichen Gesellschaft eine beabsichtigte Funktion zuordnen zu können. Und die diese Funktion vorrangig darin sehen, das Wahre, das Richtige, das Gute zu behindern oder aber, den Kreislauf der Dummheit zu zementieren. Gesellschaft wird nicht gesehen als Herauswachsen von Strukturen aus Interessenlagen und Interaktionen, sondern als zielgerichtete Installation von Elementen mit Funktionalität durch die Mächtigen („…der Nationalstaat [war] der Versuch…“), als ‚dunkles Zusammenspiel‘ gewisser Akteure. Wohlgemerkt zum (oft bewusst angestrebten) Nachteil derer, die an diesen Installationen nicht ‚demokratisch‘ beteiligt sind, was immer solch beklagter Mangel z.B. im Zusammenhang mit der Finanzkrise bedeuten soll.

So kann man Politik auffassen, wenn man Politik nicht versteht.

Wenn ich Wolfgang Streecks vorausgegangenes, herausragend stringent und sozialhistorisch begründetes Argumentationsgebäude mit Herrn Menkes Gedankengestrüpp und der darin aufscheinenden Ratlosigkeit vergleiche, dann bedauere ich vor allem, dass es im Gespräch nicht gelungen ist (wahrscheinlich: nicht gelingen konnte), sich aus dem schon Marx zum Verhängnis gewordenen Dogmatismus einer intendierten Funktionalität jeder gesellschaftlichen Struktur herauszuarbeiten.

Das leichtfertige Hantieren mit dem von seiner sozialhistorischen Grundierung befreiten Phänomen des (National-)Staates („es gibt keinen Grund für die Annahme, dass der Staat das tut, was er behauptet: im Namen des Allgemeinen zu operieren“) und die Auffassung von Kultur als sozusagen staatlich verordnetes Ausgleichsmoment befremden. Die Vermischung der Begriffe „Recht“ (kodifizierte Prinzipien des Interessenausgleichs) und „Rechte“ (üblicherweise durchsetzbare Ansprüche) verärgert. Und dass Recht lediglich reaktiv sei, dass es immer wieder den sozialen Entwicklungen nacharbeiten müsse – zu einer solchen Auffassung kann eigentlich nur derjenige gelangen, dessen Wissen und Verständnis darüber, wie vielfältig und komplex Zielsetzung, Maßstäbe und Kodifizierung von Recht in der Welt waren und sind, einen eher bescheidenen Rahmen nicht sprengen. – Dr. Matthias Wagner


Leserbrief zu „Längst nicht vorbei“ von Giovanni Di Lorenzo

Sie haben Recht: Es ist noch längst nicht vorbei (s. Leitartikel 11.5.) Ich habe in den letzten 18 Monate viel über das Thema Globalisierung  gelesen  und einen Vortrag darüber gehalten. Dabei fiel mir auf, dass immer pro und kontra  Globalisierung diskutiert wird, aber nicht darüber, wo Globalisierung sinnvoll und zum Vorteil aller Beteiligten ist und auf welchen Gebieten nicht.  Es gibt unbestrittene Gebiete, wie die Vereinheitlichung von Transportsystemen  für Waren und Daten, der Austausch von Wisse u. A. Wie sieht es mit der Landwirtschaft aus?

Westliche Großproduzenten machen in Afrika die Landwirtschaft kaputt. In Europa selbst ist das Subventionssystem aus den Fugen geraten. Da komme ich auf die Artikel von Schieritz und Rudzio auf S. 2. Wenn Frankreich und D. sich hier auf eine Reform einigen könnten, die dafür sorgt, dass die Subventionen der bebauten Flächen kleiner werden, je größer der Betrieb ist, so wäre mancher kleine Bauer in der Bretagne noch aktiv.

Wenn dann noch von  den Subventionen nicht überwiegend der Landbesitzer ( Das größte Adelssubventionsprogramm  der Geschichte) profitiert, sondern auch der Betreiber, so könnte ein Teil der Globalisierungsfolgen gemildert werden.  Meine Bitte an die Zeit: Ob die Redaktion eine Diskussion anzetteln könnte, bei der nicht das Pro und Kontra sondern das Wie und Wo der Globalisierung angesprochen würde.  Schön, dass es DIE ZEIT gibt! – Dr. Götz Dyckerhoff


Leserbrief zu „Fluchtgefühle? Kenn ich nicht“ von Tina Hildebrandt und Peter Kümmel

Wir haben eine repräsentative Demokratie. Linke und rechte Populisten zeigen täglich, wie notwendig sie ist. Die Komplexität der Wirklichkeit ermöglicht eben nicht jedem Bürger ein qualifiziertes Urteil. Auch nicht mit Hilfe der Medien, die ständig den Eindruck vermitteln, als sei es doch möglich. Da hilft auch kein noch so fesches Agieren mancher ModeratorInnen. Und wenn eine von ihnen meint, dass Frau Merkel nicht so weiter machen könne, wie bisher – hat sich Frau Illner m E schon abqualifiziert für eine Wahlkampf-Moderierung z B zwischen Frau Merkel und Herrn Schulz. – H Georg Meyer


Leserbrief zu „Gegen den Schmerz“ von Harro Albrecht

Das AM Tramadol gehört nicht in die Gruppe der BTM`´s.  Der Anstieg der verordneten Opioide ist u. A. mit der erhöhten Zuhname von Substituierten zu erklären, Ersatztherapie bei Heroinabhängigen.

So viele Ungenauigkeiten, daß ich sie nicht aufzählen kann. Bitte mehr Sorgfalt bei so wichtigen Themen. – B. Maass


Leserbrief zum Titelbild

Bedenken Sie bitte, ob das Titelfoto vom 11.Mai 2017  mit „Macron als Heiland“ Ihrem Stil entspricht. Für uns hatte es „Bildzeitungsniveau“

und hat uns geärgert. Glauben Sie, dass Sie es nötig haben mit solch einem „Aufmacherbild“ neue Leser zu gewinnen? Stoßen Sie nicht eher damit Ihre interessierten Leser vor den Kopf? – Dr. Ralf und Sabine Kaysers


Leserbrief zu „Pro und Contra: Sollen wir für Frankreich zahlen?“ von Mark Schieritz und Kolja Rudzio

Die Frage „Sollen wir für Frankreich zahlen?“ trifft nicht den Kern des Problems. Schon seit der Einführung des Euro wurde gewarnt, eine Währungsunion ohne Ausgleichsmechanismen zwischen starken und schwachen Regionen könne nicht funktionieren. Ein solcher Mechanismen könnte die Freizügigkeit sein, wenn Arbeitnehmer einfach dahin ziehen wo die Arbeit ist.

Das funktioniert aus vielen Gründen nicht. Ähnliche Steuer- und Sozialsysteme würden auch helfen, wie auch im Nein-Kommentar erwähnt. Das wird als der politische „Gottseibeiuns“ angesehen: der offenkundige endgültige Verlust der Souveränität, auch wenn der in Wirklichkeit schon mit dem Euro eingetreten ist. Am Ende bleiben Transferzahlungen und Garantien (wie Eurobonds). Wenn nichts davon kommt, wird die Euro-Zone wahrscheinlich auseinanderbrechen, vielleicht durch den Austritt Frankreichs in fünf Jahren.

Noch eine Bemerkung an die Redaktion: ich finde es reichlich unpassend, diese kleinliche Diskussion noch vor dem Porträt Macrons zu bringen. Etwas mehr Abstand wäre angemessen gewesen, vor allem nach den leidschaftlichen Appellen Ihrer Zeitung zur Wahl in den letzten Wochen. – Lutz Reder


Leserbrief zu „Fluchtgefühle? Kenn ich nicht“ von Tina Hildebrandt und Peter Kümmel

Schreck lass nach: Elefantenrunde wieder mit vier (!) Moderatoren/innen?! Die waren letztens schon aus meiner Sicht die eigentlichen Elefanten, nicht die Kandidaten. Mein Vorschlag: ein/e Moderator/in, der/die Teilnehmern aus dem Publikum Fragen stellen lässt und seine/ihre Rolle im Übrigen auf die Einhaltung der Redezeit beschränkt. Das Publikum könnte man – nach Vorbild der irischen Bürgerversammlungen (DIE ZEIT 04/2017) – durch Losentscheidung zusammensetzen. – Dr. Helmut Jungblut


Leserbrief zum Feuilleton

Morgens, noch im Bett, die neue ZEIT. Gleich einen Blick ins Feuilleton; Das Letzte wie immer zuerst. Dann Der Schnurrbart des Präsidenten (S. 46). Unter der Überschrift: …Istanbul, das Erdogan dabei ist auszulöschen. Geht’s noch verquerer? Der Tag fängt ja gut an!

Dann gleich in der ersten Spalte des Textes das epidemisch wuchernde nachvollziehen. Wie kann etwas leicht nachvollzogen werden, was zuvor gar nicht vollzogen wurde, nicht vollzogen werden konnte? Das (nicht vollziehbare) Missfallen kann allenfalls nachempfunden oder vielleicht auch nur verstanden werden. (Jetzt fehlen nur noch das Verb umsetzen und die Fügung davon ausgehen, die in den Medien wie das Unkraut in vernachlässigten Gärten wuchern.)

Und dann das hässliche und fast immer missbrauchte beziehungsweise („Ernstfall mit Witzfigur“  dritte Spalte, erste Zeile). Zur Nachhilfe ein Beispiel für richtige Verwendung: Apfel- und Birnbäume blühen in rosa beziehungsweise weiß. Nicht gerade schön, aber immerhin richtig.

Wie wär’s mit ein wenig Sprachpflege in der Redaktion? – Siegfried Petry


Leserbrief zur Werbeanzeige Türkei

Mich wundert, dass in der Zeit eine Anzeige zur Türkei abgedruckt wird. Wie ich einer anderen Zeitung entnahm, wird darin auf ein Interview Bezug genommen, welches tatsächlich nicht stattgefunden hat.

1.Wie ist eine solche Werbung zu vereinbaren mit der aktuellen Politik in der Türkei insbesondere gegenüber Journalisten? Als Abonnentin der Zeit würde ich gern wissen, wie dies mit der inhaltlichen Kritik vereinbar ist. Wie werden Grenzen definiert? 2. Wie wird die Zeit auf Fake-Informationen diesen Inhalts reagieren? Findet eine inhaltliche Kontrolle von Anzeigen statt? Oder wird abgedruckt, was bezahlt wird? Für eine entsprechende Rückmeldung wäre ich dankbar. – Cathrin Osterloh & Alexander Meinert


Leserbrief zum Titelthema „Der Heiland“

Als seit 20 Jahren in Frankreich lebendender Auslandsdeutscher kann ich Ihre Einschätzung der Situation nach der Präsidentenwahl voll und ganz bestätigen. Richtig: Wenn Macron scheitert, scheitert auch die EU. Deshalb reicht es nicht, die Franzosen ihre „Hausaufgaben“ machen zu lassen. Die werden das nicht tun, solange sie sich als Opfer eines unlauteren Wettbewerbs sehen; solange Großunternehmen ihre Milliardengewinne am Staat vorbei in EU-Steueroasen für ein paar Prozent versteuern dürfen; solange die Entsenderichtlinie dazu führt, dass am Bau nur noch Osteuropäer arbeiten; solange Deutschland Billigfleisch aus Megaställen und Akkord-Schlachthöfen exportiert, während in französischen Schlachthöfen der Mindestlohn auch tatsächlich gezahlt wird und Videokameras über die Einhaltung des Tierschutzes wachen. Nicht nur Frankreich – auch die EU muss sich ändern! Sonst wird es in 5 Jahren nur noch die Wahl zwischen linken oder rechten EU-Gegnern geben. – Joachim Konrad 


Leserbrief zu „Die Verachteten“ von Jan Ross

Der Britische Census von 1872 listet 58,255 Muslime in Arakan, heute gibt es fast 2 Millionen Rohingyas, weiter wachsend. Der Konflikt wird nicht zu lösen sein, wenn man nicht seine demographische Ursache angeht.

In zahlreichen derzeitigen Bürgerkriegsregionen erfolgte im letzten Jahrhundert eine Vervielfachung der Bevölkerung  (Syrien, Afghanistan, Irak, Jemen, Somalia, Sudan).

Viele uns heute als ungeheure Katastrophen erscheinende Konflikte sind nur ein Vorspiel.

Beispiel Jemen: Einwohner pro Quadratkilometer 1950 / 2015 / Prognose 2050:  8 / 58 / 160. Öl- und Grundwasservorräte fast erschöpft. Trotz Hunger und Bürgerkrieg wächst die Bevölkerung weiter. Lösungen nicht in Sicht.

Wären die demographischen Faktoren in Bürgerkriegsregionen nicht ein paar Artikel wert? – Dr. Holger Schmidt-Endres 


Leserbrief zu „Längst nicht vorbei“ von Giovanni Di Lorenzo

Populismus gedeiht auf dem treibsandigen Boden des Nichtwissens und im Schatten des Nichtgreifbaren.

Das war gewiss schon immer so, fällt allerdings heutzutage deswegen vermehrt auf, weil inzwischen die unqualifiziertesten Meinungen und Statements ihre – im wahrsten Sinne des Wortes – Platt-Formen und ideologisch-heimeligen Echokammern gefunden haben.

Darum ist es in der Tat außerordentlich wichtig, dass die demokratischen Parteien die Zeichen der Zeit erkennen, sachlich-inhaltlich „liefern“ und den Populisten somit die Stimme(n) nehmen.

Laute und radikale Ansagen und Versprechungen wider den gesunden Menschenverstand jedenfalls sind allein in den ersten Monaten dieses (Wahl)Jahres überreichlich gemacht worden.Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Rassismus!“ von Josef Joffe

Der Titel Ihres Kommentars hat mich neugierig gemacht, da ich mich seit einiger Zeit mit dem Thema Rassismus auseinander setze. Beim Lesen hatte ich jedoch kein Verständnis für Ihre Argumentationskette. Sie machen sich über Bonnie Tsui lustig, die sich davon angegriffen fühlt, dass es in fast jedem Restaurant einen asiatischen Salat gibt, da diese Bezeichnung einen ganzen Kontinent verallgemeinert.

Ich habe diesen Ausspruch so verstanden, dass sie nichts dagegen hat, dass es thailändisches, chinesisches, japanisches, koreanisches Essen in New York gegessen wird. Das alles sind asiatische Küchen, die sehr unterschiedlich sind, genauso wie die Kulturen, die dahinter stehen. Was also macht den asiatischen Salat so asiatisch?

Sie haben es anscheinend anders verstanden, da Sie damit argumentieren, dass man dann ja auch kein French Toast, Danish Pastry oder Irish Stew essen dürfte. Ich möchte Sie auf zwei Dinge hinweisen: 1. All Ihre Beispiele sind Landes-spezifisch oder haben Sie schon einmal vom europäischen Gebäck gehört? 2. Bonnie Tsui hat, zumindest in Ihrer Schilderung der Tatsachen, nie behauptet, dass man diese Gerichte nicht mehr essen darf, sondern lediglich gefragt, warum der Salat, den Beinamen asiatisch trägt.

Ich persönlich kann Bonnie Tsuis Meinung sehr gut verstehen und interessiere mich dafür, warum Sie die Frage von ihr so umgetrieben hat, dass Sie sie satirisch kommentiert haben. – Wiebke Spree


Leserbrief zu „Wo kommst Du eigentlich her?“ von Henning Sussebach

Herr Sußebach hat einen wichtigen Hinweis leider sehr im Text versteckt: die Frage ist DANN, aber auch NUR dann, nicht rassistisch, wenn ich JEDE Antwort gelten lasse. Das kann man deutlich machen, wenn man das „eigentlich“ in der Frage weglässt. „Woher kommst du?“ unterstellt nicht „sicher nicht von hier“ – das schwingt aber in dem „eigentlich“ mit.

Dieses „eigentlich“ provoziert falsche Antworten. So wollte ich mal von einer Person, die ich jeden Morgen in der S-Bahn traf wissen, wo sie denn einsteigt, da sie immer schon in der Bahn ist, wenn ich zusteige. Also fragte ich: „Woher kommst du eigentlich?“. Ich bekam ein afrikanisches Land als Antwort – und fragte dann entsetzt zurück: „Aber doch nicht heute morgen???“. Der Lacher löste die kurzzeitige Spannung auf.

WIRKLICH rassistisch ist es jedoch, wenn – und auch das habe ich leider mehrfach erleben müssen – Menschen mit einem nicht-kaukasischen Phänotypus auf Englisch angesprochen werden. Mein (Adoptiv-)Sohn hat dunkle Haut. Sein Englisch ist deutlich schlechter als sein Deutsch. Und doch gibt es immer wieder Deutsche, die hartnäckig mit ihm Englisch sprechen wollen, weil sie es einem Dunkelhäutigen nicht abnehmen, dass er fließend Deutsch spricht. Da werde ich dann auch mal sauer! – Holger App


Leserbrief zu “Die Karte des Schreckens” von Felix Rohrbeck

Viele Bürger werden aufgrund der Verkehrs- und Umweltsituation einsehen, dass mittelfristig Autofahren deutlich teurer werden muss. Eine streckenabhängige Autobahnmaut ist eine der denkbaren Stellschrauben. Deren Erträge könnten zweckgebunden in den Erhalt und den Ausbau des Straßennetzen fließen. Darüber hinaus könnte die Höhe der Maut so festgelegt (oder mit der Zeit angepasst werden), dass Überschüsse direkt zur Finanzierung weiterer Aufgaben des Bundeshaushaltes beitrügen.

Nur: Warum will der Staat ganz offenbar diese einmalige Möglichkeit leichtfertig aus der Hand geben und statt dessen die Renditerwartungen privater Investoren bedienen? Eine gut aufgestellte Bundesbehörde würde die Interessen der Allgemeinheit sicher deutlich besser adressieren.

Und wenn man es ganz einfach haben will: Eine  kontrolliert und für die Autofahrer planbar ansteigende Mineralölsteuer (z.B. plus 1c pro Jahr) hat wahrscheinlich ungefähr den gleichen Effekt: streckenabhängige Verteuerung des Autofahrens (sogar auf allen Straßen), plus zusätzliche Einnahmen des Staates. Warum macht man das nicht? – Dr. Ing. Christian Endrikat


Leserbrief zu „Voll daneben“ von Dirk Asendorpf

Zum Problem Pfandflaschen/Einwegflaschen ist anzumerken, dass das System zuvor bereits in Schweden eingeführt war und die Schweden die gleiche Feststellung gemacht haben: die Einwegverpackungen nehmen zu statt ab. Die Schweden hatten auch bereits herausgefunden, wieso: die wahnwitzigen Investitionen in das Rücknahmesystem müssen sich für die Handelsketten irgendwie lohnen, und das geht nur über die Masse und damit zu Lasten von Mehrweg. Obwohl das alles bekannt war, haben die Grünen unter Trittin das durchgeprügelt (ein déjà vue bezüglich der Maut). Neulich schrieben Sie über eine mögliche Wiederauflage des Unfugs bei Glasflaschen.

Müll darf man auch nicht vermeiden. Gehen Sie beispielsweise mal im Supermarkt an die Wursttheke und bitten Sie darum, alles gleich in eine mitgebrachte Plastikdose einzuwiegen. Geht nicht, ist nämlich verboten. Ähnlich sieht es bei anderen Nahrungsmitteln aus, die durchaus lose verkauft werden könnten.

Wenn man ein wenig weiter denkt, wird es vielleicht verständlich, dass viele Bürger die Nase voll von den Ideologen haben und es lieber mal mit einem Populisten versuchen wollen. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Wo kommst Du eigentlich her?“ von Henning Sussebach

Der Artikel von Henning Süssebach ist das beste, was ich über das Thema bisher gelesen habe, ein sehr differenzierter Aufsatz. Herzlichen Glückwunsch.

Nur ist die Frage auf dem Wahlplakat der SPD falsch gestellt. Sie sollte besser so formuliert werden:

Wo kommt Ihre Familie her? Und als Zusatz: Wahrscheinlich haben Sie ja einen deutschen Pass, deshalb die Frage nach der Herkunft Ihrer Familie.

Ich stelle diese Frage häufig. in Frankfurt am Main hat mindestens jeder dritte Einwohner ausländische Wurzeln unter seinen Vorfahren. Die Reaktion ist regelmäßig erfreut, dass man sich dafür  interessiert.  Häufig fragt man ja schon die dritte Generation, bereits in Deutschland geboren. Häufig ist die Herkunft nur noch am Namen oder einem leichten Akzent zu erkennen.

Sensibilisiert bin ich durch meinen eigenen familiären Hintergrund:

Ich bin in Spanien geboren, habe dort die ersten Jahre meiner Kindheit verbracht. Ich hatte einen franzosischer Mädchennamen und als Kind deutscher Elltern die  deutsche Staatsangehörigkeit. Ich bin also eine echte Europäerin.

Mein französischer Urahn, der katholische Jean-Baptiste Lagois, wurde nach Ende des 7-jährigen Krieges 1763 in die Magdeburger Hugenottenkolonie aufgenommen. Wahrscheinlich war er ein Kriegsgefangener  Friedrich des Großen. Er war Analphabet und unterschrieb seine Einbürgerung mit drei Kreuzen.

150 Jahre später hatte mein Großvater im 1. Weltkrieg mit seinem französischem Namen solche Schwierigkeiten, dass er eine Eindeutschung des Namens in Erwägung zog. 40 Jahre später nach dem 2. Weltkrieg wurde ich als Enkelin nur noch gefragt, ob meine Vorfahren als Hugenotten nach Deutschland gekommen seien.

Nun meine Fragen:

Ab wann in den 254 vergangen Jahren durften wir uns Deutsche nennen? Oder anders formuliert, ab wann empfanden uns die Deutschen als Deutsche ? – Dr.med. Katharina von Loewenich


Leserbrief zu „Wo kommst Du eigentlich her?“ von Henning Sussebach

Vielen Dank für den interessanten Artikel. Ich finde es bemerkenswert, dass Herr Suessbach ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür zu besitzen scheint, wie die Frage nach der Herkunft gestellt werden sollte und in welchem Ausmaß das diesbezügliche „Nachhaken“ bei der ersten Begegnung angemessen ist. Meiner Erfahrung zufolge besteht das Problem eher darin, dass erstaunlich viele Menschen ebendieses Bewusstsein nicht besitzen.

Meines Erachtens stört es viele Menschen mit Migrationshintergrund überhaupt nicht, dass sie nach ihrer Abstammung gefragt werden – zeugt sie doch vom Interesse am Menschen – sondern vielmehr WIE dies häufig geschieht.

Je nach Person und Biographie kann die Formulierung problematisch sein, denn während der syrische Flüchtling sich nicht an der Formulierung „Wo kommt du eigentlich her?“ (oder auch sehr häufig „Nein, ich meine wo kommst du WIRKLICH her?“) stört, kann die tagtägliche Beantwortung dieser Frage für jemanden der z.B. in Deutschland geboren und sozialisiert wurde, dessen Vorfahren seit mehreren Generationen in Deutschland leben und der ggf. sein „Abstammungsland“ bislang nur wenige Male im Urlaub kennen lernen konnte, zermürbend sein, da ausländisch aussehenden Menschen nicht zugestanden wird, dass sie aus Deutschland kommen können und ihnen somit die Möglichkeit abgesprochen wird, sich mit dem Land zu identifizieren und ein Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln.

Solche Kommunikation ist in der Regel außerhalb der Ebene der bewussten Wahrnehmung der Menschen und in vielen Fällen ist keine negative Intention gegeben, doch erstrebenswert ist m.E. die Entwicklung hin zu einer sensiblen, empathischen Sprachkultur, welche Brücken schafft und auch der gewandelten demographischen Struktur Deutschlands entspricht.

Denn der unreflexive Sprachgebrauch – wie sie häufig von Deutschen mit ausländischen Vorfahren erlebt wird – führt m.E. zur kumulativen Entfremdung und Distanzierung zur Nation. Dabei sind sie gerade nicht als Touristen in einem fremden Land unterwegs, sondern in ihrer Heimat. Insofern denke ich, dass je nach Person die Formulierung „Kann es sein, dass Sie Vorfahren außerhalb von Deutschland haben?“, die empfehlenswertere ist. – Sunil Mahendran


Leserbrief zu „Wer hat den dicksten Fisch?“ von Jana Gioia Baurmann

mit großem Interesse habe ich mich auf Ihren Artikel zum Versandhandel mit Lebensmitteln gestürzt, hatte ich doch gehofft, ich würde dort gut recherchierte Antworten auf meine drängendsten Fragen zu diesem Thema finden. Zum Beispiel die, ob es ökologisch sinnvoller ist, mit dem eigenen Auto zum Supermarkt zu fahren oder sich die Wäre liefern zu lassen. Schließlich fährt ein Lieferwagen für viele Kunden. Aber wie weit? Aus welchen Lagern liefern Amazon und REWE und über welche Strecken muss meine Bestellung transportiert werden?

Wer die dickere Forelle liefert, kann ich ganz leicht selbst ausprobieren. Die Recherche aber kann ich nicht selbst leisten. Vielleicht ist das einen zweiten Artikel zum Thema wert – aktuell wird es ja bleiben. – Christoph Ramm


Leserbrief zu „Wo kommst Du eigentlich her?“ von Henning Sussebach

Als Kind einer weißen Deutschen und eines afrikanischen Vaters (ohne Kontakt zum Vater oder nach Afrika) wurde mir die Frage „Wo kommst du eigentlich her?“ schon häufig gestellt. Jedes Mal fühlt es sich an, als ob meine deutsche Identität angezweifelt wird, aber eine andere Identität habe ich nicht und ich bin stolz Deutsche zu sein. Für mich bedeutet diese Frage Ausgrenzung, denn sie signalisiert, dass ich aufgrund meines Erscheinungsbildes nicht wie jemand aussehe, der ganz gewöhnlich in Deutschland geboren und aufgewachsen ist.

Die Frage nach der Herkunft schmerzt immer wieder aufs Neue, denn anders auszusehen ist in Deutschland nicht nur mit Stolz auf die eigene Exotik verbunden, sondern auch mit der steten Angst vor und den Erfahrungen aus rassistischen Pöbeleien und Angriffen.  Häufig wird die Herkunftsfrage von wildfremden Menschen in den ersten fünf Minuten eines Gespräches gestellt und nicht selten wird hartnäckig nachgeforscht: „woher denn wirklich?“.

Dies bringt mich in die Situation meine Ahnentafel ausbreiten zu müssen um meine deutsche Herkunft und Identität zu rechtfertigen, was ich meinem Gegenüber insbesondere in den ersten Minuten des Kennenlernens niemals zumuten würde.  Sicherlich ist der Frage per se kein Rassismus vorzuwerfen, und Herr Sussebach führt auch an, dass er Antworten wie „Hamburg-Altona“ akzeptiert und nicht weiter nachfragt.

Ich wünsche mir dennoch, dass Hautfarbe und Äußeres heute und in Zukunft immer weniger eine Rolle spielen, denn das Aussehen der Deutschen ist vielfältig.  Ich freue mich immer wieder sehr, wenn mein Gegenüber in den ersten Gesprächen meine Hautfarbe nicht anspricht und es ganz normal zu sein scheint, dass eine Deutsche eine dunkle Hautfarbe hat. – Marie Hermann


Leserbrief zu „Wie Guido ist er schon?“ von Matthias Geis

Muss man einen Artikel schreiben, über jemand, den man nicht kennt, von dem man nicht weiß, was er will, dessen Gedanken und dessen Strategie einem verschlossen bleiben. Nein, man muss nicht und wenn man es dennoch tut, macht man sich unter Fachkollegen lächerlich, betritt journalistisches No Go, wenn man seriösen und fundierten Journalismus anstrebt. Und warum tut man es dennoch: Weil drei Tage später in NRW Landtagswahlen sind und man Herrn Lindner und  die FDP schädigen möchte und zaudernde Wähler überzeugen möchte, er sei nicht der Richtige.

Wer Herrn Lindners Gedanken nicht kennt, hat nicht recherchiert, wer seine Strategie und seine Taktik nicht kennt, hat sich damit nicht beschäftigt.

Wie tief will die Zeit noch fallen? Vor Wochen wurde seitenweise, teilweise kundig, teilweise auf schwachem Niveau über Karl Marx, seine Philosophie und seine Rezeption und seine Strategie berichtet. Ihn schien die Zeit zu kennen, Herrn Lindner leider nicht. Gegen Populismus hilft kein Marxismus, schreiben Sie doch mal bspw. einen kundigen Artikel über die Sprachphilosophie und ihre mögliche Aktualität und über die bildungspolitischen Ideen eines großen Deutschen: Wilhelm von Humboldt. Unsere Gesellschaft ist eine liberal-demokratische, einer Wochenzeitung wie Der Zeit stünde es gut an, auch einmal über große liberale Denker zu schreiben oder zumindest sich einmal Kenntnisse über den Vorsitzenden der FDP zu verschaffen.  – Dr. Peter Stolz


Leserbrief zu „Gewählt, nicht geliebt“ von Elisabeth Raether

Noch hat Emmanuel Macron nicht wirklich gesiegt. Vielleicht denkt er manchmal an Barak Obama, vor acht Jahren der strahlende Hoffnungsträger, dessen Amtszeit jetzt   ohne große Erfolge zu Ende ging – nicht einmal das Gefangenenlager Guantanamo konnte er schließen. Seine Feinde im Kongress hatten ihn erfolgreich neutralisiert und wollen jetzt seine wenigen Erfolge zunichte machen. Werden die Wähler in Frankreich klüger sein als die Wähler in den USA und Macron auch in der Nationalversammlung eine Mehrheit verschaffen oder gibt es die nächsten Jahre einen Kampf, den niemand gewinnen kann? – Armin Steinmüller


Leserbrief zum Titelbild

Ein häßlicheres Titelbild mit Emmanuel Macron und dem Wort “Heiland” hätten Sie kaum finden können. Es ist verachtungsvoll und hochnäsig. Das verdirbt auch “ne nous quittez pas” in Nr. 19. In ihm geht es zudem überwiegend auch nur um Nützlichkeit und Geld. Ist denn ganz vergessen, was Deutschland Frankreich im 2. Weltkrieg angetan hat? Ist denn vergessen, was es bedeutet, dass Frankreich in die Versöhnung mit Deutschland eingewilligt hat? Sie hätten sie auch verweigern können. Was diese Versöhnung bedeutete, habe ich noch einmal neu begriffen, als sich das ehemalige Jugoslwien zerfleischte. Ist Frankreichs Haltung zu uns keines Gedankens und keines Dankes wert? – Heide Kalisch


Leserbrief zu “Die Karte des Schreckens” von Felix Rohrbeck

Eine streckenabhängige Maut auch für PKW wird schon länger in Erwägung gezogen. Im Wegekostengutachten von 2014 (gibt’s als Download beim BMVI), auf dessen Basis die LKW-Maut festgelegt worden ist, findet man auch Werte für Busse, Lieferwagen, PKW und Motorräder, die bisher kostenlos die Autobahnen nutzen. Für einen PKW sind dies übrigens ziemlich genau die 2 Cent pro Kilometer, die Ihre Gutachter als Basispreis angesetzt haben.

Aber ist ein entfernungsabhängige PKW-Maut denn nun schlimm? Das ist doch einfach die Anwendung des Verursacherprinzips. Wer die Infrastruktur viel nutzt zahlt einen größeren Beitrag zu ihrer Erhaltung als wer sie wenig nutzt. Heute gibt es im Straßenverkehr zweckgebunden bzw. zuzurechnen für die Infrastruktur

  • pauschal die Kfz-Steuer (
  • entfernungsabhängig die LKW-Maut für LKW auf Autobahnen und (ab Juli 2018) Bundesstraßen
  • verbrauchsabhängig gemäß Straßenbaufinanzierungsgesetz 50 % des Aufkommens aus der Mineralölsteuer( ohne die Erhöhungen von 1999 bis 2003)

Spätestens bei absinkendem Aufkommen der Mineralölsteuer (z. B. durch verbrauchsärmere Autos oder Elektroautos) wird man sich ohnehin etwas neues zur Finanzierung der Straßeninfrastruktur überlegen müssen.Da ist die entfernungsabhängige PKW-Maut ein nachhaltiges Mittel.

Bei der Eisenbahn gibt es keine Flat-Rate für die Nutzung der Infrastruktur, da kostet jeder Kilometer extra, ohne Unterschied auf dem gesamten Schienennetz (also nicht nur quasi auf der Autobahn). Und gemäß Eisenbahnregulierungsgesetz gilt heute Vollkostendeckung für Betrieb und Instandhaltung des Netzes (Neubauten übernimmt der Bund). Im Fernverkehr liegt z. B. der Anteil der Infrastrukturkosten bei etwa einem Viertel des Umsatzes (aus: Marktuntersuchung Eisenbahnen 2014, herausgegeben von der Bundesnetzagentur). Übertragen auf die Fernverkehrsfahrkarte heißt das: Ein Viertel des Fahrkartenwertes (ohne MwSt) gibt der Bahnfahrer heutzutage direkt für Betrieb und Erhalt der Infrastruktur aus. Dass das kein Aufregerthema ist mag daran liegen, dass der Bahnkunde die Infrastruktur direkt mitbezahlt seit es die Eisenbahn gibt.

Dass der LKW im Güterverkehr gegenüber der Eisenbahn trotz streckenabhängiger LKW-Maut weiterhin bevorzugt behandelt wird und so der Marktanteil der umweltfreundlicheren Eisenbahn seit Jahrzehnten stagniert mögen die folgenden Grafiken veranschaulichen. – Ulrich Wenkemann


Leserbrief zur Werbeanzeige Türkei

Herr Erdogan beschimpft die westlichen Staaten in übelster Form, bezichtigt die Bundesrepublik ein Nazistaat zu sein und Vieles mehr.

Wie habe ich es zu verstehen, dass in der ZEIT Nr. 20 ebendieser Staat eine ganzseitige Anzeige schaltet in dem das Entwicklungspotential der Türkei in den optimistischsten Farben dargestellt wird?

Sind wir wirklich schon so weit gesunken, dass wir um des Umsatzes willen alle unsere Prinzipien über Bord werfen? Das hätte ich der ZEIT nicht zugetraut! – Klaus Müller


Leserbrief zu „Gegen den Schmerz“ von Harro Albrecht

Ich meine mich zu erinnern, dass vor gar nicht langer Zeit Deutschland als schmerztherapeutisch rückständig galt, weil  zu wenig Schmerzmittel, vor allem zu wenig Morphine gegeben werden, obwohl diese doch die nebenwirkungsärmsten Schmerzmittel seien.

An meinem Arbeitsplatz erlebe ich, wie alle Schmerzmittel großzügig ausgegeben werden, meist ohne die Patienten  anzuleiten, sie im akuten Fall zur Vermeidung von Schmerzspitzen vorübergehend regelmäßig zu nehmen. Der Patient nimmt dann während der Schmerzspitze endlich mal eine Tablette Ibuprofen oder Novaminsulfon, beklagt sich anschließend über deren Nutzlosigkeit und verweigert die weitere Einnahme. Dem stets gehetzten  Arzt gegenüber klagt er über Schmerzen, der erhöht die Verordnung, setzt gerne Opioide an, ohne sich darum zu kümmern, was der Patient bisher tatsächlich genommen hat.

Ich wünsche mir als pharmaziefreie Schmerztherapie eine Humanisierung unserer Arbeitswelt. Es ist bestimmt kein Zufall, dass ich regelmäßig am ersten freien Tag nach Arbeitstagen starke Kopfschmerzen habe. – Susanne Sänger


Leserbrief zu „Friede, Freude, Moschee“ von Akif Şahin

Große Anerkennung für die Darstellung seiner Erlebnisse in Moscheen und mit seinen Geschwistern im Glauben! Akif Sahin weist auf ein nicht nur im Islam anzutreffendes Dilemma des Religionsverständnisses hin: Reicht es aus, idealisierte Bilder anzubieten, auf die Gläubige sich ausrichten sollen, oder ist unsere Wirklichkeit doch komplexer, so dass Kritik, Hinterfragungen und die Bereitschaft zu Dialog und Kooperation unbedingt dazugehören, wenn unsere Lebensentwürfe erfolgreich sein sollen. Das geht alle Bürger an, denn die gesamtgesellschaftliche Entsprechung lautet: Vereinheitlichung für Alles und Jedes oder Akzeptanz von Vielfalt, Korrigierbarkeit verfestigter Positionen und Öffnung gegenüber Anderen.

Natürlich brauchen wir im Umgang miteinander Regeln, aber keine endgültigen Verhaltensmuster und keine von der Basis irdischen Lebens abgehobenen. Die aktuelle Frage an Muslime – und an alle Gläubigen – ist, ob sich ihr Glaube an verordneten Vorgaben orientiert, deren Nichtbefolgung Strafen nach sich zieht, oder ob sie eigene Erfahrungen zulassen, die unabhängig von vorgegebenen Standards sind. Religionen wollen uns ja schließlich nicht in exklusiv gepachtete göttliche Sphären, sondern zunächst einmal zu uns selbst führen. Sonst würde Glaube keinen Sinn machen, sondern im Für-wahr-Halten von mustergültigen Bildern mit Objektivitätsanspruch stecken bleiben. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Denken können wir selbst“ von Katrin Schmiedekampf

Ich beziehe mich mit meiner Anmerkung auf Ihren überaus interessanten Artikel „Denken können wir selbst!“ (ZEIT, NR. 20, 11. Mai 2017, auch unter http://www.zeit.de/2017/20/volkswirtschaftslehre-studenten-plurale-oekonomik ), der sich mit den Bemühungen von Studierenden um Reformen der VWL befasst.

Auch im Bereich der schulischen VWL regen sich erste Versuche, die VWL bzw. die Fachdidaktik zu modernisieren. Das Düsseldorfer Netzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung hat eine Schulbuchstudie zum Thema „Didaktische Aspekte der Nachhaltigen Entwicklung in aktuellen VWL-Lehrbüchern in der schulischen Bildung“ angeregt, die inzwischen veröffentlicht ist. Hier geht es um Lehrwerke der VWL in Berufskollegs. Siehe unter https://www.duesseldorf.de/agenda21/projekte/nachhaltigkeit-in-unternehmen-schulen-und-vereinen/projekt-16/schulbuchstudie.html . Möglicherweise trifft diese Studie auf Ihr Interesse. – Klaus Kurtz


Leserbrief zu „Mein Reden“ von Oliver Geyer

Danke, dass Sie diesen persönlichen Artikel über Angst geschrieben haben. Ängste lassen sich auf vielfältige Weise lösen und dadurch gewinnt man mehr Freiheit, als man sich vorstellen kann. Verhaltenstherapie und „einfach irgendwie“ sind nur zwei Möglichkeiten. Wichtig ist, so lange auf der Suche nach der geeigneten Angstlösungsmethode am Ball zu bleiben, bis man die richtige für sich gefunden hat und wieder Angst frei leben kann. Da wo die Angst ist, da geht es lang. Keine Wellnessaktion kann einem auf Dauer so viel Lebensqualität bieten wie eine gelungene Angstlösung. – Maria Sohr


Leserbrief zum Titelbild

Im Artikel „Ist der Heiland wirklich weiss?“ schreibt der Autor als Eingangssatz: Er (Jesus) kam aus Palästina.

Nun, alleine dieser Satz löst bei jemandem, der politisch interessiert und über ein Minimum an Allgemeinwissenverfügt, Fragen an der Seriosität Ihrer Zeitung aus.

Entweder soll hier Jesus als Palästinenser (und damit als Nichtjude) dargestellt  und u.a. auch den Juden das Land Israel abgesprochen werden.
Oder der Autor hat keine Ahnung von Geschichte (das Wort Palästina kommt von Kaiser Hadrian nach dem Bar-Kochba-Aufstand 132 n. Chr.) und zeigt auch keine Bereitschaft für eine seriöse Recherche.

So oder so, für Ihre Zeitung sind solche Artikel keine Werbung und müsste eigentlich vor der Veröffentlichung gestoppt werden. – Dieter Mattmüller


Leserbrief zu „Rote Lippen, schwarze Zahlen – Teenies im Spachtelwahn“ von Nina Piatscheck

Mit großen Interesse habe ich den Artikel zum Thema YouTuber gelesen, denn als Editor at Large von BRAVO, BRAVO GiRL! und BRAVO TubeStars bin ich sozusagen auch Expertin auf dem Gebiet. Eine sehr erwachsene zudem, mein Geburtsjahrgang 1964 macht mich unverdächtig, selbst dieser zügellosen Schmink-Generation anzugehören. So weit ich das beurteilen kann, ist das alles tadellos recherchiert. Leider macht der Beitrag aber den Eindruck, als wäre auch diese Autorin von vorne herein angetreten, ihren Lesern die Beweise dafür zu liefern, was die schon immer wussten, nämlich dass früher alles besser war (oder wenigstens normal). Der Beitrag geht von diesen Thesen aus:

  1. Schmink- und konsumsüchtige Tussis verführen naive bis dumme Mädchen zum maßlosen Kauf von Schminke (die jetzt, unfassbar, nicht mal mehr Schminke heißt).
  2. Die böse „Industrie setzt darauf, dass Jugendliche sich an Äußerlichkeiten orientieren.“ Schreck lass nach! Äh, ist das echt der Wirtschaftsteil? Ja, natürlich tun die das. Und zwar schon immer. Oder hat L’Óreal früher Selbstbehauptungskurse verkauft?
  3. Die jungen Beauty-Vloggerinnen stecken neuerdings mit der Industrie unter einer Decke und verdienen selbst Geld, statt – ja, was? Statt sich brav bei einer Agentur als Model zu bewerben und die anderen das Geld mit ihnen verdienen zu lassen?

Das kollektive Kopfnicken Ihrer über 40-jährigen Leserinnen mit ihren maximal fünf dezenten Schminkprodukten ist Ihnen sicher. Zu schade, dass Die Zeit auf einer Linie mit den Nordic-Talking-Klischees der Mütter dieser dem Schmink-Konsum verfallenen Teenager-Mädchen liegt. Die spannenden, kritischen Fragen sind doch ganz andere! Mir fallen so viele Gegenargumente ein. Darf ich bitte auch was dazu sagen? In Ihrer Zeitung? Darf ich bitte einen Artikel dazu schreiben? – Claudia Lück


Leserbrief zu „So schön ist die Schwermut“ von Hanno Rauterberg

Was Sie für Island hielten ist FINNLAND! Auch ich fand das recht witzig und bin zweimal länger „drin“ gewesen. Eine der sehr spärlichen Ausnahmen auf dieser unbeholfenen und faden Häkelbiennale……….

Übrigens Island: Dafür sind Sie zu jung. An dieser Stelle stand einst der Pavillon von Portugal, der aus mir nicht erinnerlichen Gründen in den späten 1980er Jahren abbrannte.

Später haben – ja richtig – die Isländer – den Platz für einen neuen Pavillon genützt (mit bis auf ein einziges Mal mediokren Auftritten). Heuer aber waren die Finnen in diesem (blauen) Pavillon zuhause. – Dieter Tausch


Leserbrief zu „Pro und Contra: Sollen wir für Frankreich zahlen?“ von Mark Schieritz und Kolja Rudzio

Wenn es einem gut geht, dann weckt das Erwartungen. Zumindest in sozial ausgeprägten Ländern. Zu denen wir nun einmal gehören. Und wirtschaftliche Not in Frankreich kann uns nicht gleichgültig lassen. Der Zusammenhalt in der EU ist langfristig gefährdet. Es ist in unserem Interesse, das die romanischen Staaten wirtschaftlich gesunden.

1.) Jetzt muss man leider feststellen, die bisherigen Vorteile durch die EU und den Euro haben in mehreren Ländern nicht zu wirtschaftlichem Aufschwung geführt sondern zu einem Rückgang und zu einem Anstieg der Verschuldung. Inzwischen gibt es schon Auflösungserscheinungen. Die bisherigen “großen Europäer” haben die EU in eine Sackgasse geführt. Brüssel war unfähig England in der EU zu halten. Es wird gesagt, England habe unakzeptable Forderungen gestellt. Die freie unkontrollierte Zuzugsmöglichkeit wurde in Frage gestellt. Während in Brüssel andere Gesetze, wie das, das jeder Staat für seine Schulden selber aufkommt, zwar noch  gilt, aber nicht angewendet werden. Wenn die Mehrheit sich an einem Gesetz stört, vergisst man es einfach. Wenn man aber nicht will, wie im Falle England, dann ist man hart und unnachgiebig. Brüssel ist nicht konsequent.  Romanische Kreise in Brüssel scheinen an einem Austritt Englands interessiert gewesen zu sein.

2.) Jetzt, nach dem Austritt Englands, haben die romanischen Länder erreicht, das die Sperrminorität der nordischen Länder ( sind es 35% ?) in Brüssel nicht mehr erreicht wird. Die romanischen Länder können nun bestimmen. Das muss für uns nichts Gutes bedeuten. Die Äußerungen von H.Piketty lassen Böses ahnen. Wir hatten eigentlich schon immer wenig Einfluss in der EU . In der EZB  z.B.  haben wir wie Malta eine Stimme. Bezahlen müssen aber wir. Wenn wir weitere Zuständigkeiten abgeben, wird es für uns kritisch. So etwas muss reiflich überlegt werden.

3.) Wenn man jetzt Schritte unternimmt, dann sollten und dürfen diese Macron helfen, sie müssen aber auch langfristig der EU helfen. Eine heutige Hilfe für Macron, die woanders und später nationalistische Bewegungen stärkt, wäre fatal. Hilfe zur Selbsthilfe ja, aber keine Zahlungsverpflichtungen auf ewig.

4.) Wie ist das Beispiel USA zu verstehen? So wie ich es bisher verstehe, sind die USA auch ursprünglich mit einer Schuldenvergemeinschaftung gegründet worden. Bis zum Sezessionskrieg. Anschließend wurde jeder  Bundesstaat für seine Finanzen selber verantwortlich und kann heute auch Insolvent gehen. Trotz gemeinsamer Währung. Das man bei gemeinsamer Währung auch im Falle von Schulden immer gemeinsam einstehen muss, wird von der Praxis nicht gestützt. Im Gegenteil.

5.) Das Verständnis in den romanischen Ländern ist vielfach geprägt, von reinem Egoismus mit keinem Sinn fürs Ganze. So hat Eugenio Scalfari, der Herausgeber der Republica in Italien, vor Längerem in der  “Zeit” verlautet, wenn Deutschland nicht die Schulden des Süden übernimmt, dann lädt es die vierte Schuld auf sich ( nach 1.Weltkrieg, 2.Weltkrieg, Holocaust nun die vierte Schuld.) Seiner Meinung nach macht der Süden Schulden und Deutschland muss sie bezahlen. So einfach stellen sich manche Romanen das Leben vor. Wobei Scalfari ein seriöser sympathischer Mensch ist. Kein Nationalist wie z.B. andere. Nun ist Macron von einem anderen Kaliber. Von ihm ist ein besseres Verständnis zu erwarten. So hofft man noch. Wenn aber Cohn Bendit ein enger Vertrauter von Macron ist, kommen mir heute schon Bedenken.

6.) Wenn von unserer wirtschaftlichen Stärke die Rede ist, dann sollten wir uns daran erinnern, das wir 2006 noch der kranke Mann Europas waren. Erst anschließend haben die Reformen der Agenda 2010 gegriffen. Heute wird so getan, als ob die wirtschaftliche Stärke von uns gepachtete wäre. Ist es aber nicht. Wie schnell eine wirtschaftliche Stärke in Frage gestellt werden kann, erleben wir am Beispiel VW. Es kann über Nacht gehen.

7.) Unsere wirtschaftliche Gesundung seit 2006 und die Agenda 2010 sind ein Beispiel, wie eine Erholung vonstatten gehen kann und wie schmerzhaft das Ganze ist.

8.) Wenn Europa zum Schluss eine Schuldengemeinschaft ist, wo der gewinnt, der am meisten Schulden macht, dann scheitert Europa. Es gibt genügend Länder, in denen Leistung honoriert wird und keine Schulden. Länder, die nur darauf aus sind, Europa den Rang ablaufen zu können. Wenn Europa kein leistungsorientierter Kontinent wird, haben wir verloren.

9.) Es gibt heute Probleme, die nicht in erster Linie mit zu wenig Geld zu tun haben sondern mit Strukturproblemen. Zwei Beispiele:

a.)Die schlimme Situation in den Banlieus hängt mit zu wenig Bildung zusammen. Das ist nicht mit Geld allein zu lösen sondern mit Schulen, um die Kinder in 10 Jahren auf ein besseres Niveau zu heben. Das sind Zeiträume die über eine Präsidentschaft hinausgehen. ( wir bekommen jetzt dasselbe Problem mit den Analphabeten aus Nordafrika)

b.) Das die Selbstmordrate unter französischen Landwirten inzwischen ein Thema ist, hängt zwar auch mit zu wenig Geld zusammen, die Ursache ist aber eine verfehlte Agrarpolitik. Dieser Sektor wird  für die Ernährung der Bevölkerung gebraucht. Er ist demnach enorm wichtig. Die Landwirte aber sehen in ihrer Verzweiflung  teilweise keine Zukunft mehr. Betriebe, die mit einem hohen Kapitaleinsatz arbeiten müssen, Land, Gebäude und Tieren, abhängig sind von Wetter, Sonne und Schädlingen, werden zusätzlich  erbarmungslos Marktschwankungen ausgeliefert die an die Substanz gehen und die sie selber schlecht  vorhersehen können. Und wenn sie es bemerken, können sie in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht darauf reagieren. Die Politik ist rücksichtslos. Sie richtet sich nicht nach den Bürgern und deren Bedürfnisse, sondern nach global handelnden Lobbyistengruppen. Dafür wird sie dann allerdings bisweilen auch zurecht bestraft und abgewählt.

Strukturprobleme zu lösen, braucht Zeit und harte Einschnitte.

Meine Sorge ist, man möchte jetzt schnelle optische Erfolge. Was einerseits verständlich ist, andererseits die Gefahr beinhaltet, das daraus später zusätzliche Probleme entstehen. Und die Stimmung im romanischen Lager uns gegenüber ist nicht gut. Bisher haben Optimisten Europa in eine traurige Situation manövriert. – Reiner Püschel


Leserbrief zu „Unsere Zerrissenheit ist doch das Beste an der Moderne, was wir haben!“ von Thomas Assheuer

Man erkennt, wie schwer es Philosophen haben, einen vernünftigen Rahmen zu setzen und nicht weniger schwer haben es die, die diesen Rahmen durch Befragen erkunden wollen. Sie versuchen mit Bravour und Ausdauer der Logik von Herrn Menkes Argumentationen auf die Spur zu kommen, Widersprüche zu erfragen und das Mitdenken und Mitfühlen in seinen Sätzen in Grenzen zu ermöglichen.

Es geht um die drei Aspekte unserer Gesellschaft Kapitalismus, Demokratie, Recht und ihre Entwicklung im Nationalstaat und die Begrenztheit in der Globalisierung. Nach Menke sind die gesellschaftlichen Gegensätze so tief greifend, dass der Staat nicht mehr behaupten kann im Namen des Allgemeinen zu sprechen. Das wird erläutert durch die Feststellung, dass die Kritik des Fundamentalismus insofern berechtigt ist, weil sie darauf hinweist, „dass der Dreiklang aus Kapitalismus, Demokratie und Recht, überwölbt oder begründet durch Kultur, heute nicht mehr funktionieren kann.“ Aber diese Kritik verwechselt dabei – so Menke – „ an den inneren Spannungen des Liberalismus mit der an der inneren Zerrissenheit und Entfremdung als solcher“. Denn er sagt: „unsere Zerrissenheit ist doch das Beste an der Moderne, was wir haben.“

Man fragt sich, ob nun die Spannungen innerhalb des Liberalismus (das Subjekt gegen das Allgemeine) oder „die Entzweiung von und in sich selbst“ ein besonders neuer oder erhellender Gedanke ist. Dass ein Vertreter der Frankfurter Schule die gesellschaftlichen Fragen mit einem starken Bezug auf die persönlich subjektive Ebene versucht zu beschreiben, irritiert. Auch der Vorschlag, dass eine Alternative zum Liberalismus deshalb „die Entzweiung der Freiheit verwirklichen“ muss, bleibt unscharf.

Offenbar sind das Aufdecken und die Analyse von Entfremdungen, Gegensätzen und Widersprüchen weiter das Anliegen der Linken. Deren (Schein-) Auflösung überlässt man jedoch den Rechten. Den Umbau der Gesellschaft müssen Pragmatiker innerhalb der westlichen Demokratien mit einer großen Prise Kapitalismus und kleineren des Rechts vornehmen.

Die Diskussion über die Entpolitisierung des Rechts legt offen, dass es Menke nicht darum geht, eine rechtliche Struktur durch ein demokratisch gewähltes Parlament zu schaffen oder zu korrigieren, um so Widersprüche in der Gesellschaft zu reduzieren. Er bezweifelt, dass das möglich ist und setzt auf die Politisierung der Gesellschaft. Hier werden erschreckende Deutungen sichtbar. Man ahnt, dass der Weg zu einer totalitären Basisdemokratie und die Negierung einer Funktionselite sehr nahe bei den rechten Bewegungen sind. Die Entfremdung aufzuheben, war immer ein (unsinniger) linker Traum, der aber meist von den Rechten aufgegriffen und mit dem Hinweis auf das Volk, die Nation, die Wurzeln des Ganzen versucht wurde und immer noch wird zu verwirklichen.

Eine gutes Interview und eine interessante Diskussion mit erschreckenden Lichtblicken. – Drs. Gerda und Hans Lazarus


Leserbrief zu „Gewählt, nicht geliebt“ von Elisabeth Raether

Wenn Cohn Bendit Einfluss auf Macron bekommt oder schon hat , dann hat Deutschland nichts Gutes zu erwarten. In der Flüchtlingskrise hat Cohn Bendit verlautet, nicht die Flüchtlinge haben sich an Deutschland zu gewöhnen, sondern die Deutschen sollen sich an die Flüchtlinge gewöhnen.

Cohn Bendit, mit einem französischen Pass ,sollte die Probleme in Frankreich kennen. In den Banlieus oder in Marseille gibt es Wohnviertel zu Hauf, in denen Zugewanderte sitzen, die den Anschluss an die französische Gesellschaft aufgrund zu geringer Bildung  nicht geschafft haben. Die Attentäter in Paris und Brüssel sind dort auch geboren. Sie handelten, weil sie keine Lebensperspektive entwickeln konnten.

Man tut Cohn Bendit kein Unrecht, so glaube ich, wenn man ihm unterstellt, das er Deutschland eine ähnlich schwierige Lage wünscht, wie sie in Frankreich schon lange vorliegt.

In ihm haben wir einen besonders guten Freund. – Reiner Püschel


Leserbrief zu „Wo kommst Du eigentlich her?“ von Henning Sussebach

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel in der letzten Ausgabe der Zeit gelesen. M.E. übersehen Sie leider ein paar entscheidende Punkte:

Ich persönlich habe diese Frage als Kind noch mit großem Stolz beantwortet, obwohl ich aus der zweiten Generation bin. In den letzten Jahren hat sich das aber sehr geändert. Je mehr man Ausländerhass, Diskriminierung und racial profiling mitbekommt, desto vorsichtiger wird man. Ja, alle diese Sachen gibt es in Deutschland! Seit der Flüchtlingskriese wird der Rassismus noch wesentlich deutlicher geäußert – besonders im Internet. Das motiviert nicht gerade Fremde über die Herkunft seiner Hautfarbe zu informieren.

Sie sprechen in Ihrem Artikel Michel Abdollahi an, den ich wirklich sehr bewundere – ganz besonders die Offenheit die Sie beschreiben. Dazu gehört aber eine große Portion Mut. Ich würde mich nicht trauen für mehrere Wochen nach Jamel zu ziehen oder auf Neonazi-Demos über modische Erscheinungen zu diskutieren. Ob er das auch ohne die Kamera könnte?

Ich möchte den fragenden in den meisten Fällen keinen Alltagsrassismus unterstellen. Für den Beginn einer Konversation finde ich sie aber ungeeignet. Ich weiß nämlich in dem Moment nicht, ob jemand meine Berechtigung in diesem Land zu sein in Frage stellen möchte.

Ein interessantes Buch, in dem es um diese Thematik zum Teil geht haben drei Kolleginnen von Ihnen geschrieben: „Wir neuen Deutschen“!

Die Offenheit zu leben, die Sie beschreiben ist leider nicht so leicht zu praktizieren, wie Sie sich das vorstellen. Zumindest nicht hier in Deutschland.  – Marcus Elsäßer


Leserbrief zu „Wie Guido ist er schon?“ von Matthias Geis

Mit Ihrem Artikel stimme ich nicht überein. Westerwelle ist an Ideenlosigkeit gescheitert. Er hat aus der FDP die Partei der Besserverdienenden gemacht. Und kaum in der Regierung 2005, hat er der Hotelbranche eine Halbierung der Steuersätze beschert. Sein Wirken hat weder für die Partei noch für die Nation etwas Gutes bewirkt. Und deshalb ist er mit seiner damaligen FDP zu Recht gescheitert.

Bisher hat Lindner nicht erkennen lassen, das er ebenso naiv ist. – Reiner Püschel


Leserbrief zu „Längst nicht vorbei“ von Giovanni Di Lorenzo

Ziemlich erstaunt habe ich ob. Artikel auf S. 1 der letzten „Zeit“ gelesen. Sie schreiben u.a.:

  1. Die Globalisierung hat die soziale Lage in der Welt verbessert: dies mag in einigen aufstrebenden Entwicklungsländern der Fall sein. In vielen Teilen hat sich die soziale Lage eher verschlechtert. Ich  behaupte, dass dies auch für unser Land gilt. Steigende  Durchschnittseinkommen zeigen ein völlig falsches Bild, da wenige sehr  stark profitiert haben, sehr viele aber stark zurück geblieben sind.
  2. ….sie hat Länder zusammenrücken lassen: Diese Aussage gilt vielleicht für die Zeit bis vor 2 Jahren. Offensichtlich haben Sie nicht mitbekommen, dass seither genau das Gegenteil eingetreten ist.  (USA, Brexit, Türkei, Ungarn, Polen…….)
  3. ….und ein Gefühl der Gesamtverantwortung für Leid und Unrecht auf allen Kontinenten entstehen lassen.   Auf welchem Planeten leben Sie eigentlich? Ich erlebe genau das  Gegenteil. Denken Sie doch mal an das Verhalten der europäischen  Staaten im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise! Oder an die  verheerende Situation in vielen Teilen Afrikas! Von all dem haben Sie  scheinbar nichts mitbekommen.  Ich habe selten einen derartigen Stuß gelesen und bin froh, dass ich  dieses seltsame Blatt abbestellt habe. – Walter Ziegler

Leserbrief zu „Unter Deutschen“ von Dmitrij Kapitelman

Leider ist Herr Kapitelman inzwischen bei Folge 8. Warum sage ich das? Wenn Außenstehende diese Artikel lesen, bekommen sie  den Eindruck, dass es sich hier um eine Konklave der Rechtskultur handelt, in der Gesetzte des Rechtsstaates ausgehebelt sind und  die „von friedlichen Bürgern mit dem Lebensgefühl der Angst, der Wut, der  Ohnmacht“ bewohnt wird.

Der Autor fühlt sich auf der Friedrichstraße in Berlin endlich wieder in Sicherheit und entspannt sich usw. usw. Die Schilderung des Alltages sind Geschichten aus einem Horrorkabinett, wo Flüchtlinge gejagt werden und Bürger nicht sprechbereit sind. Untermalt  wird der Eindruck durch Zeichnungen, die aus einem düsteren Comic stammen könnten, der irgendwo in Mexiko spielt.  Wurden je gesellschaftliche Spannungen durch Stigmatisierung und vertiefende negative Klischees gelöst? Wem Unrecht getan wird, verbockt sich unter Umständen noch mehr.

Somit kann die Artikelserie als nicht hilfreich anzusehen sein, um Spannungen abzubauen.  Im Gegenteil.  Eine Gruppe von Menschen noch mehr an den Rand unserer Gesellschaft zu drängen, hat noch selten etwas gebracht. Hier sind andere, positive Herangehensweisen gefragt.

Um in Bautzen gesprächsbereite Leute mit vernünftigen Ansichten zu treffen, kann ich  das Steinhaus oder die Buchhandlung Kretschmar, beides auf der Stein- straße zu finden, empfehlen. Zu entdecken gibt es so manches sehr Positives im Städtchen.  Das muss man aber auch entdecken wollen.  – Petra Jugl Hartmann


Leserbrief zu „Längst nicht vorbei“ von Giovanni Di Lorenzo

Sie schreiben so schön: Denn die Gefahr, die von populistischen Parteien ausgeht, ist keinesfalls gebannt. Dieser Satz sagt viel aus. Alle diejenigen, die Kritik an den bestehenden Altparteien üben, und nun auf Stimmenfang aus sind, sind Populisten.

Warum aber haben solche neuen Parteigründungen manchmal Erfolg und Zulauf? Weil sie Missstände aufs Korn nehmen. Ein Staat, in dem die Missstände prozentual im Rahmen bleiben, ist nicht gefährdet. Ein Staat, in dem die Missstände ins Gewicht fallen, dort kann in einer Demokratie die bestehende Regierung zum Glück abgewählt werden. Ohne Demokratie blieb früher nur ein gewaltsamer Umsturz übrig.

Sie lassen erkennen, das Sie die Sorgen und Nöte von Bürgern überhaupt nicht interessiert.

— Sicher ist die Globalisierung und der freie Handel ein Segen für die Menschheit. Aber wie das so mit allen Vorteilen ist, es gibt auch Nachteile. Die Verelendung im Rust-Belt in den USA war so eine Folge. Und eine kluge Staatsführung wäre bestrebt gewesen, dieses  Problem zu lösen. Nicht so die westliche Welt. Sie richtet sich nur nach global handelnden Aktiengesellschaften aus. Die Ausbeutung der Arbeiter in den Entwicklungsländern ist ebenso ein Nachteil der heutigen Globalisierung der noch nicht genügend Thematisiert worden ist.

— Das Lohndumping in England aufgrund der Zuwanderung aus Osteuropa ist dort zum Problem geworden. In Europa muss die freie Ortswahl eine Selbstverständlichkeit werden. Aber am Anfang, bei großen wirtschaftlichen Gefällen? War es nicht möglich, diese Regelung zeitlich  aufzuschieben? Bis das wirtschaftliche Gefälle nicht mehr so groß ist? Muss ich Europa heute einer Gefährdung aussetzen? Brüssel meinte ja, deshalb haben wir einen Brexit.

— In Frankreich ist der Selbstmord von Landwirten ein Thema. Bauern sehen aufgrund von Hoffnungslosigkeit keine Zukunft mehr. Anstatt über Marie Le Pen zu schimpfen, sie verspricht, sich der Sache anzunehmen, sollte man fragen, wie kann es sein, das ein für die Ernährung der Nation wichtiger Berufstand in Hoffnungslosigkeit verfällt. (verfehlte Agrarpolitik)

— In den Banlieus lies man Parallelgesellschaften entstehen, wo einzelne Personen zu Attentäter geworden sind. Unfähige Politiker lassen No-Go Äreas entstehen. Inzwischen auch bei uns.

Wenn diese sogenannten Populisten Erfolg haben, dann nur, weil die Etablierten gravierende Fehler machen. Weil die neuen Heilsbringer aber in den seltensten Fällen wirklich geholfen haben, in der Regel haben sie ihre Wähler noch mehr in Probleme hineingeritten, wären Taten angesagt. Helfen würde also nur, wenn die etablierten Parteien sich der Probleme annehmen würden. Eine Verteufelung der Kritiker als Populisten alleine ist fatal. – Reiner Püschel


Leserbrief zum Titelbild

Das Titelbild vom 11.5.2017 hat meinem Vertrauen in die Ernsthaftigkeit Ihrer Zeitung einen heftigen Stoß versetzt. Heiligenschein und Überschrift „Der Heiland“ auf dem Foto von Emmanuel Macron – das ist unter jedem Niveau, gleichgültig ob man Macron schätzt oder nicht. Fehlt nur noch die Anspielung darauf, der Kandidat bzw. jetzige Präsident könne über das Wasser laufen. Hat sich nicht schon bei der Ernennung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten und Vorsitzenden der SPD gezeigt, dass die Verbreitung von solchem Unsinn, d.h. von derlei religiösen Bildern, nicht nur unangemessen, sondern auch politisch dumm ist? – Dr. Birgit Fenner


Leserbrief zu „Gegen den Schmerz“ von Harro Albrecht

Vielleicht irre ich mich; aber ich glaube mich zu erinnern, dass die Schmerztherapie hierzulande vor wenigen Jahren in Ihren Artikeln als Entwicklungsland beschrieben wurde und die Defizite in den entsprechenden Verordnungen der Opioidi gegeisselt wurden. Gerade gegenüber chronischen Schmerzpatienten und hier Rückenschmerzpatienten.

Und jetzt diese „Weisheiten“, die in der Schmerztherapie seit Jahren bekannt sind und in den entsprechenden QZ der Schmerztherapie befolgt werden.

Zu einer seriösen Presse gehört auch die Eigenwahrnehmung, die Rückverfolgung der Berichterstattung .

Und die Spurensuche. Nicht ein paar „Domestiken“ zu zitieren, sondern sich mit der Die Vielfältigigkeit der Schmerztherapie erfahren Sie am besten den entsprechenden Qualitätszirkeln. Besuchen Sie uns mal in Schleswig. – Eckart Schermuly


Leserbrief zu „Schatten-Spender“ von Christian Fuchs Und Fritz Zimmermann

Anlässlich der NRW Wahl etwas zu einem Themenkreis der meiner Meinung nach eine Rolle gespielt haben dürfte. Eventuell etwas zu lang für einen Leserbrief, vielleicht ist´s ja gut genug für einen Artikel.

Wie müsste Migrationspolitik entworfen werden um möglichst wenig Kriegsflüchtlingen zu helfen, rechtsnationale Parteien zu fördern und die EU auseinanderzutreiben ?

Als Allererstes darf Migration keinesfalls mengenmäßig beschränkt werden. Jeder der will, soll kommen dürfen. Die Grenzen müssen offen sein und können sowieso nicht kontrolliert werden, Zurückweisungen sind ein Tabu.

Zweitens ist jedes Hinterfragen der Migrationsmotivation eine Diskriminierung der Einwanderer. Ob Menschen aus Gründen religiöser, sexueller, politischer, ethnischer Verfolgung oder „nur“ Diskriminierung, sei´s aus Armut, Arbeitslosigkeit, Hunger, Bevölkerungsdruck, schlechtem Lebensstandard oder weil man mehr als die erlaubte Anzahl Kinder bekommen will (China, aus gutem Grund) nach Europa einwandern wollen oder Kriegsflüchtlinge laut Genfer Konvention sind, darf keinen Unterschied machen. Auch wenn dann der überwiegende Teil der Weltbevölkerung bei uns asylberechtigt ist.

Drittens müssen uns die Resultate der Migrationspolitik egal sein. Dass am Höhepunkt der Flucht & Migrationswelle zwei Drittel der ankommenden Menschen keine Syrer, zwei Drittel keine Frauen und Kinder waren – sei´s drum. Inzwischen lautet das Verhältnis laut UNICEF/UNHR 80/10/10, 80% der Migranten (UNHCR wording) auf der Mittelmeerroute sind (junge) Männer, 10% Frauen, 10% Kinder. Wir nehmen also die starken Männer mit genug Geld für die Schlepper auf und lassen den Rest, Frauen & Kinder, zurück. Egal.

Viertens müssen wir, die wir diese Migrationspolitik einseitig festgelegt haben, von allen anderen EU Staaten „Solidarität“ einfordern, allerdings ohne Mitspracherecht. Und alle die sich nicht beteiligen wollen als rechtsnationale (Pseudo-) Diktaturen beschimpfen (nicht dass Polen und Ungarn nicht auf dem Weg dahin wären). Das wird den unwilligen Staaten hoffentlich klar machen dass wir den einzig moralisch richtigen und wahren Standpunkt einnehmen.

Überaus hilfreich ist es überdies, eventuelle Probleme, welche sich durch die Zuwanderung ergeben, zu negieren und deren Benenner als Rechtsradikale zu bezeichnen.

Ich finde, die politische Entwicklung in Europa zeigt die Folgen einer solchen, nämlich nicht vorhandenen, Migrationspolitik. Rechtsnationalismus und Radikalismus nehmen zu, die Spannungen zwischen den EU Staaten steigen und beim Brexit wirkte die als „Willkommenskultur“ bezeichnete Konzeptlosigkeit wie ein Brandbeschleuniger. Bemerkenswerterweise sagt die deutsche Bundeskanzlerin Merkel schon lange nichts mehr von nicht kontrollierbaren Grenzen, statt dessen lässt sie in Bayern die Grenzen dicht machen und beschwert sich über „No-Go-Areas“ in Nordrhein-Westfalen (NRW). Die letzten Verteidiger dieser letztendlich kontraproduktiven Migrationspolitik sind Teile der Sozialisten und Grünen, die jetzt gerade in NRW massiv abgestraft wurden. Die Menschen wählen lieber jemanden der einmalig einen Fehler gemacht hat, als jemanden der verspricht an diesem auch weiter nichts zu ändern.

Was wäre also zu tun, wenn Europa das Thema Flucht und Migration bestmöglich (Betonung auf möglich) lösen wollte ?

Zuerst müssten wir uns auf eine Menge an Menschen einigen, die wir jährlich aufnehmen können. Mein Vorschlag wäre, wir setzen uns EU weit das Ziel die Bevölkerungszahl von 510 Millionen Einwohnern zu halten. Bei einer EU weiten Geburtenrate von 1,57 Kindern pro Frau und einer angenommenen Lebensdauer von 80 Jahren ergibt das derzeit eine jährlich mögliche Zuwanderung von 1.370.000 Menschen. Von dieser Quote könnten 40% an Flüchtlinge gehen und 60% an Migranten. Bei diesen Migranten suchen wir analog zum kanadischen Einwanderungssystem aus, welche Menschen mit welcher Qualifikation wir aufnehmen wollen (Punktesystem).

EU Länder mit hohem Geburtendefizit dürfen sich auf Wunsch um eine höhere Einwanderungsquote aus dem Gesamttopf bemühen und die EU würde je aufgenommenem Flüchtling für 10 Jahre Gelder überweisen, analog zu Agrar oder Strukturzuschüssen. Diese würden in das Bildungs und Sozialsystem des Aufnahmestaates investiert. Bei 50.000 Euro pro Flüchtling und Jahr wären das anfangs nur 0,17% des EU BIPs von 15.8 Billionen Euro, nach 10 Jahren Vollauslastung ohne Änderung der Situation maximal 1,7%. Zur Finanzierung dieser Zahlungen kann die EZB speziell zu diesem Zweck unlimitierte Tender wie damals zur Bankenrettung auflegen. (Die zur Rettung der Banken aufgebrachten Summen waren übrigens bei Weitem höher.)

Gleichzeitig muss das Botschaftsasyl wieder eingeführt werden. Wer auch immer auf diesem Planeten sich verfolgt fühlt muss es nur bis zur nächsten Botschaft eines EU Landes schaffen, dort kann er/sie dann um Asyl ansuchen. Wer der Genfer Konvention entspricht wird von der EU per Schiff oder Flugzeug abgeholt. Wer kein Flüchtling ist und trotzdem einwandern will kann ebenfalls in den Botschaften darum ansuchen, würde dann nach Genehmigung ein Einreisevisum erhalten und könnte einen normalen Flug statt eines Schleppers buchen. Das hätte den unfassbar großen Vorteil dass die Menschen nicht in der Sahara verdursten, im Mittelmeer ertrinken oder in libyschen Lagern ausgebeutet werden. Und wir könnten entweder die wirklich Bedürftigen und Hilflosen oder die besonders Talentierten aufnehmen. Nebenbei müssten wir nicht riesige EU Flüchtlingslager in Ländern wie Libyen gegen Milizen und Gangster verteidigen. Eigentlich ausschließlich Positives. Nur die Schleppermafia und diverse Menschenhändler wären pleite.

Das macht es allerdings erforderlich, Menschen, die weder Flüchtlings noch unsere Zuwanderungskriterien erfüllen, ausnahmslos zurückzuweisen. Die Menschen dieser Welt müssen wissen, herrscht in ihrem Land Krieg, finden sie bei uns Schutz. Wollen sie ein besseres Leben, gibt’s es die Möglichkeit der legalen Zuwanderung. Aber es gibt keinen dritten Weg. Sobald wir diesen zulassen, fängt der Kreislauf mit Lagern in Libyen oder anderswo, Schleppern sowie dem Tod in der Wüste und dem Meer wieder an. Menschen die von uns nicht als Flüchtling oder Migrant anerkannt werden oder erst gar nicht am Anerkennung angesucht haben, müssen umgehend wieder in das Land zurückgebracht werden, aus dem sie in die EU aufgebrochen sind, die wirtschaftliche Macht der EU dürfte als Druckmittel für die Rücknahme ausreichen. Und wer sollte dann noch in Bürgerkriegsländer wie Libyen „flüchten“ wenn er weiß, es gibt von dort keinen Weg nach Europa ?

Ich glaube fest daran, wenn die EU zusammenarbeitet und für Flucht und Migration Regeln festlegt, dann können wir dieses Problem lösen. Wir können Menschen in Not helfen, wir können Menschen eine Perspektive bieten und wir können unseren Bevölkerungen die Gewissheit geben dass Zuwanderung nach unseren Regeln und kontrolliert geschieht.

Die Alternative sehen wir jetzt schon. Junge afrikanische Männer, die sich durch die Sahara nach Libyen durchschlagen um von dort übers Mittelmeer in die EU zu gelangen. Mit dem Tod als ständigem Begleiter. Und syrische Mütter mit Kleinkindern bleiben überhaupt auf der Strecke. Dafür wächst in Europa die Intoleranz gegenüber „Fremden“.

Mir ist ein weltoffenes Europa, das vielen Menschen eine Heimat sein kann und will, lieber – zu unseren Regeln. Nachdem wir damit erfolgreich waren können wir die restlichen Industrienationen ja auch noch fragen ob sie sich nicht beteiligen wollen. Und dann wäre da noch die Sache mit der Verbesserung der weltweiten Lebens & Wirtschaftsbedingungen, aber das ist ein eigener Problemenkreis. – Chris Veber


Leserbrief zu „Längst nicht vorbei“ von Giovanni Di Lorenzo

Ich bin weitgehend mit Ihnen einverstanden über die Art und Weise wie Sie auf die Fragestellung, ob die Populisten in Europa und Deutschland zurückgedrängt sind, antworten: „Nur, wenn die etablierten Parteien nicht in alte Muster verfallen! Spricht Selbstgefälligkeit, Wurschtigkeit“, aber auch Machtbesessenheit und zum Teil in die besserwissende Arroganz vieler Parteifunktionäre, die „Die Wahrheit“ verkünden / vermitteln und alle andere doch „keine Ahnung haben“.

Sie haben ja Recht Herr Di Lorenzo, die Gefahr von populistischen Parteien ist keinesfalls gebannt; der Kampf der Populisten hat gerade erst begonnen und, meines Erachtens viel wichtiger noch, die Populisten können nur mit den Fehlern aller anderen gewinnen und nicht aus eigener Kraft.

Aber Herr Di Lorenzo, bitte, führen Sie das tiefer aus: „Die Globalisierung hat die soziale Lage in der Welt verbessert, sie hat Länder zusammenrücken und ein Gefühl der Gesamtverantwortung für Leid und Unrecht auf allen Kontinenten entstehen lassen.“

Die Globalisierung als ganzen (Welt-)Transformationsprozess ist eine Errungenschaft die viele positiven Seiten mit sich bring aber auch viele soziale, politische, wirtschaftliche und umweltspezifische Probleme intensiver und komplexer macht. Nicht alle Folgen der Globalisierung sind schlecht, aber man kann nicht deswegen davon ausgehen, dass sich dadurch die soziale Lage, und zwar in der ganzen Welt, verbessert hat. Vielleicht ist die Globalisierung gefühlt besser aber nicht in der realen Welt, wo Ausbeutung, Kriege, Korruption und Ungerechtigkeit wie Plagen auf der ganzen Welt herrschen.

Und bitteschön Herr Di Lorenzo, Sie nennen Kollateralschäden (das Wort welches in dem Mund eines Oberstgenerals der US-Armee nicht nur dramatisch sondern auch ironisch klingt), die Zunahme der Gefälle zwischen Arm und Reich innerhalb der einzelnen (alle!) Gesellschaften, oder, nennen Sie (auch als Kollateralschäden gemeint) die Einwanderung und Flüchtlingswellen als Gründe für soziale und kulturelle Veränderung in vielen Ländern, was so klingt als ob diese soziale und kulturelle Gefüge gesprengt würden…

Schade, ich mag Ihre Art und ihren Still und Teile mit Ihnen viele Einstellungen, Positionen und Argumente über unterschiedliche soziale und politische Themen über die Sie sich geäußert haben (meist in die Presse aber auch in TV-Talkshows), sonst würde ich Sie nämlich gerne zu „D17 Deutschland spricht“ einladen. – Dr. Adrian Vergara


Leserbrief zum Titelbild

Können Sie mir bitte 2 Photos von „meinem“ Präsidenten Macron mit dem Heiligenschein Schicken?Es war wirklich eine gute Idee.

Vielen,vielen Dank! – Gérard Ménard


Leserbrief zu „Damals – September 1936“ von GVR

In der ZEIT vom 11. Mai 2017 ist auf Seite 11 das bekannte Foto von Robert Capa aus dem Spanischen Bürgerkrieg abgebildet, das den Augenblick zeigt, in dem ein republikanischer Milizionär tödlich getroffen wird. Nun hat Philipp Blom in „Die zerrissenen Jahre. 1918-1938“, Hanser Verlag 2014, Seite 481f. dazu geschrieben, „in Wirklichkeit ist nichts daran (sc. an dem Foto) so, wie es scheint. Detaillierte Nachforschungen haben den genauen Ort, an dem das Bild aufgenommen wurde, identifiziert und gezeigt, dass es dort zum Zeitpunkt der Aufnahme keinerlei Kampfhandlungen gab und dass der abgebildete Soldat nicht von einer Kugel getroffen wurde, sondern bei einem Manöver in vollem Lauf vielleicht einfach gestolpert war, wenn die Szene nicht von vornherein nachgestellt wurde.“

Dass außerdem das Foto nicht von Robert Capa, sondern von seiner Partnerin Gerda Taro aufgenommen wurde, und dass Capa dieses Bild nach dem tragischen Tod von Gerda Taro unter seinem (Künstler-)Namen Robert Capa verkaufte, beschreibt Blom ebenso.

Vorausgesetzt – Philipp Blom hat recht. Hat er das?

Freilich: Egal, wie die Historie wirklich gewesen ist, an der beklemmenden Symbolkraft dieses Fotos ändert das nichts.

Aber es wäre fair, wenn Gerda Taro nicht nur dem Vergessen entrissen, sondern auch ihre Bedeutung gewürdigt würde. – Reinhard Stawinski


Leserbrief zu “ Unsere Zerrissenheit ist doch das Beste an der Moderne, was wir haben!“ von Thomas Assheuer

Demokratie als Rechtsstaat auf der einen Seite und die Auswüchse eines entfesselten Kapitalismus auf  der anderen Seite, so stellt sich die Lage seit Jahren da. Man konnte und musste bisher damit leben, auch wenn uns Politiker jeder Couleur versprachen, die Missstände einer unkontrollierten und eigengesetzlich funktionierenden globalen Finanzindustrie unter Kontrolle zu bringen. Menke sagt, dass der Antrieb durch den Eigennutz durch das klassische Recht in die Schranken verwiesen wurde, während das bürgerliche  Privatrecht von heute es gestattet, nach Belieben eigene Interessen zu verfolgen.

Die eigenen Interessen  brauchen dann nicht mehr ethischen und moralischen Maßstäben genügen. Also rücksichtsloser Egoismus, sprich privater Wille, bei denen, die auch die Mittel in Form von Kapital in (fast) unbegrenzter Menge haben.  Menke spricht von dem Intelligenzvorsprung, den man normalerweise den Eliten zubilligt, der sich aber in  der Finanzkrise nicht zeigen wollte weil deren Steuerung zu komplex war. Dann die entscheidende Frage,  ob die Eliten überhaupt in der Lage sind Selbstinteressen auszublenden wenn es um das Gemeinwohl geht.

Eliten müssten eigentlich ihre vornehmste Aufgabe darin sehen der Politik zu helfen um das immer  komplizierter werdende Zusammenleben von Gesellschaften gerecht zu gestalten. Danach müssten Eliten vollkommen interessenfrei handeln da sie nur dienende Funktion haben dürfen. Weil das so in der Realität  nie vorkommt und das freie Spiel gesellschaftlicher Kräfte und das der Einzelinteressen stets für instabile Gesellschaften sorgt muss der Mensch stets von vorne beginnen Missstände zu analysieren und auf Abhilfe  sinnen. Erst dieser ewige dialektische Prozess von Wahrheitsfindung und Erkenntnis und der sich daraus   ergebende neue Prozess desselben macht das Leben so spannend. – Klaus Reisdorf  


Leserbrief zu “ Ein Westfälischer Friede für Nahost“ von Brendan Simms et al.

Geschichte geschieht immer singulär und als Rekonstruktion vergangener Ereignisse, die erst im Nachhinein in einen Zusammenhang gestellt werden. Allenfalls sind Analogien („Parallelen“) zu früheren Ereignissen herstellbar. Genau das machen die Autoren in ihrem klugen und gelungenen Artikel „Ein Westfälischer Friede für Nahost“ (DIE ZEIT, Nr. 20). Allerdings sollten sie den Beginn der innermuslimischen Auseinandersetzungen nicht auf den iranisch-irakischen Krieg (1980-1988) datieren, sondern auf die Rückkehr Ajatollah Khomeinis aus dem französischen Asyl 1979. Mit der von ihm ausgerufenen „Iranischen Revolution“ (analog dem „Prager Fenstersturz“ von 1618) begann eine Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen in „Middle East“, die bis heute schon 38 Jahre andauert und zu großen geo-politischen Instabilitäten geführt hat.

Das Ausklammern Ägyptens und der Türkei sowie des israelisch-palästinensischen Konflikts macht Sinn. Die ersten beiden Regime treten bisher eher als stabilisierende Faktoren auf und der Konflikt zwischen Juden und Palästinensern folgt einer anderen Logik. Was die möglichen Friedensverhandlungen anbelangt, braucht es wohl wie im Dreißigjährigen Krieg in Mitteleuropa eines Zustandes der allseitigen Erschöpfung, der in Nahost noch nicht erreicht zu sein scheint. Erst wenn die eigentlichen Kontrahenten (Sunniten und Schiiten) ihr Schicksal wieder in die eigenen Hände nehmen und sich aus der Umklammerung von ihren selbsternannten Stellvertretern lösen, besteht  Grund für Friedensverhandlungen, die diesen Namen wirklich verdienen.  Dass unser jetziger Bundespräsident und früherer Außenminister Frank-Walter Steinmeier entsprechend argumentiert hat und immer wieder auf die Verhandlungsoption aufmerksam gemacht hat, verdient Respekt und Anerkennung. – Dr. Hans-Werner Johannsen


Leserbrief zum Titelbild

Denn spätestens seit dem Scheitern des „Erlösers“ Obama wissen wir, den Heiland gibt es nicht – zumindest nicht auf Erden. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Geniales Augenzwinkern?“ von Ulrich Schnabel

Ich bin keine Verfechterin von Political Correctness, aber ich finde die Art, in der Ihr Autor Ulrich Schnabel die Zukunftsprognose Stephen Hawkings kommentiert, absolut unangemessen, gar zum Fremdschämen angetan. Ich zitiere aus Schnabels Beitrag mit der Überschrift

„Geniales Augenzwinkern?“  -Sic!-  : „Wurde der gelähmte Physiker, der nur per Augenzwinkern kommuniziert, von seinem Sprachcomputer falsch verstanden?“  Herr Schnabel hat etwas falsch verstanden, dass es nämlich Tabus gibt, die etwas Kostbares schützen, Tabus, die man nicht brechen sollte, Tabus ohne Verfallsdatum. –  Therese Deitermann


Leserbrief zu „Teure Steuertricks“ von FR

„10 Milliarden hat der Staat durch cum-ex-Geschäfte verloren“

Selbst wenn:

Niemand anderer als „der Staat“ selbst hätte diese Größenordnung zu verantworten.  Nachlässige VERWALTUNG bzw. GESETZGEBUNG kümmerten sich jahrelang nicht um mehrfache eindeutige Warnungen, z.B. auch vom Bundesverband deutscher Banken, und ließen das legale, wenn auch nicht legitime, Schlupfloch offen.

Ich habe keinerlei Verständnis für im Nachhinein zelebrierte Aufregungen .   – Wolfgang Martis


Leserbrief zu „Gegen den Schmerz“ von Harro Albrecht

mit Interesse habe ich Ihren Artikel „Gegen den Schmerz“ gelesen. Als Physiotherapeutin kann ich nur bestätigen, was Sie über die Auswirkungen von langfristig eingenommenen Opioiden schreiben und halte den Text insgesamt für sehr wichtig (ich werde Kopien an meine Patienten verteilen).Allerdings stört mich, was Sie über die multimodale Therapie schreiben. Ich denke, dass es, wenn Sie über Schmerzen im Rücken, Knie und Hüfte informieren nicht Ergotherapeuten sondern v.a. Physiotherapeutinnen (wie neben dem nicht sehr gelungenen Bild erwähnt) sind, die den Patienten über ausgewählte Übungen (Dehnung, Kräftigung usw.) im Sinne eines Pacings (allmähliche Belastungssteigerung) unterstützen. Durch die Schulung der Körperwahrnehmung erfahren die Patienten welche Ausweichbewegungen und Schonhaltungen ihnen langfristig schaden. Ich empfehle jedem interessierten chronischen Schmerzpatienten das Buch, geschrieben von zwei Physiotherapeuten aus Down Under „Schmerzen verstehen“. Darin wird in verständlicher Sprache erklärt wie die Schmerzen entstehen und bestehen bleiben (Schmerzphysiologie) und wie wir ohne Medikamente eine Verbesserung der Schmerzen aktiv erreichen können. Vielleicht sollten Sie sich über die Berufe Physio- und Ergotherapie genauer informieren, denn obwohl es sicher Überschneidungen im Tätigkeitsfeld gibt, werden die Unterschiede dann sicher erkennbar. – Irina Mecklenburg