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23. November 2017 – Ausgabe 48

 

Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Was ist das denn? Zitat der Zeit: „zum ersten Mal seit langer Zeit hat Angela Merkel wieder einen echten Herausforderer: Christian Lindner.“ Meine Frage: Wieso macht ihr den Christian Lindner so wichtig? Für mich ist das kurzlebiges Schlagzeilenniveau ala Bildzeitung. Da werde ich das Blatt doch nicht auch noch kaufen. – Volker Wieder


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Nein, nicht Jamaika ist gescheitert! Unsere Politiker sind es. Und würden die Damen und Herren über die Fähigkeit der Selbstreflektion verfügen, hätten sie das eingesehen. Die (Er) Lösung wäre: dem, in der Demokratie eigentlichen, Inhaber der Souveränität diese tatsächlich zu gewähren. Wie das geht? Dem Volk eine Verfassung zu geben, über die es selbst abstimmen muss und jede Änderung an ihr und der Gesetzgebung, durch das Volk bestätigen, oder ablehnen zu lassen. – Rolf Jehring


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

In Ihrer Ausgabe untersuchen Sie ausführlich die politische Situation nach dem Scheitern der „Jamaika“-Verhandlungen. Dabei nehmen Sie die Union, die SPD, die AfD sowie besonders ausführlich die FDP in den Blick.Unerklärlicherweise fehlt aber eine Partei: die Grünen. Nun bewerte ich als „grünes“ Parteimitglied die Berichterstattung zugegebenermaßen nicht vollkommen objektiv. Jedoch erscheint es mir nicht ausgewogen, die vierte Sondierungspartei mit keiner Analyse zu bedenken. Darüber hinaus stieß mir der Artikel von Matthias Geis und Bernd Ulrich „Schafft er sie?“ etwas auf. Dies lag jedoch nicht an der fundiert vorgebrachten Darstellung der FDP-Situation nach dem Platzen der Gespräche. Vielmehr frage ich mich, ob man der Selbstdarstellung bzw. Eigenwerbung des FDP-Vorsitzenden derart folgen muss, dass man im Text mindestens dreimal ausdrücklich betonen muss, wie „intelligent“, wie „brilliant“ und rhetorisch begabt Christian Lindner ist.

Mir ist bewusst, dass dies zur Charakterisierung der dargestellten Person gehört. Allerdings sollte man m. E. den Eindruck vermeiden, als wäre man als Autor persönlicher Fan des FDP-Chefs. Außerdem sind Sätze wie „Hinzu kamen seine Intelligenz und seine Rhetorik, ebenfalls Fähigkeiten, die in Deutschland nicht übermäßig verbreitet sind“ (S. 4) für mich Ausdruck einer persönlichen Meinung, die für eine sachliche Analyse vollkommen irrelevant sind. Eine etwas distanziertere Darstellung der Persönlichkeit Lindners wäre an dieser Stelle vielleicht angebrachter.

Ich fühle mich dabei an die lange zurückliegende, unleidliche Artikelserie zu Karl-Theodor zu Guttenberg erinnert, die mich damals veranlasste, mein ZEIT-Abo für eine lange Zeit zu kündigen. Insgesamt jedoch empfinde ich die ZEIT nach wie vor als eine der besten Wochenzeitschriften und verfolge insbesondere die Ressorts „Politik“, „Wirtschaft“ und „Dossier“ mit ungebrochenem Interesse. – Martin Diebel


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Ist das wirklich dierepublikbewegende Frage? Ich meine Nein! Lindner und seine FDP standen auf und verließen die Verhandlungsrunde kurz vor dem Ziel. Da nimmt konsequenter Weise die FDP den „Schwarzen Peter“ mit. Der Versuch von Kubicki mit Argumenten wie Gewürge etc die Entscheidung zu rechtfertigen scheitert (kläglich). Über eine Sprecherin um 18.30 Uhr noch zu veröffentlichen, man sei auf einem guten Weg und stünde kurz vor der Einigung ist deutlich gesagt eine Verarsche des Wählers nahe kommend. Die Kanzlerin ist sicher geschwächt, aber ist Lindner gestärkt? Ich meine Nein! Was macht Sorgen? Dieunverändert auf Kosten des Wählers ausgelebten Egoismen! Am 24.09.2017 sprachen alle (außer AfD) von einem Wählerauftrag der demokratischen Parteien. Der Wähler durfte dies so verstehen, dass mit einer raschen Regierungsbildung in einer „Koalition der Demokraten“ zu rechnen ist. Als erste hat sich die SPD dieser mit beschworenen Verantwortung entzogen!  Ob die AfD ohne die Opositonsrolle der SPD stärkste Opositionspartei geworden wäre, ist doch unbedeutend; es ist wohl lediglich das Feigenblatt für die Flucht der SPD aus der Verantwortung! Die Sondierungswilligen sind angetreten, doch bestand wirklicher politischer Einigungswille? Lediglich die Grünen haben stets die rechtsstaatliche Verantwortung betont. Die Rolle von Herrn Lindner bleibt trotz medienwirksamer Selbstinszenierung im Dunkeln.

Planvolle Rache für das Trauma 2013? Widersprüche und rechts überholen der CSU!? und dann geplant (?) der Ausstieg! Kein Ausweis politischen Verantwortungsbewusstseins. Wenn Gewürge moniert wird, weshalb hat die FDP nicht früher fehlende Struktur gerügt? Es wurde munter dem eigenen Triebe folgend vor sich hin sondiert in der Erkenntnis es sowieso scheitern zu lassen? Dies gilt entsprechend für die CSU und die übrigen Beteiligten. Egoismen werden ausgelebt, Eitelkeiten gepflegt ( z.B. auch Herr Scheuer). Alles hinter verschlossenen Türen! Nach 5 Wochen dann der Eklat. Der Wähler kann die Vorgänge nicht nachvollziehen; der Ausstieg ist ein Schlag ins Gesicht des Wählers!

Wer soll in die handelnden Personen noch aus Wählersicht Vertrauen haben? Da geht es nicht um Personen, sondern um das narzistische Selbstverständnis der Parteien. Sie wirken an der politischen Willensbildung des Volkes lediglich mit! Sie sind nicht die Stars der Arena, da alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht! Was ist Fakt? Wir verhandeln und sondieren 5 Wochen vor uns hin und dann steht einer auf und sagt, ich mag nicht mehr! Verantwortungsbewusstsein…nicht erkennbar! Der eine macht sich bereits am 24.09. vom Acker (SPD/Schulz) erkennend, dass mit dem Einzug der AfD eine neue Situation entstand. Es bleibt bei Lippenbekenntnissen der „demokratischen Parteien“.

Die konstituierende Sitzung des Bundestages findet statt, ohne dass der Bundeskanzler gewählt wird. Man sondiert munter vor sich hin und spielt taktische Spielchen! Die AfD muss nur warten um jetzt sagen zu können, die arrivierten Parteien bekommen das ja sowieso nicht hin! So gewinnt man keine Wähler von der AfD zurück! Der ultimative Schluss der Parteien (einschließlich SPD, ohne AfD) Neuwahlen. Die nächste Ohrfeige für den Wähler. Am 24.09. noch Wählerauftrag, heute Du Wähler bist Schuld, Du hast nicht richtig gewählt. Wir können froh und dankbar sein, dass ein Bundespräsident im Amt ist, der die Parteien an ihre Aufgabe und Verantwortung erinnert! Auf diesem Hintergrund ist das Vertrauen des Wählers erschüttert. Genau diese Parteien und Politiker kommen bei den nächsten Wahlen um die Ecke: Wähler gib uns Dein Vertrauen! Weshalb? Wenn Frau Nahles zur Fraktionsvorsitzenden der SPD Bundestagsfraktion gewählt wird und gleich der Bundesregierung ankündigt, ab Morgen gibt´s in die Fresse, so ist das nicht nur eine Stilfrage! Demut der Parteien wäre wohltuend, nicht Scheinattacken von Herrn Kubicki. Die sondierenden Parteien haben versagt!

Wo ist das Format der Abgeordneten geblieben, das Vertrauen der Wähler begründen kann, unsere Republik gut zu führen? Dies wurde durch die Vorgänge der letzten Wochen massiv beschädigt. Ach ja, Herr Seehofer hat die Sondierung wohl unter dem Aspekt des Landtagswahlkampfes in Bayern gesehen! Schön wäre es, wenn Zeitungen wie die Zeit dies den Parteien ins Stammbuch schreiben würde. Die Demokratie in Deutschland ist zu kostbar, als dass derartig mit ihr gespielt wird! – Ulrich Cronmüller


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Vorab: Ich hege keinerlei Sympathien für die FDP! Trotzdem ist es schon erschreckend, wie die Vertreter der „Volks“-Parteien den in allen Nachrichtensendern gebetsmühlenartig verbreiteten Unsinn nachplappern. Und es zeigt, wie wenig sich diese noch unterscheiden. Wer bitte hat der FDP mit ihren paar Prozentpunkten einen Regierungsauftrag erteilt, den sie nun verweigert? Mit dieser sinnfreien Argumentation hat auch die Linke und die AfD und jede andere Partei einen Regierungsauftrag. In Wirklichkeit ging es einmal mehr nur darum, wen sich Frau Merkel diesmal als Wasserträger ausgesucht hat, um für weitere vier Jahre ihren Arrr…..beitsplatz (wollte ich sagen) zu retten. Lindner sagte im Interview: „ …nach endlosen Verhandlungen hat Merkel mir ein CDU Programm mit etwas grüner Petersilie obendrauf serviert…“ Das glaube ich ihm aufs Wort! Andere reden lassen, sich zu nichts äußern und dann machen, was ihr passt. Das ist seit Jahren ihr Stil. Lindner ist offensichtlich der Einzige, der soviel Rückgrat hat, das nicht mitzumachen, wogegen die „Petersilien“ sich sogar mit Seehofer ins Bett gelegt hätten, nur um endlich wieder ein paar Minister-Pöstchen einzuheimsen – wie erbärmlich! Um das Land und die Menschen geht es keinem dieser abgekoppelten Egomanen, die jeden Morgen erst die Umfragewerte lesen müssen, um zu entscheiden welche Meinung sie heute vertreten. Genau das ist es, was viele Wähler nicht mehr ertragen können. Sie sehnen sich nach Volksvertretern, die diesen Namen verdienen und die eine Vision haben, wie dieses Land (und natürlich auch der Rest der Welt) mit den vielen riesigen Problemen fertig werden könnte. Altersarmut und soziale Ungerechtigkeit hat unter Merkel-Regierungen zugenommen, der Klimaschutz ging entgegen aller vollmundigen Ankündigungen rückwärts und über die Paten der Autoindustrie (Dieselskandal) legt sie genauso ihre schützende Hand wie über die Dreckschleudern der Braunkohle- und Pharma-Industrie (Glyphosat). Merkel ist mit Ihrer Amigo-Politik das Problem und nicht die Lösung! Aber einmal mehr ist ein anderer der Prügelknabe – diesmal Lindner.

Mich beschäftigt an der Hysterie um  das „Scheitern“ die Frage, wer ein Interesse daran hat (und die Verbündeten in den Medien dazu) diesen Schwachsinn, dass Jamaika ein Wählerwunsch sei, im großen Stil unters Volk zu bringen und warum keiner die Idiotie dieser These öffentlich in Frage stellt? Warum nicht eine Koalition mit der AfD als Volkes Wille in das Wahlergebnis hineininterpretieren? Das wäre wenigstens sinnvoll, denn es wäre die sicherste Methode, diese Partei gleich wieder platt zu machen. Eine Koalition mit Merkel hat noch jeder Partei den Rest gegeben! – Hary Wille Schopfheim


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Es ist einfach nicht zu fassen! Wie verdrossen wollen uns die „Politiker“ denn noch machen? Da wird wochenlang gezockt, jeder versucht sein Parteisüppchen zu kochen und dem jeweils Anderen in besagtes Süppchen zu spucken. Und dabei hat der Wähler nicht „Neuwahlen“ gewählt sondern seine Volksvertreter dazu verdonnert eine funktionierende Regierung auf die Beine zu stellen, egal wer da mit wem koaliert außer mit der AfD. Genau besehen wäre jetzt eigentlich die SPD aufgefordert sich aus ihre „Schmollecke“ in die Niederungen des Regierungsalltages zu begeben und gemeinsam mit CDU/CSU den Karren wieder flott zu machen. Bei entsprechender Zuordnung der Verantwortungsbereiche und möglicherweise einem Wechsel in der Kanzlerposition sollte hier doch eine Lösung möglich sein. Was würde denn passieren wenn nach einer „Neuwahl“ die selbe Konstellation das Ergebnis wäre? Wieder wochenlanges Sondieren, keine Einigung, wieder Neuwahlen usw. usw. Und die Politikverdrossenen gehen dann auch mal zur Wahl und wählen AfD oder ähnlich …. na Mahlzeit! Eine Minderheitsregierung wäre erstmal deutlich besser als Neuwahlen ….. aber das traut sich in Deutschland wohl keine Partei….. oder ? – Udo Irschik


Leserbrief zu „Lasst die Finger davon!“ von Rüdiger Jungbluth

Dieser Artikel spricht mir aus der Seele. Meine Frau und ich hatten eine sanierte Altbauwohnung in Leipzig kurz nach der Wende gekauft. Abgesehen von dem rapiden Verfall des Wertes der Immobilie, haben wir ähnliche Erfahrungen gemacht. Letztlich haben wir die Immobilie nach 25 Jahren entnervt für die Hälfte des ursprünglichen Preises verkauft. Unser Resümee ist das gleiche. Nie wieder. Erstaunlicherweise findet sich in den Medien diese Problematik gar nicht wieder. Und das obwohl es eine ganze Reihe von Menschen gibt, die ähnlich schlechte Erfahrungen machen. Es sind beileibe nicht alles Reiche oder Kapitalisten. Von der Politik fühlt man sich verlassen. Die hart arbeitenden Menschen, die von Herrn Schulz adressiert werden sind halt alle keine Hausbesitzer. Höchstens Besetzer.

Durch das Bestreben, Risiken zu beherrschen und eine globalisierte Wirtschaftsstruktur zu managen, hat unsere Gesellschaft eine nie gekannte Komplexität erreicht. Statt zu versuchen diese Komplexität zurückzufahren und zu vereinfachen, fährt unsere Regierung und mit ihr die gesamte Administration – im Namen der Gerechtigkeit – mit unvermindertem Tempo ins unüberschaubare Dickicht von Gesetzen, Verordnungen und Paragraphen. Versuchen Sie mal eine Nebenkosten Abrechnung zu machen, wenn sie einen pingeligen und klagefreundlichen Mieter haben. Ich würde einer neuen Regierung vorschlagen, eine Legislaturperiode einfach mal keine neuen Gesetze zu verabschieden, sonder lediglich alte zu überprüfen und gegebenenfalls abzuschaffen. Der Trend geht leider ins klitzekleine. – Hannes Schwake


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Es ist im Kleinen wie im Großen. Bei Meinungs- bzw. Interessenverschiedenheiten sollte in erster Linie ein Austausch der Argumente und der Sichtweisen stattfinden. Die wichtigste Voraussetzung für ein Gelingen solchen Austauschs sind meines Erachtens das Weglassen jeglicher persönlicher oder parteipolitischer Vorteilnahmen, Taktiken und Strategien. Statt dessen eine Diskussion und das Ringen um die Sache selbst. Auch die Bereitschaft, neue Denkrichtungen zumindest zuzulassen und zu reflektieren. Dafür muss man frei sein im Kopf, um nie das große Ganze aus dem Blick zu verlieren. Das Leben ist derart vielschichtig, dass es keine einfachen Lösungen geben kann für alle Probleme und Aufgaben, die an uns gestellt werden. Alles ist ständiger Wandel und erfordert daher die Bereitschaft, sich auf Veränderungen jeweils wieder neu einlassen zu können. Ist das überhaupt möglich, solange der Kampf um Wählerstimmen und damit das Sichern der eigenen Pfründe im Vordergrund stehen?

Jamaika wäre eine Chance gewesen, eben durch die unterschiedlichen Interessen und Ziele der einzelnen Parteien, Politik sehr lebendig und spannend zu machen. Ähnlich, nur vielleicht noch unbequemer, wäre eine Minderheitenregierung. Klare Forderung: Schluss mit der Vereinsmeierei und den Egoismen, die einen Wandel nur verhindern. Statt dessen wieder mehr Idealismus, ohne den sich kaum was bewegen wird. Lobbyisten und die Abhängigkeiten davon machen unsere Welt weder sicherer noch besser. Sie verhindern den Wandel zum Wohle aller. Ich bin kein heuriger Hase mehr und vielleicht gerade deshalb ist es mir so wichtig, diese, meine Gedanken hier zu äußern. – Cornelia Lindner


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Daß die SPD nach dieser Wahlschlappe erneut in eine große Koalition geht, halte ich für abwegig. Es wäre nur ein Weiterso wie bisher in  der Politik. Nach dieser Wahlschlappe der großen Koalition, wären die Rücktritte von Angela Merkel, Horst Seehofer und Martin Schulz ein Befreiungsschlag für das Land gewesen. Neue Frauen/Männer an der Spitze dieser Parteien sowie eine neue Politik würden eine neue Zuversicht unter den Wählern/innen entfachen.

Die Agenda-Politik von Gerhard Schröder hat erst recht die soziale Spaltung in der Bevölkerung vergrößert. Falls CDU/CSU oder die FDP zu diesem Zeitpunkt in Regierungsverantwortung gestanden hätten, wäre die soziale Spaltung im Land noch größer ausgefallen. Wir brauchen eine neue Politik, die die Schere zwischen Arm und Reich wieder schließt. Eine Bürgerversicherung für Gesundheit und Pflege sowie eine Garantierente für alle. Ein konsequenter Kohleausstieg und ein Ende der Massentierhaltung und vieles mehr. Die größte Bedrohung der Menschheit ist und bleibt der Klimawandel. Wenn nicht sofort und konsequent von allen wichtigen Industieländern gehandelt wird, wird selbst eine Umsetzug der neuen Politik keine lebenswerte Umwelt für die Menschheit bringen. – Hoirst Seel


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Rückgrat in den Sondierungsgesprächen bewies einzig und allein die FDP  mit Christian Lindner. Allen Respekt! Hingegen gerät die eiserne Bastion der neuen Schulz-Oppositionsfront  schneller ins Wanken als gedacht. Die nächste GroKo winkt schon. Und  damit der weitere Niedergang der Sozialdemokraten, die sich vier Jahre  lang beharrlich einer Mehrheits-Regierung mit den GRÜNEN und der  LINKEN widersetzt hatten. Mit fatalen Folgen. Die Option zu einem  ´Kanzlerbonus´ hatte die stolze SPD damit nämlich verspielt´. Doch wie  sehr sei die LINKE nach deren Einstellung doch untauglich zum Regieren  gewesen: „mit denen? niemals!“ Eine solche Haltung stieß dann auch diejenigen Wähler vor den Kopf,  die mit den LINKEN nichts anderes als eine demokratisch legitimierte,  moderne und zukunftsorientierte Partei favorisiert hatten – ach, was  sind auch wir LINKE-Anhänger doch untauglich für die wahre (Sozial)  Demokratie – jetzt hat die Partei Willi Brandts und Helmut Schmidts  die Bescherung: die AfD ist aus dem Stand drittstärkste, demokratische  Kraft und für die SPD gab´s das schlechteste Wahlergebnis, die   politisch schwächste Option seit Gründung der Bundesrepublik.  Herzliches Beileid von Linksaussen. Weiter so. Und sehenden Auges in den Untergang! – Axel Spellenberg


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Deutschland brauch die große Koalition. So sagen auch Wirtschaftsfachleute. Aus welchem Grund hat die FDP die Jamaika Gespräche so urplötzlich beendet? So fragen sich viele und auch Frau van der Leyen. Nur Synnergieeffekte bringen Deutschland nach vorn, kein Alleingang einer Kraft, die das Grundgesetz nicht respektiert. Merkel und Steinmeier sind sich einig, dass eine Neuwahl nicht in Frage kommt. Sollte man nicht völlig neue Wege gehen und es einmal mit einer Volksabstimmung versuchen? Ich halte die Eidgenossenschaft der Schweiz für eine gutes Vorbild für jede Demokratie:

Die einzelnen Kantone dürfen mitreden, in Fragen die den Bürger direkt angehen. Eine Annäherung an Russland und China wird langfristig nötig sein, um den Weltfrieden zu befördern und Klimaveränderung aufzuhalten, sofern diese durch menschliches Verhalten verursacht werden. Schade, dass die USA aus den Klimaverträgen ausgeschieden sind, gerade die mächtigste Demokratie, die USA, sollten mit bestem Beispiel vorangehen. Wir leben in einer Welt, in der die Menschheit immer mehr zusammenwächst, trotz regionaler Konflikte. Ein planetarisches Bewußtsein bei Erhalt des kulturellen Reichtum unterschiedlicher Kulturen kann sich keinen Turbokapitalismus mehr erlauben. Er führt zum Absterben des Planeten Erde und würde zu einer sinnlosen maffiösen Weltregierung führen, was heute dem mündigen Bürger bekannt ist. – Friedrich Pieper


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Nach den gescheiterten Sondierungen, geht es jetzt darum, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Bundespräsident Steinmeier weist zu Recht darauf hin, dass jetzt alle Parteien in der Verantwortung stehen, eine Lösung zu finden. Hier ist insbesondere die SPD gefordert: Ihre noch am Wahlabend vorschnell geäußerte absolute Verweigerungshaltung ist kurzsichtig und nicht nachvollziehbar – und nach dem Scheitern der Sondierungen erst recht unverständlich. Das haben inzwischen auch viele prominente Parteimitglieder inzwischen erkannt und fordern ein Umdenken. Die SPD muss im Interesse der Nation sofort ihre Haltung ändern, den Vorsitzenden Martin Schulz ablösen und in Koaltionsverhandlungen eintreten. Die immer wieder geäußerte Meinung, Neuwahlen schadeten nicht, ist ein Irrglaube. Die Wähler würden die SPD für ihre Verweigerungshaltung mit Sicherheit abstrafen. – Helmut Jung


Leserbrief zu „Fremdes Recht“ von Heinrich Wefing

Selbstverständlich würde das diskriminierende Gesetz aus Kuwait gegen das Deutsche und das Europäische Recht verstossen, allein: das GG und die EMRK gelten dort nicht. Eine international agierende Fluglinie muss sich aber an das nationale (positive) Recht halten, das am jeweiligen Zielflughafen gilt, andernfalls würde sie mit erheblichen Sanktionen belegt. Deshalb gab es für die Beförderungsverweigerung einen sachlichen Grund. Lufthansa hätte ebenso wie Kuwait Airlines handeln müssen. Ihre Empörung sollte sich daher ausschließlich, und zu Recht!, gegen Kuwait richten. Insofern ist nicht einem Deutschen Gericht eine Rüge zu erteilen, sondern die Deutsche Aussenpolitik aufgefordert, ihre Zusammenarbeit mit den antiisraelische Golfstaaten, insbesondere was Waffenlieferung anbelangt, grundlegend zu überdenken. – Dr. Christopher Woitkewitsch


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Was spricht gegen eine Minderheitsregierung? Es steht doch schon im Grundgesetz woran die Abgeordneten nicht gebunden und wem sie unterworfen sind: Artikel 38 Grundgesetz (Wahl) (1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen. Zusätzlich gibt es die Aufgaben der Abgeordneten (siehe https://www.bundestag.de/parlament/aufgaben#url=L3BhcmxhbWVudC9hdWZnYWJlbi9yZWdpZXJ1bmdza29udHJvbGxlX25ldS9rb250cm9sbGUva29udHJvbGxlLzIxMjYzNA==&mod=mod454432 ): Als direkt gewählter Vertretung des Volkes kommt dem Bundestag neben seiner Funktion als Gesetzgeber eine weitere sehr wichtige Aufgabe zu: die Kontrolle der Bundesregierung. Also keinen Fraktionszwang mehr und somit wird in jeder Abstimmung das, was die Mehrheit der gewählten Vertreter für richtig hält beschlossen. So wären keine Kungeleien mehr erforderlich nach dem Motto „gib mir die Maut, gebe ich dir den Mindestlohn„ und ähnliches. Ich sehe darin nichts, was den Rechtspopulisten in die Hände spielen würde. – Georges Wilkerling 


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Mit großer Erleichterung habe ich das Ende der Jamaika-Sondierungen aufgenommen. Das Gezerre zum Schluss um ein paar tausende Flüchtlinge mehr oder weniger oder ein paar Kohlekraftwerke mehr oder weniger haben doch mit den realen Problemen in Deutschland wenig zu tun. Es war auch an keiner Stelle zu erkennen, dass die beteiligten Politiker irgendeine wegweisende Idee für ein tragfähiges Konzept für die Zukunft entwickeln konnten. Schlimmer noch, dass sie offensichtlich überhaupt nicht in der Lage waren zu erkennen, welche wichtigen Problemfelder dringend von einer neuen Regierung aufgegriffen und gelöst werden müssten: Überwindung der sozialen Spaltung, Armutsbekämpfung,  prekäre Arbeitsverhältnisse, Situation in Krankenhäusern und Pflege, Vernachlässigung der Infrastruktur, Rüstungsausgaben, effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel, um nur die wichtigsten zu nennen.

Bei all diesen Punkten waren sich die Jamaikaner schnell mit einem „Weiter so“ einig, was letzten Endes auf eine Fortführung der neoliberalen GroKo-Politik mit einigen grünen Einsprengseln hinausgelaufen wäre. Da diese Politik lediglich die Interessen der oberen Fünf-Prozent bedient zulasten der überwiegenden Mehrheit in diesem Land, ist dies genau der Nährboden, auf dem sich der Aufstieg der AfD erklären lässt.

Dabei hatten sowohl CDU als auch SPD direkt nach der Wahl versprochen ihr schlechtes Abschneiden genau zu analysieren und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Doch genau das ist bis auf den heutigen Tag nicht geschehen. In beiden Parteien gab es weder eine Änderung beim Spitzenpersonal noch eine Neuausrichtung der Programmatik. Daher bietet die SPD in dieser Verfassung auch keine wirkliche Alternative, so dass es sehr wahrscheinlich Neuwahlen geben wird. Das Argument dagegen ist, dass sich nach den gegenwärtigen Umfragen  die Mehrheitsverhältnisse dadurch auch nicht ändern würden.

Da die rechten Parteien gezeigt haben, dass sie es nicht schaffen eine Regierung zu bilden, würde sich in dieser Situation für die linke Seite der Parteienlandschaft eine einmalige Chance bieten. Dazu müsste die SPD zunächst einmal wieder eine linke Partei werden, indem sie sich auf ihre sozialdemokratischen Wurzeln besinnt und sich von der neoliberalen Agenda der letzten Jahre und deren Protagonisten verabschiedet. Das muss sie aber sowieso tun, wenn sie nicht ganz in der Versenkung verschwinden will. Blicke nach Holland und Frankreich könnten dabei hilfreich sein. Dass ein solches Unternehmen aber auch gelingen kann, zeigt ein Blick nach England. Zwar ist ein Corbyn hier in Deutschland noch nicht in Sicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Sicher gibt es auch in der SPD eine nennenswerte Anzahl von Abgeordneten, die nur mit der Faust in der Tasche den Agenda-Gesetzen zugestimmt haben und ganz nebenbei auch ihre Sitze im Parlament behalten möchten. Dass ein solches Projekt funktionieren kann, haben wir Anfang des Jahres gesehen, als Martin Schulz angefangen hat von sozialer Gerechtigkeit zu reden. Weil dies Gerede folgenlos blieb, erlahmte das Interesse bald wieder.

Mit einer runderneuerten SPD sollte es kein Problem sein schon vor der Wahl eine Koalition mit Grünen und Linkspartei zu bilden, die den Wählern eine realistische Regierungsperspektive anbietet. Mit einem pragmatischen und wirtschaftspolitisch mutigen Konzept könnte eine solche Koalition in den nächsten vier Jahren Deutschland nicht nur zu einem der sozialsten, sondern auch zu einem der modernsten Länder in technischer und ökologischer Hinsicht umgestalten.

Wer fragt, wie das denn alles bezahlt werden kann, sollte zur Kenntnis nehmen, dass angesichts der gegenwärtigen Situation auf dem Kapitalmarkt (Null Prozent Zinsen) und der angepeilten Inflationsmarge von 2% die Kosten dieser Investitionen nicht Null, sondern negativ sind. Das bedeutet, dass der Staat, der unter diesen günstigen Umständen am Kapitalmarkt Geld aufnimmt, tatsächlich schon mit dem bloßen Akt der Finanzierung einen Gewinn macht. Entgegen der landläufigen Meinung ist es so, dass das neoliberale Mantra der Schwarzen Null eine Verdummung der Bevölkerung darstellt und nur den Zweck hat die Umverteilung von unten nach oben weiter zu garantieren. Eine Regierung, die diese Chance nicht nutzt, verhält sich undemokratisch, weil sie nur die Interessen einer kleinen Minderheit vertritt und gegen die Mehrheit der Bevölkerung agiert. – Ernst-W. Belter


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Einen idiotischeren Titel hätten Sie nicht erfinden können. Herr Lindner, der arrogante und noch nicht erwachsene FDP-Chef ist jetzt wegen der sprachlichen Gleichstellung mit Merkel auf Wochen seines Schlafs beraubt. – Dr. Schickler


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

Die Windkraft kann nicht die Lösung für die Energieversorgung der Zukunft sein. Hier sollen nur die größten Probleme genannt werden:

  1. Die Gesundheit der Bevölkerung, die in der Nähe von Windkraftanlagen (WKA) lebt, wird stark in Mitleidenschaft gezogen. Einige Beispiele dafür sind: Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Schlaflosigkeit, Unruhe und Lärmbelastung durch Rotationsgeräusche. Bei den Krankenkassen sind Gesundheitsprobleme, die auf WKAs zurückzuführen schon anerkannt und mit einer eigenen Schlüsselnummer versehen.
  2. Der Energieverbrauch zur Herstellung von Windrädern ist enorm und erst nach 8 bis 10 Jahren Betrieb wieder amortisiert.
  3. Das Recyceln von WKA ist nicht möglich, da die Flügel aus einem Fasergewebe hergestellt werden, daß das Recyceln unmöglich macht. Meiner Meinung nach können nur große Energieeinsparungen (wer weiß schon, wie viel Energie sein Smartphone wirklich verbraucht) und dezentrale Energieversorgung für Industrie und Privathaushalte die Lösung sein (eine eigene Solaranlage auf jedem Dach verbraucht keinen wertvollen Acker). So werden auch die Energieverluste beim Transport vermieden und große Überlandleitungen unnötig. – Dorothee Gerber

Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Eine Minderheitsregierung birgt die Chance zu echten Sach- und Gewissenskoalitionen im Interesse Deutschlands und den Abschied von Macht- und Lobby-Koalitionen. Nutzen Sie sie verantwortungsvoll und dem Wohl des Volkes verpflichtet! So steht es in der Verfassung. – Thomas Decker


Leserbrief zu „Nur nicht verkrampfen“ von Matthias Krupa et al.

Die europapolitische Tragweite und Verantwortung Deutschlands wird durch diesen Artikel und auch Herrn Ferrands Interview sehr deutlich. Man wünschte sich, daß der sehr junge und vielleicht doch nicht so erfahrene Vorsitzende einer 10%-Partei diese Weitsicht in die Sondierungsgespräche eingebracht und danach gehandelt hätte (wobei es verwundert, wie und warum die FDP jeweils zu diesen Kamikaze-Vorsitzenden kommt – Möllemann, Westerwelle, Rösler und nun Lindner). Ich hätte mir einen Außenminister Lindner sehr gut vorstellen können. Hat doch die hohe Anforderung dieses Amtes schon jeden Cowboy zur Vernunft gebracht – siehe Westerwelle oder Gabriel. – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Lasst die Finger davon!“ von Rüdiger Jungbluth

In den letzten Jahren zahlten Sie 4000Euro Steuern auf den erzielten Mietüberschuss, das sind bei einem angenommenen Grenzsteuersatz von 33-40% zehn bis zwölf Tausend Euro Überschuss, bei 165m² Wohn- und Nutzfläche 60-72 Euro Überschuss pro m² im Jahr bzw. 5-6 Euro im Monat. Glückwunsch! Dies dürfte ein Mehrfaches der von Ihnen zitierten Eigenkapitalrendite von 2% sein. Und dies unter erschwerten Bedingungen: Hausverwaltung aus der Ferne, ein Grundstück, das im Wettbewerb um das schmalste Grundstück im Mittelfeld mitspielt…  Auch wenn dies aus meiner Entfernung zu Köln nicht qualifiziert ist, mein Ratschlag: Verkaufen Sie das Grundstück an einen der beiden Nachbarn und investieren Sie den Erlös im Umfeld von Hamburg. Zu dem Themenfeld „Vermietung“ könnte ich aus 44-jähriger Erfahrung (bei einem Mehrfachen der Wohn-/Nutzfläche) auch so Einiges erzählen. Aber ich will Sie nicht langweilen. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Mit der klug klingenden Erklärung, dass hinter dem Scheitern von Jamaika ein Machtkampf um die bürgerliche Mitte und ein Generationenkonflikt stecke, ist m.E. im Blick auf die politische Landschaft in Deutschland und die bestehende Krise einer nicht vorhandenen Regierung, nichts erklärt. Sie scheint mir sehr fragwürdig, wenn nicht sogar naiv. Angenommen es handle sich um eine Krise des politischen Systems der Parteien Demokratie als solcher? Was deshalb zu vermuten ist, weil das, was Frau Merkel bisher gelungen ist, nicht mehr zu funktionieren scheint. Die Gesellschaft hat sich in der Weise verändert, dass es die Gruppen, Schichten, die die Parteien einmal vertreten haben, nicht mehr gibt. Wer ist heute bürgerliche Mitte, wer sind – nicht im parteipolitischen Sinne – die Liberalen, von der Arbeiterschaft als Wählerpotiential der SPD ganz zu schweigen? Wen sollen und wollen die Parteien da vertreten außer sich selbst? Angesichts eines solchen grandiosen Kollapses kann einem die vorgeschlagene psychologsierende Deutung nur ein müdes Lächeln entlocken. – Reinhard Wick


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Warum kommt eigentlich keiner auf die Idee, eine Koalition von SPD, CDSU und Grünen zu machen? Schwarz-Grün hat sich doch schon geeinigt und die SPD hat dann nicht den Makel einer Großen Koalition. Da die Herren Schulz und Scholz wenig vom Klimawandel reden, passt das doch gut. – Andreas Ballhaus


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Was heißt hier groß denken. Jetzt wo die anderen Parteien keine Koalition hin bekommen haben, soll die SPD genau das machen, was sie berechtigter Weise nicht mehr wollte. Nie und nimmer würde ich das aufgeben wollen, wenn ich an der Stelle von Herrn Schultz wäre. Der Spruch: erst das Land und dann die Partei wird dann immer zur Hilfe genommen, wenn den Autoren nichts anderes einfällt.  Das hätte der Autor auch den Parteien insgesamt vorwerfen können. Die Parteien ringen um Ihre Macht und nichts anderes kann verlangt werden. Die FDP müsste nach der Logik der eigentliche Lump sein. Das Gegenteil ist der Fall. Die haben Größe gezeigt. Mit den Grünen würde ich auch nicht in eine gemeinsame Koalition eintreten wollen. Die haben zuvorderst unseren Staat an die Wand gefahren. Die Medien, wie immer, denken mal wieder verkehrt rum. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Schafft sie es?“ von Marc Brost et al.

Frau Merkel muß rausgetragen werden. Und selbst das wird nicht gelingen. Sie kettet sich in ihrem Büro an. Obwohl sie unseren Staat an die Wand gefahren hat, rufen wieder viele Menschen nach Merkel. Das Sie sich mit den Grünen angeblich gut versteht, liegt doch klar auf der Hand. Im Herzen ist sie eine Grüne. Schlimmer kann es für unseren Staat nicht mehr kommen. Was heißt hier wirklichen Gegner? Sie hat jetzt zwei Gegner. Für die Medien scheint die AfD kein Gegner zu sein. Diese Arroganz wird eines Tages bestraft werden. Unser Staat muß völlig umgebaut werden, sonst geht Europa, wie wir es kennen, unter. Trotz FDP ist die AfD die einzige Partei die wirklich dazu bereit wäre. Und wenn die CSU nicht aufpasst wird sie nächstes Jahr noch unliebsamer von der AfD attackiert. Seehofer ist den Linken Kurs von Frau Merkel gefolgt. Das haben viele Bayer ihm übel genommen.  – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Aus weiter Ferne“ von Iris Radisch

Ich bedaure außerordentlich, Ihnen in einem Punkt widersprechen zu müssen. Sie schreiben:“An dieser Stelle der großen Unschuldserzählung durch den vielleicht bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur …“ Das ist er nun wirklich nicht. Eine Seite von Uwe Johnson hat mehr literarische Qualität als ein Roman von M. Walser. – Fritz Arnold


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Der letzte Großdenker der SPD hieß Gerhard Schröder. Er hat mittels der Agenda aus staatsbürgerlicher Verantwortung aus der SPD die bessere CDU gemacht. Seither schielen die einen neidisch auf die LINKE und die anderen gehören eigentlich in die CDU. Deshalb, weil die SPD sich nicht entscheiden kann, hat sie verloren nicht wegen der GroKo. Und deshalb mein Vorschlag: SPD auflösen, die eine Hälfte vereint sich mit der Linken , die andere mit der CDU, unentschiedene verteilen sich auf den Rest. Und dann Neuwahlen. – Dieter Herrmann


Leserbrief zu „Fremdes Recht“ von Heinrich Wefing

Sie haben natürlich hundertprozentig recht. Als Laie kann ich nicht beurteilen, welches Recht das Gericht hätte aussprechen können. Ich behaupte aber mal, dass schon der Sieg des Klägers, des Israelis und jetzt reden wir doch Klartext, des wahrscheinlichen Juden, ein Zeichen gewesen wäre. Selbst wenn es nur eine Geldstrafe für die Kuwait Airlines gegeben hätte. Die Chance hat das Gericht traurigerweise verstreichen lassen und verpasst. – Yves Pulst


Leserbrief zuErinnern! Aber woran?“ von Peter Jahn

In Polen, der Ukraine, Serbien, Griechenland  haben Deutsche furchtbare Kriegsverbrechen begangen (die mitunter von Militärgerichten auch geahndet wurden, wie auch – nie thematisiert – sowjetische von sowjetischen Militärgerichten). Dies im Stil der gescheiterten „Wehrmachtsausstellung“ einseitig zu übertreiben, fördert aber nur die „Schuldkult“-Propaganda der AfD. Für die Befehsgeber können nicht die einfachen Soldaten verantwortlich gemacht werden – für den millionenfachen Hungertod der Gefangenen und der Leningrader. Auch nicht für das „Tu-quoque“-Prinzip: Der völkerrechtswidrige Partisanenkrieg, die anfänglichen Gefangenenmorde, Stalins „verbrannte Erde“ bestimmten die Gegenmaßnahmen. Zur Wahrheit gehört, dass die SS-Broschüre „Der Untermensch“ und der Kommissarbefehl zurückgezogen wurden. Der berüchtigte Befehl des Generalfeldmarschalls von Reichenau richteteSoldaten, die gefangenen Kommissaren eine Zigarette anboten.

Der „Generalplan Ost“ trat nie in Kraft. Lebensraum: Von 18 Millionen Soldaten wünschten nur 350, ein Stück Land im Osten zu erwerben. Himmler klagte, dass in Feldpostbriefen die Russen nicht als „Roboter“, sondern „ein edles Volk“ bezeichnet wurden.Gegen Hitlers Willen kämpfte eine Million Sowjetbürger auf deutscher Seite. In Stalingrad schlichen sich „Hiwis“ durch die Frontlinie, um von ihren Landsleute Nahrung für ihre hungernden deutschen Kameraden zu erbitten – und bekamen sie!

Die Versöhnung mit dem polnischen Volk ist – von den Medien unbeachtet  längst gelungen:auf der Ebene der Flüchtlinge, die millionenfach ihre verlorene Heimat besucht und mit den Nachfolgern in ihrem Eigentum Freundschaft geschlossen haben. Eine Versöhnung zwichen Russen und Deutschen ist überflüssig, da es – von der Politik ignoriert – keine Feindschaft gab und gibt. – Fritjof Meyer


Leserbrief zu „Knack. Knack. Knack.“ von Mark Schieritz et al.

….es ist völlig egal, ob Merkel/Grün der FDP beim Soli mit 10 oder 13 Mrd. Euro entgegen kommen wollten, denn der Soli ist inzwischen nach 25 (!) Jahren gänzlich verfassungswidrig geworden. Den Politikern, die dennoch weiterhin ganz oder teilweise auch in der Zukunft an ihm festhalten wollen,  fehlt schlichtweg der Respekt vor Recht und Gesetz. – Hans Hardenberg


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Ich denke, wenn wir nun doch wieder eine Große Koalition bekommen würden (weil der Bundespräsident keine Neuwahlen möchte und weil der Druck auf Martin Schulz von allen Seiten zu groß wird), dann könnten wir Wähler fast denken: egal was wir wählen, es gibt nachher sowieso eine Große Koalition (und zwar Schwarz-Rot, auch wenn diese eigentlich im September abgewählt wurde!). Ich würde für eine schwarz-grüne Minderheitsregierung mit Duldung der SPD plädieren – dann würde es eine Veränderung geben, ähnlich der, an die bei den Jamaica-Sondierungen gedacht worden war. – Rainer Brüß


Leserbrief zu „Der Seelenputzer“ von Florian Illies

Mit großem Vergnügen habe ich ihren Verriß des Buches „Wie Kunst ihr Leben verändern kann“ von Alain de Botton/John Armstrong gelesen. Ohne das Buch zu kennen, glaube ich, gut nachvollziehen zu können, woran und warum sich ihr Abscheu entzünden musste. Ich bin selbst Kunsttherapeut, Maler und Musiker und arbeite als Kunsttherapeut in der Akut-Psychiatrie, Psychosomatik und Traumatherapie. Wenn das, was de Botton als lebensveränderndes Element der Kunst beschreibt, die Wirksamkeit der Kunst ausmachen würde, und wenn das, was er auf diese Weise als Kunst beschreibt, Kunst wäre, dann könnte es wohl keine Kunsttherapie geben und die Kunst selbst wäre uns bei weitem nicht so viel wert, wie sie es uns ist. De Botton funktionalisiert die Kunst, und das noch in platter Weise.

Überrascht bin ich dennoch von Ihren kurzen Zeilen, in denen sie Ihre eigene Kunstauffassung andeuten, wonach Kunst „etwas Magisches, fast Heiliges“ sei. Das klingt mir nach einer platonischen Kunstauffassung. Dies legt auch das Cover der gut plazierten Werbung für Ihr Buch im Fischer Verlag nahe: Wolken! Einen Zugang zur Kunst, zum Kunstschaffen, welcher die platonische Auffassung überwindet, indem er das Kunstschaffen als Verwandlungsprozess begreift, habe ich philosophisch-phänomenologisch in meinem Buch „Das Spielen zwischen Intentionalität und Pathischem im Erleben & Kunstschaffen“ und literarisch-aphoristisch in meinem Buch „Verwandlung“ darzulegen versucht. Beide sind in meinem Independent-Verlag erschienen (siehe: www.verwandeln-verlag.de/literatur). – Ralf Matti Jäger


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Die Befürchtung, eine Minderheitsregierung, die dem Kabinett Merkel bei der Beschaffung von Mehrheiten „immer wieder die eigene Hilflosigkeit vorführen würde“, ist berechtigt. Dies könnte aber durchaus ein realistisches Abbild des Bürgerwillens sein und als Aktivierung unserer etwas eingeschlafenen Demokratie wirken. Mehr öffentliche Debatten im Bundestag statt zügigen Absegnens vorgefertigter Arbeitskreis- und Lobbyistenpapiere erfreuen Geist und Herz des Demokraten und bieten dem Souverän wieder mehr Einblick in Arbeit und Entscheidungen „derer da oben“. Vielleicht haben Sie, Herr Nass, „es noch nicht mitbekommen“ (Sorry, Ihr Zitat), dass es eine zunehmende Menge von Menschen gibt in diesem Land, in dem wir gerne leben, die seit zwanzig Jahren einer Abnahme ihrer Lebensgrundlage zusehen (Gehälter, Mieten, Renten). Auch diese Menschen haben ein Recht, in unserer Demokratie wirksam vertreten zu werden, meinen Sie nicht?

Es ist deshalb durchaus wünschenswert, zumindest aber ein erlaubter Denkansatz, dass die SPD zu ihrem historischen Profil zurück findet. Auch aussenpolitisch täte es, auch dies ein demokratisch erlaubter Denkansatz, unserer Regierung gut, den Blick gen Osten nicht nur unter militärischem Gesichtspunkt zu wagen. Als Mehrheitsbeschaffer Frau Merkels wird der SPD das nicht gelingen. Nein, die Regierung unseres gerade recht gebeutelten Landes ist kein Geschenk (Ihr Zitat: „wie die SPD zu glauben scheint“). Gerade deshalb zeugt es von gelebter Verantwortung, die zahlreichen Bürger konsequent zu vertreten, die weniger Sicherheit und Wohlstand, vor allem aber weniger Demokratie wahrnehmen, als es Ihnen offenbar gegeben ist.
Eine Entfernung „Schritt für Schritt von der politischen Mitte“ ist durchaus eine interessante – und mehrheitsfähige – Alternative, denn in der Mitte ist es eng geworden, vor allem in den Köpfen. Was könnte das besser demonstrieren als Ihr selbstgerechter Artikel, der den abweichenden Standpunkt als vertrottelt und „ein demokratisches Ärgernis“ darzustellen versucht. Ja, denken Sie groß, lieber Herr Nass! – Laura R. Bauer


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Mein Vater war mehr als 25 jahre lang Bezirksleiter der BP. Er ging an keinem Morgen später als 6:30 aus dem Haus und kam an kaum einem Abend früher als 19:00 zurück, saß dann oft noch bis 21:00 an seinen Listen für die „aggregierten Daten“ – handschriftlich, in vordigitaler Zeit. Die Methoden und der Druck, mit denen er „seinen“ Pächtern den Einkauf von mehr überteuerten Gütern schmackhaft machen musste, waren ihm ein Gräuel. Die Jubiläumsgabe nach 25 Dienstjahren war eine Wetterstation im Wert von damals etwa 50 DM. Und als er dann über 50 war, etwas langsamer treten musste und dem Druck nicht mehr gut standhielt, wurde er entlassen. Ich habe ihn selten so befreit erlebt, wie kurz nach dieser Entlassung. Der Artikel hat in einem Recht: Das menschenverachtende System ist nicht neu. Er übersieht aber, dass die Bezirksleiter diesem System ebenfalls ausgeliefert sind. Unternehmensethik und Wertschätzung für Mitarbeiter haben darin nur wenig Platz. – Prof. Dr. Peter Henning


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Das war für mich die spannendste Reportage in der ZEIT seit langer Zeit. Obwohl vieles im Dunkel der Intransparenz und Abschottungsstrategie des Unternehmens bleibt, wird das unheimliche Konstrukt der „Wirtschaft 4.0“ hier deutlich: totale digitale Kontrolle und Steuerung, auch der vereinzelten, nicht gewerkschaftlich organisierten Franchisenehmer, Kommerzialisierung aller zwischenmenschlichen Kontakte, Durchsickerung des Alltags mit Marketing-, Kundenbindungs- und Werbestrategien. Und die daraus resultierende Angst vor einem anonymen, 24/7 omnipräsenten Apparat. Modell sind US-Konzerne wie Google und Facebook, über deren Innenleben auch wenig bekannt ist. Implizit beschreiben Sie, was Marcuse und andere linke Theoretiker schon in den 70er Jahren als „Warencharakter der menschlichen Beziehungen“ in der kapitalistischen Gesellschaft bezeichnet hatten – heutzutage noch ausgefeilter dank IT und Internet. Wenn erst das digitale Bezahlen mittels Smartphone flächendeckend verbreitet ist, wird dem registrierten Kunden schon 3 km vor der nächsten ARAL-Tankstelle ein Heißgetränk oder eine sonstige „special offer“ aufgedrängt, da die ARAL-App genau Ihre Route nachvollzieht, weiß, wo sie sich gerade aufhalten und wann der nächste Tankstop fällig wird. Ein ähnlicher Druck wird wohl auch im telefonischen Service/Kundenkontakt vieler Unternehmen ausgeübt, wo langatmige Begrüßungsformeln abgespult werden nach dem Schema „Lieferandido AG, mein Name ist Sandra Mustermann, was kann ich für sie tun?“ und vorher noch abgefragt wird, ab das Gespräch mitgeschnitten werden darf. Immerhin darf ich dort noch verneinen. – Andreas Sperwien


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Wenn man auf die politische Landschaft wie auf ein Schachbrett schaut, sieht man dort ein Patt. Mittendrin die schwarze Dame als Scheinriesin, deren Fantasie-und Sprachlosigkeit für Gelassenheit und Gedankentiefe gehalten wird, obwohl sie uns galoppierende Entwicklungen mit Kollaps- potentialeingebrockt hat wie z.B. illegale Einwanderung junger Männer, die nichtoder nur mit ruinösen Folgenintegrierbar sind, eine technisch und ökonomisch nichtmögliche Energiewende und eine kaum noch aufzuhaltende Erosiondes Rechtsstaates.  Anscheinend ist das Patt weder durch Jamaika, noch Neuwahlen oder Minderheitsregierung undschon gar nicht durch Neuauflage der GroKo aufzulösen und wenn doch, dann mit den bekannten Risiken und Neben- wirkungen.

Warum sprichtniemand aus, was viele denken, nämlich dass die schwarzeDame vomBrett genommen werden sollte? Die Blockaden würden sich lösenund vieles würde möglich werden. Die, die reinen Herzens sind, müssten nichtfürchten, dass der Rechtspopulismus befeuert wird, er würde die Figur ehervermissen. Es bräche keineswegs dasChaos aus, sondern Chaos und Leereunter derdünnen Decke scheinbarerStabilität würden in voller Pracht sichtbarundDeutschland könnte, solangees noch die Kraft dazu hat, seine Dekadenzein wenigverlangsamen.  Dass die CDU keinen oder nur Nachfolger hat, deren Namen man nicht nennen kann, würde sich auch nach weiteren vier Jahren nicht ändern; die CDU ist mindestens so kaputt wie die SPD.Meinetwegen könnten sie den Pförtner des Kanzleramtes zumÜbergangskanzler machen. Er würde wahrscheinlich wenig Schaden anrichten. Die Hofschranzen könnten wieder aufrecht gehen, der Bundestagwürde das Debattieren wieder lernen, und wir würden Zeitgewinnen, die wirklichen Probleme zu erkennen, statt uns mitden Befindlichkeiten von Personen oder den Illusionen der Medien zubeschäftigen. – Rolf Maschlanka


Leserbrief zu „Groko, was sonst?“ von Josef Joffe

So jedenfalls darf man ja eigentlich auch das Ergebnis der Bundestagswahlen interpretieren:  Wahlkampf als Einzelkämpfer (der Stimmen-Anteil der SPD in der großen Koalition betrug 25,7%, dementsprechend ihr Koalitionsanteil 38,2%). Die Bundestagswahl im September ergab für die Parteien der großen Koalition diesmal mit 53,5%: deutlich weniger – aber für einen neuen Bundestag mit nunmehr sechs statt wie bisher vier Fraktionen dennoch eine klare absolute Mehrheit (die SPD daran übrigens mit einem nahezu unver­ändertem Koalitionsanteil von 38,3%, die Proportionen innerhalb der Koalition haben sich also nicht wesentlich verschoben): Damit hat die Koalition de facto die Wahl gewonnen – und sie hat damit auch wieder einen deutlichen Wählerauftrag für die Regierungsbildung!

So wenigstens hätte man ein solches Ergebnis wohl in anderen europäischen Ländern zu deuten gewusst, wo nicht die hysterische „German Angst“ herrscht.  Herr Schulz erklärte dagegen noch am Wahlabend, dass die GroKo die Wahl verloren habe, mit einer, wie er es nannte, „krachenden Niederlage“. Mit dieser Begründung lehnte er (der noch kurz vor der Wahl Frau Merkel einen Platz als Vizekanzlerin in seinem kommenden Kabinett angeboten hatte)  für seine Partei jegliche weitere Zusammenarbeit in einer GroKo ab, ohne dazu überhaupt erst seine Partei zu einem solchen Schritt zu befragen! Dieser verordnet er zur Regenierung einen Erneuerungs­prozess in der Opposition, den sie dringend brauche – als hätte eben diese Partei nicht in der Groko hervorragende Arbeit geleistet und führte sie nicht erfolgreiche Landes­regierungen! Herr Schulz sollte sich eine Pause kritischer Reflektion gönnen. – Peter Ramm


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Das aktuelle Dossier habe ich sehr gerne gelesen. In der Tat ist der dort beschriebene Zwang zum Aufschwaetzen weiterer Produkte ein Aergernis bei immer mehr Einkaeufen. Was allerdings in diesem Zusammenhang sehr ironisch wirkt, ist die Tatsache, dass ich bisher jedes Mal wenn ich telefonisch eine Urlaubsunterbrechung meines ZEIT Abos beantragt habe, ‘aktiv’ Angebote von anderen Zeitschriften Ihres Hauses (ZEIT Geschichte oder Wissen) erhalten habe. Das alles ist nicht schlimm, aber nervt genauso wie die Frage nach Payback-Punkten. – Rainer Schlitt


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Die Hofmann-Lohr-Geschichte wird immer widerwärtiger! Unerträglich, wie sich dieses aufgeblasene Dämchen aufführt und den Mann zappeln lässt und ihn gleichzeitig mit erotischen Fotos füttert. Man möchte ihm wirklich etwas Emanzipation wünschen. Finden Sie das irgendwie gut??? – Cornelia Grob


Leserbrief zu „Fremdes Recht“ von Heinrich Wefing

Ich habe lange nicht so viel Tendenz lesen müssen. Wäre der Passagier von Warschau nach Bangkok geflogen, hätte dann das polnische Gericht die deutsche Geschichte berücksichtigen sollen? Warum fliegt der Israeli nicht mit El Al oder Lufthansa? Wusste er nicht vom Boykott gegen israelische Bürger? Wurde das in israelischen Zeitungen nicht thematisiert? War der Israeli vielleicht sogar israelischer Palästinenser oder hätte das den Kommentar geändert? Was passiert denn deutschen Staatsbürgern, wenn sie als Persona non grata über US Gebiet fliegen wollen, sogar ohne in USA zu landen. Ist das weniger schlimm? – Helmut Rocco


Leserbrief zu „»Auf einmal hieß es: Nein, nein, nein«“ von Marc Brost und Martin Klingst

Auch Ihre Zeitung scheint noch nicht oder will nicht verstehen, daß unser Geschäftsmodell nichts taugt. Wir jagen einer Demokratie hinterher, die schon vor circa 20 Jahren ihren Anfang nahm. Die Zustande bilden sich in der AfD ab. Unser Europa, wie wir es kennen, wollen die etablierten Parteien (ausser FDP und AfD) auflösen. Nach dem Motto: Europa ja, aber anders. Das wäre ja nicht verkehrt, aber wie die Deutsche Politik damit umgeht kann das nicht funktionieren. Wenn die Menschen immer mehr das Gefühl haben, daß sie ihre Heimat verlieren kann ein Staat nicht 80 Millionen heimatlose Bürger regieren. Kein Land in Europa geht so leichtsinnig mit seinen Bürger um wie in Deutschland. Wer das nicht verstehen will, wird eines Tages bitter bestraft. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Schafft er sie?“ von Matthias Geis und Bernd Ulrich

Die FDP hat sich wieder einmal als klassische Umfallerpartei ohne irgendein Verantwortungsbewusstsein präsentiert. Wenn es opportun ist, wechselt man die Richtung. Die letzten 4 Jahre hat man diese Spielchen nicht vermisst. Bleibt zu hoffen, dass sich bei Neuwahlen das Zweitstimmen Geschenk nicht wiederholt und dadurch die FDP im Orkus der Geschichte endgültig verschwindet. Aber Lindner hat sich auch durch seine Aussage zu einer zukünftigen Jamaikakoalition, die er neuerdings kategorisch ausschließt, aus dem Kreis der Demokraten verabschiedet. Liberal können auch andere, scheinliberal nur die FDP. – Wolfgang Scheer


Leserbrief zu Endlich sagt’s mal einer“ von Rainer Esser

Die Werbeindustrie frisiert ihre Statistiken, um den Unternehmen Werbeblöcke im (geschmacklosen) Privatfernsehen schmackhaft zu machen. Doch was fürs Fernsehen gilt, gilt auch für Print: Werbung, die ins leere läuft: Das ungelesene Exemplar der Zeitung oder – wer kennt es nicht – das Hinausschüteln der Werbeprospekte, die ungelesen im Papierkorb landen. Außerdem: Wer sagt denn, dass „leicht fettleibige oder etwas arme“ Menschen weniger konsumieren als kluge und schlanke? Fragen Sie doch mal einen Schuldnerberater oder die Diätindustrie. – Hendrik Große-Homann


Leserbrief zu „Lasst die Finger davon!“ von Rüdiger Jungbluth

Selten über ein an sich ernstes Thema so gelacht. Bei den derzeitigen Rahmenbedingungen wie Niedrigzins, Geldschwemme, Wohnungsnot usw. spiele ich manchmal mit dem Gedanken auch in Wohneigentum zwecks Vermietung zu investieren, aber meine Bedenken hat Herr Jungbluth treffend beschrieben, auf diese Erfahrungen möchte ich gerne verzichten. Vielen Dank, das Thema ist für mich durch! – Hans-Jürgen Ernst


Leserbrief zu „»Die Nachtigall triezen!«“ von Ijoma Mangold

Heinrich von Rugge

Schon lange Zeit
liebe ich sie so, wie es richtig ist.
Und nur wenn sie meine Liebe erwidert,
würden meine Anstrengungen enden.
Sie aber will davon nichts wissen,
und das lange Warten
zermürbt mich aufs äußerste.
Ich leide unter einer Schwermut,
als hätte mich jemand für immer bezwungen.
Bitte, lass mein Verlangen zu.
(eigener Versuch)
Gedichte aus dem Mittelhochdeutschen zu übersetzen bietet allerlei Spaß, weil einfach sehr viele Varianten nebeneinander gefunden werden können. Insofern ist auch Postmodernismus in dieser Disziplin möglich, wohl eine Art Museum für konkrete Kunst in Form von Lyrik. Anja Utlers Beitrag ist in dieser Hinsicht inspirierend für mich gewesen, er hat mich nämlich dazu verleitet, es einmal selbst mit einer Übersetzung zu versuchen. Als Mann wohl bin ich zu gänzlich anderen Ergebnissen gekommen. Man darf nicht vergessen, dass es dieser Art Spezies mitunter schlicht und einfach um Sex geht, oder auch darum oder in erster Linie darum. „Eine gewissheit wird schon gut“ kennt ein Mann nämlich nicht, sondern vielleicht eine schwangere Frau, denn die braucht sie wirklich. Und daher scheint es hier eher um Folgendes zu gehen: Die Sinnlichkeit ins Bewusstsein zu rufen und damit zu bändigen, ihr eine Form zu geben, und das ist eben Minnelyrik. Sie ist zutiefst männlich, zweideutig und sublim für denjenigen, der damit etwas anfangen möchte. Sie ist nicht feministisch umdeutbar und von Frauen kaum so übersetzbar, dass ein Mann sich darin wiedererkennen kann – was man freilich nicht wollen muss, worauf ich aber Wert lege, möchte ich doch, denn dann bereitet mir die Lektüre der Minnelyrik Vergnügen.

Fazit: Wie so oft regt DIE ZEIT zum Nachdenken an, indem sie Nebelkerzen zündet. Ich kenne keine Publikation in Deutschland, die die Wahrheit so geschickt umschreibt und die Codes liefert für diejenigen, die sie entziffern können. Vielleicht sei noch ein Hinweis angefügt (und hier rede ich eben nach Martin Luther: „wes das Herz voll ist usw“., oder eben auch „Ich kann nicht anders“), denn: staete im Mittelhochdeutschen bezeichnet immer eine moralische Qualität, niemals einen emotionalen Zustand. Das ist zwingend so zu verstehen. Utlers „Ich bin stabil“ lässt aufhorchen, weil es so schön verquer ist, fachlich gesehen ist es leider wirklich unannehmbar. Denn: nur für Männer ist staete eine echte Herausforderung, sie müssen von den Anderen erst dazu erzogen werden. Sie hat sie schon, und sie braucht sie nicht. – Thomas Hofheinz


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Man kann sich Parteien genau so wenig zurecht biegen wie Kirchen. Beide Institutionen sind Gesinnungs-und nicht primär Verantwortungs-„Vereine“ .   Der Leitartikel  von  Matthias Nass  in der ZEIT v. 23.November operiert auf der Argumentationsebene , eine immer noch bedeutende Partei, der allerdings schon von der einschlägigen Meinungspresse inzwischen der Charakter einer Volkspartei abgesprochen wird, könne sich unmöglich der  Mitverantwortung an der Spitze des Staates BRD  entziehen. Nun trägt  man aber  auch in der Opposition oder wenn man eine Minderheitsregierung toleriert oder – vereinbart – stützt, Verantwortung.  Wenn es wieder zu einer „Groko“ kommen sollte, darf es nicht so dargestellt werden, als sei dies Angela Merkel allein zu verdanken. Die SPD Verhandlungs-Koalitionäre müßten in wesentlichen Fragen ganz beträchtliche Konzessionen von der Union erhalten. So in der Zuwanderungsfrage, in der Bildungsfrage, in der Frage öffentlicher Infrastruktur, bei der Thematik: aufziehende Altersarmut, bei der Soli-Abschaffung, vor allem in der Europa-Politik und nicht zuletzt auch in der Familienpolitik. Die Mitgliederbasis der  SPD wird nicht länger eine reine Steigbügelhalterfunktion der SPD für die Merkel-Union mit tragen.^ Mit anderen Worten: die Union müßte ganz erhebliche Zugeständnisse machen. Danach sieht es aber nicht aus.  Bei aller Einforderung von Staatsverantwortung: gerade die SPD als älteste Partei Europas hat immer noch einen Markenkern,  nämlich den von sozialer Gerechtigkeit und bürgerlicher Teilhabe am politischen, wirtschaftlichem und kulturellem Geschehen . Hier muß sich die Union gewaltig bewegen, sonst wird diese neue „Groko“  nichts. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Fremdes Recht“ von Heinrich Wefing

Als Vorsitzender Richter am OLG a. D. selbst Jurist habe ich den Fall schon vor Ihrem Beitrag verfolgt. Ich hätte gerne mit Kollegen über die  nicht ganz unproblematischen Rechtsfragen diskutiert. Dazu müsste ich aber wissen:

  1. Den Wortlaut des Klageantrags,
  2. Die Anspruchsgrundlage, auf die der Kläger den Antrag gestützt hat,
  3. Ob das Urteil des Landgerichts Frankfurt a. Main rechtskräftig ist.

Josef Vogt


Leserbrief zu „Nur nicht verkrampfen“ von Matthias Krupa et al.

Nachdem leider bestimmte – aber nun wirklich nicht alle –  EU-Mitgliedsländer ununterbrochen die Bundesrepublik der überwiegend  (Wirtschafts-)  Hegemonie bezichtigen,  sind die Deutschen jetzt wieder die „deutsche Gefahr“ , weil auch hierzulande niemand sich den neuen , rechtsnationalistisch/populistischen Strömungen,  ganz entziehen kann.  Deutschland will doch gar kein Lehrmeister der EU-Gemeinschaft sein. Unsere sogenannte Wirtschaftsmacht beruht im wesentlichen auf dem Prinzip des Wettbewerbs mit guten Produkten und Dienstleistungen ……..,zu immer noch erträglichen  Verkaufspreisen.  In der Weltpolitik spielt Deutschland – gewollt offenbar der so von der Weltgemeinschaft (?) , soweit sich dies im UNO-Abstimmungswillen ausdrückt  –eine nur untergeordnete Rolle  ein.  Die   Bundesrepublik sitzt –obwohl dritt-größter Beitragszahler in der UNO –so wie  Japan,  nicht im  permanent tagenden UN-Sicherheitsrat.    Auch hat Deutschland auf Atomwaffen verzichtet  und besitzt noch nicht einmal einen einzigen Flugzeugträger.        Das Mißtrauen gegenüber Deutschland sitzt sehr tief, tiefer  als die heutigen jungen Bundesdeutschen dies wahr haben wollen. Man kann dies aber nicht °auf Knopfdruck°  ändern. Dies kann nur die Geschichte leisten .  Nur jetzt in EU-Mitgliedsländern gleich eine Staatskrise für Deutschland auszurufen, ist  doch völlig überzogen. Wenn andere EU-Länder dauernd dumme Aussagen von sich geben, also Deutschland verordne Austerität, es müsse eben Geld … auf Teufel heraus à la Keynes – gedruckt  werden,  dann kann  ja Deutschland auch einmal auch über die, in diesem Falle aber „nur“  theoretisch/politische Strenge schlagen. Ganz Europa  hat  doch das Problem   einer enormen Beschleunigung des Modernisierungs-Prozesses,   via   Technologie und  enormer Innovationskraft gerade auch von Ideen zur zukunftsfähigen Lebensführung.““ ° De Verkrampte °  waren übrigens  in der Endzeit,  in der Apartheid des alten Südafrika bis 1994, diejenigen Buren, die den Wandel der Zeit nicht einsehen wollten. Es ist nicht davon aus zu gehen, daß die Bundesdeutschen plötzlich zu „Verkrampte“ werden. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Lasst die Finger davon!“ von Rüdiger Jungbluth

Es ist in Deutschland eine große Gefahr ein älteres Haus zu erwerben. Trotzdem kann ich Ihren Autor weiterhin raten, nicht auf eine Immobilie zwecks Alterssicherung zu verzichten. In diesem speziellen Fall sollte er lieber in einem anderen Staat investieren. Allerdings hat er einen Kardinalfehler mit dem nicht vorhandenen Eingangsflur zu den Wohnungen begangen. Das kann kein Bauamt  auf Dauer hinnehmen. In Deutschland ist kaum noch eine Rendite zu erzielen, das ist auch der Grund warum sich kaum noch ein Investor traut ein Haus in Deutschland zu erwerben. In meinem Bekanntenkreis wurde schon seit circa 20 Jahren im Ausland investiert. Ich selbst habe in den 80er Jahren in Spanien und der Schweiz Immobilien erworben. Ihr Autor hatte noch zusätzlich das Pech in Köln einen Altbau zu erwerben. Das war die falsche Stadt. Nur die großen Wohnungs- und Fondsgesellschaften investieren nach wie vor in Immobilien, die  nach 10 Jahren wieder verkauft oder in Wohnungseigentum umgewandelt werden. Das ist ein lukratives Geschäft. So ist es auch mit den Luxusimmobilien. Ihr Fall ist typisch für die Entwicklung unseres Landes. Die Wirtschaft boomt nur deshalb weil die großen Firmen aber auch die Mittelständigen im Ausland verkaufen und auch produzieren. Die Bürokratie hat unser Land kaputt gemacht. Der Binnenmarkt wird völlig vernachlässigt. In Deutschland muß jeder Furz dokumentiert werden. Die Ärzte wissen ein Lied davon zu singen. Und im Baugewerbe ist es nicht viel anders. Das Bauen ist genau deswegen so teuer geworden. Das wird alles auf die Mieter umgelegt. Das alles sieht die Politik nicht oder will es nicht sehen. Sie sind es, die einen günstigen Wohnungsbau unterlaufen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Vielleicht sollten Sie auch einmal die ZEIT ganz durchsehen. Ich will nur eine Zeitung haben – und bekomme (optisch) angeboten: LEO, Uhren in Sonderanfertigungen, andere Weihnachtsgeschenke, ZEIT Geschichte, Wissen, Seminare … Nicht nur ARAL muss diversifizieren. Vielleicht gibt es hinter den eigenen Angeboten auch Umsatzziele … So ist der Kapitalismus. Aber gut, das am Beispiel vorgeführt zu bekommen. – Martin Müller


Leserbrief zu „Ungezählt“ von Simon Kerbusk

Der Beitrag zeigt mir, wie die Medien ständig  über unmögliche Zustände berichten aber die falschen Schlüsse ziehen. Eine ahnungslose Gesellschaft bevölkert unser Land. Und die unzähligen Flüchtlinge werden unser Land noch instabiler machen. Über die Köpfe der Bürger hinweg wurde mir nichts, dir nichts bestimmt wie das zu laufen hat. Ich lebe in NRW und weiß sehr gut, das unter Rot-Grün solche Zustände möglich waren.  Verlässliche Zahlen kann es gar nicht geben. Weil die Gestrandeten gar nicht registriert sind oder nur unbrauchbare, überholte Daten bekannt sind. Der Lügenapparat Staat funktioniert  auch bei den Arbeitslosen sehr gut. Die Zahlen die im Umlauf sind stimmen vorne und hinten nicht. In Wirklichkeit sind sie viel höher. Wie hoch genau kann man nur in etwa schätzen. Ein bestimmter Jahrgang oder irgendeine Schulung, die die Bürger besuchen, fallen aus der Arbeitslosenstatistik raus. Die Wohnungsnot wird in Zukunft noch größer werden. Die Länder, von denen sie schreiben, liegen in der Statistik nur deswegen besser, weil sie von Anfang an keine Ausländer aufgenommen haben.  Zumindest keine Islamisten. Fast die ganze EU hat sich zurückgehalten – auch Frankreich. So blöd waren nur die Deutschen. Jetzt faseln manche Parteien von Familiennachzüge. Die Männer sollten zu ihren Familien zurückkehren Aber soviel Vernunft hat der Staat nicht. In den anderen Ländern wurde auch eine bessere Wohnungspolitik installiert. Auch das hat Deutschland verpasst (s. Leserbrief von mir zum Beitrag „Lass die Finger davon“). – Gunter Knauer


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Herumeiern… Dieses Wort steht für ungleichmäßig rotieren, unsicher oder ungleichmäßig laufen/gehen/fahren. Genauso versteht man darunter, dass um etwas herumgeredet, dass etwas offengehalten, oder dass sich nicht festgelegt wird. Dieses Wort passt aktuell also hervorragend auf die meisten Politiker in Berlin. Seit der Bundestagswahl, vor nunmehr acht Wochen, wird dieses schwache Verb (so steht es im Duden…) jeden Tag stark beansprucht. Jamaika scheiterte vor Wochenfrist nach unendlichen Gesprächsrunden mit einem Knall. Nun wird von Neuwahlen gesprochen, von einer Minderheitsregierung, von einer erneuten Gro-Ko. Der einzige, der in dieser Lage wirklich Initiative zeigt, ist unser Bundespräsident. Er lädt einige hohe Politiker in sein Schloß ein, um ihnen zu erklären, welchen Auftrag und welche Verpflichtung sie als gewählte Vertreter des Bundestages haben. Herr Steinmeier, vielen Dank für diese Nachhilfe. Sie scheinen die richtigen Worte gefunden zu haben. Denn endlich kommt etwas in Bewegung. Es soll mit gemeinsamen Gesprächen zwischen Kanzlerin, SPD- und CSU-Chef weitergehen. Das sieht dann zwar wieder etwas nach Herumeiern aus, aber egal, wir sind geduldig. Wie eilig durchgeführte Umfragen ergaben, hoffen wir nun mehrheitlich, dass es (wieder) mit der Gro-Ko klappt. Vor einigen Wochen sah das noch anders aus, damals ergaben die Umfragen, dass Jamaika favorisiert werde. Politik ist schon ein hartes Brot… Ach, übrigens soll auch das Wort lindnern in den Duden aufgenommen werden. Das Verb steht dafür, etwas in letzter Sekunde, sehr überraschend platzen zu lassen. – Achim Bothmann


Leserbrief zu „Die Stunde der Entscheidung“ Thomas Assheuer

DIE ZEIT vom 23.November widmet sich in verschiedenen Artikeln– natürlich aus dem konkreten  Anlaß der Berliner Krise, die selbstverständlich eine Krise  ist, wenn auch keine Staatskrise – der Deutung des politischen Zeitgeistes. Auf der einen Seite wird der traditionelle Begriff der bürgerlichen Mitte bemüht, um deren Besetzung im Wahlvolk  nunmehr die FDP und die sozialdemokratisierte CDU kämpften.  Auf der anderen Seite versucht Thomas Assheuer mit dem Begriff: °neuer Typ des modernen Nationalpolitikers° eine Phänomeno-logie von Politikgestalten wie Christian Lindner , Karl Theodor von Guttenberg, Sebastian Kurz,  Guido Renzi , also sogenannte „hochdrehende Tausendsassa“ zu porträtieren , auf jeden Fall aber als eben einen völlig neuen Typ von Politiker-Generation darzustellen. Der Angriff auf die Bastion der bisherigen „System-Politiker „ der hergebrachten Parteien also die alte Garde, erfolgt mit Hilfe der Generalanalyse, daß die heutige Weltgesellschaft sehr viele Probleme – siehe Klimaschutz oder Zuwanderung – nicht mehr mit rein nationalen Mitteln lösen kann. Es bedürfe einer radikalen Modernisierung, d.h die  ökonomischen Kräfte müßten geradezu rücksichtslos freigesetzt werden. Voilà, das ist doch der Kern des Neoliberalismus. Die Diagnose lautet, daß die Stürme des Weltmarktes mit den Bordmitteln rein national aufgestellter Gesellschaften nicht mehr gemeistert werden können. Es braue sich etwas an Umwälzung der Weltgesellschaft zusammen (siehe die Digitalisierung) , dem nur mit einer konsequenten Gesellschafts-und Wirtschaftstherapie begegnet werden könnte. In einem gewissen Sinne gehört dann auch der neue frz. Präsident Emmanuel Macron zu diesen Politik- Modernisierern. Doch setzen sich, wie Thomas Assheuer schreibt, die porträtierten neuen Nationalpolitiker durchaus auch scharf von Macron ab, weil sie es ablehnen, daß  durch zwischenstaatliche Subventionen , insbesondere zu Lasten der Bundesrepublik,  ein europäischer Finanzausgleich entsteht…Allerdings stellt sich die Frage, ob wir es bei dem Typ des „modernisierten Nationalpolitikers“ nicht doch nur mit einem normalen Generationswechsel zu tun haben. Die Sprache der neuen Nationalpolitiker mag eine eigene, begrifflich-zupackende, den Leistungsgedanken überhöhende,  sein. Aber im Kern geht es dann doch wohl wieder nur um die berühmte „Zirkulation“ der Eliten? Âssheuer entwirft gegen Ende seiner Ausführungen folgendes Zukunfts-Szenario für Europa: Entweder Teil-Rückzug in die nationale Wagenburg und eine kompromißlose Generalsanierung unter Abhalfterung der alten Machtkomplexe , oder eine abgefederte Modernisierung, die allerdings das Wort Europa nur bei Festreden in den Mund nimmt, oder  schließlich das Eintreten in die konkreten  Vorschläge von Emmanuel Macron, nämlich die EU in ihrer Handlungsfähigkeit massiv –auch sicherheitspolitisch – zu stärken . – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

  1. Asendorpf kommentiert das Energiesystem nur aus der Stromperspektive, so als ob EON & RWE  die Feder geführt hätten. Obwohl Wärme und Verkehr deutlich höhere Anteile als Strom aufweisen, wird Solarthermie nur in einem Nebensatz erwähnt, verbesserte Energieeffizienz überhaupt nicht. Obwohl es zuerst darum gehen muß,den Energiebedarf kostengünstig zu reduzieren, der dann wirtschaftlich mit Erneuerbaren gedeckt werden kann. Auch in Nr. 31 „Noch mal ein Versuch“  hat Asendorpf die widersinnige These vertreten, mit Strom – auch Solar erzeugtem – zu heizen. Als ob es Solarthermie nicht gäbe, wird ein teurer Irrweg propagiert. Auf Asendorpf’s Analysen werde von nun an verzichten. – Karl Kellner

Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Es geht nur zweitrangig um die Beiden. Unser Staat ist am kollabieren und von Ihrer Redaktion höre ich so gut wie gar nichts. Der Rechtsstaat gibt es nur noch auf dem Papier. Durch den Flüchtlingsstrom aus allen Regionen ist er abhanden gekommen. Die Justiz ist völlig überfordert, die Verbrechen können nicht mehr bestraft werden, Berge von unerledigten Straftaten stapeln sich in den Gerichten. Und wenn Urteile gesprochen werden, sind sie dem Bürger kaum noch zu vermitteln. Unser Gemeinwohl steht auf dem Spiel und von Ihrer Redaktion hört man so gut wie nichts. Ich war mit einem Oberstaatsanwalt gut bekannt, der  mir schon vor 12 Monaten sein Leid geklagt hat. Statt die Ängste über unser Klima zu schüren, sollten Sie den Zustand unseres Alltags in den Mittelpunkt stellen. Deutschland wird an allen Ecken und Kanten durch Betonmauern und anderen Gegenständen einbetoniert oder versperrt. Der Autofahrer muß ständig Umleitungen in Kauf nehmen, weil  irgendwo eine Großveranstaltung angesagt ist. Das Ausweichen auf öffentlichen Verkehrsmitteln wird gebetsmühlenartig als Allheilmittel empfohlen, obwohl die Gefahr für den Bürger viel größer ist, wenn der Terrorist eine versammelte Mannschaft vorfindet. Diese Kontrollen hätte man an den Aussengrenzen von Europa einrichten können mit den entsprechenden Sammelunterkünften für die Flüchtlinge. Aber das kam der Regierung nicht in den Sinn. Das alles umtreibt die Bürger. Das gehört auf die Titelseite Ihrer Zeitung. Das sollten Sie als seriöser Journalist für Ihre Leser in den Mittelpunkt Ihrer Arbeit stellen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Ich bedauere sehr, dass sich auch „Die Zeit“ dem konzertierten Trommelfeuer der deutschen Leitmedien angeschlossen hat, mit dem die SPD zur „Staatsräson“ gebracht und eine Minderheitenregierung oder Neuwahlen verhindert werden sollen. Der Autor fährt in der Tat schweres Geschütz auf: es geht ihm nicht nur um die Rettung bzw. Neugründung des „lebensbedrohlich“ erkrankten Europas (natürlich im Bunde mit der neuen „Lichtgestalt“ Macron), nein, Deutschland soll (natürlich zusammen mit anderen liberalen Demokratien) „in den Stürmen der Globalisierung“ die Führungsrolle der westlichen Welt übernehmen, nachdem die USA unter Trump bis auf Weiteres ausfallen. Wie diese Führungsrolle genau aussehen soll, bleibt offen, nicht aber, worum es hier wirklich geht: Eine Minderheitenregierung muss verhindert werden, weil sie sich für Entscheidungen in der Außen-, Sicherheits- und Europapolitik, für die geplante europäische Aufrüstung, für Auslandseinsätze etc. etc. immer erst eine Mehrheit im Parlament beschaffen müsste. Und weil diese Politikfelder einer breiten öffentlichen, vermutlich sehr kontroversen Diskussion verschlossen bleiben sollen. Das bedeutet, die neue Rolle Deutschlands in der Welt ist nur mit weniger Demokratie zu haben. Eine Minderheitenregierung dagegen wäre eine Chance, die Debattenkultur im Bundestag wiederzubeleben, die die Fraktions- und Koalitionsdisziplin schon viel zu lange in die Hinterzimmer verbannt hat. Es käme auch öfter zu kontroversen Pro- und Contra-Debatten in der Öffentlichkeit. Kombiniert mit dem lange überfälligen Instrument der bundesweiten Volksabstimmung und mit fakultativen und obligatorischen Referenden kann diese „Revival-Kur“ der Demokratie wachsender Politik(-er)verdrossenheit, Nationalismus und Rechtsradikalismus entgegenwirken. Statt „Lieber groß denken“ empfehle ich „Lieber mehr Demokratie denken“. – Gisela von Mutius


Leserbrief zu „Groko, was sonst?“ von Josef Joffe

… fragt Jo-Jo, wer sonst? Beflügelt vom „Zeitgeist“ unter Führung (diesmal endlich) der Kanzlerin und dem „Jo-Jo-Effekt“ wird hier die absehbar-alternativlose Rückkehr zu einer  wenigstens „halbwegs stabilen Regierung“ propagiert – „just wie es im Lehrbuch der Demokratie steht“. Steht dort aber nicht auch, was Norbert Lammert zum Abschied dem Parlament empfahl? Echte Debatten  um die richtige Richtung, die wirklichen Probleme in der  Volksvertretung (nicht in Hinterzimmern mit Lobbyisten) – z. B. durch eine Minderheitsregierung, die sich Mehrheiten für ihre Vorhaben  in größtmöglicher Öffentlichkeit erstreiten  muss? Würde das nicht Veränderungen ermöglichen, die in 12 Jahren „stabiler Regierung“  nicht möglich waren?  Und „die Demokratie“ weit mehr stärken, als es „starke“ Regierungen können, die in erster Linie an „stabilen“ Mehrheitsverhältnissen (= Machterhalt) interessiert sind? Gilt es nicht immer, „Stabilität“ (oder „Sicherheit“) und Demokratie in das bestmögliche Verhältnis zu bringen? Gerade auch für eine massenmedial meinungsbildende Meinungselite? – Eckhard Heumann


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

So wird es nicht kommen. Nicht nur, wie die Autoren der Szenarien selbst vermuten, dass der energietechnologische Alptraum auch Politiker braucht, die es wagen, diese Entwicklungen einzuleiten, und, wie weiter vermutet wird, es wohl gesellschaftliche Akzeptanzprobleme geben wird, die kaum durch bessere Information des Bürgers weggeräumt werden können. Nein, das strukturelle Defizit dieser Energiepfade liegt darin, dass zu eng gedacht wird: Mit keinem Wort wird erwähnt, was aber entscheidend ist: Was eigentlich treibt den prognostizierten Energieverbrauch voran?

Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch wird nicht einmal erwähnt. Folgerichtig wird auch über die laufende Debatte zur Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch kein Wort verloren. Folglich wird auch nicht ins Visier genommen, worauf der Club of Rome schon länger, noch immer unwiderlegt, aufmerksam macht: Abschätzbare Ressourcenengpässe aber eben auch Klimafolgen werden den heutigen energiefressenden Wachstumstyp begrenzen, verändern – daran ändern auch herausgekitzelte Effizienzgewinne nichts. Was folgt daraus? Wir brauchen ein Neudenken im Umgang mit der Natur, der Atmosphäre. Ein weiter so, wie es diese Energieszenarien suggerieren, wird es nicht geben können – wenn man den Blick weitet, was angesagt ist. – Dr. Otto Ulrich


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Um es gleich vorweg zu sagen: Etwas Unreflektierteres als diesen Beitrag habe ich in der Menge der Kommentare zu den Versuchen einer Regierungsbildung bislang nicht gefunden. Alle alten Paradigmen werden nochmal aufgezählt: Die SPD muss aufhören sich zu verweigern – weil alles andere auch nicht besser ist, muss eine so genannte Große Koalition wieder her – das Pathos der „staatspolitischen Verantwortung“ scheint als maximale Trumpfkarte zu gelten – eine Minderheitsregierung muss verhindert werden, weil sie so instabil sei, dass Europa daran zugrunde gehen wird – und, ach ja, der göttliche Retter Europas, Macron, benötigt eine deutsche Hilfe um den Stürmen der Globalisierung trotzen zu können. Nur wenn CDU / CSU und SPD gemeinsam eine Regierung bilden würden wird die Welt beim Klimaschutz vorankommen, das weltweite Flüchtlingselend überwinden, den Freihandel der Welt durchsetzen und die nukleare Aufrüstung verhindern. Mein Gott, in dieser Partei scheint sich das Wohl der ganzen Welt zu manifestieren. Wie konnte solche eine Partei nachdem sie in fünfzehn der letzten zwanzig Jahre an der Regierung beteiligt war oder sie sogar geführt hat, von rund 40 Prozent auf 20% halbiert werden? Außer der politischen Nomenklatura und dem politischen Journalismus hat offensichtlich niemand den Segen der sozialdemokratischen Arbeit bemerkt. Frau Merkel soll die CDU in dieser Zeit klammheimlich zur wahren SPD umformiert haben, was ja dafür spräche, dass deren Gedankenfundament tatsächlich Grundlage moderner Politik sein könnte.

Ein Umfrage-Hype von zwischenzeitlich über 30% könnte auch als eine allgemeine Sehnsucht nach einer Politik sozialdemokratischer Prägung interpretiert werden. Aber immer, wenn es um den Stimmzettel geht, kommt doch etwas anderes heraus – obwohl uns so erfolglose Kanzlerkandidaten wie Steinmeier, Steinbrück und Schulz unter Mithilfe von Olaf Scholz stets versichert haben, dass nur der von ihnen vorgezeigte Weg zur angeblichen Mitte der einzig erfolgversprechende sei. Und schon  wissen all die Altvorderen, unter deren Führung die SPD immer kleiner wurde, dass genau auch jetzt wieder dies der einzig richtige, staatspolitisch verantwortungsvolle, Weg in die Zukunft sei. Welche Koalition werden sie vorschlagen, wenn die SPD unter 5% bleibt?

Genau dieses Beharren, dieses Nichtslernenwollen aus dem Geschehnissen der letzten Jahre, das ewige Wiederholen der gleichen Behauptungen, von denen jeder weiß, dass sie nur Schönfärbereien waren, hat uns die gegenwärtige Misere eingebrockt. Auch wenn Schröder im vorhandenen Personaltableau der letzte war mit dem notwendigen Charisma, so hat er doch die Deregulierungen der Banken mitverursacht, die in die weltweite Finanzkatastrophe geführt haben. Und inzwischen sind diese allen Versprechungen zum Trotz nicht zurück genommen worden, sondern wurden teilweise sogar erweitert. Die Versprechungen zum Klima sind nicht nur nicht eingehalten worden, sondern die Lage hat sich verschlechtert – auch weil Deutschland  sich international entsprechend negativ verhält. Die Flüchtlinge sind nicht zu uns gekommen, weil hier das Wetter so schön ist, sondern weil die viel genannten „Ursachen vor Ort“ eben nicht bekämpft wurden und werden. Die Liste der offenen Posten ist endlos. Und alles wird nun besser, wenn die SPD ihre staatspolitische Verantwortung übernimmt und die große Koalition geht? Vom Unwillen zu regieren, schreibt Herr Nass, sei es bis zur Unfähigkeit kein weiter Weg. Von wessen Unfähigkeit reden wir denn hier? – Thomas Kaubisch


Leserbrief zu „Die Stunde der Entscheidung“ Thomas Assheuer

BRILLANT! Merci vielmals, dass Sie meinem Bauch diese Stimme gaben. – Gudrun von Felde


Leserbrief zu „Fremdes Recht“ von Heinrich Wefing

Die Argumentation in Ihrem Artikel hat mich verwundert. Vorab, um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich mit aller Deutlichkeit betonen, dass das kuwaitische Gesetz selbstverständlich diskriminierend und antisemitisch ist. Ihrer Interpretation welche Auswirkung dies in diesem Fall auf die Entscheidung eines deutschen Gerichtes hat, stimme ich jedoch nicht zu. Zunächst ist für mich ein wichtiger Fakt entscheidend, der in ihrem Artikel nicht erwähnt wird. Wie dem Artikel „Kuwait Airways muss keine Israelis befördern“ auf Zeit Online zu entnehmen, lehnte der israelische Fluggast das „Angebot einer Umbuchung auf eine andere Fluggesellschaft bei voller Kostenübernahme“ ab. Das Problem liegt somit nicht bei der Beförderung an sich, sondern bei der Zwischenlandung in Kuwait City. Da für ein deutsches Gericht der Grundsatz der Unabhängigkeit und der Gleichheit gilt, bedeutet dies, dass ein deutsches Gericht ein solches Urteil unabhängig von der deutschen Geschichte treffen muss, bzw. unabhängig davon, welche Staaten beteiligt sind. Aus Sicht des Gesetzes ist der Fall deshalb genauso zu behandeln, wie beispielsweise der Fall eines Mexikaners, der von Deutschland mit einem Zwischenstopp in den USA nach Mexiko fliegt. Nach amerikanischem Recht ist hierfür ein Transitvisum und somit die Genehmigung nach amerikanischem Recht nötig. Kein deutsches Gericht würde hier einem Mexikaner bei einer Klage wegen Diskriminierung recht geben.

Auch stellt sich mir die Frage nach der Alternative, wenn ich Ihrem Gedankengang folge. Angenommen, dass Gericht gibt dem Kläger recht und setzt die Beförderung des Fluggastes wie ursprünglich gebucht durch. Unabhängig von der Airline, also beispielsweise auch bei der Lufthansa, wäre doch die Konsequenz, dass der Passagier am Flughafen in Kuwait City verhaftet wird. Ist dem Passagier dann im kuwaitischen Gefängnis geholfen, dass das deutsche Gericht die Diskriminierung durch das kuwaitische Gesetz nicht zugelassen hat? Abschließend noch eine Bemerkung zu Ihrem Beispiel: „Wie weit sollen (oder müssen gar) deutsche Familiengerichte muslimisches Eherecht (oder jüdisch-orthodoxe Scheidungsregeln) beachten?“ Aus meiner Sicht ist dies durch die Trennung von Staat und Kirche im deutschen Recht bereits ausreichend geregelt. So ist eine Scheidung nach katholischem Recht (bis auf Ausnahmefälle) verboten. Nach deutschem Eherecht sind jedoch beliebig viele Scheidungen möglich. – Oliver Jezuit


Leserbrief zu „Wieso machtlos? Wieso Opfer“ von Ursula März

Zehnmal Danke, Frau März,  endlich finde ich mich wieder! Dieser zugeschriebene Opferstatus in den Medien macht mich unheimlich wütend! – Elfi Funk


Leserbrief zu „»Wer sich um die deutsche Identität sorgt, sollte einfach öfter bei Tchibo abhängen«“ von Antonia Baum

Gibt es all die klugen sozialpsychologischen Erkenntnisse , die Sie im Tchibo-Shop gewonnen haben, nicht auch beim Einkauf in anderen  Läden ? Bekommen die nützlichen Dinge des Lebens eine andere Bedeutung, wenn ich sie statt bei Tchibo bei Ikea oder  erheblich teurer, aber irgendwie distinguierter bei Manufactum erwerbe? Ihre Anmerkungen lassen mich zugegebenermaßen etwas ratlos zurück. Was sagt es über mich aus, wenn ich meine neue Bratpfanne bei Tchibo statt z.B bei Ikea kaufe? – Mia Herber


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Am 24. September wurde die große Koalition abgewählt, sie zu beenden war folgerichtig. Dass die anderen regierungsfähigen Parteien keine Regierung zustande bringen liegt an deren Angst davor für manchmal notwendige unpopuläre Entscheidungen verantwortlich gemacht zu werden und die Gunst der Wähler zu verlieren. Das Schielen nach der Gunst der Wähler ist es was die Parteien am Ende in den Augen des Wahlvolks lächerlich macht. Matthias Nass behauptet eine Minderheitsregierung würde den Rechtspopulisten in die Hände spielen, da irrt er, das Gegenteil stimmt, eine Regierung die ihre Vorhaben im Parlament öffentlich begründen, um Zustimmung werben und sich verteidigen muss weckt das Interesse an Politik neu das in der Jahren der „GROKO“ fast verloren ging und so Raum schuf für AfD Pegida etc. Die SPD wird sich einer Beteiligung an der Regierung nicht verweigern können, am besten als konstruktiv kritische Opposition einer CDU/CSU – Grüne ? Minderheitsregierung mit angepeilten Neuwahlen vor Ende der Legislaturperiode. Eine Neuauflage der GROKO wäre für die SPD schwierig, sie müsste ihre Position deutlicher als in den vergangenen 8 Jahren machen, also die öffentliche Auseinandersetzung suchen statt sie zu vermeiden etwas das neu zu lernen wäre. Streit in der Politik ist nicht schädlich, es kommt nur darauf, dass bemerkt wird, es geht um die Sache, nicht um Personen nicht um populistische Show, nicht darum politische Gegner zu verunglimpfen. – Klaus Pfleghaar


Leserbrief zuErinnern! Aber woran?“ von Peter Jahn

Zu Peter Jahns zwei Beiträgen „Erinnern! Aber woran?“  vom 23.11.17 sowie „Gedenken zweiter Klasse“  über die als slawische „Untermenschen“ Ermordeten vom 14.7.17 möchte ich anmerken, dass meine zwanzigjährigen Erfahrungen mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge einen anderen Schluss nahelegen als die immer weiter ausufernde Gedenkpraxis für jede einzelne Opfergruppe. Das Grab allein ist sakramentales Denkmal; es bedarf keines weiteren (kostenspieligen, ideologieverdächtigen) Denkmalbaus. „Versöhnung über den Gräbern“ lautet das Motto der Jugendreisen des Volksbundes, und so durfte ich u.a. in Rossoschka / Wolgograd mit russischen und deutschen Heranwachsenden Gräber für von uns geborgene Leichen anlegen – für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Wir reichten uns die Hände über diesen Gräbern (und damit Denkmälern!) mit ewigem Ruherecht, wohnten in den Familien derer, die sich vor drei Generationen bekriegten und ließen uns die wunderschöne Heimat unserer russischen Freunde zeigen. Am Volkstrauertag trägt der Bundespräsident das Gedenken für alle Kriegs- und Gewaltopfer vor, ohne eine Opfergruppe unerwähnt zu lassen; Käthe Kollwitz´ Pietá in der Neuen Wache – alle Gräber bündelnd – dient seit dem Volkstrauertag 1993 als „Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“, d.h. dort dürfen sich alle Opfergruppen zum gemeinsamen Gedenken versammeln! Nicht die Aufsplitterung aller einzelnen Denkmäler bringt Versöhnung, sondern das gemeinsame Gedenken schärft den versöhnenden Blick für den Nächsten. – Felix Evers


Leserbrief zu „Wieso machtlos? Wieso Opfer“ von Ursula März

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel in der Zeit gelesen, und vermisse einen sehr wichtigen Aspekt. Sie analysieren in keiner Zeile, warum Frauen den Übergriffen und unangemessenen Äußerungen nichts entgegen setzen. Könnte es etwas damit zu tun haben, dass Mädchen seit Generationen, und auch heute noch im Jahr 2017 stetig eingetrichtert wird, welches Geschlecht sie haben und welche sozial erwünschten Verhaltensweisen damit einher zu gehen haben? Es gibt Studien über Studien, die diese Zusammenhänge belegen; sie lassen Sie jedoch völlig außen vor. Ich selbst habe auch Übergriffe und Machtmissbrauch hierarchisch höher gestellter Männer erlebt, und habe mir vorzuwerfen, nicht klar genug Grenzen gesetzt zu haben. Trotzdem weigere ich mich, ihre Schlussfolgerung der Selbstbeschuldigung als einziges Fazit zu ziehen. Wem hätte man wohl geglaubt – dem angesehenen, in der deutschen Gemeinde bestens vernetzten Leiter der politischen Stiftung, bei der ich als 21 jährige in Venezuela ein Praktikum machte, oder mir, der ortsfremden Praktikantin?! Und ginge es nicht zu weit, seine Familie für die ein halbes Jahr währenden Übergriffigkeiten zu zerstören? Er hatte immerhin vier Kinder in meinem Alter und jünger. Warum ich das Praktikum nicht abgebrochen habe? Ich brauche den Schein für den Studienabschluss innerhalb der Regelstudienzeit. Die erweiterte Frage müsste also lauten: warum fehlt Frauen oft der Mut zum Widerspruch? Darauf lassen sich viele nicht nur persönliche, sondern auch gesellschaftliche Antworten finden. Den (meist jungen) Frauen ihre Mutlosigkeit vorzuwerfen, greift zu kurz. – Anika May


Leserbrief zu „Noch mehr Kuscheltiere“ von Jens Jessen

Von richtigen Tieren verstehen Sie ja eine Menge, aber der Wolpertinger ist nicht „alpenländische Folklore“, sondern Jägerlatein des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Reichskanzler von 1894 bis 1900. Der ging natürlich im Hohenlohischen auf die Pirsch, unter anderem in Wolpertsdorf und Wolpertshausen bei Schwäbisch Hall. – Falk Häckel


Leserbrief zu „Klima – war da was?“ von Alexandra Endres und Petra Pinzler

Da haben sich wohl 2 Grüne zusammengetan: Alexander Endres und Petra Pinzler? Sehe ich in dem Artikel „leichte Tendenzen“? Beim Kohleausstieg ist Deutschland wieder der Bösewicht. Immerhin ist diese Land für gut 2,2% des CO2-Ausstoßes weltweit verantwortlich. „Schwieriger wird es mit dem Kohleausstig in den Schwellenländern Indonesien, Ägypten, Bangladesch“. Wo bleiben denn   China (23%), USA (15,5%), Indien (5,1%), Russland (4,9%)?  – Zahlen von 2013 (Quelle FAZ ) „ (28%) in 2016 lt. Statistik Portal (Aufzählung der 10 größten CO2-Emitenten) Für Deutschland ist es natürlich wichtig von 2,2 auf 2,0 % zu kommen. Nur so können wir die Erwärmung unter 2% halten. – Dr. Armin Boebel


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Des Inhalt des Artikels, d.h. das Hauptthema:SPD muss koalieren, ist recht einseitig; evtl. gewollt provokant? Die SPD hat mehrmals in Regierungsverantwortung Dinge auf den Weg gebracht, für die sie der Wähler dann durch Abwahl bestraft hat. Die Früchte hat jeweils die CDU (Führung) als Nachfolgeregierung eingefahren.  Frau Merkel zeichnet sich wesentlich aus durch Reagieren, nicht Regieren. Wieso darf sich die FDP nach der Sondierungsschau ausklinken, der SPD wird es nicht zugestanden?  Wieso wird die Frage nicht behandelt, was der Wähler wollte/will? Für mich wurde die große Koalition abgewählt. Die angesprochenen Rechtspopulisten, hier AfD, werden die Neuauflage genüsslich ausschlachten. Was soll geschehen, wenn die SPD die geforderte Einsicht zeigt und im Gefolge in der Bedeutungslosigkeit (Stimmenzahl) verschwindet. Wer soll dann der CDU zur Regierung verhelfen? Eine stabile Regierung ist für Europa wichtig, nicht eine mit der SPD – außer deren sicherlich anderen Ausgestaltung von Europaentscheidungen – hingegen sagt die Erfahrung, dass die große Koalition Frau Merkel nützt, der SPD schadet. Den Aussagen, über europa- und auch weltpolitische Angelegenheiten stimme ich zu. Im Hinblick darauf sollte die SPD noch einmal nachdenken.

Die Ohrfeigenattitüde gegen die SPD aber wertet die zutreffenden Aussagen ab und disqualifiziert den Artikel. Wieso wird von der SPD staatspolitische Verantwortung gefragt, aber nicht die Position der CDU/CSU zur Reduzierung der Braunkohleverstromung kritisiert? Dies wäre eine staatspolitisch notwendige Angelegenheit, vor allem in Hinblick darauf, das Fr. Merkel entsprechende CO2-Einsparung zugesagt hat und ohne diese Maßnahme aber kaum wird realisieren können?Wo ist die Kritik an die CDU bezüglich Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobile? Da geht es um Anzahl und Eignung für E-Mobile jeder Marke an jeder Ladestation. Auch dies ist unverzichtbar zur Erreichung der zugesagten CO2-Grenzen. Stattdessen werden die Betroffenen des Dieselskandals alleine gelassen bei Ansprüchen gegen die Autolobby.

Wie viele Dieselfahrer haben wohl AfD gewählt, weil sie sehen, dass in den USA hohe Summen gezahlt werden und Umrüstungen durch die Hersteller erfolgen, in Deutschland aber nicht. Nun diese meine letzten Fragen sind wohl der Begrenzung des Artikelumfangs geschuldet, aber für einen Artikel auf der ersten Seite wäre Ausgewogenheit angebracht. Einseitigkeit in den Medien führt sicherlich auch zur Verdrossenheit der Bundesbürger; und hier werden die Medien vermutlich mit der Politik in eine Topf geworfen. S. 4 – Interview mit Hr. Kubicki Herr Kubicki reklamiert, die FDP sei seit 2013 so verändert. Mir scheint, er denkt, mit einem neuen Anzug („Kleider machen Leute/Parteiziele“), IST die FDP neu. Aber ihre politischen Forderungen sind die alten, ergänzt um ein paar populistische Aussagen wie Abschaffung des Soli. Und wenn ich den Artikel zu England weiter hinten lese, dann sind die wirtschaftlichen Ziele der FDP als Unsinn entlarvt. – H. Berghoff


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

Vielen Dank für Ihren sehr interessanten Artikel. Wenn zum Erreichen der CO2-Einsparziele die Windraddichte im Bundesdurchschnitt doppelt so hoch werden müßte wie sie es schon heute in den deutschen Küstenländern ist, dann wird klar, das dies völlig unrealistisch ist. Das deuten Sie ja auch an. Macht es dann aber Sinn, die Kohlekraftwerke durch höhere CO2-Preise in die Unrentabilität zu prügeln? An dem Zukunftsszenario wird doch vor allem eines deutlich, nämlich dass wir dem Ziel nur einen großen Schritt näher kommen, wenn wir unseren Energiehunger reduzieren. Warum verbieten wir z.B. nicht den Verkauf von PKW, deren realer durchschnittlicher Verbrauch z.B. über 5 Liter liegt, und sehen statt dessen zu, wie die Neuwagen immer größer und schwerer werden. Die Technik liegt vor, es fehlt allein am politischen Willen. – Heiko Friedrichs


Leserbrief zu „Der teuerste Quadratmeter der Welt“ von Florian Illies

Vielleicht bzw. auf jeden Fall  sollten Sie und auch der neue Besitzer dieses Gemäldes mal darüber nachdenken, ob ein Bild so viel wert sein kann bzw. darf. Es ist schade und sehr traurig, dass die meisten Milliardäre nichts besseres mit ihrem Geld anzufangen wissen. So lange es Menschen auf dieser Welt gibt, die verhungern und noch nicht  einmal Wasser zum Trinken haben und Tiere unter Qualen ihr Leben fristen müssen, um auch diese Milliardäre satt zu machen, finde ich eine solche Geldverschwendung zum Himmel schreiend. Gott hat sicher Humor, aber dieser Fall hat nichts mehr mit Humor zu tun. Dieser Vergleich ist doch sehr anmaßend und zeigt nur, dass der Autor nichts von Gott und Jesus versteht.

Ich schätze auch schöne Dinge und große Meisterwerke, aber auch hier sollte es eine gesunde Grenze geben. Die Preisentwicklung läuft langsam aber sicher aus dem Ruder. So sieht wohl die neue Inflation zu sein.  Einige wenige haben zu viel Geld und nehmen sich selbst zu wichtig, so dass sie praktisch gezwungen sind, immer wieder ihre Einzigartigkeit zu beweisen. Leider weiß ich auch keine Lösung, wie man solche Menschen zum Umdenken bringen kann. Sie selbst sind natürlich nur daran interessiert, den höchsten Preis und eine Sensation zu erzielen. Schade. – Doris Steuer


Leserbrief zu „Schafft er sie?“ von Matthias Geis und Bernd Ulrich

Leider hat die FDP unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung, für die sie doch eintritt, und wahrscheinlich auch der eigenen Partei keinen guten Dienst erwiesen. Die nochmalige Bildung einer großen Koalition – die Dritte seit 2005 – oder aber Neuwahlen werden die politischen Ränder stärken und damit auch die anti-demokratischen Kräfte. Und was nützen Lindner und Kubicki, der zudem mit „Jamaika“ in Kiel regiert, ihre Prinzipien, wenn sie in der Opposition zusehen müssen, wie diese von einer neuen Regierung verwässert werden anstatt als Korrektiv in einer möglichen Koalition aktiv Einfluss zu nehmen? – Jürgen Rohlfshagen


Leserbrief zu „Wochenmarkt“ von Margit Stoffels im ZEIT Magazin

Falls es einem noch nicht übel ist, muss man nur die Seite „Wochenmarkt“ des Zeitmagazins aufschlagen. Dort wir verlässlich Woche für Woche Food (man redet ja kaum noch von Essen) auf so eine unappetitliche Art fotografisch dargestellt, dass einem im Mund überhaupt nichts zusammenläuft. Man könnte meinen, es handle sich um die zusammengekratzten Reste einer ausgebrannten Küche, die den Koch/ die Köchin dazu angeregt haben, mal wieder ein Rezept für das Zeitmagazin zu schreiben. Und das in Zeiten der Digitalfotografie. In den 70-er Jahren, als noch analog fotografiert wurde, war man froh, wenn die Lichter nicht ausgebrochen und die Tiefen nicht zusammengelaufen sind. Man zeigt hier also, „wahrscheinlich bewusst“, schlechte Fotografie. Aber Leute, das hier ist doch Essen! Wer will denn so einen Vorschlag nachkochen? Gesund sieht das jedenfalls nicht aus. – Thilo Distel


Leserbrief zu „Flucht in den Rausch“ von Slavoj Žižek

Das Ende des sozialistischen Traums und die ungebremste Globalisierung. Die gewaltige Entfaltung der Produktivkräfte und die zunehmende Isoliertheit des Einzelnen. Zwei Seiten einer Medaille, die sich in jedem einzelnen Menschen, der zu dieser Zeit den Planeten bewohnt in seiner ganzen Widersprüchlichkeit entfaltet. Der Kapitalismus bietet uns die Flatrate und die Entwertung unserer eigenen z.B. in der Arbeit erworbenen Erfahrungen, bietet die Mobilität und die Entvölkerung des ländlichen Raums, bietet den Weg hin zu den Naturschönheiten des Planeten und ihre gleichzeitige Zerstörung. Wem die zentrifugalen Kräfte zuviel werden, dem steht im rasenden Stillstand neben geistigen Opiaten, eben auch der Drogenrausch, der Konsumrausch , die digitale Flucht etc. zur Verfügung. Positiv gewendet könnte man aber auch behaupten, dass die Hinwendung zu Religionen, Räuschen aller Art zumindest zeigt, dass dem Menschen der Wunsch nach Sinnstiftung nicht auszutreiben ist. – Dieter Schöneborn


Leserbrief zu „Schafft sie es?“ von Marc Brost et al.

Frau Dr. Merkel hat es in der Hand, es zu schaffen! Sie kann dabei erneut zeigen, dass sie nicht ängstlich ist: Seinerzeit hat sie sich von Helmut Kohl gelöst, jetzt sollte sie sich von der CSU trennen. Anders als die deutschlandloyale CDU ist die CSU nach eigenem Bekunden vor allem Bayern verpflichtet, dem Land, das als einziges niemals das Grundgesetz ratifiziert hat (DIE ZEIT 24/2002, Stimmt’s?, Bayerischer Sonderweg). Auch will die CSU, neben vielem anderen, nicht vom unionsinternen Asylkompromiss lassen. Ohne den Klotz CSU am Bein ist für Frau Dr. Merkels CDU der Weg frei für die ohnehin naheliegende Koalition der linken Mitte mit SPD und Grünen. Selbst Herr Schulz könnte dem ohne Gesichtsverlust zustimmen. – Dr.-Ing. Franz Ulrich Häusler


Leserbrief zu „Groko, was sonst?“ von Josef Joffe

Ich weiß nicht, wie Sie zu solch pauschalen Urteilen kommen wie z.B. über die FDP als Partei der „Aufsteiger“! Das ist doch wischi-waschi, meinen Sie nicht? Nehmen Sie mich, ich bin als Rentner „Absteiger“, aber ich stehe auf Wettbewerb, Staatsferne, Forschungsoffenheit, Leistungsfähigkeit des Bildungssystem, gegen Bürokratismus und für sparsame Mittelverwendung, Einhaltung von Recht und Gesetz sowie Vertragstreue…..! Und wofür steht Frau Merkel? Sie wissen das selbst, ich brauche gerade Ihnen das nicht zu erklären! Frau Merkel verharrt im Sozialdemokratismus! Deswegen ist sie die wahre Kanzlerin der SPD! – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Die Erfahrungen, die Henning Sussebach mit ARAL gemacht hat, habe ich auch schon bei anderen Unternehmen gemacht. Immer wenn ich beispielsweise bei der ZEIT anrufe und Fragen zu meinem Abo habe. Die ServicemitarbeiterInnen fragen zum Abschluss des Gesprächs jedes Mal mit ausgesuchter Höflichkeit, ob ich nicht auch mal ZEIT Wissen oder ZEIT Geschichte lesen möchte. Will ich aber eigentlich nicht. Nach dem Beitrag von Sussebach bin ich mir jetzt fast sicher, dass die Fragen von den ZEIT-MitarbeiterInnen nicht aus reinem Interesse gestellt werden. Möglicherweise sollen sie mir noch irgendetwas verkaufen. Vielleicht sollte ich mich mal bei ihren Vorgesetzten erkundigen? – Mario Keller


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Dass Handelsangestellte von Ketten – welcher Branche diese auch immer angehören – angehalten sind, auf diese wenig elegante Art Zusatzverkäufe zu generieren, ist ja nun wirklich nichts Neues. Gut, Aral scheint kein sehr transparentes Unternehmen zu sein, aber diesem Thema vier Seiten zu widmen, ist der ZEIT nicht würdig. Die Aussage des Distriktleiters „… ich habe den Eindruck, Sie wollen aus nichts eine Story machen “ sprach mir sozusagen aus der Seele. – Barbara Friedl


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Diese Woche „Frau Müller muss fragen“. Für solche Artikel lese ich DIE ZEIT. Grandios! – Hans-Peter Kohlberger


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass, zu „Schafft sie es?“ von Marc Brost et al. und zu „Bitte nicht schon wieder“ von Peter Dausend

Das Fazit zuerst: Bei aller Diversität, die die Lektüre der ZEIT immer wieder zu einem intellektuellen Genuss macht, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, am liebsten wäre ihren maßgeblichen politischen Kommentatoren eine grüne Regierung unter Leitung von Frau Merkel. Nur, da es sie in absehbarer Zeit nicht geben wird, wäre eine Minderheitsregierung (Schwarz/Grün) oder eine neuerliche Große Koalition das kleinere Übel.

Unter Bezugnahme auf die SPD schließt der Artikel von Matthias Nass mit dem Münterfering-Zitat, heißes Herz und klare Kante seien besser als Hose voll. Angesichts der schlangenhaften Umarmung und schmerzhaften Einengung, die die SPD in den letzten vier Jahren unter Merkel erlebt zu haben glaubt, gilt für sie anscheinend: Volle Hose ist besser als Darmverschluss. Das ist nachvollziehbar.

Bei allem Respekt vor Herrn Steinmeier, dem Präsidenten aller Deutschen, darf nicht übersehen werden, dass sich seine Mahnungen an die Parteien, mit ihrem Wählerauftrag verantwortungsvoll umzugehen, offensichtlich nicht an alle demokratisch gewählten Parteien im Bundestag richten. Auch die ZEIT hätte doch wenigstens die Möglichkeit einer Koalition aus CDU/CSU, FDP und AfD einmal beleuchten können. Diese drei Parteien haben mehr gemeinsam als die gescheiterten Balkonsondierer.

Vier ZEITjournalisten kramen die Mär wieder hervor, auch nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen sei Merkel, wie so oft vorher, stärker aus der Krise hervorgegangen als hinein. Frau Merkel war immer dann im Verhandeln erfolgreich, wenn sie einem Gegenüber etwas zu Lasten anderer, nicht unmittelbar Beteiligter, anbot oder die Lösung des Problems in eine ferne Zukunft verschob. Dieses Mal saßen die so Begünstigten und Benachteiligten ihr am Tisch gleichzeitig gegenüber, und sie scheiterte, wie von der ZEIT auch konzediert wird. Nun wird sie also wieder nur mit einem einzigen Gegenüber verhandeln. Sie wird den Sozialdemokraten in vielen sozialen Fragen weit entgegenkommen, zu Lasten der Wirtschaftsliberalen und kommender Generationen. Mein konkreter Vorschlag für eine erfolgreiche Regierung: Abschaffung des Solis als Hilfe für eine Region und Einführung eines Solis zur Förderung der jungen Generation. Das Volk würde danken mit dem Titel „Bildungskoalition“. – Johannes Kettlack


Leserbrief zu „Ist die Zeit der Riesenkonzerne vorbei?“ von Dietmar H. Lamparter

Dass eine rechtzeitige Investition in neue Produkte und die Findung von kreativen Lösungen die von Schließung bedrohten Werke hätten retten können, ist pure naive Fantasterei. Gab es denn dazu keine Kommentare, die Sie in Ihren Artikel aufnehmen könnten. – Dr.-Ing. Efstratios Rigos


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

Solche Rechnungen sind nicht neu. Hans-Werner Sinn hat sie schon vor Jahren durchgeführt, wenn auch deutlich ehrlicher und weniger optimistisch als bei Ihnen. Neu ist lediglich, dass solche Berechnungen tatsächlich einmal dem breiteren Publikum vorgestellt werden, wenn auch vermutlich deutlich grün aufgeschönt. Ist das der AfD geschuldet, dass tatsächlich einmal solche Rechnungen auftauchen? Schließlich kann man deren Redebeiträge ja nicht mehr ganz totschweigen, seit sie diese im Bundestag hält.

Was Sie beschreiben, ist ein Land, das Szenarien in so genannten Endzeitfilmen nicht unähnlich ist. Von der Natur bleibt nicht viel übrig neben Windkraftwerkwäldern und Nutzpflanzenplantagen, die die heutige Landwirtschaft als Schrebergärten erscheinen lässt. Was Sie dabei noch gar nicht berücksichtigen: Dieses Szenario gilt nicht nur für Deutschland mit seinen lächerlichen 80 Mio Einwohnern, es gilt weltweit, es muss nahezu überall so aussehen. Mit anderen Worten: Großflächige Zerstörung der Natur in einem noch größeren Ausmaß, als das bereits heute der Fall ist, obwohl obendrein fraglich ist, wie weit die Rechnungen der Klimaleute überhaupt stimmen. Nicht wenige, darunter etliche Nobelpreisträger der Naturwissenschaften, bezweifeln das. Ich habe überhaupt kein Verständnis für ein Zukunftsmodell „vernichtet unser Land“, das von Ihnen als „politische Vernunft“ mit dem Untertitel „wir schaffen das“ verkauft wird. Notwendig wäre eine offene Diskussion, in den auch andere Modelle vorgestellt werden, statt immer nur banal das Meinungsmonopol der Klimalobby herunter zu beten. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Fremdes Recht“ von Heinrich Wefing

Grundgesetz Artikel 3 (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Artikel 2 der UN Menschenrechtserklärung … Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. Das Landgericht Frankfurt hat offenbar beide o.g. Artikel nicht vollständig in ihr Urteil mit einbeziehen können – aus welchem Grund auch immer. Denn nicht nur die Religion und der Glaube, sondern auch die Staatsangehörigkeit sind vor Diskriminierung geschützt. Wenn also ein Staat die Fluggesellschaft per Gesetz zwingt, mit dem Beförderungsverbot für isrealische Staatsbürger gegen die allgemeinen Grundrechte zu verstoßen, darf dann die Kuwait Airlines überhaupt Landerechte auf deutschen und auch ausländischen Flughäfen behalten? – Arndt Snakker


Leserbrief zu „Lasst die Finger davon!“ von Rüdiger Jungbluth

Das war ein sehr berührender Bericht, den Sie da geschrieben haben. Ich wünschte, es gäbe städtische Strukturen, in denen Vermieter wie Sie besser aufgehoben sind. Ich wäre an einer Fortsetzung der Geschichte interessiert: Wer kauft das Haus, was wird daraus? – Christian Voll


Leserbrief zu „Symbol des Bösen“ von Jens Balzer

Die Zeit gefällt mir sehr gut. Ausfälle im Umgang mit der deutschen Sprache sind mittlerweile üblich. Aber was Jens Balzer abliefert, ist schon starker Tobak. Einen Artikel mit einer Überschrift wie den über Björk zu lesen, kostet mich Überwindung. Wer winkt solche Formulierungen bei Ihrer Zeitung eigentlich durch? Zum Verständnis: Björk macht Musik. Sollten Sie etwas von dem Sinn, den sie nach Jens Balzers Meinung macht, übrig haben, stelle ich mich gerne danach an. Bis dahin empfehle ich Jens Balzer und weiteren Beteiligten näheren Umgang mit der deutschen Sprache. Englisch ist ganz nett, aber, wie der Name schon sagt, eben nicht Deutsch. Von kritiklosen Übernahmen rate ich ab. Sinn kann man im Deutschen nicht machen, auch wenn man es immer öfter hört. Es muss ja nicht gleich ein Studium sein, das zu absolvieren ich Jens Balzer rate. Es gibt Bücher, in denen gewisse Dinge nicht zu finden sind, die für den Schreiber von veröffentlichten Artikeln greifbar sein sollten. Nachdenken reicht auch schon. So etwas ist weit unter dem Niveau der Zeitung Die Zeit. – Aldo Fedder


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Mit diesem Artikel sprechen Sie mir aus der Seele! Als eine Belästigung empfinde ich diese Anmache an den Kassen. Ich möchte doch einfach nur bezahlen und nicht irgendwelche von mir nicht geforderten Fragen beantworten!! – Thomas Fedtke


Leserbrief zu „Schafft er sie?“ von Matthias Geis und Bernd Ulrich

In diesem Artikel schreiben Sie “Hinzu kamen seine Intelligenz und seine Rhetorik, ebenfalls Fähigkeiten, die in Deutschland nicht übermäßig verbreitet sind.” Es mag sein, dass Herr Lindner sehr intelligent ist, auch wenn er seine Fähigkeiten meines Erachtens für die falsche Sache (mehr Geld den Reichen) einsetzt. Aber ich finde es nicht angemessen, wenn sie mit diesem Satz unterstellen, dass Intelligenz in Deutschland nicht übermäßig verbreitet ist. – Dr. Joachim Bauer


Leserbrief zu „Groko, was sonst?“ von Josef Joffe

Eine Partei, die in die Opposition will, sollte sich erst darüber klar werden, wie, wann und ob überhaupt sie aus der Regierungsverantwortung herauskommt. Daß Martin Schulz auch nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen das nicht erkannt hat, sondern noch einer Nachhilfestunde beim Bundespräsidenten bedurfte, ist das Blamable an der gegenwärtigen Situation. Das Grundgesetz hat aus trüben Erfahrungen der Weimarer Zeit hier ein paar Korsettstangen eingezogen. Die verfassungsrechtlichen Aspekte der jetzigen Situation wären es wert, auch in der ZEIT aufgearbeitet zu werden. Im übrigen können sich die Regierungsparteien damit trösten, daß von einer „Großen Koalition“ bei einer Parlamentsmehrheit von 53 % ohnehin keine Rede mehr sein kann. – Joachim Conradi


Leserbrief zu „Sister Act“ von Khuê Pham

Wie schön, dass sie im Großteil des Artikels über hübsche Gesichter und häßliche Entlein der beiden Frauen schreiben, und erst in den letzten Absätzen über den Intellekt (Studium) der beiden Trump-Töchter. Frauen werden auch heute noch vorallem aufgrund ihres Aussehens und „Anschmiegsamkeit“ beschrieben (und bewertet), wie ihr Artikel sehr gut zeigt. Schade, dass sie da dem allgemeinem Zeitgeist folgen…. – Janine Binder


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

Ein Schreckensszenario wie dieses – große Teile Deutschlands verschwinden unter gigantischen Wind- und Solarparks – überzeugt mich nicht. Die Aufmerksamkeit sollte eher auf die Tatsache gelenkt werden, dass nicht unbedingt die Kapazität zur Stromerzeugung fehlt (in Norddeutschland sieht man an windreichen Tagen oft, dass ein grosser Teil der Windräder stillsteht!), sondern der jetzt schon erzeugbare Strom nicht dorthin gelangt, wo er gebraucht wird – Stichwort Stromtrassen Nord-Süd. Außerdem bezweifle ich sehr, dass eine wichtige Alternative zu Wind und Sonne zum Erzeugen von Heiz- und auch Kühlenergie, nämlich die Geothermie, wie der Autor behauptet, schon ausgereizt ist. Dabei ist dies eine vom Wetter unabhängige, das ganze Jahr über gleichmäßig verfügbare Energieform, die insbesondere zur Gebäudeheizung gut geeignet ist. Daneben im Artikel kein Wort zur Bedeutung von Strom- und überhaupt Energieeinsparpotentialen sowie zur Nutzung von z.B. Abwärme und der zunehmende Anteil von Energiespargebäuden am gesamten Wohnungsbestand. Kein Wort zu innovativen Energiekonzepten wie dem „virtuellen Kraftwerk“, wo sich private Energieerzeuger durch Vernetzung unabhängig von den überregionalen Energieversorgern machen. Dass wir nicht einfach mit Elektro- statt Spritautos unsere bisherige Art der Individual-Mobilität fortsetzen können, sondern hier neue Konzepte gefragt sind, ist wohl auch klar. – Gisela Augustin


Leserbrief zu „Auf der Suche nach der eigenen Stille“ von Christine Lemke-Matwey

Die Passage zum Café Landtmann „Die Ober sind von einer aasigen, Sebastian-Kurz-artigen Freundlichkeit“ in dem Aufsatz über die großartige Marianne Crebassa empfand ich als höchst befremdlich und unsympathisch. Für einen politischen Seitenhieb ist der Satz schlicht und einfach zu dämlich. Dass die Autorin sich im Landtmann offensichtlich nicht in der von ihr gewünschten Weise wahr genommen fühlte, ist wirklich nicht rasend interessant und völlig unerheblich für ihr Thema. Derart verzichtbare Häme und billige Beleidigungen werden der guten Frau auch bestimmt nicht helfen, jemals den Wiener Schmäh zu begreifen.. In Hinblick auf sprachliches Niveau aber bleibt die Frage an DIE ZEIT: Wie hammas denn eigentlich? oder – für Frau Lemke wahrscheinlich eher zu verstehen – geht’s noch?? – Anna Maria Koppenwallner


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Horst Seehofer auf dem CSU-Parteitag und Christian Lindner in Berlin wollten beide einmal den Django spielen. Politik ist aber kein Italo-Western, sondern Schach mit Angie. Und da verliert Django immer. Seehofer darf entweder nicht mehr mitspielen oder er muss die Obergrenze vergessen. In beiden Fällen wird ihn die CSU schlachten. Lindner ist ohnehin raus. – Klaus Lachetta


Leserbrief zu „Der teuerste Quadratmeter der Welt“ von Florian Illies

Florian Ilies schreibt in seinem launigen Text zum Salvator Mundi, dass „inzwischen kein wirklicher Altmeister-Kenner“ die Zuschreibung des Gemäldes an Leonardo bezweifle. Das stimmt sicherlich nicht. Bereits etliche akademische Rezensenten der Londoner Leonardo-Ausstellung von 2011, auf der der Salvator präsentiert wurde, hatten sich klar gegen dessen Zuschreibung an Leonardo ausgesprochen. Auch in den Medien war das Echo damals durchaus geteilt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Zahlreiche Experten sehen die Zuschreibung und die Art ihrer medialen Inszenierung kritisch, darunter ein international renommierter Leonardospezialist wie Frank Fehrenbach sowie mehrere Renaissanceforscher, Kenner und Journalisten in Großbritannien und in den USA. Nach Lage der Dinge ist die Zuschreibung also eine offene Frage, in deren Kern es vor allem um die Beteiligung der Werkstatt Leonardos an dem Gemälde geht. Wer übrigens wirklich den „teuersten Quadratmeter der Welt“ besitzen möchte, sollte sich seine Wohnung mit seltenen Briefmarken tapezieren (lassen). Auf den Quadratmeter berechnet sind sie immer noch deutlich teurer als Altmeistergemälde. – Frank Zöllner


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

So, so… Ein Land wird umgekrempelt, Panik, um Himmels Willen, wie soll das alles bloß enden? Als junge Mutter mit erstem Kind habe ich exakt die gleiche Panik geschoben: Wenn mein Kind jetzt schon derartig trotzt, wie soll das erst werden wenn es größer ist! Die Psychologin beim Müttertreff des Kinderschutzbunds konnte mich damals beruhigen: Die Entwicklung von Verhalten lässt sich niemals „hochrechnen“. Und in der Tat: heute ist mein Sohn selber ein umgänglicher und verantwortungsbewusster junger Vater. Bei der derzeitigen Akzeleration von technischen Standards die jetzige Situation auf 2050 (!) schlicht hochzurechnen, zeugt von ignoranter Inkompetenz und geht schon beinahe in Richtung „Volksverhetzung“. Ängste vorsätzlich zu spiegeln, zu verstärken und als Mittel der Meinungsmanipulation zu benutzen finde ich persönlich schäbig. Die gesamte Argumentationskette geht außerdem von Wirtschaftsstrukturen aus, die wir uns sicher bis ins Jahr 2050 so nicht werden leisten können. Insgesamt ein sehr enttäuschender Beitrag zum Thema Energiewende. – Monika Fath-Kelling


Leserbrief zu „Der Sonnenkönig“ von Maximilian Kalkhof

Die Bezeichnung dieses Königs ist geschichtlich nicht nur durch Ludwig XIV besetzt, sondern auch durch den ehemaligen Solarworld Vorstandsvorsitzenden Asbeck – auch und immer noch Schloßbesitzer – und kann sehr gut durch einen Jünger Elon Musks besetzt werden, der sich, wie zutreffend von Ihnen berichtet, ebenso in Schaumschlägerei hervortut und mit Roten Zahlen glänzt wie auch Herr Schröder mit seiner Firma, ehemals Sonnenbatterie, an der RWE Anteile hat. Was gar nicht geht in Ihrem Bericht, und das ist ziemlich schwach für eine Wochenzeitung Ihres Formats, sind die falschen Zahlen und gesetzlichen Richtlinien. Im Kasten schreiben Sie über den Preis dieser Solarstrombatterie von „500€ plus Montage“. Der richtige Preis ist eher das zehnfache, und das in der kleinsten Version mit 4,0 KWh Kapazität.

Des weiteren berichten Sie: „Bislang fördert das EEG die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Stromnetz. Ab 2020 läuft diese Förderung aus. Viele Solaranlagen werden dann abbezahlt sein….(…)…oder vermarktet.“ Das EEG hat einen Deckel bei 52 GW installierter Leistung durch Photovoltaikanlagen. Momentan sind es ca. 42 GW (Bundesnetzagentur). Vermutlich werden 2017 1,5 – 2 GW zugebaut werden, so daß bei ähnlicher Entwicklung dieser Deckel vermutlich in 2022-24 erreicht sein wird. Die letzte install. PV-Anlage erhält dann 20 Jahre plus das laufende Jahr der Inbetriebnahme die gesetzliche Förderung, ob durch Vergütung oder durch Ausschreibung (Anlagen > 750 KW). Die Förderung läuft also frühestens 2042 aus. Die Masse der Anlagen aus 2009 bis 2013 (ca. 14 GW) also erhält bis 2029 – 2033 Förderung, die für den Sonnenkönig interessant zu sein scheinen, wenn die Sonne dann noch über Wildpoldsried und über Schröder strahlt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Eigenverbrauch dann noch für die Speicherbetreiber akzeptabel (bspw. Letztverbraucherumlage, Teilnahme Regelenergie etc.) und die Solarstromanlagen dann noch techn. in Ordnung sind. – Und die ersten verkauften Speicher nicht zu einer Reputationsschädigung geführt haben werden.

Ihrem Sonnenkönig mußte ich schon mal zu einem Interview im PV-Magazin meine Meinung zu seinen selbstbeweihräuchernden Äußerungen machen, da die Firma u. a. 10.000 Ladezyklen oder zehn Jahre Lebensdauer garantiert, die niemand zu erreichen in der Lage sein wird. Jährlich erreicht man lediglich 250 Ladezyklen – einheitliche Meinung der Branche – , so daß man letztlich in 10 Jahren 2500 Ladezyklen erreicht bis die Garantie ohnehin abläuft. Das paßt eben zu unseriösem Wettbewerb – und zur Schaumschlägerei. – Michael Drese


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Vielen Dank, Herr Sussebach, für diese Recherche und den Einblick in den Digitalkapitalismus. Solcher Journalismus möge uns erhalten bleiben! – Friedemann Spicker


Leserbrief zu „Der teuerste Quadratmeter der Welt“ von Florian Illies

Der Autor schreibt zutreffend, dass es im Kunstmarkt um Angebot und Nachfrage geht. Bei mir bleibt ein Restzweifel, ob das Bild „Salvador Mundi“ wirklich aus der Hand von Leonardo da Vinci stammt. Außerdem sind für mich jede Menge Bilder wertvoller als dieses, auch mache der 2260 qcm großen Seiten dieser Zeitung. Die „wunderbare theologische Pointe, dass Gott Humor hat“, also bei Weitem nicht alles in kapitalistische Kategorien einzusortieren ist, zeigt, dass auch der Autor Humor hat und gibt dem Ganzen einen aktuellen Sinn: zwischen teuer und wertvoll zu unterscheiden. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

Was die deutschen Wissenschaftsakademien in einer Studie zeigen, soll wohl eher eine abschreckende und aufrüttelnde Hypothese sein, als Zukunftsversion sein zu können. Diese „Aussichten“ dürften politisch nicht durchsetzbar sein! Wenn damit aber eine heftige Diskussion über wirkliche Lösungsmöglichkeiten losgetreten würde, wäre das aber ein Segen. Sie hätten da auch besser recherchieren können, um zu erkennen, dass es andere Wege gibt als dieser Schockbericht. Denn tatsächlich gibt es schon seit Jahrzehnten verschiedene Visionen und sehr zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen aus aller Welt. Wir dürfen nicht unsere gegenwärtige Statistik in die Zukunft extrapolieren, sondern wir müssen grundlegende gesellschaftliche und strukturelle Änderungen diskutieren. Ich will nur wenige, aber wichtige Punkte hier anführen:

  1. Der Energiebedarf muss drastisch gesenkt werden, nicht nur durch traditionelle Energiesparmaßnahmen. Die grundsätzlichen Ursachen von Energieverbrauch müssen drastisch verringert werden. (z. B. Städtebau, Siedlungs- u. Verkehrsstruktur)
  2. Ernährung und Agrarindustrie, Fleischkonsum.
  3. Unser Konsumverhalten muss sich auf völlig neue Beine stellen. Das Wachstumsmantra muss endlich durch ein anderes abgelöst werden!
  4. Wenn der „restliche“ Energiebedarf nicht durch „Erzeugung“ im eigenen Land gedeckt werden kann, könnte man den Sonnenstaaten z.B. in Nordafrika helfen, eine Industrie zur solaren Erzeugung von Brennstoffen in den Wüsten aufzubauen     (inkl. richtig verstandenem Statebuilding) und damit die Lebensverhältnisse in diesen Staaten stabilisieren – mit der günstigen Nebenwirkung auf die Flüchtlingsströme.

All das kann nur angetrieben werden durch intensive öffentliche Diskussion in Politik, in allen Bevölkerungskreisen und Medien (und da waren Sie, Herr Asendorf gefragt!), damit der politische Wille zu einer Art Revolution entstehen kann. Der Staat ist mächtiger als er sich gibt und könnte durch viele marktregulatorische Eingriffe nötige Veränderungen beschleunigen. Ein aktueller Hinweis zum Thema Städtebau: in Frankfurt ist gerade das größte Aktivhaus Deutschlands prämiert worden, das mehr Energie „erzeugt“ als die vielen Bewohner „verbrauchen“. Die Miete enthält Heizung, Warmwasser und Strom inkl. Ladestation für das Elektroauto und beträgt 13,50 €/m². In der Schweiz ist das Haus B10 gebaut worden, das doppelt so viel Energie „erzeugt“ als es und seine Bewohner „verbrauchen“. Warum macht die Politik nicht viel mehr Druck? Die Energiesparverordnungen für die Gebäude sind viel zu zaghaft! Man müsste wohl auch die Macht der Lobbyisten deutlich reduzieren, damit die Demokratie gestärkt wird. Könnte in der „Zeit“ nicht eine Serie erscheinen, die sich mit diesen Fragen auseinander setzt? Da sind Wissenschaftler, Politiker, Philosophen und Theologen gefragt! – Lutz Pütter


Leserbrief zu „Die Stunde der Entscheidung“ Thomas Assheuer

Dieser Artikel war überfällig. All das was Ihr Autor aufgelistet hat, beklage ich schon seit Jahren. Es gibt ja die Typen. Ich hoffe, sie setzen sich nicht erst in 10 Jahren durch. Jetzt und heute  muß das passieren. Wir haben schon genug gelitten. Die Etablierten oder Alten sind nicht in der Lage das zu erkennen. Das gilt auch für ganz Europa. Aber das muß auch in den Medien vollzogen werden. Ich kann nur erkennen, daß sie sich mehr als Presseabteilung der Politik aufspielen. Besonders die Digitalen. Frau Merkel scheint der Liebling der Sendeanstalten zu sein. Typen wie Lindner und Kurz gibt es auch anderswo. Es kommt seit vielen Jahren nichts wirklich voran. Es sind alles nur Absichtserklärungen. Die Bürokratie wächst und wächst, das ist das einzige was wächst und auch durchgesetzt wird. Jeder Furz muß dokumentiert werden. Alle Klagen darüber, nichts kommt zur Sprache. Auch das Asylrecht hätte längst in trockenen Tüchern sein müssen. Damit muß Schluss sein. Der Dampf im Kessel muß raus. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Ihren Artikel über die „scheinbar freundliche Service Kultur“ finde ich ausgesprochen gelungen, zeichnet er doch ein ,statt freundliches ,bitterkaltes Bild der Beziehung zwischen Kunde und Verkäufer/Kassierer in unserer heutigen digitalisierten Welt. Sie zeigen sehr deutlich die Zusammenhänge, die uns allen zwar irgendwie auch klar waren, die man jedoch, nach kurzem Unbehagen an der Kasse, sofort nach Verlassen des jeweiligen Geschäftes schon wieder vergisst (oder verdrängt). Bei der Schilderung der unterschiedlichen Positionen innerhalb eines Konzerns wie ARAL von der Kassiererin über den Pächter bis hin zum Distriktleiter und dem Vorstandsvorsitzenden habe ich mich jedes Mal gefragt, warum Menschen sich in solche Zwangsjacken und Prozesse der Fremdsteuerung begeben und meinen eigenen Beruf gelobt, der mir ganz viele solcher Unannehmlichkeiten erspart. In die Position der Kundin versetzt als die ich ja den Aufhänger Ihres Artikels ständig erlebe ( so wie alle anderen Leser auch – weshalb Sie wahrscheinlich sehr viele Zuschriften bekommen werden – und nochmal eben so viele von Kassierern und Kassiererinnen) habe ich bemerkt, welche umfangreiche Gemengelage an Gefühlen man bei der Frage nach Payback, Heißgetränken u.ä. durchläuft.

Genervt zu sein ist nur eines davon. Darüber hinaus denke ich beim Thema Payback, ob ich wirklich für so blöd gehalten werde, meine Daten und mein Kaufverhalten für ein paar lächerliche Bonuspunkte sehr billig zu verkaufen; und bemitleide gleichzeitig diejenigen, die so blöd sind und tatsächlich eine Paybackkarte haben. Damit aber nicht genug: Der Mensch an der Kasse tut mir leid, der diese Fragen und Sätze unzählige Male am Tag wiederholen muss und dann kommt das nächste Gefühl, dass ich nämlich ein schlechtes Gewissen bekomme, auf ein doch höfliches Angebot immer negativ zu reagieren und dem Menschen mir gegenüber nicht mal ein Erfolgserlebnis zu bescheren. Beim Hinausgehen denke ich dann noch, dass ich zwar ziemlich vergesslich bin und nie ohne Einkaufszettel wirklich alles kaufe, was ich in dem Moment benötige, aber dass es doch sehr unwahrscheinlich ist, dass der Hinweis des Kassierers auf irgendein Produkt im Sortiment mich genau an das erinnern sollte, was ich jetzt gerade vergessen habe ;-), was dann wirklich eine nette Hilfe für mich gewesen wäre und nicht mir etwas anzubieten, was ich weder will noch brauche.

Ich werde den Artikel weiterempfehlen an meinen Neffen, der BWL studiert und in einer Tankstelle jobbt, um sein Studium zu finanzieren ( und dann natürlich auch ein wenig zu dem Thema befragen). Außerdem an eine meiner Töchter, die Psychologie studiert und bis jetzt noch hin und her schwankt zwischen Marktforschung als Berufsziel und Therapeutin ( zugegeben ich preferiere das Zweite und hoffe, der Artikel trägt zur entsprechenden Meinungsbildung bei ). Menschen mit psychischen Problemen zu helfen halte ich für sinnvoller, als einem Konzern dabei zu helfen, wie er noch mehr Umsatz machen kann. Übrigens jobbt meine Tochter bei KODI um ihr bescheidenes Studentensalär aufzubessern und erzählte, dass sie es als besonders peinlich und dämlich empfindet, den Kunden an der Kasse noch ein Produkt im Angebot zu empfehlen. An einem Tag war es einmal ein Scherenset, dass von gefühlten sechshundert Kunden an dem Tag nur ein einziger tatsächlich kaufte.

Während ich nun diesen Leserbrief schreibe, fällt mir dabei etwas ein, was ein wenig wie die Ironie der Geschichte wirkt, denn beim ZEIT-Kundenservice wird genau dasselbe gemacht. Leider musste ich in den letzten Wochen drei Mal den Kundenservice anrufen, weil die Zustellung meiner Ausgabe der ZEIT nicht klappte. Nun kann sich sicher jeder vorstellen, dass der eingefleischte ZEIT Abonnent  sowieso schon schlechte Laune hat, wenn die geliebte ZEIT am Donnerstagmorgen nicht im Briefkasten war, das also ein ganz schlechter Moment ist, um ihm nach dem Anhören seiner Beschwerde noch irgendetwas zusätzlich verkaufen zu wollen. In meinem Wissen , dass der freundliche Mensch am Telefon ja nichts dafür kann, antwortete ich jedoch ganz freundlich, dass ich ja als ZEIT Abonnent ständig und regelmäßig über die Angebote der ZEIT informiert bin und wenn ich etwas sähe, dass mich interessiert, ich dann intelligent und willensstark genug bin, von selbst auf dieses Angebot einzugehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Form des „aktiven Verkaufens“ an dieser Stelle zu irgendetwas führt. Aber abschrecken wird es mich auch nicht; dazu bin ich ein zu großer Fan der ZEIT und ihrer Journalisten ? – Susanne Bartsch


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Warum haben Sie, Herr Henning Sussebach, anstatt bei Aral zu recherchieren, dies nicht einfach beim Zeitverlag getan? Immer, wenn ich mein Zeit-Abo kurzzeitig telefonisch unterbrechen lassen will, werde ich anschließend  zwar nicht nach einem Heißgetränk , nervenderweise aber von einer freundlichen, der Zeit-Verlag-Service-Kultur verpflichteten Dame gefragt, ob ich schon „Zeit Wissen“ oder andere alte Neuigkeiten kennen würde und ob ich an einem Probe-Abo interessiert sei. Zum Glück werde ich nicht nach der Pay-Back –Karte gefragt! – Armin Hartung


Leserbrief zu „Schafft sie es?“ von Marc Brost et al.

Natürlich schafft sie es. Es gilt, lieber Minderheitsregierung, als nicht regieren. Koste .was es wolle. An teuren Zugeständnissen und Versprechungen an die Oppostion ,um die jeweiligen Mehrheiten zu erbetteln. Die Frau ist hartgesotten und nimmt das hin. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „»Abwarten reicht nicht«“ von Thomas Kerstan

Dann wird gemacht, was immer gemacht wird in solchen Situationen: es wird ein Ausschuss gebildet. 12 Mann stark, tagt jeden zweiten Tag von 10:00 bis 15:00, abzüglich Mittagspause, Frühstück und Vesper, da wird dann stammtischmäßig gewaltig vom Leder gezogen, die Bildzeitung der letzten Monate diskutiert, es werden die Claims abgesteckt, und Hierarchen zementiert – wenn dann nach vierzehn Tagen der Personaler auftaucht, der diese Schau ja bezahlt, und sehen will was bis jetzt passiert ist, ist es nicht recht: „Eine BR-Wahl ist immer noch Aufgabe des BR, die Firma hat da nichts verloren“, wenn dann der Personaler sagt: „Macht doch Euren Mist alleine“ ist es auch wieder nicht recht, einem BRler ist Arbeit nicht zuzumuten, ist auch seit Jahren produktiver Arbeit entwöhnt, das wird nichts. Der Personaler hat dann die physiologisch anspruchsvolle Aufgabe, die BR-Wahl zu organisieren, ohne sie sichtbar zu organisieren, seine zwei Sekretärinnen haben die anspruchsvolle Aufgabe, die abenteuerlich formulierten öffentlichen Aushänge umzuschreiben, ohne aufzufallen, und von den üblichen lächerlichen IGM-Floskeln zu säubern, Kommafehler und Rechtschreibung inclusive.

Irgendwann schleichen dann die IGM-Vertrauensleute durch die Abteilungen und halten die Leute von der Arbeit ab. Mehrmals werden sie aus dem Büro geschmissen, es fliegen Ordner, ab und zu auch mal Stühle – zwecklos. In der Hand die Listen, ohne die es bei der IGM nicht geht, rechts darauf die Stützunterschriften, diese sind nach langem Bitten und Betteln komplett, links die Kandidaten, hier wird es schwierig, es meldet sich niemand, und wenn dann ein junger Aufsteiger-Type, der das BR-Chaos noch nicht kennt, aber intellektuell bis Drei zählen kann, vielleicht sogar ITler ist, sich breitschlagen lässt, dann will der oben auf die Liste. Das geht nun überhaupt nicht, ein langjähriger BRler soll ab morgen wieder um 06:00 früh am Band stehen? Da werden die Privilegien der Platzhirsche mit Klauen und Zähnen verteidigt, da geht nichts, gar nichts. Und der hoffnungsfrohe Jungstar schmeißt das Handtuch.

Und unten auf der Kandidatenseite stehen die Minderleister. Es gibt vier Listen, jede mit zwanzig Kandidaten, bei zehn BR-Posten macht das siebzig Faulpelze, die seit Wochen vor dem BR-Büro Schlange stehen, die mit Aufnahme in diese Liste unkündbar sind, dann kaum noch vom Stuhl zu scheuchen sind, jede Arbeit verweigern, morgens eine Stunde zu spät kommen, dafür Abends eine Stunde früher verschwinden, falls sie nicht ganz fernbleiben, lange rumgeschleppte Krankheiten auszukurieren.

Eine Stunde nach der BR-Wahl werden dann die neuen und alten BRler von der Geschäftsführung gekauft. Der BR soll ja keinen teuren Unsinn anrichten. Im BetrVG steht genau, wie ein BR zu entlohnen ist, um genau diese Käuflichkeit zu unterbinden – egal, Papier ist geduldig, es werden dann die schwülstigsten Arbeitsbeschreibungen aufgesetzt um den BR offiziell um fünf Gehaltsstufen hochzusetzen, halboffiziell kommen dazu Sitzungsgelder und Zulagen, inoffiziell dann die Incentifs, ein halbstündiger Vortrag, ohne Teilnahmepflicht in einem Luxushotel in Berlin, oder Nizza, hin Freitagmorgen, zurück Dienstagabend, Business-Class, Taxi vor der Haustüre, dazwischen All Inclusive, dazu natürlich die üblichen Spesen für Arbeit außerhalb der Firma, inoffiziell Freitagabend die S-Klasse, vollgetankt, „Wozu brauchen Sie den Firmenwagen?“, „Das geht Sie nichts an, diese Frage ist bereits Behinderung des Betriebsrates bei seiner Arbeit“, die obskure, abenteuerliche monatliche Spesenabrechnung, mäkeln an dieser ist ebenfalls Behinderung des Betriebsrates, die Spesenabrechnung wird dann per Fax vom Erdgeschoß zum Personalbüro versandt, nach einer Stunde nochmal, und dann nochmal, wird dann dreifach ausbezahlt, lohnsteuerfrei, der BR ist doch käuflich.

Inoffiziell bis kriminell dann die vierstellige Kostenstelle, über die allerlei Nützliches beschafft werden kann, Bleistifte und Radierer, eine Kaffeemaschine, zehn Kilo Hochland, die üblichen geschmierten Butterbrezeln ohne die keine Sitzung stattfinden kann, zwei Miele Spülmaschinen für die Kaffeeküche, da in dieses Kabuff nur eine Maschine reinpasst, steht die andere zwei Tage am Kellerabgang, bis sie auf dem Dienstweg verschwindet. Kriminell dann die Schacherei mit Materialien, „Dein Auto-Getriebe ist kaputt?“, „Wer kennt im Einkauf einen IGMler? Geh doch da mal hin“, die Schacherei mit kaputten oder angeblich kaputten Gegenständen, passt nicht? wird passend gemacht, im Marienhospital hundert feinste Augen-Operations-Handschuhe, leider überlagert, das Haltbarkeitsdatum ist überschritten, vor einiger Zeit absichtlich/unabsichtlich in irgend einen Schrank gestopft, für eine winzig kleine Ablöse, hochkriminell dann Alles was in den Aktentaschen aus der Firma getragen wird, die Kontrolle der Aktentasche eines Betriebsrates geht nicht, das ist Behinderung der Betriebsratsarbeit, hatten wir schon, und wenn die Aktentasche aus Blödsinn an Tor sieben dem Pförtner auf die Füße fällt – egal – ein BR ist unkündbar.

Der frisch gebackene Betriebsrat schlendert dann um 09:00 heran, Zeitung unterm Arm, Schichtbeginn am Band war 06:00, der Werkmeister steht da, mit verweinten Augen, er musste einen Ersatz aus dem Nichts herbeizaubern, er steuert den neuen BRler sofort aus allen Schichtplänen und versetzt ihn in irgend ein Sub-subalternes Reparaturteam, wo er keinen Unsinn mehr anrichten kann, nur andere Leute von der Arbeit abhalten. Da sitzt dann der neue BRler in seinem Kabuff, kratzt sich in den Haaren, bohrt in der Nase, liest die Bildzeitung, kratzt sich in den Haaren, bohrt in der Nase, putzt die Kaffeemaschine, seine ehemaligen Kollegen schneiden ihn, wildfremde Figuren hauen ihm auf die Schulter und reden unverständlichen Gewerkschaftsslang. Vor seiner Bürotür dann die unverständliche Arbeitswelt, unverständlich, hochkomplexe weltweit vernetzte, softwaregesteuerte Produktion, betrieben von hoch bezahlten ITlern, ausgereizt zum geht-nicht-mehr, auf den Zehntel-Euro-Cent genau. Hoffentlich riskiert er jetzt keine kesse Lippe! Hoffentlich kommt er nicht auf die verhängnisvolle Idee: für die Rechte der Mitarbeiter zu kämpfen – verlorene Liebesmühe – verhängnisvolle verlogene Ideologie.

Und dann der Stress mit der Gegenseite, der Personalabteilung, diese hackt auf den Betriebsräten herum, diese keilen sofort zurück, es entwickelt sich über die Jahre eine institutionelle Feindschaft, von der IGM liebevoll gepflegt und aufrecht gehalten. Zwischen den Fronten die Mitarbeiterin an der Hand eines Betriebsrates im Personalbüro, schade, wäre sie doch alleine da hingegangen, wäre ihr viel erspart geblieben. Dann, die erste BR-Sitzung, da sitzt nun dieses arme Würstchen an einem Konferenztisch, der Rücken tut weh, die Müdigkeit kommt wegen der ungewohnten Tätigkeit, Hauptschulabschluss, Lehre, fünfundzwanzig Jahre am Band, fünfundzwanzig Jahre jeden Tag die Bildzeitung, und muss jetzt das Sitzungsprotokoll wasserdicht aufsetzen? Wie soll das gehen? Es geht auch nicht. Alle vier Wochen dann zur Geschäftsleitung, der Gegner, dem der BRler dann auf „Augenhöhe“ gegenüber sitzt ist Dr. Dr. jur, Großvater Jurist, Vater Jurist, bereits mit fünf Jahren mit juristischen Themen am Frühstückstisch aufgewachsen, Einser-Abitur, Jura-Studium, Promotion, sieben Jahre in den USA, mit geschliffenem druckreifem Duktus, in vielen Sitzungen zuhause, und das soll gut gehen? Geht niemals gut!

Der neue BRler kommt dann mit seinem Anliegen: Klopapier fehlt an …, eine Steckdose kaputt am …, und so weiter, den Dr. jur interessiert das die Bohne, ihn stört das Flaschengeklapper (Stilles Wasser bitte, nicht so kalt), die Kaffeeflecke auf dem Konferenztisch, die geschmierten Butterbrezeln für den BR um 09:00 morgens, die miserablen Essmanieren, und die dumme schwäbisch/gewerkschaftliche Anrede mit Du: „Haben wir Euch bereits mitgeteilt“. Er rächt sich auf subtile Weise: „Änderung der Tagesordnung, Top Zwei zuerst“: der BRler glotzt auf das Mail seines IGM-Vertrauensmannes und stimmt beim ersten Tagespunktes mit JA, beim zweiten mit NEIN, reingefallen, war falsch rum. Oder: „We say welcome …“, „Wir begrüßen einen Mitarbeiter aus Tuscaloosa, er kann kein Deutsch, wir reden jetzt alle Englisch“ und unser BRler versteht die nächster vier Stunden nur Bahnhof, der IGM-Vertrauensmann rauft sich die Haare, wenn er dann im Protokoll liest, was seine BRler da verzapft haben. Dazu das genüssliche Herumhacken auf Rechtschreibfehlern in den BR-Protokollen und das müde Lächeln über verunglückte Formulierungen. Mit den üblichen juristischen Formulierungen der Geschäftsleitung wird dann ein juristisch unbeleckter BR gewaltig an der Nase herumgeführt, ohne auch eine Spur davon zu schnallen. Man nennt das dann: „gewachsene Mitbestimmungskultur“. Prima.

Dieser Misere begegnet nun die IGM mit ihrer hundertjährigen Lachnummer: der BR-Ausbildung. Da wird ein Hauptschulabgänger mit fünfundzwanzig Jahren am Band ruck zuck durch eine vierzehntägige IGM-Schulung zum Dr. jur verwandelt! Ja, bei der IGM geht so was, da werden im Schwarzwald in einer abgewohnten Wanderherberge Kurse abgehalten, im November, dann wenn die Herberge besonders billig ist, dann wenn in der Firma wegen des Weihnachtsgeschäftes alle Hände gebraucht werden. Was für Kurse? Bruchrechnen? nein geht nicht, da sind die Teilnehmer heillos überfordert, Aufsatzschreiben? nein, geht auch nicht, also dann etwas Wachsweiches: Psychologie am Arbeitsplatz? Da kann der Kursleiter schwafeln, den Teilnehmern fällt nach einer Viertelstunde der Kopf auf die Schulbank, wegen dieser so ungewohnten Herausforderung für einen fünfundzwanzig Jahre tätigen Bandarbeiter. Egal!

Da die IGM eine quasi Monopolstellung in der BR-Ausbildung hat, sind diese Kurse auch erheblich teuer, erheblich? Sogar sehr erheblich teuer, sie bewegen sich in der Kategorie hochprofessioneller Kaderausbildung in Viersternehotels. Da schüttelt mancher Personaler nur mit dem Kopf, er will die IGM nicht hinterrücks finanzieren, auch AGs schauen vermehrt auf das Preis/Leistungsverhältnis. Auch die faulsten BRler reißt es nicht mehr in diese Wanderherberge, vierzehn Tage im Schwarzwald kaserniert, in der Hand vierzehn Biermarken, nur eine vergammelte Sauna und ein kleines dreckiges Schwimmbecken, mickriges WLAN – sowas geht heute nicht mehr – selbst zu den ewig geltenden Bedingungen der IGM nicht, die da sind: Keine Teilnahmekontrolle, keine Leistungskontrolle.

Einige Fakten zu diesem (delikaten) Thema: Das Ganze war ein Wahlgeschenk von Konrad Adenauer, er wollte seinen Widersacher Ludwig Erhard ausstechen, die Arbeiterschaft in die Arme der CDU bringen, und zuletzt auch seine Montanverträge ohne viel Theater über die Bühne bringen. Ein Wahlgeschenk ist eine Vergünstigung weniger, auf Kosten der Allgemeinheit. Wie jede Subvention sind Wahlgeschenke, einmal eingeführt, unmöglich wieder rückgängig zu machen, die Platzhirsche verteidigen ihre Fleischtöpfe mit Klauen und Zähnen. Heute: die Wirtschaft brummt, die erheblichen Kosten dieses Zirkusses werden locker weggesteckt. Für die IGM sind jämmerliche Zeiten angebrochen, Vollbeschäftigung, wer braucht da eine Gewerkschaft? Die Mitgliederzahlen bröckeln, die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen bröckeln, die Vergütung der Gewerkschaftsoberen bröckelt – es braucht eine Sau, die mit gewaltigem Getöse um die Fabrikhallen gescheucht wird, ein paar Pleiten, ein paar tausend Entlassungen um wieder Mitglieder in die Arme der Gewerkschaft zu bringen, und zu sehr teuren Mitgliedsbeiträgen.

Die Autoindustrie steht heute prima da, wie ist das Übermorgen? Kann die Autoindustrie diesen gewaltigen Mühlstein an ihrem Hals vorher abwerfen oder nicht? Mit diesem Mühlstein zusammen untergehen? Wenn die ersten tausend Entlassungen in der Automobilindustrie anstehen, wird die IGM zu ungeahnten Höhen aufsteigen, und einen riesigen Arbeitskampf anzetteln. Geld dazu hat sie. Keine Angst: die Vorstände kennen dieses Szenario. Das Hemd ist näher als der Kittel: das Hemd die Mitgliedsbeiträge der Organisierten, der Kittel das Wohlergehen der Industrie. Viele Firmen sind durch Aktivitäten ihrer Betriebsräte in die Insolvenz getrieben worden: die Auwärter Fahrzeugwerke, aktuelles Beispiel: Schlecker.

Slang:
BR = Betriebsrat
Personaler = in einer Firma die Gegenspieler des Betriebsrates, Vorstände, Geschäftsleitung vor allem die Mitglieder der Personalabteilung
IGM = Gewerkschaft IG Metall
Listenwahl = der Wähler gibt einer vorgefertigten Wahllisten seine Stimme
BetrVG = Betriebsverfassungsgesetz
Incentifs = Incentive, inoffizielle Vergünstigungen, Veranstaltungen (Events), da kein Buchhalter die Rechnung eines Luxus-Abendessens akzeptiert, die Steuerprüfung erst recht nicht, werden Spezialfirmen damit beauftragt, diese schreiben dann eine sehr unverfängliche Gesamtrechnung, die dann (hoffentlich) problemlos durch die Betriebsausgaben gedeckt wird
AG = Arbeitsgericht
Ulrich Bosshammer


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Jamaika, das waren vier demokratische Parteien, deren verhandelnde Mitglieder allesamt  professionell, integrativ und realistisch genug hätten sein müssen, um sich aufeinander zuzubewegen und somit eine demokratische Einigung in den Sondierungs- und Koalitionsgesprächen herbeizuführen. Damit die deutsche Demokratie auch in ihrer Breite gestärkt wird, gleichwohl nicht etwa die links- und rechtsextremen Kräfte.

Von den ca. 90 Millionen Euro Mehrkosten für eine Neuwahl, die zumindest laut bisherigen Meinungsumfragen das Wahlergebnis vom 24.09.2017 und somit die Machtverhältnisse nicht wesentlich ändern würde, ganz zu schweigen. Was allemal ein Ende haben sollte sind Häme und Nachtreterei der vorzeitig in die Opposition abgetauchten SPD ob der gescheiterten Regierungsalternative und die „Wir scheuen Neuwahlen (unverändert) nicht“-Phrase ihres Partei-Chefs Martin Schulz. Denn die ernsthafte Wahrnehmung von politischer Verantwortung sieht selbstverständlich anders aus, hat aber nun vor allem dank Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die notwendige Suzeränität beigestellt bekommen. Also Politiker, denkt groß und bewegt Euch, Deutschland und Europa brauchen weniger Kleinmut als vielmehr zukunftsweisende Bewegung. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Der teuerste Quadratmeter der Welt“ von Florian Illies

Es ist nachvollziehbar, dass der Kunsthändler Florian Illies dem aktuell tollsten Hecht im Haifischbecken des Kunstmarkts, Loïc Gouzer von Christie’s, einen bewundernden Artikel widmet. Aber sein Hinweis auf Marion Manekers Behauptung, wonach „kein wirklicher Altmeister-Kenner“ mehr daran zweifle, dass der „Salvator Mundi“ ein eigenhändiges Gemälde Leonardo da Vincis sei, sollte nicht unwidersprochen bleiben. Der in Leipzig lehrende Leonardo-Kenner Frank Zöllner etwa begründete schon 2011 überzeugend, warum es sich im besten Fall um eine Werkstattarbeit handele; jüngst haben auch „Altmeister-Kenner“ wie Jodi Cranston und Claudio Strinati Zweifel angemeldet. Das sehr schlecht erhaltene Gesicht des Heilands wurde so unglücklich restauriert, dass es einer missglückten Schönheitsoperation erstaunlich ähnelt – ein mürrischer Verwandter von Mona Lisa auf Botox. Gewand und die rechte Hand Christi könnten auf Leonardos Mitarbeit zurückgehen, was nicht ungewöhnlich ist für eine Anzahl von Gemälden nach 1500.

Der Agent der Markgräfin von Mantua schreibt 1501 aus Florenz, dass Leonardo nur noch hin und wieder in der Werkstatt vorbeikomme und hier und da ein paar Pinselstriche auf den Kopien seiner Mitarbeiter anbringe. – Walter Isaacson hat jüngst auf die abwesenden optischen Brechungen an der Glassphäre des „Salvator Mundi“ hingewiesen. Nichts hat den Optiker Leonardo nach 1500 mehr beschäftigt als die Brechungseigenschaften sphärischer Körper. Sogar der junge Albrecht Dürer war hier konsequent, wie sein 1504 entstandenes, unvollendetes Gemälde des gleichen Themas im Metropolitan Museum in New York beweist. – Übrigens: Marion Maneker „vom renommierten Art Market Monitor“ (F. Illies) ist seit 2016 Mitglied in „Christie’s Education Academic Advisory Board“. Honi soit qui mal y pense.Prof. Dr. Frank Fehrenbach


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Schon interessant, der erhellende Blick hinter die Kulissen der „freundlichen Service-Kultur“ ! Das Geschilderte ist leider nicht wirklich überraschend, gleichwohl immer wieder verstörend. Irritierend – aber leider auch nicht wirklich überraschend-  die Abschottungsstrategie der Pressestelle. Irgendwie seltsam, wo doch alles so „normal “ ist? Letztlich bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass Frau Müller wenigstens den Mindestlohn erhält. Vielleicht, wenn es auch Mühe macht, doch ein Thema für Verdi? Ansonsten, was mache ich denn nun, der sogenannte „Verbraucher“? Frau Müller, oder besser, Aral zuliebe den unverschämt teuren Cappuccino im Shop ordern? Oder wieder, wie früher, selbst Butterbrot schmieren und den Kaffee in der Thermoskanne mitnehmen? Ich denke, letzteres! Das „Accelerator“-Programm könnten sich die Erfinder dann, vergleichbar „Butterbrot“, wie sagt man, in die Haare … Danke für den spannenden Artikel. – Matthias Brandes-Geiger


Leserbrief zu „Fremdes Recht“ von Heinrich Wefing

Der Artikel erscheint im ersten Augenblick plausibel. Daß die Sache etwas kniffliger ist, ersieht man aus den bisherigen Zuschriften. Dem Autor liegt daran, das antisemitische Wesen des kuwaitischen Boykott-Gesetzes anzuprangern und – aus seiner Sicht – auf die Rechtslage im weiteren Sinne hinzuweisen.  So bedauerlich dieser unschöne Zwischenfall ist, ist die Betrachtung insofern einseitig, als die dafür verantwortlichen Umstände ignoriert beziehungsweise nicht erwähnt werden. Dazu erlaube ich mir, auf folgende Umstände hinzuweisen.

  1. Aus der Geschichte sollte bekannt sein, daß Antisemitismus in den arabischen Ländern  ursprünglich, im Gegensatz zu anderen, auch europäischen Ländern, unbekannt war, und daß Juden unter arabischer Herrschaft jahrhundertelang gut leben konnten. Die Gründung des Staates Israel und das damit verbundene Leid der arabischen Palästinenser hat hier zu einem extremen Meinungsumschwung in allen arabischen Ländern geführt, auch in Kuwait. Dieser Meinungsumschwung ist letztlich primär antizionistisch und nicht antisemitisch begründet, und es leben auch heute noch unbehelligte jüdische Minderheiten in den meisten arabischen Ländern! Der bedauerliche hier angeprangerte Vorfall muß auch in diesem Licht gesehen werden.
  2. Dem Autor bzw. Der ZEIT ist dieser Vorfall so wichtig, daß der Artikel auf der ersten Seite erscheint. Nimmt man nun Fragen des Rechts, auch im internationalen Rahmen,  ernst, dann sollte die Aufmerksamkeit des Autors in ähnlicher Weise auch auf den Staat Israel, der ja ursächlich mit dem Thema zusammenhängt, gerichtet sein. Denn, es ist eine nicht zu bestreitende bekannte Tatsache, daß der Staat Israel seit langem wiederholt eigene neue Gesetze geschaffen hat, die nur dem Zwecke dienen, die Palästinenser weiterhin zu schädigen und zu entrechten, und daß er ungestraft seit Jahrzehnten sowohl internationales (Völker)recht wie auch UNO-Resolutionen mißachtet.

Daraus folgt die Frage an den Autor bzw. an Die ZEIT: Wieso prangern Sie dieses Unrecht, welches viel schwerwiegender ist als die Geschichte der Kuwait Airways, die einen  Israeli nicht beförderten, nicht ebenso scharf und in umfassender Weise auf Seite 1 an?! Wo bleibt da die Ausgewogenheit, wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit? – Prof. Dr. H. Mughrabi


Leserbrief zu „Wieso machtlos? Wieso Opfer“ von Ursula März

VIELEN VIELEN DANK fuer Ihre Beitraege! Sie haben mir das Wort aus dem Mund bzw. aus der Tastatur genommen. Der Opferkult, der sich in der derzeitigen Sexismus Debatte breitmacht, als auch die Gleichsetzung von bloeden Spruechen  und massiver Gewalt, gingen mir schon eine Weile ziemlich auf die Nerven. Auch die Haltung, einer Frau immer zu glauben (was machen wir, wenn zwei Frauen sich widersprechen?) finde ich nervtoetend – auch Frauen luegen, betruegen, verletzen. Diese Haltung fiel mir in viel harmloserem Zusammenhang vor einiger Zeit in einer Brigitte Ausgabe auf, in der die relativen Anteile von Frauen  und Maennern an der Hausarbeit nachgefragt wurden. Die Summe der von Frauen und Maennern genannten Anteile lag ueber 100% und sofort wurde die von den Frauen genannte Zahl als richtig gewertet und die der Maenner mit „so glauben sie“ abqualifiziert. Nochmals herzlichen Dank fuer Ihren Mut diese differenzierten Artikel zu schreiben – und wie traurig, dass es dazu Mut braucht! – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Der Impuls von Köln“ Jörg Kramer

Wie skrupellos kann man sein, das FC-Spiel in Mainz als Beispiel für glückliche Schiedsrichterentscheidungen zu nehmen? Genau so skrupellos wie der Videoassistent Tobias Welz, der als EINZIGER Brychs Elfmeterentscheidung kurz vor der Halbzeit als korrekt bewertete. So fassungslos ich letzte Woche vor dem Fernseher saß, so fassungslos war ich in der Folgewoche, als sich niemand in der Sportpresselandschaft berufen sah, die Gründe für diese Fehleinschätzung aufzuklären.  Ich hätte nicht gedacht, dass jemand diese Fassungslosigkeit noch steigern kann. Chapeau! – Sandra Krüger


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Geht es hier wirklich um einen Generationen – Konflikt ? Bei meinem Arbeitgeber , dem Lufthansa-Konzern , bemerke ich solch einen Konflikt nicht. Bei Deutschland’s groesster Airline arbeiten Frauen und Maenner unterschiedlichen Alters bis hin zum Vorstand sehr erfolgreich ! Nein – wir Buerger fordern mit Nachdruck von den gewaehlten Parteien , dass sie Verantwortung uebernehnen – sowohl in der Regierung als auch in der Opposition ! – Erwin Chudaska


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Danke für den wunderbar romantischen Bericht über diese klassisch-hierarchische Unternehmensorganisation, die unsere Wirtschaftswelt wohl noch immer am stärksten prägt. Ganz im Gegensatz zu den hippen, dynamischen Starts-Ups und Feelgood-Unternehmen von denen man sonst soviel liest. Am interessantesten finde ich die Frage nach dem stetigen Optimierungsdrang von Umsatzzahlen und daran anknüpfend: Welchen Sinn hat mehr Gewinn? Mehr Gewinn zu erzielen um mehr Gewinn zu haben finde ich persönlich nicht erfüllend. Geht es rein darum, die Renditeforderungen von Aktionären zu erfüllen, die angeblich so gut in Zahlen zu bewerten sind? Anscheinend gibt es in unseren Köpfen keine echte Alternative zum zahlenbestimmten Wachstumsstreben. Wenn wir aber einen „besseren“ Kapitalismus wollen, so finde ich, sollten wir den Sinn von mehr Gewinn gründlicher hinterfragen. – Dominik Wutscher


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Der Artikel hat so viele Aspekte und ich weiss beim Lesen solcher Artikel, warum ich die Zeit mit meinem Mann abonniert habe. Danke für die Recherche. Mir tun die Kassierer auch leid und ich habe mich  schon oft gefragt, warum damit viele Kunden genervt werden. Schlimm ist ja auch die vielen Kundenkarten mit denen günstige Preise versprochen werden, aber es doch nur um Daten und Verführung im Kaufverhalten geht. – Ingrid Rass


Leserbrief zu „Die Stunde der Entscheidung“ Thomas Assheuer

Christian Lindner hat es geschafft den einstmals großen Begriff und früheren Kerninhalt der FDP – liberal – zum Synonym von oppertunistisch verkommen zu lassen. Indem er „seine“ Partei als Gegenentwurf zur bürgerlichen Mitte aufstellt, um am antieuropäisch orientierten rechten Rand gezielt fischen zu können, verrät er die Ideale des demokratischen Grundkonsenses der Mitte. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der Geschichte der Partei, welche Deutschland nach dem Krieg wesentlich und positiv mitgeprägt hat, sehr zu bedauern. Die FDP ist nun nur noch eine Meinungstreibgutsammlerin. – Andreas Nickel


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Vier Jahre Große Koalition haben wir hinter uns. Ein großer Teil der Bürger in diesem Land war sich bei der Wahl doch einig: Das wollen wir nicht mehr. Zunehmend ist jener Anteil von Menschen, die sich durch die Politik überhaupt nicht mehr vertreten fühlen. Was – außer der Maut für Ausländer – ist denn wirklich geblieben von diesen Jahren? Es gibt, weiß Gott, genügend wichtige Aufgaben in diesem Land, die man längst hätte anpacken sollen: Wohnungsmangel, zerbröckelnde oder (siehe Digitalisierung) gar nicht vorhandene Infrastruktur, Verkehrschaos auf Schiene und Straße, abgehängte ländliche Regionen, in denen es keine Ärzte gibt – die Liste könnte beliebig verlängert werden. Wenn „GroKo“ für dies steht, dann kann die Antwort zu einer Neu-Auflage nur ein deutliches „Nein“ sein. „Jamaika“ hatte ja zumindest diese Themen auf dem Plan. Darf man wirklich hoffen, dass sie auf dem Tisch auch einer „GroKo“ einen sichtbaren Platz einnähmen? – Jörn Schramm


Leserbrief zu „Wieso machtlos? Wieso Opfer“ von Ursula März

Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich habe schon an „uns Frauen“ gezweifelt. Was ist das für ein Frauenbild, wenn wir immer noch in dieser passiven Opferrolle stecken? Dann waren 40 Jahre Emanzipation wirklich für die Katz. Und damit möchte ich keine sexistische Tat bagatellisieren, nur Platz machen für „wirkliche“ Taten. Liebe Frauen, übernehmt Verantwortung, seid selbstbewußt und setzt das in eurem Leben auch um! – Nadine Jäger


Leserbrief zu „Ist die Wirtschaft überhitzt, Herr Shin?“ von Lisa Nienhaus und zu „Lasst die Finger davon!“ von Rüdiger Jungbluth

Gern lese ich Ihre Zeitung – aus Zeitgründen leider nur sporadisch – aber manchmal frage ich mich, ob Ihnen eigentlich klar ist, was Sie da zwischen den Zeilen sagen:

– IST DIE WIRTSCHAFT ÜBERHITZT, HERR SHIN? „In Deutschland steigen zwar die Immobilienpreise, aber die Haushaltsverschuldung ist vergleichsweise gering.“ Logisch, denn die restriktive Kreditvergabe an Privatleute zum „Schutz des Konsumenten“ hat dazu geführt, das ausländische, private wie institutionelle Käufer, die in ihren Ländern leichter an Kredite für Immobilien kommen, da vom Staat so gewünscht, die hiesigen flächendeckend aufkaufen, damit die Preise treiben, und der deutsche Mieter guckt in die Röhre, bekommt selbst keinen Kredit und zahlt anderen den ihrigen ab.

– LASST DIE FINGER DAVON Und wieder zeigt sich, dass Menschen und Institutionen hierzulande stur gesetzestreu handeln, selbst wenn es unmenschlich ist. Mann braucht also diesem hörigen Volk nur die Gesetze zu ändern, schon sind wir wieder da, wo wir schon mal waren und weshalb wir dieses Land uns angewöhnt haben, mit Schulddenkmälern zu pflastern. Eine im Übrigen international einmalige Selbstkasteiung und Selbstverleugnung, die, Grundeinmaleins jedes Psychologen, zu genau dem kompensatorischen Größenwahn führt, der vermieden werden soll. Diesmal in Weltrettungsfaschismus. Wehe, man hat eine andere Meinung als Grün.

– Künstler in Deutschland im Schnitt mit nur 5000 Euro über die Runden kommen! – Klaus Hüttmann


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Von der ZEIT erwarte ich, dass zeitraubende und belanglose Dossiers wie in dieser Woche über Aral uns Lesern künftig erspart bleiben. – Klaus Matthes


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Ich gehe davon aus,  dass es sich beim Titel ihrer neuen Ausgabe (er oder sie?) um Ironie handelt. aber welche? – Norbert Nowotsch


Leserbrief zu „So ähnlich, so fremd – Ruhm und Ketten: Christoph und Bartolomeo Kolumbus“ von Alexander Bätz

Christoph Columbus wurde zwar in Ketten abgeführt, er starb aber in Spanien, erst sein Sohn hat seine Leiche zurück nach Santo Domingo überführt… Schade dass Sie das so verkürzt wiedergegeben haben. Es war doch noch Platz, durch die Verkürzung entsteht ein falsches Bild seines Todes. – Ute Parduhn


Leserbrief zu „Der Auftrag des Bruders“ von Jens Tönnesmann

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel in der Geschwisterreihe zum Tod Ihres Freundes Philipp gelesen. Leider ist mir im 4. Absatz ein Fehler aufgefallen, der sehr häufig passiert, aber eigentlich doch leicht zu vermeiden sein müsste: Victoria Küppers ist, wie Sie richtig schreiben, Gerichtsmedizinerin- die Beschreibung ihrer Arbeit im weiteren Verlauf des Artikels macht das auch nochmal deutlich. Leider schreiben Sie dann im nächsten Satz etwas von ihrem Entschluss Pathologin zu werden. Dies sind zwei unterschiedliche Fachärzte!

In der Pathologie geht es um die Untersuchung von krankhaften Zuständen des Körpers und in der Gerichtsmedizin geht es laut Wikipedia um folgendes: „Die Rechtsmedizin, auch Forensische Medizin oder Gerichtsmedizin genannt, umfasst die Entwicklung, Anwendung und Beurteilung medizinischer und naturwissenschaftlicher Kenntnisse für die Rechtspflege sowie die Vermittlung arztrechtlicher und ethischer Kenntnisse für die Ärzteschaft.“ Pathologen obduzieren natürlich auch aber nicht im Auftrag von Staatsanwaltschaft usw. sondern mit Einverständnis von Angehörigen. Als Medizinerin fällt mir diese Verwechslung immer wieder auf und es ärgert mich ein bischen, da tatsächlich schon der Wikipedia-Artikel über Rechtsmedizin auf dieses Problem hinweist. Insgesamt aber ein interessanter Artikel, der auch nochmal das Problem der zu wenigen staatsanwaltlich angeordneten Obduktionen in Deutschland thematisiert! – Dr. med. M. Merkendorf


Leserbrief zu „Endlich mal anfangen“ von Elisabeth von Thadden

In Ihrem Artikel besprechen Sie das neue Buch von Herrn Weizsäcker. Entweder darin (ich habe es noch nicht im Original) oder in Ihrem Skript steckt ein Zahlen-Fehler. Und zwar bei der Steigerung der Fischfang-Mengen. Sie schreiben, er sei in den letzten 50 Jahren um das 35-fache gestiegen, woran meine Frau spontan zweifelte (sie schätzt in der Regel sehr gut!), so dass wir recherchierten. Offenbar wäre 3,5-fach richtig, es sei denn, alle Tabellen im Internet wären Fake-News ;)  – Werner Winkler


Leserbrief zu „Über die Schauspielkunst“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Seit langem lese ich Martensteins Kolumnen stets als Erstes, wenn ich DIE ZEIT donnerstags aus dem  Briefkasten ziehe. Aber der Beitrag dieser Woche „Über die Schauspielkunst“ ist der absolute Hammer. Wie viel er da hineingepackt und mit hintergründigem Humor versehen wieder ausgepackt hat, ist einfach genial. Gratulation!!! – Gerda Münzenberg


Leserbrief zuErinnern! Aber woran?“ von Peter Jahn

Die Thematisierung (endlich!) der Verantwortung des Nationalsozialismus für den rassistisch motivierten Mord an „slawischen Untermenschen“ in Osteuropa hat größere Bedeutung, als man auf den ersten Blick glaubt. Es geht hier nicht um Kollektivschuld der Deutschen und Österreicher samt Kollaboranten, besonders der Nachkriegs-Generation, sondern vielmehr um die Konsequenzen, die aus der historischen Ignoranz (bzw. Verschweigen) resultieren. Unterschwellige Abneigung, starke Unterschätzung bis zur Verachtung, auch außerhalb vom deutschsprachigen Raum, sind die Folgen. Alle Errungenschaften in wissenschaftlichen und Kunstbereichen, Nobelpreise sowie beachtliche PISA- Ergebnisse oder sogar Erfolge im Sport aus diesen Gegenden bleiben im allge- meinen Denken (in Österreich bis zu Geschmacklosigkeit) viel zu oft unbeachtet. Vielleicht mit Ausnahme von Russland, das aufgrund seiner Größe und Machtansprüche, die Angst verursachen, respektiert wird.

Arroganz – als Zwillingsschwester von Ignoranz – hat im Wesentlichen dazu beigetragen, dass Länder aus dem damaligen Ostblock (nicht alle Slawen) sich wieder missachtet fühlen („Prügelknaben“,“Befehle von Außen“) und isolieren, was die europäische Gemeinschaft deutlich schwächt. Vielleicht ist es noch nicht zu spät, eine leicht korrigierte Sprache zu finden und neu Verständigungsebene zu schaffen? Es wäre wünschenswert, dass sich auch Österreich, mit seinen Ambitionen als aktiver Europa-Mitgestalter, für diese Themen interessiert und auf seine Lieblings- Rolle des ersten „Nazi-Opfer“ verzichtet. – H. M. Kochan


Leserbrief zu „Schafft er sie?“ von Matthias Geis und Bernd Ulrich

Aus unserer Kanzlerin werde ich nicht schlau. Sie hat sich an der Sondierung kaum beteiligt. Sie sieht, wie die ganze Welt Deutschland kaputtmachen will, stellt sich aber nicht dagegen. Ist sie blind oder steckt sie dahinter? Die Reichen machen was sie wollen, ihr Geld ist in Panama und der untere Teil des Volkes wird wegen jeder Kleinigkeit belangt und ausgenommen, wie eine Weihnachtsgans. Ist jetzt ganz Germany schon DDR? Ich traue dieser Frau nicht mehr. Ihre Kanzlerschaft ist eine Lüge. Oder hat sie aus der DDR nichts lernen wollen? Wie sehen Sie das? Es würde mich interessieren. – Josef Fehle


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

……..Ich werde meinem notorisch schlecht gelaunten und dauerhaft Introvertierten Tankwart meiner Wahl ab sofort alles Unbill verzeihen. – Dietmar Krimmel


Leserbrief zu „Lasst die Finger davon!“ von Rüdiger Jungbluth

Genau so ist es! Chapeau. Ich bin seit 32 Jahren Vermieter. Das Haus ist geerbt, also „unverkaufbar“. Frau will partout nicht… – Claus Schüßler


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Genial recherchiert. Amüsant zu lesen. Deprimierende Erkenntnis. Man sollte schlussfolgern… – Claus Schüßler


Leserbrief zu „Aus weiter Ferne“ von Iris Radisch

Was für eine erbärmliche Vaterfigur ist doch dieser Martin Walser! Wäre ich Jakob Augstein, würde ich ihn fragen, wie viele Abkömmlinge es wohl noch gibt, für die er ebenfalls jahrzehntelang keinerlei väterliche Gefühle empfunden, keine Verpflichtungen und keine Verantwortung übernommen hat. Ehefrau Käthe und ihre vier Töchter würde das vielleicht auch interessieren. Aber Walser hat ja leider „für solche Sachen (sic!) gar kein Gedächtnis.“ – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Die Stunde der Entscheidung“ Thomas Assheuer

„Es braut sich etwas zusammen: Ein neuer Typ des modernen Nationalpolitikers verspricht Rettung aus der Not.“ Ein Feuilleton prüft vorher alles, dort wo es keine Tabus gibt und auch keine Idee zu verrückt ersceint, um gedacht zu werden-als Wahrheitsgebot. Das heißt ebenso alles prüfen ,um einen rettenden Weg für uns Leser zu finden ,ist genauso wichtig. Jedoch dieser Weg muß auch halten, was er uns mit der obigen Titelzeile verspricht-sonst ist er für mich nichtig. Jedoch bloß ein neues Weltbild mit einer Identitätsfinding für einen neuen Typus des modernen Nationalpolitikers als Retter der Modernisierung für uns zu kreieren , reicht dafür nicht aus. Das bleibt mir zu oberflächlich und durchsichtig; bringt nur ein kompromissloses Freisetzen aller ökonomischen Kräfte der Marktwirtschaft in mein Haus. Das führt nur zum Lösen aller Fesseln und nutzt weiter nur der Selbstbehauptung und Selbstverwirklichung der allgegenwärtigen Machtblöcke,Groß-Moralisten-Bedenkenträger und Wachstums-Fetischisten ganz allein.

„Man kann nicht mal eben Politik machen ,bloß mit Glasfaserausbau-Rentensystementwürfen und neuen Einwanderungsgesetzentwürfen „plakativ, oberflächlich fein. Man sollte lieber eine gerechtere-vernünftigere und nachhaltigere Realpolitik als Daseinsform für uns alle doch ergründen.. Als neue Typen auf der Polit-Bühne für uns Leser zu erfinden. die als Retter und Heilsbringen bei uns zünden. Richtig ,dafür haben „Unsere Länder (und Politiker)Wachs in ihren Ohren, sie sind taub(und blind)für den Rumor des Kommenden und den akuten Gefahren aus den Stürmen des Weltmarktes“im Digitalen Zeitalter vorallem. Die alten Drachen sind gewiß die Mächte des Stillhaltens, die Verwaltung des Status quo, mit der endlosen Rhetorik um eine „fiktive Mitte“als Medien-Lallen. Enorme, wirksame Handlungsmacht läßt sich nicht simulieren und herbeireden: mit Dynamik, Entschlossenheit zum neuen Politikertyp und Tausendsassa nur allein. Es sollte schon jemand sein, der ungeschminkt, weniger machtbesessen, ohne Illusionen und ohne Hang zur ökonomischen und medialen Despotie kann sein. Auf diesen Typen warte ich bei uns und Europa schon lange vergebens. Daher macht mich auch Ihr Feuilleton nicht bange-Ich hoffe gern -das ist der Sinn meines Lebens. – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Schafft er sie?“ von Matthias Geis und Bernd Ulrich

So, so – „der FDP-Wähler ist also gewissermaßen der innere Schweinehund des Grünen-Wählers“. Jetzt verstehe ich doch endlich, was das ist: Leben (und Schreiben) in einer Filterblase. – Elisabeth Werle


Leserbrief zu „Fremdes Recht“ von Heinrich Wefing

Im Text fehlt die Erklärung, warum der Israeli in Deutschland klagt. Stattdessen hätte man den einigermaßen kontextlosen Verweis auf Fritz Bauer am Ende weglassen können. Formal urteilt das Gericht richtig, denn Kuwait schließt Bürger eines bestimmten Staats aus und nicht Personen einer bestimmten Religion. Gleichwohl ist die Intention des Gesetzes offensichtlich antisemitischer Natur. Ich denke aber, dass das Gericht letztlich schlauer ist als Kuwait und Israel zusammen: Kuwait sieht Israel als Staat, in dem nur Juden leben – und diskriminiert dessen arabische Bevölkerung mit. Genauso will Israels Regierung das Land als jüdischen Staat definieren und benachteiligt so 20% seiner nicht-jüdischen Bürger. Tatsächlich müsste man nicht das Landgericht Frankfurt sondern die Bundesregierung kritisieren, welche Landerechte widerrufen könnte. Da diese dann aber möglicherweise einer ganzen Reihe von (Staats-) Fluglinien aus Ländern mit nicht menschenrechtskonformen Gesetzen die Landung verweigern müsste – vielen arabischen und chinesischen Linien, russischen, türkischen? – könnte man den internationalen Flugverkehr gleich einstellen. Daher bleibt es am Konsumenten, eine Fluglinie wie Kuwait Airways zu boykottieren. – Jörn Bullwinkel


Leserbrief zu „Schafft sie es?“ von Marc Brost et al.

Zugegebenermaßen befinden wir uns in einer historischen Situation. Trotzdem empfand ich Ihre Berichte zum Scheitern der Jamaika-Verhandlungen als zu lang, da mir das meiste bereits gesagt schien. So hatte ich erstmals vor, einen Großteil des Politik-Teils zu überblättern. Ich konnte es dann doch nicht tun bzw. lassen und habe tatsächlich einige neue Erkenntnisse gewonnen. Ihre Diagnose von Angela Merkels Auftreten in der ZDF-Sendung Was nun, Frau Merkel? („aus einem Jungbrunnen entstiegen“) kann ich aber gar nicht teilen. Sehen Sie sich noch mal die letzten Worte an. Da sagt die Kanzlerin: „Ich sagte ja, ich hab mich für vier Jahre verpflichtet. Das wollte man immer von mir hören. Und nun werde ich auch versuchen, dem Auftrag gerecht zu werden.“ Wäre das ein Bewerbungsgespräch, würde man nicht sagen, die Kandidatin ist richtig heiß auf den Job. Der Sound ähnelt dem von vor einem Jahr, als sie ihre neuerliche Kandidatur erklärte. – Jörn Bullwinkel


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Die Entwicklung der Verhandlungen bezüglich „Jamaika“ und deren Scheitern entspricht dem mathematischen Erwartungswert. Eine ideologische Klammer über die handelnden Parteien zwischen CDU/CSU, FDP und Grün zu legen, würde der Quadratur des Kreises näherkommen und politische Alchemie bedeuten. Trotzdem wäre zu erwarten, dass sich Politiker in alle Richtungen bewegen, ihre persönlichen Eitelkeiten ablegen und im Sinne der Allgemeinheit zu einer vernünftigen Lösung zu kommen. Wenn Martin Schulz in seiner kindlich-trotzig anmutenden Sturheit verharrt, wird die SPD die Rechnung dafür zahlen müssen. – Mag. Martin Behrens


Leserbrief zu „Der Auftrag des Bruders“ von Jens Tönnesmann

Nur eines muss ich kritisch anmerken: „Als sich unsere Blicke treffen, zeichnet sich auf ihrem Gesicht ein erkennendes Grinsen ab. Es ist das Grinsen ihres Bruders.“ Beim Lesen empfand ich diese Sätze – entschuldigen Sie bitte die drastische Ausdrucksweise – wie einen Schlag ins Gesicht. Ist Ihnen nicht bekannt, dass „Grinsen“ ein böses, freches, unverschämtes Lächeln meint? Ich habe zwar schon gelegentlich (meistens jüngere) Leute sprechen hören, die „grinsen“ und „lächeln“ synonym verwendeten, aber in der Schriftsprache sollte man dies keinesfalls tun. – Hans-Michael Empell


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Ich tanke seit Jahrzehnten weit überwiegend bei einer freien Tankstelle und kaufe dort gelegentlich (sonntags) auch mal etwas ein. Gefragt wurde ich noch nie, auch nicht bei anderen Tankstellen oder diversen Ladengeschäften. Ich verstehe diese Geschichte daher nur teilweise. – Karl Scherer


Leserbrief zu „Großbritannien rutscht nach links“ von John F. Jungclaussen

Dieser so informative und sorgfältig recherchierte Artikel bringt mich auf den Gedanken: Bitte auch für Deutschland, für Ihre LeserInnen, das gleiche Thema. – Charlotte Bossinger


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf und zu „Jetzt schmilzt auch noch das Vertrauen“ von Ulrich Schnabel

Bei allem sachgerechten und dringend überfälligen Aufzeigen einiger Probleme und der absehbar immensen Kosten zur „Energiewende 2.0“ vergessen die Autoren immer noch wichtige Größen:

  • Über Stromerzeugung und CO2-Emissionen vieler anderer Sektoren entscheidet heute keine deutsche Regierung allein. Dieser Teilbereich muss in Europa komplett im EU-CO2-Emis­sions­handel verankert sein – sonst nützt es dem Weltklima gar nichts.
  • Dass Naturwissenschaftler von Leakage- oder Rebound-Effekten nichts wissen, kann man ihnen nicht vorwerfen. Diese sind aber für eine international wirkende Weltklimaschutzpolitik durchaus massiv relevant. Die institutionellen Anforderungen an weltweit funktionierende Instrumente sind riesig. Darüber redet man erst Recht nicht gerne.

Um auf das „schmelzende Vertrauen“ zu kommen: Anstatt auf Strom-Exportüberschüsse von Deutschland zu schimpfen (weil stundenweise „zu viel“ erzeugter Strom einfach weg muss und dann Export im EU-ETS sinnvoll ist!) und Kohle-Bashing zu betreiben, sollten Parteien und Journalisten über sachgerechte Ausbaupläne für P2G (wie und wo?), massive Verstärkung der Stromnetze (E-Auto-Aufladung zu Hause?), Vor- und Nachteile von Batterien versus Brennstoffzelle für E-Mobilität etc. schreiben und die Öffentlichkeit schlauer machen. Leider kann man bei solchen Sachdiskussionen nicht so schnell ein „gutes Gefühl“ haben und wäre auch intellektuell sehr gefordert. Auch Journalisten leiten die Diskussionen wiederholt in unsinnige Bahnen – sie gewönnen aber auch mehr Vertrauen, wenn sie nicht nur ein moralisches Fähnchen heraus hängen. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele


Leserbrief zu „Schafft er sie?“ von Matthias Geis und Bernd Ulrich

Entsprechend meiner langjährigen Gewohnheit lese ich die ZEIT von hinten nach vorne. So kommt der Sahneklecks zuletzt obendrauf. Nämlich auf Seite 3, im Hauptteil Politik.  Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, das kam mir in den Sinn, als ich den wunderbaren Artikel von Matthias Geis und Bernd Ulrich las. Kann man eine Vorlesung in praktischer Politikwissenschaft, dazu in warmer häuslicher Stube, noch besser erhalten? Ich glaube, unsere Demokratie funktioniert. Dank der vierten Gewalt. – Reinhard Hausmann


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

Der Artikel von Herrn Asendorf zur Energiewende war schon sehr bedeutsam, und zwar in zweierlei  Hinsicht. Zum einen wurde endlich einmal deutlich aufgezeigt was es bedeutete, wenn die Energiewende zu den „Erneuerbaren“ auf die für 2050 gesetzten Ziele hin konsequent durchgeführt würde. Und das nicht zusammengereimt von ihren Gegnern, sondern auf der Basis der Arbeit der deutschen Wissenschaftsakademien. 12000 Quadratkilometer Land würden allein für die rechnerisch notwendige Mehrleistung von Solar- und Windparks gegenüber dem heutigen Stand benötigt, das Stromnetz müsste um Tausende von Kilometern Hochspannungsleitungen erweitert und zur Wasserstoffgewinnung Zehntausende von Elektrolyseanlagen gebaut werden. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Kein Wunder also, dass die Untersuchenden gewaltige Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung gleich mit betrachtet haben. Und dann kommt der zweite, ebenfalls bedeutsame Teil des Artikels, der für mich nur der political correctness geschuldet sein kann. Die Technologien für die Umwandlung von Solar- und Windenergie werden plötzlich als konkurrenzfähig, die technischen Voraussetzungen für die komplexe „Sektorkopplung“ als bekannt und erprobt dargestellt, die horrenden Kosten sind „für unser reiches Land beherrschbar“ und überhaupt: „auch technisch kriegen wir das hin“. Man braucht halt nur viel Informations- und Aufklärungsarbeit. Die gewaltigen Probleme sind somit ins ohne weiteres Machbare eingedampft worden. Musste das sein, damit der Artikel gedruckt werden kann, oder ist es ein Fall von vorweggenommenem Gehorsam? – Peter Kania


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Der Artikel sprach mir aus der Seele. Ich finde die Fragerei nach Payback Karten etc. einfach nervig. Jahrelang schon benutze ich keine derartigen Karten mehr. Wenn die obligatorische Frage kommt, antworte ich: …Nee, habe nur ´ne Bahnkarte; nehmen Sie die auch? Meistens gibt´s eine nette Gegenantwort; zumindest habe ich das Gefühl, den/die Kassierer/in mal kurz aus der Arbeitsalltagstristesse herausgeholt zu haben. Ein Augenkontakt, ein gegenseitiges Lächeln und ein lustiges Mini-Gespräch sind meistens die Folgen; und das hat doch was in einer Welt, wo sich meistens nur noch alles um Zahlen, Profit, Gewinnmaximierung, etc. dreht. So freue ich mich immer auf diesen Moment erlebte Menschlichkeit wie heute morgen an der Shell-Tankstelle?. – Christoph Juppe


Leserbrief zu „Schafft sie es?“ von Marc Brost et al.

Den Chefs von Minderheitsregierungen wird einiges abverlangt. Sie müssen, um es einmal im modernen Managementdeutsch zu sagen, zupackend, pro-aktiv, „hands-on“ sein und erklären und begründen, welche Ziele sie mit welchen Mitteln erreichen wollen.Nun, all dies ist die Sache der Frau Merkel nicht, das haben nicht nurihre öden Wahlkämpfe gezeigt. Eine Regierungschefin, die in der überwiegenden Mehrzahlihrer politischen Entscheidungen erst dann aus der Deckung gekommen ist, wenn andere ihre Meinunggeäußert und sich die Mehrheitsverhältnisse abgezeichnet hatten, ist kaum imstande, immer aufs Neue oppositionelleParteien,Fraktionen oder auch nur Abgeordnete in hinreichender Zahl für ihre Sache zu gewinnen. Nur wenige Kanzler hätten mit einer Minderheitsregierung Erfolg gehabt – vielleicht der trickreicheAdenauer, vielleicht Helmut Schmidt, Helmut Kohl wohl kaum, und erst recht nicht der zwar charismatische, aber mit der permanenten Suche nach einer Mehrheit überforderte Willy Brandt. Frau Merkel ganz gewiss nicht – kein Wunder, dass sie, wie sie verlauten lässt, „sehr skeptisch“ ist. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „»Die Nachtigall triezen!«“ von Ijoma Mangold

Im Untertitel steht: „Die Lyriker … haben ihre Kollegen gebeten, Minnelieder … zu übersetzen.“.Der literarisch weniger bewanderte Leser, fragt sich, wer da wen gebeten hat, und kommt nach Anwendung der bekannten und hier zwingenden Satzbauregel Subjekt-Prädikat-Objekt zum Schluss, dass es die an erster Stelle genannten Lyriker sind (zwingend, wenn wie hier Subjektkasus und Objektkasus anhand der Formen nicht unterscheidbar sind – Lyriker und Kollegen können sowohl Nominativ- als auch Akkusativform sein). Erst beim Lesen des Textes wird dann klar, dass die Kollegen Subjekt sein müssen, dass also der Satz falsch gebaut ist. Mich befremdet daher schon, dass dieser falsche Satz durch alle Korrekturinstanzen gehen und gedruckt werden konnte. – Volker Morstadt


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Wie einfach ist es doch, mit gewichtigen Schlagworten wie „staatspolitische Verantwortung“ Meinung zu machen. Für die FDP ist das Argument nicht relevant, wohl aber für die SPD. Die CDU hat sich an wesentliche Beschlüsse im letzten Koalitionsvertrag nicht gehalten (das Glyphosphat-Thema war zum Zeitpunkt der Ausgabe noch nicht entschieden) , die SPD „die Kastanien aus dem Feuer geholt“, wesentliche sozialpolitische Projekte umgesetzt. „Na und?“ Die SPD-Erfolge wurden nicht ihr zugerechnet, sie waren Ergebnis der Merkel’schen Bundesregierung.  Journalisten haben dabei kräftig mitgewirkt. Und nun wundert man sich, dass sich die Partei ziert. Jahrelang hat die Union in Verbindung mit der Wirtschaft darauf hingewirkt, die SPD zu marginalisieren, nicht zu eliminieren, denn sie kann immer noch im Wahlkampf als schlechtes Beispiel dienen. Und da wundert man sich?

Die SPD hat sozialpolitische Veränderungen bewirkt, die CDU dagegen die Autoindustrie vor Brüssel bewahrt und die Energieerzeuger vor dem Klimaschutz – kurzatmig. Und da wundert man sich vor der Zögerlichkeit? Vielleicht sollten auch Journalisten noch einmal sehr grundsätzlich über staatspolitische Verantwortung nachdenken. Damit keine Unklarheiten aufkommen: Ich bin weder SPD-Mitglied noch Mitglied einer anderen Partei. – Dr. Frank Kleiner


Leserbrief zu „Wieso machtlos? Wieso Opfer“ von Ursula März

Ein guter, ein eindrucksvoller Artikel, weil Sie sich selbst nicht aus dem Spiel nehmen. Nicht nur in Fragen des Feminismus scheint es so zu sein, dass die Opferposition innerhalb eines systemischen Schuldzusammenhangs die symbolisch attraktivste ist. Deswegen muss man die Schuld, die der Preis jeglichen Aufstiegs ist, verschleiern. Daher – vielleicht – die von Ihnen kritisierte Passivität, daher die stille Gleichsetzung sehr verschiedener Formen von Gewalt gegen Frauen auf #Metoo, durch die den Verstümmelten, den zur Prostitution Gezwungenen und Vergewaltigten ein weiteres Unrecht angetan wird. In der FU Berlin hingen vor einigen Monaten Zettel an der Wand, des Inhalts, dass man sich bei sexistischen und rassistischen Belästigungen an die Stelle XY wenden könne. Wirft man nach dem Essen einen Blick in die Mensaküche, so stellt man fest: Mindestens die Hälfte der dort Beschäftigten sind schwarz (die andere Hälfte, nach meinem Eindruck, kommen aus Südosteuropa), und so gut wie alle sind Frauen. – Wolfram Ette


Leserbrief zu „So ähnlich, so fremd“

Danke für die interessanten Beispiele von Geschwisterpaaren! Nur bei den Kindern Ludwigs des Frommen ist ein bißchen zu sehr das 19. Jahrhundert hineingelesen. Die Kinder mit ihren Teilreichen haben einander tatsächlich mit wechselnden Bündnissen bekämpft, und es gab damals irgendwo auch schon die germanisch-romanische Sprachgrenze. Die deutsche und französische Nation haben sich aber erst später daraus entwickelt (unter Karl dem Dicken war das ganze Reich ja auch noch mal vereint; das Jahr 911, als die ostfränkischen Herzöge nach dem Tod des letzten ostfränkischen Karolingers nicht den westfränkischen Karolinger als ihren König anerkannten, sondern einen eigenen König wählten, ist ein Markstein für die Trennung). Und das Verhältnis der Nachbarn war im Laufe des Mittelalters (unbeschadet politisch-dynastischer Rivalitäten usw. die es natürlich auch mal gab) eher gut; „Erbfeind“ der Franzosen war eher England. Zur deutsch-französischen „Erbfeindschaft“ kam es auch noch nicht bei der oft sehr ruppigen französischen Reunionspolitik (die ja in der Regel von einem Teil der deutschen Fürsten unterstützt wurde), sondern erst beim Kampf gegen Napoleon, als Jahn, Arndt, Körner usw. sie ausriefen, und sie nahm nach dem Ersten Weltkrieg auch wieder aber, währte also nur gut 100 Jahre während der langen Nachbarschaft. – Simon Gerber


Leserbrief zu „Jetzt schmilzt auch noch das Vertrauen“ von Ulrich Schnabel

Vorab: geht es hier primär um Vertrauen und/oder eher um Zutrauen? Letzteres scheint in vielen Kontexten unserer „Leistungs“gesellschaft deutlich vordergründiger und bestimmender. Wenn Beziehungsdefinitionen grundlegend die Sachebenen von Kommunikation überlagern, schwächen u.a. die Oberflächlichkeit omnipräsenter sozialer Medien als auch die erkennbar zunehmende Irrationalität gesellschaftlicher Führung die Tragfähigkeit und Bindungskraft in vielen unserer sozialen Prozesse. Sich gegenseitig aufschaukelnd spiegeln sich Unberechenbarkeiten, Überforderungen und hilfloser Aktionismus von Verantwortungsträgern (Personen und Organisationen) in den Gefühlslagen und Ent-Täuschungen der Führungslosen: scheinbar weiss niemand mehr, wohin die Reise geht! Es ist zu vermuten, dass bisher (noch halbwegs) wirksame, vernunftgeleitete Erklärungsmuster und Mentalitäten weiterhin an Stabilität und Tragfähigkeit verlieren. Dazu passend der sich abzeichnende Abgesang parteiendemokratischer Führung in einer wachsenden Zahl „offener“ Gesellschaften, die Zunahme populistischer Vereinfachungen und autokratischer Antworten. Krisen und Umbrüche sind bestimmende Merkmale gesellschaftlicher Gegenwart geworden und es gilt die Ungewissheit (unserer Zukunft) als einen unabdingbaren Lösungsrahmen mental-emotional zuzulassen und sozial neu zu bestimmen. – Dr. Wolfgang Klöckner


Leserbrief zu „Lasst die Finger davon!“ von Rüdiger Jungbluth

Ich habe sie mir verbrannt Für die Altersvorsorge baute ich ein 5 Familienhaus. Aus eigener Erfahrung meiner früheren Wohnungssuche vermietete ich nur an junge Familien. Damit fing meine Fehleinschätzung und Versagen an, denn ich war nun plötzlich einer, der ich nie sein wollte – ein sogenannter Ausbeuter. Es gab viel zu tun und zu erleben. Die obligaten Schimmelprobleme meistern, weil nicht gelüftet wurde. Mit den Händen die Windeln aus dem Abfluss ziehen. Wegen einiger Mietrückstände wurde einfach heimlich ausgezogen, die Vorhänge blieben. Stromzähler wurden kriminell überbrückt, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Volle Rotweinflaschen wurden auf den Teppichböden entleert, Türen beim Partnerstreit eintreten…etc. Keine Schikane wurde mir erspart. Es war so ungerecht, da ich jeden Streit hasse. Ich musste das Objekt so schnell wie möglich wieder verkaufen und die Kredite löschen. Das Leben, das ich kannte, war schöner, ist anders. Ich war dieser Immobilienwelt nicht gewachsen. – Jon Pahlow


Leserbrief zu „Auf der Suche nach der eigenen Stille“ von Christine Lemke-Matwey

Frau Lemke-Matwey schreibt gewohnt gut und kenntnisreich, mit jenem schwärmerisch verzückten Lobpreis, den sie denen widmet, die sie mag. Ich war amüsiert und belehrt. Dann jedoch: Im Café Landtmann sind “die Ober von einer aasigen, Sebastian Kurz-artigen Freundlichkeit”. Warum diese plötzliche, unnötige Invektive? Wiener Kaffeehausober sind schon eine eigene Spezies. Manchmal vielleicht etwas weltstädtisch herablassend und arrogant, andererseits lassen sie einen stundenlang bei einem kleinen Braunen verweilen, ohne zu stören. Aber von aasiger Freundlichkeit? Das haben sie nicht verdient. Es wird ihnen nichts ausmachen, sie werden es nicht lesen. Aus dem Munde einer musikliebenden höheren Tochter ist das unpassend und gehässig. – Dr. W. Schneeberger


Leserbrief zu „Ihr werdet noch neinmmern!“ von Peter Dausend

Wenn man über etwas spottet, das man offensichtlich noch einmal ansatzweise kennt, dann hat man alle Voraussetzungen für einen guten Politiker! Nach meinen Informationen lagen die Sympathien der Frau Merkel deutlich näher bei den Grünen als bei der FDP. Also eine Koalition innerhalb der Koalition. Keine gute Basis für eine vierjährige Zusammenarbeit. Ganz besonders dann, wenn man eine Frau Merkel als Gegner hat!!!! Nein! Und dausend Mal NEIN! – Klaus Riediger


Leserbrief zum Titelthema „Er oder sie?“

Dass die ZEIT einen verantwotungslosen Effekthascher wie Christian Lindner zur politischen Erlösergestalt hochstilisiert und glorifiziert, war nicht nur für mich ein gelinder Schock. Ist die ZEIT dabei, nach rechts abzudriften? Etwa zu lesen, dass die Reduktion des Umweltschutzes zugunsten der Wirtschaft letztlich der Umwelt zugute komme, ist für einen denkenden Leser eine schier unerträgliche Zumutung, zumal, wenn er als bislang jahrzehntelanger Abonnent Sympathien für Ihre Zeitung gehegt hat. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Wieso machtlos? Wieso Opfer“ von Ursula März

Auf die Gefahr hin, dass Sie jetzt Applaus von der falschen Seite bekommen. Ich Mann war begeistert von Ihrem Artikel! Ergänzend zur Klassenfrage: Fällt es eigentlich niemandem und niemander auf, dass all diese miesen Franchise-Ketten wie Subway, Vapiano und viele andere mehr, gerne jedwedem Menschen jedweden Geschlechts zu den gleichen miesen Bedingungen, die sogar vertraulich bleiben müssen, den gleichen miesen Lohn zahlen? Gender korrekte Ausbeutung ist deren leichteste Übung. – Ingo Klamann


Leserbrief zu „Eine gute Zwei für Gruppenarbeit“ von Thomas Kerstan

Schön, dass nach den miserablen Studienergebnissen zu den Leistungen der Viert- und Achtklässler endlich einmal Positives ermittelt werden konnte! Nach dem Grundsatz, dass Lob beflügelt und Tadel demotiviert, könnte die Studie zu den guten Teamwork – Fähigkeiten deutscher Schüler dazu beitragen, vorhandene Defizite in anderen Bereichen abzubauen. Andererseits sollte Teamarbeit nicht überbewertet werden. Die Förderung der Selbständigkeit, die Vermittlung von Basiswissen und grundlegenden Fähig- und Fertigkeiten vor allem im Lesen, Schreiben und Rechnen, nicht zuletzt von Allgemeinbildung auch durch lehrerzentrierte Methoden dürfen nicht vernachlässigt werden.

Teamarbeit schult vor allem soziale Kompetenzen und wirkt sich positiv auf den Umgang der Schüler miteinander aus. Andere Formen des Lernens sollten aber ebenso gefördert werden, um Schüler zu befähigen, die ihnen gestellten Aufgaben ohne fremde Hilfe zu lösen. Dies stärkt ihr Selbstbewusstsein und trägt wesentlich zur Lebenstüchtigkeit bei. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „Ein Land wird umgekrempelt“ von Dirk Asendorpf

Dieser Artikel macht mich fasungslos. Ist das die schöne neue Welt der Energiewende? 12000 Quadratkilometer zubetonierter Boden für WKAs und Solarparks dazu zehntausende von Elektrolyse- Anlagen gleich neben den Wind-und Solarparks zur Herstellung von Wasserstoff! – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Knack. Knack. Knack.“ von Mark Schieritz et al.

Das Weltklima wird man nicht dadurch retten, dass Deutschland aus fossilen Brennstoffen mittelfristig aussteigt und auf Zufallsenergie setzt und der Familiennachzug kann für den Sozialstaat so teuer werden, dass er überstrapaziert wird. Aus dieser Perspektive sollten die handelnden Personen überlegen, was für das Land und dessen Zukunft richtig und nicht, was vielleicht zeitgeistig, international erwünscht oder pc ist. Und was die Finanzen anbelangt, geht es primär um die Einführung einer Transfer- und Haftungsunion auf europäischer Ebene, eine ruinöse Entwicklung, der die FDP äußerst skeptisch gegenübersteht, die aber von der SPD gefördert wird. – Mag. Martin Behrens


Leserbrief zu „Lieber groß denken“ von Matthias Nass

Im Untertitel des Leitartikels heißt es, die SPD müsse ihre Verweigerung aufgeben, da alles andere auch nicht besser sei: Gerade darin liegt ja das Problem! Die Parteien und ihre jeweiligen Vertreter(innen) bieten ein Bild des Jammers, nicht nur durch ihr unsägliches Verhalten bei den Sondierungsgesprächen, welches sehr an das von Kindern erinnert, die sich im Sandkasten um eine Schaufel streiten.

Wie schlimm es um die Parteien steht, zeigt sich auch daran, dass sie sich entweder, wie diejenigen am Rande des politischen Spektrums, gerade mit großer Lust selbst zerfleischen oder dass deren Repräsentanten nicht in der Lage bzw. nicht Willens sind, über ihr eigenes Parteiinteresse hinaus zu denken oder gar im Sinne der Allgemeinheit zu handeln. Es geht auch nicht nur um ein „Versagen der «Systemparteien»“, wie es im Text heißt, sondern um eine generelle Krise unserer Demokratie, die Gefahr läuft, zu einer «Parteiokratie» zu verkommen. Symptomatisch dafür ist zum Beispiel, wie Herr Lindner den Abbruchs der Sondierungsgespräche mit den Worten kommentierte, er sei dies der Klientel seiner Partei schuldig. Geht es nur um eine Klientel oder nicht doch um das Ganze?

Für eine Neubelebung der Demokratie bedarf es m.E. dringend grundlegender Änderungen in den parlamentarischen Verhaltensweisen bzw. Spielregeln. Dafür seien hier als Diskussionsgrundlage ein paar Ideen aufgezählt:

  1. Wenn jede(r) Mandatsträger(in) ständig auf mögliche Reaktionen einer vermeintlichen Klientel schielt, wenn allen eine Parteilinie vorgegeben ist oder gar Fraktionszwang herrscht, sind sowohl die notwendige neutrale Analyse der jeweiligen Sachlage als auch adäquate Lösungen von vornherein ausgeschlossen: die einen blicken durch die schwarze Brille, andere durch die rote oder grüne, wieder andere durch die braune usw. – und entsprechend des vorgegebenen Blick- bzw. Gedankenfilters muss sich die Problemlage unterschiedlich darstellen, auch wenn es sich um ein- und dieselbe handelt.

Dem kann nur entgegengewirkt werden, wenn alle Politikerinnen und Politiker sich grundsätzlich dazu verpflichten, jedes zu lösende Problem zu allererst parteiübergreifend nach der Faktenlage neutral zu beschreiben und anschließend dessen Gründe und mögliche Folgen vorbehaltlos und vollkommen unvoreingenommen zu analysieren, ohne dabei gleichzeitig auf Lobbyinteressen zu schielen.

  1. Erst danach darf auf Grundlage dieser neutralen Analyse nach möglichen Lösungswegen, Antworten oder Entscheidungen gesucht werden. Nur dieser zweite Arbeitsschritt ist m.E. im Parlament die eigentliche Aufgabe der Parteien, denn sie garantieren, dass dort stets eine Vielfalt von Ideen, Bedenken oder Argumenten usw. vorliegt, bevor Entscheidungen getroffen werden.
  2. Über die Ergebnisse von Schritt 2 sollte dann im Plenum wieder unvoreingenommen und ergebnisoffen debattiert werden können, damit gemeinsam die jeweils beste Lösung für möglichst große Teile der Gesellschaft gefunden werden kann. Das ist nur realisierbar, wenn jede(r) Abgeordnete grundsätzlich frei abstimmen kann, ohne jeglichen Fraktionszwang. (Bisher finden ja, wie Herr Lammert in seiner Abschiedsrede moniert hat, meist gar keine echten Debatten statt, da die Argumente der Opposition fast ausnahmslos unter den Tisch fallen!)
  3. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser offenen Debatten erarbeitet die Regierung Gesetzesvorschläge, über die dann die jeweiligen Fachausschüsse und das Plenum beraten und schließlich Beschlüsse gefasst werden können.
  4. Die Parteien sowie die Politikerinnen und Politiker müssen sich somit vollkommen neu definieren als Dienstleister im Interesse der Sache an sich – statt, wie bisher, als Vertreter einer Parteilinie. Die derzeitige Praxis, politische Entscheidungen immer öfter auf der Grundlage eines sog. Kuhhandels oder mehr oder weniger fauler Kompromisse zu treffen, wäre dann hoffentlich auch obsolet.

Wenn auch nur ein Bruchteil dieser Vorschläge verwirklicht würde, hätten die Bürgerinnen und Bürger wohl viel seltener Anlass, auf die Politik zu schimpfen, und sie könnten wieder zu dem Souverän werden, der sie eigentlich in der Demokratie sein müssten, statt, wie zurzeit, nur dann als solcher betrachtet zu werden, wenn sie „richtig“ wählen…

Ob so, wie hier vorgeschlagen, oder auf andere Weise, auf jeden Fall muss die Demokratie vollkommen neu gedacht werden, um sie aus ihrer momentanen Krise retten zu können – wenn nicht, haben Populisten und Demagogen freie Hand und werden immer größere Erfolge bei den kommenden Wahlen erzielen. Aber kann unsere derzeitigen politische Klasse dies überhaupt leisten oder braucht es dazu nicht, wie z.B. in Frankreich, in den Parlamenten eine Mehrheit neuer, junger, unverbrauchter Frauen und Männer, die sich über all die verheerenden, jahrzehntealten Gepflogenheiten des parlamentarischen Alltags einfach hinwegsetzen? – Roland Graef


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Aral, BP, Exxon Mobile, Royal Dutch Shell – sie alle sind Dinosaurier. Die Frage ist nur, wann der Meteorit einschlägt und sie aussterben werden?! Vielleicht ist der Konzern sich seiner versiegenden Situation bewusst und reagiert aus diesem Grund auch abweisend, aggressiv, unkooperativ. Er weiß, dass er keine Zukunft hat, er weiß jedoch nicht, wie er damit umgehen soll. – Yves Pulst


Leserbrief zu „Schafft sie es?“ von Marc Brost et al.

Ein toller Artikel von 4 ausgewiesenen Kennern! Und doch taucht im letzten Absatz ein wertendes Wort auf, das die ganze Seite rückwirkend infrage stellt: das Wort „harmonisch“! Seit wann muss eine Koalition „harmonisch“ regieren? Blick rückwärts: Will denn jemand behaupten, dass auch nur ein Jahr der Regierungszeit von A.M. harmonisch gewesen sei? War denn ein einziger der vielen Gipfel von Harmonie geprägt – z.Bsp. in HH? Blick vorwärts: Hat nicht A.M. selbst gesagt, dass eine langfristige politische Vision für sie nicht in Frage käme, sondern sie „auf Sicht“ regieren will – was ja im Klartext heisst „alle Macht im Kanzleramt“ – und zu Lasten der Fachkompetenz der Ministerien? Was sie ja gleich eindrucksvoll belegt hat, indem sie Herrn BM Schmidt gerügt hat, das “ dürfe er nicht nochmal machen“ (wie denn auch…)! Wie wenn irgendjemand glauben würde, dass Schmidt auf eigene -alleinige- Faust Politik für MP Seehofer, Bauernverband und einen Chemiegiganten – und gegen die SPD gemacht hätte… Da kann man auch glauben, dass Zitronenfalter Zitronen falten! Ich freue mich auf weitere Analysen zum o.g. „Abstimmungsverhalten“! – Franz Berger


Leserbrief zu „Frau Müller muss fragen“ von Henning Sussebach

Ihr Artikel hat mich berührt. Diesen feigen Menschen in diesem feigen System kann nur durch die Verbesserung der Arbeitnehmerrechte geholfen werden. Ich hoffe die politischen Mehrheiten dafür sind in unserem Land bald erreicht. – Joachim Krainz