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28. Dezember 2017 – Ausgabe 1

 

Leserbrief zu „Neustart“ von Bernd Ulrich

„Neustart“ für wen? „Wir brauchen Utopien für den Kapitalismus“ – wie wahr, werden mit mir viele ZEIT-Abonnenten gedacht haben. Wir sind gespannt und lesen Bernd Ulrichs einleitenden „Neustart“: „Immer mehr Menschen leben auf der Erde, die immer mehr materielle wie ideelle Ansprüche erheben“ und sich zudem via digitale Medien gegenseitig „beobachten“ und „beneiden“. Da müssen wir etwas tun – aber womit beginnen? Mit Utopien gegen Hungertod und Armut in weiten Teilen der Welt? Mit konkreten Utopien gegen zunehmende deutsche Waffenlieferungen an (nach innen oder außen) kriegsführende Länder wie Saudi Arabien? Mit leider immer noch utopischen Leitlinien für eine der Schöpfung gemäße Tierhaltung?

Nein, wir beginnen mit einer „Deutschlandkarte“ für die kostenlose Nutzung unserer komfortablen Infrastruktur und mit Visionen für eine neue Stadt „Ökotopia“, in der wir sicherlich gut und gerne leben würden. Soviel Egozentrismus sollte eigentlich nicht mehr denkbar sein, auch wenn nur vier halbe Seiten für die „Utopien“ zur Verfügung standen. – Karl-Heinz Glaser


Leserbrief zu „Bein, hart“ von Harro Albrecht

Die von ihnen in dem Artikel angeführten NOAKs oder auch DOAKs sind sicherlich immer wieder Grund für intensive Auseinandersetzungen in medizinischen Kreisen, aber einige Aussagen die in dem Artikel gemacht werden sind eindeutig zu unkritisch. Es ist allgemeiner Konsens (auch in diversen Leitlinien), dass es zwar Medikamente zur Antagonisierung von den sog. OAKs gibt, dass aber keines spezifisch wirkt. Auch die Gabe von Vitamin K bei der Einnahme von Marcumar bewirkt keine auschreichend schnelle Reduktion der Aktivität im Notfall. Die empfohlene Gabe von PPSB (50 mg/kg KG) ist die momentane Empfohlene Vorgehensweise, außer beim Dabigatran. Hier sollte und wird auch (entgegen ihrer Aussage) das direkt antagonisierende Präparat Idarucizumab verabreicht.

Wer dieses in der Akutsituation einer Blutung unter Dabigatran nicht verabreicht macht sich meiner Meinung nach mindestens der Körperverletzung schuldig. Die Empfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, insgesamt und besonders hinsichtlich der DOAKs, sind meiner Meinung nach immer kritisch zu hinterfragen. Diese Kommission äußert sich dauerhaft und mit sehr einseitiger Sichtweise kritisch über den Einsatz neuerer Medikamente. Auch hier sind die entsprechenden Leitlinien eindeutig. Zuletzt möchte ich anmerken, dass der von ihnen dargestellte Pathomechanismus zur Entstehung von Thromben zwar insgesamt schlüssig ist, aber der Verweis auf Thrombozytenaggregatinoshemmer im Zusammenhang mit Thrombosen und deren Entstehung unglücklich gewählt ist, da am Ende auf Langstreckenflügen noch Aspirin eingenommen wird, was sicherlich nicht hilfreich ist. – O. Schwarte


Leserbrief zu „»Ich bin Priester, kein Höfling!«” von Evelyn Finger

Aus Holland, also hoffe ich das meine Fehler mir vergeben werden. Ich kaufe Die Zeit regelmässig im Kiosk am Bahnhof Utrecht. So ein Medium gibt es in Holland überhaupt nicht. Das Interview mit Herrn G.L. Müller ist mir aufgefallen. Drei Sachen haben mich gewundert:
* Die Fragen werden gestellt wie durch ein Gerät: die Redaktorin fragt nicht durch. Die Antworten sind keine Anleitung zum stellen von anderen Fragen. Die Antworten werden einfach registriert. Dadurch entbehrt das Gespräch Tiefgang.
* Die Fragen richten sich auf eine Menge Themen. Es wäre schön gewesen wenn ein gewisser Focus gesucht war.
* Die Fragen sind meistens ‘geschlossene” Fragen, Fragen worauf Herr Müller entweder Ja onder Nein antworten kann. Was er dann eigentlich auch tut. Wenn ich richtig gezählt habe, sind es insgesamt 40 Fragen, wovon 26 geschlossen. Und manche offene Fragen sind sogenannte ‘kleine’ Fragen mit kleine Antworten.
Vielleicht das der Schlüssel liegt im ersten Satz: “Eminenz, darf ich fragen ….”. Wieso ‘darf’?
Ich füge dahin zu, das es ein Deutscher war der (meiner Meinung nach) dás Buch über Fragen geschrieben hat: Hans-Dieter Bastian: “Theologie der Frage”.Schon auf seite 13 findet man eine wichtige Bemerkung: “Stellt sich die kirchliche Lehre als Antwortsystem dar oder als Frageimpuls?” Das gilt uns auch. Ich habe noch ein Exemplar übrig. – Karel Musch


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Nette Utopie:) aber eben Märchen: In der DDR gabs den Klavier – Unterricht fast gratis, aber wer nichts leistete flog wieder raus. Die zukünftigen Pianisten stammten aber dennoch nicht aus dem „Proletariat“. Und klar: der afghanische Flüchtlingssohn, den Sie nennen, integriert sich sicher leichter wenn er rumreisen kann, während seine Schwester verschleiert zu Hause sitzen bleibt… Was wird aus der Oper? In München meist ausverkauft – wer oft geht kauft gerne günstige Karten oben – Studenten und Schüler erhalten Zugang bereits jetzt sehr günstig! Werden die kostenlosen Karten dann verlost? An Leute, die bereits jetzt kein Interesse haben? Für nicht ausverkaufte Konzerte werden in Nürnberg seit langem Schüler und Studenten Karten verschenkt. Es wird angenommen – aber oft erscheinen nur die Hälfte der angemeldeten Leute. Und kostenlosen Zugang zu den Uni-Bibliotheken hat in Deutschland jeder ab 16. Ich sehe dort aber keine Flüchtlinge beim Deutschlernen, oder „Menschen aus sozio – ökonomisch schwächeren Milieus“ beim Bücher ausleihen… Ihr Artikel- nothing but a fairytale. – Elisabeth Mayer


Leserbrief zu “… für die Demokratie” von Robert Pausch

„Wir befinden uns in der Zukunft“. Und die „SPD“ im 19. Jahrhundert. Mit ihrem antiquierten Logo. Utopisch ist da nichts. Und damit läßt sich irgendwann auch niemand mehr hinterm Ofen vorlocken. Die Partei muß sich aber der Zukunft öffnen, nicht nur inhaltlich, auch medial, werbewirksam. Sie muß nicht immer nur „mehr Demokratie“, sondern grundlegend Neues wagen. Daher: ÖSuDPfD. Heißt Ökologisch-Soziale und Demokratische Partei für Deutschland. Das impliziert Zukunft. CDU und CSU verharren mit ihrem Vereintseinwollen von Religion mit Staat ohnehin im Vorvorgestern. Und machen damit immer noch Punktgewinne. Das C in der Politik der Zukunft überlebt sich. Nicht das Ö. Denn die Menschheit wird nur weiter existieren können, wenn die ökologischen und klimatologischen Einbrüche und Bedrohungen endlich konsequent bekämpft und ausgemerzt werden. Wir brauchen „Utopien“ für das bloße Überleben! Und: man muß sich von einer muffig verstaubten Vergangenheit lösen, um sich in der Zukunft wiederzufinden. – Axel Spellenberg


Leserbrief zu „»Für mich war das eine ziemliche Katastrophe«” von Marc Brost und Tina Hildebrandt

Aufgrund meiner Erfahrung nach 43 Jahren Berufstätigkeit, Familienengagement und Auseinandersetzung mit dem Thema Feminismus kann ich Ihnen leider nur ein gerüttelt Maß an Naivität bescheinigen. Ihre ursprüngliche These, Kinder und Karriere unter einen Hut kriegen zu wollen, ohne dabei je Feministin zu werden, haben Sie selbst überzeugend widerlegt: Sie beklagen die Unzumutbarkeit des Politikalltags für eine Mutter, haben aber darauf verzichtet, dafür zu kämpfen, dass sich etwas ändert. Ohne gesellschaftliches Umdenken – und das ist genau das Ziel der Feministinnen – wird der Status quo erhalten bleiben. Dies abzutun als „Gleichheitsfeminismus“, der die unterschiedlichen biologischen Gegebenheiten nicht anerkennt, ist rückwärtsgewandt und wird den Frauen nicht gerecht werden. – Marlies Fitzner


Leserbrief zu „Soll ich jetzt, oder soll ich nicht?“ von Jens Jessen

Inspirierend finden wir Ihren Titel „Entscheidungen“ und mussten an den kurz vor Weihnachten verstorbenen Prof. Dr. Elmar Jansen denken. „Ein Luftwechsel der Empfänglichkeit“ – natürlich ein Zitat Barlachs – lautet das letzte Werk dieses großen deutschen Kunsthistorikers, Autors, Herausgebers, Essayisten und Barlachkenners. „Es hat mich immer bewegt, die bis dato unbekannte Äußerung Barlachs genauer zu durchdenken, daß ein Hauptanliegen seiner Arbeit darin bestehe, aus der Stickluft der damaligen Gegenwart auszubrechen und nach einem anderen Ton zu suchen. Als ich in den Wendejahren nach einer Selbstvergewisserung suchte, war das auch mir ein Anliegen! Auch heute hochaktuell, finde ich: Die Sorge, daß das weithin gerne Verschwiegene nicht vergessen werde; daß es um das Bewahren solcher speziellen Dinge gehen sollte, die da um die Wette verkommen, deren Elend niemands Kummer ist.“ Diese in einem – wie immer handschriftlich verfassten – Brief zum Thema der Entscheidungsfindung am 25. Mai 2016 mitgeteilten Gedanken Jansens zeigen den Tiefgang und das hohe Niveau eines lebenslang forschenden Weltendeuters. „Irgendwann, nach Überwinden der Reizschwelle der 85, ist ein Ende geboten“, schrieb er zuletzt und äußerte sich zur finalen Entscheidung, die jedem Menschen auferlegt sei; und in der Tat darf Elmar Jansen nach einem unermüdlichen Forscherleben nun im Himmel den Barlachschen Luftwechsel der Empfänglichkeit auf ewig genießen. – Prof. Dr. Ralf Roeger, Pfarrer Felix Evers, Propst em. Peter Godzik und Klaus-Jürgen Mohr


Leserbrief zu „Eine Pflichtlektüre für Europäer“ von Ulrike Guérot und Reinhard Blomert

Es wäre besser gewesen, die Verfasser, eine Professorin für Europapolitik und ein Soziologe, hätten für die Abfassung des Buches über Varoufakis einen Juristen hinzugezogen, der über die Rechtsverbindlichkeit geschlossener Verträge im Sinne eines „Pacta sunt servanda“ aufgeklärt hätte. Gerade die Aushöhlung des Rechts ist die eigentliche Ursache für die mangelnde Glaubwürdigkeit der EU und das eigentliche Scheitern EURO-Rettung. – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Draußen nur Tännchen“ von Ulrich Stock

Welch eine Freude für mich. Ihr Autor Ulrich Stock hat mir ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk präsentiert. Sein Beitrag in Sachen Jazz und Brunner-Schwer mit den besten Aufnahmen, die Oskar Peterson jemals gemacht hat (ich habe alle Aufnahmen), bringt mich in eine Zeit zurück, an die ich mich immer gern erinnere. Ich selbst war schon Gast bei Brunner-Schwer. Ich habe Ray Brown in Köln in den 90er Jahren getroffen. Der schwärmte immer noch von den Aufnahmen bei Brunner-Schwer. Zu der Zeit war er schon nicht mehr mit Ella Fitzgerald zusammen. Brunner-Schwer war nicht nur in Jazzkreisen eine Persönlichkeit. Sein Studio hatte später Weltrang. Auch Klassiker suchten seine Freundschaft. Das Bild zu Ihrem Beitrag zeigt wie genussvoll er die Aufnahmen mit dem Oskar Peterson genießt. Die schnalzende Zunge immetiert den Swing in Oskar Petersons Piano-Stil. Er hat ja mal von sich gegeben: „Jazz muß swingen sonst ist es für ihn kein Jazz.“

Das hätte auch ich sagen können. Ich bin in den Epochen des progressiven Swing und des Bebob groß geworden. Davon komme ich nicht mehr weg. Joachim-Ernst Behrendt hat das gar nicht gefallen. Die nachfolgende rock’n roll Zeit hat uns nicht interessiert. Die wirklichen Jazzer sind dem Jazz treu geblieben. Für die Aktiven Jazzer war das natürlich weniger schön. Am besten hat das Stan Getz überstanden als er in Brasilien Aufnahmen im Bossa Nova Stil mit Astrud Gilberto aufnahm. Damit ist er zu einem beachtlichen Vermögen gekommen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Wir brauchen Utopien …“ von Gero von Randow und zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Danke für die gelungene Provokation. Ihre Verteidigung der Utopien beruht – meiner Meinung nach – auf dem bekannten Strickmuster aller Ideologien:
1) Es war einmal ein Paradies („Garten Eden“, „Urkommunismus“),
2) dann geschah etwas Schlimmes (Erbsünde, Feudalismus, Eigentum an den Produktionsmitteln), wodurch
3) die heutige miserable Situation entstand.
4) Um das zu ändern („verbessern“) muss etwas geschehen (Revolution, „direkte Demokratie“) damit
5) das Paradies wieder hergestellt werden kann („ewiges Leben im Himmel“, „Kommunismus“, Sozialismus). Die Väter dieser metaphysischen Heilsver-sprechen waren nicht nur Otto Neurath und Herbert Marcuse. Das begann schon vor Jesus mit Platon und Aristoteles über Augustinus, Thomas Morus, Jean Jacques Rousseau, Louis Blanc, Karl Marx bis Adorno und Horkheimer. 2.500 Jahre wirtschaftliche Ahnungslosigkeit wurde zur permanenten Ablehnung (bis Verteufelung) von Wirtschaft und Finanzen.

Dazu ganz nüchtern: Dieses „Paradies“ hat es nie gegeben. Daher ist es pure Volksverblödung den Menschen die heutige Situation als miserabel madig zu machen, um mittels populistischer Heuchelei die gläubigen Unzufriedenen ins politische Boot zu holen (AfD, Pegida, FPÖ). Diesen Unzufriedenen wird erklärt, wer schuld ist an ihrem Schicksal (seinerzeit die Juden, heute die Moslems, die Flüchtlinge, die Ausländer, aber auch die Eliten, die Banken, die Manager, die EU, die Globalisierung, die Digitalisierung, also Dinge, von denen die meisten Ahnungslosen nichts verstehen. Bitte: Wir brauchen keine weiteren Utopien! Sie schaffen damit nur unbegründete Unzufriedenheit! Tatsache ist: Es ist uns in Deutschland und Österreich noch nie so gut gegangen wie heute! – Johann Ernst


Leserbrief zu „Hiob, lass gut sein „ von Josef Joffe

Alles wird gut, macht euch nicht ins Hemd! Im Plauderton macht Herr Joffe sich lustig über Menschen, die sich vor Krieg und Umweltkatastrophen fürchten. Er weiß es besser, er ist welterfahren, wohl gebildet, kann Goethe zitieren und alte Weltuntergangsvoraussagen widerlegen. Was für ein Mann, der unsere ängstlichen Kinderseelen zum Jahreswechsel etwas Beruhigung bescheren zu können meint! Mir graust vor vor so viel Verniedlichung globaler Gefahren und Geringschätzung derjenigen, die sich um Verbesserungen bemühen. – Andreas Holtmann


Leserbrief zu „Neustart“ von Bernd Ulrich

Wenn Sie mal ganz unvoreingenommen draufschauen: Altgewohntes im zeitgemäß aufgepeppten Gewand, und leider nicht zu Ende gedacht. Andere Utopisten haben das gemacht und sind in der Regel alle an der gleichen Stelle gelandet: gigantische Gehirnwäscheinstitutionen, um das renitente Drittel der Bevölkerung zum einzig zulässigen Lebensmodell zu erziehen und den Rest ruhig zu halten. Was nicht heißen soll, dass das Eine oder Andere nicht ausprobiert werden sollte, aber doch bitte moderat und mit etwas mehr Gefühl für die menschliche Psyche. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Soeben lese ich, dass die Fotoserie von Thomas & Larissa zu Ende ist. Die Beziehungskrise, an der wir teilhaben durften, offensichtlich auch. Endlich! Danke! Das wurde auch Zeit. Ähnliche Fotos machen übrigens auch meine Enkelinnen mit ihren Smartphones! – Bernd Ziemens


Leserbrief zu „In dunkler Nacht“ von Heinrich Wefing

Von Beendigung der Gewaltenteilung in Polen kann keine Rede sein. Eine typische Sichtweise westdeutscher Journalisten. Unsere Gerichtsbarkeit gehört eher reformiert. Ihr Autor ist voreingenommen und schätzt auch sonst Polen falsch ein. Ihr Kollege Josef Joffe hatte dazu in der „Zeit“ eine klare Aussage formuliert: In Deutschland wird man zweimal bestraft. Vorvorurteilung durch die Medien und Verurteilung durch die Gerichte.“ Das ist eine treffende Aussage und eine dumme Gewohnheit der politisch gelenkten Kollegen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Über den korrekten wechselseitigen Gebrauch der Geschlechtsorgane“ von Iris Radisch

Verführerinnen. Per Olof Enquist offenbart in seinem „Buch der Geheimnisse“ die Verführung des pubertierenden Jünglings durch eine wesentlich ältere Anwohnerin, die der Erweckte in guter Erinnerung behält. Die wenig eindringliche Stippvisite macht den Erzähler zum Mann, der sich noch anlässlich der Aussegnung seiner Verführerin mittels Tove Janssons „Höstvisa“ dem Zauber der Liebe hingibt. Die Frau als Verführerin! Haben wir das etwa vergessen oder verdrängt? Im Urmythos bietet die schlangenlistig Verleitete dem Adam die angebissene Feige dar. Wo wären wir ohne diesen Vorfall geblieben? Im äffischen Ägypterlande, so erzählt Thomas Mann, entreißt die lüsterne Mut-em-enet dem entfliehenden Hebräer das Gewand, womit ihr dessen Mannsbereitschaft nicht verborgen bleibt. Glücklicherweise muss ein reifender Jüngling heute kein keuscher Joseph mehr sein. Gelegentlich mögen die Goetheschen Verse „Halb zog sie ihn, halb sank er hin“ den männlichen Erobererstolz kränken. Keineswegs gilt dies für die amtlich korrekte und völlig legale schwedinnenmündliche Willensbekundung: Skynda att älska! Auf Deutsch würden wir etwa sagen: Zur Sache, Schätzchen! Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt. – Alfred Schubert


Leserbrief zu „Die Bühnentiere“ von Emilia Smechowski

Auf der Bühne den Applaus des Publikums zu genießen, das gehört gewiss zu den schönsten, intensivsten Momenten. Im Vergleich zu diesem Rausch ist selbst die schönste Romanze fade und blass. Aber wäre Erfolg auf der Opernbühne wirklich so wunderbar gewesen? Vielleicht hätte das Publikum Ihnen als Violetta oder als Zerbinetta zugejubelt, Sie hätten die Zuschauer begeistern können, die Operngänger, die überwiegend weiß, alt, und eher männlich sind. So glamourös die Opernwelt auch wirkt, sie ist eine sehr enge Welt. Sie haben mittlerweile Ihre andere Stimme entdeckt und damit können Sie viel breiteres Publikum erreichen, und wenn Sie wollen, könnten Sie sogar etwas in Bewegung setzten. The pen is mightier than the sword, jetzt stehen Sie auf der großen Weltbühne und dort können Sie auch gut fechten, was auch ein Erfolg sein kann. – Ai kretschmer-Nakashima


Leserbrief zu „Neustart“ von Bernd Ulrich und zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Auf Seite 2 der Zeit beschreibt Bernd Ulrich zutreffend die Probleme zukünftiger Resourcenengpässe und eine Seite weiter wird in der Utopie für den Kapitalismus gefordert, Reisen, Verpflegung und Wohnen den Deutschen unentgeltlich und „unbegrenzt“ zur Verfügung zu stellen. Was wäre wohl die Folge, wenn die Menschen mit der Deutschlandkarte unentgeltlich reisen und essen können? Noch mehr Reisen und noch mehr Fleischkonsum, denn das 500g T-Bone-Steak kostet ja nichts. Möglicherweise ist es herrn Schieritz nicht aufgefallen, aber auch bei der Bahn kommt der Strom nicht aus der Steckdose und die zusätzlich nötigen Trassen kosten Flächen und Ressourcen. Die Utopie für die Zukunft sollte nicht mehr Konsum und Mobilität sein, sondern die Befreiung davon zu erreichen. Eine gewiss herausfordernde Utopie. – Wolfram Leonhardt


Leserbrief zu „Eine Stadt erwacht“ von Viviane Sassen

Ich störe mich an der Fotostrecke und dem folgenden Interview zu „Eine Stadt erwacht“. Ich finde die Art und Weise sehr merkwürdig: Was soll der Titel „Eine Stadt erwacht“ bedeuten? Er suggeriert, dass es die Stadt vorher nicht gegeben hat und erst durch den Blick einer weißen Europäerin die Repräsentation in einem Magazin verdient. Und warum mussten die Fotos von einer weißen Europäerin gemacht werden?! Gibt es in Südafrika keine Fotograf*innen? Das ist natürlich eine rhetorische Frage – allein Nikki Zakkas, die porträtiert wurde, fotografiert professionell. Habt ihr euch einfach keine Mühe gemacht, eine*n Fotografen oder Fotografin zu finden?

Und wie zynisch ist es übrigens, ausgerechnet eine Fotografin aus den Niederlanden zu beschäftigen? Der ehemaligen Kolonialmacht! Es ist eine einfache Wiederholung der Geschichte – die Niederländer „entdecken“ das Land.

Und dann die erste Frage: „Was verbindet Sie mit Afrika?“ Was ist denn genau „Afrika“? Und dann die Antwort der Fotografin, dass sie als Kleinkind (!) mal drei Jahre in Kenia lebte. Findet ihr oder sie tatsächlich, dass das eine qualifizierte Antwort beinhalten kann? In der Konstellation, dass eine weiße Niederländerin Südafrikaner*innen porträtiert, wirken diese zudem stark exotisiert. – Mareike Geiling


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Einen herzlichen Dank für Ihre „utopische“ Idee der Deutschlandkarte. Dieses Konzept ist einfach großartig. Würde man es pauschal über eine z.B. einprozentige Steuer finanzieren, so wäre obendrein ein Anreiz geschaffen öfter mal die öffentlichen Verkehrsmittel anstatt des Autos zu nutzen, da man sie ja ohnehin bezahlt hat. Ich wünsche mir von Herzen eine Welt die Ihrer Utopie ähnelt. – Philipp Eiden


Leserbrief zu „Schlechte Lehrer, schlechtere Schüler” von Thomas Kerstan

Schon die John-Hattie-Studie zeigte, dass es entscheidend auf den Lehrer/die Lehrerin ankommt, wenn Schulbildung gelingen soll und die Bildungschancen gerecht verteilt werden sollen. Es werden leider manchmal in Nachbardörfern Kleinstklassen erhalten, wo es vorteilhafter wäre, dass die 14 Schüler aus Dorf A zusammen mit den 14 Schülern aus Dorf B beim guten Lehrer in B unterrichtet werden würden. Da findet ein Abwägen statt zwischen einfachem Schulweg und einer besseren Wahrscheinlichkeit, gut unterrichtet zu werden. Für den Lernerfolg sind aber vor allem gute Lehrkräfte wichtig, weniger Einfluss hat die Klassengröße. Damit sich die Qualität des Unterrichtens verbessert, müsste der Hauptaugenmerk auf Weiterbildung bei erkannten Defiziten gelegt werden, denn die Aschenputtel-Methode „die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“ taugt in unserem System nicht für eine Anhebung der Qualität. Aber eine regelmäßigere Fortbildung, auch in unterrichtsfreier Zeit, ist in der deutschen Schulwirklichkeit nicht einfach umzusetzen. Es gilt weiterhin: „Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen“ (Augustinus , um 400 n.Chr.) – Alois Lienhard


Leserbrief zu „Fauler Friede“ von Evelyn Finger

Es verwundert sehr, in einem Kommentar der „Zeit“ namentlich angegriffen zu werden, ohne dass die Autorin Evelyn Finger vorher auch nur den Versuch gemacht hätte, mit mir über die von ihr thematisierten Vorgänge zu sprechen. Lieber glaubt die Ressorleiterin „Glauben und Zweifeln“ unbesehen, was in der Bild-Zeitung zu lesen steht, und unterstützt deren Kampagne, aus der Einladung eines vom Zentralrat der Muslime Deutschlands empfohlenen jungen muslimischen Theologen zur religionsübergreifenden Gedenkandacht am Jahrestag des Breitscheidplatz-Anschlags einen „symbolpolitischen Fauxpas“ zu konstruieren. Unser Bestreben, für eine differenzierte Wahrnehmung der Neuköllner Begegnungsstätte e.V. (NBS) / Dar-as-Salam-Moschee zu werben, wird uns, ohne konkreten Beleg, als vehemente Abwehr jeglicher Fragen ausgelegt. Die Autorin nennt stark verkürzt Dinge, die im Berliner Verfassungsschutzbericht bezüglich dieser Moschee genannt werden. Sie geht aber mit keinem Wort auf die öffentlichen Erklärungen ein, in denen die Moscheeverantwortlichen selbst schon vor längerem dazu Stellung genommen haben: erläuternd, korrigierend und im Fall des vor Jahren eingeladenen saudischen Predigers auch mit klarer Selbstkritik. Ihre generalisierende Behauptung, noch dazu unter Berufung auf ungenannte „Islamwissenschaftler“, „bundesweit“ gebe „es kaum eine Moschee, die so viele negative Schlagzeilen gemacht hat“, sagt bei näherem Hinsehen erstmal nur etwas über eine Presselandschaft aus, in der z.B. die öffentlichen Verlautbarungen der NBS gegen Antisemitismus bei Muslimen grundsätzlich nicht zur Kenntnis genommen werden, während skandalisierende Meldungen über diese sehr öffentlich agierende Moschee in einer Art Zitationskartell gern weitergereicht werden. Beweisqualität hat das nicht.

Wenn sie als weiteres Argument anführt, dass die Moschee vom „Verfassungsschutz beobachtet“ werde, so sollte dies doch hoffentlich für die Moscheen-Landschaft im Ganzen gelten. Erstaunlich, dass aus dieser Feststellung speziell bei der NBS immer wieder quasi ein Kontaktverbot hergeleitet wird! Dabei hat diese Beobachtung gerade bezüglich der konkreten Arbeit der NBS, seien es der Predigten ihres Imams Taha Sabri oder sei es auch der dortigen Arbeit mit jungen Muslimen, nichts zutage gefördert, was unserem auf vielen Gesprächen beruhenden Eindruck entgegenstünde, dass die Verantwortlichen sehr dialogoffen agieren und unter den Besuchern und Besucherinnen der Moschee für ein gewalt-kritisches, nicht diskriminierendes und sich nicht von der Umwelt abgrenzendes Verständnis des Islam werben.

Dies konkrete Engagement in den arabischen Communities Berlins finde ich mutig und unterstützenswert, und es wäre islamwissenschaftlicher Untersuchung oder journalistischer Recherche tatsächlich wert. Die sich wiederholenden Pauschalangriffe und Pauschalverdächtigungen gegenüber der NBS werden unter den Muslimen Deutschlands sehr intensiv wahrgenommen und stärken dort ganz gewiss nicht die Integrationsbereitschaft. Im Gegenteil: sie entmutigen und hemmen diejenigen, die sich hier und auch an anderen Orten für Dialog und Öffnung einsetzen – und die damit weit mehr Muslime erreichen könnten als jene „liberalen Muslime“ allein, für die die Autorin sich am Schluss ihres Kommentars ins Zeug legt. – Martin Germer


Leserbrief zu „Draußen nur Tännchen“ von Ulrich Stock

Mit Ihrem Beitrag zur Nachkriegsgeschichte des Jazz haben Sie mir eine große Freude bereitet. Als Kindersoldaten im letzten Halbjahr des Krieges waren wir ja nur gewohnt Lieder zu hören und zu singen, die den Tod fürs Vaterland verherrlichten. Die von Ihnen erwähnten Jazzgrößen und Ihre befreiende Musik, die wir ja im Kriege nicht hören durften, war für uns ein entscheidender Beitrag des Umdenkens aus dem Zwang einer beklemmenden Diktatur hin zu einer liberalen und demokratischen Weltanschauung. Die Hilfe, die uns, der damaligen jungen Generation, der Jazz hierbei geleistet hat, kann nur derjenige ermessen, der das in dieser Zeit selbst miterlebt hat. – Edgar Kuse


Leserbrief zu „Ist es gut, ständig erreichbar zu sein?” von Manuel J. Hartung und Heinrich Wefing

Wenn man das Pro und Contra gegeneinander abwägt, kommt man zum Ergebnis, dass Es gut ist, erreichbar zu sein! Nicht ständig und jede Seite definiert ihre Regeln selbst. – Wolfgang Scheer


Leserbrief zu „Nur das Eine“ von Ulrike Gastmann

Eine so geradezu wundervolle „Predigt“ zum, oder auch nach dem Weihnachtsfest, habe ich, obwohl sehr regelmäßiger Kirchgänger, schon lange nicht mehr erlebt. – Bernd Hell


Leserbrief zu „Ist es gut, ständig erreichbar zu sein? – Ja” von Manuel J. Hartung

Ich habe selten jemand erlebt, der als erwachsener Mensch mit soviel Ahnungslosigkeit bezüglich der Mechanismen von Macht und Ausbeutug gesegnet war und der sein Vakuum dazu noch mit solchem Stolz vor sich herträgt wie Herr Hartung. Wenn Herr Hartung gerade die von ihm empfohlene Selbstseelsorge und Selbstverlangsamung praktizieren sollte, wünsche ich ihm dazu die plötzliche Erfahrung mit einem Chef von der Qualität eines Herrn Piech, der Einsatzbereitschaft mit der ihm eigenen Toleranz einfordert. Das würde sein Erkenntnisdefizit beseitigen und hoffentlich auch seinen Leistungsbegriff aktualisieren. – Klaus Lachetta


Leserbrief zu „Der Weichgespülte“ von Fritz Zimmermann

diesen Beitrag genieße ich auch mit Vorsicht. An vielen Stellen ist er parteipolitisch eingefärbt. Ihr Autor sollte damit vorsichtiger umgehen. Unsere Bundeskanzlerin hat ständig Ihre Meinung geändert. Höre ich von den Medien ähnliches. Nichts da, keine wirkliche Kritik war zu hören. Also hören Sie auf mit zweierlei Maß zu messen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Hiob, lass gut sein„ von Josef Joffe

Mit ihrem Artikel treffen Sie tatsächlich den Zeitgeist. Mit kleinen, geschickt ausgewählten räumlichen und zeitlichen Ausschnitten versuchen Sie die eigentlichen Entwicklungen zu verharmlosen. Sie haben die Methoden der Mannschaft übernommen, an deren Spitze derzeit ein gekaufter US-Präsident steht. Massenartensterben, Eutrophierung, globale Abholzung, globales Mikroplastik, Erderwärmung, Versauerung der Meere? Zunehmende globale politische Instabilität im Gefolge überfüllter Lebensräume? Alles kein Problem? Einfach zuwarten im vollen Vertrauen auf die technische Weltrettung durch noch unbekannte Helden? Raketenmüll entsorgen und dann Business as usual? Es macht wenig Sinn, Optimismus durch die Leugnung der Probleme fördern zu wollen. Wenn Sie geschwiegen hätten, wären Sie vielleicht ein Philosoph geblieben. – Christian Voll


Leserbrief zu „Fahr! Da! Hin!“ von Heinrich Wefing et al.

Eine wirklich gelungene Animation zu einer riesigen CO2 – Sauerei. Glückwunsch! – Clemens Kappen


Leserbrief zu „Wir brauchen Utopien …“ von Gero von Randow

Vielen Dank für Ihren Hoffnung machenden Artikel. Ja, ich stimme Ihnen zu: wir brauchen Utopien. Und wir haben Chancen, diese zu realisieren, und zwar wenn wir bereit sind, unsere Wertmassstäbe ein wenig zu ändern. Das Problem der gerechten Verteilung begrenzter Dinge bzw. Ressourcen kann gelöst werden, wenn es uns gelingt, unseren eigenen Wertmassstab von Menge/Masse auf Qualität und Empfinden ändern. Wenn nicht mehr die Menge von Umsatz, Gewinn, Geld, Haus, Auto usw. sondern deren Qualität und der Grad der Zufriedenheit der Hauptmassstab wird. Hier stoßen wir in den meisten heutigen Gesellschaften an Grenzen, weil oben genanntes schwer und nur subjektiv messbar erscheint, aber genau das ist es: wagen wir das nicht messbare; wagen wir, Risiken einzugehen, die wir nicht berechnen können; akzeptieren wir die Angst vor dem Scheitern:

Anders entsteht nichts Neues. Und, dieser Ansatz ist systemunabhängig, er funktioniert in Ost und West, Nord und Süd; er hat nichts zu tun mit Sozialismus oder Kapitalismus. Wie Sie richtig schreiben, sind die Planwirtschaft des ‚untergegangenen‘ Sozialismus und der Forecast kapitalistischer Unternehmen sehr dicht beieinander. In einem mittelgroßen Konzern habe ich angesichts der bevorstehenden Korrektur der 5-Jahres-Ziele zum Ende des 4. Jahres diesen Zusammenhang einmal aufgezeigt. Die Reaktionen waren reflexartiges Ablehnen; nach ein paar Minuten begannen die Begründungen, warum beides nicht zu vergleichen sei: ein schönes und sich selbst entlarvendes Beispiel. In diesem Sinne: Öffnen wir alle Sinne und lassen Sie uns an der Weiterentwicklung der Utopie neuer Wertmassstäbe arbeiten, damit die Zukunft Realität wird. – Eberhard Goette


Leserbrief zu „Ist es gut, ständig erreichbar zu sein?” von Manuel J. Hartung und Heinrich Wefing

Die beiden Kontrahenten sind sich in der Analyse und Schilderung der unbestreitbaren Vor- und Nachteile der ständigen Erreichbarkeit, die sich durch den digitalen Wandel ergeben, erstaunlich einig, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung. Im Kern geht es bei der Diskussion um die Frage: Sind Arbeit und Leben in der Balance ?!. Der Contra- Vertreter verneint das und hält das Gerede von der “Work-Life-Balance “ für einen gigantischen Selbstbetrug. Er belegt es auch an Hand von Beispielen. Jeder kann tagtäglich selbst beobachten, wie sogar beim Überqueren der Straße oft auf das Handy gestarrt wird, geradezu zwanghaft. Selbst bei vielen, meist jugendlichen Radfahrern bleibt das Handy in der einen Hand! Ist das die Work-Life-Balance oder gar die individuelle Entscheidungsfreiheit, für die der Pro-Vertreter plädiert? Wohl kaum! Seine Argumente können nicht überzeugen. Ihm selbst überkommen wohl auch Selbstzweifel, wenn er schlussendlich etwas ratlos fragt: “Was würde helfen?..Vielleicht Selbstseelsorge und Selbstverlangsamung, in sich hineinhorchen,Pausen machen?- Leben ohne Innehalten ist kein Leben.” Ja, genauso ist die Work-Life-Balance zu definieren!- Also doch Contra!? – Günter Riemer


Leserbrief zu „Hiob, lass gut sein„ von Josef Joffe

Wenn ich mich richtig erinnere, haben Sie, sehr geehrter Herr Joffe, vor den letzten Wahlen in den USA wiederholt prophezeit, dass Donald Trump nicht Präsident der USA werden würde. Falls Sie das prophezeit haben, sollten Sie meines Erachtens nachsichtig mit den falschen Prophezeiungen anderer und vorsichtig mit weiteren eigenen Prophezeiungen sein: Es könnte nämlich sehr wohl so kommen, dass Ihre Prophezeiungen sich wieder als falsch erweisen und z. B. die Erderwärmung eben nicht in gerade noch erträglichen Grenzen gehalten, sondern unvorstellbar katastrophale Folgen haben wird – die Sie und meine Wenigkeit altersbedingt freilich wohl nicht mehr erleben werden. Übrigens: Was soll die Überschrift „Hiob, lass gut sein“ bedeuten? Hiob war weder ein Prophet noch ein Schwarzseher – Fragen Sie Frau Finger! – und „Hiobsbotschaften“ sind keine Prophezeiungen, sondern Nachrichten von bereits eingetretenen schrecklichen Ereignissen. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „… für die Stadt” von Petra Pinzler

Ein paar kleine Zusatzvorschläge für menschengerechtere Städte: die Bauhöhe begenzen, Hochhäuser verbieten, genügend und genügend große, zu Fuß erreichbare Parks anlegen und pflegen, Straßen und Wege möglichst als Alleen gestalten. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Fahr! Da! Hin!“ von Heinrich Wefing et al.

In 50 Vorschlägen über 40, die Fliegen nutzen und das als Fahren euphemisieren. Selbstverwirklichung im Hyperkonsum? Lasst ! Das ! Nach ! Oder fahrt zur Hölle; die ihr selbst anrichtet. – Wolfgang Stidl


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Die Idee mit der Deutschlandkarte ist gut. Allerdings bezweifle ich, dass sich der erwünschte Effekt einstellt. Schon heute kann man regelmäßig erleben, wie sich auch Leute mit bescheidenem Einkommen freikaufen von der Notwendigkeit, den olfaktorischen Großereignissen zu begegnen, die einem in der Straßenbahn so dicht auf die Pelle rücken, dass man Schwierigkeiten bekommt, die Atmung mit dem Wunsch, sich das Frühstück noch mal durch den Kopf gehen zu lassen, zu koordinieren. Es sind immer wieder Gespräche mit anzuhören (ob man nun will oder nicht), die sich darum drehen, dass jemand doch wieder aufs Auto umsteigt, auch wenn das teuer ist und der tägliche Stau nervt.

Sollten tatsächlich, was sich erst noch zeigen muss, massenhaft bildungsferne Menschen das Angebot nutzen und mal eben in ferne Städte reisen, ohne zu wissen, wovon sie dort ihr Mittagessen bezahlen sollen, dann werden die unerschütterlichen Bahnfahrer in die 1. Klasse ausweichen und die leichter zu erschütternden die Privatheit des Autos aufsuchen. Ob sie eine Stunde im Stau stehen, oder die gleiche Zeit in einem auf freier Strecke stehen gebliebenen ICE hocken, ist unterm Strich egal, solange man sie nicht belästigt. Letzteres ist im ICE aber nicht garantiert. Die Begegnung über Klassenschranken hinweg ist wenig verlockend, wenn man sich die Typen ansieht, die mangels anderen Vermögens Orte akustisch besetzen … ich brülle, also bin ich, selbst wenn das anstrengende Brüllen dem übersteuerten Ghettoblaster überlassen wird. Davor weichen die Menschen aus, mit dem Auto, mit Immobilienpreisen, die exklusiv wirken, mit Hobbys, die das materielle wie geistige Vermögen der unerquicklichen Zeitgenossen übersteigen. Die Idee mit der Deutschlandkarte ist gut. Aber Ihre Hoffnungen darauf könnten überzogen sein. – Hans List


Leserbrief zu „Ist es gut, ständig erreichbar zu sein?” von Manuel J. Hartung und Heinrich Wefing

Zunächst war ich verwundert, das etwas befürwortet werden kann, das nachweislich viele Menschen krank macht. Die Ausführungen des Autors sind an mehreren Punkten nicht schlüssig. Einige darf ich nennen:
1. Was ist bitte daran schlecht, wenn der Betriebsrat von Porsche versucht, die E-Mail Flut an die Beschäftigten zu regulieren. Es ist doch ein einfacher Grundsatz, dass es keinerlei Verpflichtung für einen Arbeitnehmer gibt, sich rund um die Uhr zur Verfügung halten zu müssen. Wo es notwendig ist, gibt es in verschiedenen Branchen die Möglichkeit Rufbereitschaft anzuordnen, z.B. in einem Krankenhaus. Aber da muss dann der Arbeitgeber auch dafür zahlen.
2. Ich habe mich beim Lesen des Artikels gefragt, wie es der Autor schafft, einen Zusammenhang zwischen dem Erfolg des deutschen Mittelstandes und der beliebigen Erreichbarkeit der Arbeitnehmer herzustellen. Geht ein Betrieb zugrunde, weil er nach 19 Uhr keine Mails mehr an seine Mitarbeiter versenden darf?
3. Es wird von einem „Glück der Erreichbarkeit“ gesprochen. Ist das ernst gemeint? Es wird geschwärmt von der Arbeit zuhause, „abends noch ein Stündchen an den Computer.“ Wie schafft man es, dies als familienfreundlich zu verkaufen? Und dann auch noch „Entgrenzung“ gleich zu setzen mit „Freiheit“, das ist schon ein starkes Stück. Die Entgrenzung, um die es im Zusammenhang mit der Digitalisierung geht, ist nichts weniger als die Zerstörung der Privatheit, der Versuch Arbeitskraft zu nutzen, ohne dafür angemessen bezahlen zu müssen.
4. Wieso sind übrigens handylose Schulen wie in Frankreich etwas Schlechtes? Ich sitze als „Altersstudent“ regelmäßig in Hörsälen. Ich sage nur, raus mit den Dingern. Ich muss mir nicht mit ansehen, wie sich eine Studentin neben mir, während der Vorlesung, Modeseiten ansieht.
5. Ein grobe Beschönigung ist es zu sagen, „Arbeit und Leben sind so verwoben, dass kein Gegensatz entsteht, den man ausbalancieren müsste.“ Wie bitte? „Vor dem Frühstück Präsentationen bauen“ ist also kein Problem, da ist nichts aus der Balance gekommen?
6. Zum Schluss wird das Problem der ständigen Erreichbarkeit zu einer Frage der „Eigenverantwortung“ gemacht. Aber hier geht es doch um eine klare Machtfrage. „Der Einzelne kann sich nicht wehren“, sagt der Vertreter der Contra-Position zu Recht. Die Arbeitgeber sind eindeutig in der stärkeren Position. Der Großteil der Unternehmen hat keinen Betriebsrat, der für die Belegschaft aktiv werden könnte. Mit dieser Eigenverantwortung kann Herr Hartung vielleicht sich selbst ansprechen, in seiner privilegierten Position als Ressortchef bei der Zeit, aber der Großteil der Beschäftigten steckt in einem engen Korsett. Für mich sind die Zeilen des Autors eine grobe Verharmlosung eines der zentralen Übel unserer Zeit: der Verlust der Privatheit. Der Artikel hinterlässt bei mir denselben unguten Nachgeschmack wie ein Wahlplakat der FDP „Digitalisierung first, Bedenken second“. – Eduard Kelsch


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Eine „Deutschlandkarte“ für Busse und Bahnen wäre meines Erachtens nicht nur für Bedürftige sehr hilfreich, sondern auch für alle jene, die sich im Tarifdschungel der Bundesbahn und der Verkehrsverbünde nicht mehr zurechtfinden. Was eine „Deutschlandkarte“ bei Schulen, Universitäten und Bibliotheken helfen soll, ist mir dagegen nicht klar: Der Besuch von staatlichen Schulen, Universitäten – allgemeine Studiengebühren sind in allen Bundesländern abgeschafft – und auch der meisten Bibliotheken ist meines Wissens in Deutschland kostenfrei – und privater Nachhilfeunterricht sollte sowieso überflüssig sein. Der Besuch von staatlichen/städtischen Theatern scheitert meiner Erfahrung nach in der Regel nicht am Geld, sondern am Desinteresse aufgrund der Konkurrenz durch Fernsehen, Kinofilme, Netflix, Computerspiele, Facebook etc. Z. B. wurden den ca. 20.000 Studierenden der Universität Paderborn vor einiger Zeit fast kostenlose Karten für das Theater Paderborn angeboten: Die Nachfrage war sehr gering. Kostenloser Kindergartenbesuch freilich wäre für viele Eltern wahrscheinlich eine deutliche finanzielle Erleichterung. Ob kostenloser Klavierunterricht sinnvoll oder bildungsbürgerlicher Luxus ist, kann man diskutieren. Dass die Menschen „in der Bahn, im Schwimmbad, in den Universitäten“ nach Einführung der „Deutschlandkarte“ verstärkt über gesellschaftliche Fragen ins Gespräch kommen, halte ich für eine verwegene Vermutung. Hinsichtlich des Wohnraummangels glaube ich nicht, dass der Staat genug Geld hat, um ihn selbst zu beseitigen, aber er könnte gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften stärken, selber wieder Grundstücke und Häuser aufkaufen, wenn sich die Gelegenheit bietet, und viel stärker als bislang regulierend und umverteilend zugunsten der weniger Wohlhabenden in den Wohnungsmarkt eingreifen.

All das ersetzt meines Erachtens aber nicht völlig ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie auch immer dieses im Einzelnen gestaltet sein mag (vgl. Sie dazu http://www.ulrich-willmes.de/grundeinkommen.html). Oder wie stellen Sie sich die „Grundversorgung mit Lebensmitteln“, Kleidung etc. konkret vor? Doch sicherlich nicht nach Art der „Tafeln“, „Kleiderkammern“ und „Second-Hand-Shops“ der Wohltätigkeitsorganisationen, oder? – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Hiob, lass gut sein„ von Josef Joffe

Sind Sie von allen guten Geistern verlassen oder sollte Ihr Beitrag eine sarkastische Satire oder eine reine Provokation sein? Dann ist er aber total verunglückt? Wollten Sie Trump Konkurrenz machen in der naiven Annahme dass der Moloch Mensch „ungestraft“ die Erde weiter über jedes Maß ausbeuten darf. Der Mensch betreibt Selbstmord, dadurch dass er sich seiner Grundlage beraubt, der Vielfalt der Arten. Die Erde und die Welt werden dadurch nicht untergehen sie werden sich neu gestalten. Nein, der Mensch kann nicht alles „richten was er anrichtete“! Das ist eine dumme plumpe Behauptung.

Von Menschen verursachtes Aussterben von Arten ist nicht mehr zu „richten“. Warnungen vor dem Moloch Mensch sind keine Hype, sie sind sehr berechtigt. Herr Joffe, ich kann ihnen einen Bestseller sehr ans Herz legen: von Harald Lesch und Klaus Kamphausen „Die Menschheit schafft sich ab“. Das würde Sie auf den neuesten Stand bezüglich Mensch und was er anrichtet bringen. Vielleicht noch eine Bemerkung: Sie habe doch sehr kompetente Mitarbeiter in Ihrem Wissenschafts Ressort. Ich kann mir nicht denken dass diese Ihren Beitrag gegengelesen haben? – Bernhard Dobberstein


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Mit vielen Ideen von Mark Schieritz, was ein sehr reicher Staat alles für seine Bürger tun könnte, kann ich mich anfreunden. Überhaupt mit der Idee eines reichen Staates selbst, der einzig zuverlässige Garant für eine gewisse soziale Gerechtigkeit (Voraussetzung ist sind dafür aber genügende Steuereinnahmen, keine Steuerkürzungen à la Trump).

Skeptischer bin ich bei der Idee der Bahncard 100 für alle (oder der Schieritzschen Idee der „Deutschlandkarte“). Seine Utopie der experimentierfreudigen Deutschen, die in „jeder Hinsicht mobiler“ würden und nun ihr Land erkunden, macht mir eher Angst. Denn leben wir nicht längst im Zeitalter entgrenzter Mobilität? Haben die Deutschen seit dem Zweiten Weltkrieg nicht längst (erst mit ihren Käfern und jetzt mit ihren SUVs) halb Europa erkundet? Ist dafür nicht bereits eine gewaltige Infrastruktur errichtet worden? Und werden nicht alle sieben Weltmeere längst auf immer mehr Kreuzfahrtschiffen durchpflügt und jedes noch so entfernte schöne Fleckchen Erde mit dem Billigflieger besucht? Dies noch zu steigern ist eher eine hollywoodwürdige Dystopie. Und auch die Bahn fährt nicht mit Luft und Liebe, auch Schienen müssen gelegt werden und brauchen Platz. Mein utopischer Gegenvorschlag: Der sehr reiche Staat sollte sein Geld lieber so anlegen, dass weniger Mobilität nötig ist: Bildung, Kultur, soziale und medizinische Infrastruktur gibt es vor Ort – also nicht nur in der Metropolen, auch in der Provinz. Der Ausflug der experimentierfreudigen Deutschen geht in den gesunden Wald vor der Haustür. So gewinnt man das, was man früher einmal „Heimat“ genannt hat. – Dr. Olaf Hähner


Leserbrief zu „Sie geben nicht auf“ von Carsten Stormer

Ein sehr berührender Artikel. Die Arbeit von OFARIN darf nicht an fehlenden Geld scheitern, vielleicht können Sie ein Spendenkonto angeben. – Jürgen Moser


Leserbrief zu „Neustart“ von Bernd Ulrich und zu „Hiob, lass gut sein „ von Josef Joffe

Immer lese ich gern die Beiträge der Herren Joffe und Ulrich.
Seite 2 Herr Ulrich – Die Fischpopulation schrumpft….
Seite 10 Herr Joffe – Die Fischpopulation wächst ebenfalls …
Gern wüsste ich was nun wirklich ist. – Claus Stagraczynski


Leserbrief zu „Schlechte Lehrer, schlechtere Schüler” von Thomas Kerstan

In seinem Beitrag schreibt der Autor über eine Studie von Matthias Westphal: “ … Anschaulicher ausgedrückt: Schüler, die zufällig von einem „Bildungsexpansionslehrer“ unterrichtet wurden, lernten weniger, sodass sie im Laufe des Berufslebens rund 5000 Euro weniger verdienen als ihre Vorgänger. Wie gut ein Lehrer ist, macht sich also in den Lernerfolgen seiner Schüler bemerkbar und hat letztlich Auswirkungen auf den Erfolg im Beruf. …“

Zumindest diese Veranschaulichung des Sachverhaltes erscheint mir zweifelhaft. Nehmen wir an, ein Berufsleben dauert im Schnitt 35 Jahre. Dann erhält der Berufstätige 35 mal 12 gleich 420 Monatsgehälter. 5000 € auf 420 Monatsgehälter verteilt ergeben einen Unterschied von 11,90 € pro Monatsgehalt. Dieser Unterschied mag signifikant sein, aber sind 11,90 € Unterschied beim Monatgehalt wirklich relevant, wenn es um die Einstufung von Erfolg im Beruf gibt?

Es kommt hinzu, dass gerade Gymnasiasten niemals zufällig von einem bestimmten Lehrer(typ) unterrichtet werden, sondern von einer Vielzahl von Lehrern. Meistens ist es in jedem Fach ein anderer und im Laufe der Gymnasialzeit wechselt dieser Lehrer oft, so dass ein Gymnasiast am Ende seiner Schulzeit von mindestens 30 verschiedenen Lehrern bzw. Lehrertypen unterrichtet wurde. Wie kann man bei diesem Gemisch den Einfluss eines bestimmten Lehrertyps messen?

Und wie lassen sich alle anderen Faktoren eliminieren, deren Veränderung zeitgleich mit der Veränderung der Lehrerschaft einsetzte: veränderte Lehrpläne und Unterrichtsmethoden, Veränderungen der Einstellungen in den Elternhäusern, Verlagerung des Schwerpunktes von den antiken zu den modernen Fremdsprachen usw.? – Ralf Wambach


Leserbrief zu „»Ich bin Priester, kein Höfling!«” von Evelyn Finger

Ich ziehe den Hut vor Ihnen. Zum Einen grundsätzlich, für etliche andere Beiträge, in Bezug auf dieses “Gespräch” aber außerdem noch für Ihre Nervenstärke, die Sie das Ganze bis zum Ende einer vollen ZEIT-Seite durchstehen lassen hat. Und nach dem zweiten Drittel werden ja erstaunlicherweise tatsächlich die ersten zwei oder drei Antworten auf Ihre Fragen gegeben. Da mag man meinen, Ihre Langmut habe sich gelohnt. Ich hätte bei so viel Vermeidung und frei im rhetorischen Weltenraum gestalteter Rede längst das Handtuch geworfen. – Gesa Pansch


Leserbrief zu „Don’t Stop The Dance” von Jens Balzer

Du sprichst – oder vielmehr schreibst – mir aus dem Herzen – oder vielmehr dem Tanzbein! Auch ich bin Mitfünfziger und auch ich habe in den Siebzigern entdeckt, wie befreiend es ist, seinem Körper zur Musik von Donna Summer, Earth, Wind & Fire oder James Brown freien Lauf zu lassen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Gewandelt hat sich nur das Repertoire der DJs. Vom Disco-Sound der 70er über Michael Jackson, Prince und Jamiroquai bis zu Techno, House und Electro. Für mich zählte dabei immer nur eins: Hauptsache tanzbar! Get the rhythm. The Groove. The Funk. Dabei schert es mich auch heute noch einen feuchten Kehricht, was andere denken, wenn sie meinen ekstatischen Zuckungen amüsiert, verstört (oder vielleicht sogar bewundernd?) folgen. Und wenn auf dem Sommerfest meiner Firma der DJ zwischendurch mal wieder „I will survive“ spielt, weil er denkt, den Alten damit einen Gefallen zu tun, schreie ich ganz laut: Yes! – Ekkehard Haug


Leserbrief zu „Hiob, lass gut sein „ von Josef Joffe

Hiob ist der falsche Adressat Im biblischen Buch Hiob ist dieser nicht der Autor von Hiobsbotschaften, genauso wenig die „Propheten“ die Zukunft vorhersagen. Wenn Fachleute darauf hinweisen, wo Menschen sich als Feinde der Natur erweisen, dann sind sie es häufig, die Lösungsansätze auf den Weg bringen. Dass „der“ Mensch richten könne, was „er“ angerichtet hat, ist jedoch keine „Nachricht“, sondern häufig ein frommer Wunsch. Josef Joffe zitiert Statistiken, die schon im Laufe des abgelaufenen Jahres relativiert wurden. Die Natur ist die Voraussetzung für unser Leben. Anderes Leben wird sicherlich auch dann überdauern, wenn Menschen ihr die Grundlage für ihre eigene Existenz genommen haben. Aber im Anthropozän sind wir dabei, uns selbst abzuschaffen. In der Bibel gibt es dafür mythische Bilder: Turmbau und Sucht nach Gottgleichheit. – Hans-Otto Kloos


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Wenn der Kindergarten, der Klavierunterricht und die Nachhilfestunde umsonst wären, dann herrsche mehr Chancengleichheit, so schreiben sie. Mag sein. Doch ob Kinder, Schüler, Studenten und auch andere Erwachsene die Chancen nutzen, hängt von deren inneren Einstellung (beeinflusst von den Eltern und anderen Personen) ab. Meine Erfahrung (Abitur vor 51 Jahren) ist, dass viele Mitschüler mit möglichst geringem Aufwand „im Klassenmittel schwimmen“ wollten. Auch kostenlose Arbeitsgemeinschaften wurden nur von wenigen genutzt. Ergebnis: nur 2 Schüler der Anfangsklasse des Aufbaugymnasiums machten ohne Wiederholung das Abitur (darunter ich), 2 ein Jahr später. Dies ist extrem und nicht einfach auf heute zu übertragen. Es ist ja auch genügend bekannt, dass der Bildungswille unterschiedlich ausgeprägt ist, zum Teil bei den zeitlich verschiedenen Einwanderungswellen bestimmter Nationalitäten (Erfahrung meiner Frau an einer Grundschule).

Was nichts kostet, wird nicht unbedingt wertgeschätzt. Beispiel: In einer Stadt mit unter anderem ca. 100.000 Rentnern und Pensionären kommen zu einem kostenlosen, allgemein zugänglichen Vortrag 50-100 Personen, einige sieht man immer mal wieder. Die anderen? Eine andere Erfahrung: Wenn die Kommune die Miete und alle Nebenkosten trägt, dann erhöht sich der Wasser- und Energieverbrauch beträchtlich (zum Teil Verdoppelung), die Restmüllproduktion vermehrfacht sich. Sinnvoller wäre es meines Erachtens, mit einem Chip-System monatlich zum Beispiel eine bestimmte Wassermenge frei zu geben. Wer nach 2 Wochen schon das Monatssoll verbraucht hat, muss sich überlegen, wie er in den nächsten anderthalb Monaten mit einem Monatssoll auskommt. Nur wenn für den Hilfebedüftigen (z.B. Migrant) das Wasser (Gas, Strom etc.) zwar kostenlos, aber begrenzt ist, wird es auch wertgeschätzt. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Ihr Vorschlag ist einfach…….GEIL! Einfach und revolutionär. Der größte Hinderungsgrund für die Politik ist, dass die Auswirkungen nicht genau berechnet werde können, d.h. für eine Umsetzung ist Mut zum Risiko erforderlich. Den hat leider im Moment keiner in Deutschland. Das heisst aber nicht, dass der Vorschlag nicht realisierbar wäre. Er gehört an die ‚breite Öffentlichkeit‘, diskutiert und mit demokratischer Legitimation an die Regierenden herangetragen. Auf gehts. – Eberhard Goette


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Vielen Dank, Herr Dachsel, für Ihren Beitrag! Mein 31jähriger Sohn und ich haben und sehr amüsiert (auf Ihre Kosten) und meinen Sohn erreichen Sie mit Ihrem Aufruf nicht. Meine Güte, falls – wahrscheinlich wohl eher nicht – Herr Kurz Ihren Beitrag lesen sollte, wird ihn das sicherlich enorm ärgern. Und dass Sie für alle 31Jährigen sprechen, mag ja Ihr Wunsch sein, real ist er nicht. Machen Sie sich doch einmal Ihre eigenen Gedanken, anstatt nur den angesagten mainstream gebetsmühlenartig zu wiederholen. – Linde Schütte


Leserbrief zu „In dunkler Nacht“ von Heinrich Wefing

Nach Verhandlung im Rahmen der festgeschriebenen Möglichkeiten, muss auch die Möglichkeit erzwungen werden, Polen und Ungarn aus der EU zu entlassen. Unsere Wertegemeinschaft darf nicht verwässert werden. Die Erzwingung der Möglichkeit sollte auch landes-interne Kräfte mobilisieren, um in den Ländern wieder auf Kurs zu kommen. – Christian Voss


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Danke für die Distanzierung von Sebastian Kurz! Felix Dachsel hat offensichtlich „übersehen“ (?), wofür der neue Kanzler – nach eigenen Angaben – steht: „Für aufklärerische, christliche und jüdische Werte“, außerdem für Leistung, Eigenverantwortung und – vor allem – für nicht genau erklärte Veränderungen. Dass dies nur leere Worthülsen ohne Chancen auf Umsetzung sind, spielt keine Rolle, denn Kurz , so intelligent und eloquent er ist, wurde als politisches Talent „gemacht“. Seine Förderer konnten seinen Traum „Bundeskanzler zu werden“ mühelos erfüllen. Nun muss er jetzt ihre Wünsche einlösen. Das Gefährlichste dabei liegt nicht nur an der Koalition mit Rechtsextremen allein, sondern auch an Belebung der k&k Traditionen und Gepflogenheiten, die nicht allen bekannt sind. Ihre markante Zeichen, wie äußerst flexibler Umgang mit Recht (anders: Gesetzeswidrigkeit genannt), Kompetenz- und Verantwortungslosigkeit, Verachtung für Bildung und Arbeit, die durch Wichtigtuerei und Beziehungen (gegenwärtig: Vernetzungen genannt) ersetzt werden und lebten unterschwellig, geschickt unter dem Teppich versteck, seit damals. Sebastian Kurz ist in jeder Hinsicht ein Musterbube: Ergebnisse seiner „Arbeit“ im Bereich der Integration seit 2011 sind völlig unbekannt. Als Vorzeige-Student absolvierte er neben seinem Intensivstudium fast so viele Auslandsreisen wie Angela Merkel. Doch auch hier sind konkrete Effekte des Außenministers nicht sichtbar. Trotzdem wird uns eingeredet, dass er ein Ausnahmetalent ist. Jetzt sucht man verzweifelt nach seinem Charisma. Daher wäre der Appel von Felix Dachsel nicht nur für Generation 30+ relevant. – Halina Maria Kochan


Leserbrief zu „»Das ist viel zu riskant«“ von Lisa Nienhaus

Wenn ich zwischen den Zeilen lese, dann fühlt man das Erstaunen Ihrer Autorin. Als ehemaliger Banker habe ich immer gesagt: Die Zentralbanken sind schon immer überschätzt worden. Eugene Fama ist eine seltene Persönlichkeit mit einer beispiellosen Logik. Der Mann denkt nicht um sechs Ecken. Seine Sprache ist einfach aber effizient. Das muß man mögen können. Mit dem Mann würde ich mich gern länger unterhalten wollen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Eine Pflichtlektüre für Europäer“ von Ulrike Guérot und Reinhard Blomert

Diese einseitige, teilweise falsche Darstellung kann ich so nicht stehen lassen. Wieso sind die Rentner, Arbeitnehmer oder Universitätsangestellten, sprich die griechischen Bürger nicht am Zustandekommen der Staatsschulden schuld? Wohin ist das ganze Geld vor der Finanzkrise (bereits da lag die Verschuldung bei über 100% des BIP) geflossen? Das Geld wurde ausgegeben für

  • eine überbordende Bürokratie und eine der ineffizientesten Staatsorganisationen der westlichen Welt,
  • in einen komplett korrupten Staat bzw. Gesellschaft (sehen sie sich den Transparency-Index von Griechenland an; aktuell noch hinter Rumänien auf der Höhe von Bulgarien bzw. Serbien), in der alle nebenbei abkassieren wollen, nicht nur ein paar wenige Reiche
  • in ein vor der Finanzkrise total überhöhtes Rentenniveau,
  • in nicht gezahlte Steuern (mittlerweile ca. Mrd. € 100 bzw. 50 % des BIP!; in Deutschland betragen die überfälligen Steuerschulden gerade einmal Mrd. € 20; Zahlen für Mitte 2017),
  • in völlig irrsinnige Großprojekte wie die Olympiade (bei der U-Bahnstrecken nicht rechtzeitig und danach nicht mehr fertiggestellt wurden, die Einrichtungen danach verkommen sind, da befinden die Griechen sich in guter Gesellschaft mit Brasilien und Südafrika für die Fußball-WM),
  • für die Steuerbefreiung von Milliardäre (Reeder),
  • vollständig überzogene Militärausgaben (rd. Mrd. € 14 bzw. 5-6 % des BIP p.a.)
  • etc, etc.

Daneben haben die Banken ein Verschuldung der Privatpersonen zugelassen, die so nie hätte zustande kommen dürfen. Dies war auch den sinkenden Zinsen nach dem EUR-Beitritt (ohne wirtschaftlichen Hintergrund), den überhöhten Gehältern im staatlichen Sektor sowie der einen oder anderen „Sonderzahlung“ geschuldet. So ein System fällt beim ersten Windhauch um.

Und ist dies alles in einer Diktatur geschehen? Nein, die „unschuldigen“ Bürger haben die Politiker gewählt, die ihnen am meisten versprochen und danach gezahlt haben! Es mag ja den einen oder anderen Bürger geben, der in den Jahren vor der Finanzkrise nicht auch seinen Teil zur Verschuldung beigetragen hat, es werden aber nicht vielen sein. Tut mir leid, aber so sieht die Wahrheit aus. Über Jahrzehnte haben diese Bürger genau diese Regierungen/Politiker gewählt! Freiwillig! Sie haben sich auch einen Konsum geleistet, den sie nie wirklich verdient haben (als Gesamtgesellschaft). Sie wollten die Olympiade. Sie kannten das Unvermögen ihrer Politiker. Sie kannten ihr System der Steuervermeidung/-umgehung. Sie haben es zum großen Teil auch für sich genutzt. Von Unschuld kann keine Rede sein. Das ganze System wurde nur durch den EU- und EUR-Beitritt überdeckt, aber unter der Decke sogar verschärft. Also nehmen sie bitte Griechenland und die Bürger nicht aus ihrer Verantwortung.

Der Verweis auf Finanzexperten bzw. Investmentbanker aus London als Referenz für die Maßnahmen von Varoufakis ist interessant. Sind dies die gleichen Goldman-Sachs-Experten die vorher Griechenland geholfen haben die EU zu betrügen, um den EUR zu erhalten (durch finanztechnische Schuldenreduzierung)? Es sollte einmal auffallen, dass gerade anglo-amerikanischen Professoren bzw. Finanzexperten die Ideen gut fanden. Diese Stellungnahmen sind doch oft durch Interessen geleitet, aber noch lange nicht richtig.

Wieso wurden nicht vor allem schnell

  • eine effiziente Steuerbürokratie eingeführt (gibt es bis heute nicht) und
  • die Militärausgaben gesenkt (die EU hat nach meiner Kenntnis im Wesentlichen auf die Einhaltung internationaler Verträge einschließlich abgeschlossener Kaufverträge bestanden, aber nicht auf Ausgaben in Höhe von 6 % des BIP – die NATO will 2% – und dies bei einem Anteil von rd. 80 % für Personal und Verwaltung)?

Beides wäre möglich gewesen. Da kam aber nichts von Griechenland. Gerade die Finanzbehörden waren meiner Kenntnis dem „Großmeister“ Varoufakis unterstellt. Aber neben einer großen Klappe und einer doch sehr „gewöhnungsbedürftigen“ Verhaltensweise war da nichts. Total überschätzt und mit seiner Art bei allen Finanzministern angeeckt. Es ist schwierig mit jemanden zu verhandeln, der alles besser weiß, aber nichts in der Hand hat und bei der Tagesarbeit komplett ausfällt.

In meiner Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer haben ich noch keinen Mandanten gehabt, der in Griechenland erfolgreich war. Alle haben aufgegeben wegen hoher Bürokratie, schlechter Zahlungsmoral, hoher Korruption sowie schlechter Arbeitsmoral. Nur als Großunternehmen und wenn man „Sonderzahlungen“ geleistet hat, konnte man erfolgreich sein. Dies betrifft die Zeit vor der Finanzkrise, aktuell findet sich sowieso niemand mehr, der als Mittelständler in Griechenland investieren will.

Griechenland ist ein Failed State ohne industrielle Basis, immer noch mit einer vollständig ineffizienten Bürokratie bzw. Wirtschaft, einer immer noch sehr korrupten Gesellschaft, die wirtschaftlich nicht in den EUR-Raum gehört. Ich kann bisher auch nicht sehen, wie dies besser werden soll.

Natürlich wird so ein Staat die Schulden nie zurückzahlen können, dies kann aber nicht im Umkehrschluss bedeuten: Wir erlassen alle Schulden und geben noch weiteres Geld dazu. Dadurch wird kein Steuergesetz umgesetzt, die Korruption nicht beseitigt, keine konkurrenzfähige Industrie geschaffen. Und wer hält Griechenland davon ab, gleich wieder neue Schulden aufzunehmen? Bisher gibt es in der EU nur einen Hebel, der tatsächlich zur Durchsetzung hilft (keine Geldzahlungen über den beschlossenen Haushalt hinaus). Dies kann man ja jetzt gut sehen mit Polen und Ungarn.

Zu den Rettungspaketen sind die Zahlen grundsätzlich bekannt, aber nur einem Missverständnis möchte ich doch entgegenwirken. Natürlich sind ca. 50 Mrd.€ an die Banken geflossen, aber wer ist in diesem Zusammenhang „die Banken“. Als Bankenprüfer sage ich: alle die auf der Passivseite einer Bankbilanz stehen, die sind zu einem sehr geringen Teil (5-10 %) die Eigner und überwiegend die Gläubiger der Banken, die mit der Rettungsmaßnahme ihr Geld zurück erhalten. Und wer sind die Gläubiger? Nur große Investoren, wie Deutsche Bank, Allianz, etc. Sobald sich eine Bank nicht im Wesentlichen über Anleihen finanzieren, sondern über Einlagen, sind es Bürger, kleine Gewerbetreibende, Selbständige etc. Wenn der Betrag unter die Einlagensicherung fällt die anderen Banken, der staatliche Einlagensicherungsfonds und wenn dieser nicht ausreicht (was wahrscheinlich gewesen wäre), wieder der Staat. So oder so sind damit aber auch die Einlagen aller griechischen Einleger gerettet worden. Also ist das Geld dorthin geflossen. Dies mag innerhalb Griechenlands ungerecht sein, aber dies sollten die Griechen unter sich ausmachen. Aus meiner Sicht hätte nichts dagegen gesprochen, die Gläubiger „über die Wupper“ gehen zu lassen, aber hier war nicht Deutschland der große Treiber, sondern Frankreich, da deren Bank stark in griechische Bankanleihen investiert waren. Die privaten Einleger/Anleger wäre sowieso „gerettet“ worden, da die Regierungen von einem Ausfall in diesem Bereich – wegen der Wiederwahl – zurückschrecken (siehe in 2016/17 wieder in Italien). Da werden wieder Vereinbarungen zurechtgebogen, wie es gewünscht ist.

Auch ist die Darstellung, dass nur Deutschland die Harte Tour bevorzugt, ist kaum zu halten. Ich habe noch im Ohr, wie z.B. die Slowaken und Letten nicht bereit waren für griechische Rentner zu zahlen, damit diese dann eine höhere Rente erhalten wie ihre Bürger. Und viele kleinere Länder haben gerne unseren Finanzminister vorgeschoben, waren aber genau der gleichen Meinung. Einzelne Länder (ich glaube es war Finnland und die Slowakei) haben auch nicht mehr alle Zahlungen mitgemacht. Also hier werden doch ein paar Märchen verbreitet. Lesen Sie auch gerne die persönlichen Stellungnahmen in der Zeit (oder war es die FAS?) der anderen Finanzminister über Herrn Schäuble bei seinem Ausscheiden aus ihrem Kreise dazu. Dies liest sich doch sehr anders.

Also ich ziehe ganz andere Lehren aus der Krise als sie (oder Herr Varoufakis). Aber ich würde, anders als unsere Regierung, keinen Cent mehr in dieses Fass ohne Boden zahlen, solange nicht ein vollständiger Boden eingezogen wird (siehe oben in Bezug auf Steuersystem, Bürokratie, Korruption, Militärausgaben etc., nicht nur Kürzung von Renten und Verkauf von ein bisschen Infrastruktur, aber auch). Griechenland kann gerne die Renten wieder erhöhen, wenn sie diese auch selber verdienen. Ich will nicht dafür bezahlen! Und sicher auch nicht der Bulgare, Rumäne, Lette, Slowake etc. – Jens Kruse


Leserbrief zu „Fahr! Da! Hin!“ von Heinrich Wefing et al.

Sind ZEIT Journalisten eigentlich abgehoben? Haben die Autoren eigentlich noch eine Ahnung vom normalen Menschen (nein, ich meine nicht von den so oft zitierten „kleinen“ Leuten)? Wenn Sie uns vorschlagen, auf Kiribati (wer hat schon jemals davon gehört??) nach Venusmuscheln zu tauchen oder auf Kamtschatka (kennt doch jeder!!) Feuer speiende Vulkane zu beobachten, dann fällt es Ihren Lesern mit einem Male leicht, die leider doch oft sehr abgehobenen Zeit-Beiträge richtig einzuordnen. Sorry, aber in meiner Jugendzeit hätte man die meisten der 50 Autoren gefragt, ob sie einen an derWaffel haben. Die Gräfin würde sich im Grabe herumdrehen, so was in „ihrer“ ZEIT zu lesen. Leider nur einer von (zu) vielen schrägen Berichten. Sorry, das musste jetzt mal dringend raus!! – Uwe Rohde


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Der Artikel bzw. Aufruf ist eine einzige Frechheit und zeugt von Arroganz oder auch Neid auf Eigenschaften, die wahrscheinlich Ihnen und vielen Ihrer Altersgenossen fehlen. Ich wäre froh wenn ein solch gestandener Mann mit einem gesunden Menschenverstand unsere jämmerlichen Kuschelpolitiker ablösen würde. Aber leider ist keiner in Sicht!! – Gisela Hartmann


Leserbrief zu „»Wir nehmen diese Musik ernst«” von Christine Lemke-Matwey

Leider ist Ihnen ein bedauerlicher Fehler unterlaufen. Der bedeutende schwule Textdichter hieß nicht Bruno Benz, sondern Bruno Balz. – Ralf Kraemer


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Durch Ihren Vorschlag des „kostenlosen“ Reisens würde die Bedeutung der Entfernung zusätzlich entwertet. Ist dies aber nicht eines der dringendsten Probleme unserer globalisierten Welt? Das es aus finanzieller Sicht mittlerweile egal ist, wo Waren,- oder Dienstleistungen produziert werden? Der Transport keinerlei Kosten verursacht und dadurch vielen Ideen aus dem Regionalbereich im Keim erstickt werden? Ist der (Pendel) Verkehr nicht jetzt schon purer Wahnsinn? Wurden die Großstadtzentren durch die kostengünstige Überbrückung der Entfernungen nicht zunehmend uniformer und dadurch austauschbarer? Den „Preis“ für eine „kostenlose“ Bahncard bezahlt nicht der Bundesbürger, sondern letztlich die Umwelt. War beim „Reisen“ nicht auch immer der Weg das Ziel? Jeder, der zu Fuss oder mit dem Fahrrad reist, kennt den „Wert“ des einzelnen Kilometers. Als leidenschaftlicher Tourenradler sieht man die Welt bzw. das Land ebenfalls aus einer anderen Perspektive. Das ist jetzt schon kostenlos. Nein, aus Gründen einer vernünftigen Klimapolitik müßte der Euro pro Kilometer wieder steigen. – Jörg Schanbacher


Leserbrief zu „Neustart“ von Bernd Ulrich

Neustart: Die prekäre Weltlage verlangt, kühne Visionen zu erschaffen. Der Titel bedeutet ja wohl: pragmatisches Handeln reicht nicht mehr. Das heutige Verständnis von Pragmatismus hat nichts mit der ursprünglichen griechischen Philosophie zu tun. Er ist reduziert auf den Umgang mit der Situation, die die Wettbewerbssituation hinterlassen hat. So verstanden ist Pragmatismus ein doppelter Diminutiv: kreativ – innovativ – pragmatisch und strategisch – taktisch – pragmatisch. Utopie und Vision erfordern Kreativität und Strategie zur Umsetzung, Dinge, die in der Politik unterbelichtet sind. Bei der Suche nach utopischen Szenarien kann vielleicht ein Prinzip aus der klassischen Philosophie helfen. Stellt man den Kant’schen kategorischen Imperativ „handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ ins Zentrum, dann sollte die Suche leicht sein. – Dr. Fran Kleiner


Leserbrief zu „Schlechte Lehrer, schlechtere Schüler” von Thomas Kerstan

Die Feststellung, dass Lernerfolg davon abhängig ist, wie gut es Lehrer verstehen, ihre Schüler zu unterrichten, ist keine wirklich neue Meldung für die man teuere Studien braucht. Bemerkenswert oberflächlich geht dieser Artikel an der systematischen Verschlechterung der Lehrerausbildung vorbei. In den beiden letzten Jahrzehnten wurde die Ausbildungsdauer von Referendaren um ein halbes Jahr verkürzt, der Ausbildungsunterricht unter der Anleitung erfahrener Fachlehrer ist auf ein Minimum reduziert, weil Referendare bedarfsdeckenden Unterricht erteilen, Fachseminare und Unterrichtsbesuche haben einen deutlich geringeren Stellenwert. So fällt es in der Ausbildung kaum noch auf, wenn einzelne Referendare auf Tafelanschriebe verzichten, weil ihnen eigene Rechtschreibdefizite peinlich sind. Unsere Bildungsdiskussion kreist um eine fragwürdige Digitalisierung des Unterrichts, während eine qualitätvolle Ausbildung des Lehrernachwuchses kaum interessiert. Für 2018 wünsche ich mir dazu in der ZEIT eine gründliche Diskussion. – Norbert Fabisch


Leserbrief zu „Im Bitcoin-Fieber” von Jens Tönnesmann

Gut dargestellt. Hier noch ein paar Ergänzungen:
1) Das Sakamoto-Papier besitzt aus technischer Sicht eine vergleichbare Qualität mit dem technischen Handbuch eines Automobilherstellers, das sich auf die Aussagen „Das Fahrzeug besitzt 4 Räder, alle reichen bis zum Boden, und man kann damit fahren“ beschränkt.
2) Die Aufspaltung in Bitcoin und Bitcoin Cash, mit der Ihr Autor auch Probleme hat, zeigt, dass die Blockchain EBEN NICHT SICHER ist, insbesondere wenn sich das Schürfen auf wenige Spezialisten beschränkt.
3) Der Strombedarf für die Blockchain übersteigt inzwischen den Strombedarf von Serbien. Erstaunlicherweise wird diese Entwicklung von sämtlichen Klima- und CO2-Hysterikern komplett ignoriert. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Darf sich einer, der sich “überzeugter Demokrat” nennt, so mir nichts – dir nichts, über ein Wahlergebnis von 36% pro Kurz hinwegsetzen? Wäre Kurz nicht gewesen, hätte man Strache bekommen: das war die wahre demokratische Situation bei jener demokratischen Wahl. Wenn man aber ein geeichter Linker ist, braucht man sich um demokratischen Hintergrund dieser Art nicht weiter kümmern nicht wahr? Auch Frau Merkel nicht. – Alfred Franz


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Zugegeben, Ihr locker-flockiger Schreibstil ist sympathisch. Ihre Bekenner-Attitüde, sich von Sebastian Kurz zu distanzieren, kommt an – offen, gradheraus und engagiert erfüllen Sie die „selbstverständliche Pflicht eines überzeugten Demokraten“! Fabelhaft – wenn Ihre Argumente nicht so vordergründig, unüberlegt und oberflächlich wären! Was haben Ihre Vorwürfe damit zu tun, dass Sie und Kurz der gleiche Jahrgang sind? Und ist es überlegt, Kurz nieder zu machen, weil er angeblich „für nichts“ steht? Hat nicht die Mehrheit unserer österreichischen Nachbarn ihn gewählt? Auch Straches Wählern gebührt der Respekt „überzeugter Demokraten“. Sie schreiben: „Mit diesen Leuten paktiert man nicht“ – gewiss aus Sorge, dass sich Zeiten wiederholen könnten, in denen wir Deutsche unsere Nachbarn mehr als nur bevormundet haben! Ja richtig: Wehret den Anfängen, aber bitte zuerst bei uns selbst, also auch bei Ihnen, Herr Dachsel! Als „überzeugter Demokrat“ fordern Sie Muslime auf, sich vom Terror zu distanzieren, und wir verbitten uns Hetze und Hass – zu Recht – jedoch nur, wenn auch wir uns in Achtung und Toleranz üben. – Dietmar Blohm


Leserbrief zu „Fahr! Da! Hin!“ von Heinrich Wefing et al.

Kiribati mit der Hauptinsel Tarawa ist kein Urlaubsort. Wir waren 2015 dort. Das Klima ist extrem, die Lagune verschmutzt, das Trinkwasser versalzen, keine touristischen Attraktionen und die Inseln werden als erste durch die steigenden Meeresspiegel versinken. Die Menschen dort müssen zum Teil schon jetzt ihre Heimat aufgeben und damit ist auch ihre kulturelle Identität bedroht. Die I-Kiribati können sicher keinen Untergangs-Voyeurismus gebrauchen. Die Aufforderung, nach Kiribati zu reisen, klingt für uns zynisch, deshalb sollte Kiribati in der Rubrik : Fahr! Da! Hin! auf keinen Fall auftauchen. – Ludger Heuckmann und Katharina Grosse


Leserbrief zu „Soll ich jetzt, oder soll ich nicht?“ von Jens Jessen

Ich sag wie es weiter geht: Meidung. Die Sozialwissenschaften haben den Begriff Meidung in den 90iger Jahren gekapert und Exklusion daraus gemacht und dabei das grundlegende Verständnis über Meidung verloren. Bei der letzten Bundestagswahl haben die Bürger Meidung gemacht. Das nächste Wahlergebnis wird noch deutlicher. Es wird zum Sieg der Moralpsychologie im Verständnis von Shunning. Doch Deutschland wird verlieren. – Dr. Ulrich Müller


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Wie recht Sie doch haben mit ihren tiefschürfenden Überlegungen zu dem Thema Altersgenossen, wobei das Wort “Genossen” wohl etwas aus dem Rahmen fällt, was man ja hinlänglich jeden Tag im Zusammenhang mit einschlägigen politischen Kreisen feststellen muss. Was mich so an ihrem Beitrag fasziniert hat, ist das von Ihnen vorgetragene politische Engagement, dem , leider muss ich das sagen, wohl doch etwas an Essenz fehlen dürfte. Aber genau diese Art von Journalismus ehrt Sie ja so enorm, in dem Sie noch fehlende Lebenserfahrung durch Forciertheit wettmachen. Da allerdings müssen Sie noch etwas an sich arbeiten. Der Grund meiner kleinen Unzufriedenheit ist einfach der, dass Sie viel Papier verbraucht haben um Nichts zu sagen. Denn, so leid es mir tut, ihren Beitrag hätten Sie besser nicht in dieser Form geschrieben. Er trägt keinesfalls dazu bei auf einer echten demokratischen Basis Probleme, die Sie mit Anderen haben, zu lösen.

Gewiss, Sie sind noch sehr jung und das entschuldigt Vieles, aber ein bisschen mehr Altersreife täte Ihnen sicherlich gut. Denn, mit ihren gerade mal 31 Jahren sind Sie eher nicht dafür prädestiniert solche verachtenden Töne von sich zu geben. Es stünde Ihnen sicher sehr gut zu Gesicht vor allem mit Fakten zu brillieren, die Sie bis auf eine lächerliche Einlassung leider nicht liefern. Aber wie dem auch sei, Sie betreiben politischen Journalismus und glauben, sie würden der Demokratie einen Dienst erweisen, in dem Sie die Ihnen nicht genehme politische Gesinnung diskreditieren, oder es zumindest versuchen. Warum versuchen Sie es nicht mal mit Anstand? Bei all dem halte ich Ihnen ihr noch sehr zartes journalistisches Alter zugute. Zumal Sie ja anfingen zu denken als die Richtung halt nur auf links gebürstet war. Dass dies aber nicht das gesamte Spektrum des Politbetriebes abbildet hat man Ihnen bei ihrem erwachsen werden vergessen mitzuteilen. Bitte entschuldigen Sie meine vielleicht zu harte Intervention, aber mit einem Alter, das mehr als das doppelte des Ihrigen zählt, bekommt man schon einen anderen Überblick über die Dinge. Also nichts für ungut, und wenn Sie sich vor, für Sie, unliebsamen Menschen(!) schützen wollen, empfehle ich den Mars oder wenn´s näher sein soll den Mond. Auf unserem Planeten aber treten die immer mehr oder minder gleichen Herausforderungen zum Vorschein. Es ist zum Mäusemelken. – Wolfgang Schuckmann


Leserbrief zu „Don’t Stop The Dance” von Jens Balzer

Endlich schreibt es mal einer! Es ist nicht nur nicht peinlich, es ist Lebenselixier! Ich tanze in der Küche, ich tanze auf Parties und ( coole Clubs gibt’s hier nicht…) dann eben in irgendwelchen Etablissements, die für Ü40 sind. Ist mir komplett egal. Meinen 49ten habe ich im ‚kir‘ in Hamburg gefeiert, da war ich auch schon mit 18! Meine Kinder, die auch gerne tanzen, finden das, glaube ich, weniger peinlich. Außer ich fange an, uneingeladen auf ihre Parties zu gehen. Es gibt wenige Vorgaben, falls sie mich mal ins Heim geben müssen: keine Papierbilder oder Window colours an den Fenstern. Und laut The Sisters of Mercy hören muss möglich sein…. oder auch Kraftklub. Es hört doch nicht auf, dass tolle Musik entsteht! Klar könnte man nur Musik von Altersgenossen hören. Aber Leben ist doch Weiterentwicklung! – Franziska Andrae


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Diesen Vorschlag fand ich ganz wunderbar, bis ich nachgerechnet habe:
Jahresnetzkarte DB 2. Kl ca: 4200€
ÖPNV (Frankfurt) ca: 1600€
60.000.000 Deutsche, die teilnehmen
Summe ca: 360.000.000.000€ (360 Milliarden)
Zum Vergleich: Bundeshaushalt 2017 ca 330 Milliarden. Trotzdem ein Vorschlag, über den man diskutieren sollte. – Peter Pielmeier


Leserbrief zu „… für die Stadt” von Petra Pinzler

Haben Sie vielen Dank für Ihre Utopie einer lebenswerten Wohnumgebung, sei es in der Stadt oder auf dem Land. Erlauben Sie mir aber 3 kritische Anfragen:
1) Haben Sie im weichgezeichneten „Kreativdorf“ Holzmarkt einmal nachgeschaut, WER diese Ökohäuser besitzt bzw in ihnen wohnt ? Haben Sie einmal recherchiert, ob die Stadt Berlin auch „Künstler aus aller Welt“ bezahlt, die in anderen , zB Hochhausvierteln , auftreten ? Mir scheint, dass die gut betuchte Loft-Generation laut genug ist, um sich vom Staat oder der Gesellschaft die Sahne auf das eigene Tortenstückchen legen zu lassen, Geldquellen anzuzapfen für sich, oder Zuschüsse zu fordern, damit ihre eigene Lebensqualität steigt, aber bitte keine Asylantenheime, oder Gefängnisse, oderBehindertenheime in das Wohnviertel oder in die Nähe plazieren! Das ruft Protest hervor. Oder gibt es im Holzmarkt tatsächlich Erstaufnahmelager?

2) Wenn Sie das Neckartor und andere Stellen in Städten anprangern, deren Luft lebensgefährlich sei, müssten Sie auch die Silvesterknallerei anprangern, bei der laut Bundesumweltamt 17 % der jährlichen Luftverschmutzung anfallen. Ist Ihnen die Utopie „keine Knallerei mehr“ zu sauertöpfisch?

3) Autofreie Wohnzonen wird es auch in Arcosanti nicht geben. Wer bringt die Wasserflaschen, die Lebensmittel in die Häuser ? Notärzte auf dem Fahrrad , im Rucksack die Medikamententasche oder kommen die per Drohne ? Feuerwehren kommen mit einem Wassereimer angerannt ?

Utopien sollten nicht zu weltfremd sein, sonst lügen sie einem nur etwas vor… Und man sollte zunächst die Lebenssituationen der Menschen verbessern, denen es heute schon schlecht geht, nicht denen, die heute schon auf der Sonnenseite leben. Prüfen Sie einmal nach ,wer an der verkehrsreichen Straßen in den Städten lebt. Journalisten, Ärzte, Regisseure, Lehrer, Senatoren,Stadträte? Die Realität und das Machbare ist leider etwas desillusionierend. Die von Ihnen angedachten Veränderungen kommen nicht alleine, nur mit Zwang und Umdenken. Aber ob die, die dabei etwas von ihrem Wohlstand und ihrer Lebenssituation hergeben müssen, bereit dazu sind ? Ich glaube:nein. „Eine Reise -auch nach Utopia-beginnt mit dem ersten Schritt“. Los geht’s. – Alois Lienhard


Leserbrief zu „Bein, hart“ von Harro Albrecht

Auch meine inzwischen verstorbene Mutter wurde mit einem Noak behandelt. Bei ihr habe ich einen Vorzug dieser Stoffklasse kennengelernt, der im Artikel nicht erwähnt ist. Einen Tag nach einem scheinbar harmlosen Sturz war eine Gesäßhälfte massiv angeschwollen und hart, ein dickes Hämatom. Ich vermutete, die Einnahme des Medikaments sollte besser einige Zeit pausiert werden. Natürlich war Wochenende und ich sah uns schon ins Krankenhaus fahren. Zum Glück kam mir rechtzeitig die Idee, den Apotheker meines Vertrauens um Rat zu fragen. Der riet nach kurzer Überlegung, das Noak weiter einzunehmen, da es, wenn er den Wirkmechanismus richtig verstanden habe, den Abbau des Hämatoms fördern würde. Und tatsächlich: unter weiterhin regelmäßiger Medikamenteneinnahme hatte die Pobacke nach nur wenigen Tagen wieder ihre normale Form. – Susanne Sänger


Leserbrief zu „Die Bühnentiere“ von Emilia Smechowski

Ich möchte mich hiermit bei Frau Smechowski für ihren fantastischen Artikel bedanken, aus dem in jeder Zeile die Leidenschaft für Bühne und Gesang spricht. Besser konnte der Start in’s neue Jahr mit meiner favoriten Wochenzeitung nicht sein. Bitte mehr davon! – B. F. Kreutz


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Schöne, neue Welt ! Aber in dem Beitrag sind viele Gedanken, Überlegungen, die unsere Volksparteien nach den „aufreibenden“ Sondierungs/Koalitions-Verhandlungen in ihre Programme und auch schon in einen Koalitions-Vertrag übernehmen können. – Hartmut Wagener


Leserbrief zu „»Ich bin Priester, kein Höfling!«” von Evelyn Finger

Mir ist schon öfter aufgefallen, dass alles gut Katholische in der Zeit viel Raum bekommt. Als gutes Beispiel sehe ich das übertrieben lange Interview mit Kardinal Müller an, während Sie für Heinrich Bölls hundertsten Geburtstag nicht eine Zeile übrig haben. Er war zwar auch Katholik, aber ein sehr kritischer und unbequemer, deshalb passt er wohl nicht in Ihren Rahmen. Etwas mehr Objektivität stünde der Zeit gut zu Gesicht. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Wir brauchen Utopien …“ von Gero von Randow

Ihre Leitgeschichten „Wir brauchen Utopien…“ spiegeln altes Denken. Seit Langem wollen wir uns weiter verbessern, unser Leben vereinfachen, besitzende Sicherheit anhäufen. Es führte zu dem Flaschenhals unserer Wohnlstandwirtschaft, den Sie durchaus richtig beschreiben. Wenn wir unsere heutige Situation aber richtig beurteilen, also rational abwägend, führt das sicher weg von weiteren Utopien. Wir sind schon zu oft zu neuen Ufern aufgebrochen, folgten zu vielen Heilslehren. Wollen wir wirklich noch Zukunft haben, muss neu gedacht werden. Rational tragfähig ist nur, unser Handeln von den Notwendigkeiten unserer Lebensgrundlage Natur her zu planen und zu ordnen. Denn bald gilt nicht mehr die Frage nach dem Erreichen effektiveren Komforts. Bald müssen wir uns fragen: Wieviel Restnatur sichert unser Überleben? Denken wir rechtzeitig um! – Rudi Rembold


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Ja, Sie und ihre Kollegen bei der „Zeit“ haben Recht: Utopien sind nötig. Aber auch von Utopien, wenn man sich denn ernsthaft mit ihnen auseinandersetzen soll, erwarte ich ein bisschen mehr Augenmaß und Realitätssinn. Das sehe ich beileibe nicht als Widerspruch. Mir erscheint ihre „Freifahrtschein“-Idee sehr blauäugig, ich halte da eine ganz andere Idee dagegen. Sie postulieren, mit einem „Freifahrtschein“ für verschiedene Bereiche „ließen sich viele gesellschaftliche Probleme lösen“. Er würde, so halte ich dagegen, viele neue gesellschaftliche Probleme schaffen. Fangen wir bei Ihrem Einstieg an. Was würde eine Bahncard 100 für alle Bürger bewirken? Viel mehr Leute als bisher würden einfach mal so in einen Zug steigen. Ich würde – als Redakteur in Altersteilzeit (und Besitzer einer Bahncard 25) – sicher dazugehören. Kostet ja nichts, also warum nicht mal kurz den Freund in Köln besuchen, oder wieder mal durch Berlin strawanzen? Die Züge wären übervoll, vermutlich nicht nur freitags und sonntags. Was würde passieren? Über kurz oder lang gäbe es ein neues Zuteilungssystem, dann eben für Sitzplätze, oder vielleicht gleich für ganze Waggons.

Sie denken sogar einen Freifahrtschein für „vielleicht sogar für Wohnungen und die Grundversorgung mit Lebensmitteln“ an. Was würde passieren. Da das Angebot an Wohnraum, attraktivem zumal, (prinzipiell immer?) knapper ist als die Nachfrage, würden anstelle der Miethöhe andere Verteilungsmechanismen – Beziehungen und Bürokratie – greifen. Das halte ich für keine erstrebenswerte Utopie. Und wer soll über die sinnvolle „Grundversorgung mit Lebensmitteln“ entscheiden? Ich bin überzeugt davon, dass wir alle zu viele Fleischprodukte konsumieren – und doch von klein auf passionierter Wurst- und Fleischesser. Ich bin auf dem Weg, das zu reduzieren, möchte mir aber von niemandem die richtige Grundversorgung vorschreiben lassen. Und überhaupt, was wäre denn, wenn in den Entscheidungsgremien nicht die Vegetarier und Ernährungswissenschaftler die Mehrheit haben, sondern Vertreter der Agrarlobby?

Ihre Aussage, die „Deutschlandkarte hingegen würde die Menschen aus alten Abhängigkeitsverhältnissen befreien, ohne sie in neue zu zwingen“, halte ich für eine sehr blauäugige, realitätsferne Utopie. Immer wenn knappe Güter zu verteilen sind, entstehen Abhängigkeiten – im schlimmsten Fall nimmt Bestechlichkeit drastisch zu. Und wenn Güter weniger knapp werden, dann schließt das nicht aus, das der Konsument dennoch der Gelackmeierte ist – ich denke da an die allwöchentlichen Sonderangebote bei diversen Discountern, auf die ich auch schon öfter reingefallen bin.

Meine Utopie, die ich Ihrer Freifahrtschein-Mentalität entgegensetze, ist folgende: Mit weniger auskommen und ganz bewusst abwägen, Konsum-Entscheidungen treffen. Kein „Sowohl als auch“, sondern ein „Entweder – oder“. Nur mit dieser „Utopie“, die für die ganz überwiegende Mehrheit der Menschen in unserem Land, auf unserer Erde eine (nicht selten bittere) Realität ist, können wir eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten sichern. Denn das dürfte ja wohl inzwischen ein akzeptierter Fakt sein: Unseren westlichen konsumgeprägten Lebensstandard hält diese Erde nicht mehr lange aus. Deshalb brauchen wir statt Freifahrscheinen eine wohlüberlegte Zurückhaltung im Konsum, gerade bei den Dingen, die das Leben angenehm – ich verkneife mir gerade, hier noch „und lebenswert“ anzufügen – machen.

Diese Zurückhaltung kann sogar die Lebensqualität erhöhen. Denn wenn ich meine Annehmlichkeiten und Erlebnisse bewusst auswähle, sie mir vielleicht sogar vom Munde abspare, dann kriegen sie doch einen ganz anderen Stellenwert für mich. Vom anderen Ende her betrachtet: In dem Spruch „Was nix kostet, isch nix wert“ steckt für mich mehr als ein Körnchen Wahrheit.

Mir ist bewusst, dass ich dies aus der Perspektive eines Zeitgenossen schreibe, der zwar mit seinen Einnahmen rechnen und haushalten muss, der aber immer einige Groschen – oder ausreichend Dispokredit – hat, um mir kleinere Wünsche (Kino, Essen gehen, Kurzbesuche bei Freunden, Theater) auch mal spontan zu erfüllen. Der sein (gutes) Redakteursgehalt zudem auch in die Finanzierung einer Immobilie stecken konnte und in Unterhaltszahlungen. Deshalb bin ich ganz bei Ihnen, wenn Sie ihr Augenmerk auf die Menschen mit geringem Einkommen richten. Da muss unsere Gesellschaft sicher dafür sorgen, dass auch für sie Perspektiven bestehen, nicht nur über Kleiderkammern und Tafeln. Diese Perspektiven sollten meiner Ansicht nach aber immer aus einer Kombination aus Unterstützung und Eigeninitiative entstehen, nicht aus „Freifahrtscheinen“.

Eine hier sicherlich sehr harte Nuss ist das Thema „Mobilität“, insbesondere Flugreisen – aber nicht nur die. „Freifahrtscheine“ kommt ziemlich nah ran an den Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“. Also Mobilitäts-Konsum ohne Einschränkungen, ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Kosten und die Folgen. An den haben wir uns ja in vielen Bereichen gewöhnt. Gegen überbordenden Autoverkehr trauen sich aktuell nicht mal grün-dominierte Landes- und Stadtregierungen, selbst wenn sie durch Gerichtsurteile dazu gezwungen sind, was zu unternehmen.

Wie stark der Drang zur Mobilität ist, habe ich Ende 2016 gespürt, als ich erstmals das Gewusel von Motorrädern, Autos und Bussen in einer indischen Großstadt erlebt habe. Mobilität ist Freiheit und ein Zugewinn an Lebensqualität, und das nutzt dann eben auch eine indische Familie zu viert auf einem Moped. Da kann man nicht mit Verboten und Reglementierungen arbeiten, hab ich da gespürt, da hilft es nur, möglichst umweltfreundliche Zwei- und Vierräder anzubieten und durchzusetzen.

Doch wie gehen wir mit dem ständig wachsenden Luftverkehr um? Der trägt wesentlich zur Luftverschmutzung in den oberen Schichten der Atmosphäre – und damit zur Erderwärmung – bei. Für viele Konsumenten in Europa ist aber (mindestens) eine Flugreise pro Jahr schon eine Art Menschenrecht. Wie viele Unternehmensprojekte von regelmäßigen Geschäftsflügen abhängen, kann ich gar nicht beurteilen. Klar ist aber eins: Eine ständige Zunahme des Flugverkehrs tut unserem Planeten nicht gut. Deshalb kann es nicht gut sein, wenn Flüge immer billiger werden. Das ist nicht nur ein Dilemma für Flughäfen und die Luftfahrtindustrie, die ja anscheinend – wie jeder Wirtschaftszweig bei uns – nur mit steigenden Zahlen ihr Überleben sichern können. Das ist auch ein (kleines) Dilemma für mich persönlich, der Freunde und Verwandte in den USA, Brasilien und Indien habe und die natürlich auch alle paar Jahre mal besuchen möchte. Ich hab keine schlüssige Lösung für dieses Dilemma – aber eines macht meines Erachtens auch dieser Themenkreis deutlich: Mit einer „Freifahrtschein“-Utopie kommen wir auf diesem Planeten weder im Großen noch im Kleinen weiter. – Hermann Schmid


Leserbrief zu „Er sei geistig behindert, diagnostizierte ein Arzt vor 25 Jahren. Seitdem kämpft Ronny Wichmann gegen diesen Irrtum an“ von Björn Stephan

So wie der kleine Ronny immer wieder die Warum-Frage gestellt hat, frage auch ich: Warum lassen es die zuständigen Behörden zu, dass ein Gutachten ausreicht, um bereits kleine Kinder in solche besonderen Schubladen zu stecken und sie somit der Vielfalt des Lebens zu entziehen? Warum werden immer noch Menschen in besondere, anregungsarme Einrichtungen „gesteckt“?

Warum werden diese besonderen Einrichtungen immer noch so hoch gelobt, obwohl sie derart vehement in deren Persönlichkeit eingreifen? Warum gibt es keine neutralen Stellen, die Fördergutachten erstellen, ohne die Kinder in eine besondere Einrichtung einzuweisen?

Mehr als 40 Jahre kämpfen Eltern für das Miteinander ihrer behinderten und nichtbehinderten Kinder. Dabei wurden sie mit Argwohn von den Sondereinrichtungen begleitet. Heute, nach Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention erstellen gerade diejenigen die Gutachten, die schon immer wussten, was gut für Menschen mit Behinderungen ist: die Kolleginnen und Kollegen der Sonderschulen. Hier gilt nicht das Recht der Eltern, sondern das der Sonderpädagogen, ungeachtet der Entwicklung der Schülerinnen und Schüler, die außerhalb der Fördereinrichtungen leben und lernen durften.

Warum können Menschen wie Häßlers weiter ihre Urteile über wehrlose Menschen sprechen? Warum sind Nenad und Ronny vom Engagement der Bürger und Bürgerinnen abhängig, um der Sonderschule zu entkommen? – Volker Igstadt


Leserbrief zu „Boom, boom, boom!“ von Jens Tönnesmann et al.

Die Wirtschaft boomt. Und es wird die Befürchtung geäussert, ob das nicht gefährlich sein könnte. Aber klar kann das gefährlich sein. Die Antwort steckt doch lautmalerisch schon im „Boom,boom,boom“. Daraus kann dann schnell und heftig ein grosses „BUMMS“ werden. Wie so oft schon nach Phasen der Überhitzung. Dann ist der Wirtschaftskessel mal wieder geplatzt, weil nicht TÜV geprüft. Was aus lauter Gier auch gar nicht sein darf. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Über den korrekten wechselseitigen Gebrauch der Geschlechtsorgane“ von Iris Radisch

Unfreiwillige Komik von Kant (würde er sich heutzutage noch so ausdrücken?) und dem schwedischen Ministerpräsidenten, der sein „Einwilligungsgesetz“ als Weihnachtsbotschaft verbrämt. Letzteres als Abschluss der erotischen Vorarbeit in Form eines bürokratischen Aktes zu verstehen sprengt meine Vorstellungskraft. Also was ist mit den Schweden bzw. ihrer Regierung los ? Kein Normalsterblicher in Europa der bisher ein -sagen wir mal- ambivalentes Verhältnis zu Sex und Erotik hatte, konnte sich eine Administration vorstellen die solche Gesetze einführt. Selbst in früheren Zeiten, wo die Kirchen streng über die Moral des gemeinen Volkes wachten und jede Form der Unzucht gnadenlos ahndeten wäre der Klerus niemals auf so ein absurdes Gesetz gekommen. Schon kaum aus praktischen Gründen, da nicht alle Menschen lesen und schreiben konnten. Die Schwäche der #MeToo-Debatte ist die mehr als mangelhafte Vertretung der männlichen Stimmen -was wohl damit zu tun hat, dass der Mann als Täter auf der Anklagebank sitzt.

Wann endlich finden sich Frauen, die sich endlich an die Verteidigung der armen Männer wagen ? Scheinbar kann der Mann nicht über seine Schwächen offen reden, geschweige sie irgend wie begründen. Ihm fehlt entweder das Unrechtsbewusstsein und die Übersicht in einer oft mehr als unklare Gefechtslage im Erotikbereich oder er scheitert an der mangelhaften Kontrolle seiner Triebhaftigkeit. Frauen sind da meistens als die sich selbst kontrollierenden, passiven Objekte in der stärkeren Position, was ihnen die Manipulation des Mannes erleichtert oder aber auch entgleiten lässt. Dann kann es zu der bestens bekannten Katastrophe kommen wo nichts mehr geht und das Ganze im Anschuldigungschaos endet. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu „Eine Pflichtlektüre für Europäer“ von Ulrike Guérot und Reinhard Blomert

In einem Artikel der Zeit und der von Akademikern verfasst hätte ich mehr Niveau erwartet. Einfach die Inhalte des Buches wiedergeben, ohne sie kritisch zu betrachten ist doch eher eine Buchwerbung als Journalismus. Wenn ein Schuldner jahrzehntelang mogelt, nichts ändern will und sich von anderen Ländern, denen es zum Teil deutlich schlechter geht, sponsoren lässt, dann helfen am Ende nur dratische Mittel. Irgendwann ist eben Schluss. Dann findet man für neue Geschichten irgenwann keine Zuhörer mehr und es wird zu drastischen Mitteln gegriffen. Beispiel Tourismus: die Preise wurden gesenkt, jetzt läuft es wieder. Wäre das ohne massiven Druck passiert? Diesen Teil der Wahrheit – ich sage bewußt Teil – haben sie einfach weggelassen. – Christian Voss


Leserbrief zu „Hiob, lass gut sein „ von Josef Joffe

Ich habe das Gefühl, dass Sie in Ihrer Kolumne den falschen Heiligen ausgewählt haben. Hiob ist doch der, der im Wettstreit zweier überirdischer (globaler) Player (ein Trump?) zum Dulder wird und seinen Glauben an das „Gott wird schon alles richten“ nicht verliert, höchsten ein wenig meckert, sonst aber alles passiv erduldet. Ihren Optimismus in allen Ehren, aber es waren immer vorausschauende Propheten, die aufgezeigt haben, was Schreckliches sich ereignen könnte und damit die Kräfte mobilisiert haben, die das Notwendige taten um genau das zu verhindern.

Ihr Waldbeispiel ist da sehr treffen. Die Wälder ums Mittelmeer haben sich großflächig von ihrer Abholzung und der damit verbundenen Erosion nicht wieder erholt. Ja unsere Wälder waren auch gefährdet, aber vor300 Jahre erkennt ein Hans Carl von Carlowitz die ökonomische Gefahr und postuliert – prophetisch – das Prinzip der Nachhaltigkeit. Es braucht über 150 Jahre bis sich dieses Prinzip in der Waldwirtschaft weitgehend durchgesetzt hat. Und natürlich hat der zunehmende Einsatz fossiler Brennstoffe den Druck auf Holz als die – für viele Jahrhunderte – zentrale Energieressource genommen. Aber 100 Jahre bringen diese fossilen Energieträger mit ihrem Schwefel die wiedererstandenen Wälder fast um. Und wieder ist da ein Prophet – Bernhard Ulrich -, der mit der ersten ökologischen Messstation feststellt, dass viele Waldböden immer saurer uns Nährstoff ärmer werden und die „Säuresteppe“ droht. Erst mit dem Bild des „sterbenden Waldes“ wird die Politik so aufgeweckt, dass sie die Entschwefelung der Kraftwerke einleitet und ausreichend Geld für die notwendigen Bodenschutzkalklungen bereitstellt. So konnte das Schlimmste verhindert werden. Viele Böden sind noch immer verdammt sauer – nicht nur eigene Erfahrung – aber viele Mitbürger halten inzwischen das „Waldsterben“ für eine Erfindung von Förstern. Und neben Klimawandel und Globalisierung (der Schadorganismen) – die ersten Baumarten fallen bereits quantitativ aus – rückt nun auch noch der Neoliberalismus dem gefährdeten Multifunktionswald auf die Pelle, in dem wegen des EU-Beihilferechts einige Landesforstverwaltung mit ihrem Allgemeinwohlprinzip im Rahmen des sogenannten „Rohholzkartells“ zerlegt werden.

Es bedarf also der Propheten, die – heute messend – die Zukunftsszenarien aufzeigen was passiert, wenn nicht gehandelt wird. Und Leute, die auf die Prophezeiungen hören und richtig handeln und die Kraft und Macht haben, sich gegen die „Ungläubigen“ durchzusetzen. Und den Kairos, das dies geschieht, bevor der Punkt des „No return“ erreicht ist. Und Zeitungen, die darüber zu rechten „Zeit“ in einer den Problemen angemessenen Art berichten und falsche Propheten erkennen und vor ihnen warnen. Und das Glück, dass uns die von der Menschheid selbst verursachten Probleme nicht über den Kopf wachsen. – Dr. Jürgen Gauer


Leserbrief zu „Der NC bröckelt. Und nun?” von Jan-Martin Wiarda

Leider wird die entscheidende Frage gar nicht gestellt: Wie kann es zu derart vielen 1,0-Noten kommen? Nicht nur überdurchschnittlich, sondern exzellent in allen Fächern gleichzeitig, also Deutsch, diversen Fremdsprachen, Mathematik, Physik, Biologie, Sport, Religion, Philosophie oder was auch immer heute gelehrt wird? Ich habe in meiner Laufbahn als Hochschullehrer (inzwischen emeritiert) reihenweise Leute aus dem Studium prüfen müssen, bei denen man sich fragt, wie die überhaupt an ein Abitur gekommen sind. Und das Fehlen der eingangs angesprochenen Fragestellung weist darauf hin, dass die zweite Fragestellung inzwischen auf zu viele andere Leute zutrifft. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „»Ich bin Priester, kein Höfling!«” von Evelyn Finger

Ich danke Ihnen für das Interview mit Kardinal Müller und Ihre klaren, gezielten Fragen! Ich ging neugierig an den Text, habe aber nach Lektüre, und vielleicht doch ein bisschen überrascht über die Fülle an unklaren Antworten, die klaren Antworten gezählt. Dabei habe ich die Antwort mit dem Bonhoeffer-Zitat und die Antwort auf die Frage nach der Hoffnung für 2018 ausgelassen. So komme ich bei 31 Fragen auf zehn klare Antworten!

Ich schreibe Ihnen das, weil ich immer mal wieder versuche, hinter das „Geheimnis des Glaubens“ zu kommen. In diesem Interview, wo ich Antworten erwarte, finde ich viele, zum Teil interessante Ausführungen – am Ende aber die Überzeugung, dass das Aussparen von klaren Antworten, so wie Müller das hier vormacht, bei vielen Menschen zu Verwirrung führen wird. Ich frage mich, ob die gezielte Unklarheit Teil des Geheimnisses ist. – Gerhild Peters


Leserbrief zu „»Für mich war das eine ziemliche Katastrophe«” von Marc Brost und Tina Hildebrandt

Die lila Frauenpower-Bewegung in den 1980 er Jahren brachte einen Feminismus hervor (so habe ich es in Bremen erlebt), der Geburten, natürlich und zu Hause ermöglichte. Das Stillen eines Säuglings, im Schutz eines Tuches oder eines selbstgestrickten Pullovers, war Normalität. Natürlich nahm Frau sich das Recht ihr Kind zu stillen und auch zu wickeln, wenn es notwendig war. Lang andauerndes Schreien eines Säuglings hat mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit auf sich gezogen, als das natürliche Nähren an der Brust.

Ich kann nicht erkennen, dass in irgendeiner Weise, sich in Deutschland eine familienfreundliche Politik ausbreitet oder müttergerechte Rahmenbedingungen eingeführt wurden. Nur 8 Wochen nach der Entbindung endet der Mutterschutz. Dieser Schutz schützt weder die Interessen der Mütter noch die ihrer 8 Wochen alten Kinder. Damit werden Interessen anderer geschützt. Die Interessen der Arbeitgeber. Die, so sollte man meinen, stark genug sind, sich selbst zu schützen.

Dass Frauen einen Körper haben, der ausgestattet ist, um Kinder zu gebären, die vorher in ihrem Körper heranwachsen können, ist eine wunderbare Eigenschaft. Dass Männer, im Allgemeinen größer und stärker sind als Frauen, hat damit zu tun, dass der Mann in der Lage sein sollte Schutz zu geben und Nahrung für die Sippe (Mütter, Kinder, Alte) herbei zu schaffen. Das funktionierte sehr gut über zig Tausenden von Jahren. Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Frauen sollten die Möglichkeit haben, beides ausleben zu dürfen: Beruf und Kinder. Das darf kein Widerspruch sein! Doch zurzeit sieht es nicht so aus, dass unsere Gesellschaft das wünscht. Kinder und ungeborene Kinder haben keine Lobby.

Der Mutterschutz muss ausgeweitet werden. Hebammen sollten finanzielle Unterstützung für die teure Berufshaftpflicht erhalten. Geburtshäuser als Alternative zur Akutklinik sollten regional angeboten werden. Betriebskindergärten großer Betriebe sollten als Alternative zu Gemeinde Kitas angeboten werden. Eine Kindergelderhöhung um 100% wäre zeitgemäß und angemessen. Stillräume in öffentlichen Gebäuden, großen Bahnhöfen, oder im Einkaufszentrum sind notwendig und ein gutes Zeichen. Für den Anfang.

An die starken Männer in der Politik: Ihr seid ausgerüstet, um Schutz und Sicherheit zu geben und nicht nur um Anzüge und Krawatten zu tragen. An die starken Frauen in der Politik: Vergesst die Interessen der Frauen nicht! Dank an die Männer, die Ihre Frauen bei der Familienarbeit und bei der Kindererziehung unterstützen. – Sieglinde Nitsch


Leserbrief zu „»Ich bin Priester, kein Höfling!«” von Evelyn Finger

Zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen und Frau Evelyn Finger für ihre stets anregenden, abwägenden und informativen Artikel in der Rubrik „Glauben&Zweifel“ zu danken – diese Texte suche ich immer. Auch das klug geführte Interview mit Kardinal Müller habe ich gelesen. Mich haben seine Ausführungen teilweise sehr befremdet, zeigen sie doch eine irritierende autoritäre Seite der katholischen Kirche.

In diesem Interview erscheint mir Kardinal Müller als kühler, selbstgerechter Kirchenvertreter – keine Spur von Verständnis für kritische Fragen, Glaubensnöte. In „seiner Kirche“ ist alles eindeutig und wohlgeordnet. Kein Wort über tägliche Glaubensfragen, theologische Widersprüche und Zweifel der Menschen. Stattdessen überhöht er sich selbst und die Institution Kirche. An dieser beanspruchten Autorität prallen dann alle kritischen Fragen ab.

So will uns Kardinal Müller doch tatsächlich weismachen, dass er „zur Kirche Jesu Christi“ und nicht zu „irgendeinem von Menschen gemachten System“ gehöre und dass „der Heilige Geist die Kirche vor dem Widerspruch ihrer Glaubenslehre zum Wort Gottes“ bewahre. Das beleidigt meine Vernunft! Auch die Entscheidungsträger in Rom sind fehlbare, verführbare Menschen. Die Kirche hat Andersdenkende über Jahrhunderte verfolgt, gequält, getötet und Kriege geführt. Dafür ist nicht Gott, der Heilige Geist verantwortlich, sondern verkommene Menschen.

Bei seiner selbstgerechten Kritik an der Französischen Revolution vergisst Kardinal Müller zu erwähnen, dass diese auch die Folge war von jahrhundertelanger Unterdrückung durch absolutistische Könige, Adelige – und der katholischen Kirche. Ein Mindestmaß an Selbstkritik sollte man auch vom Glaubenspräfekten erwarten können. Erschreckend auch die fehlende Selbstkritik hinsichtlich der aktuellen Zusammenarbeit christlicher Kirchen mit rechtspopulistischen, nationalistischen Machthabern – z.B. in Polen, in Russland oder auch die Aktivitäten evangelischer Kirchen in den USA. Ich bin erschüttert, wie undifferenziert und wenig sensibel Kardinal Müller das Verhalten christlicher Kirchen in der Gegenwart betrachtet. Diese Haltung ist es, die christliche Ethik verwässert.

Für mich ist es selbstverständlich, dass der christliche Glauben sich immer wieder befragen lassen muss und neu zu deuten ist. Wie heftig haben christliche Kirchen philosophische, wissenschaftliche Erkenntnisse oft bekämpft. Einige nehmen die biblische Schöpfungsgeschichte noch heute wörtlich.

Es gibt zahlreiche Glaubensfragen, die unterschiedlich gedeutet werden können. In einer lebendigen Kirche muss es dafür Raum geben. Nur einige wenige Stichworte: Wie deuten wir den Kreuzestod Jesu Christi und seine „reale Anwesenheit“ im Abendmahl? Können wir im Glaubensbekenntnis mit Überzeugung von der Allmacht Gottes angesichts der Theodizeefrage sprechen? Was sagt es uns über die Institution Kirche, wenn es nicht einmal dem Papst zu gelingen scheint, im deutschen Text des „Vater unser“ einen missverständlichen Satz zu ändern?

Kardinal Müller fährt aber gleich ganz große Geschütze auf: Er sorgt sich um die „Verwässerung des Glaubensbekenntnisses“, um „Rabatt auf die christliche Ethik“, um „Bequemlichkeiten einer Zivilreligion“. Was meint er eigentlich mit „Zivilreligion“? Es könnte der Eindruck entstehen, dass er den demokratischen Rechtsstaat abwertet. Dabei stellt gerade der Rechtsstaat höchst komplexe Anforderungen an die Bürger – bequem ist da nichts. Müsste sich Kardinal Müller nicht vielmehr darum sorgen, dass es gerade Menschen im modernen Rechtsstaat so schwerfällt, den Weg zur Kirche zu finden?

Die kritischen Fragen würden noch viel herausfordernder, wenn die aktuellen weltlichen Missstände der (katholischen) Kirche aufgegriffen würden, z.B.: Finanzspekulationen, Missbrauch Schutzbefohlener, strittige Stellungnahmen zu Ehe und Familie, die unzureichende Rolle von Frauen in der katholischen Kirche … Der moderne demokratische Rechtsstaat ist durch pluralistische Wertvorstellungen und Lebensformen gekennzeichnet. Wie reagieren christliche Kirchen darauf? Gilt nicht für Bürger und Gläubige gleichermaßen, dass sie verantwortlich mitgestalten wollen, dass sie Offenheit von Ideen und Lebensgewohnheiten erwarten? Kirche wird nicht durch Autorität, Dogmatik überzeugen. Rechthaberei macht Religion nur verdächtig (frei nach Lessing).

Das „Geheimnis Gott“ schließt es aus, von Glaubenswahrheiten zu sprechen. Kirche sollte dem Menschen helfen, Wege zu Gott zu finden, um Kraft und Vertrauen für die Herausforderungen des Lebens zu gewinnen. Menschen wollen nicht mehr von kirchlichen Autoritäten klein gemacht werden.

Die frohe Botschaft Jesu Christi vom Reich Gottes verspricht den Menschen die unbedingte Liebe und Güte Gottes. Wenn wir dieses Angebot annehmen und entsprechend handeln, kann die Welt ein wenig besser werden – eine hoffnungsfrohe und vielversprechende Utopie. Menschen können darin Halt und Vertrauen in schwierigen Situationen finden und Dankbarkeit in glücklichen Lebenslagen empfinden. Eine solche Gottesbeziehung ist von Offenheit und Kreativität geprägt. Die ermutigende Nähe Gottes als unerschöpfliche Kraftquelle des Lebens. Eine solche Botschaft enthält die Jahreslosung christlicher Kirchen für 2018: „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“ (Offenbarung 21,6). – Klaus Skulimma


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Schon lange habe ich vor, meinen Ärger über die Kolumne „Fernbeziehung“ loszuwerden: Ein totaler Flop!! Die Fotos: nichtssagendend, belanglos, konstruiert, unspannend. Die Texte: noch nichtssagender, noch belangloser, noch langweiliger als die Fotos. Ein einziges, sich ständig wiederholendes seichtes Geplänkel. Thomas Lohr und Larissa haben ihre Chance vertan. Schade für sie, ärgerlich für uns Leserinnen und Leser. Endlich hat dieses Blabla ein Ende!! – Christiane Hinrichs Wilp


Leserbrief zu „»Für mich war das eine ziemliche Katastrophe«” von Marc Brost und Tina Hildebrandt

In Ihrem Interview geben Sie einen ehrlichen Einblick darin, wie schwer für Sie das Leben einer Politikerin und Mutter war und dann differenzieren Sie nicht zwischen Flirt und Sexismus. Sehr geehrte Frau Schröder: das tun alle engagierten Frauen und Frauenforscherinnen, die zum Thema Sexismus und sexuelle Gewalt arbeiten sehr wohl! Ich flirte sehr gerne! Sexistische Äußerungen sind eben keine Flirts, sondern dienen ebenso wie sexuelle Gewalt primär der Macht der Männer – es gibt auch Übergriffe von Frauen, aber weit weit weniger.

Ich wünsche Ihnen sehr, dass sich dieser Unterschied Ihnen erschließen möge. Das macht Sie dann ganz sicher nicht zu einer Männerhasserin, aber lässt Sie vielleicht etwas sensibler mit Frauen umgehen, die unter Sexismus leiden. – Prof.in Dr. Ulrike Mattke


Leserbrief zu „Die Bühnentiere“ von Emilia Smechowski

In Ihrem Artikel beschreiben Sie die künstlerischen Lebensläufe ehemaliger Kommilitonen/innen der Hochschule für Musik Hans Eisler. Sie porträtieren fünf Sänger/innen auf ihrem mehr oder weniger erfolgreichen Weg zur Opernkarriere. Als letzte Option wird eine Laufbahn als Chorsänger dargestellt, Von Ihnen, einer Journalistin die einige Semester Gesang studiert hat, dürfte man aber erwarten, dass sie ihren Lesern nicht die Mär vom erfolglosen Sänger der „im Chor landet“ um dann in eine beamtenartige Starre zu verfallen, auftischen würden. Erstens kann man bei über hundert Bewerbern für eine Chorstelle und einem Auswahlverfahren von drei Runden nicht davon sprechen, dass eine Anstellung im Chor die allerletzte, aber dann immer zu schaffende Alternative zur Solokarriere darstellt. Zweitens ist eine Laufbahn im Chor auch aus künstlerischer Sicht herausfordernd:

In der Deutschen Oper Berlin, die ja in Ihrem Artikel erwähnt wird finden in der Spielzeit 2017/18 143 Vorstellungen statt, darunter 7 Premieren, 27 Repertoirestücke und 2 Konzerte an denen der Chor maßgeblich beteiligt ist. Für uns Chorsänger bedeutet das permanente Stimmpflege, Vermeidung von Erkältungskrankheiten und eine große musikalisch-künstlerische Flexibilität. Daneben sind wir außerhalb der Opernarbeitszeiten auch fast alle solistisch „unterwegs“, sei es bei Konzerten oder anderweitigen Engagements. Ihr ansonsten recht unterhaltsamer Artikel bemüht leider allzu sehr den Stereotyp des einen Opernsolostars, der „es geschafft hat“ gegen ein Heer von Gescheiterten. Stattdessen hätten Sie dem theaterunkundigen Leser einen wirklich interessanten Blick auf die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten am Theater werfen lassen können. – Senta Aue


Leserbrief zu „Deutschland, es wird heiß“ von Mark Schieritz

So sehr ich auch viele Berichte im Wirtschaftsteil der Zeit schätze, so sehr vermisse ich auch dieses Mal bei vielen Artikeln einen Hinweis oder Verweis auf moralische Aspekte.

In „Deutschland, es wird heiß“ wird – stark vereinfacht – eine wirtschaftliche Gesetzmäßigkeit beschrieben, wonach eine starke Nachfrage nach Produkten dazu führt, dass Unternehmen mehr Menschen einstellen um diese Nachfrage befriedigen zu können. Dies ist jedoch kein Naturgesetz. Es ist lediglich eine Theorie, basierend auf Beobachtungen in der Vergangenheit und dem, was sich Menschen dazu so vorstellen. In der Realität sind Unternehmen aber von Menschen geführt. Von Unternehmenslenkern und (mittleren) Managern. Erstere sind von nichts anderem getrieben als von dem Aktienkurs. Da werden Menschen entlassen und Unternehmensteile geschlossen, wenn dies dem Aktienkurs dient. Das Management wird gezwungen Kosten zu sparen wo es nur geht. Zum Wohle des Aktienkurses. Nur das zählt. Produziert wird dort, wo es am billigsten ist. Soziale Standards, Umwelt, alles egal. Hauptsache billig. Wird die Nachfrage größer, werden Produktionskapazitäten in den Billiglohnländern erhöht. An einen Zusammenhang zwischen der Vollbeschäftigung in Deutschland und einer Nachfrage kann ich am besten Willen nicht glauben. Wohl aber an einen Zusammenhang zwischen der Nachfrage und der Zerstörung natürlicher Ressourcen und der Verletzung von Menschenrechten. Und dies geschieht auf Basis von Entscheidungen der genannten Unternehmenslenker und Manager. Auf Basis von moralischen Entscheidungen.
In „Lufthansa: Die Freunde des Monopols“ hätte ich mir einen Hinweis gewünscht, dass der Flugverkehr einen sehr großen Anteil am Klimawandel hat.
In „Aixtron: So wird ein Schuh draus“ hätte ich mir einen Hinweis darauf gewünscht, dass solche Firmen wie Aixtron am Ende unseren Konsumwahnsinn und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen noch weiter befeuern.
In „Co.don: Im Knorpelgeschäft“ hätte ich mir einen Hinweis darauf gewünscht, dass es zumindest bedenklich ist, wenn das eigentlich Gute, das einem solchen Unternehmen zu Grunde liegt in den Hintergrund gedrängt wird von dem Streben nach höherem Umsatz und höherem Aktienkurs.
Mir ist klar, dass es sich um den Wirtschaftsteil handelt. Aber gerade darum geht es doch! Solange moralische Fragen derart rogoros aus wirtschaftilichen Betrachtungen herausgehalten werden, wird sich nie etwas ändern! Im Gegenteil. Humanismus in der Bildungspolitik? Fehlanzeige. Unsere Ausbildungsstätten sollen Nachwuchs für die Wirtschaft liefern. Sinn der Bildung: Eine möglichst gut bezahlte Arbeit finden. Nichts anderes. Du willst Geschichte studieren? Lass das lieber. Da kann man kein Geld mit verdienen. Oh, schau mal! Die Bank of… lockt mit tollen Zinsen beim Tagesgeld! Da leg ich ein Konto an…. – Mirko Strick


Leserbrief zu „Im Bitcoin-Fieber” von Jens Tönnesmann

In der aktuellen Ausgabe der Zeit beschreiben Sie im Wirtschaftsteil auf mehreren Seiten prominent den derzeitigen Wahnsinn im Bereich der Bitcoinspekulation. Zugleich beschäftigen sich Ihre Kollegen im Politikteil mit „Utopien für den Kapitalismus”. Ich habe beide Artikel zunächst mit Interesse gelesen. Eine durchaus mögliche inhaltliche Verknüpfung beider Themen hätte ich allerdings weitaus weitsichtiger empfunden, als sich vor allem mit der aktuellen Kursentwicklung und Spekulationsgewinnen des Bitcoin zu befassen.

Ihr Artikel beschreibt einerseits gut und mithilfe einiger “Zeitzeugen“ die wilden Blüten und die unglaubliche Naivität, die aktuell im Bereich von digitalen Währungen vonstattengeht. Leider sind aber die ausgewählten Beispiele z.B. das ICO der doch recht zweifelhaften Firma “Naga” oder die Aussage “Ethereum etwa […] könnte viel besser sein als Bitcoin” im Dezember 2017 durchaus naiv. Hier entwickelt sich eine komplett neue Technologie, die es durchaus tiefgründiger zu erklären gilt.

Ich möchte Sie ermutigen sich weiterhin mit dem Thema der Blockchaintechnolgie zu befassen und möchte auf einige idealistische, ja utopische Projekte in dem Bereich aufmerksam machen, die durchaus auch im Wirtschaftsteil behandelt werden sollten.

Allen voran sei z.B. das Engagement des Projektes https://akasha.world/ zu nennen. Weiterhin die Arbeit des IPFS/ IPDB https://ipfs.io/ oder Ocean (https://oceanprotocol.com/). Hier entstehen neue Märkte, Antworten auf Monopolisten und Datensilos wie Facebook, Twitter und neue Möglichkeiten in der Wirtschaft bisher nicht im traditionellen Finanzsystem zu bewertende Tätigkeiten mittels “token” zu erschliessen (hier meine gedankliche Verknüpfung zu der “Utopie in der Wirtschaft”). Weiterhin, im Bezug auf die Entscheidung der FCC die Netzneutralität auszuheben könnte z.B. Ethereum und das dezentrale Web eine entscheidende neue Schlüsseltechnologie werden. Auch durchaus dystopische Entwicklungen kann es geben, wenn man die Entwicklungen zur Einführung des Social Credit Systems in China (https://en.wikipedia.org/wiki/Social_Credit_System) und die Verwicklungen der Crytopwährung NEO dazu in Betracht sieht. Insgesamt aber könnten die programmierbaren Währungen der 2. und 3. Generation (nach Bitcoin = nur Wertspeicher) ein unglaubliches Potenzial entwickeln und eine neue, dezentrale Wirtschaft und Verwaltungsstrukturen aufbauen.

Ich schreibe Ihnen hier vor allem auch, um auf ein sehr idealistisches Projekt hinzuweisen, das sich mit der Idee die Blockchaintechnologie in der Wissenschaft einzusetzen befasst. Durch die ‘programmierbaren” Währungen wie also z.B. Ethereum und dezentrale Speicherung der Daten können hier gänzlich neue Formen der Wissenserzeugung, Speicherung und Verbreitung entwickelt werden (http://www.blockchainforscience.com/).

Zusammen mit Partnern an der ETH Zurich, der British Library in London und Validitylabs (https://www.validitylabs.org/), sind wir im Moment dabei ein erstes Testnetzwerk aufzubauen. Die Idee ist es den Datenaustausch und dadurch Kollaboration zwischen Forschern zu verbessern und langfristig eine teamorientiertere Forschungslandschaft zu etablieren. – Martin Etzrodt


Leserbrief zu „Aixtron: So wird ein Schuh draus“ von Laura Cwiertnia

In dem Artikel muss ich die Verfasserin Laura Cwiertnia auf einen sachlichen Fehler hinweisen, und das ist nicht frauenfeindlich gemeint. Wenn die Aktie, die vier Euro im Frühjahr und 14 Euro im Herbst kostete, so muss das heißen, dass der Kurs auf das 3 ¼ -fache stieg und nicht um das 3 ¼ -fache, was die 325% sind, denn dann wäre die Aktie im Herbst 425% mal so viel wert wie im Frühjahr. Als ich noch aktiv am östlichsten Gymnasium der alten Bundesländer Mathematik unterrichtete, war die Passauer Neue Presse ein sicherer Kandidat dafür, meinen Schülern Beispiele für Fehler dieser Art aufzuzeigen. Dass so etwas jetzt gerade in Ihrem Wirtschaftsteil zu lesen ist, schockiert mich nicht nur ein bisschen, sondern schwer. Noch dazu, wo an anderer Stelle beschrieben wird, dass die Verfasser von Artikeln von Redaktionsseite immer streng überprüft werden. Die Glaubwürdigkeit im Umgang mit Zahlen in Ihrer Zeitung hat hier für mich auf jeden Fall schwer gelitten. – Josef Ehrl


Leserbrief zu „Soll ich jetzt, oder soll ich nicht?“ von Jens Jessen

Dieser Beitrag hat mich so beroffen gemacht,dass ich ihn wiederholt gelesen habe. In einigen der aufgeführten Situationen bin ich mehr oder weniger selber mal gewesen.Und musste mich entscheiden. Da kommt man ins Grübeln. Was wäre gewesen, wenn man sich anders entschieden hätte.Sinnlose,aber unterhaltsame Fantastereien in eine nicht gewesene Zukunft.Sylvester alleine verbracht und mit 83 Lebensjahren hinreichend Stoff gehabt ,solchen Fantastereien nachzugehen. Dann schliesslich den Spruch verstanden:“ Glücklich ist, wer vergessen kann,warum es so gelaufen ist“ – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Die Bühnentiere“ von Emilia Smechowski

Was für ein wunderbares Dossier diese Woche ! Vielen Dank für dieses einfühlsame Portrait der SängerInnen. Das hat mir Feude gemacht, weil ich solche Berichte gerne lese. Ich habe es durchaus gewußt, was für ein „schweres Berufs-Leben“ in diesem Metier gelebt wird, aber es ist gut, daß man endlich einmal der „Masse“ bewußt macht, welche Art von „Opfer“ für die Kunst gebracht werden, von den Leuten, die nicht stänig im Rampenlicht stehen und die großen Gagen kassieren. Ich habe immer schon Respekt vor Denen gehabt, die für die Kunst leben.

Mögen die, die immer in den Leserforen nicht müde werden zu bemängeln, daß es ja zu viele Opernhäuser gibt, usw., auch mal darüber nachdenken. Es gibt eben Menschen, die sich nicht nur selbst verwirklichen wollen, sondern auch noch andere Menschen beglücken . – Susanne Hüttner


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Es gibt offensichtlich ein Leistungsgefälle zwischen 31-jährigen. Der eine regiert als demokratisch gewählter Kanzler mit sicherer Hand einen europäischen Staat, der andere Altersgenosse darf diesem Politiker in einer angesehenen Wochenzeitung ein Etikett der „deutschnationalen Überlegenheitsfolklore“ anhängen und obendrein noch dazu auffordern, sich von dieser Person zu distanzieren. Der Autor sollte einmal auf sein bisheriges „Lebenswerk“ schauen und seinen Beitrag kritisch durchlesen. Wenn er Anstand hätte, würde er sich schämen. Hoffentlich wird es nicht Usus, solche Beiträge in der ZEIT lesen zu müssen. – Christine Högermeyer-Zell


Leserbrief zu „Über den korrekten wechselseitigen Gebrauch der Geschlechtsorgane“ von Iris Radisch

Verführerinnen
Per Olof Enquist offenbart in seinem „Buch der Gleichnisse“ die Verführung des pubertierenden Jünglings durch eine wesentlich ältere Anwohnerin, die der Erweckte in guter Erinnerung behält. Die wenig eindringliche Stippvisite macht den Erzähler zum Mann, der sich noch anlässlich der Aussegnung seiner Verführerin mittels Tove Janssons „Höstvisa“ dem Zauber der Liebe hingibt. Die Frau als Verführerin! Haben wir das etwa vergessen oder verdrängt? Im Urmythos bietet die schlangenlistig Verleitete dem Adam die angebissene Feige dar. Wo wären wir ohne diesen Vorfall geblieben? Im äffischen Ägypterlande, so erzählt Thomas Mann, entreißt die lüsterne Mut-em-enet dem entfliehenden Hebräer das Gewand, womit ihr dessen Mannesbereitschaft nicht verborgen bleibt. Glücklicherweise muss ein reifender Jüngling heute kein keuscher Joseph mehr sein. Gelegentlich mögen die Goetheschen Verse „Halb zog sie ihn, halb sank er hin“ den männlichen Erobererstolz kränken. Keineswegs gilt dies für die amtlich korrekte und völlig legale schwedinnenmündliche Willensbekundung: Skynda att älska! Auf Deutsch würden wir etwa sagen: Zur Sache, Schätzchen! Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt. – Alfred Schubert


Leserbrief zu „Sie geben nicht auf“ von Carsten Stormer

Der Artikel hat mich sehr berührt. Die Arbeit und das Engagement der Schwittecks in Afghanistan ist unvergleichlich mutig und zuversichtlich. Ich bin selbst Lehrerin und betreue als Patin einen jungen Erwachsenen aus Afghanistan. Hier in Deutschland musste er mit einer Grundschulbildung von zwei Jahren in eine neunte Klasse eines Berufskollegs einsteigen. Bildung ist der Schlüssel für so vieles, deshalb möchte ich gerne etwas spenden, damit dieses Projekt weitergehen kann. Gibt es ein Spendenkonto für die Projekte der beiden? – Mareike Spille


Leserbrief zu „Im Bitcoin-Fieber” von Jens Tönnesmann

Nach Ihren Darlegungen haben Sie bei einem Einsatz von 250 € einen Gewinn von 600 € (ich käme auf 636 €) erzielt und noch ein Siebzigstel-Bitcoin „im Feuer“ und schließen Ihren Artikel mit der Feststellung, dass Ihre geniale Strategie gescheitert sei. Eine Strategie, die Ihnen in einem Jahr vor Steuern ca 255 % bringt ist aus Ihrer Sicht gescheitert? Das finde ich eine nicht nachvollziehbare Schlussfolgerung! Um den gleichen Ertrag zu erzielen, müßte man deutlich über 63.600 € in Tagesgeld anlegen und müßte mehrfach die Bank wechseln, d.h. es wäre nicht einmal einfacher, abgesehen davon, dass man ja auch erst einmal den Kapitalstock haben müßte. – Johanna Hutzler


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Ich halte Sie nicht für einen überzeugten Demokraten. Denn dann müssten Sie anerkennen, dass sehr viele Österreicher Sebastian Kurz demokratisch zum Kanzler gewählt haben, wohlwissend, dass es zu einer schwarz-blauen Koalition kommen kann. Offenbar hat die Liste Sebastian Kurz die Sorgen der Wähler ernst genommen, nachdem sich die alten „Volksparteien“ jahrelang wenig um die Wähler gekümmert haben.

Ich halte Sie hingegen für selbstgerecht und scheinheilig, weil Sie sich einbilden, eine Altersgruppe zu vertreten, die offenbar moralisch gar nicht anders denken kann als sie. Wer ist denn ihr „wir“? Ihre Bekannten aus der Gutmenschen-Blase, die sich sowenig für das Leben ihrer Mitbürger interessieren wie die sogenannten Volksparteien in Österreich oder Deutschland? Wie steht es um Ihre Toleranz gegenüber politisch andersdenkenden Demokraten? – Christopher Hagen


Leserbrief zu „Fauler Friede“ von Evelyn Finger

Ihr Artikel hat mich erstaunt. Von einer Zeitung wie der „Zeit“ erwarte ich anderes. Die Zeit wird ja gerade deswegen von Ihren Leserinnen und Lesern geschätzt, weil sie in einer differenzierten und klugen Weise komplexe Sachverhalte darzustellen weiß. Anders als in der FAZ oder als im Artikel zur Neuköllner Begegnungsstätte (NBS) im gerade erschienen Spiegel ist Ihnen das als Redakteurin der Zeit bei diesem Beitrag leider nicht gelungen. Da ich davon ausgehe, dass Sie auch inzwischen selbst reflektierter auf den Sachverhalt schauen, biete ich Ihnen gerne an, für ein Interview oder Ihnen mit freizugebenden Zitaten für einen zweiten Artikel zum Thema zur Verfügung zu stehen.

Sie haben mich und Pfarrer Martin Germer von der Gedächtniskirche in Ihrem Artikel erwähnt, ohne nach unserer Stellungnahme gefragt zu haben und auch danach, wie es wirkt, nur den aufgeheizten Schlagzeilen der Bild-Zeitung gefolgt zu sein. Einen solchen plakativen Journalismus ohne eigene Überprüfung der Inhalte nun bei einer so renommierten Zeitung wie der „Zeit“ zu finden ist verwunderlich. Sie tragen so zu einem Klima bei, das Muslime unter Generalverdacht stellt und die um Dialog Bemühten aus Kirche und Gesellschaft als naive Gesprächspartner erscheinen lässt. Nichts scheint aktuell wohl so irritierend zu sein als ein praktizierender Muslim, der Koran und Sunna für seinen Glauben ernst nimmt, fünfmal am Tag beten möchte und sich zugleich ganz bewusst und deutlich als ein deutscher Staatsbürger auf dem Boden des Grundgesetzes versteht. Konservative Positionen werden dann schnell zu fundamentalistischen.

Bevor aber wieder der Vorwurf von unreflektierter Unterstützung, Naivität und „Gutmensch“ im Raum steht, zwei Bemerkungen:
1. Sich gegen Pauschalurteile zu verwahren, bedeutet nicht, einen unkritischen Dialog zu führen. Im Gegenteil. Mit der in dem Bericht in Augenschein genommenen „Neuköllner Begegnungsstätte“ (NBS) in Berlin mit Ihrem Imam Taha Sabri und dem Jugendseelsorger Mohammad Matar führe ich seit über einem Jahr einen offenen und kritischen Diskurs. Das ist nur möglich, weil durch Begegnungen ein gewisses Vertrauen gewachsen ist. Eine unkritische Unterstützung wie im Artikel suggeriert, gibt es nicht. Ich unterstütze allerdings alle demokratisch gesinnten Menschen in ihrem Bemühen, pauschalen Verdächtigungen zu begegnen. Man muss sich ja nur einmal vorstellen, über einen selbst würde so tendenziös und bloßstellend berichtet.
2. Es ist staatlicherseits nachvollziehbar und angemessen, Gruppen und Vereine auch vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen bzw. aufmerksam zu bleiben, was wer macht. Genauso wichtig ist es aber, diese nicht unter Generalverdacht zu stellen. Ich nehme wahr, dass gerade bei der NBS eine bestimmte Auswahl ihrer Kontakte im Mittelpunkt steht. Weniger werden die tatsächliche Arbeit der Moschee und ihre Inhalte bewertet. Die Erwähnung im Verfassungsschutzbericht ersetzt daher keine differenzierte Einschätzung. Vielmehr ist es wichtig, sich vor Ort mit den verantwortlichen Personen ein eigenes Bild zu machen. Entscheidend ist doch, was die Akteure in der Organisation selbst sagen und tun. Es gilt, den einzelnen Menschen zu sehen, was er denkt und tut.

Ich nehme wahr, dass die NBS in den letzten Jahren mehrfach Vertreterinnen und Vertreter verschiedener islamischer Richtungen und auch islamkritische Akteure eingeladen hat, dass nicht nur einmal Rabbiner zu Gast waren, schwul-lesbische Gruppen, Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher interreligiöser Initiativen aus den großen christlichen Kirchen, dass renommierte Islamwissenschaftlerinnen wie Angelica Neuwirth in der Moschee gesprochen haben, dass vor der Moschee durch den NBS-Vorstand Stolpersteine verlegt wurden, dass die NBS – übrigens in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung – vor Wahlen Seminare und Vortragsabende zur demokratischen Bildung organisiert, dass die NBS eine der ersten islamischen Gemeinden war, die nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz vor einem Jahr ihrer Trauer um die Opfer und ihrer Abscheu gegen diese Gewalttat mit ihrer Präsenz am Tatort Ausdruck verliehen hat und dass sie sich öffentlich mehrmals und sehr deutlich gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus ausgesprochen hat. Zuletzt – leider wiederholt ohne dass es die Medien bewusst aufgenommen haben: http://www.nbs-ev.de/presse/66-aus-aktuellem-anlass-stellungnahme-zu-antisemitismus-und-den-protesten-in-berlin.

(Diese Erklärung wurde an 320 Pressevertreter versandt – keine einzige Presse-Anfrage oder Berichterstattung darüber gab es laut NBS dazu …) Es ist verführerisch, sich an einfache Antworten dranzuhängen. Wo der Andere zur reinen Negativfolie verkommt, läuft Kritik aus dem Ruder. Gerade weil tief sitzenden Vorurteile und Ängste empfänglich machen für mediale Vereinfachungen und Stereotype. Es geht nicht um Verharmlosung. Kritik an bestimmten Ausprägungen und religiösen Haltungen ist sachgemäß. Grundsätzliche Wertschätzung und Respekt dem Anderen gegenüber sind dazu aber die nötige Voraussetzung. – Andreas Goetze


Leserbrief zu „Hiob, lass gut sein„ von Josef Joffe

Vorweg: Bin fern aller akademischen und intellektuellen Reputation und für Antigutmenschen in den Threads auf Zeitonline ein heuchlerischer hysteriekeulenschwingender moralisierender Klimakirchenjünger, der wer weeß wat jerooocht hat. Gehe ich ja dennoch mit Josef Joffe, die Spezies Mensch ist nicht zwangsläufig dem Untergang geweiht. Aber ein Trump-o-zän der Antifakten braucht sie wie ein Loch im Kopf. Wir sollten der Klimaforschung dankbar sein. Wegen Wissenschaftler wie Jim Hansen ist der Mensch nicht zwangsläufig dem Untergang geweiht. Und gegen Hansen wurde von Pseudoskeptikern schon genug gepestet und über die Projektionen der Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler Antifakten verbreitet. Denn hat Hansen vor 30 Jahren einen Wassertod für New York City im Jahr 2018 prophezeit, wie vom hochgebildeten Cosmopoliten behauptet?

Ich finde die Behauptung nur noch auf einer einschlägigen Klimas(k)eptikerseite der Kalten Sonne, aber auch Aufklärung im Internet. Ein Reporter hat 1988 Hansen in einem nicht wissenschaftlich geführten Interview aufgefordert, mit Blick aus dem Bürofenster in New York auf den West Side Highway eine Prognose abgzugeben, wann denn der Highway unter Wasser stehen würde, welcher neben dem Fluss Hudson verläuft. Dabei ging es um die Verdoppelung der Kohlendioxidkonzentration, die Hansen 1988 circa vierzig Jahre später erwartet hatte – also erst in zehn Jahren. Also hat Hansen weder den Untergang von New York City vorhergesagt, noch im Jahr 2018. Hat da etwa bestenfalls noch fern aller journalisten Sorgfalt ein Mitglied des Herausgeberrates der ZEIT einer Skeptikerseite von Kohlefreund Fritz Vahrenholt g e g l a u b t?

Das mit den Eisbären ist auch so ein beliebtes *Argument* der „Klimaskeptiker“. Fakt ist, dass nach derzeitigen Kenntnisstand von Wissenschaftlern es keinesfalls ein Grund zur Entwarnung gibt, wenn auf Spitzbergen mehr Eisbären sind, die nicht mehr über die Arktis ziehen, weil der Mensch mit Erdöl und Kohle kokelt. Die Welt wäre nach der These von Joffe eben nicht zwangsläufig abgeholzt gewesen ohne Erdöl und Kohle, wenn sich Henry Ford durchgesetzt hätte mit Autos aus Hanf, die mit Hanftreibstoff gefahren wären und nicht die Chemie-, Holz- und Fossilindustrie mit ihren Verteufelungskampangnen des Marihuanas. Und verhält es sich beim Waldsterben nicht wie mit dem FCKW dank Filtertechnik für Kohlekraftwerke und Autos?

Alles im allen keimt in mir kaum je Hoffnung auf, wenn Joffe sich im Mantel des Schweigens über seine Fauxpas zu hüllen trachtet. Hoffentlich wird in einem Leserbrief auch in der Printausgabe darüber aufgeklärt. Im Internet gibt es sie längst – in einem Thread auf auf Zeitonline. – Wolf Niese


Leserbrief zu „Neustart“ von Bernd Ulrich und zu „… für die Stadt” von Petra Pinzler

Zu “ Neustart “ fällt mir viel ein: Die von Bernd Ulrich skizzierte „andere Mobilität“ in Städten wäre ganz leicht mit Tempo 30 überall zu erreichen; schneller ist man eh dank zu hohem Verkehrsaufkommen nicht. Dann braucht es auch keine Elektroboliden, die in 4 Sekunden auf 100 sind und die über 200 km Reichweite haben. Es sind leichte bewegliche Fahrzeuge erforderlich, deren Akkus sich im die Wohnung tragen lassen und dort sich an 230V über Nacht laden lassen.

Petra Pinker „… für die Stadt‘. weiß, wie es geht. Von Mark Schieritz wird das Bedingungslose Grundeinkommen zu schnell ad acta gelegt. Nur allein damit lässt sich der allgegenwärtige, überbordende und lähmende Verwaltungsaufwand in den Griff bekommen. Der Freifahrtschein für alles Mögliche vermehrt ihn eher noch. Keine Rentendiskussion mehr, Schluss mit Hartz 4 und ähnlichem Verwaltungswahnsinn. Arbeitsverwaltung leistet Qualifizierung und keine Leistungsverwaltung mehr. Das sind Resultate eines cleveren BG und es gibt viele weitere.

Robert Pauschale: „…für die Demokratie“. Können die Parteien so etwas Radikale wie das BG? Mir scheint nicht, denn es macht die Bürger unabhängiger am Arbeitsmarkt und es gibt weniger Wahlgeschenke vorzugaukeln. Schlecht für Politiker mit vordringlicher Motivation persönlicher Karriere. Von denen gibt es zu viele. Gemeinwohl geht vor Eigenwohl. Zu der Sache mit dem Kohl. Schöne Utopie. Fast alle Menschen wollen in Frieden leben. Warum nur stellen sich immer wieder irgendwelche Idioten davor und heizen auf, zerstören und spalten? – Dr. Wolfgang Thiel


Leserbrief zu „Über den korrekten wechselseitigen Gebrauch der Geschlechtsorgane“ von Iris Radisch

Jetzt stehen wir (die Männer) in Schweden also alle unter dem Generalverdacht ein Vergewaltiger zu sein, und es wird eine Hol-Schuld eingeführt, sich jederzeit über die Einwilligung der Frau zu erkundigen. Hat vielleicht jemand ein paar beruhigende Worte für die Heerschaaren armer Nerdjungs, die sowieso schon extrem verunsichert sind, wie sie sich Frauen nähern können und dürfen? Denn eins wird bei der ganzen #MeToo Debatte immer vergessen: alle Verallgemeinerungen und einseitige Berichterstattungen sind ein Schlag ins Gesicht dieser Männer, welche Frauen jederzeit respektvoll behandeln, und jetzt erst recht nicht mehr wissen, wie sie mit Frauen umgehen sollen. – Spike


Leserbrief zu „Im Bitcoin-Fieber” von Jens Tönnesmann

Ich habe zu Ihrem interessanten Artikel eine unbeantwortete Frage: Warum müssen „durch wildes Herumprobieren komplexe Rechenrätsel gelöst werden“, um in einem Cafe mit Bitcoins zu bezahlen? – Walther Moser


Leserbrief zu „»Ich bin Priester, kein Höfling!«” von Evelyn Finger

Jesu Worte an die Menschheit würden niedergeschrieben vielleicht 50 Seiten füllen. Im Versuch diese zuerklären,sind Millionen von Kommentaren/Büchern erschienen,als Ausdruck dessen,daß man Jesu nicht verstanden hat,wie ihn auch vor Zweitausend Jahren die Schriftgelehrten nicht verstanden haben. Jesu hat zu uns gesagt, wir können die gleichen Dinge tun wie er,ja sogar noch größere.Jesus ist übers Wasser gewandelt,hat Kranke geheilt,Tode zum Leben erweckt,war eins mit dem Vater. D.h.,wir -jeder Einzelne von uns und ist dies nicht unsere tiefste Sehnsucht- kann eins mit dem Vater sein und er hat auch gesagt wie es geht:“Sei stille und wisse,daß ich Gott bin“. Die Kirchen kennen/gehen diesen Weg nicht.Sie reden -bildlich gesprochen—über einen Apfel,den sie nie geschmeckt,gesehen,gefühlt haben.

Die Mystiker aller Religionen haben den Apfel gegessen,…Konsequenterweise hat daher der große Theologe Karl Rahner gesagt,daß die Kirchen ohne Mystik keine Zukunft haben oder wie es der Mystiker Meister Eckehart sinngemäß formulierte:“raus aus den Niederungen der Konfessionen hinein in die Einheit der Religionen.“ Es ist eine Frage des Bewußtseins.Deshalb ist es mit den Kirchen Zweitausend Jahre nach Jesus und 500 Jahre nach der Reformation so,wie es heute ist. Jesu hat keine Kirche gegründet,wiewohl eine Organisationsform wie eine Kirche sinnvoll sein kann.Meßlatte:die Lehre Jesu und deren Verwirklichung,heißt u.a.:in Demut und Freude bedingungslos lieben,nicht werten und richten ,wie Jesus es uns im Gleichnis vom verlorenen Sohn nahegebracht hat.Bedingungslos ist bedingungslos,nicht verhandelbar. – Peter Röschlau


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Das ist fein, wenn Sie in Ihrem Schlusssatz bemerken: „Wir haben mit diesem Typen nichts zu tun!“ Unser Bundeskanzler, Sebastian Kurz, würde sich schön bedanken wenn Sie sich, nur weil Sie auch 31 Jahre alt sind, hinter ihm einreihen wollten. Denn nur weil Sie, sehr geehrter Herr Dachsel, gleichaltrig sind und sich als überzeugten Demokraten bezeichnen haben Sie auffällig wenig Format um sich mit unserem Bundeskanzler zu vergleichen. Wahrscheinlich fehlt Ihnen das nötige Verständnis, die neue Zeit pragmatisch zu begreifen.

Ihr Leiden bei der Beschreibung der Vergangenheit unseres Vizekanzlers H.-C. Strache regt mein Mitleid für Sie an und ich denke mit Schaudern daran wie Sie wohl unter den Ausschreitungen der linken Kohorten bei dem G20 Gipfel in Hamburg gelitten haben müssen. Weil diese Ausschreitungen gegen die Polizei und friedlichen Bürger waren nämlich real und verbrecherisch im Gegensatz zu „Straches Müll.“ Im Übrigen verfolge ich mit Interesse wie die SPD mit der neuen Partei, der AfD, im Bundestag fertig wird, ob als Oppositionskollege oder doch als Gegner in der Regierung, noch torkeln die Genossen unschlüssig herum. – Johann Werner


Leserbrief zu „Sie geben nicht auf“ von Carsten Stormer

Ihren Artikel über das deutsche Ehepaar in Afghanistan habe ich mit Interesse und Anteilnahme gelesen. Ein wirklich unterstützungswürdiges Projekt! Es gibt in Bayern eine vom Bayerischen Rundfunk initiierte Spendensammelaktion speziell für Kinder namens „Sternstunden“, für die ich auch regelmäßig spende. Vielleicht wäre eine Anfrage dort einen Versuch wert? – Cornelia Haas


Leserbrief zu „»Für mich war das eine ziemliche Katastrophe«” von Marc Brost und Tina Hildebrandt

Die Zeit fragte in diesem Interview Frau Schröder: „ Ist es sexistisch, wenn ein Bauarbeiter einer Frau hinterherpfeift?“ Auch als Nichtbauarbeiter ärgere ich mich über dieses dumme Klischee. Hätte ich in der Zeit nicht erwartet. Muss man sich Sorgen machen um das Niveau der Zeit ? Die beiden Interviewer sollten mindestens eine Nachschulung bekommen. – Werner Göricke


Leserbrief zu „Sie geben nicht auf“ von Carsten Stormer

Die oben genannte Reportage, die sehr konkret und bewegend die Mühen elementarer Bildungsarbeit in Afghanistan beschreibt, hinterlässt beim Leser das Gefühl der Ohnmacht, wohl auch der Resignation: Das Ehepaar Schwittek, mit seiner Bildungsorganisation genau eingepasst in die lokalen Gegebenheiten, wird seine Tätigkeit beenden müssen. „Afghanistan ist ein sicheres Land“ – die Parole etlicher unserer Politiker wird durch die Zustandsschilderung in der Reportage wieder einmal als Zweckformulierung entlarvt. Wenn es nämlich so wäre – warum sollte dann Misereor, die wohlsituierte Hilfsorganisation, ihre finanzielle Unterstützung aufgeben?

Tatsache ist, dass die tägliche Gefährdung durch Anschläge u.a. in Afghanistan stetig zunimmt. Wenn hier das Ehepaar Schwittek wegen seiner Aufgabe „auf (fast) verlorenem Posten“ ausharrt, sollten alle Anstrengungen unternommen werden, sie dabei zu unterstützen. Ich sehe hier eine Verpflichtung für Ihre Zeitung, „Die ZEIT“. Immer wieder beschwört diese Zeitung die Notwendigkeit von Bildung als wesentliche gesellschaftspolitische Aufgabe – hier und gerade auch in den Entwicklungsländern. Sie, die Journalisten und Journalisten der „ZEIT“ verfügen über weitreichende Kontakte. Sie können die Initiative ergreifen, mögliche Geldgeber ansprechen und ein Projekt zur Unterstützung von „Ofarin“ in die Wege leiten. Dazu möchte ich Sie hiermit dringend auffordern. – Erika Schütz


Leserbrief zu „Fauler Friede“ von Evelyn Finger

Sie haben auf ein wichtiges Thema aufmerksam gemacht. Das was Sie als Haltung der Kirche in Berlin schildern, ist wirklich ein fauler Friede, denn diese Einstellung entspricht nicht der Realität, wie Sie und andere nachgewiesen haben. Sie fordern einen Dialog, eine „klare Distanzierung von fundamentalistischer Theologie“ und einen Streit darüber, wo ein Missbrauch der Religionsfreiheit stattfindet.

Setzt nicht unser Grundgesetz der Freiheit und damit auch der Religionsfreiheit klare Grenzen? Aber da beginnt schon das Problem. Nehmen unsere Politiker, nimmt unsere Bevölkerung noch das ernst, was im Grundgesetz steht? „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ … Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ Gilt das nicht auch für das ungeborene Leben?

Und dann : „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung.“ Ist das wirklich noch so? Was wollen wir, die wir wesentliche Werte mit Füßen treten, den Moslems entgegenhalten, die sich am Koran bzw. an Mohammed orientieren? Da gäbe es einiges, aber könnten die Moslems uns nicht einen Spiegel vorhalten und uns – biblisch ausgedrückt – sagen : „Zieht zuerst die Balken aus euren Augen, bevor ihr die Splitter aus unseren Augen zieht.“

Das Problem verschärft sich dadurch, dass die Lehren des Islams und seine Werte auf dem Koran und auf den Aussagen und dem Verhalten von Mohammed basieren. Mohammed ist für die Moslems der letztgültige Prophet und zugleich Vorbild. Und da viele Aussagen im Koran, nimmt man sie ernst, im deutlichen Widerspruch stehen zu den im Grundgesetz verankerten Werten, kann sich „der Streit darüber, wo die Grenzen der Religionsfreiheit bestehen“ nicht nur mit dem Verhalten derjenigen befassen, die zum Hass gegenüber den Drusen, Schiiten und Juden, der westlichen Lebensweise usw. aufrufen, sondern man müsste sich den Koran vornehmen und das Leben Mohammeds studieren, um eine klare Antwort darauf zu erhalten, was die tieferen Ursachen dafür sind, dass so viel Zerstörerisches vom Islam ausgeht.

Als Fundamente für unsere Ethik brauchen wir Grundlagen, die der Wind des Zeitgeistes nicht einfach fortweht. Auch da bedarf es einer Diskussion, vielleicht eines Streits in unserer Gesellschaft. Was sind die fundamentalen Werte, auf die wir nicht verzichten sollten, wenn unsere Gesellschaft menschlich bleiben bzw. werden soll? Was ist im Unterschied dazu Fundamentalismus?

Auf jeden Fall gehört zu den fundamentalen Werten die Gewissensfreiheit, die gefährdet ist durch Shitstorms, Twitter usw. Für Martin Luther waren Vernunftgründe und die Heilige Schrift die Grundlage seiner Gewissensentscheidungen. Diese Fundamente gaben ihm die Kraft, gegen Papst und Kaiser aufzustehen. Ohne diese Fundamente wird es kälter werden in unserer Gesellschaft, auch wenn den meisten von uns im Augenblick der wirtschaftliche Höhenflug noch viel Fun/Spaß erlaubt. Mit dem Begriff fundamental/ Fundamentalismus sollte man vorsichtiger bzw. differenzierter umgehen. Ich habe den Eindruck, dass Sie, werte Frau Finger, in Gefahr sind, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Sie schreiben : „ In diesem Streit haben sich die deutschen Kirchen noch zu wenig hervorgetan. Sie sollten damit beginnen, sonst lassen sie jene mutigen liberalen Muslime allein, die um das Ansehen des Islams ringen.“

Was erwarten Sie von den Kirchen bzw. Theologen, die sich noch nicht einmal auf einen echten Dialog mit den eigenen Kirchenmitgliedern einlassen? Um des lieben Friedens willen schauen diese Leute gar nicht erst in den Koran oder studieren das Leben Mohammeds. Sie geben sich der Täuschung hin, dass das Handeln der Islamisten nichts mit dem Koran zu tun habe, und manche von ihnen praktizieren einen deutlichen Synkretismus. … Fauler Friede! – Dieter-E. Schröder


Leserbrief zu „Sie geben nicht auf“ von Carsten Stormer

Für solche besonderen Hintergrundartikel schätze ich die „Zeit“, vielen Dank- Ofarin! Aber wie kann man beitragen, dass die großartige Arbeit des Ehepaars Schwittek weitergeht? Fundraising für eine Übergangsfinanzierung bis neue Geldgeber gefunden sind- das wäre doch ein lohnendes „Zeitleserprojekt“ zum neuen Jahr.Ich denke, es gäbe ein großes Echo, wenn wir Leser auf diese Weise an einer positiven Fortsetzung dieses Bildungsprojekts in Afghanistan „mitschreiben“ könnten. Zumindest wäre es doch einen Versuch wert- wohin soll ich meine Beitrag schicken? – Helge Holzer


Leserbrief zu „Bein, hart“ von Harro Albrecht

Nach häufigem Vorhofflimmern nehme ich „Blutverdünner“ ein. Im genannten Artikel werden dem Grund nach die 2 gebräuchlichsten Medikamentenarten zur so genannten Blutverdünnung beschrieben – mit ihren Vor- und Nachteilen, auch Risiken und Nebenwirkungen. Übersehen werden dabei Möglichkeiten, die im wesentlichen aus dem Wissen der TCM stammen, nämlich die Vitalpilze (in Deutschland ist möglicherweise der Begriff „Heilpilze“ rechtlich nicht zugelassen).

Trotzdem gibt es auf Mykotherapie spezialisierte Ärzte, die solche Pilze nicht nur empfehlen, sondern quasi auch verordnen. Ich hatte also die ständigen Überprüfungsuntersuchungen für Marcumar / Falithrom satt und wurde auf eines der neuen Mittel „Pradaxa“ umgestellt. Der Inhalt des Beipackzettels zu Risiken und Nebenwirkungen hat mich dann doch mächtig beeindruckt. Ich erfuhr von einer Ärztin, die nach gründlicher Untersuchung und Testung der Patienten auch Pilzpulver „verordnet“. So nehme ich seit fast 2 Jahren Auricularia (dt.: Judasohr) und habe die tolle Chemie abgesetzt. Statt üblicher negativer Nebenwirkungen konnte ich bald zusätzlich Medikamente gegen Entzündungen (trockenes Auge) und zur Verringerung der Magensäure (Protonenpumpenblocker) weglassen. Mein treuer Freund Fußpilz ist auch abhanden gekommen. Das ständige Räuspern wegen leichter Entzündungen am Kehlkopf / Zäpfchen ist ebenfalls weg. – Ich bin damit rundum zufrieden, ja glücklich.

Als Wissenschftler und Spezialisten führe ich eine kleine Auswahl hier noch an:
Frau Prof. Dr. Ulrike Lindequist – Uni Greifswald
Herr Dr. Jochen Kurth – Feldberg (www.heilpilze-kurth.de)
Herr Franz Schmaus – Mykotroph Institut (heilenmitpilzen.de)
Suchen Sie doch bitte einfach die Internetadressen auf und / oder geben (auch auf youtube) das Stichwort „Heilpilze“ ein. – Günter Hegewald


Leserbrief zu „Neustart“ von Bernd Ulrich

Als „kühne Vision“ möge uns das Motto „Menschsein als Heimat“ dienen. Dazu brauchen wir ein „Dialogisches Denken“, das ich in Diagrammen angedacht habe. Im 19.Jhdt. fragten wir zur Zeit der Industrialisierung und auch nach dem 2. Weltkrieg: „Was dient dem Menschen“. Im 20. Jhdt nach der Wiedervereinigung, nach dem Experiment „Kommunismus“, versuchte die SPD 1989 in ihrem neuen Grundsatzprogramm zu formulieren „was ist Menschsein heute, was wird es morgen sein?“, wobei der Raubbau und die Zerstörung unseres Planeten in unser Blickfeld geriet.

Heute fallen das „ökologisch Unabweisliche und das menschlich Zuträgliche dabei in eins – und genau darin liegt das utopische Surplus“(Zitat B.U.s.o.). Fangen wir an, „Dialogisches Denken“ als Erbe unserer christlichen Erziehung von der Grundschule an zu lehren und zu lernen. Dann schaffen wir es gemeinschaftlich, den engen Flaschenhals zu passieren. – Elke Blancke


Leserbrief zu „Über alltägliche Lügen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Wenn ich als Kind in den Keller geschickt wurde, die Asche nach unten, und Kohlen und Einmachgläser nach oben zu tragen, versuchte ich, alles auf einmal zu erledigen. Ich wollte Zeit sparen und die ungeliebte Tätigkeit hinter mich bringen. Aschkasten in der einen Hand, zwei Kohlentöten in der anderen balancierte ich die Stufen hinab. Mit Glück brachte ich die Kohlen und zwei Gläser Birnen heil nach oben und irgendjemand fegte kommentarlos die Asche im Treppenhaus auf – wurde ich erwischt, dauerte alles viel länger.

Der Kauf bei Amazon ist ähnlich sinnvoll: Wenn alles klappt, habe ich zwischen Email und ZEIT-Online das richtige Buch bestellt, bin da, wenn das Paket kommt oder kann mein Auto auf dem ehemaligen Kundenparkplatz des örtlichen Buchhändlers abstellen, wenn ich es abhole – möchte ich über Neuerscheinungen plaudern oder mein Kind in Bilderbüchern stöbern lassen, dauert alles viel länger.

Nein, es bedarf keines moralischen Appells, Bücher nicht beim Versender zu kaufen, sondern ist Folge vernünftiger Überlegung: Erstens kann ich mit der Zeit, die ich bestenfalls spare, wenig Sinnvolles anfangen. Dies gilt umso mehr, wenn in meiner Straße nur noch Spätkaufs geöffnet sind. Zum anderen kann der Buchhändler meines Vertrauens jedes Buch binnen eines Tages beschaffen. Zum dritten ist es Kindern unmöglich, ihren Platz in der Welt in den zwei Dimensionen eins Bildschirms und dem haptischen Reiz einer Tastatur auszuloten.

Diese Zeilen schreibe ich in Porto, wo wir gestern Fado hörten. Das winzige Café war bis zum letzten Stehplatz besetzt und von lärmigen Geplauder erfüllt, bis die Wirtin das Deckenlicht ausschaltete und mit rauer Stimme den ersten Sänger ansagte. Vier akkustische Gitarren erklangen, ein kleiner Mann erhob sich und begann zu singen; ohne Mikrophon und ohne Scheinwerfer. Alle Gespräche verstummten, die Getränke wurden pantomimisch bestellt und wer unbedacht während eines Liedes den Raum durchqueren wollte, wurde von anderen Gästen mit leicht erhobener Hand daran erinnert, bis zum Ende des Gesangs zu warten. Er blieb und bedankte sich in der Pause für den taktvollen Hinweis. – Ingo Klamann


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Die Idee, allen Menschen in diesem Land, eine Bahncard 100 zu schenken, ist ja recht amüsant. Der Autor beschreibt die positiven Effekte recht eloquent. Rein praktische kleine Hindernisse bei der Umsetzung, wie Pünktlichkeit der Bahn, gute Infrastruktur werden zwar benannt, hingegen nicht ernsthaft untersucht. Aber was um aller Welt hat das mit einer Utopie für den Kapitalismus zu tun? Wir leben in einer Zeit, in der die ungebremste Entfaltung der Produktivkräfte jeden, aber auch wirklich jeden Winkel der Welt in rasendem Tempo umgestaltet. Die Umverteilung von unten nach oben und die einhergehende Erosion der Gesellschaften entwickelt eine atemberaubende Dynamik. Die Formen der Erosion reichen von Failing States bis zum Kollaps von Gesundheitssystemen, Bildungsstrukturen selbst in den reichen Ländern. In diesem Zusammenhang die Bahncard 100 als eine Utopie für den Kapitalismus zu bezeichnen, also dazu gehört schon ein gerüttelt Maß an Chuzpe. – Dieter Schöneborn


Leserbrief zu „Ist es gut, ständig erreichbar zu sein?” von Manuel J. Hartung und Heinrich Wefing

Nachdem ich Ihre Beiträge gelesen hatte, war ich geneigt eine Wette abzuschliessen: Herr Wefing hat Kinder, Herr Hartung hat keine. Davon abgesehen, ob das stimmt, gilt: Die Entropie, ein Maß für die Unordnung in den Naturwissenschaften, nimmt immer zu, wenn man nicht mit Energie dagegen arbeitet. Und mit spontanen Entschlüssen die richtigen Maßstäbe und Termine für Arbeiten, Erholung etc. zu finden, ist für den normalen Menschen nicht realisierbar. Wenn ich jemand für eine Aufgabe einzustellen hätte, würde ich den vermutlich besser organisierten Herrn Wefing gegenüber dem spontaneren Herrn Hartung vorziehen, es sei denn, es handelte sich um einen ausgeprägten Kreativ-Job. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Eine Pflichtlektüre für Europäer“ von Ulrike Guérot und Reinhard Blomert

Ich hätte mir von den beiden Autoren eine wahrheitsgetreuere Erwähnung der Übernahme griechischer Flughäfen von Fraport gewünscht. Fraport hat nicht die griechischen Flughäfen übernommen, sondern 14 griechische Flughäfen mit einem Minderheitspartner übernommen. Wer die Zustände mancher Flughäfen in Griechenland kennt (wie ich als begeisterte Griechenland-Urlauberin seit 1978) kann dies nur begrüßen. Nebenbei bemerkt sind die aufkommensstarken Flughäfen Athen und Heraklion nicht dabei. – Wiltrud Klundt


Leserbrief zu „… für den Kapitalismus” von Mark Schieritz

Ich habe Ihren Beitrag mit Interesse gelesen. Ihre Idee einer Deutschlandkarte würde die Deutschen mobiler machen. Dann stellt sich die Frage, was das für die soziale Dynamik der Gesellschaft bedeuten würde. In den Naturwissenschaften erlaubt die Thermodynamik Aussagen über ein chemisches System, bestehend aus einer oder mehreren Komponenten. Die Gegenspieler Enthalpie – Maß für die Ordnung – und Entropie – Maß für die Unordnung – bestimmen, in welche Richtung sich ein System bewegen wird. Analog dazu sind in einem sozialen System soziale Strukturen und Mobilität Gegenspieler. Die Zunahme der Mobilität schwächt soziale Strukturen. Die sind aber dank der heutigen, allgemein hohen Mobilität sowieso schon gefährdet. Wenn man sehr mobil ist, kennt man schließlich den Nachbarn nicht mehr, den man z.B. aber braucht, um die Gefährdung durch Wohnungseinbrüche zu reduzieren. Dies ist natürlich nur ein Beispiel.

Denkt man nun die Erhöhung der Mobilität durch eine Deutschlandkarte bis ins Extreme durch, dann führt das dazu, daß die Deutschen sich überall in Deutschland, aber in keiner Strasse, Dorf, Stadt mehr zu Hause fühlen. Kommunales Denken, Nachbarschaftshilfe etc. sind dann schwerer oder nicht mehr möglich. Vor diesem Hintergrund würde ich zögern, die angedachte Deutschlandkarte einzuführen, auch wenn die von Ihnen erwähnten Vorteile durchaus attraktiv sein mögen. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Altersgenosse Kurz“von Felix Dachsel

Selten – sehr selten hat ein Artikel mir so sehr „aus der Seele gesprochen“ wie Ihre Befindlichkeit zu Sebastian Kurz. Wie kann der Regierende einer Demokratie mit rechtsextrem gesinnten, nationalistisch verbrämten, braunen , politisch verquirlten Möchtegern-Politikern paktieren. Ich gratuliere dem 31. jährigen der zur Distanz ruft, ich gratuliere Felix Dachsel, der sagt WIR haben mit diesem Typen nichts zu tun. Sie kennen unsere Geschichte gut, ich habe es teilweise erlebt, durch meine Großeltern und Erzählungen meiner Mutter wie das anfing. Damals! Die Lawine rollt schneller als wir denken können. Deshalb NIE WIEDER, vor allem in unserem Land und dazu gehört eben auch aufmerksame, hinweisende Presse. Bitte mehr gute Artikel. – Rita Kratzenberg


Leserbrief zu „Don’t Stop The Dance” von Jens Balzer

Du hast mich dazu bewegt, meinen allerersten Leserbrief schreiben zu wollen. Dein Artikel hat mir eine riesige Freude bereitet. Ich bin Jahrgang ’68, somit ein Jahr älter als du, und fand es großartig, wie du unsere Altersgenossen aufgefordert hast, auch mal feiern zu gehen. Ich sage meinen Freunden, dass ich gerade meinen zweiten Frühling erlebe. Ich bin schon immer gerne ausgegangen, in Clubs, auf Open Air Veranstaltung und am liebsten auf Festivals. Nun habe ich erst in September meinem absoluten Lieblingsclub entdeckt, das Moloch in Hamburg. Seitdem gehe ich mindestens zweimal im Monat dahin.

Ich gehöre dort natürlich zu den „Älteren“, was mich keineswegs stört. Im Gegenteil, die jungen Menschen sind meistens begeistert wenn sie hören wie alt ich bin (meistens sind ihre Eltern in meinem Alter) und so schön mitfeiere. Meine Familie (Ehemann & 2 Teenager) und ich wohnen in unserer Doppelhaushälfte am Rande von Hamburg. Ich habe beim Lesen deines Artikels in der Bahn vor Freude laut gelacht, weil du die gleichen Gedanken bzw. Erlebnisse hast wie ich im Bezug aufs Ausgehen. Eine Sache würde mich sehr interessieren; wie empfindet deine Partnerin deine Ausflüge? Er beschwert sich zwar nicht, aber ich glaube, dass mein Mann nicht unbedingt aus dem Häuschen ist wenn ich ausgehe. Ich werde deinen Artikel auf jeden Fall aufbewahren und bedanke mich ganz herzlich bei dir! – Sally Ann Suter


Leserbrief zu „Neustart“ von Bernd Ulrich

Natürlich, es macht Spaß, Millionär zu sein. Und es ist großartig, wenn man den eigenen Willen sowie die eigenen Interessen durchsetzen kann. Dies im Kleinen wie im Großen. Das ist wie Gott spielen. Was kümmert es mich, wenn bei diesem Freudenfeuer Menschen unnötig leiden, und die Erde zum Teufel geht? Verdrängen oder Wegsehen ist leicht. Die „Erbschuld“ taugt noch immer zur Apologie. Und Wachstum ist nur „positiv“. Ach ja, alle Schäden repariert das Genie des Menschen. Früher oder später – auf jeden Fall: Prinzip Hoffnung! Im Hoffen auf ein Jenseits waren wir schon immer gut. Wenn alle Stricke reißen, jetzt flugs das All besiedeln. Ist vielleicht billiger als die Bewahrung des Planeten – auch Paradies genannt (noch). Ich glaub‘s ja nicht, und schöner sowieso nicht.

Immerhin ist wohl wahr: Das Hinschauen birgt die Gefahr, zu versteinern. Und selbstverständlich sind die Strukturen so fest gefügt, dass nur noch Sachzwänge bedient werden können. Also reicht man ein paar Vorschläge therapeutischer oder kosmetischer Art herüber. Und kein Gedanke an eine nichtsteinzeitliche Vernunft, die endlich ernst machte mit Gewaltenteilung, Selbstbestimmung (resp. Nichteinmischung), Solidarität, Toleranz, Gerechtigkeit (Schönheit auch für Arme) und vor allem dem Naturschutz. Was ist das denn für eine Vernunft, die zum Glücklichsein Alleinherrschaft und ein Riesenvermögen braucht? Oder soll die rastlose Betriebsamkeit einem Ziel der Geschichte oder gar einem Auftrag Gottes dienen? Pah, alles Einbildung! – Jürgen Kirchhof


Leserbrief zu „Über den korrekten wechselseitigen Gebrauch der Geschlechtsorgane“ von Iris Radisch

Frau Radischs Ansichten bzgl. der „männlichen Selbstüberschätzung“ und zum schwedischen Sexeinwilligungsdokumentationsgesetz kann ich nicht folgen. Vermutlich, weil ich ein Mann bin, der sich selbst überschätzt, wenn er versucht zu denken. Beim feministischen Geschrei nach einem Bildersturm, der all die sexistischen Verfehlungen aus den Museen, Medien und der Öffentlichkeit fegen soll, handelt es sich um einen sexuellen Fundamentalismus, der völlig analog zum religiösen zu sehen ist. Die gleichen Frauen, die Nacktheit verbieten wollen, woll auch die Burka verbieten. Es geht ihnen – genau wie angeblich „den“ Männern – um eine ausschließliche und nur ihre Sichtweise berücksichtigende Form der Lebensführung. Hier geht es um Macht. Dabei wird so getan, als müsse „den“ Männern die Macht der Deutungshoheit entzogen werden, da sie ihre Macht ständig missbrauchen, bis hin zum körperlichen Missbrauch. Als wäre Machtmissbrauch ein rein männliches Attribut. Jeder, der House of Cards verfolgt, weiss, dass Machtmissbrauch kein Geschlecht kennt. Die Form des Missbrauchs mag eine andere sein, die Auswirkungen sind deshalb nicht besser.

Die schwedische Sexeinwilligungsgesetzgebung ist ein typisches Beispiel dieser Neuausrichtung der Geschlechtermacht. Sie führt zur Vorverurteilung jedes Mannes, der sich nur durch den Nachweis einer oder mehrerer schriftlicher Einwilligungserklärungen dem Vorwurf und der Verurteilung wegen Vergewaltigung entziehen kann. Dabei ist auch nicht klar, wie Alkohol- oder Drogenkonsum vor dem Akt strafrechtlich zu werten wäre (war die Frau denn noch Herrin ihrer Sinne?).

Frau Radisch vergisst vor dem Hintergrund einer ausufernden Genderisierung der Gesellschaft, dass einige biologische Grundregeln immer noch gelten: Männer sind in aller Regel körperlich stärker als Frauen und der übliche Geschlechtsakt hat etwas mit der Penetration der Körperöffnungen der Frau durch den Mann zu tun. Hier besteht folglich nie Gleichheit der Mittel. Diese biologische Grundlage wird nun in Schweden durch eine Genderauslegung des Geschlechtsakts ersetzt. Es obliegt nun nicht mehr Mann und Frau, was im Bett passiert, sondern ausschließlich der Frau, da die primären Geschlechtsmerkmale so gestaltet sind, dass der Mann immer als der aktive (weil penetrierende) Partner angesehen wird. Das wird sich vermutlich auch in 2000 Jahren nicht geändert haben. Es wird also immer so sein, dass bei Aussage gegen Aussage, die in den meisten Fällen anzunehmen sein wird, prinzipiell den Angaben der Frau mehr Glauben geschenkt werden wird, weil sie als schwächer und als passiv betrachtet wird. Es gibt also keine Unschuldsvermutung mehr, jeder Kuss, jede Berührung kann dann als missbräuchlich beurteilt werden. Will man in einem solchen Tugendterror leben? Will man 2000 Jahre warten, ob er dann lebenswerter wird? Am besten verzichtet man einfach auf Sex, dann regelt sich alles in den nächsten 2000 Jahren von allein. – Dr. David Wolff


Leserbrief zu „Sie geben nicht auf“ von Carsten Stormer

Mit großer Betroffenheit habe ich Ihren Artikel gelesen, herzlichen Dank für Ihren Beitrag! Ich bin der Auffassung, dass Bildung einer der Schlüssel ist, um Gesellschaften zu entwickeln und das Entstehen sozialer Ungleichheiten und weiterer Kriege zu bekämpfen. Ich denke, dass diese Auffassung keine besonders auffällige Weisheit ist und daher nicht weiter begründet werden muss. Mir kehrt sich der Magen um, wenn ich die von Ihnen geschilderte Unausweichlichkeit lese, mit der – nach der langen und engagierten Arbeit der Schwitteks – das Bildungskonzept in Afghanistan scheitern wird — wenn nicht schnell etwas geschieht.

Sollten Sie eine – über die ZEIT und deren Juristen sicherlich zügig gründungsfähige – gemeinnützige Stiftung ins Leben rufen können, die sich der Finanzierung derartiger Bildungskonzepte widmet, bin ich gerne bereit, mich zu einem regelmäßigen Beitrag zu verpflichten, der zu einer Sicherung der Lehrer/innengehälter beiträgt. Dabei ist mir klar, dass mein Einzelbeitrag wenig ausrichten wird. Mein Vorschlag ist daher, diese Aktion „50/50“ zu nennen: fünfzig Gleichgesinnte, die sich verpflichten, fünfzig Monate jeweils fünfzig Euro zu spenden, würden (wenn ich richtig rechne) ca. acht Lehrkräfte für gut vier Jahre finanzieren. Es wäre doch gelacht, wenn bei dem akademischen Leserkreis der ZEIT nicht deutlich mehr als fünfzig Spendenwillige zu finden wären, die auch nach Ablauf der fünfzig Monate das Konzept weiterhin sichern würden?! Als gemeinnützige Stiftung wären die Beiträge (hoffentlich) steuerlich abzugsfähig, so daß die Steuererstattung den Schritt für eine weitere Spende gleicher Art erleichtern könnte.

Ich weiß nicht, welchen Vorlauf unsere Behörden für die Einrichtung einer derartigen gemeinnützigen Stiftung benötigen, aber über eine „Institution“ wie es die ZEIT ist, dürfte es unkomplizierter gehen – vielleicht sind ja bis Ende Februar (Auslaufen der Finanzierung für das Schwittek-Konzept) die ersten Zusagen oder sogar Gelder zusammengekommen. Über eine Rückmeldung zu meinem Vorschlag wäre ich dankbar und bin. – Henning Krey


Leserbrief zu „Er sei geistig behindert, diagnostizierte ein Arzt vor 25 Jahren. Seitdem kämpft Ronny Wichmann gegen diesen Irrtum an“ von Björn Stephan

Beim Lesen dieses Artikels durchläuft man Gefühle von Verärgerung und Wut, aber auch Resignation darüber, wie einmal gestellte psychiatrische Diagnosen, auch wenn sie offensichtlich keine Gültigkeit mehr haben (oder nie hatten?), unkorrigierbar festzementiert sind und damit jahrzehntelang stigmatisierende Wirkung entfalten.

Falsch ist die Aussage, das geistige Behinderungen ausschließlich auf der Basis von Testergebnissen gestellt werden. Es gibt vielfältige andere Ursachen, wie z.B. Depressionen oder Beschulungsdefizite, die zu vergleichbaren Ergebnissen führen. Eine psychiatrische Diagnose ist immer auf der Basis einer sorgfältigen Befunderhebung, ergänzt durch eine umfassende Anamnese zu stellen. Testuntersuchungen sind nur ein Baustein von vielen und unterliegen häufig Fehlinterpretationen. Wenn die Angaben im Artikel über die Fähigkeiten und erreichten Erfolge von Herrn Wichmann stimmen, dann trifft die genannte Diagnose nicht zu. Man kann Herrn Wichmann nur empfehlen, sich nochmals von kompetenter Seite, am besten etwas entfernt vom Ort der geschilderten Geschehnisse, begutachten zu lassen. – Peter Sauer