Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Tønsberg macht zu, Tønsberg macht auf

 

Es klang auch fast zu schön:

„Bisher gab es einen Tønsberg-Laden im Berlin-Carré an der Karl-Liebknecht-Straße. Doch der Eigentümer des Einkaufszentrums, die Wohnungsbaugesellschaft Mitte, hatte nach zahlreichen Protesten den Mietvertrag bereits im Sommer gekündigt – zum 31. Januar.“

Dem Laden der rechtsextremen Marke Thor Steinar wird endlich ihr Laden gekündigt, nach „zahlreichen Protesten“. Und jetzt macht er einfach wieder auf.

Ausgerechnet in der Rosa Luxemburg (!) Straße Nummer 18 eröffnete am vergangenen Freitag erneut ein „Thor Steinar“ Laden und versucht sich weiter in der gesellschaftlichen Mitte und dem gleichnamigen Bezirk zu etablieren. Noch am selben Tag demonstrierten 60 bis 150 Menschen gegen die „Provokation“, wie die Eröffnung von Evrim Beba, die für die Linkspartei im Abgeordnetenhaus sitzt, zurecht genannt wurde.

Die Marke „Thor Steinar“ ist nicht nur bei Rechten beliebt und dient immer wieder als Erkennungszeichen für Neonazis, außerdem weist die Firma Mediatex Verbindungen zu Rechtsextremen auf. Der Betreiber des neuen Ladens ist zwar die Firma Protex, doch laut Handelsregister haben beide Firmen dieselbe Adresse und dasselbe Kapital (25.000€):

Die Karl Liebknecht Straße 60-62 15711 Zeesen. Siehe dazu die Einträge im Registerportal der Länder für Mediatex und Protex. In diesem Zusammenhang sollte ein weiteres Mal darauf hingewiesen werden, dass sich der Verfassungsschutz schon vor Jahren sicher war, dass Rechtsextreme der Firma angehören. So zumindest zitierte es die MAZ und schrieb es das Portal Mut gegen rechte Gewalt. Die Informationen der Antifa zum Inhaber Axel Kopelke sind ebenso pikant:

„Kopelke wurden von lokalen AntifaschistInnen Verbindungen zur rechten Szene nachgesagt. So wurde er in der Vergangenheit bei völkischen Sonnenwendfeiern,bei einem Liederabend mit dem Neonazi-Barden FRANK RENNICK und bei einer NPD-Reichsgründungsfeier im Jahr 2000 in Friedersdorf gesehen. Er verfügte auch über Kontakte zu dem überregional bekannten früheren Neonazi-Kader und Geheimdienst-V-Mann CARSTEN SZCZEPANSKI. Seine geschäftlichen Ambitionen begann Kopelke 1997,als er in den Laden »Explosiv« in der Bahnhofstrasse in Königs Wusterhausen einstieg. Dieser entwickelte sich zu einem Anlaufpunkt der regionalen Jugendszene der extremen Rechten. Als kaum ein Zufall kann hierbei der Umstand angesehen werden,dass in diesem Laden vor allem rechtsstehende Jugendliche ihre Schulpraktika absolvieren“ (Quelle)

Was bedeutet das für die erneute Ladeneröffnung? Schließlich sind all diese Indizien und Belege seit Jahren bekannt, „Thor Steinar“ immer noch eine beliebte Marke bei Neonazis und eine finanzielle Unterstützung der rechtsextremen Szene durch die Firma ist nicht unwahrscheinlich. Geändert hat sich also nur, dass „Thor Steinar“ direkter versucht, den gesellschaftlichen Mainstream zu infiltrieren – das Wort ist in diesem Zusammenhang durchaus angebracht.

Daher sollten wir versuchen eine erneute Mietkündigung zu erreichen. Die Vermieter des Ladens, Impala Immobilien, ließen sich in der Berliner Zeitung mit den Worten „Wir haben an eine Firma vermietet, die mit Textilien und Accessoires handelt […] Die haben eine ordentliche Gewerbegenehmigung“ zitieren. Diesem Desinteresse könnte man vielleicht durch Beschwerdebriefe und öffentlichen Protestaktionen entgegengewirken. Die Adresse sowie die Telefonnummer ist auf ihrer Homepage zu finden: http://www.impala-immobilien.de/ Billbrookdeich 197, 22113 Hamburg.

Hoffentlich kann eine baldige Schließung erreicht werden, auf die keine erneute Öffnung folgt, um den Tønsberg aus Berlin zu verbannen und Neonazis keinen Raum in Mitte, Berlin oder sonst wo zu bieten. Und hoffentlich regt sich bald der Widerstand in Berlin und Hamburg gegen den neuen „Tønsberg“.