Andreas Molau, jetziger Pressesprecher der NPD-Landtagsfraktion in M-V, und Götz Kubitschek, einer der beiden Köpfe des neurechten „Institut für Staatspolitik“ (IfS) Schnellroda, kennen sich bereits seit vielen Jahren. Bisher konnte davon ausgegangen werden, dass beide einander zumindest respektieren. Doch nun wirft Molau Kubitschek vor, „intellektuelle Selbstbefriedigung“ zu betreiben und selbst Teil des „Systems“ zu sein.
Molau und Kubitschek arbeiteten in den 1990er Jahren beide als Redakteure der rechtskonservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF). Während Kubitschek als Autor noch immer Kontakt zur JF hält, musste Molau die Redaktion 1994 im Streit verlassen, weil in seinem Verantwortungsbereich geschichtsrevisionistische Beiträge erschienen waren, die nicht auf das Wohlwollen des JF-Chefredakteurs Dieter Stein trafen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen auf den Nationalsozialismus begründen auch bis heute als „unüberbrückbar“ geltende Differenzen zwischen Molau und Kubitschek.
Im Jahr 2007 kam es dann zur jüngsten öffentlichen Begegnung im Rahmen eines von Molau für die NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ (DS) geführten Interviews. Da sich Kubitschek seit geraumer Zeit mit dem Thema „Provokation“ auseinander setzt, hierüber Aufsätze und Bücher schreibt sowie in jüngster Zeit auch ganz praktisch aktiv wird, standen grundsätzliche Überlegungen zu einer Strategie der Provokation auch ganz im Vordergrund dieses Gesprächs. „Provokation ist oft das einzige Mittel der Schwachen, und die Rechte in Deutschland ist schwach. (…) Wer keine Macht hat, sollte sich lange und gründlich vorbereiten, die Reflexe des Medienzeitalters studieren und durch einen Coup öffentliche Wahrnehmung erzwingen.“, riet Kubitschek seinerzeit seinem Gesprächspartner.
Gegen Ende des Jahres 2007 verdichtete Kubitschek diese Argumente dann in dem Bändchen „Provokation“. Dieses Buch hat offenbar auch Molau gelesen, stützt er doch seine jüngste Fundamentalkritik an Kubitschek und dem „Institut für Staatspolitik“ (IfS) in einem Interview mit dem Theorieorgan der Sächsischen „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) auf diesen Text. In Wahrheit würden JF und IfS nämlich „revolutionäres Potenzial“ binden und es ins System integrieren. Kubitscheks „Provokation“ sei zwar schön geschrieben, aber letztlich einem Glas Rotwein vergleichbar. Dessen in der Szene inzwischen gerne zitierte Aufforderung „Laßt uns, wenn wir uns treffen, niemals harmlos über das Harmlose reden.“ setzt Molau denn auch die Forderung „Laßt uns, wenn wir uns treffen, niemals das Harmlose tun.“ entgegen. Letztlich betrieben Kubitschek und dessen Anhänger „intellektuelle Selbstbefriedigung“. Molau kündigte in dem Gespräch als NPD-Bundesschulungsleiter an, „etwas Eigenes“ als Alternative zum IfS aufbauen zu wollen.
Der Hintergrund für Molaus jüngstes Unbehagen dürfte dabei in der Tat das DS-Interview aus dem Januar 2007 sein. Kubitschek hatte sich seinerzeit gegenüber Molau sowohl abschlägig über eine „Systemüberwindung“ als auch kritisch über die NPD selbst geäußert: „Was ich hier (in Sachsen-Anhalt, M.B.) in meinem Landstrich so an NPD-Struktur oder Vorfeldstruktur – ich meine Kameradschaften oder ähnliches – kennengelernt habe, das ist – mit Verlaub – unter aller Kanone und wird dem selbstgestellten Anspruch nicht gerecht, Deutschland nach vorne zu bringen. Es beginnt beim Benimm, geht weiter bei den Leitbildern und einem gefährlichen Halbwissen und endet bei den Vorstellungen, wie man die Dinge nach der Machtübernahme regeln würde. Dieser Wettbewerb, wer denn nun die radikalste Lösung und die radikalste Sichtweise zu formulieren vermag, ist mir fremd.“ Und eben dies scheint Molau ihm noch immer übel zu nehmen. Das IfS würde sich Schritt für Schritt dem „System“ anpassen und letztlich von ihm geschluckt. „Das ist wie bei der JF: erst ist es Taktik, dann glaubt man selbst daran.“, ätzte Molau in Richtung Schnellroda.
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