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Nazis unter Waffen

 

Wie NPD-Blog.Info und andere berichten, hat die Polizei im Zuge einer großangelegten Razzia in Kreisen der Extremen Rechten in Südniedersachsen erneut zahlreiche Waffen und andere gefährliche Gegenstände beschlagnahmt. Schon im November waren nach einer Schießerei mehrere Schusswaffen sichergestellt worden.

440 Polizisten durchsuchten am 20. Januar insgesamt 32 Objekte in den Kreisen Northeim, Osterode, Hildesheim und Göttingen sowie in der Stadt Braunschweig. Dabei wurden unter anderem neun Karabiner, sieben Faustfeuerwaffen, eine Doppellaufflinte, zwei Luftgewehre und fünfzehn Softair-Waffen konfisziert. Darüber hinaus sind vier Bajonette, Wurfsterne, Schlagringe, Baseball-Schläger, Propaganda-CDs, Fahnen mit verbotenen Symbolen und Munition sichergestellt worden. Festnahmen habe es nicht gegeben, mehrere Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Waffengesetz seien eingeleitet worden.

Die Waffen seien teilweise scharf gewesen oder technisch verändert worden, erklärte Göttingens Polizeipräsident Hans Wargel. Dabei belegten die Funde die Gewaltbereitschaft der Nazi-Szene und ihre „Affinität zu Waffen“, so Wargel weiter. Die Razzia sei ein erfolgreicher Schlag gegen die rechte Szene.

Die Aktion stand im Zusammenhang mit Waffenfunden bei Nazis im November vorigen Jahres. Bereits damals wurden nach einer Schießerei und einem Brandanschlag auf einen Göttinger Nachtclub unter anderem eine Maschinenpistole, ein Repetiergewehr, eine Pumpgun sowie 450 Schuss Munition sichergestellt.

Im Zusammenhang mit diesen Funden stellt der gulli:board.blog die Frage, ob es eine akute Terrorgefahr von Rechts gäbe. Dazu führt er die Ergebnisse einer kurzen Internetrecherche auf:

Das dies bei weitem kein Einzelfall ist und bei Rechtsextremisten regelmäßig Waffen und Sprengstoffe gefunden werden, zeigt diese kleine Auflistung von Fakten, welche sich nach ein paar Minuten Google-Recherche finden lassen.

1999-2002: Von 1999 bis 2002 seien bei Rechtsextremisten insgesamt 178 Spreng- und Brandvorrichtungen gefunden worden, sagte der BKA-Sprecher, Dirk Büchner, der Jungle World (Ausgabe 23/03).

09.03.1999: Sprengstoffanschlag auf Wehrmachtsausstellung in Saarbrücken(click)
24.06.2000: Skinheads Sächsische Schweiz: Sprengstoffe, Granaten, Panzerfäuste und mehr (click)
10.09.2003: Razzia in München – Neonazis planten Anschlag mit 1,7 Kilo TNT (click) + (click)
07.11.2004: Sprengstoffanschlag auf das Büro des Netzwerkes für Demokratische Kultur e.V. (click)
26.01.2007: Waffen bei Neonazis beschlagnahmt (click)
26.04.2007: Scharfe Waffen und Scheinhinrichtungen (click)
27.07.2008: Razzia bei Neonazis in Hessen (click) + (click)
26.11.2008: Waffenfund bei Groß-Razzia in Sachsen (click)
01.12.2008: Schießerei unter Rechtsextremisten – Polizei hebt Waffenlager aus (click) + (click)

Das sind bei weitem nicht alle „Ereignisse“. Die Zahl der tatsächlich verübten Anschläge von Neonazis würde den Rahmen hier sprengen. Das sich Neonazis also Waffenarsenale anlegen, ist nichts Neues, jedoch zeigen die aktuellen Meldungen, dass eine akute Gefahr von militanten Neonazis ausgeht und diese jederzeit bereit sind, Mordanschläge zu verüben.

Zudem verweist der Beitrag auf einen interessanten Artikel auf hagalil.com, in dem Bombenterror als Strategie der Extremen Rechten schon mit Ende des NS durch sogenannte Werwolf-Gruppen umgesetzt wurde und es seitdem immer Nazi-Gruppen gab, die diese „Strategie“ partiell umsetzten – über die Wehrsportgruppe Hoffmann bis hin zu Anschlägen (und Sprengstofffunden) der vergangenen Jahre.

Auf jeden Fall wird deutlich, dass die Funde in Niedersachsen nicht isoliert betrachtet werden dürfen. Terror auch in Form von Sprengstoffanschlägen und Attentaten ist immer eine Option der Naziszene gewesen (historisch zu NSDAP-Zeiten ebenso wie in der Nachkriegszeit und in der Extremen Rechten heute) und wird es auch in Zukunft sein. Das sollte erkannt und ernst genommen werden. Verbale Drohungen, die diese Option der Nazis unverhohlen andeuten, gibt es zudem aus dem Bereich der „legalen“ Nazi-Szene ja erschreckenderweise genug…