„love sports – hate neonazism“ – Unter diesem Motto startet heute eine überregionale Kampagne zur Förderung alternativer Fußballklubs, gegen rechte Gewalt und Rassismus. Hintergrund sind regelmäßige Neonaziattacken vor allem auf Klubs und Fans, die sich offen gegen Rechts engagieren.
In der laufenden Saison gab es beispielsweise massive Angriffe auf die Vereine Roter Stern Leipzig, Halle und Lübeck. Am 11. Oktober 2009 haben Neonazis bei dem Spiel Roter Stern Lübeck gegen VfB Lübeck III den Hitlergruß gezeigt, Spieler angespuckt und Flaschen geworfen. Am 24. Oktober 2009, beim Auswärtsspiel gegen den FSV Brandis, griffen kurz nach Spielbeginn 50 vermummte Neonazis die Spieler und Fans des Roten Stern Leipzigs an und verletzten drei von ihnen schwer. Als Reaktion auf diese Vorfälle haben sich alle in den regionalen Fußballfachverbänden aktiven Roten Stern Vereine darauf geeinigt eine gemeinsame Initiative „für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung“ zu initiieren. Los ging es am Sonntag mit einem so genannten Futsal-Turnier (eine Variation des Hallenfußballs) in Berlin mit 18 Amateur-Mannschaften, dass der Klub Roter Stern Nordost Berlin organisiert hat.
„Wir sind der Meinung gerade Teamsport fördert gesellschaftliche Integration und politische Willensbildung. In den Mannschaften wird zusammen gespielt und Gesellschaft im Kleinen gelebt. Wir haben in den vergangenen Jahren in verschiedenen Städten eigene Vereine gegründet, die wir als Alternativmodell zum herkömmlichen deutschen Sportverein verstanden wissen wollen. Integration und der Spaß am Spiel stehen bei uns im Vordergrund, einen ausgrenzenden Leistungswahn lehnen wir ab“, heißt es in dem gemeinsamen Aufruf.
Die Initiative fordert mehr Unterstützung für kleine, unabhängige Fußballklubs:
- Platzvergabe: Bei der Vergabe von Platz- und Hallenzeiten darf nicht nur der Erfolg und die Masse der Mitglieder ausschlaggebend sein.
Daher fordern wir das die Platzordnungen und Sportanlagennutzungsverordnungen um den Passus von zivilgesellschaftlichen Standards und dem Engagement gegen Diskriminierung erweitert werden. - Raumvergabe in öffentlichen Einrichtungen: Es ist derzeit so, dass Jugendliche und junge Erwachsene für die Nutzung von Räumlichkeiten Geld bezahlen müssen.
- Politische Symbolik in Stadien: Unverständlich ist, dass Transparente und Zaunfahnen, die sich gegen Diskriminierung und Neonazismus richten aus den Stadien verbannt wurden und werden. Diese politischen Symbole darf man nicht verbieten, sondern sollten eine willkommene Botschaft für ein positives Miteinander sein.
- Kollektive Stadionverbote: Am 30. Oktober 2009 hat der BGH beschlossen, dass Stadionverbote auf Verdacht rechtmäßig sind. Diese kollektive Sippenhaft ist eine verschärfte antidemokratische Maßnahme und ein nicht hinzunehmender Verstoß gegen die individuellen Grundrechte jeden Bürgers.
Unterstützt wird die Kampagne auch von Politikern von FDP, Grünen und SPD. So sagte der Grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck „Wenn die sportliche Auseinandersetzung zu Hass und Gewalt wird und antisemitisches, rassistisches und homophobes Verhalten den Platz dominiert, dürfen wir kein Auge zudrücken.“
Peter Treichel, Landtagsabgeordneter der Berliner SPD Berlin: „Mir ist schon immer klar gewesen, dass es im Sport um Teamfähigkeit und Toleranz geht, die vor allem in unserer heutigen Gesellschaft wichtige Werte darstellen“, sagte der Berliner SPD-Abgeordnete Peter Treichel. Lobende Wort fand er für die arbeit von Roter Stern Nordost Berlin: „Ich finde es toll, wie er sich mit seiner Kampagne für Fairness und Toleranz in der Gesellschaft einsetzt und eine Möglichkeit für zivilgesellschaftliches Engagement gibt, was wirklich eine gute Präventivmassnahme gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus darstellt.“
Zum Thema
| Wie Neonazis Fußball-Vereine unterwandern
| Fussball und Rassismus – neue Dimension der Gewalt von Holger Kulick
| Wie kann ich Neonazis daran hindern, sich in unserem Fanclub breit zu machen?
Weblinks
| Rechtsextremismus im Sport – nicht mit uns!
Broschüre des Landessportbundes (LSB) Thüringen zum Herunterladen
| Broschüre „100 Tipps für Präventionsarbeit gegen Gewalt und Rassismus im Amateurfußball“ von der Arbeitsgruppe „Sport und Gewaltprävention“ Mecklenburg-Vorpommern zum Herunterladen