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Neonazis attackieren Berliner Fußballverein – Polizei ignorierte Notruf

 

Fußballfans des Berliner Klubs Tennis Borussia sind bei einem Hallenturnier in Frankfurt (Oder) mit Steinen und Feuerwerksraketen angegriffen, massiv beleidigt und antisemitisch beschimpft worden.

Von Tagesspiegel-Autor Alexander Fröhlich

Berlin/Frankfurt (Oder) – Fußballfans des Klubs Tennis Borussia sind bei einem Hallenturnier in Frankfurt (Oder) am Dienstagabend mit Steinen und Feuerwerksraketen angegriffen und massiv beleidigt worden. Deshalb droht nun Ärger zwischen der Polizei in Berlin und Brandenburg. Fahnder der „Ermittlungsgruppe Hooligan“ des Landeskriminalamtes in Berlin und die Vereinsführung des Charlottenburger Klubs hatten im Vorfeld mehrfach die Beamten in Brandenburg über die Brisanz des Turniers informiert. Teile der Frankfurter Fanszene gehören seit Jahren dem rechtsextremen Umfeld an; die Szene von Tebe gilt als linksalternativ. Der Klub hat jüdische Wurzeln.

Dennoch war nach Aussagen der Tebe-Vereinsführung kein Beamter vor Ort. „Die Polizei hat uns in Frankfurt ins offene Messer laufen lassen“, sagte Vorstandschef Andreas Voigt jetzt, „ich habe schon viel erlebt, aber das war heftig.“

Nachdem 35 Tebe-Fans in der Halle von Hooligans aus dem Umfeld des FFC Viktoria 91 als „Juden“ und „Zecken“ beschimpft und bedrängt wurden, riefen sie ab 19.40 Uhr mehrfach telefonisch die Frankfurter Polizei um Hilfe. „Uns wurde gesagt, dass Weihnachten sei und kein Beamter in Brandenburg verfügbar“, sagte ein Tebe-Fan dem Tagesspiegel.

Auch der private Sicherheitsdienst vor Ort schritt nicht ein, weibliche Tebe-Fans seien abgewiesen worden mit der Aussage, dies sei ein Fußballturnier und keine Kinderveranstaltung. „Jeder Gang zur Toilette war ein Spießrutenlauf“, sagte der Fan. Als die Lage eskalierte, brach die Mannschaft von Tebe das Turnier unter Protest ab, die Fans flüchteten zum Bus. Als die Mannschaft eintraf, sollen die Frankfurter Hooligans das Tor zum Parkplatz verriegelt und dann Bus und Fans gezielt mit Pyrotechnik, Flaschen und Steinen beworfen haben. Die Polizei soll erst eineinhalb Stunden nach den ersten Anrufen mit drei Streifenwagen und sechs Beamten eingetroffen sein.

Ein Polizeisprecher wies die Darstellung zurück. Bereits zu Turnierbeginn seien Beamte kurz vor Ort gewesen. Wegen befürchteter Ausschreitungen hätten sie beschwichtigend eingegriffen und weitere Polizeikräfte angefordert. Nach Flaschenwürfen erst der FFC-Fans, dann der Tebe-Anhänger seien sie eingeschritten.

Rechte FFC-Anhänger waren bereits mehrfach durch Attacken auf vornehmlich linke Fans von Tebe und Babelsberg 03 aufgefallen.