Am Samstag kam es nach einer NPD-Kundgebung zu massiven Angriffen auf Gegendemonstranten. Ein NPD-Ordner trat einem am Boden sitzenden Demonstranten ins Gesicht und leistete danach Widerstand gegen seine Festnahme.
Von Norbert Sellmann
Rund 40 NPD-Anhänger waren am Samstag zu einer Kundgebung in Erfurt zusammengekommen. Unter ihnen auch der mehrfach wegen Gewalttaten vorbestrafte Landtagskandidat Enrico Biczysko und sogar der stellvertretende Parteivorsitzende und Leiter des „Amtes Recht“, Frank Schwerdt. Auf den Transparenten waren wie immer die selben Propaganda-Slogans zu lesen: „Asylflut stoppen“ oder „Raus aus dem Euro“. Ihnen gegenüber standen rund 50 Gegendemonstranten, die lautstark ihren Protest gegen die NPD äußerten, so dass die zumeist abgelesenen Reden kaum zu verstehen waren. Nach weniger als einer Stunde war die Kundgebung der NPD beendet und die Teilnehmer der NPD-Veranstaltungen sollten von den anwesenden Polizisten zum nächsten Kundgebungsort geleitet werden. Rund 20 Gegendemonstranten entschlossen sich jedoch zu einer spontanen Sitzblockade auf dem Bürgersteig und setzten sich den extrem Rechten in den Weg. Nur wenige Sekunden nachdem die NPD-Unterstützer an der
Sitzblockade angekommen waren, eskalierte die Situation blitzschnell. Der NPD-Ordner Chris H. trat mit Wucht auf den Kopf eines am Boden sitzenden Gegendemonstranten ein. Auch gegen die eingreifenden Polizisten leistete der Mann heftigen Widerstand und widersetzte sich zunächst seiner Festnahme, so dass mehrere Beamte nötig waren, um den Mann abzuführen. Das Chris H. offensichtlich auch mit Gewaltphantasien gegen Andersdenkende kein Problem hat, zeigt der NPD-Anhänger ganz offen auf seinem Facebookprofil. Dort heißt es auf einem von ihm geposteten Bild: „Tötet gleich drei Zecken auf einmal“.
In Erfurt zeigte sich deutlich, dass das seriöse Auftreten der NPD in Thüringen, welches vor allem vom Landesvorsitzenden Patrick Wieschke verordnet wird, äußerst brüchig ist. Das Personal, welches die NPD für ihren Wahlkampf zusammenzieht, scheint keineswegs an einem ausschließlich seriösen Auftreten interessiert zu sein.