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[Aktualisiert]: Nürnberger Neonazis wollen vor linkem Treffpunkt aufmarschieren

 

Neonazis von "Die Rechte" treten auch unter dem Namen "Nügida" auf       © Timo Müller
Neonazis von „Die Rechte“ treten auch unter dem Namen „Nügida“ auf © Jonas Miller

Neonazis wollen am kommenden Samstag im alternativ geprägten Nürnberger Stadtteil Gostenhof eine Kundgebung gegen „Linke Gewalt“ durchführen. Die Kundgebung hat politische Brisanz, denn die Rechten wollen vor einem Treffpunkt der linken Szene aufmarschieren. Der Kundgebungsort hat sich mittlerweile geändert.

Die Nürnberger Neonazis Rainer Biller und Dan Eising von der Kleinstpartei „Die Rechte“, haben für den kommenden Samstag eine Kundgebung unter dem Motto „Keine Freiräume für linke Täter“ angekündigt. Von 18-21 Uhr wollten die Rechten in der Unteren Seitenstraße auflaufen. Dort befindet sich die „Schwarze Katze“, ein Treffpunkt der antifaschistischen Szene in Nürnberg. Das Ordnungsamt teilte auf Anfrage von ZEIT ONLINE mit, die Kundgebung „nach Möglichkeit“ an einen anderen Ort verschieben zu wollen.

Wie Robert Pollack, Vizechef beim Ordnungsamt, am Donnerstagmittag mitteilte,  wurde die Kundgebung verschoben: Die Neonazis wollen nun von 18.30-21 Uhr an der Fürtherstraße Ecke Sielstraße demonstieren, unweit des Nürnberger Justizpalastes.

Mit einem Ausländeranteil von 41,5 Prozent, einer alternativ geprägten Kneipenlandschaft, Künstlerateliers und mehreren linken Szeneläden gilt Gostenhof als alternatives Viertel. Für viele Anwohner stellt die geplante Kundgebung der Neonazis deshalb eine reine Provokation dar. „Wenn die hier demonstrieren wollen, müssen sie mit viel Gegenwind rechnen“, meint ein Anwohner, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Antifaschistische Gruppen rufen derweil im Internet dazu auf, sich am Samstag in der Unteren Seitenstraße zu sammeln. Dass die Kundgebung jetzt nicht mehr vor dem eigenen Treffpunkt stattfindet, werten die Linken in Gostenhof als Erfolg: „Es ist dem besonnen Vorgehen der antifaschistischen Gruppen zu verdanken, dass die Kundgebung nicht mehr vor der Schwarzen Katze stattfinden kann. Wir haben in zwei Tagen über 4000 Flyer verteilt, den Stadtteil mobilisiert und so öffentlichen Druck aufgebaut“, so Sabine Züge, Sprecherin der Organisierten Autonomie. Im Oktober 2006 versuchten Neonazis schon einmal durch Gostenhof zu marschieren, damals unter dem Motto „Revision der Nürnberger Prozesse“. Mehrere tausend Anwohner und Antifaschisten blockierten die Demonstration.

Der Artikel wurde am 09.07.15 um 13:05 Uhr aktualisiert.