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Gefährliches Spiel – deutsche Neonazis bei der EM

 

Gefährliches Spiel: Neonazis bei der EM
Erst das Gruppenfoto, dann die Gewalt. Rechtsextreme Hooligans aus Dresden und Chemnitz in Lille

Reichskriegsfahne, Hitlergruß und rassistische Parolen. Nach den Angriffen deutscher Hooligans auf ukrainische Fans in Lille stellt sich die Frage, wie stark organisierte Neonazis an den Attacken beteiligt waren. Hinweise darauf gibt es einige.

Das Foto rechtsextremer Hooligans, die in Lille eine Reichskriegsfahne an einem Café aufgehängt hatten, ging am Sonntagabend um die Welt. Waren sie es, die wenige Stunden später schwarz vermummt auf ukrainische Fußballfans einprügelten? Einer, der sicher mehr dazu erzählen könnte, ist Michael Brück. Er gilt als Kopf der Dortmunder militanten Neonaziszene und sitzt für die rechtsextreme Partei Die Rechte im Stadtrat. Als die Kamera am Anfang des EM-Spiels Deutschland-Ukraine über die Zuschauer schwenkte, sah man ihn inmitten der Fans. Neben ihm Matthias Deyda, ebenfalls ein stadtbekannter Dortmunder Neonazi.

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Brück genießt das Spiel. In Dortmund und mehreren anderen Städten hat er Stadionverbot. Andere Bilder zeigen Brück am Nachmittag direkt vor dem mit deutschen Rechtsextremen gefüllten Cafe. Außen am Zaun: die Reichskriegsfahne.

Wie kommt so jemand auf die Tribüne eines Hochsicherheitsspiels? Verhindern lässt sich das rechtlich nicht. „Die Stadionverbote werden vom DFB oder lokal von Vereinen ausgesprochen“, sagte ein Sprecher der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze dem WDR. Im Ausland gelten diese nicht.

Der Auftritt von Brück zeigt, wie eng die Verbindungen der Neonazis mit dem Hooliganmilieu seit

Als "Frankreichfeldzug" sehen deutsche Neonazis ihre Fahrt zur EM
Als „Frankreichfeldzug“ sehen deutsche Neonazis ihre Fahrt zur EM.

einigen Jahren wieder sind. Als vor wenigen Monaten weit mehr als 200 Hooligans im Leipziger Alternativstadtteil Connewitz randalierten, waren auch Dutzende bekannte Rechtsextreme und sogar ein NPD-Politiker unter den Festgenommenen. Eine gefährliche Mischung.

Die Attraktivität der Hooliganszene für rechtsextreme Agitation ist nicht neu. Aber seit Jahrzehnten hat die Einflussnahme brauner Kader auf die Fußballhools nicht mehr so gut funktioniert wie jetzt. Von Hogesa über Rechtsrockkonzerte von „Kategorie C“ bis hin zu Ordner-Tätigkeiten auf Legida-Aufmärschen und Überfällen auf Linke. Die Schlagkräftigkeit und Professionalität der Hooligans ist genau das, was sich rechtsextreme Strategen für ihren „Kampf um die Straße“ wünschen.

NS-Symbolik gegen Frankreich
NS-Symbolik gegen Frankreich

Die EM bietet die perfekte Bühne zur Selbstdarstellung. Naziversände haben schon länger Shirts mit dem Slogan „Nach Frankreich fahr ich nur auf Ketten“ oder „Frankreichfeldzug“ in NS-Symbolik im Programm. Dass die Hooligans ausgerechnet in Frankreich so selbstbewusst auftreten, hat aber auch ganz praktische Gründe: Die französische Polizei und insbesondere ihre Zivilbeamten sind zwar für ihre Brutalität bekannt, Festnahmen gibt es aber vergleichsweise wenig.