Lesezeichen
 

Beirut / Gulag Orkestar ein Hingehtipp!

Zach Condon ist 21. Er sieht aus, wie eine drogenfreie Kreuzung aus Pete Doherty und Rufus Wainwright. Und er hat eine Stimme, die so voll und tönend ist, ein so schönes Tremolo hat, dass man dieser Stimme unverzüglich, innerhalb von Sekunden verfällt. Auf seinem zweiten Album „Gulag Orkestar“ versammelt er unfassbar schöne, traurige Balkan-Folklore, die hier und da zart durch einen elektronischen Fleischwolf gedreht wird. Hier kann man in die Musik reinhören.

Und Donnerstag, 05. Juli kann man diese zauberhafte Musik im POSTBAHNHOF live hören, unbedingt hingehen. Ein schöner Vorgeschmack auch hier bei Youtube.

 

Rattus norvegicus…

heißt nicht nur ein schönes Album der Stranglers, sondern auch die Tierart, mit der ich nun Bekanntschaft machen durfte. Unter die Rubrik „Mythen in Tüten“ fällt ja der schöne Satz, dass es angeblich in Berlin pro Einwohner drei Ratten gibt. Indes, vielleicht ist das gar nicht so falsch. Doch ich erzähle mal schön der Reihe nach.

Wir sind am Mittwoch umgezogen. In eine neue Wohnung. In eine schöne neue Wohnung. Ein bisschen wunderte uns ein etwas, nun, muffiger Geruch im Gäste-WC. Am Donnerstag muffte es dann auch im Badezimmer. Ursprüunglich war beides ein einziger, großer Raum, wir haben diesen Raum umbauen lassen zu einem mittelgroßen Bad und einem Gäste-WC. Woran denkt man, wenn es muffelt? An ein defektes Abwasserrohr.

Am Freitag kam dann auch der liebe Herr Klempner, schnüffelte kurz und sagte: „Nein, das sind keine Abwässer“. Er schnüffelte weiter, an der Wand entlang, und landete mit seiner Nase an der Verkleidung des Toilettenspülkastens, welcher in die Wand eingelassen. Mit einem Ruck rupfte er die Verkleidung des Spülknopfes ab, drehte sie um und erbleichte. Sie war angenagt.

Von innen.

In einem Halbkreis von 1,5 cm Durchmesser.

Sogleich rekapitulierte der Klempner: Im Rahmen der Sanierungsarbeiten der Wohnungen hatte man die alten Toiletten aus der Wohnung entfernt, eine Woche später neue Toiletten eingebaut – und in der Zwischenzeit die Fallrohre nicht verschlossen. Klarer Fall: Die lieben Tierchen (man vermutet 2-3) sind aus der Kanalisation in die erste Etage hochgeklettert, haben sich irgendwo versteckt und wurden dann von den Bauarbeitern eingemauert, die aus dem einen großen Bad zwei gemacht haben. Sie steckten zwischen Wand und Zwischenwand. Eine – und daher der Geruch, der sich bis heute ins Unerträgliche gesteigert hat – ist wohl schon dout, die andere (die anderen beiden) lebt noch, wie wir feststellen durften, denn ab etwa ein Uhr morgens hört man aus der Zwischenwand Geräusche, die auch Menschen mit starken Nerven als nicht angenehm bezeichnen würde.

Auftritt Kammerjäger: Einwurf von Giftköder. Sodann: „Die verrecken jetze, dann stinkts noch swei Wochen bis die ausjetrocknet sind und dann jehts wieda“. Ich: „NÖ“.

Am Donnerstag wird man, das konnte ich erwirken, die besagte Zwischenwand anbohren und mit einem Endoskop ins Innere schauen. Wenn man die Leichen findet, wird die Wand ebenda aufgestemmt und die Tiere abtransportiert.

Ich freu mich schon. Auf den Tag, an dem es nicht mehr stinkt.

 

Ratten: auch schön!

In Berlin gibt es, wie man weiß, sehr, sehr viele Ratten.

Der Autor dieser Zeilen bezog kürzlich eine neue Wohnung. Man roch nach einigen Tagen einen unguten Geruch. Man hörte nachts ein Kratzen. Ich möchte noch nicht zu sehr vorgreifen, aber in Kürze wird hier eine Geschichte stehen, die Alfred Hitchcock alt aussehen lässt. Gebt mir einfach noch ein bisschen Zeit, mich zu sammeln.

*wird zitternd und um sich schlagend weggerollt*

 

Invasion der Vietnamesen

Im Checkpoint-Charlie-Areal hat ein weiteres vietnamesisches Restaurant eröffnet, das „Rice & Roll“. Freitag war ich Probe-Essen. Modernes, unaufgeregtes Interieur, sehr freundliche Begrüßung. Es gibt eine große Auswahl an Sommerrollen, die sich von Frühlingsrollen dadurch unterscheiden, dass sie kalt zubereitet und gegessen werden. Sie bestehen aus einem feinen, gerollten Reispapier, das mit allerlei leckeren Dingen gefüllt werden kann, z.B. Garnelen, Hühnchenfleisch, Tofu und/oder Salat. Die Rollen werden mit Koriander, Sprossen und Minze abgeschmeckt und mit einem Dip gegessen. Das ideale Sommer-Essen: bekömmlich, lecker, nicht zu sättigend. Die drei Rollen, die ich probiert habe, waren sehr gut.

Als Hauptgang habe ich einen „Chicken Curry Kokos – Hot Pot“ bestellt. Der hätte etwas heißer sein können, das Kokos-Curry hätte für meinen Geschmack auch etwas schärfer sein können. Das Fleisch war aber frisch und gut. Schön ist, dass es schnell geht, für einen Mittagstisch mit Kollegen ist es also gerade das Richtige.

Rice & Roll
Charlottenstr. 76
10117 Berlin
(030) 20 61 93 93

 

Konzerttipp: MODEST MOUSE

Whow, was für eine Konzertwoche! Gestern die Smashing Pumpkins mit einem furiosen 3-Stunden-Konzert, am 12.06. die Editors, und heute: ja, falls es irgendwer verschlafen haben sollte – heute Abend sollte unbedingt der Fritzclub besucht werden. Da spielen nämlich Modest Mouse, und die sind sicherlich eine der interessantesten aktuellen Bands. Die knarzig-bellende Stimme von Isaac Brock, die beiden unglaublich vielschichtigen Gitarren (übrigens: Ex-Smith Johnny Marr spielt mit), dynamisches, treibendes Schlagzeugspiel: Musik wie von einem anderen Stern.

 

Der Tagesspiegel – in neuer Optik.

In eigener, vulgo verlagsinterner Sache:

Man könnte heute mal wieder den Tagesspiegel ansurfen. Der hat nämlich einen Relaunch hingelegt und präsentiert sich jetzt im Fullsize-Format. Ich finde das etwas gewöhnungsbedürftig. Daher werde ich mich jetzt ein paar Tage daran gewöhnen und bis dahin entscheiden, wie es mir gefällt. Derzeit stöhnt der Server auch merkbar unter der Last. Klar, die versammelte sechste Etage des Tagesspiegel-Hauses drückt permanent auf „F5“. Den Kollegen jedenfalls: viel Erfolg!

 

T-Com Berlin: Ein Fazit.

So. Es ist vollbracht. Die T-Com, vulgo Telekom, hat in unserer neuen Wohnung DSL zum Laufen gebracht. Trotz Streik.

Ein Fazit: Ich habe mit diversen Hotline-Menschen gesprochen. Bis auf einen waren alle ausgesucht höflich, freundlich und bemüht. Das Personal ist gut. Aber es hat offenbar mit einem technisch höchst wackligen Backoffice zu kämpfen, das noch dazu mit dem Web-Frontend nicht richtig zusammenzuarbeiten scheint. Es kommt immer wieder zu Übermittlungsfehlern, die daraus zu resultieren scheinen, dass die CRM-Datenbank abschmiert und sich die Mitarbeiter handschriftliche Notizen machen, die sie später in die Datenbank nachtragen. Ich weiß inzwischen auch, wie man wesentlich schneller Hilfe bekommt. Man muss angeben, man habe eine technische Störung. Nur dann wird man erstens zügig weiterverbunden und zweitens erreicht man gleich Leute, die Personaldispositionsbefugnis haben und wissen welcher Techniker sich wo aufhält. Das wurde mir heute empfohlen.

Einen Fehler darf man nicht machen: in laufende Prozesse eingreifen. Wer versucht, Termine zu verlegen oder umzubuchen hat schon verloren. Man muss sich die Telekom vorstellen, wie eine Dampfwalze. Es ist schwer, sie ins Rollen zu kriegen. Aber wenn sie rollt, dann rollt sie und man sollte sich ihr nicht in den Weg stellen. Wer einen Anschluss bestellt sollte Augen und Ohren verschließen und abwarten. Dann wird alles gut. De facto ist der Anschluss an dem Tag gelegt worden, an dem ich das wollte. Nur fünf Stunden zu spät. Das ist nicht schön, aber damit kann man leben. Die gesamten Kommunikationsdesaster hätte ich mir sparen können, ich hätte einfach nicht versuchen sollen mit der T-Com zu kommunizieren.

Das Kapitel ist abgeschlossen. Uff.

 

Das große „DIE BERLINER T-COM VERSUCHT MIR EINEN TELEFONANSCHLUSS EINZURICHTEN-LIVE-BLOGGING!

Natürlich war der Techniker nicht da. Zumindest bisher nicht. Er sollte zwischen 7 und 10 da sein. Es ist 10:28 Uhr. So langsam beginne ich mich ganz ganz ganz leicht zu ärgern.

10:41 Ich hing nun 14 Minuten in der Warteschleife und flog raus. Nächster Versuch.

11:00 Ich hing nun 19 Minuten in der Warteschleife und flog raus. Nächster Versuch.

11:01 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:02 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:03 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:04 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:05 Es geht gar nichts mehr. Man quält sich durch ein Spracherkennungsmenü und fliegt dann aus der Leitung.

11:06 – 11:14 Uhr: Während ich die Warteschleifenmusik auswendig lerne, beschwere ich mich unter www.t-home.de in der Rubrik SERVICE / KONTAKT / EMAIL und fülle in geharnischter Diktion ein Beschwerdeformular aus. Mal sehen, ob es irgendwer irgendwann lesen wird? Die Warteschleifenmusik bekommt mit der Zeit etwas Eindringliches. Ich werde davon heute Nacht träumen.

11:22 Uhr: Ich fliege aus der Leitung. Nun wähle ich gleich mehrere Leitungen gleichzeitig. Bei einer davon probiere ich was Neues: Ich wähle im Sprachmenü nicht „Nachfrage zu einem Auftrag“ sondern „Beschwerde“. Vielleicht geht das ja schneller. Also: ISDN-Feuer frei: 10 Leitungen ballern gleichzeitig raus. Vielleicht kommt eine durch.

11:28 Uhr: Ich kann die Warteschleifenmusik relativ groovend mitspielen. Mein Wurlitzer E-Piano passt ganz gut dazu. Die Musik ist hauptsächlich ein Fusion-artiges Gegniedel in Des-Dur, mit jeweils einem kurzen Ausflug in B-Dur. Ganz raffiniert.

11:38 Uhr: Meine zehn Leitungen sterben nacheinander weg. Neue Strategie: ich wähle wieder die Hotline, stelle auf Lauthören, und gehe dann duschen. Wenn ich auf einen Anruf warte, stundenlang, dann gehe ich irgendwann duschen. Weil er genau dann kommt, wenn ich meinen Leib eingeseift habe. Also, bis gleich dann.

12:03 Uhr: Nicht mal mein Dusch-Trick funktioniert. Ich kapituliere vorerst. Muss jetzt Geld verdienen gehen. Ich halte Sie auf dem Laufenden, liebe Leserinnen und Leser!

12:20 Uhr: Ein Wunder. Die T-Com ruft an. Der Installateur kommt gegen 14 Uhr. Ja ISDN das die Möglichkeit?

15:40 Uhr: Er war da! Er war da! Und er war gut! Er hat es alles hinbekommen. Ein Wunder ist geschehen. Wir sind gemeinsam durch Berge von Parkettabschleifholzstaub gewatet. Haben uns gemeinsam im Schlamm gewälzt! Eine stramme 6000-er-Leitung ans Laufen bekommen. Ich geh jetzt nochmal duschen. Wir haben De-Es-El!