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Ganzkörpergänsehaut gefällig?

Vor einigen Wochen sah ich die Australierin Kat Frankie auf einem hervorragenden Wohnzimmerkonzert. Eine kleine, zierliche Person mit versautem Grinsen, die das dargereichte, an Süffigkeit kaum zu überbietende Louny-Bier treffend mit den Worten „I like this beer. A whole dinner in a bottle“ kommentierte, auf einem Höckerchen Platz nahm und spielte.

Was dann folgte, war nicht von dieser Welt.

Mit einer fast schmerzhaften Intensität sang sie zornig über die Liebe und liebevoll über Zorn. Eine Stimme, die an Sinéad O’Connor erinnerte, aber ohne deren überladenes Pathos. Glockenklar, hell, leicht, und eine Sekunde später kreischend, brüllend und anklagend. Eine raumfüllende Stimme, die jedes Mikrofon überflüssig machte. Ihr Gitarrenspiel ist brilliant und äußerst originell. Wohin man im Publikum auch blickte: Unterarmgänsehaut, mindestens.

Kat spielt morgen Abend im Schokoladen Mitte – und ich empfehle jedem eindringlichst einen Besuch dieses Konzerts.

Und Hier gibt es ein MP3 (come quickly) zum Probehören.

 

Schamanismus in der Maria am Ostbahnhof

Und so war es gestern bei THE FALL:

Mark E. Smith war besoffen. Er war nicht angeschickert, nicht angetütert, auch nicht betrunken, er war schlicht und einfach absolut stockbesoffen. Man merkte das schon, als Bassist, Gitarrist, Keyboarderin und Drummer deutlich nach Mitternacht für ein kleines Präludium die Bühne bestiegen. In ihren Blicken war die nackte Angst zu sehen. Die Angst, ob Smith überhaupt nachkommen würde, ob er das Konzert durchstehen würde, und womöglich auch die Angst, ob es zu einer Schlägerei auf der Bühne kommen könnte.

Nach einem verdächtig langen Instrumental-Intro zu „Bo Demmick“ – die Begleitband schaute schon verstohlen ob Herr Smith denn überhaupt noch käme – betrat Smith mehr oder weniger auf allen Vieren die Bühne. Die Augen zu winzigen Sehschlitzen verengt, torkelnd, sich in aller Seelenruhe sein Sakko ausziehend. Seine schon jahrelang bekannten Mundzuckungen und –mahlbewegungen hatten ein neues Maximum erreicht, ich hatte während der ersten Minuten des Konzerts mehrmals das Gefühl, Mark E. Smith würde sich in den nächsten Sekunden schwallartig übergeben müssen. Er lief auch immer in etwas gebeugter Haltung hinter den Verstärkern herum. Es sah alles nicht gut aus.

Und daher spielte die Band um ihr Leben. Nichts anmerken lassen. Smith suchte die Mikrofone und fand sie. Legte los. Begann seinen Sprechgesang, seine Predigt. Und dann wurde erstmal alles gut. Er schaffte es seine Texte unters Volk zu bringen ohne umzufallen oder sich zu übergeben. Um diesen Status zu halten, gestattete sich die Begleitband zwischen den Songs Pausen der Länge null. Es ging von einem Song zum nächsten, ohne Unterbrechung, zack, zack, zack.

Smith war in aggressiver Stimmung. Während seiner Wortkaskaden behinderte er permanent seine Musiker, verdrehte dem Gitarristen dauernd alle Regler seines Verstärkers, haute mit dem Mikrofon gegen die Tasten des Synthesizers, klaute dem Schlagzeuger auch schon mal einen Beckenständer oder das Bassdrum-Mikro oder wickelte dem Bassisten sein Mikrofonkabel um den Hals. All dies nicht spielerisch, sondern in erkennbarer Absicht zu nerven. Als er anfing, wieder und wieder sein Gesangsmikro in die Bass-Drum zu legen, wurden auch die Bühnentechniker nervös.

Die Band verhielt sich äußerst de-eskalierend, der Gitarrist spielte einfach weiter und stellte seinen Sound heimlich wieder richtig, wenn Smith ihm den Rücken zuwandte, die Synthesizerspielerin beachtet ihn nicht weiter, der Bassist grinste und wickelte sich langsam wieder aus dem Mikrokabel; selten habe ich eine Band professioneller agieren gesehen. Man könnte natürlich auch sagen, dass die Jungs schlicht feige waren, und es war sehr interessant dieses Machtspiel zu beobachten: Smith als jahrzehntelanger Spiritus Rector der Band, vor dem man selbst dann noch kuscht, wenn er volltrunken mit 5 Promille herumzankt.

Weiowei, das klingt alles so negativ. Aber dem Konzert hat es natürlich nicht geschadet, es entstanden unglaubliche Energien im Publikum, vor allem in der zweiten Hälfte des Konzerts, als Smith sich zumindest physisch spürbar gefangen hatte. Es gab furiose Versionen von „Mountain Energei“, von „What about us?“ (Was bei Smith immer klingt wie „What about arse?“), „I can hear the grass grow“ und ein völlig großartiges, zehn Minuten langes „Blindness.“

Es ist, wie es ist. Mark E. Smith ist ein unglaublich geniales Riesenarschloch.

 

Besuch vom Nölscheich

Dringende Empfehlung!
Heute 20 Uhr, Maria am Ostbahnhof spielen die legendären THE FALL.
Be there or be square.

 

Qualen nach Zahlen

Neues Projekt erdacht: Postleitzahlensaufen. Man nehme sich eine beliebige Berliner Postleitzahl und probiere in diesem PLZ-Bereich alle (alle!) Kneipen aus, und zwar mit mindestens einem Bier. Diese Woche geht’s los, mit der 12161. Ich werde berichten.

 

Als ich meine Traumfrau traf

Es war ein sonnenlichtdurchfluteter Sonntagnachmittag. Zufrieden, beschwingt, fast heiter war ich, und ich sog berauscht den Geruch von sengendem Asphalt in meine Nasenflügel ein, als ich gemächlich über den Breitscheidplatz flanierte. Ja, es war Frühling. Heute konnte man es zum ersten Mal riechen. Auf einmal war alles anders, der Fokus meiner Betrachtungen hatte sich verschoben. Ich sah das Schöne, Wahre und Gute. Hier ein glückliches Paar Arm in Arm, womöglich am Anfang einer wundervollen Beziehung voller gegenseitigem Geben und Nehmen, dort ein zwitscherndes Vögelchen, im kunstvollen Sopran die ihm doch so eigene Weise flötend. Vorbei an einem Eiscafé, den Duft von gutem italienischen Espresso und von Vanille kurz erhaschend, vorbei an der Fußgängerzone hinter der Gedächtniskirche, wo die zarten Birken kurze Schatten warfen.

Das Schlechte und Üble, ich sah es nicht. Die kaugummikauenden siebzehnjähigen Mädchen mit nichtendenwollenden schwarzen Stiefeln, in welchen dampfende Strümpfe zu vermuten, ich sah sie nicht. Die zu Robotern mutierten jugoslawischen Halbstarken, deren Lebenszweck es ist, mit Zischlauten minderwertige Drogen anzubieten und im Sekundentakt ihren klebrigen Speichel auf den Boden zu rotzen, ich sah sie nicht. Die Betrunkenen, umhertorkelnd und einen halbverdauten Cheeseburger auf dem Pfeffer – und Salz – Mantel umhertragend, grölend und pöbelnd, ich sah sie nicht. Wie verwunderlich und doch wie schön: Der bloße Wechsel einer Jahreszeit hatte diesen Ort der Entsetzlichkeit und Rohheit in ein Refugium der Stille, der Beschaulichkeit und der Lebensfreude verwandelt. Und auch mich hatte dieser Wechsel verwandelt.

Aufgeräumt und mit lachender Seele strebte ich auf das Mövenpick Café zu. Ja, Rast wollte ich machen. Rast vom ziellosen Umherschlendern und gleichsam eine Zäsur an diesem außerordentlichen Nachmittag setzen. Ich sah mich um. Es war sogar ein Tisch vor dem Café frei. Ein Tisch, der zur einen Hälfte der prallen Sonne ausgesetzt war, dessen andere Hälfte gleichwohl im schützenden Schatten einer Markise lag. Das Schicksal bot mir heute alle Möglichkeiten der Erquickung und Labung. Ich setzte mich in den Schatten und wartete auf die Kellnerin, welche just damit beschäftigt war, am Nebentisch eine Gruppe fröhlich scherzender Amerikaner abzukassieren. Ich betrachtete die Kellnerin. Sie war von vollkommener Anmut, von graziler Statur, sommerlich, aber nicht anzüglich gekleidet, redegewandt und von einer gewinnenden Art; ihre ausgeprägten Wangenknochen in Verbindung mit einer kecken, beinahe spitzbübischen Nase, verrieten gleichsam Intellekt, Lebensfreude und Stil. Sie kam zu mir, säuberte mit flinken und effizienten Bewegungen den Metalltisch, wobei ich, um ihr zu assistieren, kurz den Aschenbecher anhob, als auch sie dies im selben Augenblick mit ihrer anderen Hand tun wollte, und einen kurzen Moment lang berührten sich unsere Fingerspitzen und eine elektrische Spannung durchfuhr mich. Bei dem Gedanken, was die Kellnerin mit diesen Händen alles anstellen würde können, bekam ich augenscheinlich eine Latte Macchiato!

Ich bestellte einen Kaffee und einen Cognac. Mit einem Zwinkern flüsterte sie die Worte „Kommt sofort“ und verschwand im Getümmel der Tische und der um diese herum plazierten Designerstühle, besetzt von Zerstreuungssüchtigen.

Sie hatte es mir angetan. Vereinte sie nicht die doch von mir postulierten Eigenschaften, welche in ihrer Gesamtheit zu erlangen, mir bei einer Frau bisher noch nicht vergönnt war? Schön war sie, sicherlich geistesgegenwärtig und intelligent, geschmeidig und grazil, und hatte sie nicht auch etwas Musisches an sich ? Welches Musikinstrument würde zu ihr passen ? Vielleicht eine Geige. Aber da war auch dieser leichte Anflug einer beinahe literarischen Schwermut, den sie ausstrahlte. Ja, wahrscheinlich würde sie Cello spielen. Cello oder Bratsche, beides wäre möglich. Ob ich sie fragen sollte, welches Instrument sie spielte ? Dafür war es wohl zu früh.

Schon war sie wieder bei mir und stellte mir mit einem dahingehauchten „Bitteschön“ Kaffee und Cognac auf den Tisch. „Kann ich gleich abkassieren?“, fügte sie, nun ein wenig geschäftsmäßiger, hinzu. Ich zauderte. „Ich bleibe gewiß noch länger, kann ich eventuell nachher bezahlen ?“, fragte ich, gleichsam höflich und vorsichtig, aber auch mit einem Tonfall, der ihr meine absolute Verläßlichkeit suggerieren sollte. Ihr prüfender Blick streifte (striff ? stroff?) mich eine oder zwei Sekunden, dann sang sie ein „Na gut“ und war wieder verschwunden. Ha! Nun war ich kein gewöhnlicher Kunde mehr. Andere, vermutlich billige Laufkundschaft, mußten sofort bezahlen, ich war jetzt quasi ein Gast der ersten Klasse, ein deLuxe-Kaffee-Cognac-Trinker, einer, der mit dem Chef der Kneipe nach der Sperrstunde noch einen heben geht. Oder mit der Kellnerin. War ich bisher schon erfüllt und zufrieden, wollte ich nun schier zerplatzen vor überschäumendem Frohsinn und vor genießerischer Lebensgier.

Jemand tippte mir auf die Schulter. „Ist hier noch frei ?“ – Ich drehte mich um. Ein schwammiger, in eine grotesk kolorierte Freitzeithose gezwängter Mittzwanziger mit erheblicher Minipli blickte mich wie ein barocker Engel mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum fragend an. Was sollte ich tun ? Nähme dieser Mensch, der zweifelsohne auf der Schattenseite des Lebens ein trauriges Dasein fristete, neben mir Platz, würde die bezaubernde Kellnerin sicherlich denken, jener Mensch gehöre zu mir, sei womöglich gar ein guter Freund ! Vorbei wäre alle Liebesmüh´! Doch war dies nicht die Gelegenheit, an einem so wundervollen Tag den Akt der Nächstenliebe zu üben ? Im Geiste dem Mitmenschen Bruder und Schwester sein, das war es doch, worauf es ankam. Mit glockenklarer Stimme antwortete ich „Aber selbstverständlich. Bitte, setzen Sie sich !“. Der Mann nahm Platz, nicht ohne seiner Jogginghose vorher ein Handy, einen großformatigen Schlüsselbund, eine Sonnenbrille, ein speckiges Portemonnaie und eine Packung Marlboro samt Zippo-Feuerzeug zu entnehmen. Was in so eine Hose alles hineinpaßte.

Dann, urplötzlich und ohne Vorwarnung, mit der Gewalt einer Lawine, chininbitter und betroffenmachend, stürzte das Unfaßbare auf mich ein. Die Kellnerin eilte lachend auf meinen Tisch zu, den zu teilen ich mich bereitgefunden hatte, umarmte und herzte den Mutanten, welcher neben mir Platz genommen, und sprach die ernüchternden und doch beruhigenden Worte „Mensch Klausi, da biste ja endlich. Ich hab hier echt die Schnauze voll, mir sind grade schon zwei Fingernägel abgebrochen, die Kids haben zu Hause nur rumgenervt, ich bin noch nicht mal zum Trainieren gekommen ! Außerdem waren Damian und Siggi hier und haben gefragt, ob wir nachher zusammen DSDS kucken. Aber ich bring Dir erst mal dein Weizen!“.

Dein Weizen.

Dein.

Weizen.

Erst jetzt fiel mir auf, daß es dämmerte. Eine kühler Wind hatte zu blasen begonnen und leichte Gänsehaut bemächtigte sich meines Oberkörpers. Ich legte 5 Euro auf meinen Getränkedeckel und latschte die Treppen zur U2 hinunter, vorbei an lärmenden krakeelenden, hustenden, kotzenden, nervenden Berliner Ekelmenschen.

 

Prost Mahlzeit

Die Polizei-Pressestelle meldet heute:

<btreptow -Köpenick
Angriff auf Polizisten

Heute früh attackierte kurz nach Mitternacht ein 45-jähriger Mann aus Köpenick einen 37-jährigen Polizeioberkommissar und eine 31-jährige Polizeiobermeisterin mit Fußtritten. Der Mann hatte sich zuvor in einem Wagen der Straßenbahnlinie 63 auf Sitze und den Fußboden erbrochen. Als ihn ein BVG-Mitarbeiter an der Haltestelle Brückenstraße in Köpenick aufforderte, den Wagen zu verlassen, trat ihm der 45-jährige zweimal in den Bauch. Ein Fahrgast konnte den Gewalttäter bis zum Eintreffen der alarmierten Polizei festhalten.

Als er von den beiden Beamten zum Streifenwagen gebracht werden sollte, trat er um sich und traf den Oberkommissar mehrfach am Schienbein. Auch im Polizeiwagen ließen seine Attacken nicht nach. Von der Rücksitzbank aus trat er der Obermeisterin, die auf dem Beifahrersitz saß, mehrfach so heftig gegen den Oberkörper, so dass sie mit Arm- und Schulterverletzungen vom Dienst abtreten musste. Während des gesamten Einsatzes beleidigte der alkoholisierten Angreifer die beiden Beamten. Bei ihm wurde eine Blutentnahme vorgenommen.

Das sind die Momente, in denen ich weder Straßenbahnfahrer noch Polizisten beneide.

 

Von wegen Amtsschimmel

Es wird ja sehr gerne gemeckert über die Berliner Ämter. Ewiges Warten in zugigen, zugequarzten Fluren, somnambule Verwaltungsmitarbeiter, insgesamt dumpf-säuerliche Amtsschimmeley. Doch es gibt auch Lichtblicke.

Neulich erwarb ich in Neukölln ein Lahmacun (türkische Pizza). Zu spät, nämlich bereits nach Aufgeben der Bestellung, stellte ich fest, dass der Imbiss, in dem ich stand, in extremem Maß unappetitlich war. Nun bin ich sicherlich alles andere als Etepetete, ich gehe auch ohne zu klagen auf die Toilette im Kumpelnest, aber was ich in diesem Imbiss sah, war mehr als fies: In der Kühlvitrine vergammelte Fleischbatzen, bei einer der Saucen flockte Joghurt aus -> es war nicht unappetitlich, es war gesundheitsgefährlich.

Ich dachte, schreibste mal eine E-mail an das zuständige Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt. Und siehe da: Ich bekam gleich am nächsten Tag eine Antwort, man danke für meinen Hinweis und werde dem nachgehen. Einen weiteren Tag später erhielt ich eine erneute Rückmeldung: Der Betrieb war sofort überprüft worden, man teilte mir sogar das Untersuchungsergebnis mit.

Zwei E-Mails! Von einem Berliner Amt! Das ist so schön, dass es einen fast rührt.

 

Das nächste Mal mit Waffengewalt

Da steht man nichts ahnend mit Freund Holger im Kreuzberger „Würgeengel“ und trinkt Gincocktails. Kommt plötzlich ein Mensch Anfang Dreißig rein, setzt sich neben mich trinkt schweigend drei Budweiserbiere, raucht dabei Selbstgedrehte. Dann steht er auf, bezahlt, schreit den Barkeeper an: „DAS NÄCHSTE MAL MIT WAFFENGEWALT!“ und geht raus.

Ist gerade Vollmond?

 

Ist das Lorenz Adlon gut?

Ja, das ist es. Soviel vorweg.

Es gab etwas zu feiern. Und so reservierte man im Gourmetrestaurant „Lorenz Adlon“ einen Tisch „à deux“. Plaziert wurde man unmittelbar vor dem Kamin. Gemütlich, herrlich! Man spies das „Périgord Trüffel Menü“, welches daselbst besteht aus folgender Speisenreihenfolge:

Gelierte Trüffelessenz mit Tranchen von der Mieral Bresse Poularde, glasierten Sot l’y laisse, Topinamburcreme und Erbsensprossen.

Gebratenes Filet vom Loup de Mer unter der Parmesankruste auf Trüffelsabayon mit grünem Gemüsepanaché

Mit Trüffel gespicktes Kalbsfilet im Petersilienmantel auf gratiniertem Blumenkohl und Trüffelkartoffeln

Törtchen von zweierlei Brillat Savarin mit Périgord Trüffel und gebackenem Birnencroustilliant

Gefüllter Trüffel von Valrhona Extra Amer Schokolade mit lauwarmer Marsalasabayon und halb confierten Zwergorangen.

Dazu trank man den unfassbaren Salwey Spätburgunder Rotwein.

Die Amuses geueles (ja, es gab zwei) waren phantastisch.

Teil 1, also die gelierte Trüffelessenz, enttäuschte. Der Geschmack war überraschend muffig. Auch war die Konsistenz eine Spur zu matschig. Gemeinsam mit der Topinamburcreme ergab sich ein eher eigenartiger Geschmacksakkord (Dollase, eat this!). Durch das würzige, zarte „Sot l’y laisse“ hingegen wurde diese Vorspeise wieder deutlich aufgewertet.

Der ohne „p“ zu sprechende Loup de Mer war von unfassbar hoher Qualität. Perfekt gegart, zart, fleischig. Die Parmesankruste, in der ich sogar einen kleinen Zacken Wasabi vermute, veredelte ihn ideal.

Das Kalbsfilet muss ich ebenfalls mit 100 von 100 Punkten bewerten. Saftig, zart, köstlich, die dazu auf dem Teller verteilte Tunke setzte Maßstäbe in den Punkten Vehemenz und Sämigkeit.

Das Käsewunder „Brillat Savarin“ war erschreckend gut. Mildsüß-würzig. Gemeinsam mit dem 2001-er gottgleichen Spätburgunder (Salwey) ereigneten sich nahezu hörbare Geschmacksexplosionen.

Die Nachspeie, bestehend aus dem Trüffel von der Valrhona Extra Amer Schokolade (vom Mitesser bezeichnet als: „Sieht aus wie Falafel“) erwies sich als solide Nachspeise ohne Glam und Glitz.

Der Service war überragend gut. Unglaublich aufmerksame Kellnerschaft mit Wiener Charme. Eine bessere Bedienung, zu gleichen Teilen gediegen und humorvoll, bekommt man in Berlin wohl nicht.

Aufgrund der deutlich abfallenden Vorspeise gebe ich gefühlte 91 von gefühlten 100 Punkten. Der Service verdient in jedem Fall 100 von 100.


Lorenz Adlon Gourmet Restaurant
geöffnet: Di-Sa 19-22:30 Uhr
(030) 2261-0
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