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Ironie verboten?

Erstaunlich. Mit 23 Worten kann man einen Eklat auslösen. Dem Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin ist der ironische Spruch „Ehe jetzt einer im 20. Stock sitzt und den ganzen Tag nur fernsieht, bin ich schon fast erleichtert, wenn er ein bisschen schwarzarbeitet“ herausgerutscht. Ein Spruch, den man beim Bierchen fröhlich begrinst hätte. Eine klar erkennbare Ironie. Die dpa hat diesen Spruch in die Welt hinausgeblasen und schön überstürzt sich ganz Mediendeutschland mit Wut, Betroffenheit, Trauer, wahlweise sogar tiefer Betroffenheit, Abscheu und Ekel. Sorry, da kann ich mich nicht anschließen. Ein bisschen Ironie gehört zum Leben, zumindest solange wenigstens gelegentlich auch mal Selbstironie dabei ist.

 

Lasset uns das Hüftgold schaufeln!

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„Wie machen Sie denn die Latte Macchiato?“

Bumm, die Frage saß. Ich drehte mich um. Eine Dame Ende Dreißig schaute den Inhaber des wohl kleinsten Schokoladenladens Berlins streng an. Es war nach Sekunden klar: wer so inquisitorisch fragt interessiert sich nicht wirklich für Latte Macchiato, sondern vor allem für Interesse an der eigenen Person. Die übliche Berliner Verhaltensweise des Cafépersonals wäre ein lapidares, „na so wie immà, ôda wollnse ne Extrawurst? Jetze?“ Aber Martin Hesse, der Besitzer des „Hüftgold – Your Süßkram Dealer“ – Ladens, läuft ob so einer Frage zur absoluten, selbstverständlich erscheinenden Service-Hochform auf.

„Ganz, wie sie wünschen. Wir haben kleine und große Gläser. Üblicherweise nehmen wir für das kleine Glas einen Espresso und für das große Glas zwei Espressi. Wir mischen dann die aufgeschäumte Milch mit dem Espresso und servieren.“

Damit hatte die Frau nicht gerechnet. „Also sie machen det nich mit Kàffe, sondan schon richtig mit Espresso.“

„Natürlich. Wissen Sie was, ich mache Ihnen einen großen mit zwei Espressi, da sind Sie auf jeden Fall gut bedient.“

„Sie füllen det dann âba noch mit geschäumta Milch auéf, ja?“

„Ja, gern, so wie es üblich ist.“

Ganz klar, der Mann ist zu bewundern. Nicht nur deshalb möchte ich sein Süßwaren-Café-Geschäft preisen. Es ist untergebracht in einem historischen, ehemaligen Cigarrenladen von 1906. Auf gefühlten acht Quadratmetern hortet dieser umgängliche Mensch die besten Schokoladen Berlins. Die berühmten Bitterschokoladen von Erich Hamann, aber auch Bioschokoladen und die abgefahrensten Edelsorten. An vier Miniatur-Tischchen kann gefrühstückt werden. Frau und Kind aßen Honigbagel, ich probierte einen Bagel mit frisch angemachtem Meerrettich-Kapern-Frischkäse und luftgetrocknetem Schinken. Es schmock köstlich. Hier gibt es auch noch handgebrühten Filterkaffee mit Zimt und Salz und Samstags ab 10 Uhr brummt der Laden. Das Publikum macht sehr schmunzeln, außer der zuvor beschriebenen Dame kam auch ein echter, weiblicher Tortenjunkie, der/die sicherheitshalber sämtliche Kleinst-Torten und Muffins wegkaufte, gefolgt von einem sanft ergrauten Paar, das nur ein zufriedenes, „wie imma bitte!“ fahren ließ und sich dann katzengleich in irgendeine Ecke dieses an Ecken so reichen Ladens fläzte. Ganz klarer Fall, hier kann man leben. Besser als mit einem Frühstück beim Süßkramdealer kann ein Tag nicht anfangen, zumindest nicht in Friedenau.

Your Süßkramdealer
Varziner Str. 4
12159 Berlin
(030) 85077797

 

Streik

Aus einem fahrenden Bus heraus streikende BVG-Mitarbeiter fotografieren – kann man origineller bloggen? Ich glaube, nicht.

 

Ein Abend im Pan Asia

Wer mich ein wenig kennt der weiß, dass ich manchmal gerne dahin gehe, wo es weh tut. Wo es eigentlich nur schiefgehen kann. Heute war es wieder soweit. Freunde luden ein ins Pan Asia, ein sehr stylisches Asia-Crossover-Restaurant direkt neben den Hackeschen Höfen. Wer ein bisschen nach diesem Restaurant googelt, findet überwiegend vernichtende Kritiken, vor allem bezüglich der Reservierungspolitik und der Freundlichkeit des Personals. Sowas macht mich ja neugierig.

Die Reservierung wurde anstandslos ausgeführt. Als ich gegen 19 Uhr eintraf, war das wirklich sehr große Restaurant noch fast leer, füllte sich aber bis 20 Uhr beinahe vollständig. Es besteht aus einem kleinen lounge-artigen Raum zur Linken und einem sehr großen Raum mit zahlreichen langen Tischen und mehreren Vierer- und Zweiertischen. Die durchgehend junge Bedienung ist in der Tat etwas blasiert, aber bei weitem nicht so schlimm, wie man es anderswo nachlesen kann. Bestellt wurde eine Sushi-Platte „For Friends“, Miso-Suppe, Saté-Spieße, ein Curry mit Garnelen und ein Thailändisches Puten-Curry.

Die Miso-Suppe war großzügig portioniert, überdurchschnittlich gut und anders, als man es kennt, mit einem Hauch von Sternanis gewürzt, was ihr einen ungewöhnlichen, aber schönen Dreh verpasste. Das Saté war ebenfalls einwandfrei. Das Putencurry mit Zuckererbsenschoten kam ebenfalls sehr frisch daher, auch wenn die Kokosmilchsauce etwas handzahm wirkte. Das extra scharf bestellte Garnelen-Curry war nur so mittelscharf. Die Sushi-Platte war abwechslungsreich, allerdings nicht besonders geschmackvoll zusammengestellt; sie versammelte eine frisch anmutende Sashimi-Kombination, diverse ebenfalls recht frische Nigiri, diese allerdings ungut konterkariert von einer warmen Big Roll, die mit ihrer Mischung aus Tempura, Avocado, Gurke, Philly-Cheese, Lachs und Tobiko die Geschmacksnerven doch recht arg strapazierte und eine eigentümliche, beinahe bananenartige Geschmacksexplosion am Gaumen erzeugte.

Insgesamt war das Essen auf einem sehr ordentlichen Niveau und die Atmosphäre deutlich angenehmer, als die sonstigen Online-Kritiken vermuten lassen. Trotzdem: man kann für weniger Geld woanders merklich inspirierter essen.

PAN ASIA
Rosenthaler Str. 38
10178 Berlin
www.panasia.de
Reservierung dringend empfohlen.
(030) 27908811

 

Futononline.de – Update.

Update 05. Februar 21:00 Uhr:

Herr Scheitler hat sich nun schriftlich zu meinen Fragen geäußert.

Es handelt sich bei ihm um einen ehemaligen Mitarbeiter des Futonworld-Verkaufsteams. Herr Scheitler betreibt parallel seit längerem einen Profiseller-Account bei ebay, in dem er u.a. mit hochwertigen Uhren handelt und – wie unschwer aus den Nutzerbewertungen bei ebay ersichtlich – sich hier bisher als Verkäufer und Lieferant untadelig verhalten hat. Er sieht aufgrund des Wegfalls der „alten“ Futonworld nun die Möglichkeit, mit einem reduzierten Angebot (reduziert auf die Lieferanten, die zuverlässig und solvent sind) zusätzlich zum Uhrenverkauf eine weitere selbständige Existenz aufzubauen. Er versichert glaubhaft, sein Geschäft professionell betreiben zu wollen. Herr Jung oder eine seiner Firmen sind an diesem Geschäft weder direkt noch indirekt beteiligt; es handelt sich um eine neu gegründete Kommanditgesellschaft. Alle angebotenen Waren wurden und werden ausschließlich direkt vom Hersteller bzw. Lieferanten bezogen und stammen nicht von Herrn Jung oder eine seiner Firmen.

Und damit soll es nun auch gut sein.

 

> 174.000 für Tempelhof

Nun ist es amtlich: Schon jetzt haben mehr als 174.000 Berliner für den Erhalt des Flughafens Tempelhof votiert, obwohl das Volksbegehren noch bis zum 14. Februar läuft. 15 Tage nach Veröffentlichung des Endergebnisses der Auszählung muss dann der Termin für den Volksentscheid selbst bekannt gegeben werden, dieser wiederum muss innerhalb der folgenden vier Monate liegen. Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm zeigt sich jedoch hiervon ungerührt. Ob die Schönefeld-Maschinerei sich wohl noch aufhalten lassen wird?

 

Stillgestanden und Genesen!

In Weblogs wird ja gerne gemeckert. Auch in diesem. Daher möchte ich nun zur Abwechslung auch mal was loben. Und zwar das Bundeswehrkrankenhaus Berlin. Ja. Das Bun-des-wehr-kran-ken-haus. Ist der Herr Reinecke Soldat? Nein. Er hat 1989-1990 murrend seine Wehrpflicht abgeleistet und das hat ihm mehr als gereicht. Aber es begab sich, dass er einen chirugischen Eingriff im HNO-Bereich zu machen hatte. Und so kam er ins Bundeswehrkrankenhaus.

Das letzte Mal war ich 1985 als Patient in einem Krankenhaus. Trotzdem habe ich in den letzten Jahren über kranke Familienmitglieder und Freunde/Bekannte genügend Krankenhäuser von innen gesehen. Habe überlastetes Pflegepersonal, arrogante Ärzte, mieses Essen und muffiges Ambiente erleben dürfen, und zwar bei Kassen-, wie Privatpatienten. Als es sich also herausstellte, dass eine Operation durchgeführt werden müsste, war ich einigermaßen ratlos. Keines der bisher in Berlin gesehenen Krankenhäuser wirkte auf mich angenehm. Also methodisch rangehen. Schauen, welches Krankenhaus eine HNO Abteilung hat und dann einfach der Reihe nach durchtesten. Im St.-Gertrauden-Krankenhaus hieß es, „wir sind auf Monate ausgebucht“. In der Charité Berlin-Mitte konnte man mir, als ich Montags anrief, mit Mühe einen Termin für Freitag machen. Aber auch nur, als klar wurde, dass ich Privatpatient bin. Da mir die Schmerzen inzwischen zu stark waren und der HNO Arzt eine zügige Operation empfohlen hatte, lehnte ich dankend ab.

Lustlos wählte ich die Telefonnummer vom Bundeswehrkrankenhaus. Schnell wurde ich zur HNO durchgestellt, die Assistentin des HNO-Chefarztes fragte, ob ich Schmerzen habe, ich bejahte – und bekam noch für den selben Tag einen Termin. Ich war überrascht: Erwartet hatte ich eine muffige, militärische Atmosphäre. Doch mich empfing ein blitzsauberer Stahl-und-Glas-Bau mit durch die Bank freundlichen Menschen. Der Arzt untersuchte mich, erklärte mir die Operation genau und sagte mir für die Folgewoche einen OP-Termin zu. Ich solle in Ruhe zu Hause überlegen, ob ich das im Bundeswehrkrankenhaus machen wolle und am nächsten Tag Bescheid geben. Ich war von der beruhigenden und professionellen Art des Arztes angetan und sagte am nächsten Tag zu.

Der kommende Montag war der Prä-OP-Tag. Man macht ein paar Standard-Untersuchungen (Bluttest, Lungenfunktionstest, EKG), bekommt Anästhesie und OP erneut erklärt, wird letztmalig durch den Chefarzt untersucht, und erledigt auch noch die ganzen Formalitäten bei der Aufnahme. Was soll ich sagen? Ich war in wenigen Stunden durch den gesamten Ablauf hindurch, kriegte mehrmals freundlich zu Essen und zu Trinken angeboten; die Anästhesie wurde sogar mithilfe einer Multimedia-Präsentation auf einem PC gezeigt: alles vom Feinsten.

Als ich mit allen Untersuchungen durch war, konnte ich nochmal in Ruhe nach Hause gehen und auch dort übernachten. Erst am nächsten Morgen gegen sieben Uhr musste ich zur OP anreisen. Diese verlief wunschgemäß, ich hatte zwar arge Schmerzen, bekam aber zügig und ausreichend Medikamente dagegen. Die folgenden 6 Tage auf der Station waren sehr angenehm. Der Chefarzt schaute 2x täglich persönlich nach dem Befinden seiner Patienten, die Schwestern waren durch die Bank superfreundlich und zum Teil so lustig, dass man aufgrund der Operationsnarbe Schmerzen vor Lachen bekam. Nachts schaut regelmäßig eine Nachtschwester nach dem Rechten, es ist wirklich alles absolut perfekt gelaufen. Das Essen ist einfach, aber völlig in Ordnung, insgesamt herrscht eine unglaublich ruhige und unstressige Atmosphäre. Am 6. Tag nach der OP wurde ich entlassen, auch dies ging völlig reibungslos.

Daher meine Empfehlung: Wer mal ein Krankenhaus ohne Hektik und Chaos erleben möchte, der ist im BWK wirklich gut aufgehoben, zumindest was die HNO angeht; wie es auf den anderen Stationen zugeht, kann ich natürlich nicht sagen.

Und Sie: Berichten Sie doch mal von den Erfahrungen mit Berliner Krankenhäusern. Gibt es Lob für andere Häuser? Ich bin gespannt.

 

Berlin und seine Krankenhäuser

Na, Sie werden sich vielleicht gewundert haben, dass hier nun schon seit einigen Tagen keine neuen Artikel stehen. Ich bin gerade im Krankenhaus, wo ich einen unangenehmen, aber notwendigen Eingriff habe machen lassen. Bin bereits auf dem Weg der Besserung und in einigen Tagen wieder normal am Ruder. Und dann werden Sie hier etwas Schönes lesen können. Nämlich einen Text über etwas, an das ich nicht geglaubt habe: ein Krankenhaus, das von vorne bis hinten hervorragend und empfehlenswert ist. Eines, für das man nicht unbedingt Privatversicherter mit güldener Klinik-Card sein muss (auch, wenn es natürlich nicht schadet). Ein Geheimtipp. Freuen Sie sich drauf. Bis bald!

 

Zivilcourage – nur noch für die ganz Blöden?

Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen. Ein 51-jähriger bittet zwei 17- und 19-jährige darum, dass sie keine Silvesterknaller auf dem Bahnsteig zünden, weil das neunjährige Kind einer ebenfalls anwesenden Frau Angst vor dem Lärm hat. Was passiert? Sie schlagen ihn nieder.

Ich habe auch schon Leute darum gebeten kurz mit dem Knallen zu pausieren, wenn ich um den Jahreswechsel herum mit meiner Tochter durch die Stadt ging.

Heute saß ich im Oberdeck der Buslinie M85. Auf den letzten Bänken vier junge Araber(*). Der eine hatte sein Bein so auf den nebenanliegenden Doppelsitz gelegt, dass ich nicht hinten aussteigen konnte. Ich überlegte einen Moment tatsächlich, ob ich einfach vorne aussteigen sollte. Doch dann fragte ich: „Soll ich drübersteigen oder nehmen Sie bitte kurz den Fuß weg?“ – Die Antwort war ungelogen: „Du willst wohl auf die Fresse“. Was sich in den folgenden 30 Minuten in meinem Kopf an Gewaltphantasien abspielte möchte ich hier nicht wiedergeben. Wie mag das weitergehen? Ich jedenfalls mag so nicht leben.

(*andere Nationalitäten inklusive Deutschen benehmen sich durchaus auch so)