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Puten Appetit!

Mit diesem herzallerliebsten Kalauer möchte ich rühmen und preisen. Und zwar einen Fidulitätenstand am Gendarmenmarkt-Weihnachtsmarkt. Eigentlich hasse ich Weihnachtsmärkte, aber ich war auf eine Feierlichkeit eingeladen, die daselbst im Lafayette-Zelt stattfand. Da die meisten der Feiernden noch nicht eingetroffen waren, ich aber das zuvor eingenommene Ciprofloxacin nicht allzulang im nüchternen Magen umherschäumen lassen wollte, machte ich mich nochmal auf ins Gedränge, um einen hastigen Imbiss zu nehmen. Man geht aus dem Lafayette-Zelt heraus und sofort scharf LINKS in die Gasse. An der nächsten Ecke RECHTS und schon steht man an einem Stand, der von hinreißend puscheligen und lieben Menschen betriben wird. Dort gibt es höchst frisches Falafel, allerlei türkische und libanesische Spezereien und – das allerleckerste Putengyros, das ich je aß. In einer gigantischen Pfanne wird kleingefitzeltes Putenfilet stundenlang hin und her geschmort, und zwar unter Verwendung einer äußerst ausgefuchsten Mischung aus frischen Kräutern und Gewürzen. Man erhält bei Bestellung ein frisch gebackenes Fladenbrot mit anderthalb Schöpfkellen dieser wundervollen Putenschmorerei nebst einer nicht minder köstlichen Würztunke, die Tomatigkeit, Paprikatesse und Frische auf pfeffrigste Art und Weise miteinander verbindet. Es schmeckte so gut, dass ich gleich zwei dieser Putengyros‘ hintereinander verzehrte und meinen nagelneuen Mantel dabei sehr selig vollkleckerte. Leute, geht da hin, bevor der Weihnachtsmarkt vorbei ist.

Die Bouche à la Reine im Lafayette-Zelt hingegen war lauwarm.

 

Neuer BVG Fahrplan

Heute tritt der neue Fahrplan der BVG in Kraft. Wichtigste Neuerung ist wohl, dass der M85-Bus jetzt von Steglitz über Friedenau bis zum Hauptbahnhof fortgeführt wird. Damit hat die Südwest-Nordost-Achse, die bisher nur vom der Linie M48 bestritten wurde, einen neuen, interessanten Schwenk bekommen. Allerdings entfallen jetzt die Verstärkerfahrten zwischen Steglitz und Potsdamer Platz, diese werden durch den M85 mit ausgeführt.Immerhin – man kommt jetzt ohne umzusteigen von Steglitz bis zum Hauptbahnhof und das ist ein wichtiger, neuer Anschluss.

Diese und alle anderen Änderungen hier nochmal zum Nachlesen.

 

Umzug geglückt

Secco Bar

Als ich erfuhr, dass meine puschelige Stammbar, die Schöneberger Secco Bar, ihre Pforten in der Rheinstraße schließt, um einige Monate später in der Nähe der S-Bahn-Station Feuerbachstraße neu zu eröffnen, da war ich ein wenig geschockt. Wie kann man eine ordentlich laufende Bar mitten ins Nichts setzen? Das konnte doch nicht gut gehen.

Doch es scheint gut zu gehen. Die Secco Bar in der Schönhauser Straße (nicht -Allee!) ist seit einigen Tagen offen. Und sie brummt. Auf etwa doppelt so großem Terrain versammelt die Bar nun ein Tryptichon aus Restaurant, Lounge und klassischer Bar. All dies auf bemerkenswertem innenarchitektonischen Niveau. Das Restaurant verfügt über eine große, einsehbare, blitzblanke Küche. Die Lounge über hochbequeme Sitzgelegenheiten und die Bar über einen schönen Tresen, an dem sich gut abgehangenes Sitzfleisch entwickeln lässt.

Die Cocktailkarte umfasst 160 Drinks. Ich war in Rum- und Klassiker-Stimmung und probierte zunächst den Hurricane aus. Fruchtig, gut temperiert, fein. Ich lege nach mit einem Planter’s Punch, der tatsächlich, wie es sich gehört, mit frisch geriebener Muskatnuss veredelt wird. Also wenn das so gut ist und schmeckt, lege ich noch einen Classic Daiquiri nach, und der wird – was ich ebenfalls sehr erfreulich finde – nicht mir irgendeinem Rum, sondern mit sieben Jahre altem Rum zubereitet. Überhaupt: die Grundstoffe sind von guter Qualität. Wir haben Granini-Säfte und hochwertige Spirituosen. Die Malt Whisky Auswahl beinhaltet alle wichtigen Provenienzen, es gibt brauchbare Rums und guten Gin (Tanqueray und Tanqueray Ten).

Da die Bar erst einige Tage geöffnet ist, habe ich die Küche noch nicht probiert, das muss sich bestimmt erst eingrooven. Das Essen probiere ich später. Jedenfalls: verdammt guter Start!

Secco Bar
Schönhauser Str. 1
12157 Berlin
Tel. 030 – 854 053 62
Email. mail@secco-berlin.com
Web. http://www.secco-berlin.com

 

Appetito Italiano – beste Pizza im Springerhauskiez

Den Italiener mit dem wenig einfallsreichen Namen „Appetito Italiano“ gibt es jetzt ein knappes Jahr. Anfangs holperte das Konzept etwas, die Räume waren wenig geheizt und rochen arg nach frischer Farbe, doch inzwischen bin ich ein echter Fan dieser kleinen, funktional eingerichteten Osteria. Der Grund sind unter anderem die wirklich hervorragenden Pizzen, die frisch im Steinofen zubereitet werden, punktgenau gegart sind und mit einer milden Tomaten-Sugo und ordentlicher Mozzarella als Basis wirklich immer wieder perfekt gelingen. Die Salate sind frischestmöglich, die Pasta-Gerichte originell, gut bemessen und stets von vorzüglicher Qualität. Der Espresso schmeckt um Klassen besser, als der gegenüber in der Coffee Bar gereichte; seine Crema ist so fest, dass sie einen kleinen Löffer Kristallzucker mühelos trägt. Der trockene, augenzwinkernde Charme der Bedienung ist auf nahezu verwirrendende Weise anziehend, und was ich hier ganz besonders mag, ist die lässige Art mit Gästen umzugehen. Der Laden ist als Lunch-Italiener konzipiert und gerade so weit weg vom Checkpoint Charlie, dass er nicht mit lärmenden Touristen überfüllt ist. Fazit: es ist so nett hier, dass ich langsam Angst um meine Figur kriege.

Appetito Italiano
Markgrafenstr. 58, Eingang Zimmerstraße
10117 Berlin
(030) 47088669
Mo-Fr 11:30-23:30
SA 16-24 Uhr
SO geschlossen.

 

Kühe melken statt Premium-Shopping

Eine Besichtigung von Florian Meerwinck
Nicht weit entfernt von den Glitzermeilen rund um den Alexanderplatz liegt eine Insel der Provinzialität. Die Hautevollee pilgert zum Kaufhof, die Massen strömen ins Alexa, Technikbegeisterte wühlen bei Saturn nach Schnäppchen; doch der ganz normale Durchschnittsberliner, mit Wohnungsbaugesellschaftmittemietvertrag und Bruttoeinkommen unter 1500 Euro, hält sich fern von diesen Verlockungen des schnöden Konsums. Gelernte DDR-Bürger und kleine Angestellte, Frührentner und Hartz-IV-Empfänger, sie geben sich ein Stelldichein in einer der trübsinnigsten Passagen, die die Stadt zu bieten hat: dem Berlin Carré.

Versteckt im Erdgeschoss des monströs aufragenden Wohnblocks an der Karl-Liebknecht-Straße, eingeklemmt zwischen einer Bäckerei und einem Mobiltelefongeschäft, vollführt eine Drehtür einsame Pirouetten. Nur selten passiert sie ein Gast; von Kunde kann man kaum sprechen, denn die meisten kommen eh nur, um zu schauen – und nicht um zu kaufen.

Das Berlin Carré ist der gescheiterte Versuch, das Markthallen-Prinzip in die Gegenwart zu retten. Auf der Gesamtfläche planlos aus der Hand verlorene Stände bilden ein Mini-Labyrinth, in dem man zwischen Lädchen umherirrt, deren Verkaufsfläche 10 Quadratmeter nur selten überschreitet. Socken und Strumpfhosen soll man dort kaufen, Wein aus Ungarn, Kinderkleidung und Billigschuhe bieten die Händler feil; Bücher und Esoterikbedarf sind im Angebot.

Der „Märkische Bauernmarkt“ wirbt mit einer Monsterkuh, die, so fleht ein Schild, vom Konsumenten selbst gemolken werden dürfe. Doch wer an künstliche Euter denkt, der irrt: Die eckige Schwarzbunte ist nur ein „Kuh-lschrank“ , und die Milchentnahme erfolgt ganz zivilisiert per Schiebetür an der Flanke.

Ein Kaiser’s alimentiert mit seiner Ladenmiete die Trübsinnigkeit, und gegenüber versucht Anton Schlecker, Umsatz zu generieren. Müde geworden, kann sich der Konsument bei zwei Stehbierhallen oder einem Asia-Imbiss, der allen Ernstes deutsche Schlager zur Musikberieselung verwendet, laben.

Die wirklich Harten wagen sich die Treppe hinauf. Von der Galerie eröffnet sich dem Besucher nicht nur die Möglichkeit, von oben einen scheelen Blick auf das Treiben zu werfen. Nein, auch ein Pfennigland buhlt um Besucher, dessen „zweckmäßige“ Ladeneinrichtung im Vergleich zur autentischen Trostlosigkeit des Nachbarns aber vergleichsweise luxuriös ist. Denn nur wenige Schritte trennen das Schnäppchen-Eldorado von einer Ostalgiker-Oase namens „Ostpaket“. Wem der Sinn nach Tempolinsen, Berliner Schaumküssen, Russisch Brot aus Wurzen und anderen übrig gebliebenen Köstlichkeiten des ersten und letzten sozialistischen Staates auf deutschem Boden steht, der wird hier fündig.
Alles wie früher! Stilecht steht eine mürrische Mittvierzigerin im Kittel hinterm Tresen, verschwindet ab und an hinter einem Plastevorhang, bescheiden ist die Auswahl und die mühsam ergatterten Perlen der heimischen Esskultur wandern in die mitgebrachten Dederonbeutel der selig lächelnden Ossis.

McDonalds ist die letzte Station dieses Rundganges. Noch immer unerklärlicher Anziehungspunkt für Kindergeburtstage und Unvolljährige, bildet der Hamburgerbräter den einzigen Grund, weshalb Personen diesseits der 65 überhaupt das Berlin Carré betreten.
Den absoluten Gruselkick bringt wohl nur noch eine Kabarettbühne namens – haha! – „Sündikat“. Das aktuelle Programm heißt „Bergfest im Jammertal“ – und damit ist dann auch wirklich alles gesagt.

 

Konzerttipp: Gravenhurst im LIDO

Tja. Wenn ich nicht gerade mehrere Tage lang mit Halsschmerzen und Erkältung an den heimischen Schreibtisch gefesselt wäre, würde ich morgen auf ein wunderbares Konzert gehen. Die Band Gravenhurst spielt morgen um 21 Uhr im Lido / Kreuzberg. Gravenhurst machen eine sehr schöne, treibende, melancholische Gitarrenmusik mit hervorragendem Songwriting und eindringlicher Stimme. Vier recht typische Tracks können auf ihrer Myspace-Seite angehört werden. Ich habe die Band schon live gesehen und war begeistert. Wer also nicht krank ist, sollte hingehen.

 

Streik – aktuelle Infos

Derzeit fahren etwa zehn Prozent der S-Bahnen in Berlin und Brandenburg planmäßig. Die Linien S45 und S85 fallen indes komplett aus, die S3, S5, S8 und S25 verkehren alle 40 Minuten, alle anderen Linien alle 20 Minuten. Richtung Jüterbog, Neubrandenburg und Rostock gibt es Bus-Ersatzverkehr.

Hier ist der aktuelle Ersatzfahrplan als PDF.