KOW zeigt die Filmemacherin Barbara Hammer in einer Einzelausstellung als Künstlerin – und auch sonst gibt’s von der Pionierin des Queer Cinema diese Woche Einiges zu sehen.
Die Galerie Koch Oberhuber Wolff zeigt frühe Arbeiten aus dem Werk der amerikanischen Dokumentar- und Experimentalfilmerin Barbara Hammer. Die meist sehr persönlichen Filme handeln von lesbischer Emanzipation, ihrem eigenen Leben oder marginalisierten Frauenbiografien. Die Einzelausstellung würdigt Hammers künstlerischen Beitrag zum Avantgardekino und der Performancebewegung, wie ihn auch Film-Retrospektiven am MoMa (2010) und der Tate Modern (2012) zeigen.
Anfang der Siebziger begann Hammer in San Francisco mit den filmischen Repräsentationen eines neuen lesbischen Selbstbewusstseins zu experimentieren. Sie fand Bilder für etwas, das bisher keinen Platz auf der Leinwand fand, befreite lesbische Liebe und Sexualität aus der männlichen Perspektive der konventionellen Filmpraxis. Hammer drehte damals mit der Handkamera auf 8-mm und verwarf klassische Erzählstrukturen. In kollektiven Aktionen machten Hammer und ihre Freundinnen das Intime öffentlich und brachen mit Tabus.
Oft kreiste Hammer dabei um ihr eigenes Leben, von der sexuellen Befreiung (X, 1973) bis zur Krebserkrankung (A Horse is Not A Metaphor, 2008). Aber sie experimentierte auch mit Filmmaterial; für die Arbeit Blue Film No 6: Love Is Where You Find It (1998) schnitt sie beispielsweise den männlichen Protagonisten aus einem Pornostreifen und beließ nur die beiden weiblichen Parts.
Am Montag veranstaltet KOW eine Premierenparty, denn Hammer präsentiert auf der Berlinale zwei neue Arbeiten:
In Maya Deren’s Sink (2010) reflektiert die Künstlerin das Vermächtnis der 1961 verstorbenen Filmemacherin und Theoretikerin Maya Deren auf ihre Privaträume. Deren unterlief die Konventionen des amerikanischen Erzählkinos und gilt als Vorreiterin des experimentellen Films. Und für das Projekt Generations (2010) arbeitete Hammer mit der 40 Jahre jüngeren queeren Filmemacherin Gina Carducci. Sie filmten in einem gealterten Vergnügungspark, bearbeiteten das Material (digital und analog) unabhängig voneinander. Die daraus entstandene Arbeit ist ein Experiment über das Altern und die Weitergabe von Tradition des experimentellen Films.
Und wem das noch immer nicht reicht: Nächsten Mittwoch spricht Barbara Hammer beim Berlinale Talentcampus im HAU. Das Thema: Making Movies Out of Sex and Life.
18 Uhr | 11. Februar 2011 | KOW | Brunnenstraße 10 | Berlin Mitte