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Zurücklehnen und genießen

© Lichtblick

Das Kino Lichtblick zeigt derzeit eine Film Noir-Reihe.

Heute wäre ein guter Tag, um zu Hause zu bleiben. Vor allem, weil sich Freitag die Ausstellungseröffnungen häufen. Eine lässige Alternative bietet das Kino Lichtblick. Es zeigt bis zum 19. Januar die düsteren Detektivfilme aus den Vierzigern und frühen Fünfzigern, in denen die Frauen noch verführerisch sind und die Männer gefährlich.

Heute Abend läuft der Klassiker Out of the Past (1947) von Jacques Tourneur. Jeff betreibt eine Tankstelle in einer amerikanischen Kleinstadt, als ihn seine Vergangenheit als Detektiv in New York einholt. Seine Liaison mit der Geliebten eines Klienten hatte damals eine tragische Wendung genommen … Zu Recht vermutet Jeff eine Falle, als ihn sein ehemaliger Auftraggeber wieder anheuern will. Aber da ist es bereits zu spät.

Gewalt, Verbrechen und unglückliche Liebe in stilisierter Schwarz-Weiß-Ästhetik. Klingt doch nach einem guten Dienstag, oder?

22 Uhr | 11. Januar 2010 | Kino Lichtblick | Kastanienallee 77 | Berlin Prenzlauer Berg

 

Farbe tanken

Heute endet Color Fields im Deutschen Guggenheim.

Wer es bisher nicht geschafft hat, sollte sich Zeit für einen Besuch der Ausstellung zur Farbfeldmalerei nehmen. Das Deutsche Guggenheim zeigt 14 Werke von den wichtigsten Vertretern. Die Arbeiten, entstanden in den sechziger und siebziger Jahren, stammen aus der Sammlung des Guggenheim Museums in New York.

Die Ausstellung erscheint zwar übersichtlich. Dafür wirken die Werke umso eindrücklicher. Sie loten die Bandbreite des Color Field Painting aus – und die reicht von in Farbe getränkten Leinwänden wie bei Helen Frankenthaler bis hin zu peniblen Arrangements, etwa von Gene Davis. Eindrücklich auch, weil die Künstler die Sinne des Betrachters herausfordern. Die Bildflächen flirren, vibrieren, täuschen. Die Zusammenstellung jedenfalls überzeugt. Und auch wenn der Rothko im Durchgang der Mühe nicht wert gewesen wäre, sind Arbeiten wie Harran II (1967) von Stella grandios.

Das Beste: Gerade weil die Ausstellung dabei sehr kompakt ist, reicht die Mittagspause völlig für Color Fields. Es sei denn, man möchte sich auch die Dokumentationen und Künstlerinterviews anschauen.

10 Uhr | 10. Januar 2011 | Deutsche Guggenheim |  Unter den Linden 13/15 | Berlin Mitte

 

Ein bißchen Wahnsinn auf den Sonntag Abend

© Arno Déclair

Der Heiler hinterfragt die Grenze zum Krankhaften.

Mit ein wenig Glück gibt’s noch Restkarten für die Uraufführung von Der Heiler in den Kammerspielen. In dem Monolog von Oliver Bukowski rekapituliert der Psychotherapeut Matthes Grebenhoeve, wie es dazu kommen konnte, dass man ihn nackt neben seiner toten Patientin fand. Plötzlich ist er sich nicht mehr sicher, wer von beiden eigentlich ein Problem hatte. Sein Beruf und die Gesellschaft erscheinen ihm in einem neuen Licht.

Wer an der Abendkasse leer ausgeht, kann die Inszenierung von Piet Drescher Ende des Monats besuchen.

20 Uhr | 09. Januar 2011 | Kammerspiele am DT | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte

 

Totgesagte leben länger

Mit Nekrophilie ist Liebe zur Zukunft beginnt die Volkbühne ihre neue Dialogreihe mit Toten. Das Zitat stammt von Heiner Müller, der Hauptperson der heutigen Veranstaltung. Anlässlich des 82. Geburtstags des 1995 verstorbenen Autors hat René Pollesch einen Theatertext entwickelt. Er geht aus von Müllers Beobachtungen zur Situation des Menschen im ausgehenden 20. Jahrhundert. Ein Chor trägt die Gedanken vor.

Anschließend läuft NEKRomantik 2 – Die Rückkehr der liebenden Toten (1991) von Jörg Buttgereit. Der Splatterfilm erzählt die Liebesgeschichte einer Lebenden, eines Toten und eines Sterbenden. Marianne kann ihre Leidenschaft für die Leiche des Ex nicht einmal zugunsten ihrer neuen Liebe zu Mark unterdrücken. Einen Ausweg sieht sie in dessen Tod…

Zum zwanzigsten Geburtstag des Klassikers gibt es live-Musik von Hauptdarstellerin Monika M. sowie André Abshagen, Julie Miess und Jens Friebe. Außerdem diskutieren beim Filmgespräch der Regisseur und die Hauptdarstellerin mit dem Filmwissenschaftler Stefan Höltgen und dem Journalisten Detlef Kuhlbrodt.

Gesprächsbedarf besteht bei so einem Abendprogramm garantiert.

18 Uhr | 09. Januar 2010 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte

 

Pflichttermin im Niemandsland

Nächste Woche endet die Gruppenausstellung Tacticts of Invisibility bei Tanas.

Alle, die die Arbeiten der türkischen Künstler noch nicht gesehen haben, sollten sich schleunigst auf den Weg in die Heidestraße machen. Dazu bietet sich besonders der Samstag mit dem TANAS talk über Unsichtbarkeit in der Kunst an.

Der Kunsthistoriker Sebastian Egenhofer untersucht die Kunstgeschichte auf Darstellungen des Unsichtbaren, etwa in Form von Verweisen oder allegorischen Darstellungen. Dabei fragt er auch nach dem Einfluss technischer Medien, wie der Fotografie. Anschließend vergleichen Egenhofer und Nico Anklam die Werke der Ausstellung mit anderen Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Bei der abschließenden Führung sollte also keine Frage mehr offen sein!

16 Uhr | 08. Januar 2011 | Tanas | Heidestrasse 50 | Berlin Mitte

 

Jeder darf AUSREDEN!

© Sebastian Bolesch

Prinzessinenbad-Regisseurin Bettina Blümner macht jetzt auch Theater. Am HAU präsentiert sie Der Familienrat.

Die Filmemacherin begleitete die Pilotphase des Projektes „Familienrat“. Die Jugendämter wollen damit Familien zur eigenverantwortlichen Lösung sozialer oder familiärer Konflikte anleiten. Auf der Basis dieser Filmaufnahmen hat Blümner einen Theaterabend entwickelt. Sechs Darsteller stellen sich darin dem Familienwahnsinn – immer schön nach den Familienrat-Regeln…

Weil sich Berlin derart auf die Probleme Anderer freut, sind bereits zwei Zusatzvorstellungen anberaumt.

20 Uhr | 7.-10. Januar 2011 | HAU 3 | Tempelhofer Ufer 10 | Berlin Kreuzberg

 

Abstrakte Raumerfahrung

© Trevor Good

Die Tanztage Berlin werden 20.

Elf Tage lang präsentieren die Sophiensaele junge Berliner Experimente in zeitgenössischem Tanz und Choreographie.

Vielversprechend könnte die Performance von Antje Velsinger und Markus Popp alias Oval sein. Die Choreografin und der Produzent abstrakter elektronischer Musik präsentieren wall / paper / wall. Das 30-minütige Stück de- und rekonstruiert Räumlichkeit im weitestmöglichen Sinne.

Samstag gibt ab 22.30 Uhr zusätzlich ein Live-Set von Oval.

18 Uhr bzw. 19.30 Uhr | 07.-09. Januar 2011 | Sophiensaele | Sophienstraße 18 | Berlin Mitte

 

Musik von Geisterhand

© VW/Soundfair

SOUNDFAIR und die Galerie VeneKlasen/Werner präsentieren Annika Eriksson.

Die schwedische Künstlerin übernimmt den dritten Satz der Klangperformance-Reihe Symphony. Musiker, Komponisten und bildende Künstler entwickeln hierfür Arbeiten, die zwischen Konzert- und Ausstellungssituationen vermitteln.

In Erikssons Arbeiten geht es um soziale Interaktion im Alltag. Für Symphony hat die Künstlerin The plan was sound; its execution faulty entwickelt. Das Werk verweist auf das Verblassen historischer Ereignisse und gescheiterter Utopien.

In einem verdunkelten Raum erklingt das Solidaritätslied (1929) von Hanns Eisler und Bertolt Brecht. Gespielt auf einem elektroakustischen Theremin, das keiner direkten Berührung bedarf, klingt die Arbeiterhymne seltsam entrückt…

Besser geht es nicht: Spannende Künstler zeigen intelligente Performances. Unbedingt hingehen!

19-21 Uhr | 07. Januar 2011 | VeneKlasen/Werner | Rudi-Dutschke-Strasse 26 | Berlin Mitte

 

Wissen, das die Welt nicht braucht

Der Projektraum General Public setzt Videokunst auf den Lehrplan.

Der Künstler Robert Heel hat sich auf das Genre „Lehrfilm“ spezialisiert. In seinen Instructional Films vermittelt er einer fiktiven Klasse absurdes Halbwissen. Dass ihn ursprünglich Lehrfilme aus den fünfziger und sechziger Jahren inspiriert haben, sieht man den Videos nicht mehr an; die Arbeiten sind definitiv eigenartig.

Interessanter als die Filmvorführung klingt die anschließende Performance Early American Avant-Garde. Heel mischt in Echtzeit alte Videos neu, Jan Hertz legt dazu auf.

Die Kuratoren können dem Publikum sicherlich erklären, was sie an den Arbeiten fasziniert.

20 Uhr | 07. Januar 2011 | General Public | Schönhauser Allee 167c | Berlin Mitte

 

Lenz im Loop

© Gregor Knueppel

Das Performancekollektiv andcompany&Co loopt Lenz am HAU.

Da hat sich andcompany&Co was Wildes vorgeknöpft: den Dreiakter Pandämonium Germanicum (1775) von Sturm & Drang Dichter J.M.R. Lenz. Lenz steigt darin mit Goethe zum Tempel des Ruhms herauf und verunglimpft die „Starliteraten“ seiner Zeit. Es ist eine Satire auf den Literaturbetrieb und den Geniekult.

Die Performer haben sich den groteskten Stoff von Lenz vorgenommen, also reanimiert und neu abgemischt. Da kommt dann nicht mehr nur Goethe vor. Sie stellen dem Rebell und Verlierer – in seinem Wahnsinn stirbt Lenz allein – einen Weiteren zur Seite: Bernward Vesper. Der Schriftsteller brachte sich 1971 in der Psychatrie um und hinterließ Teile seines Romans Die Reise. Darin geht es um seine Erfahrung als Sohn ein Nazidichters, Ex von Gudrun Ensslin und Drogen… Darüber hinaus haben andcompany&Co allerlei aktuelle Bezüge aufgetan. Und so liest sich die Ankündigung, als könnte der Abend ein großer Spaß werden – oder anstrengend.

20 Uhr | 06. sowie 8.-11. Januar 2011 | HAU 2 | Hallesches Ufer 32 | Berlin Kreuzberg