Letztes Jahre holte Julian Heun den Titel. Dieses Jahr fordern ihn u.a. Micha Ebeling, Till Reiners oder Mischa Sarim Verollet heraus. Das Publikum entscheidet, wer Berlin dann auf den Poetry-Slam-Meisterschaften in Hamburg vertritt. Den Abend moderieren die Slam-Veteranen Marc-Uwe Kling und Wolf Hogekamp.
Wem das zu arriviert ist: Der Tagesspiegelbespricht die ausgefalleneren Poetry Formate.
20 Uhr | 30. Dezember 2010 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
Seit 2004 veranstalten die Politologin Ulrike Sterblich und die Psychologin Stese Wagner alias Supatopcheckerbunny und Hilfscheckerbunny die Talk- und Lesungsserie Berlin Bunny Lectures. In Kooperation mit der Zentralen Intelligenz Agentur laden die Häschen Experten zu den unterschiedlichsten Themen ein, um mit ihnen auf der Bühne zu diskutieren. Dabei unterstützen sie ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter, die Bunnygraphen Kirk Erbs und Cornelius Reiber.
Zum Thema Mentales Bewusstsein erweitern die Psychologin Katja Crone von der Berlin School of Mind and Brain und der Hirnforscher Kai Markus Schreiber aus Münster die Hasenrunde. Sie sollen etwa erklären, wo das Bewusstsein wohnt, was Fische denken und ob wir wirklich existieren. Dazu gibt es Musik von Jens Friebe.
P.S.: Vor seiner Fleischwerdung war das Supatopcheckerbunny übrigens ein Comiccharakter im Satiremagazin Titanic, denSterblich gemeinsam mit dem Zeichner Tex Rubinowitz entwickelt hatte.
20 Uhr | 29. Dezember 2010 | Kulturbrauerei/nbi | Schönhauser Allee 36 | Berlin Prenzlauer Berg
Das post theater macht Station im Radialsystem. Dort präsentiert der interdisziplinäre think thank seine neuste Produktion – und zwar in einer Tankstelle. Sie ist der Kulisse des Musikfilms Die Drei von der Tankstelle (1930) nachempfunden.
Auch The Four of the Gas Station handelt von drei Freunden, die eine Tankstelle eröffnen wollen und dafür ihr Auto verkaufen. Wie es sich für einen ordentlichen Theater-Multimediakunst-Hybrid gehört, spielt das Stück jedoch in der Neuzeit, genauer: vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise. Die Performance fragt nach dem Wert der Freundschaft in Zeiten von Ressourcenknappheit und Ölkatastrophen.
Spannender als der Inhalt klingt dabei das Format: Das post theater verspricht eine Mischung aus Geisterbahn, Theater und Kunstinstallation. Außerdem folgen einer Performance jeweils nur vier Zuschauer. Täglich finden bis zu zwölf Performances statt, wahlweise auf Englisch oder Französisch. Die Karten müssen unter ticket@posttheater.com vorbestellt werden.
Das Beste: Weil eine Performance maximal 45 Minuten dauert, bleibt für Langeweile gar keine Zeit!
ab 16 Uhr | 28.-30. Dezember 2010 | Radialsystem V | Holzmarktstraße 33 | Berlin Friedrichshain
Die Kuratoren haben 600 Exponate zusammengestellt sowie 400 Fotos, Plakate und Filme ausgesucht. Die Ausstellung soll beantworten, wie es zu den Verbrechen der NS-Diktatur kommen konnte. Sie belässt es jedoch bei einem vorsichtigen Kratzen an der Oberfläche des Führerkults.
Vielleicht liegt es an einer Mischung aus historischem Interesse und dem im Tagesspiegelbeschworenen „Sündenstolz“, dass Hitler und die Deutschen die Besucher trotzdem anzieht. Am Montag nach den Weihnachtsfeiertage ist Berlin auf jeden Fall noch ziemlich verlassen – eine günstige Gelegenheit also, um sich ein eigenes Bild von der Schau zu machen.
Das Episodenstück von Dea Loher lässt zwölf traurige Gestalten in den unterschiedlichsten Konstellationen aufeinandertreffen. Sie alle hadern mit ihrem Schicksal und – ob sie um ihre Existenz bangen, anstehende Veränderungen fürchten oder an der Einsamkeit zerbrechen – stehen irgendwie am Abgrund.
Der Versicherungsmakler Finn ist seines Lebens überdrüssig, während seine Schwester von einem Naturschutzgebiet phantasiert und ihr Vater sich nur ganz normal unterhalten möchte. Josef kämpft für sein ungeborenes Kind, das Freundin Mira auf keinen Fall bekommen möchte. Beim Ehepaar Schmidt stürzt ein Eindringling das penibel geregelte Leben ins Chaos, um nur einige Beispiele zu nennen.
Während die einen resignieren, steigern sich die anderen in Hysterie. Entsprechend sind die Begegnungen manchmal anrührend, meistens aber komisch. Jedenfalls unterhält die Inszenierung von Andreas Kriegenburg streckenweise ziemlich gut. Nur nerven die überdrehten Figuren nach einiger Zeit und machen aus der laut Tagesspiegel „abgründigen Untiefenhandlung“ eine Geduldsprobe.
18 Uhr | 25. Dezember 2010 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte
Alleine feiert sich Weihnachten am Besten an einem Tresen. Und dann bleibt als Alternative zum einsamen Wodka noch die Volksbühne. Die feiert nämlich schon zum zweiten Mal mit Wladimir Kaminer.
Diesmal liest er aus Weihnachten auf Russisch, der Textsammlung seiner Frau Olga u.a. mit Texten von Gogol und Nabokov. Außerdem stellt er eigene, teilweise unveröffentlichte Geschichten vor sowie weihnachtliche Nachtlieder weißrussischer Partisanen. Der Videokünstler Lillevan Pobjoy sorgt für ein feierliches Ambiente.
Wem darüber tatsächlich noch festlich zu Mute wird, der könnte eine Kurzstrecke zur Mitternachtsmesse im Berliner Dom nehmen – bevor er zurück zur Russendisko in den Roten Salon fährt und bei Revolution Rock die heilige Nachtausklingen lässt.
Frohe Fest!
21 Uhr | 24. Dezember 2010 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
In der Philharmonie gibt es russische Werke und russische Interpreten.
Zumindest für alle nicht-erkälteten Berliner ein möglicher Zeitvertreib: Valery Gergiev dirigiert die Berliner Philharmoniker durch Rodion Schtschedrin, Sergej Rachmaninow und Modest Mussorgsky. Am Klavier premiert der aus Irkutsk stammende Denis Matsuev. Die Einführungsveranstaltung beginnt eine Stunde früher.
20 Uhr | 22. Dezember 2010 | Philharmonie | Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten
Roger Vontobel inszeniert Arthur Millers Broadway Stück Alle meine Söhne– mit mäßigem Erfolg. Unspannend wie ein Vorabendfilm lautet das Urteil der Kritiker.
Vontobel reduziert Millers Broadway Erfolg von 1947 zu einer blutleeren Familienaufstellung. Der Besuch der zukünftigen Schwiegertochter bringt die Rollrasenidylle der Familie Keller zum Bröckeln. Die Verlobte war zuvor nämlich nicht nur mit dem älteren, nun im Krieg vermissten Sohn zusammen. Sie ist überdies die Tochter vom inhaftierten Geschäftspartner des Vaters. Ihre gemeinsame Firma hatte defektes Material an die Air Force geliefert. Die Situation eskaliert.
Liest man sich durch die Nachtkritik, fällt eben diese Eskalation reichlich seicht aus. Die Süddeutsche Zeitung schmäht die „glatte Fernsehfilm-Dramaturgie“. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung findet zudem die Live-Übertragung der „Deklamationsmonotonie“ unglücklich. Und während beim Tagesspiegelnur der „Eindruck leicht kitschiger Fernsehdramatik von gestern“ bleibt, reicht es für die Berliner Morgenpost immerhin noch zu einem Vorstadtkrimi.
Die Vorzüge gegenüber einem Fernsehabend auf der Couch? 1. Keine Werbung, 2. Niemand redet rein, 3. Gutes Training für das Weihnachtsessen.
20 Uhr | 21. Dezember 2010 | Kammerspiele des Deutschen Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte
Klassisches Ballett zu Tschaikowsky ist das Kitschigste, was ich mir vorstellen kann. Und gerade deswegen ist es jedes Jahr ein Ding der Unmöglichkeit Karten für den Nussknacker in der Version von Patrice Beart zu bekommen – zumindest in der Vorweihnachtszeit.
19.30 & 19 Uhr | 21. & 26. Dezember 2010 | Deutsche Oper | Bismarckstraße 35 | Berlin Charlottenburg