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Musik statt Theorie

David Levine & Band © The Office

Im Salon Populaire gibt’s heute mal keine schlauen Konversationen, sondern ein Konzert.

Mit From the department of bad moods #2: Places sind der Künstler David Levine & seine Künstlerkollegen bereits zum zweiten Mal zu Gast in den Kunstsaelen. Der Abend steht unter dem Motto „the deleterious effects of travel“ – und darin dürften sich die vier vielbeschäftigten Jungs auskennen. Der Fotograf Joe Dilworth und der Künstler Viktor Timofeev machen zwar nebenher ’nur‘ Musik. Aber der Maler Daniel Kingery kuratiert außerdem und Levine dreht Filme. Drinks gibt’s natürlich auch.

Und wenn man schon mal da ist: Im gegenüberliegenden Raum zeigt die Galerie Aanant & Zoo Michael Dreyer und Sven-Ole Frahm.

20 Uhr | 23. März 2011 | Salon Populaire | Bülowstraße 90 | Berlin Schöneberg

 

Eine musikalische Herausforderung

Philip Jeck © Dave Knapik

Das Festival MaerzMusik bietet heute gleich zwei Highlights: Ein Loop-Konzert in der Philharmonie sowie ein Performance-Experiment im Berghain brechen mit den Hörgewohnheiten des Publikums.

Von der Philharmonie zum Berghain, das klingt nach einem verwegenen Plan für einen Dienstag. Aber heute sprechen zwei ziemlich gute Gründe dafür. Erst zelebriert die Intermedia-Konzertperformance TablesAreTurned von Bernhard Lang und Philip Jeck den Loop als Meilenstein der modernen Ästhetik. Dann macht der japanische Komponist und Klangkünstler Yutaka Makino das Publikum zum Versuchsobjekt seiner performativen Installation Conflux.

Lang und Jeck verbindet ihr Interesse für den Plattenspieler als Improvisations-Instrument zeitgenössischer Kompositionen. Mit ihrem komplementären Ansatz ergänzen sie sich prächtig: Während der Komponist Lang Ensembles in vibrierende Turntables verwandelt, hat sich Jeck als Dirigent alter Schallplattenspieler einen Namen gemacht. Beide erarbeiten bereits seit geraumer Zeit gemeinsam Stücke für Orchester und Ensembles. Bei der Uraufführung von TablesAreTurned in der Philharmonie unterstützt sie diesmal das Ensemble Alter Ego.

Ziemlich dunkel und ganz schön laut wird es im Berghain, wo Makino mit der Raum- und Körperwahrnehmung des Publikums experimentiert. Wenn der nicht gerade aktuelle Forschungserkenntnisse aufgreift, führt er nämlich kurzerhand eigene Untersuchungen durch. Dazu schafft er künstliche visuelle und akustische Situationen und macht den Zuschauer beziehungsweise Zuhörer zum aktiven Teil der Installation. Conflux basiert übrigens auf der Theorie der psycho-ökologischen Wahrnehmung von James J. Gibsons zur Interaktion des Wahrnehmenden mit gewissen Eigenschaften seiner Umwelt.

Wer noch mit den Nachwirkungen des Wochenendes kämpft, ist in der Philharmonie sicherlich besser aufgehoben. Ansonsten gilt: Tagsüber Kräfte sparen und Abends Performance-Marathon.

20 Uhr | 22. März 2011 | Kammermusik der Philharmonie | Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten

22 Uhr & 23.15 Uhr | 22. März 2011 | Berghain | Am Wriezener Bahnhof | Berlin Friedrichshain

 

Konzert für Japan

Das Konzert in der Gedächtniskirche kommt den Opfern in Japan zugute.

Am späten Samstagabend findet in der Gedächtniskirche ein Konzert statt, an dem unter anderem die Cellisten der Berliner Philharmoniker mitwirken. Die Musiker spielen Stücke von Christoph Bernhard, Dietrich Becker und Arvo Pärt sowie Bach, Ravel und Verdi. Statt Eintritt wird um Spenden gebeten.

22.30 Uhr | 19. März 2011 | Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche | Breitscheidplatz 1 | Berlin Charlottenburg

 

Für Ohren und Augen: eine Woche MärzMusik

Intonarumori, Transart, 2010 © Gregor Kuehn

Das Festival für aktuelle Musik feiert sein 10-jähriges Jubiläum. Das Leitmotiv 2011 lautet „Klang Bild Bewegung“.

Die digitalen Medien haben die technische Umsetzung des Gesamtkunstwerkes vereinfacht. Nur macht das intermediale Arbeiten noch lange nicht zu Kunstwerken. Mit dem Festival MärzMusik präsentieren die Berliner Festspiele sowie diverse Kooperationspartner gelungene oder zumindest erfolgsversprechende Projekte. Bei den Beiträgen handelt es sich nämlich oft um Auftragsarbeiten, erklärt der Festivalleiter Matthias Osterwold im Interview mit dem Tagesspiegel.

Für dieses Jahr haben sich die Musiker und Künstler mit dem Verhältnis von Musik und bewegten Bildern auseinandergesetzt. Und so reicht das einwöchige Programm von neuer Musik zu alten Filmen über musikalische Videokunst bis hin zu Performance-Installationen.

Weil das Festpielhaus wegen Renovierung derzeit geschlossen hat, befinden sich die Spielstätten über die Stadt verteilt. Rebecca Sander eröffnet das Festival heute Abend im Café Moskau. Musiker und Zuhörer erlaufen sich dort ihre Komposition Chroma. Außerdem gedenkt Michael Vorfeld der Glühlampe mit seiner Klanginstallation Light Bulb Music.

Am Samstag begleitet dann das Ensemble Modern in der Volksbühne die restaurierte Fassung von Metropolis (1927) mit Musik von Martin Matalon. Und im Babylon Mitte vertont die Komponistin Misato Mochizuki das proto-feministische Drama Taki no shirato (1933) von Kenji Mizoguchi. (Im Babylon finden während des Festivals übrigens auch die Mitternachtscreenings von Filme hören statt. Dort werden Filme gezeigt, die nicht zuletzt aufgrund ihrer außergewöhnlichen Tonspur Bedeutung erlangt haben.)

Im Radialsystem V lärmt am Sonntag Das Orchester der Futuristischen Geräuscherzeuger oder kurz: der Intonarumori. Die Intonarumori gehen zurück auf einen Entwurf von Luigi Russolo (1885–1947). Der futuristische Maler und Komponist präsentierte 1913 Instrumente für die Musik eines von Großstädten und Maschinen geprägten 20. Jahrhunderts. Zwar gingen die Originale verloren. Aber die italienische Komponistin Luciano Chessa hat für das Performa Festival in New York 16 der Geräuscherzeuger rekonstruiert und zeitgenössische Komponisten wie Blixa Bargeld und Mike Patton um neue Werke gebeten – und das sind nur einige der vielen Optionen für dieses Wochenende.

Falls das ohnehin schon verplant sein sollte: In der Philharmonie tritt Montag das New Yorker Ensemble Alarm Will Sound auf. Die 20-köpfige Truppe hat sich auf die Bearbeitung elektronischer Musik für akustische Instrumente spezialisiert. Und im Hamburger Bahnhof findet What Got You Here, Won’t Get You There statt, eine Performance-Installation des isländischen Künstlers und Musikers Egill Sæbjörnsson und der brasilianischen Regisseurin und Schauspielerin Marcia Moraes.

Nein, kein Aufatmen. Der Rest der Woche wird ähnlich turbulent; der Download des Festivalprogramms lohnt sich also.

18.-24 März 2011 | siehe Programm

 

Eine sichere Nummer

Simon Rattle © Monika Ritterhaus / Berliner Philharmoniker

Simon Rattle und Daniel Barenboim geben in der Philharmonie ein Benefizkonzert zur Sanierung der Staatsoper Unter den Linden.

Der Chefdirigent der Philharmoniker und der Generalmusikdirektor der Staatsoper machen mal wieder gemeinsame Sache, diesmal für den guten Zweck. Die Umsetzung klingt tatsächlich spannend: Rattle dirigiert Barenboim, die Staatskapelle spielt in der Philharmonie. Dafür setzen die beiden auf Altbewährtes.

Die Staatskapelle spielt unter dem Dirigat von Rattle Beethovens Drittes Klavierkonzert – mit Barenboim als Klaviersolist. Daran schließt eine Konzertversion des Zweiten Aktes aus Richard Wagners Tristan und Isolde. Bei den Wagner Sängern Violeta Urmana, Robert Dean, Franz Josef Selig Smith sowie Lioba Braun handelt es sich um Rattles Wunschbesetzung. Mit ihnen führte er die Oper bereits in Wien auf.

Natürlich verzichten alle Beteiligen auf Gage. Sämtliche Einnahmen fließen in die Sanierung der Lindenoper. Obwohl Rattle und Barenboim bereits 2008 mit der Planung begannen, gibt es noch immer Karten für das heutige Konzert. Dabei sollte man sich diese Begegnung nicht entgehen lassen. Und sei es nur für die Oper.

20 Uhr | 15. März 2011 | Philharmonie | Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten

 

Ein DJ-Set der anderen Art

Die Yellow Lounge präsentiert den Pianisten Francesco Tristano.

Endlich. Ein Highlight. Der 29-jährige Konzertpianist Francesco Tristano überrascht derzeit als Artist in Residence der Hamburger Symphoniker. Denn Tristano begnügt sich weder mit dem spielen fremder Werke, noch dem komponieren eigener Stücke. Er ist außerdem ein Meister der fließenden Übergänge, ein DJ am Piano. Tristano bewegt sich dabei ebenso selbstverständlich in der Klassik wie im Techno.

Im Cookies präsentiert Tristano heute Abend sein Konzeptalbum bachCage (2011). Darauf verbindet er Klavierstücke von Johann Sebastian Bach und John Cage zu einem Recital, das Ersteren moderner und Letzteren weniger ungestüm klingen lässt. Seine Devise: »Ein gutes Piano-Recital ist wie ein DJ-Set.«

Mehr über Tristano gibt’s im Interview mit der ZEIT; Ulrich Stock hat den Pianisten auf einer Zugfahrt von Berlin nach Halberstadt begleitet.

21 Uhr | 14. März 2011 | cookies | Friedrichstrasse 158-164 | Berlin Mitte

 

Entertainment-Kunst

Apparatjik © Photo: Vincent Furuholmen

Die Neue Nationalgalerie präsentiert The Apparatjik Light Space Modulator.

Das Künstlerkollektion um die Musiker Guy Berryman, Jonas Bjerre, Magne Furuholmen und Martin Terefe Apparatjik arbeitet im Grenzbereich von Kunst und Populärkultur. Die Gründer arbeiten nicht nur mit verschiedenen Künstlern oder Designern zusammen, sondern auch mit Wissenschaftlern wie Astrophysikern oder Kunsthistorikern. In der Neuen Nationalgalerie präsentiert Apparatjik nun ein Einzelprojekt, das Popkultur und Dada-Exzentrik vereint: The Apparatjik Light Space Modulator umfasst eine Installation sowie drei Konzert-Performances.

Die Installation ist eine Hommage an die visuellen Experimente von László Moholy-Nagy, insbesondere seinen Licht-Raum-Modulator (1930). Ein Kubus projiziert bewegte Bilder durch die Glashalle der Neuen Nationalgalerie bis in den Stadtraum. Im Rahmen der Ausstellung finden außerdem drei Konzerte statt, die an die Meta-Musik-Festivals anknüpfen, die in den Siebzigern in der Neuen Nationalgalerie stattfanden.

Samstagabend eröffnet die Apparatjik-Ausstellung mit einer ersten Konzert-Performance. Tickets gibt’s auf www.apparatjik.com. („please to not call museum people about tickets. / they do not have. / apparatjik at neue nationalgalerier in berlin / shurely shome mischtake…? / njet, nix, nein, no.“)

P.S.: Zum Abschluss der Ausstellung wird Apparatjik mit dem Deutschen Kammerorchester eine interaktive Komposition aufführen. Der Konzerttermin fällt auf den 125. Geburtstag Mies van der Rohes, des Architekten der Neuen Nationalgalerie; Moholy-Nagy und van der Rohe unterrichteten beide am Bauhaus.

21 Uhr | 12. März 2011 | Neue Nationalgalerie | Potsdamer Straße 50 | Berlin Schöneberg

 

Ein musikalisches Gruppenexperiment

Das Solistenensemble Kaleidoskop fällt mit dem Konzertessay 1.2.2.4.4 – eine Metapraxis einmal mehr aus der Rolle.

Die Kammermusikformation Kaleidoskop sprengt verlässlich die Grenzen des gängigen Konzertformats, so auch mit 1.2.2.4.4. Der Konzertessay behandelt die Dynamik zwischen dem einzelnen Musiker und dem Ensemble sowie die Erwartungen, die man an sie richtet.

In einem bürgerlichen Wohnzimmer probiert das Ensemble aus, was es bedeutet, wenn die Musik sie in ihrer Professionalität stört. Die Musiker spielen dazu die unterschiedlichsten Stücke von Johann Sebastian Bach über John Cage bis James Dillon. Und wie das bei Experimenten so ist, fällt das Ergebnis mal interessant aus – und manchmal gibt es gar keines.

20 Uhr | 08. & 09. März 2011 | Radialsystem V | Holzmarktstraße 33 | Berlin Friedrichshain

 

CYCLO. ID r-n127

Das japanisch-deutsche Kooperationsprojekt cyclo. produziert digitale Kunst.

Seit über zehn Jahren arbeiten die Künstler und Musiker Ryoji Ikeda und Carsten Nicolai an der Schnittstelle von Sound und Bild. Sie übersetzen Stereosignale in Grafiken und verfügen inzwischen über ein riesiges Archiv mit Sounds/Visuals. Zum Erscheinen ihres neuen Albums CYCLO. ID r-n127 performen sie im Eternithaus. Unbedingt sehens- und hörenswert.

18 Uhr | 06. März 2011 | Tiergarten Eins (Eternithaus) | Altonaer Straße 1 | Berlin Tiergarten

 

Stümpern als Kunstform

Die amerikanische Band Tu Fawning spielt im Comet.

Bequem geht anders. Aber deswegen findet der Tonträger das Debütalbum Heart on Hold so aufregend. Heute Abend zeigen die Jungs und Mädels aus Portland in Berlin was man unter „Antique-Dance-Tribal-Gospel“ zu verstehen hat.

20 Uhr | 05. März 2011 | Comet | Falckensteinstraße 47 | Berlin Kreuzberg