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Liebe um jeden Preis

GELDIGELD / DIE KAMELIENDAME from Volksbühne Berlin on Vimeo.

Sophie Rois spielt Die Kameliendame an der Volksbühne.

Die Schauspielerin Sophie Rois hat sich einmal mehr eine faszinierende Rolle gesucht. Das Drama um die Kurtisane Marguerite Gautier hat sie der Volksbühne selbst vorgeschlagen, gemeinsam mit dem Regisseur Clemens Schönborn. Die Kameliendame beruht auf dem gleichnamigen Roman (1848) von Alexandre Dumas dem Jüngeren, der auch die Theaterfassung (1952) entwickelte. Schönborn bedient sich für die Inszenierung außerdem der Musik aus Giuseppe Verdis Oper La Traviata (1853). Auch die greift die Geschichte der Kameliendame auf.

Das passiert: Die Kurtisane Marguerite Gautier führt ein selbstbestimmtes Leben in dekadentem Luxus. Sie allein entscheidet, wem sie die Gunst ihrer Zuneigung erweist. Ihre Gefühle kommen die Liebhaber natürlich sehr teuer zu stehen. Doch auch die Kameliendame ist schließlich bereit, ihre materielle Sicherheit für die Liebe aufzugeben. Am Ende scheitert sie trotzdem an den Konventionen der Gesellschaft.

Rois sagt, dass sie an dem Stoff das Unwiederbringliche reize, der verlorene „Glanz des Geldes in der Frühzeit des Kapitalismus“. Man darf also gespannt sein, wie sie die kompromisslose Haltung der Kameliendame verkörpert. Zur Einstimmung auf die Premiere hier noch einige Begegnungen der ZEIT-Redakteurin Katja Nicodemos mit der Schauspielerin.

19.30 Uhr | 16. März 2011 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte

 

Eine sichere Nummer

Simon Rattle © Monika Ritterhaus / Berliner Philharmoniker

Simon Rattle und Daniel Barenboim geben in der Philharmonie ein Benefizkonzert zur Sanierung der Staatsoper Unter den Linden.

Der Chefdirigent der Philharmoniker und der Generalmusikdirektor der Staatsoper machen mal wieder gemeinsame Sache, diesmal für den guten Zweck. Die Umsetzung klingt tatsächlich spannend: Rattle dirigiert Barenboim, die Staatskapelle spielt in der Philharmonie. Dafür setzen die beiden auf Altbewährtes.

Die Staatskapelle spielt unter dem Dirigat von Rattle Beethovens Drittes Klavierkonzert – mit Barenboim als Klaviersolist. Daran schließt eine Konzertversion des Zweiten Aktes aus Richard Wagners Tristan und Isolde. Bei den Wagner Sängern Violeta Urmana, Robert Dean, Franz Josef Selig Smith sowie Lioba Braun handelt es sich um Rattles Wunschbesetzung. Mit ihnen führte er die Oper bereits in Wien auf.

Natürlich verzichten alle Beteiligen auf Gage. Sämtliche Einnahmen fließen in die Sanierung der Lindenoper. Obwohl Rattle und Barenboim bereits 2008 mit der Planung begannen, gibt es noch immer Karten für das heutige Konzert. Dabei sollte man sich diese Begegnung nicht entgehen lassen. Und sei es nur für die Oper.

20 Uhr | 15. März 2011 | Philharmonie | Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten

 

Ein DJ-Set der anderen Art

Die Yellow Lounge präsentiert den Pianisten Francesco Tristano.

Endlich. Ein Highlight. Der 29-jährige Konzertpianist Francesco Tristano überrascht derzeit als Artist in Residence der Hamburger Symphoniker. Denn Tristano begnügt sich weder mit dem spielen fremder Werke, noch dem komponieren eigener Stücke. Er ist außerdem ein Meister der fließenden Übergänge, ein DJ am Piano. Tristano bewegt sich dabei ebenso selbstverständlich in der Klassik wie im Techno.

Im Cookies präsentiert Tristano heute Abend sein Konzeptalbum bachCage (2011). Darauf verbindet er Klavierstücke von Johann Sebastian Bach und John Cage zu einem Recital, das Ersteren moderner und Letzteren weniger ungestüm klingen lässt. Seine Devise: »Ein gutes Piano-Recital ist wie ein DJ-Set.«

Mehr über Tristano gibt’s im Interview mit der ZEIT; Ulrich Stock hat den Pianisten auf einer Zugfahrt von Berlin nach Halberstadt begleitet.

21 Uhr | 14. März 2011 | cookies | Friedrichstrasse 158-164 | Berlin Mitte

 

Die gute alte Avantgarde

Im Arsenal sprechen zwei Pioniere des unabhängigen Kinos: P. Adams Sitney und Ulrich Gregor erinnern sich.

Die Gesprächspartner verbindet ihr Einsatz für den unabhängigen Film. P. Adams Sitney hat nicht nur Visionary Film (1974) verfasst, das Standardwerk zum Avantgardefilm, sondern ist auch Mitbegründer der Anthology Film Archives. Der Filmhistoriker Ulrich Gregor war wiederum beteiligt an der Institutsgründung des Arsenal.

Heute Abend diskutieren die beiden Pioniere über die Gründerjahre ihrer Institutionen in New York und Berlin. Dazu zeigen sie Kurzfilme wie Gloria! (1979) von Hollis Frampton, Notebook (1962) von Marie Menken oder Murder Psalm (1981) von Stan Brakhage.

20 Uhr | 14. März 2011 | Kino Arsenal | Potsdamer Straße 2 | Berlin Mitte

 

Träumen im Kino

Filmstill © Mathilde Rosier

Mystischen Tierwesen vor einsamer Kulisse: Das Babylon zeigt in der Reihe Videoart at Midnight Arbeiten von Mathilde Rosier.

Wer auf den Vernissagen noch nicht genug Kunst bekommen hat, dem kann im Kino Babylon geholfen werden. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zeigen der Sammler Ivo Wessel und der Galerist Olaf Stüber dort Videokunst von jungen Künstlern. Der Fokus der Reihe Videoart at Midnight liegt dabei auf narrativen Arbeiten, die eine große Leinwand verdienen.

Heute zeigen die Kuratoren der Filmkunstreihe vier Arbeiten von Mathilde Rosier. Die französische Künstlerin schafft durch die Kombination von Malerei, Film und Theater traumähnliche Sequenzen mit mystischen Tierwesen vor einsamer Kulisse.

24 Uhr | 11. März 2011 | Kino Babylon | Rosa-Luxemburg-Straße 30 | Berlin Mitte

 

Entertainment-Kunst

Apparatjik © Photo: Vincent Furuholmen

Die Neue Nationalgalerie präsentiert The Apparatjik Light Space Modulator.

Das Künstlerkollektion um die Musiker Guy Berryman, Jonas Bjerre, Magne Furuholmen und Martin Terefe Apparatjik arbeitet im Grenzbereich von Kunst und Populärkultur. Die Gründer arbeiten nicht nur mit verschiedenen Künstlern oder Designern zusammen, sondern auch mit Wissenschaftlern wie Astrophysikern oder Kunsthistorikern. In der Neuen Nationalgalerie präsentiert Apparatjik nun ein Einzelprojekt, das Popkultur und Dada-Exzentrik vereint: The Apparatjik Light Space Modulator umfasst eine Installation sowie drei Konzert-Performances.

Die Installation ist eine Hommage an die visuellen Experimente von László Moholy-Nagy, insbesondere seinen Licht-Raum-Modulator (1930). Ein Kubus projiziert bewegte Bilder durch die Glashalle der Neuen Nationalgalerie bis in den Stadtraum. Im Rahmen der Ausstellung finden außerdem drei Konzerte statt, die an die Meta-Musik-Festivals anknüpfen, die in den Siebzigern in der Neuen Nationalgalerie stattfanden.

Samstagabend eröffnet die Apparatjik-Ausstellung mit einer ersten Konzert-Performance. Tickets gibt’s auf www.apparatjik.com. („please to not call museum people about tickets. / they do not have. / apparatjik at neue nationalgalerier in berlin / shurely shome mischtake…? / njet, nix, nein, no.“)

P.S.: Zum Abschluss der Ausstellung wird Apparatjik mit dem Deutschen Kammerorchester eine interaktive Komposition aufführen. Der Konzerttermin fällt auf den 125. Geburtstag Mies van der Rohes, des Architekten der Neuen Nationalgalerie; Moholy-Nagy und van der Rohe unterrichteten beide am Bauhaus.

21 Uhr | 12. März 2011 | Neue Nationalgalerie | Potsdamer Straße 50 | Berlin Schöneberg

 

Gadhafi als Puppenspiel

© Dorit Agater

Der Puppenthriller King of the Kings arbeitet sich an Muammar al-Gadhafi ab.

Die Puppenspielerinnen Anna Menzel und Ivana Sajevic aka. lovefuckers interessieren sich ausschließlich für abgründige Themen. Jetzt eröffnen sie mit ihrem Puppenpolitthriller Kings of the Kings das Theater- und Performancefestival Freischwimmer. Das macht ab heute nämlich Station in den Sophiensælen. Angeblich wollten sie über Gadhafi schon ein Puppenspiel machen, bevor der Konflikt in Libyen ausbrach. Das Interesse wird nun um so größer sein.

19.30 Uhr | 10.-12. März 2011 | Sophiensaele | Sophienstraße 18 | Berlin Mitte

 

Theater auf dem Rücksitz

© Heiko Schäfer

Die Schaubühne verlagert mit Confessions die Bühne auf den Parkplatz.

Wer kennt sie nicht, diese Momente, in denen man auf engstem Raum und doch ohne Augenkontakt Dinge preisgibt, von den man dachte, sie niemals über die Lippen zu bringen. Das Performancestück Confessions handelt von intimen Bekenntnissen auf dem Rücksitz.

Sieben Autos hat Jan-Christoph Gockel in der Privatstraße vor der Schaubühne für das Autorentheaterfestival F.I.N.D geparkt. Die Zuschauer wandern von Rücksitz zu Rücksitz und treffen dort auf Schauspieler des Ensembles, die Stücke junger Autoren aufführen. In diesem Fall heißt das, dass sie beichten und bekennen. Denn Confessions hinterfragt unseren Impuls zur Selbstpreisgabe und die Lust am Exhibitionismus.

19, 20.30 & 22 Uhr | 10.-13. März 2011Schaubühne | Kurfürstendamm 153 | Berlin Wilmersdorf

 

Fallada Abend am Gorki

© Aufbau Verlag

Die Schauspieler Regine Zimmermann und Jan Josef Liefers stellen die Originalversion von Hans Falladas letztem Roman Jeder stirbt für sich allein (1947/2011) vor.

Als 1947 das Buch des gerade verstorbenen Schriftstellers Hans Fallada über den deutschen Widerstand veröffentlicht wurde, scherte das im Ausland niemanden. Als der Penguin Verlag 2010, mehr als 60 Jahre später, dann doch noch eine englische Version von Falladas letztem Roman herausgab, wurde Jeder stirbt für sich allein plötzlich zum internationalen Erfolg.

Der Aufbau Verlag veröffentlicht nun erstmals eine ungekürzte Fassung des Originalskripts. Außerdem enthält die Neuausgabe zeithistorische Dokumente. Der Roman basiert auf dem Schicksal des Berliner Ehepaars Hampel, das 1943 wegen seines Kampfs gegen das Nazi-Regime hingerichtet wurde. Fallada hatte die Gestapo-Akte des Falls gelesen und verfasste daraufhin in nicht einmal vier Wochen seine Erzählung über den Widerstand der einfachen Leute. Anna und Otto Quangel verlieren ihren Sohn im Krieg und verteilen daraufhin Flublätter in Berlin. In seinem Eifer merkt das Ehepaar nicht, dass ein Kommissar ihnen auf der Spur ist.

Wie es sich für einen Bestseller gehört, gibt’s zur Veröffentlichung der Originalfassung nicht einfach nur eine Lesung, sondern auch ein interessantes Podium. Der Literaturkritiker Hajo Steinert diskutiert gemeinsam mit dem Gorki-Intendanten Armin Petras sowie René Strien vom Aufbau Verlag. Auch der englische Verleger Adam Freudenheim ist bei dem Fallada-Abend im Gorki mit dabei.

19.30 Uhr | 09. März 2011 | Maxim Gorki Theater Berlin | Am Festungsgraben 2 | Berlin Mitte