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Chinas erster Nachhaltigkeitindex – mehr als Marketing?

Es ist der nächste Schritt zum „grüneren“ China: Die Hang Seng Company,  die den chinesischen DAX herausbringt, hat kürzlich den ersten Nachhaltigkeitsindex in China aufgelegt. Er soll es gerade ausländischen Kapitalgebern erleichtern, in  chinesische Firmen zu investieren, die bestimmte ökologische und soziale Standards erfüllen. Das Prinzip ist in Europa und den USA schon lange bekannt, der FTSE4Good oder der Dow Jones Sustainability-Index haben sich hier längst etabliert.

Zurzeit haben es 45 Firmen laut Homepage in den neuen Corporate Social Responsibility-Index (CSR) geschafft. Dazu gehören unter anderem der Ölkonzern PetroChina, die Reederei OOIL,  eines der größten Handelshäuser der Welt, Li&Fung, und der größte chinesische Stahlkonzern Baoshan Iron & Steel.

Wer Windanlagen-Hersteller oder Solarunternehmen erwartet, der ist hier also falsch am Platz. Denn der CSR-Index spiegelt zum einen Unternehmen mit dem größten Börsenwert wider. Und zum anderen ist er kein reiner Öko-Index, sondern nimmt die Unternehmen auf, die im Vergleich zu ihren Konkurrenten in der gleichen Branche relativ gut abschneiden.

Das in Hongkong beheimatete Unternehmen RepuTex bewertet die Unternehmen. Es ist übrigens nach eigenen Angaben das bislang einzige Unternehmen in China, das sich auf die Analyse von Umwelt-und Sozialstandards spezialisiert hat.

Doch auch wenn sich die Unnernehmen nun damit schmücken können, in einem Nachhaltigkeitsindex aufgenommen zu sein – in der alltäglichen Geschäftspolitik gibt es noch einigen Nachholbedarf. So kommt Oxfam in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass die Top-Unternehmen Chinas noch nicht einmal Mindeststandards in den Bereichen Umwelt und soziales Engagement erfüllen. Gerade bei den Zulieferfirmen gebe es erhebliche Problem:

„The survey findings revealed that companies generally lacked detailed initiatives or specific standard, regarding environment, supply chain and workplace nor they had effective monitoring system or target in place to mitigate undesirable effect.“

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt man übrigens auch in China selbst, da bedarf es keiner externen Bewertung. Die renommierte Akademie der Sozialwissenschaften bescheinigte chinesischen Unternehmen im vergangenen Jahr ebenfalls nur eine „schwache Performance“ bei Umwelt- und Sozialstandards.

 

Ecuador macht´s vor – Regenwald statt Erdöl

Die Idee ist simpel und genial: Ecuador verzichtet auf die Förderung eines milliardenschweren Ölvorkommens unter seinem Yasuni-Nationalpark mitten im Regenwald – und erhält im Gegenzug eine Milliardenspende der Vereinten Nationen. Seit zwei Jahren schon ist der Plan in der Welt. Gestern ist er ein großes Stück vorangekommen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und Ecuador unterzeichneten ein Abkommen, nachdem der Staat  die 846 Millionen Barrel unter Tage belässt. Die UNEP richtet für Ecuador einen 3,5 Milliarden Dollar schweren Fonds ein. Das entspricht etwa der Hälfte der entgangenen Ölmilliarden. Dem Weltklima bleiben durch diese ungewöhnliche Klimaschutzmaßnahme rund 400 Millionen Tonnen CO2 erspart. Und eine der artenreichsten Regionen des Globus bleibt erhalten.

Fragt sich jetzt nur, ob die UN-Mitgliedsstaaten mitspielen. Die öffentlichen Kassen sind leer. Erst vergangenes Jahr hatte der Deutsche Bundestag seine Unterstützung für die Yasuni-Initiative bekundet, 50 Millionen US-Dollar Einzahlung kursierten als Gerücht. Noch allerdings hat die Bundesregierung nicht gezahlt, wie das Bundesentwicklungsministerium gerade auf Nachfrage mitteilte. Sicherlich auch, weil noch viele Fragen offen sind. Wer garantiert etwa, dass die nächste Regierung nicht doch zum Ölbohrer greift? Auch wenn Ecuador sich über den Fonds freut – erst die nächsten Monate werden zeigen, ob Yasuni ein neues, akzeptiertes Instrument der internationalen Klimaschutzpolitik wird.

 

Schweigegeld für Windfarm

Ob das Deutschland auch eines Tages passieren wird? Die New York Times berichtet, dass im US-Bundesstaat Oregon ein Betreiber eines Windparkss den anliegenden Bewohnern 5.000 US-Dollar anbietet, damit sie von einer Klage wegen potentieller Lärmbelästigung absehen. 338 Windräder sollen sich eines Tages in der Shepherds Flat Windfarm drehen und Ökostrom produzieren – Caithness Energy hat also großes Interesse, den Windpark zu realisieren. Es soll der größte  in Oregon werden.

Die von der Rezession gebeutelten Anwohner nahmen das Angebot dankbar an – wer käme da wohl nicht kurz in Versuchung. Aber ich kann nur den Kollegen von Treehugger zustimmen und den wenigen Anwohnern, die ablehnten: Das Angebot kommt wohl einer Art Schweigegeld gleich. Grüne Energien müssen sich genauso an die Gesundheits- und Lärmstandards für Mensch und Tier richten wie fossile Energien – da darf es keine Ausnahmen geben. Und solche finanziellen Anreize zu zahlen, das sind die typischen Machenschaften von „Big Oil“ – und haben mit Transparenz und Nachhaltigkeit nichts mehr zu tun.

 

Das schnellste Elektro-Bike der Welt – fast so teuer wie ein Porsche

Fahrrad oder Motorrad: Am Blacktrail scheiden sich die Geister (Copyright: PG Bikes)

Es schafft 100 Stundenkilometer und kostet rund 60.000 Euro: Das Elektrofahrrad Blacktrail hat mit einem gewöhnlichen Hollandfahrrad wohl nicht mehr viel gemein. Auf den ersten Blick sieht es düster-futuristisch, ja schwerfällig aus und erinnert an ein Herrenfahrrad aus Zeiten der Jahrhundertwende.

Doch das Fahrrad ist Hightech pur. Die Batterie basiert auf Lithium-Ionen-Technologie, bei einem Tempo von etwa 30 km/h schafft man damit rund 200 Kilometer. Raser, die mit Tempo 100 unterwegs sind, müssen allerdings nach etwa 40 Kilometern wieder an die Steckdose. Der Motor hat eine Leistung von etwas mehr als 1, 3 PS. Der Rahmen besteht komplett aus der extrem leichten Faser Carbon, inklusive Motor wiegt das Fahrrad daher gerade mal 20 Kilogramm.

Aber ist es denn nun ein Fahrrad? Im Prinzip schon, denn es lässt sich immer auch einfach nur mit eigener Muskelkraft antreiben – und sieht eben eher aus wie ein Fahrrad und nicht wie ein Motorrad.

Es ist wohl ein Hybrid-Bike, denn die Käufer können zwischen vier Varianten wählen: Auf  das „Pedelec„, das maximal 25 km/h fährt, darf jedermann ohne besondere Papiere steigen und selbst in die Pedale treten. Wer es als Mofa-oder Roller-Variante wählt und nicht treten mag, der braucht ein Versicherungskennzeichen und die passenden Papiere. Und wer schneller als 45 km/h fahren will, der muss einen Motorradführerschein vorweisen und die Extra-Ausstattung mit Blinker etc. wählen.

Nur 667 Exemplare will PG Bike aus Regensburg, ein 16-Mann starkes Unternehmen, das  sich auf coole, ausgefallen Fahrräder spezialisiert hat, bauen. 41 Stück haben die Bayern nach eigenen Angaben bereits verkauft.

Aber… mal ehrlich: Wer kauft so ein Ding? Die ersten Blacktrails gingen an Unternehmen, acht Stück sogar nach Dubai (Schöne Vorstellung, wie gerade ein Ölscheich im wehenden Kaftan auf einem Blacktrail, das sogar mit Solarstrom geladen wurde, durch die Wüste prescht). Dann sind da noch die Hollywoodstars. Und nicht zuletzt tatsächlich ein 86-Jähriger Rentner aus München, der einmal in seinem Leben auf einer Autobahn Fahrrad fahren will. Im Oktober kann er es ausprobieren, dann bekommt er sein handgefertigtes Blacktrail ausgeliefert..

 

Letzte Chance für die Erneuerbaren in den USA

Nachdem vergangenes Wochenende bekannt wurde, dass das US-Klimaschutzgesetz in diesem Jahr gescheitert ist – die Demokraten bekommen einfach im Senat nicht die nötige Mehrheit zusammen – greift die Ökostrombranche zum letzten Strohhalm: Sie will versuchen, in dem abgespeckten Gesetzpaket, das neue Schadensersatzregeln und Standards bei der Förderung von Erdöl vorsieht, noch einen grünen Inhalt zu verankern. „Renewable Energy Standard“ heißt das Fachwort dafür. Er sieht unter anderem vor, dass Energieversorger in ihrem Strommix einen bestimmten Anteil von Ökostrom vorweisen müssen.

US-Senator Harry Reid (D) ist pessimistisch, dass das abgespeckte Klimaschutzgesetz noch ein wenig grüner werden könnte (© Ethan Miller/Getty Images)

Am Wochenende wandte sich eine Koalition von Gewerkschaften und Umweltverbänden an den einflussreichen US-Senator Harry Reid von den Demokraten:

„As representatives of labor, the environmental community, and renewable energy trade associations, we appeal to you to include the national renewable electricity standard (RES) in the energy bill next week. Without immediate passage, hundreds of thousands of jobs will be lost and surrendered to other countries forever.“

Eigentlich sollte das nicht so schwer sein: Schließlich hatten sich Demokraten und Republikaner im vergangenen Jahr bereits im Energieausschuss darauf geeinigt, den Energieunternehmen 15 Prozent Ökostrom bis zum Jahr 2021 vorzuschreiben. Doch Reid ist skeptisch, dass er das im aktuellen Gesetzvorhaben noch unterbringen könnte, wie er auf einer Veranstaltung am vergangenen Freitag sagte.

Erneut eine vertane Chance, kann man da nur sagen. Und ein fatales Signal an sämtliche Geldgeber für den „grünen“ Umwelttechnologiesektor: Wenn gerade Präsident Obama sich im Wahlkampf mit dem Klimaschutz-Thema profiliert und „green technologies“ als DIE Zukunftschance hinstellt, dann muss er seinen Ansagen auch irgendwann  Taten folgen – in Form von Gesetzen, die Verlässlichkeit garantieren. Ohne Investitionssicherheit wird sich eben nichts ändern. Und erst recht nicht, wenn auf die Ansagen und Ankündigungen der Politik kein Verlass mehr ist.

 

Nächste Öl-Tragödie in China

Ölkatastrophe in China
© Jiang He / Greenpeace

© Jiang He / Greenpeace

Diese Bilder haben mich wirklich bewegt: Arbeiter, die durch ein schwarzes Meer von Öl schwimmen und völlig erschöpft von ihren Kollegen gerettet werden.

Im chinesischen Dalian explodierte von wenigen Tage eine Ölpipeline, das Öl ergoss sich in den Hafen und verdreckt seitdem die Strände am Gelben Meer und eine Fläche von mehr als 430 Quadratkilometer. Mit bloßen Händen versuchen die Arbeiter verzweifelt, das Öl abzutragen und das Loch zu stopfen. Ein 25-Jähriger starb bei den Rettungsarbeiten, als er von einer Welle in das ölverdreckte Meer gezogen wurde. Mehr Bilder gibt es hier.

 

Von wegen Geiz – Deutsche würden mehr für grünen Strom zahlen

Die Deutschen sind durchaus bereit, sich finanziell an der Klimawende zu beteiligen. Das zeigt die aktuelle Umfrage der ZEIT zum Thema Laufzeitverlängerung. Die Kollegen haben nicht nur die Meinung der Deutschen zum Atomausstieg erfragt, sondern auch, wie viel ihnen Ökostrom wert ist.

„Die Befürworter längerer Laufzeiten der Atommeiler argumentieren meist mit einem Dreiklang: Die Energieversorgung sei eine Standortfrage; die Industrie sei auf bezahlbaren Strom angewiesen; schon jetzt bezahlten die Bürger die höchsten Strompreise Europas. Das mag ja sein. Dennoch wäre mehr als die Hälfte der Deutschen bereit, für Strom aus erneuerbaren Quellen zehn Prozent mehr zu bezahlen als bisher. Dass grüner Strom ruhig teurer sein kann, gilt dabei nahezu unabhängig vom Einkommen: Auch bei einem Haushaltseinkommen von lediglich 1000 bis 1500 Euro netto im Monat wären 51 Prozent der Befragten bereit, für Ökostrom mehr zu bezahlen.“

Im Ländle Baden-Württemberg ist die Zahlungsbereitsschaft übrigens besonders hoch. Die Schwaben, noch zu mehr als 50 Prozent abhängig von Atomstrom, würden mit überraschend großer Mehrheit mehr für Ökostrom zahlen:

„71 Prozent der Baden-Württemberger wären bereit, für grünen Strom mehr zu bezahlen – so viele wie nirgendwo sonst in der Republik.“

 

Vorgeschmack aufs Energiekonzept der Bundesregierung

Gestern hat die Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft (VBW) eine Studie mit einem interessanten Titel vorgestellt: Das Energiewirtschaftliche Gesamtkonzept. Diese kommt zu dem Schluss, dass sich bis zum Jahr 2050 die CO2-Emissionen in Deutschland um bis zu 87 Prozent reduzieren lassen. Dafür sei ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien nötig – und vor allem längere Laufzeiten für die Atomkraftwerke: Das Konzept geht von 20 Jahren aus, der VBW-Präsident Randolf Rodenstock nennt allerdings 30 Jahre als wünschenswert. Die Ökostrom-Kapazitäten werden sich von heute 38 auf 137,5 Gigawatt mehr als verdreifachen. Bei Solarstrom gehen die Energieexperten gar von einer Versiebenfachung aus (von 5,3 auf 41 Gigawatt in 2050).

„Der Primärenergieverbrauch halbiert sich bei der Umsetzung des Gesamtkonzepts zwischen 2008 und 2050 und verändert seine Struktur. Im Jahr 2050 werden in Deutschland rund 77 Prozent weniger Öl und etwa 60 Prozent weniger Erdgas eingesetzt als 2008. Erneuerbare Energien tragen mit 56 Prozent zur Bedarfsdeckung bei. Der Anteil importierter Energie verringert sich auf 37 Prozent, 2008 lag er bei 80 Prozent. „

Der Titel der Studie kommt Ihnen bekannt vor? Mir auch. Seit Monaten verweist ja die Bundesregierung auf ihr „Energiekonzept“, das sie im Herbst vorstellen will und aus dem sich die zusätzlichen Laufzeiten für die Atomkraftwerke ergeben sollen. Das wird übrigens auch von – tatataaa: Prognos berechnet. Ein VBW-Sprecher sagte gerade auf Nachfrage, dass sich das Konzept der Bundesregierung wohl „nicht so grundlegend“ von der VBW-Studie unterscheide.

Während die Bundesregierung allerdings zurzeit ein so genanntes Referenz-Szenario bei Prognos berechnen lässt, handelt es sich bei der bayrischen Studie, die früher in Auftrag gegeben wurde, um ein Zielszenario: Die CO2-Einsparungen sind deutlich ambitionierter. Ob das jetzt für kürzere oder noch längere AKW-Laufzeiten spricht, mag noch niemand sagen. Da müssen wir uns wohl noch ein paar Wochen gedulden.

 

Details aus dem geplanten Gesetz zur Atomsteuer

…manchmal finden sich wunderbare Sätze in einem Gesetzentwurf. Hier möchte ich nur kurz aus den Eckpunkten zur geplanten „Atomsteuer“ zitieren. Die Bundesregierung hat sich ja entschieden, eine „Kernbrennstoffsteuer“ einzuführen, um Geld für den klammen Bundeshaushalt zu erhalten und die Sanierung der Asse zu finanzieren. Die Steuer wird unabhängig von der Laufzeitverlängerung eingeführt.

Schön ist der Hinweis auf die erneuerbaren Energien und den Zusammenhang zur Atomsteuer:

„Angesichts der Zunahme des Anteils der Erneuerbaren Energien am Energiemix ist
zudem davon auszugehen, dass die Auslastung der KKW in den nächsten Jahren noch
weiter zurückgehen wird. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass einzelne
Kraftwerke vor dem Hintergrund der derzeit der Höhe nach noch nicht feststehenden
Investitionskosten für eine Laufzeitverlängerung nicht weiterbetrieben werden.“

(KKW steht übrigens für Kernkraftwerk.)

Interessant auch die Ausführungen zu den Gewinnen, welche die Atomkonzerne in den vergangenen Jahren erwirtschaftet haben:

„Im Verhältnis zum Strom aus fossilen Energieträgern ist die Marge für Strom aus Kernbrennstoffen
so seit 2005 erheblich gestiegen. Bei Zertifikatepreisen von 20 bis 25 €/EUA, wie sie
z. B. im Jahr 2008 festzustellen waren, betragen allein diese Marktlagengewinne (sog.
windfall-profits) zwischen 3 und 4 Mrd. € p. a. Nach der Wirtschaftskrise liegt der Preis zur
Jahresmitte 2010 bei etwa 16 €/EUA.


Anders als bei den erneuerbaren Energien geht von dem Anstieg der Marge für Atomstrom
durch den CO2-Emissionshandel kein Marktsignal in Richtung einer Stärkung der
CO2-freien Stromerzeugung aus. Die Reststrommengen für Atomstrom sind limitiert. Der
Neubau von Kernkraftwerken ist nicht zulässig. Insofern bedeutet die Ausdehnung der
Margen ausschließlich einen zusätzlichen Marktlagengewinn für die Betreiber von Kernkraftwerken.“

Die Energieversorger sehen das naturgemäß alles ein wenig anders und sind „not amused“. Gerade hat das Deutsche Atomforum, ihre Lobbyorganisation, den Plänen der Bundesregierung eine klare Absage erteilt. Der Tonfall der Pressemitteilung ist fast ärgerlich:

„Den jetzt bekanntgewordenen Plänen des Bundesfinanzministeriums zur Einführung einer Kernbrennstoffsteuer wird eine klare Absage erteilt. Bei Umsetzung dieser Steuerpläne würde der weitere wirtschaftliche Betrieb deutscher Kernkraftwerke gefährdet. Auch die zusätzlichen, täglich neuen Vorschläge sind nicht von Realismus geprägt. Offenbar nehmen politische Kräfte in Kauf, die deutschen Kernkraftwerke wirtschaftlich zu erdrosseln.“

 

Deutsche Städte setzen auf´s Fairtrade-Siegel

Waren Sie in letzter Zeit einmal in Dortmund? Oder im bayrischen Sonthofen? Nein? Da sind Ihnen gleich zwei von insgesamt 19 deutschen Fairtrade-Städten durch die Lappen gegangen. 18 weitere bewerben sich zurzeit um den Status. Weltweit tragen inzwischen sogar knapp 800 Städte diese Auszeichnung, davon die meisten in Großbritannien und in Belgien.

„Fairtrade Town“ sagt Ihnen erst einmal nix? Mir bis vor kurzem auch nicht. Dabei ist das Prinzip recht simpel: Die Städte setzen sich aktiv für Fairtrade-Produkte ein. Diese garantieren den Erzeugern in ärmeren Ländern, dass sie einen festgelegten Mindestpreis für ihre Waren erhalten und zu einigermaßen vernünftigen und nachhaltigen Bedingungen produzieren können.

Fünf Kriterien müssen Städte erfüllen, damit sie sich mit dem Fairtrade-Siegel schmücken dürfen. Zum einen muss es einen Stadt-bzw. Gemeinderatsbeschluss geben, der sich eindeutig zur Unterstützung von Fairem Handel bekennt. Dann wird es eigentlich fast banal. Statt billigem Discounter-Kaffee soll der Bürgermeister  Fairtrade-Kaffee servieren. Eine Mindestzahl von Geschäften und Cafés muss Fairtrade-Produkte im Angebot haben. An den Schulen laufen Informationsveranstaltungen und die Presse berichtet regelmäßig über das Thema.

Was mich wirklich überrascht hat, ist, dass trotz klammer öffentlicher Kassen und Finanzkrise sich so viele Städte bei diesem Thema engagieren. Das hätte ich nicht gedacht, denn schließlich müssen solche sozialen Projekte ja oftmals für Kürzungsrunden herhalten. Nun wäre es natürlich wünschenswert, wenn nicht nur Produkte aus fairem Handel beim kommunalen Kaffeeklatsch aufgetischt werden, sondern auch Lebensmittel mit Bio-Siegel. Denn Fairtrade und Bio geht leider noch immer nicht Hand in Hand. Und wenn sich die ostdeutschen Städte auch aufraffen würden. Denn glaubt man dem aktuellen Städteverzeichnis, gibt es bislang noch keine einzige Fairtrade-Stadt in den neuen Bundesländern.