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In aller Munde

Fairtrade-Produkte boomen in Deutschland. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz mit Kaffee, Blumen, Zucker, Fruchtsäften oder Textilien um 26 Prozent auf 267 Millionen Euro gestiegen. Dieser Höhenflug setzt sich nach aktuellen Zahlen des Kölner Vereins Transfair auch in 2010 fort. Nur bei einem Produkt greift der Kunde nur ungern zu Fairtrade: Bananen. Gegen den Trend fiel die Nachfrage nach dem fair gehandelten Obst drastisch, obwohl Bananen nach dem Apfel der Deutschen liebste Frucht sind.

Allein im ersten Halbjahr 2010 brach der Absatz um die Hälfte ein. Grund ist die aggressive Preispolitik der Supermärkte. Mit Billig-Bananen versuchen Händler, die Kunden in den Laden zu locken. Die günstigsten Gelben sind bereits für weit unter einem Euro pro Kilogramm zu haben.

Fairtrade-Bananen, die mehr als das Doppelte kosten, haben in der Obsttheke deshalb keine Chance. Offenbar sind die Kunden nicht bereit, einen solch deftigen Preisunterschied zu akzeptieren, selbst wenn die Ware in Sachen Ökologie und Ethik nachweislich einwandfrei ist. In Deutschland stammen Fairtrade-Bananen sogar zu nahezu 100 Prozent auch aus ökologischem Anbau, sind also doppelt gut.

Am Siegel liegt es definitiv nicht. Das blau-grüne Fairtrade-Zeichen gilt laut einer aktuellen Studie der Fachhochschule Münster als absolut vertrauenswürdig. Generell halten 85 Prozent der Befragten solche Zeichen auf Lebensmitteln für „eine gute Sache“.

Doch um Fairtrade-Bananen machen die Verbraucher dennoch einen Bogen. Sogar bei gut verdienenden Schichten ist offensichtlich die Schmerzgrenze erreicht, wenn neben der Fairtrade-Banane nicht nur konventionelle Markenware, sondern als drittes auch noch Obst zum Schleuderpreis zu haben ist. Schließlich handelt es sich um ein Allerweltsobst und nicht um Kaffee oder Schokolade besonders edler Herkunft, bei denen Kunden bereitwillig tiefer in die Tasche greifen.

Die Folgen sind jedoch gravierend: Viele Produzenten in Lateinamerika leben vom Export der fairen Bananen und bleiben nun auf der Ware sitzen. Fairtrade appelliert deshalb seit neuestem an die Verantwortung der Händler, die mit den Billig-Bananen genau genommen nichts verdienen. Mit den Schnäppchen soll Schluss sein.

Neben der konventionellen und der ebenfalls nicht ganz billigen Markenware von Chiquita, Del Monte und Dole solle nur noch die Fairtrade-Banane liegen, fordert die Organisation. Der Grund: Der Preisunterschied zwischen Premium-Ware und Fairtrade beträgt nur wenige Cent.

Den Trend so umzukehren, könnte sogar gelingen. Selbst Discounter im Ausland springen auf den Trend zur Nachhaltigkeit auf und wollen ihr Image aufpolieren. Die Handelskette Migros in der Schweiz und Sainsbury´s in England begleiten die Fairtrade-Banane inzwischen mit groß angelegten Werbekampagnen und verzichten ganz auf Billig-Bananen.

Laut Transfair wird auch die deutsche Warenhauskette Globus dem internationalen Beispiel folgen. Ob es hilft, wird sich zeigen. Geschmacklich überlegen ist die Fairtrade-Banane nämlich leider nicht.

 

Eine Portion Risiko, bitte!

Trotz aller Qualitätssiegel, Reinheitsgarantien und Nährwert-Angaben gehen die Verbraucher davon aus, dass ihr Essen Risiken bergen kann. Das belegt das aktuell veröffentlichte Eurobarometer 2010. Die Studie listet akribisch auf, worüber Verbraucher in 27 Ländern sich beim Essen sorgen. Befragt wurden knapp 27.000 Personen, die die Sichtweise von 500 Millionen europäischen Konsumenten repräsentieren.

Jeder dritte Europäer ist„sehr beunruhigt“ über Pestizide in Obst und Gemüse, Rückstände von Tierarzneien wie Antibiotika in Fleisch oder Schadstoffe wie Quecksilber in Fisch. Addiert man diejenigen dazu, die immerhin  noch „ziemlich beunruhigt“ sind, misstrauen schon sieben von zehn Europäer dem Angebot im Supermarkt.

Im Bewusstsein der Verbraucher sehr präsent sind vor allem Pestizide, die eher ein langfristiges Gesundheitsrisiko darstellen. Weitaus weniger sorgen sich die Europäer um akute Risiken wie Allergien oder bakterielle
Infektionen wie Salmonellen in Eiern. Die BSE-Angst – beim letzten Eurobarometer 2005 noch ein Spitzenreiter – ist völlig abgeflaut.

Zugelegt haben die Bedenken über krude Aromenmixturen, Farbstoffe, Konservierungsmittel und andere Zusätze in moderner Industriekost (25 Prozent, plus drei Prozent). Noch nicht angekommen in den Köpfen scheinen dagegen die neuen Risiken wie der Einsatz der Nanotechnik in Lebensmitteln oder scheinbar Unspektakuläres wie Gifte, die in Verpackungen stecken. Man mag also darüber streiten, wie versiert die Verbraucher die Risiken ihres Speisezettels einschätzen.

Wer erwartet hat, dass die Esser sich um ihr Gewicht sorgen, irrt. Kaum etwas beunruhigte die Befragten weniger als mögliche Dickmacher.

Europaweit am entspanntesten sehen die Menschen in Finnland ihre Nahrung (3 Prozent), dicht gefolgt von den Dänen (5 Prozent). Sympathisch ist, dass die Befragten sich nicht nur um ihr eigenes Wohlergehen sorgen, sondern auch um das der Tiere, die sie essen. Artgerechte Tierhaltung ist vor allem den Frauen wichtig.

Ein reduziertes Verbraucherbild, was davon ausgeht, dass die Esser sich nur für Fett, Salz und Zucker interessieren, ist offenbar überholt. Das ist eine Botschaft, die auch den Nahrungsmittelkonzernen zu denken geben sollte.

 

Clash der Kulturen

Die einen denken noch an Leinenkleider, die anderen längst an Laufsteg: So unterschiedlich ist das Image, das Ökomode in Europa und Amerika anhaftet. Während Kanadier Moral und Mode längst als Paar sehen, sprechen Franzosen und Deutsche noch von einer schwierigen Liaison. So lässt sich das Ergebnis einer internationalen Befragung von 120 Modeinteressierten zusammenfassen, die aktuell veröffentlicht wurde.

Die Forscherinnen der International University of Monaco hatten 70 Männer und 50 Frauen nach dem Bild der grünen Mode gefragt. Gleichzeitig beschrieben die Teilnehmer, wie sie sich die typische Kundschaft vorstellen. Die Ergebnisse zeigen einen Clash der Kulturen: Nordamerikaner denken an eine Frau in den Zwanzigern, die Ökoschuhe und Kleider trägt und dabei sowohl schlicht, aber auch sexy und selbstbewusst wirkt.  Die Europäer halten die Trägerinnen dagegen für spröde Frauen Mitte 40, bei denen Geld und Geschmack weit auseinanderklaffen.

Das ist insofern erstaunlich, als diese Mode längst marktgängig und tragbar ist und das Sortiment von Streetwear bis Prêt-à-porter reicht. Selbst ein Öko-Pendant für ein exklusives Abendkleid lässt sich finden. Hierzulande gibt es mit der „TheKey.to“ sogar eine grüne Modemesse, die parallel zur Berlin Fashionweek  stattfindet. Coolness ist also durchaus mit Ökogrundsätzen zu vereinbaren. Doch grün ist alle Theorie, wenn Klischees weiter so fest in den Köpfen verankert sind.

Was die Studie auch belegt: Es sind vor allem Prominente, die der grünen Mode in Nordamerika ein positiveres Image beschert haben. Haben erst einmal Celebrities wie die Hollywood-Schauspielerin Cameron Diaz ihren Kleiderschrank zumindest teils auf Grün getrimmt und zieren damit den Titel der Vogue, ist es mit dem Mief der Ökomode vorbei. Hierzulande fehlen solche Stars. Daran ändern auch Thomas D. von den Fantastischen Vier oder Schauspielerin Cosma Shiva Hagen nichts. Andere umweltbewegte TV-Größen wie Hannes Jaenicke stecken ihre Astralkörper immer noch lieber in Armani als in Bio.

Schwerer wiegt vielleicht noch, dass die Befragten beiderseits des Atlantiks der ökologisch  vorbildlichen Mode nicht wirklich trauen. Vor allem fragen sie sich, ob die Mode ihren Öko-Anspruch vom Acker bis in den Schrank durchhält: Produktionsschritte wie Färben und Bedrucken unterliegen einem Generalverdacht. Nicht zu Unrecht. Zwar wurden bei Anbau und Konfektion durchaus Fortschritte in puncto Ökologie und Fairness gemacht. Ein Manko bleiben aber beispielsweise Ausrüstungschemikalien, die Mode bügelleicht, schmutzabweisend oder immun gegen Schimmelpilzbefall machen. Sie sind zumindest zum Teil gefährlich für Mensch und Umwelt.

Die Studienteilnehmer wünschen sich ein gut erkennbares Zeichen auf der Ware, das ihnen Sicherheit garantiert. Momentan blüht allerdings der Zeichen-Dschungel. Ein gesetzlich geschütztes Zeichen wie bei Bio-Lebensmitteln gibt es nicht. Einen Automatismus, dass bio auch fair bedeutet und umgekehrt, sowieso nicht. So bleibt eine Unschärfe in dem wachsenden Markt, die die Branche anfällig für Skandale macht. Eine positive Bilanz ziehen die Forscherinnen jedenfalls: Wer sich für Mode interessiert, interessiert sich auch für Ökomode. Offenbar haben immer mehr Leute die Nase voll davon, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie sich schick anziehen.

Zum Weiterlesen: Cervellon_Green fashion_sept10

 

Verspätung

Nun geht es doch schleppender voran, als wir gehofft haben. Das Stromkabel, an  dem ZEIT ONLINE hängt, ist schwerer zu identifzieren, als wir dachten. Testmessungen haben ergeben, dass durch das Kabel, von dem wir annahmen, wir würden dranhängen, viel weniger Strom fließt, als eine Online-Redaktion gewöhnlich verbraucht.

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Im Klartext: die Stromspezialisten müssen noch mal ran, um den richtigen Stromkreis zu identifizieren. Den Einbau des eigenen Stromzählers mussten wir deshalb kurzfristig stoppen.

Immerhin: Alle Technikleiter des Hauses haben diese Sache zu ihrer gemacht. Und klar ist Geduld eine wichtige Tugend. Aber ehrlich gesagt können sich Journalisten das Etikett „Geduldsmensch“  nicht wirklich anheften. Stürzen wir uns also zunächst auf die Stromsparstrategie für die Rechner.

 

Konzerne schwimmen noch

Trotz globaler Wassernot nehmen die größten Unternehmen weltweit das Problem noch nicht ausreichend ernst. Das ist die Bilanz des heute veröffentlichten „Water Disclosure“-Reports, der 302 international tätige Unternehmen zu ihrem Umgang mit der knappen Ressource befragte. Die Studie ist die erste ihrer Art.

Erst die Hälfte der Konzerne gab auf die 51 Fragen Auskunft. Das ist insofern mager, als dass die Studienmacher bereits vorgefiltert hatten und ohnehin nur Unternehmen durchleuchteten, die wie die wie Chemie– oder Nahrungsmittelbranche mengenmäßig besonders viel der kostbaren Ressource verbrauchen und obendrein oft in besonders trockenen Ländern produzieren.

Offenbar hat das Messen des Wasserverbrauchs in Unternehmen weit weniger Konjunktur als sich mit dem CO2-Verbrauch zu beschäftigen. Dabei wird sich die Wasserknappheit noch verschärfen. Bis 2025 erwartet die UN Wasserarmut in jedem zweiten Land. Ab 2050 soll sogar 75 Prozent der Weltbevölkerung Durst leiden. Das ist auch der Hintergrund, warum die Macher des „Carbon Disclosure Project“ (CDP) erstmals nach Wasser- und nicht nach Klimadaten fragten. Das CDP erstellt seine Umfragen im Auftrag von 534 extrem finanzstarken Investoren, die wissen wollen, wie gut Firmen für die Zukunft gerüstet sind.

Deutsche Unternehmen schnitten im Gegensatz zu US-Unternehmen besser ab. Hierzulande beteiligten sich immerhin zehn der zwölf befragten Unternehmen (83 Prozent). Dazu zählen BASF, Bayer, Beiersdorf, BMW, Daimler, Linde, Metro, RWE, Siemens und ThyssenKrupp. Allein E.ON und VW verweigerten die Teilnahme. Von den angefragten ausländischen Unternehmen verweigerten unter anderem der Sportartikelhersteller Nike, der Lebensmittelkonzern Kraft Foods oder McDonalds die Auskunft. Gerade der Anbau von Nahrung schluckt aber weltweit das meiste Wasser. Dabei wurden die Unternehmen ja bislang nicht einmal nach konkreten Zahlen gefragt und eher Lob als Tadel garantiert.

Im ersten Schritt sei es um „eine Annäherung an die Wahrheit“ gegangen, sagt CDP-Geschäftsführer Caspar von Blomberg bei der Vorstellung des Reports in London. Gut ist, dass 86 Prozent der Unternehmen angaben, ihren Gesamtwasserbrauch zu kennen, wenn sie ihn auch nicht exakt regional aufschlüsseln können. Was man messe, könne man auch steuern, sagt von Blomberg, der plant, Unternehmen ab 2012 dezidiert zu bewerten, ob sie vernünftig mit Wasser umgehen oder nicht.  2011 will die gemeinnützige Organisation zunächst zwei spezielle Länderreports vorlegen. Ausgewählt wurden Südafrika und Australien, weil dort aufgrund der Hitze der Wasserstress besonders hoch ist.

Zum Weiterlesen:  CDP-2010-Water-Disclosure-Global-Report.pdf

 

Das Blatt wenden

Dass der Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter die Klimabilanz drastisch verbessern kann, liegt auf der Hand. Aber auch die ökologischen Folgen von kleineren und weniger radikalen Schritten summieren sich mit der Zeit.

Beispiel Papier. Jeder Umstieg lohnt sich:  Wer nur drei Blatt Papier aus frischem Zellstoff durch Recyclingpapier ersetzt, rettet nicht nur Wald, sondern spart auch soviel Energie ein, wie nötig ist, um einen Liter warmes Wasser zum Kochen zu bringen. Noch nicht mal auf Ästhetik muss man verzichten. Modernes Recyclingpapier ist so hell wie Neupapier und ihm bei Drucker- und Kopierpapieren absolut ebenbürtig. Wer die schweren Packen nicht schleppen mag, kann sie sich bequem von einem Ökoversender wie Memo nach Hause schicken lassen.

In Berlin hat die Redaktion längst auf Ökopapier umgestellt, in Hamburg ehrlich gesagt noch nicht. Und essentiell ist es, dass wir unser Altpapier auch in einem getrennten Papierkorb neben dem Schreibtisch sammeln, denn ohne diesen Nachschub gibt es kein Recyclingpapier.

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Wer von uns eine ökologisch gute Entscheidung erwartet, findet die Redaktion, sollte auf seine vorbildliche Ware ein gut erkennbares Zeichen drucken. Zugegeben: Bei all den Spezialsiegeln, die es gibt, kann man leicht den Überblick verlieren. Bei Papier ist es einfach. Erkennungszeichen für Recyclingpapier mit besten Standards ist der „Blaue Engel“ .

Wirklich schwach auf der Brust ist die Redaktion noch beim Papiersparen. Wir drucken zu viel aus, oft liegen Stapel im Drucker, die keiner abholt und auch nicht jede – noch so erhellende – 100-Seiten-Studie muss wirklich ausgedruckt werden.

Wir experimentieren jetzt damit, die Druckfunktion an den Rechnern wenigstens fix so einzustellen, dass wir automatisch doppelseitig ausdrucken. Der Vorschlag, nur noch in minimaler Punktgröße auszudrucken, wurde abgelehnt. Solches Augenpulver will keiner.

Benutzen Sie an Ihrem Arbeitsplatz Recyclingpapier? Was ist mit anderen Büromaterialien wie Stiften?

 

Zu bunt getrieben

Zuviel Salz, Fett und Zucker – das war bisher alles, was Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner an Lebensmitteln interessierte. Nun will die Ministerin das Essen auch sicher verpacken. Denn die bunten Farben auf Papier, Pappe und Kartons sind gesundheitsschädlich. Neueste Forschung zeigt, dass die leicht flüchtigen Bestandteile in den Druckfarben zu 70 Prozent von der Verpackung in die Lebensmittel übergehen. Künftig sollen nur noch solche Substanzen erlaubt sein, die auf einer Positivliste stehen und sozusagen gut verdaulich sind.

Wer meint, das könnte nur Lebensmittel betreffen, die wie Reis, Grieß, Mehl oder Nudeln lose verpackt sind, irrt leider. Auch Innenbeutel aus Papier oder Kunststoff-Folien aus Polyethylen stellen keine wirksame Sperre dar. Selbst Tiefkühlung schützt nicht, sogar Fischstäbchen oder Pizza sind betroffen.

Die Richtwerte, die es gibt, sind weit überschritten. Ein Züricher Labor wies beispielweise für Reis einen Mineralölgehalt von 15,4 Milligramm pro Kilogramm nach. Diese teils hochgiftigen und sogar krebserregenden Mineralöle sind ein Bestandteil der Druckfarben. Das unschädliche Limit liegt bei 0,6 Milligramm pro Kilogramm – also bei einem Bruchteil davon.

Das Problem ist nicht neu, doch die Bundesregierung hat jahrelang gemauert. Bereits 2006 veröffentlichte die Deutsche Umwelthilfe Daten, dass Saftkartons und damit auch Säfte mit Farbfixierern (ITX) belastet waren. Nach der Warnung zog die Verpackungsindustrie die umstrittene Substanz zum größten Teil aus dem Verkehr, setzte aber andere Chemikalien zum Bedrucken der Getränkekartons ein, deren toxikologische Wirkung weitgehend unerforscht ist.

Vorreiter für einen wirksamen Verbraucherschutz in puncto Verpackungen sind die Schweizer. Seit 1. April 2010 gibt es dort eine gesetzliche Positivliste für gesundheitlich unbedenkliche Druckfarben. Im Vorfeld behauptete die Industrie, jetzt werde es „schwarz-weiß“ in der Schweiz. Weit gefehlt. Immer noch gibt es bunte Hüllen, allerdings bedruckt mit sauberen Farben, die nicht aggressiv sind.

Daran will sich Verbraucherministerin Aigner nun offenbar orientieren. Die Deutsche Umwelthilfe fürchtet, dass es bei „Ankündigungen“ bleibe, da sicher Gegenwind aus Brüssel zu erwarten sei. Bislang habe Aigner nicht gezeigt, dass sie sich auf EU-Ebene durchsetzen könne.

Dabei muss die Ministerin sich doppelt anstrengen, denn in Mitleidenschaft gezogen wird gleichzeitig eine der größten Errungenschaften des Umweltschutzes, das Recyclingpapier.

Lebensmittelkartons bestehen größtenteils aus Altpapier und schonen so Ressourcen und den Wald. Da das Recyclingmaterial aber vor seiner zweiten Karriere als Verpackung aber kaum gereinigt wird, stecken die giftigen Farbbestandteile noch drin. Kurz gesagt: Wer also das Recycling retten will, der muss ganz vorne ansetzen und an die Farben ran.

 

Woran wir denken

Nur kurz der Status Quo: Die C02-Diät-Gruppe hat getagt. Nachdem der Ökostrom auf gutem Wege ist und definitiv ein Fortschritt, haben wir weitere Dinge festgelegt, die wir bis Weihnachten anpacken wollen: Dazu zählt das kontrollierte Heizen in der Redaktion, das Thema Papier&Stifte (Recycling) und die Frage der Computer. Quizfrage: Was verbraucht eigentlich ein aufwändiger Bildschirmschoner mit vielen bunten Bildern? Dazu kommen kleine Kniffe wie die Anschaffung von zwei Dienstfahrrädern für Berlin, in Hamburg gibt es bereits zwei Räder.

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Kleine Anekdote am Rande: Wir fragen uns, ob es die Frauen generell um zwei Grad wärmer brauchen als die Männer der Redaktion? Persönlich hat mir die Aktivistin Katie Griggs der Klima-Kampagne 10:10 gefallen, die auf der Bühne mutig ihre lange Thermounterhose vorführte. Gute Anschaffung!

Und wie halten Sie es mit dem Heizen und Lüften am Arbeitsplatz, jetzt wo es draußen frostig wird?

 

Volle Energie, aber welche?

Wir machen unsere Hausaufgaben, so lässt sich der Stand in Sachen CO2-Diät beschreiben. Mit dem eigenen Stromzähler sind wir demnächst einen großen Schritt weiter. Ein zentrales Anliegen ist es nun, den Stromanbieter zu wechseln. Wir favorisieren natürlich Ökoenergie.

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Sicher ist: Ökostrom fristet kein Nischendasein mehr. Aber welcher Ökostromanbieter der Beste ist, daran scheiden sich die Geister. Naturstrom, EWS Schönau, Greenpeace Energy oder Lichtblick? Mit einem geschätzten Verbrauch von 60.000 Kilowattstunden jährlich sind wir definitiv ein interessanter Kunde.

Was empfehlen Sie? Oder raten Sie zu etwas gänzlich Anderem? Warum? Welche Erfahrungen haben Sie beim Wechsel des Stromanbieters gemacht?

P.S. Wer übrigens selber seine Klimabilanz ermitteln möchte, kann das bei KlimAktiv tun – ein C02-Rechner mit solidem wissenschaftlichen Hintergrund.

 

Ein eigener Zähler!

Wer hoch hinaus will beim Klimaschutz, muss erst mal in den Keller. Das ist das Zwischenfazit in Sachen C02-Diät. Denn ZEIT ONLINE ist in Berlin lediglich Untermieter des Hauptmieters Tagesspiegel am Askanischen Platz 3. Ein eigener Stromzähler für die Redaktion mit ihren 480 Quadratmetern ist nicht vorhanden. So ein Kasten ist aber Voraussetzung, um den bisher geschätzten Stromverbrauch exakt zu bestimmen und eventuell einen eigenen Stromanbieter und grünen Strom wählen zu können.

Deshalb fand diese Woche ein Ortstermin im Keller statt, der einem Mini-Volksauflauf glich. Gekommen waren ein Redakteur von ZEIT ONLINE und eine Kollegin vom Tagesspiegel, der Hauselektriker und drei Mitarbeiter von Vattenfall – dem derzeitigen Stromlieferanten.

Die gute Nachricht: So ein Zähler ganz für uns alleine ist möglich, denn der Gebäudetrakt, in dem die Redaktion sitzt, ist leicht abgrenzbar. Das ist zwar nicht ganz billig, weil dazu ein dickes Kabel von der Hauptstromversorgung durch den Keller gezogen werden muss, aber es sieht so aus, als ob es klappt. Wie lange das dauert, klärt sich zügig.

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Die Redaktion wünscht sich einen intelligenten Zähler, einen so genannten Smart Meter, der uns ermöglicht, den Energieverbrauch ins Internet zu übertragen und dann auf einem Monitor für alle sichtbar zu machen. Das ist nicht abwegig: ZEIT ONLINE verfolgt ja auch den Traffic der Seite im engen Takt, warum dann nicht den Stromverbrauch haargenau aufschlüsseln? Ziel ist natürlich das Aufspüren von Stromfressern oder abends ­ bevor der Letzte geht noch mal schnell live zu gucken, ob wirklich alles ruhig ist und kein Gerät mehr Strom zieht.

Solche Smart Meter sind übrigens keine Raketenwissenschaft, sondern werden bereits im Alltag erprobt. In Berlin testet Vattenfall die neuartigen Geräte momentan im Märkischen Viertel, ­ also bei Haushaltskunden in Wohnblöcken. Bislang zeigte sich bei den Pilotversuchen, dass der Stromverbrauch bei den Kunden im Schnitt um drei bis fünf Prozent zurück ging. Für Neubauten sind die Smart Meter schon Pflicht, bis 2022 sind sie für sämtliche Haushalte vorgesehen. Wir erwarten die Ergebnisse mit Spannung. Was halten Sie von solchen Gadgets?

P.S.  Auch die TAZ hat inzwischen ihre Kohlendioxid-Bilanz veröffentlicht. Für ein verkauftes Exemplar werden demnach rund 300 Gramm Treibhausgase emittiert. Das hat das Öko-Institut in Freiburg errechnet.