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Macht Eure Autos ein bisschen grüner

So unspektakulär können Revolutionen daherkommen. Die Box ist etwa so groß wie ein zehn-Liter-Tank und lässt sich in Autos, Bussen und LKWs installieren. Und was kann sie? Sie senkt den Spritverbrauch und die Emissionen um ein Fünftel: Per Elektrolyse wird in ihr ein Sauerstoff-Wasserstoff-Mix hergestellt, der zusätzlich in den Tank eingespritzt wird und so den Benzinverbrauch reduziert. Der Charme der Erfindung: Glaubt man dem taiwanesischen Erfinder Jacky Lin, ist das System auch in älteren Modellen nachrüstbar.

Das wär ja mal was. Statt von Elektroautos in ferner Zukunft zu schwärmen, schreitet die Technikrevolution in der Autoindustrie in kleinen Schritten auch so voran. Das hat übrigens auch die Jury des diesjährigen Energy Globe Award der Vereinten Nationen überzeugt. Sie zeichnete die Hybridbox heute anlässlich des Welt-Umwelttages der Vereinten Nationen mit einem Umweltpreis aus.

 

Deutsche Firmen bauen weltgrößten Offshore-Windpark „Gwynt y Môr“

Während hierzulande über die Zukunft der Atomkraft gestritten wird – interessanterweise redet ja kaum noch jemand über die Zukunft der erneuerbaren Energien – entsteht vor der Küste von Nordwales der größte Offshore-Windpark aller Zeiten. „Gwynt y Môr“ (walisisch: Wind im Meeer) soll eine Kapazität von rund 576 Megawatt besitzen – das kommt einem kleinen Kohlekraftwerk schon ganz nahe. 160 Windräder werden sich im Meer drehen – sie benötigen allein eine Fläche von 79 Quadratkilometer. In vier Jahren schon soll der Windpark fertig sein. Rund zwei Miliarden Euro wird er kosten, gaben heute RWE Innogy, die Stadtwerke München und der Turbinenbauer Siemens bekannt.

Es ist wirklich eine interessante Konstellation, die sich da für die Windkraft begeistert. RWE Innogy ist die Ökostrom-Sparte von RWE. Sie setzt gezielt auf große Ökostrom-Projekte, egal ob Windparks oder Biogasanlagen. Hauptsache „big“. Dazu kommt Siemens, Weltmarktführer bei Offshore-Windturbinen. Zwar baut Siemens noch keine 5-Megawatt-Turbinen, wie sie sich seit kurzem in der Nordsee drehen. Aber ihre 3,6 Megawatt-Anlage hat sich weltweit etabliert. Siemens setzt inzwischen ganz gezielt auf den britischen Markt und will in UK sogar eine eigene Fertigung eröffnen, wie das Unternehmen vor kurzem mitteilte.

Und dann sind da noch die Stadtwerke München, die 30 Prozent an dem Offshore-Gemeinschaftsunternehmen halten. Eigentlich ein Gegenspieler zum RWE-Konzern , schließlich setzen die Stadtwerke ausdrücklich auf lokale Versorgung und sträuben sich gegen die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. In Großbritannien mischen die Münchner aber mit, weil sie ihre Ökostrom-Ziele realisieren wollen. Und die sind ambitioniert:

„Bis 2015 wollen wir soviel Ökostrom in eigenen Anlagen erzeugen, dass damit alle rund 800.000 Münchner Privathaushalte versorgt werden könnten. Bis 2025 wollen wir sogar den gesamten Münchner Strombedarf decken können und damit weltweit die erste Millionenstadt sein, die dieses ehrgeizige Ziel schafft.“

Mit „Gwynt y Môr“ kommen die Stadtwerke ihrem Ziel einen gewaltigen Schritt näher. Jetzt müssten sie eigentlich nur noch ihre 25-Prozent-Beteiligung am E.on-Atomkraftwerk Isar loswerden. Erst Anfang des Jahres hatten sie sich gegen eine Laufzeitverlängerung ausgesprochen.

 

Sarah Palin verteidigt „Drill Baby Drill“

Manchmal lohnt sich wirklich ein Blick auf den Twitter-Account von Sarah Palin. Eines der jüngsten Postings:

„Extreme Greenies:see now why we push“drill,baby,drill“of known reserves&promising finds in safe onshore places like ANWR? Now do you get it?
6:07 PM Jun 1st via Twitter for BlackBerry®“

Soviel Chuzpe muss man erst einmal haben: Das Öldesaster im Golf von Mexiko sei nur passiert, weil extreme Umweltschützer gegen Ölbohrungen an Land, etwa im Arctic National Wildlife Refugee (einem Nationalpark in Alaska), gekämpft hätten. Auf ihrer Facebook-Seite geht Palin übrigens mehr ins Detail.

Daher, liebe Frau Palin, eine kurze Richtigstellung: Umweltschützer haben nie On-und Offshore-Bohrungen gegeneinander ausgespielt. Und vielleicht ist es wohl wichtiger, sich auf die Nachfrage-Seite zu konzentrieren. Es geht darum, die Ölnachfrage zu reduzieren, auf Energieeffizienz und eine Senkung des Ölverbrauchs zu setzen, etwa in der Automobilbranche. Dann brauchen wir erst gar nicht solche riskanten Ölbohrungen – egal, ob an Land oder auf See.

 

Rush Hour in Utrecht – wie viele Autos zählen Sie?

Seit einigen Tagen wird hier im Blog ja heiß über die Zukunft von Elektroautos diskutiert. An dieser Stelle mal ein ganz anderer Vorschlag. Schauen Sie sich doch einmal die Rush Hour in Utrecht an, der viertgrößten Stadt in den Niederlanden.

Erstaunlich, oder? Und ein Beispiel für eine moderne Verkehrspolitik, die zumindest in der Innenstadt nicht aufs Auto – egal, ob Elektro oder Benziner – setzt, sondern auf´s Fahrrad. Im Netz habe ich eine Präsentation der Stadt Utrecht gefunden (Verkehrspolitik Utrecht)  gefunden. 60 Prozent der Städter fahren danach mit dem Rad in die City, nur neun Prozent nehmen das Auto. Vor allem auf kurzen Strecken ist das Rad beliebt. Der Grund? Konsequent hat die Stadt in den vergangenen Jahren den öffentlichen Nahverkehr und das Radwegenetz ausgebaut. An zahlreichen Kreuzungen haben Fahrradfahrer Vorfahrt, die Ampelschaltungen begünstigen sie im. Und vor allem hat die Stadt immens in bewachte Parkhäuser für Fahrräder investiert. Denn in kaum einer anderen niederländischen Stadt werden inzwischen mehr Räder geklaut als in Utrecht.

PS: Und hier noch ein Fundstück aus der Kategorie „Witzige Aktionen“: Am 19. Juni findet in Niedersachsen, in der Nähe von Quakenbrück, das erste radelnde Musikfestival statt, das Artland Bike Festival:

„Auf den Fahrrädern transportieren wir alle Instrumente und auch die Verstärkeranlage – wir rasten an historischen Plätzen, schönen Parks und romantischen Fluss-Ufern und machen dort Musik, wo wir gerade wollen. Unsere Generator-Fahrräder erzeugen den Strom für die Show, wir brauchen keine Steckdose, denn unser Strom ist die eigene Muskelkraft.“

 

Einmal Autoboss spielen

Mhhh, sollte ich mir Sorgen machen? Gerade habe ich die erste Runde des neuen Online-Spiels „CEO2“ der Allianz-Versicherung und des WWF gespielt. Es ist ein Strategie-Spiel der besonders realistischen Art. Der Spieler  versetzt sich in die Lage eines Vorstandsvorsitzenden und muss Investitionsentscheidungen fällen. Er kann aus vier Industrien wählen (Versicherungen, Auto, Chemie und Energie). Sein Ziel: in den nächsten 20 Jahren den Profit maximieren und zugleich Klimaschutz betreiben – was sonst.

Ich spiele Daimler-Chef Dieter Zetsche und habe mich für die Autoindustrie entschieden. Ganz schön kniffelig: Soll ich lieber ein Kostensenkungsprogramm durchziehen oder teure Hybridwagen entwickeln lassen?  Ich entscheide mich für Hybridwagen und ein bisschen Lobbying für einheitliche Emissionsstandards in Berlin.

Das Ergebnis: Dickes Lob vom Investor – pah, ich sei ein Naturtalent. Der Aktienkurs liegt bei 136 Euro (die Skala reicht gerade einmal bis 150 Euro). Auch der Wissenschaftler und die Kundschaft sind zufrieden. Was mir nur wirklich Sorgen macht: Die Umweltschützerin senkt den Daumen. Ich solle doch bitteschön emissionsarme Modelle entwickeln. Der Hybrid reichte ihr wohl nicht aus.

Okay, nächstes Jahrzehnt, nächste Chance. Ich setze auf den Ein-Liter-Hybrid – da kenn ich mich ja nun ein bisschen aus -, lasse  Leichtbauweisen entwickeln und mache ein bisschen grüne PR. Dumm nur, dass es plötzlich Lithium-Knappheit gibt, das macht meine Hybridsparte doch teuer. Langfristig aber hat sich die Investition offenbar gelohnt. Ich habe den Aktienkurs um 128 Euro gesteigert und auch noch die CO2-Emissionen um 54 Prozent gesenkt. Ziel erreicht! Mein Gott, und alle sind mir mir zufrieden, egal ob Investor, Forscher, Kunde und sogar die zickige Umweltschützerin.

Macht Spaß, für zehn Minuten mal ein erfolgreicher, grüner Autoboss zu sein. Ich bin gespannt auf Ihre Spielberichte…

 

BP wegen Ökozid belangen

Seit einigen Wochen schon wabert in den USA eine Debatte durch die Blogs, etwa hier bei bei der Konsumguerilla Adbusters aus Vancouver. Wie lässt sich BP für die Ölkatastrophe belangen? Jetzt kommen die ersten Stimmen auf, die sogar den Internationalen Strafgerichtshof  involvieren wollen: Er solle ebenfalls für Umweltzerstörung bzw. Ökozid (im Englischen ist von „Ecocide“ die Rede)  zuständig sein. Eine Facebook-Gruppe hat sich bereits etabliert. Aufgebracht hat die Idee übrigens unter anderem Polly Higgins, eine Umweltrechtlerin, die sich für eine stärkere Verankerung des Umweltschutzes im internationalen Recht einsetzt – gerne auch radikal gedacht, wie ihre Homepage www.treeshaverightstoo.com zeigt.

 

Elektroauto von Nissan schon jetzt ein Renner

Copyright: Nissan
Copyright: Nissan

Den Hype um Elektroautos habe ich ja bislang nicht wirklich verstanden – auch, weil ich den vielen euphorischen Ankündigungen der Autokonzerne nicht so recht trauen mag. Etwas stutzig machte mich aber jetzt doch diese Meldung, die mir auf dem Portal http://green.autoblog.com untergekommen ist. Dort wird Renault-Nissan Chef Carlos Ghosn zitiert: Die Vorbestellungen für das Nissan-Elektroauto Leaf würden schon jetzt die geplanten Produktionskapazitäten übertreffen. Aus den USA und Japan lägen 13.000 Bestellungen vor. Bislang habe man mit einer Kapazität von 12.000 Wagen geplant. Ende Dezember will Nissan die ersten E-Wagen ausliefern.

Ein entscheidender Grund für die hohe Nachfrage mag wohl der Preis sein. Glaubt man Autobild (die übrigens tatsächlich ganz unten auf ihrer Homepage eine Sektion Autobild Green Cars haben), wird der Wagen in den USA umgerechnet rund 18.700 Euro kosten; inklusive lukrativer Zuschüsse einige Bundesstaten.  Ein neuer Golf kostet ähnlich viel.

Europas Autofahrer werden allerdings nicht in den Genuss solcher Preise kommen. Vergangene Woche gab Nissan bekannt, dass der Preis für den Leaf in Europa knapp unter 30.000 Euro liegen werden (selbst wenn Autokäufer staatliche Zuschüssen erhalten). Das wird die Diskussion über Subventionen vom Staat wohl neu entfachen.

 

Klimaschutz – mit Josef Ackermann in der ersten Reihe

Lieber Leser, Sie sind bestimmt wegen Josef Ackermann an diesem Blog hängengeblieben. Danke dafür. Gedulden Sie sich kurz, ich muss etwas ausholen:

450 ppm – das ist die bislang die magische Schwelle, wenn man über Erderwärmung spricht. Will man eine durchschnittliche Temperatursteigerung von zwei Grad Celsius in Kauf nehmen, dann darf die CO2-Konzentration in der Luft 450 ppm nicht überschreiten.

Der Grünen-Politiker Hans-Josef Fell, einer der „Väter“ des Erneuerbare-Energien-Gesetz, hat jetzt einen ambitionierteren Plan vorgelegt (pdf: Finanzwirtschaft und Klimaschutz _Mai 2010). Weil sich die Stimmen mehren, dass das zwei-Grad Ziel zu schwach sein könnte und die Ererwärmung weitaus schneller als gedacht voranschreitet, legt er die Latte höher. Er will 330 ppm erreichen.

Das allerdings hat weitreichende Folgen. Denn zum einen dürften keine neuen CO2-Emissionen entstehen. Und wir müssten der Atmosphäre sogar aktiv Kohlendioxid entziehen.

So´n Unsinn, denken Sie vielleicht. Aber es gibt tatsächlich Wissenschaftler, die sich ernsthaft mit solchen Szenarien auseinandersetzen. Da sind etwa Jacobson und DeLucchi von den kalifornischen Universitäten Stanford und Davis. Glaubt man ihren Kalkulationen, dann wäre eine Umstellung auf 100 Prozent Ökoenergie bis 2030 machbar.

Fragt sich nur, zu welchem Preis, oder? 100.000 Milliarden US-Dollar würde die Kompletttransformation bis 2030 kosten, sagen die beiden Amerikaner. Fell und die Energy Watch Group schätzen, dass im gleichen Zeitraum für fossile Brennstoffe Kosten in Höhe von 200.000 Milliarden US-Dollar entstehen (Hier das pdf-Dokument). Die Umstellung auf Öko wäre also deutlich günstiger – auch wenn man sicherlich über die Zahlen streiten kann.

Was folgt nun daraus, gerade für die nationale Politik? Für Fell ist klar: Der Emissionshandel bringt nicht die nötigen CO2-Einsparungen. Er will an andere Stelle ran, will die Förderung von regenerativen Energien ausbauen (kaum überraschend für einen Mitautoren des EEG). Vor allem aber fordert Fell die Streichung von Subventionen, insbesondere für die fossilen Energieträger, für die Chemieindustrie und industrielle Landwirtschaft.

Einen ungewöhnlichen Adressaten hat der Politiker zudem ausgemacht: die Finanzbranche, also Banken, Versicherungen, Pensionsfonds. Denn schließlich sind immense Kosten zu stemmen. „Ich will, dass nicht mehr nur Greenpeace zu Barack Obama geht und sich für einen ambitionierten Klimaschutz einsetzt, sondern auch Georg Soros“, sagt Fell und schreibt in seinem Papier:

„Es wäre hilfreich und sinnvoll, wenn bedeutende und führende Personen im Finanzsektor die erfolgreiche und durchgehende Umgestaltung der Investitionsrahmenbedingungen in allen klimarelevanten Sektoren als ernsthafte persönliche Pflicht aufgreifen, und mit persönlichem Einsatz wirksam vorantreiben.“

Vielleicht muss man einfach mal das Unmögliche denken: Warum sollte nicht auf dem nächsten Weltklimagipfel in Cancun Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann die Key Note-Speak halten…


 

Zu schnelles Wachstum lässt Windindustrie in China überhitzen

… machmal dauert es ja einige Tage, bis ein guter Artikel wirklich angemessene Resonanz findet (erst recht, wenn der Text aus China stammt.)  Deswegen will ich hier einmal kurz Werbung für Lu Zhenhua machen, einen Reporter vom chinesischen 21st Century Business Herald, der gerade einen Umweltjournalismuspreis des Guardians gewonnen hat. Sein  – nun gut, recht ausführlicher – Report deckt eine Blase in der chinesischen Windindustrie auf. Die Branche wächst ja seit Monaten nahezu unglaublich. Werden alle Projekte realisiert, würde allein die Provinz Gansu bald mehr Elektrizität produzieren als der bekannte Drei-Schluchten-Staudamm.

Doch inzwischen ist allerdings von einer nationalen Windblase die Rede, schreibt Lu Zhenhua. Und selbst der Chef des chinesischen Windenergie-Verbands würde das nicht mehr leugnen und von Überhitzung sprechen. Denn schließlich hofften alle Investoren auf staatliche Subventionen und lukrative Einspeisevergütungen. Ob sich die Investitionen tatsächlich rechnen, sei ein Pokerspiel.

 

Rem Kolhaas denkt Europa neu

Copyright: OMA

Okay, bislang sagte mir der niederländische Architekt Rem Koolhass nur etwas, weil er unter anderem den neuen Hauptsitz des staatlichen Fernsehsenders CCTV in Peking gebaut hat. Nun gut, und weil er einfach berühmt ist für seine futuristischen Gebäude weltweit. Jetzt hat sein Architektenbüro OMA ein neues Projekt vorgestellt, die Roadmap 2050. Es ist eine Vision für ein Europa, das sich voll mit erneuerbaren Energien versorgt. ENEROPA nennt sein Büro den neuen Kontinent. Das Zeitalter der Einzelstaaten ist vorbei, stattdessen leben wir Geothermien, aus Italien wird Solaria und das ehemalige Habsburger Reich wird zu Biomassburg. Die neue Landkarte ist übrigens Teil der Roadmap2050, einer Initiative der European Climate Foundation, an der auch McKinsey mitarbeitet. Egal, ob Prophezeiung oder Provokation: Gut zu haben, attestiert der Guardian ENEROPA.