Lesezeichen
 

Erderwärmung: 2009 war eines der Rekordjahre

Was Stefan Rahmstorf und seine Kollegen am PIK in Potsdam zeigen, hat zwar nur indirekt mit Grünen Geschäften zu tun, aber ich finde es trotzdem berichtenswert: 2009 war das zweitwärmste Jahr in der Geschichte der Klimaaufzeichnungen.  Nur das Jahr 2005 war bislang wärmer. Für Laien (zumindest größtenteils ;-) ) verständlich geschrieben, erklärt Rahmstorf, warum die Klimaskeptiker mit ihrer Kritik doch daneben liegen.

 

Chinas Sonnenkrieger

Rainer Brüderle, unser gut gelaunter FDP-Wirtschaftsminister, hat heute auf der Handelsblatt-Energietagung angekündigt, dass er sich eine Absenkung der Solarstrom-Förderung um 16 bis 17 Prozent gut vorstellen könnte. Damit nähert er sich den Plänen an, die seit Tagen im Bundesumweltministerium kursieren. Die Kürzung wird also wohl kommen – und sicherlich in China nicht gerade für gute Laune sorgen. Dort kann ja schließlich sogar Dr. Shi, der Gründer des weltgrößten Modulherstellers Suntech, das Wort „Einspeisevergütung“ inzwischen akzentfrei aussprechen.  Das schreibt zumindest FTD-Reporter Claus Hecking heute in seiner lesenswerten Agenda über die chinesische Solarbranche.

 

Solar: Mehr Innovation, bitte!

Für die deutsche Solarwirtschaft wird´s  diese Woche wohl duster: Die neue Bundesregierung erarbeitet zurzeit die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz. Schon zum 1. April – früher als gedacht – sollen wohl die Vergütungssätze für Solarmodule einmalig um 16 bis 18 Prozent sinken. Die Politik fürchtet eine Überförderung: Schließlich erhält Solarstrom die höchste Förderung überhaupt, die Preise für Solaranlagen sind aber in den vergangenen Monaten eingebrochen. In der Branche herrscht Panik angesichts der Pläne aus Berlin: Von einem Verlust von 50.000 Arbeitsplätzen warnt der Bundesverband Solarwirtschaft.

Vielleicht sollte man sich aber in diesem Zusammenhang mal eine interessante Zahl anschauen: Wieviel Prozent investiert eigentlich die deutsche Solarbranche in Forschung und Entwicklung. Das ist doch schließlich der Treiber für neue Produkte, aber natürlich auch für Kostensenkungen.

Es waren im Jahr 2008  gerade einmal knapp 1,5 Prozent des jährlichen Branchenumsatzes, schaut man sich die Zahlen des Bundesverbands Solarwirtschaft an. Das ist schlicht zu wenig. Allein der Mobilfunkgigant Nokia investiert rund 9,5 Prozent seiner Nettoumsätze in die Forschung. Gerade in der Halbleiterbranche sind die Innovationspotenziale enorm. Und am Ende kommen günstigere Solarmodule nicht nur dem Stromkunden zu gute. Sondern sie sorgen auch dafür, dass Solarstrom genauso und sogar noch günstiger als Kohle- und Atomstrom ist. Und das ist schließlich auch das Ziel der Solarbranche. Zumindest sagt sie das…

 

Klimaskandal im Müll!

Über Müll zu schreiben ist wirklich nicht einfach: Der Leser gähnt, der Schreiber manchmal auch. Deswegen habe ich die Überschrift ein bisschen angespitzt – vielleicht hätte ich gar „Sexskandal im Müll“ schreiben sollen?

Dabei gibt es ab und zu wahre Perlen in der deutschen Abfallwirtschaft zu finden. Hätten Sie gedacht, dass Müllsammlung und Trennung jedes Jahr 18 Millionen Tonnen CO2 einsparen? Das entspricht ungefähr dem jährlichen Ausstoß von 7,7 Millionen Autos, hat das Freiburger Öko-Institut ausgerechnet. Das hat selbst die Wissenschaftler dort überrascht. Sie haben auf der einen Seite die Kosten für die Sammlung, den Spritverbrauch der Müllwagen etc. bilanziert. Und auf der anderen Seite die Gewinne: Wieviel Energie produzieren Müllverbrennungsanlagen und ersetzen so etwa Kohlekraftwerke. Wieviel Material muss nicht neu und energieaufwändig produziert werden, sondern kann durch Recyclingmaterial ersetzt werden?

Günter Dehoust, der sich seit Jahren mit nichts anderem als Müll beschäftigt, kommt übrigens in der Studie zu einem wirklich interessanten Schluss: Deutschland braucht mehr Biotonnen. Wenn wir Kartoffelschalen und Möhrenstrapse einfach in den Restmüll feuern, landen sie am Ende in der Müllverbrennung. Dabei ließen sie sich in Biogasanlagen vergären. So kann in Blockheizkraftwerken Strom und Wärme produziert werden – und das CO2-neutral. Und die Reste aus der Biogasanlage können Landwirte und Hobbygärtner als Dünger verwenden. Das ist besser als Torf, dessen Abbau viel zu viel CO2 freisetzt und wertvolle Naturgebiete zerstört.

Klingt einleuchtend, oder? Aber warum steht dann in den wenigsten Hinterhöfen eine Biotonne? Das liegt oftmals an einem schlecht organisierten Gebührensystem, sagt Dehoust. Wer akkurat Müll trennt, hat in der Regel keinen finanziellen Vorteil – die gesamten Müllgebühren werden einfach pauschal auf die Hausgemeinschaft umgelegt. Allerdings gibt´s schon erste Projekte von Wohnungsgesellschaften, in denen Mieter ihre Müll abwiegen lassen können – und entsprechend viel oder wenig zahlen. Und sie rechnen sich sogar: Mit den eingesparten Müllgebühren lassen sich die Investitionen in Hightech-Müllschlucker finanzieren, die einzelnd abrechnen können.

 

Die erste Klimaschutz-Auktion an der Börse

Es ist vielleicht ein arg spezielles Thema, aber mir doch wichtig: Erstmals versteigert die Leipziger Strombörse (EEX) Klimaschutz-Zertifikate. Bislang hatte das die staatliche KfW-Bank übernommen und so nach und nach die Menge der Emissionszertifikate im Markt gesteigert. Jetzt zieht die Auktion an die marktnahe Börse um, also dahin, wo sie auch hingehört.

Rund 300.000 CO2-Zertifikate hat die EEX im Auftrag des Bundesumweltministeriums neu herausgegeben. Bislang wurden in Leipzig diese Rechte nur gehandelt, nicht aber neu emittiert. Die Unternehmen müssen die Zertifikate ersteigern, damit sie weiterhin Kohlendioxid produzieren dürfen. Kein Zertifikat – kein CO2. Die Nachfrage war enorm. Die Unternehmen drängten sich so sehr um die Zertifikate, dass die Auktionsmenge um das Sechsfache überzeichnet war. Am Ende kostete eine CO2-Tonne (eine Tonne entspricht einem Zertifikat) genau 12,67 Euro.

Das ist natürlich viel zu billig. Energieexperten halten mindestens rund 25 bis 30 Euro für angemessen, damit die politischen Klimaschutzziele erreicht werden. Das Klima zu verpesten muss teuer sein und weh tun. Aber zumindest sind Marktbeobachter erleichert, dass es bei der Auktion keine Manipulationen gab.

Auf die EEX wird in den kommenden Jahren viel Arbeit zukommen. 41 Millionen Zertifikate wird sie neu versteigern müssen. Die Menge entspricht allerdings nur zehn Prozent der Emissionszertifikate, die Deutschland insgesamt erhält. Der Rest wird den Unternehmen – ärgerlicherweise – bislang noch immer umsonst zugeteilt. Und das führt zu dem Ramschpreis für CO2.

Der Preis ist übrigens im vergangenen Jahr noch einmal kräftig eingebrochen. Wie die Analysten von Point Carbon gerade mitteilten, lag der durchschnittliche Zerfitikatspreis im vergangenen Jahr  40 Prozent niedriger als noch 2008.  Daran ist vor allem die Wirtschaftskrise Schuld, denn die Unternehmen haben ihre Produktion zurückgefahren und benötigen dementsprechend auch weniger Verschmutzungsrechte. Das Marktvolumen bleibt indes beeindruckend. Laut Point Carbon hatten die weltweit gehandelten Klimaschutz-Zertifikate 2009  einen Wert von 94 Milliarden Euro.

 

Norweger starten Osmose-Kraftwerk

Sie kennen Strom aus Wasserkraft? Sehr gut. Bislang sind die Variationen ja recht überschaubar: Es gibt Pumpwasser- und  Laufwasserkraftwerke, Gezeitenkraftwerke und Wellenkraftwerke. Eine neue Möglichkeit probiert jetzt der norwegische Versorger Statkraft aus. Am Oslofjord hat er vor kurzem das erste Osmose–Kraftwerk in Betrieb genommen. Brrr, das klingt nach Physikunterricht und kompliziert, ist aber gar nicht so schwer: Süß-und Salzwasser dringen in einen Behälter und sind nur durch eine Membran getrennt. Wegen der unterschiedlichen Salzkonzentrationen strömt das Süßwasser hinüber zum Salzwasser, um einen Ausgleich zu schaffen. Dabei steigt der Pegel in der Salzwasser-Kammer. Mit dem steigenden Wasserdruck lässt sich dann eine Turbine antreiben. Eine solche Anlage könnte etwa an Flüssmündungen gebaut werden. Hier gibt´s übrigens ein Video dazu:

Die Anlage ist zwar noch eine Pilotanlage und hat eine Kapazität von gerade mal zwei bis vier Kilowatt – also soviel, wie ein Toaster verbraucht. Aber Statkraft ist überzeugt, dass das Potenzial von Osmose-Kraftwerken langfristig enorm steigt. Schau´n wir mal…

 

Kinder für´s Klima

Was Felix Finkbeiner auf die Beine gestellt hat, hat mich wirklich beeindruckt. Der Knirps ist gerade einmal zwölf Jahre alt, hat aber definitiv bereits mehr für´s Klima getan als ich. Vor zwei Jahren – sprich: mit zehn Jahren – hat er die Schülerinitiative „Plant for the Planet“ gegründet. Das Ziel: In jedem der Land der Erde pflanzen Kinder eine Million Bäume, um etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Felix hat einen riesigen Erfolg, jede Menge Schulen und Kitas  machen bereits mit. Mehr als 1,1 Millionen Bäume haben Kinder ihm weltweit bereits versprochen, mehr als 680.000 sind bereits gepflanzt. Inzwischen jettet Felix rund um die Welt und hält sogar Vorträge vor der chinesischen Regierung. Auf Englisch, selbstverständlich. Hier der Beweis:

Und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet:

„In China halte ich einen Vortrag“, sagt Felix. Er sitzt aufrecht am Tisch eines Zugabteils. Aufmerksam und unaufgeregt hört er zu, seine Antworten kommen prompt. „Ich erzähle dort, was wir Kinder machen“, erklärt er und fügt hinzu: „Wir Kinder fühlen uns verarscht.“


 

Oder doch lieber eine Co2-Steuer?

Frankreichs Präsident Sarkozy steckte ja kürzlich eine herbe Niederlage ein. Das Verfassungsgericht kassierte seinen Vorschlag zur Einführung einer Steuer auf Kohlendioxid. Zuviele Ausnahme, fanden die Verfassungshüter. Die Co2-Steuer ist eine Abgabe auf Kohlendioxid und wurde vor allem während des Klimagipfel von Kopenhagen als Alternative zum Emissionshandel heftig diskutiert. Selbst führende Klimaökonomen streiten sich über sie, erst kürzlich in der FTD. Das aktuelle ZEIT Wissen Magazin liefert jetzt einen guten, komprimierte Überblick, was für und gegen sie spricht. Lesenswert!

 

Telekom schielt auf die Energiewende

Deutschlands Telefongigant Telekom will den Anschluss an die Zukunft nicht verpassen. Zusammen mit dem Schweizer Automations-Spezialisten ABB will die Großkundensparte T-Systems im großen Stil ins Geschäft mit intelligenten Stromzählern einsteigen, meldet am Mittwoch Spiegel online.

Über die neuen, digitalen Stromzähler hat ZEIT ONLINE ja schon öfter berichtet – insbesondere auch über das Datenschutzproblem. Die so genannten smart meters sind eine Schlüsseltechnologie beim Umbau der Stromnetze. Sie sollen das steigende Angebot an schwankendem Ökostrom aus Wind- und Sonnenenergie und die Stromnachfrage harmonisieren. So könnte es eines Tages günstige Stromtarife geben, wenn besonders viel Windstrom im Netz ist. Oder Waschmaschinen, die sich bei Sturm automatisch anschalten. Doch soviel Flexibilität ist bislang nicht möglich, es fehlen attraktive und flexible Stromtarife. Und um die anzubieten, braucht man neue Stromzähler im Keller.

Dass die Telekom in das Geschäftsfeld einsteigt, macht absolut Sinn. Als Ex-Monopolist kennt sie das deutsche Datennetz wie kein anderes Unternehmen. Und Strom- und Telekommunikationsleitungen werden sich in Zukunft noch enger miteinander vernetzen. Das zeigen die zahlreichen smart-meter Pilotprojekte, in denen Haushaltskunden ihren aktuellen Energieverbrauch (Strom) per Internet (Telekomunikation) abfragen.

Völlig offen ist allerdings, ob die IT-Branche oder doch die Energieversorger in dem Segment das Rennen machen. Denn was der Telekom fehlt, ist der Strom. Den haben die Energieversorger. Und die bieten allesamt – bislang allerdings oft als Modellprojekte – die digitalen Zählerboxen an. Der norddeutsche Versorger EWE spielt hier sogar eine ungewöhnliche Sonderrolle. Er hat von Anfang an seinen Kunden nicht nur Strom, sondern auch Telefon bzw. Internet verkauft – das könnte sich inzwischen als Wettbewerbsvorteil erweisen. Andere Energieversorger wie etwa RWE (o.tel.o)  hatten sich Ende der 90er von den Telekommunikationssparten getrennt. Bei den aktuellen Entwicklungen könnten sie dies heute bereuen.

 

Tür zu!

Auf eine witzige Kampagne aus Großbritannien bin ich dieser Tage im Netz gestoßen: „Close the door!“ fordert Ladenbesitzer auf, ihre Eingangstüren zu schließen und so Energie zu sparen. Das Video auf der Homepage ist zwar in Englisch, aber wirklich sehenswert.

Close The Door from Oliver Riley-Smith on Vimeo.

Auf 20 Prozent schätzt die Universität Cambridge die Energieverluste, nur weil Ladenbesitzer glauben, eine geöffnete Tür locke Kunden an. Die Kampagne verteilt an Unternehmen „Close the door“-Aufkleber und hält eine Liste mit Argumenten parat, um auch den letzten „Türöffner“ noch zu überzeugen. Den wissenschaftlichen Überbau wird in den kommenden Monaten die Universität Cambridge liefern, die eine Studie zur Energieverschwendung durch offene Türen erstellen wird.

Der britische Guardian hat übrigens noch eine passende, spannende Untersuchung herausgegraben. Demnach sind Londons Läden in der Regel rund fünf Grad Celsius zu warm geheizt. Statt der empfohlenen 18 Grad heizen Ladeninhaber die Räume auf durchschnittlich 23, 6 Grad hoch. In einem Geschäft in der Oxford Street herrschten sogar sommerliche 27,2  Grad. Hier gebe es erhebliches Einsparpotenzial, so die Organisation Make it cheaper.

Tür zu, Heizung runter. Das alles mag banal klingen. Aber wenn es im großen Stil angewandt wird, wäre dem Klima schon erheblich geholfen. Denn am umweltfreundlichsten ist die Energie, die erst gar nicht verbraucht wird.