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Vergiftete Lillifee

Ein wenig habe ich es immer geahnt: Diese seltsamen – und Verzeihung, liebe Kinder: hässlichen – Spielfiguren wie Filly Pferde und gelbe Einhörner oder der Fächer der Prinzessin Lillifee sind nicht gesund. Das bestätigt nun eine neue, kleine Studie der Bundestagsfraktion der Grünen.

Die Fraktion hat acht Kinderzeitschriften gekauft und die kleinen beigelegten Spielfiguren auf Schadstoffe testen lassen, darunter die Hefte Yakari, Filly Extra, Pettersson und Findus und Dino Action. Das Ergebnis: Sechs von acht Spielfiguren enthielten Schadstoffe wie Blei, Cadmium und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs).

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Sommerhitze treibt den Strompreis

Hier in Berlin sind es aktuell 30 Grad Celsius, ein perfekter Einstieg ins Wochenende. Nein, ich werde jetzt garantiert nicht über die Hitze jammern. Stattdessen war ich kurz auf der Internetseite der Leipziger Strombörse. Und da gibt es einige ganz spannende Entwicklungen zu entdecken: Der Börsenstrompreis auf dem Spotmarkt, der die kurzfristigen Entwicklungen abzeichnet, zieht nämlich seit ein paar Tagen kräftig an. Am Donnerstag kostete die Megawattstunde mehr als 51 Euro, so viel wie seit Ende Mai nicht mehr.

Warum das so ist, zeigt folgende Grafik von Agora Energiewende, einem Berliner Think Tank.

Sie haben die Daten der EEX und den Übertragungsnetzbetreibern grafisch aufbereitet. Daran sieht man: Deutschland erlebt gerade schönsten Sonnenschein (viele gelbe Kegel über Tag) und eine Windflaute (wenig Blaues). Den Großteil der Stromnachfrage decken zurzeit also konventionelle Kraftwerke.

Stromangebot und Nachfrage © Agora Energiewende
Stromangebot und Nachfrage © Agora Energiewende

Die Windproduktion liegt laut EEX bei gerade einmal rund 500 Megawatt. Für Tobias Federico, Geschäftsführer von Energy Brainpool, ist das sehr wenig: „4.000 Megawatt wären normal“, sagt er.

Und nun wird der Strompreis natürlich durch Angebot und Nachfrage gebildet: Die Nachfrage ist wegen des hohen Kühlbedarfs relativ hoch (wobei die Ferienzeit ein wenig dämpfend wirkt). Auf der anderen Seite ist das Angebot zumindest an Ökostrom nicht gerade richtig groß: Es ist zwar heiß, aber nicht unbedingt sonnig. Eigentlich sind in Deutschland rund Solaranlagen mit 32.000 Megawatt Leistung installiert. Laut EEX werden aber aktuell nur etwa 14.000 Megawatt eingespeist, also nur die Hälfte.

Warum? Den Solaranlagen ist es einfach zu heiß. Je heißer es wird, desto schlechter arbeitet eine Solaranlage, sie mag es eben sonnig, aber nicht zu heiß.

Auf eine Zahl werden die Stromkonzerne nun in den kommenden Tagen besonders schauen: die Wassertemperatur der Flüsse. Denn ob AKW oder Kohlekraftwerk: Die Meiler müssen gekühlt werden. Und irgendwann sind Elbe oder Rhein einfach zu warm, 28 Grad gilt als Grenzmarke. Dann müssen die Betreiber in der Regel ihre Kraftwerke noch besser kühlen oder eben zurückfahren. Noch aber ist Federico gelassen: „Wir haben keine Versorgungsengpässe“, sagt er. Die Elbe ist aktuell 23 Grad warm.

 

Weltgrößte Förderbank wendet sich von Kohle ab

Die Europäische Investmentbank (EIB), nach eigenen Angaben die weltgrößte staatliche Förderbank, hat am Dienstag eine kleine Revolution beschlossen. In ihren neuen Förderrichtlinien, welche die Bank heute bekannt gab, findet sich de facto das Aus für die Finanzierung von Kohlekraftwerken. Zukünftig will die EIB, die so etwas ist wie die KfW für Europa, nur noch Kraftwerke mitfinanzieren, die maximal 550 Gramm Kohlendioxid je Kilowattstunde emittieren. Damit will die Bank die 28 EU-Mitgliedsstaaten bei der Umsetzung der europäischen Klimastrategie unterstützen. Die neuen Emissionsstandards würden garantieren, dass die Bank durch ihre Förderpolitik im Energiebereich einen nachhaltigen und positiven Beitrag zu mehr Wachstum leiste, sagt Vizepräsident Mihai Tanasescu.

Was die neuen Richtlinien für die einzelnen Energieträger bedeuet, zeigt diese Grafik:

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Elon Musk will mit Hyperloop den ÖPNV revolutionieren

Elon Musk, Millionär, Gründer des Bezahlsystems Paypal und Chef des kalifornischen Elektroautoherstellers Tesla, hat seinen nächsten Scoop angekündigt: Hyperloop, die 5. Generation des öffentlichen Transports. Auf Twitter schrieb Musk am Montag, dass er Details dazu am 12. August veröffentlichen werde.

 

Sie haben noch nicht von Hyperloop gehört? Keine Sorge, das ging mir ähnlich.

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Plastisphäre, das neue, gefährliche Ökosystem

Wer gerade seinen Sommerurlaub am Meer verbringt, der stößt immer wieder auf angeschwemmte Plastikfolien, alte Plastikflaschen und anderen Kunststoffmüll. Die Weltmeere sind voller Unrat, doch am häufigsten sind es Plastikteile, die das Wasser verschmutzen.

Wer ein Plastikstück unter das Mikroskop legt, der entdeckt, dass darauf viele Algen und Bakterien leben. Kleine Organismen, die das Plastik als eine Art „mikrobisches Riff“ nutzen. So beschrieben es Wissenschaftler jüngst in der Fachzeitschrift American Chemical Society. Für sie ist der schwimmende Plastikmüll, der von Organismen besiedelt ist, sogar ein neues marines Ökosystem. Der Name des Systems: Plastisphäre. Weiter„Plastisphäre, das neue, gefährliche Ökosystem“

 

Isolieren mit Pilzen

©mushroomtinyhouse
©mushroomtinyhouse

Vor allem in den USA gibt es die Tiny-House-Bewegung: Die Anhänger haben Spaß daran, in winzigen Häusern zu leben und jeden Quadratzentimeter bis auf den Anschlag ausnutzen. Die Idee: wenig Haus, wenig Ressourcenverbrauch. Jetzt kommt der nächste Schritt.

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Ökostrom ersetzt Atomstrom

Frisch vom Markt: NeBruttostromerzeugung 2012 in Deutschland, Quelle: Statistisches Bundesamtueste Zahlen vom Statistischen Bundesamt zum Strommix in Deutschland. Braunkohle ist immer noch der wichtigste Energielieferant, gefolgt von den Erneuerbaren Energien. Im Jahr 2010 lag der Kernenergieanteil noch bei 22,4 Prozent, jetzt sind es 16,1 Prozent. Der Atomausstieg (beziehungsweise die Energiewende) klappt also. Der Ökostromanteil Ist nur leider mühsamer als gedacht.

 

Politik lässt Strompreise lieber steigen

Hoppla, auch hier im Grüne Geschäfte-Blog merkt man, dass langsam der Bundestagswahlkampf beginnt. Allerorts erscheinen neue Studien zu steigenden Strompreisen – und dahinter steckt natürlich die große Frage: Was ist den Deutschen die Energiewende wert?

Den ersten Aufschlag machte am Montag das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, das im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion eine Studie zu Netzentgelten vorlegte. Es schätzt, dass die Industrie im kommenden Jahr in den Genuss von hohen Netzentgelt-Rabatten kommen könnte. Bis zu 1,2 Milliarden Euro könnten den Unternehmen erlassen werden, weil die Bundesregierung die Rabattregeln für sie radikal ausgeweitet hatte. Die Folge für die Verbraucher wäre, dass sie rund 20 Prozent mehr für das Stromnetz und seinen Ausbau zahlen müssten. Jetzt schon machen die Netzentgelte für sie rund ein Fünftel des Strompreises aus.

Der Golfplatz, der sich von den Netzentgelten befreien lassen kann, ist ja inzwischen fast legendär (und findet sich tatsächlich in der Übersicht der Bundesnetzagentur, wie auch eine Bäckerei und ein Campingplatz). Im kommenden Jahr werden die Unternehmen wahrscheinlich höhere Kosten geltend machen können, weil sich Berechnungsgrundlagen ändern, sie werden Kosten für den Offshore-Netzausbau anführen und für die Forschung in Höchstspannungsnetzen. Das Problem ist: Wenn die Großverbraucher Ausnahmen genießen, bedeutet das am Ende steigende Strompreise für die Verbraucher. Weiter„Politik lässt Strompreise lieber steigen“

 

Energieschiffe sollen auf den Weltmeeren kreuzen

 © Segelenergie
© Segelenergie

Eine der abgefahrensten Ideen zur Stromspeicherung kommt zurzeit von Michael Sterner, einem Energiewende-Spezialisten an der Technischen Hochschule Regensburg, der sich vor allem um die Speicherung von Ökostrom kümmert. Segelenergie nennt er sein Konzept. Auf dem Atlantik will er Energieschiffe kreuzen lassen: Das könnten etwa Segelschiffe sein oder Schiffe, die mit sogenannten Flettner-Rotoren betrieben werden, aber das ist was für Eingeweihte. Am Rumpf im Wasser würden die Schiffe mithilfe eines Propellers Strom produzieren. Oder sie haben eine Turbine im Schlepptau, die Strom produziert.

Der Strom wird an Bord dazu genutzt, Wasserstoff herzustellen. Der lässt sich relativ problemlos ins Gasnetz einspeisen. Diese Power-to-Gas-Technologie macht gerade die ersten Schrittchen von der Testphase zur kommerziellen Nutzung. Erst vergangene Woche hat E.on eine Power-to-Gas-Anlage für die Speicherung von Windstrom in Betrieb genommen.

Der Charme seiner Energieschiffe sei, dass man auf See Ökostrom konstanter produzieren können, sagt Sterner. Die einzelnen Technologien seien allesamt bekannt. Sie werden also nur auf den Energieschiffen einmal neu zusammengepuzzelt. Auf See würden die Power-to-Gas-Anlagen etwa doppelt so gut ausgelastet werden wie an Land, weil an Land der Windstrom stärker schwankt. Die Energieschiffe könnten so rund um die Uhr Wind-Wasser-Strom produzieren. Man spare sich den Stromnetzausbau und habe zugleich einen Stromspeicher gefunden. Und die darbende Schiffindustrie an der Küste profitiere auch noch.

Klingt ja alles erstmal prima. Ein bisschen kompliziert wird es allerdings, wenn es konkret wird. Bislang gibt es noch kein echtes Energieschiff, Sterner plant zurzeit eine Machbarkeitsstudie. Die Zahl der Schiffe ist natürlich schon entscheidend, schließlich wird auf den Weltmeeren so langsam auch der Platz knapp (Offshore-Windparks, Fischerei, Erdölförderung, Kreuzfahrtschiffe).

Sterner stellt eine etwas komplexe Potenzialrechnung auf, und zwar im Vergleich zu Biosprit. Zurzeit verbrauchen wir rund 2,4 Millionen Hektar Fläche für den Anbau von Raps und anderen Energiepflanzen, um auf einen Biospritanteil von fünf Prozent zu kommen. Das ließe sich auch mit rund 2.200 Schiffen schaffen, die jeweils eine Kapazität von fünf Megawatt haben. Der Vorteil: Von den Energieschiffen bekommt kaum jemand etwas mit – im Unterschied zu den neuen Monokulturen in der deutschen Landwirtschaft.

Es ist eine ganz schön unkonventionelle Idee. Sterner gilt aber nicht als unseriöser Daniel Düsentrieb, er berät auch die Bundesregierung. Allerdings zeigen einige Energiewende-Ideen, die auf der See spielen, wie widrig die Bedingungen sind und dass die Kosten schnell aus dem Ufer laufen. Auch Sterners schwimmendes Kraftwerk kommt nur auf einen Wirkungsgrad von etwa 30 Prozent für den gesamten Prozess. „Wir wollen nicht Desertec sein“, sagt der Erfinder. Seine Schiffe sollen nur ein Baustein im großen Bild der Energiewende sein. Die kommenden Monate werden zeigen, wie realistisch das ist. Ein Patent hat er bereits angemeldet.

 

Atomkraft dümpelt auf dem Niveau von 1984

Als Abendlektüre habe ich mir so eben noch den Weltenergiebericht des Erdölgiganten BP vorgenommen. Liebe Leser, scrollen Sie doch mal in der Präsentation des Chefökonoms auf Seite 15. Da findet sich ein wirklich bemerkenswertes Detail zur Nutzung der Atomenergie weltweit. Die ist ja bekanntlich nicht nur in Deutschland auf dem Rückzug. Im vergangenen Jahr sank ihr Anteil am globalen Primärenergieverbrauch auf 4,5 Prozent.

Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 1984. Eine beeindruckende Entwicklung. Ich erinnere mich, dass wir noch vor ein paar Jahren in Deutschland heftig über den Ausstieg aus dem Atomausstieg diskutierten. Und jetzt legt Atomkraft im bereits zweiten Jahr einen Rekordrückgang hin, vor allem wegen des japanischen Atomausstiegs.

Und wer überholt? Die Erneuerbaren. In China, Japan und Deutschland toppt Ökostrom inzwischen Atomstrom.