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Track die Piratenfischer

Wo fischt welche Flotte? © Global Fishing Watch
Wo fischt welche Flotte? © Global Fishing Watch

Google hat eine, das lässt sich nicht leugnen, gewisse Expertise in der Datenaufbereitung und Kartenerstellung. Jetzt startet der Konzern zusammen mit der Meeresschutzorganisation Oceana und dem amerikanischen Umweltdatenspezialisten Skytruth das Projekt Global Fishing Watch. Die Idee ist so simpel wie genial. Jedes kommerzielle Schiff ist mit einem Automatic Identification System ausgestattet. Damit lässt sich jede Schiffsbewegung verfolgen, wenn denn das Gerät eingeschaltet ist (Als AIS eingeführt wurde, war die Idee eigentlich, damit die Zahl der Schiffskollisionen zu reduzieren). Warum sich nicht einfach Fischereischiffe einmal separat anzeigen lassen, ist die Idee von Global Fishing Watch. Das kleine Video erklärt das ganz anschaulich.

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=fn2JXmCUo30&w=560&h=315]

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Die besseren Smartphones

Ich gestehe: Auch in meinen Schubladen und Bücherregalen lagern in den hintersten Ecken diverse ungenutzte Handys. Zu alt, zu langsam, keine Kamera. Das Problem ist offensichtlich: Wir alle wechseln viel zu oft unsere Mobiltelefone aus. Die Vereinten Nationen schätzen, dass allein im Jahr 2012 jeder Bürger weltweit im Schnitt sieben Kilogramm Elektroschrott produziert hat.

Im vergangenen Jahr hat daher das Fairphone aus den Niederlanden für Furore gesorgt. Es kostet rund 325 Euro – im Gegenzug kann sich der Käufer sicher sein, ein fair und ökologisch produziertes Smartphone in der Hand zu halten. Das Gerät wird zu sozialverträglichen Arbeitsbedingungen, ökologisch und mit fairen Löhnen produziert. Und am Ende soll es im besten Fall gar vollständig recycelt werden, in den wichtigsten Elektroschrottländern will das Unternehmen Recyclingkapazitäten aufbauen. Dafür sind etwa der Akku und das Display-Glas austauschbar.

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Lieber ein Energiespar-Laptop? Besser nicht!

Nun gut, der Energy Star ist sicher bislang nicht DAS entscheidende Kriterium für Laptop-Käufer, aber sicherlich nehmen sie ihn gerne mit. Das Sternchen kennzeichnet energieeffiziente Geräte aus und wer will nicht einen stromsparenden Computer zu Hause, um die Stromrechnung zu senken und die persönliche Klimabilanz zu verbessern. Selbst Apple wirbt damit, dass seine Notebooks die Energy Star-Kriterien sogar übertreffen würden.

Notebook © Justin Sullivan/Getty Images
Notebook © Justin Sullivan/Getty Images

Das Öko-Institut hat sich daher im Auftrag des Umweltbundesamts eine ganz spannende Frage gestellt: Soll ich meinen alten Laptop ausrangieren und stattdessen ein energiesparendes, sprich stromsparendes Gerät anschaffen?

Die Antwort ist eindeutig: Nein, bloß nicht. Das mag zwar im Energieeffizienz-Zeitalter ein völliges Tabu sein, aber die Begründung ist einleuchtend. Die Studienmacher schreiben:

„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Umweltaufwand bei der Herstellung eines Notebooks so hoch ist, dass er sich auch durch eine erhöhte Energieeffizienz in der Nutzung nicht in realistischen Zeiträumen ausgleichen lässt.“

Projektleiter Siddharth Prakash hat sich angeschaut, wie sich die Klimagasemissionen auf ein – sagen wir salopp – Laptop-Leben verteilen. Geht man von fünf Jahren Lebenszeit aus, dann entfallen 214 Kilogramm sogenannter CO2-Äquivalente auf die Herstellung und nur 138 Kilogramm auf die anschließende Nutzung. Nicht die Benutzung und der damit verbundene Stromverbrauch sind also besonders klimaschädigend, sondern die Produktion des Laptops.

Selbst wenn man ein superduper effizientes neues Notebook kauft, das 70 Prozent sparsamer wäre als das Vorgängermodell, bräuchte es im Schnitt 13 Jahre, um den Umweltaufwand zu kompensieren, den die Herstellung verursachen würde, so der Wissenschaftler.

Dazu gibt es noch ein Recyclingproblem, schreibt Prakash. Denn selbst in Deutschland werde Elektroschrott noch immer ineffizient recycelt. Viele Rohstoffe wie Seltene Erden oder Kobalt gehen einfach für immer verloren. Gerade Kobalt ist da ein Problem. Es wird ja bekannterweise vor allem im Kongo unter gefährlichen Bedingungen abgebaut. Jedes nicht gekaufte Laptop ist also ein Mini-Beitrag zum Ressourcenschutz – der natürlichen als auch der menschlichen.

Besonders ärgert sich Prakesh über Laptops, die das effiziente Recyceln verhindern. Ohne den Namen zu nennen, gilt die Kritik natürlich auch Apple. Der Konzern verkauft Notebooks, iphones und alles andere i-Geräte noch immer mit einem Akku, der sich nicht austauschen lässt, den Käufer nicht selbst austauschen können. Ist er kaputt, muss in der Regel ein komplett neues Gerät her. Das ist alles andere als umweltfreundlich, wenn man sich die komplette Umweltbilanz anschaut, sagt Prakesh:

„Auch müssten standardisierte Ersatzteile besser verfügbar sein und die Mindestgarantie sollte verlängert werden. Nicht zuletzt sollten die Geräte so konstruiert sein, dass einige Komponenten wie die Hauptplatine, Display, Akkus und weitere Leiterplatten ohne großen Aufwand demontiert werden können. Damit können sie dem Recycling zugeführt und damit die enthaltenen Ressourcen zurückgewonnen werden.“

 

Alles fließt – bloß wohin?

Nun gut, es ist nicht gerade ein Rekordergebnis. Gut 1000 Bürgerinnen und Bürger nahmen am ersten Bürgerdialog der Kanzlerin im Internet teil. Angesichts von lautstarker Werbung im Kino und auf Youtube, war die Mitmachquote des zweimonatigen Dialogs von September bis Mitte November mager.

„Wohin soll die Nation in puncto Nachhaltigkeit steuern?“ lautete das Thema. 27.000 Besuche verzeichnete der Seitenzähler. Erreicht wurde vor allem die eloquente, gebildete Schicht ab 36 Jahren, die sich selbstbewusst zu Wort meldete und über grüne Wirtschaft und grünen Lebensstil diskutierte. Top-Thema mit über 260 Beiträgen war der Klimaschutz, das bedeutsame Thema Wasser tröpfelte mit 70 Beiträgen eher dahin. Das lag allerdings auch daran, dass die Seite unübersichtlich war und viele Themen nicht besonders prominent präsentiert wurden.

Das größte Manko ist allerdings: Niemand weiß so genau, was jetzt mit dem Beitrag der Bürger passiert. Es heißt, alles werde an die zuständigen Ministerien „weitergeleitet“ und „fließe“ in einen Fortschrittsbericht ein. Ungeordnet? Ohne klare Voten herauszuarbeiten?

Das klingt eben doch genau so autistisch, wie viele Bürger die Regierung empfinden. Zumindest bleibt der Eindruck, das Angela Merkel das Wissen der Bürger nicht für wirklich wichtig hält. Zweifellos müssen offene Dialoge, wie sie sie führen will, dringend erprobt werden, wenn die zerrüttete Beziehung zwischen Bürgern und Politik gekittet werden soll. Wer aber mehr Bürger für E-Konsultationen hinter dem Ofen hervorlocken will, muss in Zukunft ein attraktiveres Angebot machen. Schön gewesen wäre beispielsweise die Aussicht an einzelnen Kapiteln mit schreiben zu können.

Leider blieb die Kanzlerin auch noch stumm. Dabei hatte sie sich zum Auftakt noch tapfer via Podcast zu Wort gemeldet. So ein Online-Dialog ist aber eben keine Einbahnstraße. Besser machte das Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Am Ende seiner E-Konsultation zur Netzpolitik stellte er Anfang Dezember eine Videobotschaft ein. Das wirkte noch ungelenk, zeigt aber, dass er die Stimmen von außen ernst nimmt.

Feedback – das könnte Angela Merkel doch auch mal versuchen. Eigentlich gleicht es politischem Harakiri, erst einen Dialog anzubieten und dann nur die Achseln zu zucken.

 

Angela Merkel, bitte melden Sie sich!

Die Kluft zwischen Politik und Bürgern ist tiefer denn je. Das weiß offenbar auch die Kanzlerin und startet ihren ersten Bürgerdialog im Internet. Via Podcast bittet sie die Bürger bis Mitte November auf einer neuen Online-Plattform zu diskutieren, wohin die Nation in puncto Nachhaltigkeit steuern sollte.

„Na, was machst du?“, fragt die rotblonde Frau ihren Freund, der am Laptop sitzt. Ernsthaft blickt der sie an und antwortet etwas streberhaft: „Ich diskutiere mit der Bundesregierung.“ „Und worüber?“, hakt sie nach. „Über Energie und Bildung und wie Politik für die Zukunft aussehen muss“, sagt er. Nach 30 Sekunden ist der Youtube-Spot vorbei, mit dem die Bundesregierung demnächst auch im Kino ihren E-Dialog bewirbt, „um möglichst viele Menschen zum Mitmachen zu bewegen“, wie eine Sprecherin des Bundespresseamtes sagt. Obendrein wurden Umweltverbände, Gewerkschaften und Wissenschaftler angeschrieben, die sich beruflich mit den Themen „Wirtschaft, Soziales, Umwelt“ beschäftigen.

Was Angela Merkel selbst unter nachhaltiger Politik versteht, erklärt sie zum Auftakt in einem Podcast. Und spricht ausgerechnet über ihr umstrittenes Energiekonzept, das bereits zu wütenden Protesten der Bürger auf Berlins Straßen geführt hat. Das wäre zu verschmerzen, hätten die Bürger das Regierungsvotum für Atomkraft nicht als in Hinterzimmern ausgekungelt empfunden – und eben nicht als Zeichen für Dialog und Bereitschaft, gemäß den Mehrheiten in der Bevölkerung Politik zu machen. Wie die Bürger auf Merkels Einladung zum Talk reagieren, wird sich zeigen.  Noch ist es still auf der Seite. Kein Wunder, der offizielle Kick-Off war erst gestern.

Im Prinzip ist der Online-Dialog eine gute Idee. Vorbild ist die Mitmach-Aktion des Bundesumweltministeriums, bei der sich in sechs Wochen 1400 Interessierte zu Wort meldeten. Als die Kölner im Netz über ihren Haushalt diskutieren durften, machten sogar über 10.000 Bürger Sparvorschläge. Das Internet senkt für viele die Hürde, sich einzumischen.

Leider scheint das Bundeskanzleramt Angst vor der eigenen Courage zu haben. Denn anders als beim Bundesumweltministerium, die zehn der aktivsten Onliner real ins Ministerium einluden, um das Gespräch zu vertiefen, wird Angela Merkel stumm bleiben. Direktes Feedback von der Kanzlerin ist nicht vorgesehen. Die Online-Beiträge sollen allerdings in die „Nachhaltigkeitsstrategie“ der Regierung einfließen. Das Bundespresseamt hofft, „dass die Bürger intensiv darüber diskutieren“.

Auf  den Makel des eigenen Schweigens angesprochen, sicherte eine Sprecherin des Bundespresseamtes ZEIT ONLINE heute morgen spontan eine Änderung der Strategie zu. „Auf direkte Fragen“ solle es auch Antworten „aus der Regierung geben“. Wer tatsächlich Rede und Antwort stehen wird und wie ausführlich die Repliken in der Praxis ausfallen, ist allerdings völlig offen.

Wahrlich zukunftsfähig ist in dieser Hinsicht der amerikanische Präsident, der die „open questions“, die ihm über 60.000 Amerikaner nach seiner Wahl im Netz stellten, tatsächlich real beantwortete. Er ließ über die Fragen abstimmen und stellte sich dann im Weißen Haus vor die Kameras. Nicht mal die Frage nach der Legalisierung von Marihuana war ihm zu heiß. Übertragen wurde die Veranstaltung landesweit vom Nachrichtensender CNN.

Also, liebe Angela Merkel. Live-Schalte aus dem Bundeskanzleramt in die deutschen Wohnzimmer – das wäre eine gute Idee. Garantiert explodiert dann auch die Zahl der Fragen im Netz.

 

Und wo landet Ihr Handy?

Die oberste Schublade meiner Kommode ist mein privater Handy-Schrottplatz: Dort liegen noch immer die alten Knochen aus den 90er Jahren und riesige Aufladegeräte.

Doch ich bin wohl kaum die Regel: Die Vereinten Nationen legten heute neue Zahlen zum Elektroschrott-Problem vor. Und die zeigen, dass die meisten Handys, Laptops und Drucker kaum in der Kommode oder auf dem Dachstuhl landen. Stattdessen werden sie einmal rund um die Erde verschifft, um in den Entwicklungsländern auseindergebaut zu werden. Denn die Rohstoffe wie Kupfer oder Zinn sind heiß begehrt.

Allein in Indien wird die Menge Elektroschrott in den kommenden zehn Jahren um rund 500 Prozent wachsen im Vergleich zum Jahr 2007. Gerade in Indien, China oder dem Senegal hat sich ein informeller Elektroschrott-Sektor etabliert. Allein der Senegal wird bis 2020 bis zu acht Mal so viele alte Computer importieren wie heute.

Das Problem ist: Umwelt und Gesundheit spielen in diesem Geschäft oft keine große Rolle mehr. Bekannt sind die Bilder von Kindern, die Festplatten über offenes Feuer halten, um an die Edelmetalle zu kommen. Hier ein aktuelles CNN-Video zur Situation in Indien, mit erschreckenden Bildern einer Elektroschrott-Deponie:

Die Vereinten Nationen plädieren nun für bessere und verbindlichere Standards beim Elekroschrott-Recycling. Dabei gibt es ja schon Standards, etwa das Basler Übereinkommen, das den Export von giftigen Materialien ins Ausland verbietet. Das Problem ist wohl eher, dass die Elektrschrott-Mafia offenbar immer wieder Wege findet, ihren kostbaren Müll zum billigen Recycling in Entwicklungsländer zu schmuggeln.