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Der Härtetest für die Energiewende

Der Worst Case für den 20. März? Bei einem Netzbetreiber klingt das so: ein wunderbarer Sonnenscheintag. Deutschland räkelt sich in Frühlingssonnenstrahlen.

An diesem Tag wird Europa vormittags von einer Sonnenfinsternis bedeckt. Und während man ja so als Normalbürger auf klaren Himmel und Sonnenschein hofft, um das Ereignis in seiner vollen Pracht mitzuerleben, hätten die Stromnetzbetreiber am liebsten Novemberwetter: bedeckten Himmel, möglichst viele Wolken, möglichst wenig Sonnenschein.
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Die Super-Solar-Sonnenblume

Vision: Das Hochleistungs-Solarkraftwerk © IBM Research
Vision: Das Hochleistungs-Solarkraftwerk © IBM Research

Das hier ist endlich mal ein sinnvolles Spin-Off von Big Data. Computerspezialist IBM ist ja Betreiber riesiger Datenzentren – und IT’ler können ein Lied davon singen, wie viel Energie diese Datenzentren verbrauchen, vor allem auch für die Kühlung. IBM hat sich nun mit dem Schweizer Solarspezialisten Airlight Energy zusammengetan und ein besonderes Solarkraftwerk präsentiert.

Das High Concentration PhotoVoltaic Thermal (HCPVT)-System erinnert ein wenig an große thermische Solarkraftwerke, spielt allerdings in einer anderen Liga. Durch eine 2000-fache Konzentration des Sonnenlichts kann die Super-Solarsonnenblume rund 80 Prozent der Solarenergie umwandeln. So entsteht nicht nur Solarstrom, sondern auch fast kochend heißes Wasser, das wiederum zur Entsalzung von Salzwasser genutzt werden kann. Gerade in Regionen, die nicht am Stromnetz hängen, fehlt es oft auch an sauberem Trinkwasser.

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=JVB9_3IKIAE&w=560&h=315]
Ziel des Forschungsprojekts ist vor allem, die Kosten für Solarenergie zu drücken. Daher haben die Wissenschaftler einen Spezialbeton für eine Parabolschüssel entwickelt, der ähnliche Eigenschaften wie Aluminium hat, aber nur ein Fünftel der Kosten ausmacht. In der Schüssel wiederum befinden sich 36 Spiegel mit einer Spezialfolie. Die Spiegel konzentrieren das Licht und bündeln es auf einem Empfänger mit besonderen Zellen, mit deren Hilfe Strom erzeugt wird.

Zudem wird Wasser durch ein weit verzweigtes Röhrensystem an die Zellen herangeleitet: Wasser kühlt diese und schützt so vor dem Verglühen. Genau hier hat IBM seine Erfahrungen aus seinen Computerzentren eingebracht, unter anderem vom Leibniz-Computerzentrum in München, wo mit die schnellsten Computer Europas arbeiten und für die IBM bereits eine Kühltechnologie mit Wasser einsetzt.

Ja, allen Skeptikern sei gesagt: Bislang ist die Energieausbeute – freundlich gesagt – übersichtlich: Der Prototyp hat eine Leistung an einem sonnigen Tag von gerade einmal 12 Kilowatt Strom und 20 Kilowatt Wärme, das reicht gerade einmal  für einen Durchschnittshaushalt. Nicht gerade viel, aber die Frage ist natürlich: In welcher Größe wird das System eines Tages installiert? Und lassen sich die Wirkungsgrade noch erhöhen?

IBM geht jetzt erst einmal einen ungewöhnlichen Weg der Vermarktung seines Systems. In den kommenden Wochen können sich Kommunen um eine Solar-Sonnenblume bewerben. IBM finanziert den Bau und Schulungen, bis Ende kommenden Jahres sollen die Gewinner feststehen. Mal schauen, ob’s mehr ist als nur eine nette grüne Marketingidee.

 

Die Crowd entdeckt die Solarstraße

Okay, manche Amerikaner lieben es wirklich schrill.
Ich sage nur: „Solar FREAKIN‘ Roadways“ und empfehle die ersten Minuten dieses Videos:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=qlTA3rnpgzU&w=580&h=315]

Hinter Solar Roadways steckt ein kleines Start-up aus Idaho, das mal eben die Straßen revolutionieren will. Es baut kleine, sechseckige Solarpanelen unter extra hartem Spezialglas, das sogar das Gewicht von LKW aushalten soll.

Die Idee: Statt Straßen aus Beton zu bauen, wollen Scott und Julie Brusaw Solarpanele verlegen. Diese produzieren Ökostrom (wenn alle Straßen in den USA mit Solarpanelen gebaut würden, ließe sich dreimal so viel Strom produzieren wie die USA gerade verbrauchen, will Scott Brusaw überschlagen haben). Außerdem sollen die Straßen auch noch sicherer sein, weil sie beheizt und mit LED-Leuchten ausgestattet sind. So sollen keine Unfälle mehr bei Glatteis oder mit Tieren passieren. In dem Straßenpaket ist zugleich auch noch ein Kanal für Datenkabel und ein Abwassersystem integriert. Die Brusaws sprechen von smarten Straßen.

Seit Ende April präsentiert das Paar auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo seine Idee. Eine Million US-Dollar wollen die beiden von Investoren einsammeln, um aus dem Prototypen-Stadium herauszukommen. Und die Crowd? Ist komplett fasziniert und hat bereits mehr als 1,8 Millionen Dollar spendiert (vielleicht lag das auch daran, dass es für eine Spende von 100 US-Dollar eine selbstgebastelte Lampe aus Solarzellen-Bruchstücken aus der Produktion gab). Solar Roadways ist damit die vierterfolgreichste Kampagne auf Indiegogo. Wegen des Erfolgs haben die Brusaws das Projekt auf der Plattform jetzt verlängert.

Was mir an der Idee gefällt, ist der Gedanke, dass wir wirklich noch mehr aus Straßen rausholen können. Der niederländischen Designer Dan Rosegaard experimentiert ja auch gerade mit schlauen Straßenmarkierungen. Das Konzept der Brusaws geht noch einen Schritt weiter, hier geht es nicht nur um Markierungen, sondern in den Solarpanelen sind eben auch gleich Mikroprozessoren verarbeitet.

Was leider nicht wirklich klar wird: Wie viel kostet denn nun eines dieser sechseckigen Solarpanele? Sicherlich ist es noch weit davon entfernt, sich in irgendeiner Weise zu rechnen. Und ergibt die Idee überhaupt in der Gesamtbilanz Sinn? Die Solarzelle muss ja erst einmal die Energie produzieren, die für ihre Beheizung und für die Mikroprozessoren gebraucht wird. Und dass sich jetzt Parkplätze anbieten als Installationsorte, auf denen ja am Ende Autos stehen und so die Solarzelle beschatten, ist auch nicht sofort überzeugend.

Kaum überraschend, dass die Community im Netz die Solar Roadways kontrovers diskutiert. „Why the Solar Roadways Project on Indiegogo is Actually Really Silly„, ist da noch ganz freundlich formuliert.

Hier übrigens ergänzend – Danke an die Kommentatoren unter diesem Blog – das Video der Kritiker: U.a. Wie bremst man überhaupt auf dem Belag?

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=H901KdXgHs4&w=580&h=315]

 

Weltgrößter Solarpark geht in Arizona ans Netz

Solarpark Agua Caliente © NRG Solar
Solarpark Agua Caliente © NRG Solar

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Unternehmen kennt offenbar nur den Superlativ: Vor wenigen Tagen hat NRG Solar, eine Tochter des US-Energiekonzerns NRG, in Arizona den „weltweit größten, einsatzfähigen Solarpark“ fertiggestellt. Agua Caliente ist eine gigantische Fläche von Solarmodulen, irgendwo in der Öde zwischen den Städten Yuma und Phoenix.

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Die dünnste Solarzelle der Welt

Mikroskopbild von Wolframdiselenid, mit Elektroden-Anschluss © TU Wien
Mikroskopbild von Wolframdiselenid, mit Elektroden-Anschluss © TU Wien

 

 

 

 

 

 

 

 

Bislang gehörte Wolframdiselenid nicht zu meinem aktiven Wortschatz. Das könnte sich jetzt ändern, denn das Material hat dieser Tage für eine kleine Sensation gesorgt. Wissenschaftlern der TU Wien ist es gelungen, aus dem Material eine ultradünne Solarzelle herzustellen.  Sie ist nur drei Atome dick: Eine Schicht Wolfram-Atome, die oberhalb und unterhalb mit Selen-Atomen verbunden ist. Das entspricht nur winzigen 0,7 Nanometern. Dünner geht´s bislang nicht, sagen die Forscher: Ihr Wolframdiselenid wäre die dünnste Solarzelle der Welt.

Das Material absorbiert Licht, das sich in elektrische Leistung umwandeln lässt. 95 Prozent des Lichts lässt es zwar durch – doch von den verbleibenden fünf Prozent kann ein Zehntel in elektrische Leistung umgewandelt werden. Der interne Wirkungsgrad des Materials ist also relativ hoch.

Der Charme: Weil das Material so lichtdurchlässig ist, könnte man es auf Glasfassaden aufbringen, die dann Solarstrom erzeugen könnten. „Das Material ist günstiger als das bisher eingesetzte Silizium und man braucht weniger davon“, sagt Thomas Müller vom Institut für Photonik. Die Solarzelle wäre zudem viel leichter. Außerdem sei das Material nicht spröde wie Silizium, sagt Müller. Daher ließen sich auch flexible und biegsame Solarzellen herstellen.

Und es gibt noch einen Clou: Wolframdiselenid  kann nicht nur Sonnenlicht in Strom umwandeln. Es geht auch in die andere Richtung: Das Material selbst kann auch mit Strom zum Leuchten gebracht werden. So könne man eines Tages dünne, flexible Displays herstellen oder gar leuchtende Wände oder großflächig-diffuse Raumbeleuchtungen, sagt Müller.

Bis es allerdings die ersten Wolframdiselenid-Solarzellen im Baumarkt gibt, wird es wohl noch einige Jahre dauern. Bislang forschen die Wissenschaftler im Labor und können nur winzige Flocken herstellen. Nächstes Etappenziel: Ein ein Quadratzentimeter großes Stück Wolframdiselenid. Vom Solarmodul ist man also noch weit entfernt.

 

 

Der Luna Ring soll Solarstrom vom Mond liefern

Was ich an den Japanern mag, ist ihre extreme Technikbegeisterung. Jüngstes Beispiel ist Shimizu, einer der größten Baukonzerne Japans (operativer, geplanter Gewinn: 90 Millionen Euro in 2013). Das Unternehmen will – ernsthaft – einen riesigen Solaranlagen-Gürtel namens Luna Ring entlang des Mond-Äquators bauen. Hier ein Video des Chefs des Entwicklungssparte von Shimizu, Tetsuji Yoshida, der die Pläne ganz seriös erklärt:

Die Idee in Kurzform: Ein bis zu 400 Kilometer und 11.000 Kilometer breites Band aus Solaranlagen soll einmal komplett den sich drehenden Mond umspannen. Es produziert auf der sonnenzugewandten Seite Solarstrom, der mithilfe von Kabeln auf die der Erde zugewandte Seite transportiert wird.

Mithilfe von Mikrowellen und Lasern wird der Strom wiederum zur Erde geschickt und dort in riesigen Konvertern umgewandelt. Nach Angaben des britischen Telegraphs ließen sich so 13.000 Terawattstunden Solarstrom produzieren. In welchem Zeitraum ist allerdings unklar (zum Vergleich der deutsche Strombedarf: rund 500 Terawattstunden im Jahr). Spätestens im Jahr 2035 lasse sich, so Shimizu, ein solches gigantisches Energieprojekt realisieren.

Nun lässt sich das alles leicht als Humbug abtun. Spielt man die Pläne einmal durch, stößt man nur auf Probleme: Wie soll sich der Mond in eine gigantische Energiewenden-Baustelle verwandeln? Werden künftig Astronauten-Bautrupps im Schichtdienst auf dem Mond Betonmischer rühren? Wie steht es um die Eigentumsrechte? Und überhaupt: Die letzte bemannte Mondmission war im Jahr 1972. Damals haben wir dort oben das Sammeln von Gesteinsbrocken perfektioniert. Eine Baustelle im Weltall zu unterhalten und ein Technikprojekt zu warten, das ist wohl eine andere Liga.

Mir gefällt allerdings an dem Projekt, an dem Shimizu bereits seit Jahren feilt, das Visionäre. Shimizu präsentiert den Luna Ring gleich zu Beginn auf seiner Homepage unter der Rubrik „Träume“. Dort gibt es noch andere abgefahrene Ideen wie etwa eine künstliche, schwimmende Öko-Insel.

Auch wenn das Konzept extrem unrealistisch ist und vielleicht auch einfach gar keinen Sinn macht: Wann haben deutsche Konzerne mal nicht über die Energiewende geklagt, sondern einfach mal unkonventionelle Ideen präsentiert? Das kann gerne als Aufruf verstanden werden: Her mit den Präsentationen: marlies.uken@zeit.de

 

Altmaier und die Eiskugeln

Es muss nach etwa 40 Minuten gewesen, da redete sich unser Bundesumweltminister Peter Altmaier kräftig in Rage. Lautstark – und ich saß neben ihm – polterte er gegen die Versuche, Ökostromrabatte für die Industrie zu streichen. Ja natürlich wolle er die 26 Prozent Industriearbeitsplätze in Deutschland sichern.

Sein grüner Amtskollege Robert Habeck aus Schleswig-Holstein hatte dies wenig zuvor gefordert, damit die Lasten der Energiewende gerechter verteilt würden. Altmaier verwies auf seinen Amtsvorgänger Jürgen Trittin, der einmal gesagt haben soll, dass die Energiewende für eine Kugel Eis zu haben sei. „Heute können Sie die Eiskarte rauf unter runter essen.“

Mit dem obigen Video der gestrigen Veranstaltung von ZEIT ONLINE und Handelsblatt Online, in dem sich Habeck und Altmaier sportlich-freundlich-engagiert (und ja, teils in einem ganz schönen Fachidiotendeutsch) über die Energiewende streiten, verabschiede ich mich in eine kurze Sommerpause.

A bientôt!

 

 

Elon Musk will mit Hyperloop den ÖPNV revolutionieren

Elon Musk, Millionär, Gründer des Bezahlsystems Paypal und Chef des kalifornischen Elektroautoherstellers Tesla, hat seinen nächsten Scoop angekündigt: Hyperloop, die 5. Generation des öffentlichen Transports. Auf Twitter schrieb Musk am Montag, dass er Details dazu am 12. August veröffentlichen werde.

 

Sie haben noch nicht von Hyperloop gehört? Keine Sorge, das ging mir ähnlich.

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Politik lässt Strompreise lieber steigen

Hoppla, auch hier im Grüne Geschäfte-Blog merkt man, dass langsam der Bundestagswahlkampf beginnt. Allerorts erscheinen neue Studien zu steigenden Strompreisen – und dahinter steckt natürlich die große Frage: Was ist den Deutschen die Energiewende wert?

Den ersten Aufschlag machte am Montag das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, das im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion eine Studie zu Netzentgelten vorlegte. Es schätzt, dass die Industrie im kommenden Jahr in den Genuss von hohen Netzentgelt-Rabatten kommen könnte. Bis zu 1,2 Milliarden Euro könnten den Unternehmen erlassen werden, weil die Bundesregierung die Rabattregeln für sie radikal ausgeweitet hatte. Die Folge für die Verbraucher wäre, dass sie rund 20 Prozent mehr für das Stromnetz und seinen Ausbau zahlen müssten. Jetzt schon machen die Netzentgelte für sie rund ein Fünftel des Strompreises aus.

Der Golfplatz, der sich von den Netzentgelten befreien lassen kann, ist ja inzwischen fast legendär (und findet sich tatsächlich in der Übersicht der Bundesnetzagentur, wie auch eine Bäckerei und ein Campingplatz). Im kommenden Jahr werden die Unternehmen wahrscheinlich höhere Kosten geltend machen können, weil sich Berechnungsgrundlagen ändern, sie werden Kosten für den Offshore-Netzausbau anführen und für die Forschung in Höchstspannungsnetzen. Das Problem ist: Wenn die Großverbraucher Ausnahmen genießen, bedeutet das am Ende steigende Strompreise für die Verbraucher. Weiter„Politik lässt Strompreise lieber steigen“