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Offshore-Windräder im Größenwahn

Beeindruckend, was für eine Entwicklung Offshore-Windräder gerade durchmachen. Dieser Tage hat Siemens den Testbetrieb für eine Sechs-Megawatt-Anlage aufgenommen. Ein Rotorblatt misst 75 Meter, das entspricht nach Angaben von Siemens der Spannweite eines Airbus 380. Kurze Zeitreise: Vor ein paar Jahrzehnten, als die ersten 30-Kilowattanlagen ans Netz gingen, war ein Flügel gerade einmal fünf Meter lang, so lang wie ein Kleinbus.

Die längsten Windrad-Rotorblätter der Welt – und rechts zwei Männer © Siemens
Die längsten Windrad-Rotorblätter der Welt – und rechts zwei Männer © Siemens

Noch scheint bei Offshore-Windrädern das technische Potenzial nicht ausgeschöpft. State-of-the-art ist zurzeit die fünf-Megawatt-Anlage. Sie stehen auch im Testfeld Alpha Ventus in der Nordsee. Nach Informationen des Fraunhofer IWES-Instituts sind aber auch schon Zehn-Megawatt-Anlagen im Gespräch.

Allerdings macht den Ingenieuren die simple Physik das Leben schwer. Denn wer eine Anlage größer baut, um den Output zu steigern, der erhöht zwangsläufig das Gewicht. Eine simple mathematische Faustregel sagt: Wird die Anlagengröße verdoppelt, dann vervierfacht sich die Fläche – und Achtung: das Gewicht verachtfacht sich.

Größer geht es also nur, wenn die Anlage zugleich leichter wird. Denn hinter „Gewicht“ verbirgt sich natürlich nichts anderes als „Material“ – also Stahl – und damit höhere Kosten.

Und natürlich kollidiert der Größenwahn mit dem Anspruch, durch Serienproduktion die Kosten zu senken. Windräder größer als der Kölner Dom sind Einzelanfertigungen, die lassen sich (noch?) nicht schnell am Band produzieren. Handarbeit allerdings bedeutet wiederum höhere Kosten. Ein klassischer Trade-off.

 

 

Lieber ein Energiespar-Laptop? Besser nicht!

Nun gut, der Energy Star ist sicher bislang nicht DAS entscheidende Kriterium für Laptop-Käufer, aber sicherlich nehmen sie ihn gerne mit. Das Sternchen kennzeichnet energieeffiziente Geräte aus und wer will nicht einen stromsparenden Computer zu Hause, um die Stromrechnung zu senken und die persönliche Klimabilanz zu verbessern. Selbst Apple wirbt damit, dass seine Notebooks die Energy Star-Kriterien sogar übertreffen würden.

Notebook © Justin Sullivan/Getty Images
Notebook © Justin Sullivan/Getty Images

Das Öko-Institut hat sich daher im Auftrag des Umweltbundesamts eine ganz spannende Frage gestellt: Soll ich meinen alten Laptop ausrangieren und stattdessen ein energiesparendes, sprich stromsparendes Gerät anschaffen?

Die Antwort ist eindeutig: Nein, bloß nicht. Das mag zwar im Energieeffizienz-Zeitalter ein völliges Tabu sein, aber die Begründung ist einleuchtend. Die Studienmacher schreiben:

„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Umweltaufwand bei der Herstellung eines Notebooks so hoch ist, dass er sich auch durch eine erhöhte Energieeffizienz in der Nutzung nicht in realistischen Zeiträumen ausgleichen lässt.“

Projektleiter Siddharth Prakash hat sich angeschaut, wie sich die Klimagasemissionen auf ein – sagen wir salopp – Laptop-Leben verteilen. Geht man von fünf Jahren Lebenszeit aus, dann entfallen 214 Kilogramm sogenannter CO2-Äquivalente auf die Herstellung und nur 138 Kilogramm auf die anschließende Nutzung. Nicht die Benutzung und der damit verbundene Stromverbrauch sind also besonders klimaschädigend, sondern die Produktion des Laptops.

Selbst wenn man ein superduper effizientes neues Notebook kauft, das 70 Prozent sparsamer wäre als das Vorgängermodell, bräuchte es im Schnitt 13 Jahre, um den Umweltaufwand zu kompensieren, den die Herstellung verursachen würde, so der Wissenschaftler.

Dazu gibt es noch ein Recyclingproblem, schreibt Prakash. Denn selbst in Deutschland werde Elektroschrott noch immer ineffizient recycelt. Viele Rohstoffe wie Seltene Erden oder Kobalt gehen einfach für immer verloren. Gerade Kobalt ist da ein Problem. Es wird ja bekannterweise vor allem im Kongo unter gefährlichen Bedingungen abgebaut. Jedes nicht gekaufte Laptop ist also ein Mini-Beitrag zum Ressourcenschutz – der natürlichen als auch der menschlichen.

Besonders ärgert sich Prakesh über Laptops, die das effiziente Recyceln verhindern. Ohne den Namen zu nennen, gilt die Kritik natürlich auch Apple. Der Konzern verkauft Notebooks, iphones und alles andere i-Geräte noch immer mit einem Akku, der sich nicht austauschen lässt, den Käufer nicht selbst austauschen können. Ist er kaputt, muss in der Regel ein komplett neues Gerät her. Das ist alles andere als umweltfreundlich, wenn man sich die komplette Umweltbilanz anschaut, sagt Prakesh:

„Auch müssten standardisierte Ersatzteile besser verfügbar sein und die Mindestgarantie sollte verlängert werden. Nicht zuletzt sollten die Geräte so konstruiert sein, dass einige Komponenten wie die Hauptplatine, Display, Akkus und weitere Leiterplatten ohne großen Aufwand demontiert werden können. Damit können sie dem Recycling zugeführt und damit die enthaltenen Ressourcen zurückgewonnen werden.“

 

Europa im Plastikwahn

Janez Potočnik ist der EU-Umweltkommissar  – und nein, Ihnen muss dieser Name nicht unbedingt etwas sagen. Die Themen des Herrn Potočnik konkurrieren schließlich mit der Euro-Krise und ziehen da leider in der Regel den Kürzeren.

Plastikmüll auf einem Recyclinghof in Berlin, © Johannes Eisele/AFP/Getty Images
Plastikmüll auf einem Recyclinghof in Berlin, © Johannes Eisele/AFP/Getty Images

Dabei sagt der Herr kluge Sachen, so kürzlich auf einem der Branchentreffs der Kunststoffhersteller. PolyTalk hieß die Veranstaltung (mit dem bemerkenswerten Untertitel „Plastics – an intriguing love story“ – „Kunststoffe – eine fesselnde Liebesgeschichte“).

Auf dem Treffen hielt Potočnik eine Rede unter dem Titel „Hat die Kunststoffindustrie in Europa eine Zukunft„. Keine Sorge, ich werde sie jetzt hier nicht komplett nacherzählen, will aber einige interessante Punkte und Zahlen erwähnen:

Die Plastikindustrie hat demnach ein gigantisches Wachstum hingelegt: 1950 wurden weltweit 1,5 Millionen Tonnen Plastik jährlich hergestellt. 2008 waren 254 Millionen Tonnen im Jahr. Allein in Europa wächst die Branche jährlich um fünf Prozent.

Doch Produktion ist natürlich nur eine Seite der Geschichte. Wo bleibt bloß das ganze Zeug, das ja hauptsächlich auf Rohölbasis hergestellt wird? Ein Großteil landet, ganz am Ende, in den Ozeanen, Tiere verenden an ihm (das zeigt eindrücklich der Film Plastic Planet).

In Europa landet die Hälfte der Kunststoffe noch immer auf Mülldeponien, sagt Potočnik. Für ihn ist das eine enorme Verschwendung von wertvollen Ressourcen:

„Das wäre so, als ob wir jedes Jahr zwölf Millionen Tonnen Rohöl auf Mülldeponien kippen.“

Die anderen 50 Prozent landen zumindest in Müllöfen (wo, wenn es gut geht, die Abwärme genutzt wird). Nur ein kleiner Teil wird bislang recycelt. Im Schnitt sind das in Europa gerade einmal 24 Prozent, „viel zu wenig“, wie Potočnik sagt. Selbst wenn einige Staaten mehr recyceln möchten: Ihnen fehlt es offenbar teilweise an Rohmaterial, weil es günstiger ist, den Plastikmüll in Müllverbrennungsanlagen zu entsorgen.

„Eine Vorherrschaft der Müllverbrennung im Vergleich zum Recycling können wir mittelfristig nicht akzeptieren“, sagt der EU-Kommissar.

Dafür biete die Recyclingbranche auch einfach zu viele Arbeitsplätze. Würde man es schaffen, bis 2020 die durchschnittlichen Recyclingraten von den aktuellen 24 Prozent auf 70 Prozent zu steigern, könnte das 160.000 zusätzliche Jobs in der EU schaffen.

Tja, und wo will er nun hin, der gute Mann? Potočnik betont zwar, dass er denke, die Kunststoffindustrie habe eine Zukunft in Europa (das wird Unternehmen wie Bayer und BASF sicher ein wenig beruhigt haben).

Aber für die Branche findet er  klare Worte:

„Wir sollten nicht nur jeden Kunststoffmüll recyceln“, sagt er, „sondern wir sollten auch eine exzessive Produktion für Anwendungen vermeiden, die ganz offensichtlich nicht nützlich sind.“

Niemand dürfe sich dabei aus seiner Produktverantwortung stehlen. Und er meint es ernst. Für die kommenden Wochen hat er die Veröffentlichung eines green papers zum Thema Plastikmüll angekündigt, um das Thema öffentlich zu diskutieren. Nicht selten enden solche vagen Thesenpapiere ja am Ende in einer Gesetzesinitiative. Seit Monaten schon gibt es ja bereits Überlegungen in der EU, Plastiktüten zu verbieten. Mal schauen, was daraus wird.

 

Lust auf Stadt-Serie: Chicago umschwärmt die Fußgänger

Copyright: Tim Boyle/Getty Images
Copyright: Tim Boyle/Getty Images

Wie fühlt es sich an, ein Fußgänger in einer amerikanischen Großstadt zu sein? Ich würde mal sagen, es ist ein jämmerliches Dasein: vierspurige Straßen – und keine Fußgängerampel in Sicht.

Passend zur heute startenden ZEIT-ONLINE-Serie Lust auf Stadt daher heute einmal ein Blick nach Chicago. Wie die Chicago Tribune berichtet, hat die Stadt jetzt den ersten pedestrian safety plan veröffentlicht (das lässt sich wohl nur etwas ungelenk mit Fußgänger-Sicherheitsplan übersetzen). Jedes Jahr kommt es in Chicago zu etwa 3.000 Verkehrsunfällen zwischen Autofahrern und Fußgängern. 50 Menschen sterben dabei jährlich. In den kommenden fünf Jahren will Chicago die Zahl halbieren.

Mehr als 250 Vorschläge macht das Verkehrsamt nun in seinem Plan, um die Sicherheit von Fußgängern in Chicago zu verbessern. Das fängt bei kleinen Dingen an, etwa besseren Markierungen an Straßenkreuzungen und geht bis zur Verengung von Straßen und zur Installation von Pollern, die Autofahrer zum Langsam-Fahren zwingen.

Natürlich, von einem zusätzlichen Budget für den Fußgängerplan ist jetzt erst einmal nicht die Rede, ein Großteil der Verbesserungen wird aus dem aktuellen Haushaltsplan finanziert. Die Chicago Tribune zitiert den Verkehrsdezernenten mit einer Aussage, dass die Stadt aber bereits Millionen US-Dollar für verbesserte Zebrastreifen- und Fahrbahnmarkierungen ausgebe.

Als Europäer, aufgewachsen mit Fußgängerampeln und Gehwegen, kann man das alles für Banalitäten halten. Spannend an der Geschichte finde ich aber, dass der Plan zusammen mit den Bürgern vor Ort erarbeitet wurde. Die Stadt hielt dafür sogar eigene Versammlungen ab und forderte sie per Internet zu Verbesserungsvorschlägen auf.

Das ist es, was meine Kollegin Maria Exner in der Lust-auf-Stadt-Serie schreibt: Es lohnt sich, den Lebensraum Stadt zurückzuerobern. In diesem Fall als Fußgänger von den Autofahrern.

 

 

Und das Stromnetz kann doch noch mehr

Das Folgende läuft unter der Kategorie „Na, geht doch“. In Schleswig-Holstein hat E.on Netz Anfang August ein Pilotprojekt gestartet. Es erhöht die Übertragungskapazität der 110 kv-Leitungen um bis zu 50 Prozent. Das ist jetzt, wo allenorts über den Netzausbau gestritten wird und Bürger sich gegen neue Stromleitungen in ihrer direkten Umgebung aussprechen, ein wirklich spannendes Projekt. Und vor allem wichtig für Schleswig-Holstein, wo die Windenergie an Land ja noch radikal ausgebaut werden soll und der Netzausbau nicht hinterkommt.

Das so genannte Auslastungsmanagement auf zwei Pilotstrecken klingt zuerst einmal widersprüchlich: E.on Netz schaltet Windräder vom Netz ab. Aber, und das ist der Unterschied zur bisherigen Praxis, das passiert nur noch bei einem Störfall. Bislang war es so, dass Techniker in der Schaltzentrale von E.on einzelne Windräder manuell und in Stufen abgeschaltet haben, wenn das Netz komplett ausgelastet war (Einspeisemanagement). Der Windparkbetreiber findet das natürlich nicht prickelnd, weil er seinen Ökostrom nicht mehr vergütet bekommt. Aber die Netzbetreiber müssen ihm eine Ausgleichsvergütung zahlen.

Jetzt probiert E.on auf den Pilottrassen (ingesamt betrifft das rund 200 Windräder mit einer Kapazität von 400 Megawatt) ein automatisiertes Verfahren. Die Windräder werden per Computer sofort komplett abgeschaltet. Das passiert aber nur noch im wirklichen Ernst-, sprich im Störfall. Und das ist dann weitaus seltener als sonst. So nutzt E.on Reservekapazitäten im Netz aus. Die Folge: Es kann zwar sein, dass Windräder abgeschaltet werden, trotzdem landet aber mehr Ökostrom im Netz. Drei Millionen Euro hat E.on in die Technik investiert.

Im Netz geht also noch was. Erst recht, wenn man sich anschaut, dass E.on in Schleswig-Holstein auch noch Freileitungsmonitoring betreibt. Die Idee ist simpel: Der Wind kühlt Stromleitungen. Und wenn´s dann draußen auch noch schön knackig kalt ist,  erhöht das die Übertragungskapazitäten des Stromnetzes auch noch einmal um bis zu 5o Prozent.

Dass so viel Musik noch im Netz drin ist, hätte E.on wohl selbst vor ein paar Jahren nicht gedacht.

 

Mehr Cash für neue Ökoheizungen

Es gibt sie tatsächlich noch, die kleinen, positiven Meldungen über die Energiewende. Die Bundesregierung hat jetzt bekannt gegeben, die Förderbedingungen für das Heizen mit erneuerbaren Energien zu verbessern. Bereits ab dem 15. August 2012 können sich Antragssteller über höhere Zuschüsse vom Staat für Solarkollektoren und Wärmepumpen freuen.

Konkret erhöht das Bundesumweltministerium die Förderung aus dem Marktanzreizprogramm. Das wird vor allem für Hausbesitzer interessant sein, die sich Solarkollektoren aufs Dach schrauben, um damit Warmwasser für Heizung, Dusche und Waschmaschine zu produzieren. Nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) können sie zukünftig bei einer klassischen Solarwärme-Anlage statt mit 1.500 mit bis zu 2.000 Euro Zuschuss kalkulieren: Die Mindestförderung steigt und zudem gibt es noch eine Abwrackprämie für den alten Heizungskessel.

Bislang gab es die Zuschüsse nur für den Austausch von alten, ineffizienten Anlagen. Ab kommender Woche unterstützt die Bundesregierung auch die Kombination von Biomasseanlagen, Wärmepumpen und Solarkollektoren in Neubauten – allerdings erst einmal nur in großen Mehrfamilienhäusern. Wer eine Biomasseanlage zum Heizen nutzt (das sind zum Beispiel Holzpelletanlagen) und diese nachrüstet, bekam bisher 500 Euro Zuschuss. Zukünftig gewährt der Bund hier 750 Euro. Und auch für Neubauten werden solche Ökoheizungen nun erstmals mit 850 Euro unterstützt.

Na endlich, kann man da nur sagen. Schließlich verwenden wir rund 40 Prozent unserer Energie fürs Heizen – und bislang leisten erneuerbare Energien da einen geringen Beitrag. Seit Jahren will die Bundesregierung daher den Einsatz alternativer Energien im Wärmesektor fördern. Und seit Jahren bemüht sie dabei das Bild vom „schlafenden Riesen Ökowärme“. Ob der nun von dem Geldsegen aufwacht, werden die kommenden Monate zeigen. Die Solarlobby ist optimistisch. „Sowohl Eigenheimbesitzer als auch die Industrie profitieren. Wir rechnen mit einer Belebung der Nachfrage“, so der BSW.

Die Bundesregierung hat allerdings noch einen kleinen Trumpf im Ärmel. Im Vermittlungsausschuss vegetiert ja immer noch der Vorschlag zur steuerlichen Abschreibung von energetischen Sanierungsmaßnahmen. Wer sein Haus saniert, soll jährlich zehn Prozent der Sanierungskosten von der Steuer abschreiben können. Im Verhandlungspaket könnte nun auch eine Maßnahme aus dem Bereich erneuerbare Wärme sein, die sich dann abschreiben ließe. Wann die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern, die das Vorhaben wegen Steuerausfällen boykottieren, allerdings fortgesetzt werden, ist noch unklar.

 

Altmaier will die Gelbe Tonne zur Wertstofftonne aufwerten

Einer der schönsten Begriffe aus der Wunderwelt des Abfalls ist wohl „intelligenter Fehlwurf“. Wer etwa das kaputte Nudelsieb aus Plastik in der Gelben Tonne entsorgt, der ist ein „intelligenter Fehlwerfer“. Denn da hat es offiziell nix zu suchen, schließlich ist es ja keine Verpackung – und nur für deren Entsorgung via Gelbe Tonne oder Gelber Sack haben die Hersteller (und de facto die Kunden) gezahlt.

Ökologisch macht es aber natürlich Sinn, dass das Nudelsieb (der Fachmann spricht hier gerne von „stoffgleicher Nichtverpackung“) auch in der Gelben Tonne landet, schließlich ist es im Zweifelsfall sogar aus dem gleichen Kunststoff hergestellt, der andernorts für eine Verpackung genutzt wurde. Es ist besser, es zu recyceln, als es in die Müllverbrennung zu schicken. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums machen die offiziellen Fehlwürfe rund 280.000 Tonnen im Jahr aus.

Unser neuer Bundesumweltminister Peter Altmaier hat sich neben der Energiewende nun noch ein weiteres, hoffentlich kurzfristiger zu realisierendes Projekt vorgenommen. Er will noch in dieser Legislaturperiode bundesweit die „Wertstofftonne“ einführen. Sie würde uns Fehlwerfer von der Schmach der Illegalität befreien.

Altmaier will eine Art „Gelbe Tonne Plus“. Die gute Nachricht: Es gibt keine zusätzliche Tonne. Er will die bisherige Gelbe Tonne upgraden, sodass alle Kunststoffe und Metalle darin landen dürfen. Elektrogeräte wie Föhn oder Handy sowie Batterien sollen weiterhin getrennt entsorgt werden.

Es ist ein ambitioniertes Unterfangen, denn das Geschäft mit Müll ist lukrativ. Weder Kommunen noch private Entsorger wollen es sich entgehen lassen. Altmaier sieht sich da zurzeit in der Rolle des Moderators. Heute hat er ein Thesenpapier veröffentlicht, wie er sich die neue Wertstofftonne vorstellen und wie man das System organisieren könnte.

Er braucht allerdings für sein Wertstofftonnen-Gesetz die Zustimmung der Bundesländer. Und gerade SPD und Grüne sorgen sich um die finanzschwachen Kommunen. Die wehren sich dagegen, dass private Entsorger wie Alba Rosinenpickerei betreiben und nur die wertvollen Recyclingmaterialien entsorgen, nicht aber schnöden und teuren Restmüll. Und natürlich ist spannend, wer die zusätzlichen Kosten tragen wird.

Altmaier will nun in den kommenden Wochen allerorts für seine Tonne werben, bei den Kommunen, bei den Versorgern. Auch die Bundesbürger sollen per Bürgerdialog im Internet eingeladen werden, ihre Meinung kundzutun. Für einige wird die neue Tonne nichts Neues sein. In 35 Städten und Kommunen laufen bereits Pilotprojekte dazu.

 

Studie: Ärmere Menschen glauben eher an „Grüne Geschäfte“

Das Geschäft von Edelman dreht sich eigentlich um Werbespots, Firmenauftritte und schicke Hochglanzfotos. Seit fünf Jahren gibt die amerikanische Kommunikationsagentur aber auch den Good Purpose-Report heraus, der analysiert, welche Rolle das soziale Engagement von Firmen für Kunden spielt.

Interessant ist das Ergebnis in diesem Jahr: Für Menschen in wirtschaftlich schnell wachsenden Staaten wie China, Indien und Brasilien spielt das soziale und ökologische Firmenengagement eine weitaus größere Rolle bei Kaufentscheidungen als für Amerikaner oder Europäer, also Menschen aus Industrienationen. Während nur etwa ein Drittel der Befragten aus den Industrienationen auf solche Themen achten, sind es in den Schwellenländern mehr als doppelt so viele. Dort engagieren sich die Menschen laut Studie auch stärker in lokalen Vereinen und spenden mehr Geld.

Global Deck: 2012 Edelman goodpurpose Study

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Warum ist das so? Das US-Magazin Good befragte die Studiemacher. Die fünf Hypothesen sind wirklich interessant. Unter anderem hänge demnach die Wertschätzung grüner Themen  auch mit der demografischen Zusammensetzung einer Gesellschaft zusammen. Ältere Menschen würden Investitionen in Bildung, Umweltschutz und andere Güter, die sich vielleicht erst langfristig rechnen, weniger wertschätzen (gewagte These, würde ich mal sagen, oder?).

Zudem mache der wirtschaftliche Abschwung in den Industrienationen die Menschen egoistischer, so die Studienmacherin Carol Cone, die Good zitiert:

„The two numbers that were down were volunteering and donating, and we absolutely correlate them to the recession,“ Cone says. “People are still concerned, rightly so, about either getting a job or staying in a job, they just have less time and they have less money to give.” While the United States remains one of the wealthiest economies in the world, compared to pre-recession life or the current growth rates in the emerging market economies, some American consumers feel like their opportunities are diminishing more than they are expanding.

Ganz interessant ist übrigens auch der Blick nach Deutschland, den ein extra Artikel behandelt. Danach engagieren sich immer mehr Deutsche in ihrer Freizeit für einen guten Zweck. Und sie erwarten das auch von Unternehmen. „Besserer Geschmack“ auf der Zahnpastatube reicht inzwischen nicht mehr aus als Werbung. Die Kunden würden immer stärker nachfragen, welchen sinnvollen Beitrag Unternehmen zur Gesellschaft leisten:

„When it comes to consumer expectations towards business, nearly nine out of ten Germans demand that corporations place at least equal weight on society´s interests as on business’ interests. But in contrast to that, only 15% of Germans believe that businesses are performing well in addressing societal issues. There is definitely a huge gap to close between consumer demands and companies` perceived performance.  Clearly, it is no longer sufficient for brands to just “wash well” or “taste better,” but brands today are facing the question: “What is my contribution to society?”“

 

 

Trinkwasser Sammeln mit dem Windrad

Copyright: Eole Water
Copyright: Eole Water

Manchmal gibt es ja in diesem Wimmelfeld Grüne Technologien Ideen, bei denen man denkt: Stimmt, warum ist da eigentlich noch keiner drauf gekommen? Heute: das Wasser sammelnde Windrad. Der Franzose Marc Parent hat jetzt ein Windrad entwickelt, das einen Teil der erzeugten Energie dazu nutzt, Feuchtigkeit aus der Luft zu sammeln. Inspiriert dazu hat ihn seine Klimaanlage, die nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert und mit der er eine eine Zeitlang Trinkwasser in der Karibik sammelte. Zwei Millionen Euro hat er mit der Firma Eole Water bislang investiert, sie hält zwei Patente auf die Technologie und arbeitet unter anderem laut Referenzliste mit Firmen wie Siemens zusammen.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten steht seit vergangenem Herbst in der Nähe von Mussafah die Pilotanlage, ein Windrad mit einer Kapazität von 30 Kilowatt. Die Anlage zieht an der Spitze der Turbine Wind mit Hilfe von Ventilatoren ein. Die Luft wird entlang des Generators geleitet. Da sie immer auch Feuchtigkeit enthält, kondensiert das Wasser – wie morgens nach dem Duschen, wenn der Badezimmerspiegel beschlägt. Das Kondenswasser wird gereinigt und landet in stählernen Tanks.

Copyright: Eole Water
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Ausgelegt ist die Anlage für bis zu 1.000 Liter am Tag. Das schafft sie allerdings noch nicht, die Pilotmühle  komme auf etwa 500 bis 800 Liter, so  Thibault Janin von Eole Water. Wegen Stress mit dem örtlichen Flughafen dreht sie sich auch nicht nicht in der Luft, sondern bislang am Boden.

Aber immerhin. Solche Ideen sind natürlich interessant für Staaten, die weder über eine funktionierende Strom- noch Wasserversorgung verfügen. Und gerade solche Länder haben ein Interesse, ihre Trinkwasserversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Bislang verschlingen etwa die riesigen Entsalzungsanlagen in der Golfregion ja enorme Mengen an Energie, um Meereswasser aufzubereiten. Eines gibt es aber dort in der Regel in Überfluss: Sonne und Wind. Nun gilt es, sie zu nutzen. Und den Prototyp günstiger zu machen. Der kostet nämlich laut Eole Water zurzeit noch mindestens eine halbe Million Euro. Aber langfristig sei der Preis halbierbar. Mal schauen.

 

 

Lesetipp: Blumenwiese statt Mais für die Biogas-Anlage

Der klassische Vorwurf an die Biogas-Branche geht ja so: Ihr sorgt dafür, dass mit euren riesigen Maisflächen unsere artenreiche Natur ausstirbt: Überall wächst nur noch Mais, diese Monokultur ist eine Gefahr für unsere biologische Vielfalt.

Dass es auch anders geht, ist in der taz zu lesen: Malven, Lichtnelken und Wilde Möhre landen hier bei einem Pilotprojekt in der Biogasanlage. Der Output liege zwar nur bei 50 bis 70 Prozent im Vergleich zum Mais. Ist aber nicht schlimm, sagen die Wissenschaftler.  Schließlich benötige man weniger Saatgut, Dünger und Spritzmittel.

Lesenswert!