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Klimawandel: Starbucks sorgt sich um Kaffeeanbau

Nun gut, dass sich der Klimawandel auf die Landwirtschaft auswirken wird, mag wenig überraschend sein. Und sich auch noch irgendwie weit weg anfühlen. Doch am Ende betrifft es auch jeden von uns als Konsumenten. Das zeigt die aktuelle Warnung von Jim Hanna, dem Nachhaltigkeitschef des internationalen Kaffeekonzerns Starbucks. In einem Interview im Guardian warnte er, dass der Klimawandel die Versorgung der Kaffeemärkte bedrohe:

„What we are really seeing as a company as we look 10, 20, 30 years down the road – if conditions continue as they are – is a potentially significant risk to our supply chain, which is the Arabica coffee bean.“

Es sind die steigenden Temperaturen, zunehmende Regenfälle,  Dürren und resistenteres Ungeziefer, welche die Anbaugebiete unter Druck setzen. Wie die amerikanische „Union of Concerned Scientists“ schreibt, ging allein in Indien die Kaffeproduktion seit 2002 bis heute um rund ein Drittel zurück.

Doch nicht nur die Kaffeemärkte sind bedroht, auch die Versorgungslage bei Kakao könnte sich zuspitzen. Langfristig könnte es an der Elfenbeinküste und in Ghana zu heiß für die Kakaopflanze werden.

Die Folgen sind wohl klar: Die Anbaugebiete werden sich, falls überhaupt möglich, regional verschieben. Und vor allem gehen die Preise hoch. In den USA haben mit die größten Kaffeeröster wie Maxwell (Kraft Foods) ihre Preise bereits um 25 Prozent erhöht.

 

Diesmal Dürre: Tuvalu erneut Opfer des Klimawandels

… was muss Tuvalu, einer der kleinsten Staat der Welt, eine Inselansammlung irgendwo im Pazifik, nicht alles mitmachen. Seit Jahren warnt die Regierung der etwa 11.000 Einwohner schon davor, dass Tuvalu als eines der ersten Länder wegen des Klimawandels verschwinden wird. Der ansteigende Meeresspiegel wird die Inseln einfach verschlucken.

Jetzt aber hat das Land mit einer extremen Dürre zu kämpfen. Glaubt man Medienberichten  aus der Region, dann reichen die Trinkwasservorräte für gerade noch drei Tage. In der Hauptstadt wurde bereits das Trinkwasser rationiert und Australien und Neuseeland liefern Meerwasserentsalzungsanlagen. Der Economist berichtet, dass die Regefälle in diesem Jahr ausgeblieben sind und wegen des steigenden Meeresspiegels die Grundwasservorräte versalzen.

Erinnert sich noch jemand an Tuvalus Hilfeschrei auf der Klimakonferenz in Kopenhagen?

 

Vattenfall zögert bei CCS-Prestigeprojekt

An diesem Freitag wird der Bundesrat über das umstrittene CCS-Gesetz abstimmen. CCS steht für Carbon Capture and Storage – also die Abscheidung des Klimagases in Kraftwerken und anschließende Speicherung. CCS ist schwer umstritten, für die einen ist es eine pragmatische Lösung, um den Klimawandel in Griff zu bekommen, für die anderen nur ein Instrument, um Kohlekraftwerke weiterhin am Laufen zu halten.

Anfang Juli hatten Union und FDP das CCS-Gesetz, das den Einsatz der Technologie regelt, im Bundestag verabschiedet. Nach jahrelangem Gezerre mit den Bundesländern enthält es nun eine Länderklausel, die extrem umstritten ist. Die Bundesländer haben das Recht, auf ihrem Terrain CCS abzulehnen. Wegen heftiger Bürgerproteste haben Niedersachsen und Schleswig-Holstein dies bereits angekündigt.

Es ist eine argumentative Falle für CCS-Befürworter wie etwa Brandenburg. Denn was soll die dortige rot-rote Regierung unter Matthias Platzeck (SPD) ihren Wählern sagen: Schleswig-Holstein und Niedersachen sorgen sich mehr um das Wohl ihrer Bürger als Brandenburg? Aller Vorraussicht nach wird das Gesetz morgen im Bundesrat wohl abgelehnt und der Vermittlungsausschuss angerufen.

Für Vattenfall geht es am morgen Freitag um viel Geld – um mehr als 1,5 Milliarden Euro. Diese Summe will der Stromkonzern in ein Pilotprojekt am Braunkohlekraftwerk Jänschwalde investieren. Zwar dementierte Vattenfall heute auf Nachfrage von ZEIT ONLINE einen Bericht, nach dem man das CCS-Projekt absage. Allerdings hatte das Unternehmen bereits im Juli gewarnt, dass es unter den aktuellen Bedingungen des Gesetzes die Technologie nicht weiterverfolgen könne. Als einzige Unternehmen in Deutschland plant Vattenfall eine CCS-Pilotanlage im großen Stil. RWE hatte seine Pläne bereits vor Jahren aufgegeben.

Der Streit um CCS ist ein Streit um Fördermittel, Bürgerproteste und die Möglichkeiten der Landespolitik. Der Streit um CCS ist aber auch ein Ausblick, was uns in Zeiten des Klimawandels und der Energiewende noch alles erwarten wird.  Stromnetzausbau, Speicherbau, Energieeffizienz: Das alles sind Themen, die ebenfalls nicht konflikfrei über die Bühne gehen werden. Es wird Zeit, dass wir uns eine gescheite politische Streitkultur zulegen.

 

Modernstes Gaskraftwerk der Welt am Netz

GuD-Kraftwerk Irsching, Copyright: E.On
GuD-Kraftwerk Irsching, Copyright: E.On

Im bayrischen Irsching wird heute das leistungsstärkste Gaskraftwerk der Welt eingeweiht. Das Gas-und Dampfkraftwerk (GuD-Kraftwerk) Ulrich Hartmann (benannt nach einem ehemaligen E.on-Vorstand, klingt fast ein wenig sozialistisch, oder?) kommt auf einen Wirkungsgrad von mehr als 60 Prozent:  In einem Probebetrieb erreichte die Siemens-Turbine, in der sechs Jahre Entwicklung stecken, im Frühjahr einen Wirkungsgrad von 60,75 Prozent, das ist Weltrekord. Im operativen Betrieb werden 60,4 Prozent erreicht.

Zum Vergleich: Ein altes Steinkohlekraftwerk wie etwa das RWE-Kraftwerk Ensdorf im Saarland kommt auf gerade einmal etwas mehr als 30 Prozent. Neue Steinkohlemeiler schaffen etwa 45 bis 46 Prozent. Rund eine halbe Milliarde Euro hat E.on in das GuD-Kraftwerk mit einer Leistung von 561 Megawatt investiert.

Warum sind solche neuen GuD-Kraftwerke so wichtig? Ohne sie wird es schwer, hierzulande die Energiewende zu realisieren.

Zum einen sind sie dank des hohen Wirkungsgrads effizienter – mit dem gleichen Input an Energie lässt sich in Irsching doppelt so viel Strom erzeugen wie etwa in Ensdorf. Braunkohlekraftwerk sind zudem weitaus klimaschädlicher, weil beim Verbrennen von Braunkohle etwa drei Mal so viel CO2 freigesetzt wird als bei Erdgas. Und vor allem sind GuD-Kraftwerke flexibel. Wenn Wind-und Sonnenstrom nicht ausreichen, können sie relativ schnell hochgefahren werden und Spitzenlasten ausgleichen.

 

Tea Party – die Partei der Klimawandel-Skeptiker

Die Yale-Universität hat dieser Tage eine interessante, repräsentative Umfrage veröffentlicht. Sie fragte Ende April mehr als 1000 Amerikaner nach ihrer politischen Grundüberzeugung – ob also jemand Demokrat, Republikaner, Tea Party-Anhänger, Unabhängiger oder Nicht-Interessierter sei. Dann ging es weiter: Glauben Sie an den Klimawandel?

Ergebnis: Die meisten Klimwandel-Skeptiker tummeln sich in der Tea Party. 53 Prozent der Tea Pary Anhänger glauben, dass es den Klimawandel nicht gibt. Nur 34 Prozent glauben daran. Zum Vergleich: Unter den Demokraten glauben 78 Prozent, bei den Republikanern immerhin noch 53 Prozent an den Klimawandel.

Schaut man sich zudem die (möglichen) Spitzenkandidaten aus den republikanischen Reihen für die US-Präsidentschaft an, gewinnen die Klimaskeptiker ebenfalls an Einfluss. Ob Sarah Palin, Michele Bachmann oder Rick Perry: Sie alle vertreten kritische Positionen, was den Klimawandel angeht.

Warum ist das so? Warum gibt es gerade zwischen der Wissenschaft und der Bevölkerung diese Diskrepanz in der Wahrnehmung? Unter Klima-Wissenschaftlern wird die Existenz des Klimawandels grundsätzlich nicht mehr in Frage gestellt. Aber offenbar scheint das nicht in der Bevölkerung anzukommen. Offenbar glauben Politiker, mit der kritischen Haltung Kapital schlagen zu können – und Wahlen zu gewinnen.

Schwächelt Obama derart weiter und gewinnen die Republikaner weiter an Zuspruch, dann könnte im kommenden Jahr gar ein Klimawandel-Skeptiker US-Präsident werden. Was für eine Vorstellung!

 

Spökenkiekerei beim Energie- und Klimafonds

In dieser Woche berät der Bundestag ja über den Haushalt 2012. Interessant ist, was sich auf Seite 39 des Finanzplans findet. Dort wird nämlich der Energie- und Klimafonds vorgestellt, ein Kind der schwarz-gelben Bundesregierung, um die Energiewende zu finanzieren.

Unter anderem soll der Fonds den Ausbau der erneuerbaren Energien und Elektromobilität fördern und (paradoxerweise) auch Zuschüsse an stromintensive Unternehmen gewähren, die vom Handel mit CO2-Zertifikaten überdurchschnittlich belastet sind. Jedes Jahr soll er ein Volumen von rund drei Milliarden Euro haben – er ist also ein wichtiges Instrument der Energiewende.

Aber woher kommt das Geld? Ursprünglich war gedacht, den Fonds aus den Zusatzgewinnen der AKW-Laufzeitverlängerung zu finanzieren. Mit Fukushima und Deutschlands Atomausstieg ist diese Einnahmequelle versiegt.

Nun soll der Handel mit Emissionszertifikaten einen Geldsegen versprechen. Sämtliche Einnahmen daraus sollen ab kommendem Jahr in den Sonderfonds wandern.

Und nun wird es interessant. Denn wie viel Geld wird das sein? Die Bundesregierung rechnet, dass der CO2-Zertifikatspreis bei rund 17 Euro liegen wird, aktuell sind es rund 12 Euro. Sie kalkuliert mit 780 Millionen Euro im kommenden Jahr und rund 3,3 Milliarden Euro jeweils in den Folgejahren ab 2013. Dass die Einnahmen ab 2013 steigen werden, könnte gut sein, schließlich wird der Emissionshandel dann verschärft und unter anderem muss sich auch der Flugverkehr als Nachfrager von Zertifikaten beteiligen.

Der Branchenverband der Stromwirtschaft, der BDEW, glaubt dagegen, die Kalkulationen seien viel zu optimistisch – 13 bis 14 Euro pro Verschmutzungsrecht sei wahrscheinlicher. Er warnt davor, dass der Fonds gleich mit einem Minus von rund 140 Millionen Euro starte.

Wer hat nun also recht? Am Ende ist es wirklich „Spökenkiekerei“ – also schlichtes Raten. Die Deutsche Bank gab heute einen Report zum Thema CO2-Preise heraus und sieht das Zertifikat langfristig bei rund 24 Euro, kurzfristig wegen der Euro- und Schuldenkrise allerdings auch nur bei 12 Euro.

So oder so: Auf jeden Fall ist es ein Vorteil, dass die Fondseinnahmen auf mehrere Jahre per Sondervermögen gesichert sind und nicht im allgemeinen Bundeshaushalt auftauchen. So sind sie zumindest etwas unantastbar.

Korrektur: In der ursprünglichen Fassung tauchte die falsche Zahl 780.000 Euro auf. Sie wurde korrigiert. Danke an MarcelSchumann!

 

Biodiesel – der Alligator im Tank

Woraus stellen wir Biodiesel her? Aus Raps, aus Soja? In den USA haben Wissenschaftler jetzt eine neue Quelle aufgetan: Alligatorfett. Wie Rakesh Bajpai im Fachmagazin Industrial & Engineering Chemistry Research berichtet, würden in der Alligatorzüchtung jedes Jahr in den USA rund 15 Millionen Pfund Alligatorfett anfallen. Daraus ließe sich ein super Biodiesel herstellen, der gar Biodiesel aus Sojaöl in seinen Eigenschaften enspreche.

Einmal ganz abgesehen, dass die New York Times vorrechnet, dass die produzierte Menge kaum den jährlichen Dieselbedarf der USA ersetzen könnte (jährlicher Dieselverbrauch USA: „45 billion gallons of diesel“, jährliche Produktion aus Alligatorfett: „1.25 million gallons of fuel“):  Nicht alles, was man kann, sollte man auch tun.

Sicherlich, Bajpai will die Abfälle aus der Alligatorzüchtung nutzen. Und deren Energie sollte besser nicht verschwendet werden.

Aber vielleicht sollte man einmal kurz die Alligatorzüchtung hinterfragen. Taschen und Gürtel aus Krokodilleder (oder besser: Alligatorhaut) sind doch wohl wirklich aus der Mode – und das nicht nur bei Tierschützern.

Millionen von Jahren haben diese beeindruckend robusten Tiere bereits auf der Erde überdauert. Wer weiß, vielleicht überleben sie sogar den Menschen. Und nun sollen sie plötzlich im Tank landen, damit wir die Folgen unseres Handels, also den Klimawandel, bekämpfen können? Das ist doch absurd…


 

Steuern runter für Klimaschützer

Die Deutsche Energieagentur macht Druck: Sie fordert, dass sich Bundesregierung und Bundesrat möglichst flott einigen, wie Gebäudesanierungen steuerlich absetzbar sein könnten. Der Bundesrat hatte kürzlich einen Entwurf eines (Achtung: Wortungetüm:) „Gesetzes zur steuerlichen Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden“ abgelehnt.

Die Idee der Bundesregierung: Wer sein Haus energetisch auf Vordermann bringt, eine neue Heizung installiert und die Fenster isoliert, soll jedes Jahr zehn Prozent der Kosten als Sonderausgaben beim Finanzamt geltend machen können – und zwar zehn Jahre lang. Das Vorhaben zielt vor allem auf Unternehmen bzw. Besitzer von Mehrfamilienhäusern ab. Für sie lohnen sich nämlich in der Regel die Zuschüsse und zinsgünstigen Kredite der KfW nicht so sehr.

Doch der Bundesrat lehnte ab – zu teuer sei das Vorhaben. 1,5 Milliarden Euro soll das Steuerentlastungsgesetz kosten. 900 Millionen Euro würden entgehen, klagten die Länder.

Doch das sei eine kurzsichtige Rechnung, so die dena. Jeder Euro, den der Staat für die energetische Sanierung aufwende, löse das Sechsfache an Investitionen aus, rechnet sie den Länderchefs vor.

Nun bleibt´s spannend, wie es in den kommenden Wochen weitergeht. Die Bundesregierung kann einfach auf ihre geplante Steuerentlastung verzichten. Oder einfach die Zuschüsse der KfW erhöhen. Oder sie einigt sich im Vermittlungsausschuss mit dem Bundesrat.

Sicherlich wäre es sinnvoll, wenn es verschiedene Förderwege gibt. Für einige Hausbesitzer ist der KfW-Geldzuschuss Anreiz genug, um beim Handwerker neue Fenster zu bestellen. Andere – in der Regel wohlhabendere – Gebäudeeigentümer werden dagegen nur dann tätig, wenn sich ihre gesamte Steuerlast mindert. Da die Energie-Einsparpotenziale gerade in den Heizungskellern Deutschlands enorm sind, sollte der Bundesregierung möglichst viel dran gelegen sein, hier Investitionen auszulösen.

 

1. Transatlantik-Flug mit Biodiesel-Mix

Seit Jahren testen Airlines ja alternative, sprich: klimafreundlichere, Treibstoffe, um das klimaschaedliche Kerosin zu ersetzen. Fuer den morgigen Freitag hat der US-Konzern Honeywell nun den weltweit ersten Transatlantik-Flug mit Biodiesel im Tank angekuendigt. Eine Gulfstream G450 wird von New Jersey nach Paris starten, der Tankinhalt  besteht zu 50 Prozent aus Biodiesel und 50 Prozent herkoemmlichem Kerosin.

Aber ist Biodiesel tatsaechlich die Loesung fuers gruener Fliegen? Egal, ob er im Autotank oder im Flugzeug schwappt: Entscheidend ist, wie er produziert wird (Hier ein guter Artikel auf Yale Environment 360) und welche Folgen die Produktion hat.  Experten sind immer skeptischer, dass Biodiesel die Toploesung ist. Die Anbauflaechen fuer die Pflanzen sind begrenzt, Monokulturen mindern die Artenvielfalt, die Preise fuer Nahrungsmittel steigen.

Dazu kommt die Skepsis der Fluggesellschaften. Erst Anfang der Woche verkuendete der Umweltdirektor des Branchenverbands IATA, dass man derzeit kaum auf Biodiesel umschwenken koenne. Gerade mal sechs Prozent Biodiesel-Anteil seien realistisch – im Jahr 2020. Da fragt man sich doch, ob Biodiesel-Pilotfluege wie der morgige doch nur geschicktes Greenwashing der Airlines sind.