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Strombosse fordern mehr Klimaschutz

Nun gut, es sind nur sechs. Aber es ist ein Anfang. Die Chef von sechs Energiekonzernen, darunter Scottish and Southern Energie SSE, Statkraft (Norwegen), Eneco (Niederlande) und Dong (Dänemark) fordern heute in einer gemeinsamen Erklärung die EU auf, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 25 Prozent zu mindern. Bislang plant die EU ja nur 20 Prozent, Bundesumweltminister Röttgen hatte wiederholt 30 Prozent gefordert, im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP ist sogar von 40 Prozent die Rede.

Warum gerade diese sechs Firmen? Weil sie von der Klimawende profitieren – auch wenn sie eigentlich „ganz normale“ Stromlieferanten sind und keine reinen Ökostromfirmen. Statkraft schimpft sich etwa schon heute „Europas größter Produzent von erneuerbaren Energien“ (dank der vielen Wasserkraftwerke in Norwegen). SSE engagiert sich vor allem bei Windkraft und Meeresenergie. Diese Stromkonzerne wollen Planungssicherheit für ihre Investitionen in Ökostrom.

Eine wunderbare Forderung, die Skeptikern von engagiertem Klimaschutz (etwa EU-Energiekommissar Oettinger) Wind aus den Segeln nimmt.

 

Wie öko sind Wal-Mart und Google?

…hier flott ein lesenswerter Artikel auf „environment360“ von der Yale University, welche Ambitionen Großkonzerne wie Wal-Mart oder Google im Bereich Nachhaltigkeit haben. Und welche Möglichkeiten Verbraucher inzwischen haben, sich über die ökologischen Fußabdrücke von Produkten zu informieren. In Deutschland gibt es ja auch schon erste Initiativen.

 

Ecuador macht´s vor – Regenwald statt Erdöl

Die Idee ist simpel und genial: Ecuador verzichtet auf die Förderung eines milliardenschweren Ölvorkommens unter seinem Yasuni-Nationalpark mitten im Regenwald – und erhält im Gegenzug eine Milliardenspende der Vereinten Nationen. Seit zwei Jahren schon ist der Plan in der Welt. Gestern ist er ein großes Stück vorangekommen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und Ecuador unterzeichneten ein Abkommen, nachdem der Staat  die 846 Millionen Barrel unter Tage belässt. Die UNEP richtet für Ecuador einen 3,5 Milliarden Dollar schweren Fonds ein. Das entspricht etwa der Hälfte der entgangenen Ölmilliarden. Dem Weltklima bleiben durch diese ungewöhnliche Klimaschutzmaßnahme rund 400 Millionen Tonnen CO2 erspart. Und eine der artenreichsten Regionen des Globus bleibt erhalten.

Fragt sich jetzt nur, ob die UN-Mitgliedsstaaten mitspielen. Die öffentlichen Kassen sind leer. Erst vergangenes Jahr hatte der Deutsche Bundestag seine Unterstützung für die Yasuni-Initiative bekundet, 50 Millionen US-Dollar Einzahlung kursierten als Gerücht. Noch allerdings hat die Bundesregierung nicht gezahlt, wie das Bundesentwicklungsministerium gerade auf Nachfrage mitteilte. Sicherlich auch, weil noch viele Fragen offen sind. Wer garantiert etwa, dass die nächste Regierung nicht doch zum Ölbohrer greift? Auch wenn Ecuador sich über den Fonds freut – erst die nächsten Monate werden zeigen, ob Yasuni ein neues, akzeptiertes Instrument der internationalen Klimaschutzpolitik wird.

 

Vorgeschmack aufs Energiekonzept der Bundesregierung

Gestern hat die Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft (VBW) eine Studie mit einem interessanten Titel vorgestellt: Das Energiewirtschaftliche Gesamtkonzept. Diese kommt zu dem Schluss, dass sich bis zum Jahr 2050 die CO2-Emissionen in Deutschland um bis zu 87 Prozent reduzieren lassen. Dafür sei ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien nötig – und vor allem längere Laufzeiten für die Atomkraftwerke: Das Konzept geht von 20 Jahren aus, der VBW-Präsident Randolf Rodenstock nennt allerdings 30 Jahre als wünschenswert. Die Ökostrom-Kapazitäten werden sich von heute 38 auf 137,5 Gigawatt mehr als verdreifachen. Bei Solarstrom gehen die Energieexperten gar von einer Versiebenfachung aus (von 5,3 auf 41 Gigawatt in 2050).

„Der Primärenergieverbrauch halbiert sich bei der Umsetzung des Gesamtkonzepts zwischen 2008 und 2050 und verändert seine Struktur. Im Jahr 2050 werden in Deutschland rund 77 Prozent weniger Öl und etwa 60 Prozent weniger Erdgas eingesetzt als 2008. Erneuerbare Energien tragen mit 56 Prozent zur Bedarfsdeckung bei. Der Anteil importierter Energie verringert sich auf 37 Prozent, 2008 lag er bei 80 Prozent. „

Der Titel der Studie kommt Ihnen bekannt vor? Mir auch. Seit Monaten verweist ja die Bundesregierung auf ihr „Energiekonzept“, das sie im Herbst vorstellen will und aus dem sich die zusätzlichen Laufzeiten für die Atomkraftwerke ergeben sollen. Das wird übrigens auch von – tatataaa: Prognos berechnet. Ein VBW-Sprecher sagte gerade auf Nachfrage, dass sich das Konzept der Bundesregierung wohl „nicht so grundlegend“ von der VBW-Studie unterscheide.

Während die Bundesregierung allerdings zurzeit ein so genanntes Referenz-Szenario bei Prognos berechnen lässt, handelt es sich bei der bayrischen Studie, die früher in Auftrag gegeben wurde, um ein Zielszenario: Die CO2-Einsparungen sind deutlich ambitionierter. Ob das jetzt für kürzere oder noch längere AKW-Laufzeiten spricht, mag noch niemand sagen. Da müssen wir uns wohl noch ein paar Wochen gedulden.

 

Bund fördert Öko-Heizungen nun doch

Jetzt hat die Bundesregierung den „schlafenden Riesen“ doch wieder geweckt. Vergangene Woche entschied der Haushaltsausschuss des Bundestags, den Förderstopp für Öko-Heizungen zu kippen. 115 Millionen Euro stehen nun wieder für die Förderung bereit. Wer seine Heizung umrüsten und zukünftig mit Pelletheizungen, Wärmepumpen und Sonnenenergie heizen will, der kann nun wieder einen Antrag auf Zuschüsse beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle stellen. Rund zehn bis zwölf Prozent der Investitionssumme gewährt das so genannte Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien – allerdings gibt es Obergrenzen.

Die Bedingungen wurden ein wenig verschäft: Anlagen in Neubauten sind aus der Förderung herausgeflogen, ebenso relativ ineffiziente Wärmepumpen. Das Programm gilt vorerst für dieses Jahr.

Trotzdem sind das wirklich einmal positive Nachrichten aus Berlin. Denn der Wärmesektor wird zu Recht immer wieder als „schlafender Riese“ bezeichnet. Die CO2-Einsparpotenziale sind enorm: Im Gebäudesektor entstehen u.a. wegen des Heizens rund 40 Prozent aller Klimagas-Emissionen. Wer hier investiert, der schützt nicht nur das Klima, sondern kurbelt auch die lokale Wirtschaft an. Und es gibt noch einen schönen Nebeneffekt für den Bundesfinanzminister. Nach Schätzungen des  Münchner Ifo-Instituts finanzierte sich das Programm fast selbst, da die 115 Millionen Euro Investitionen in Höhe von mehr als 840 Millionen Euro auslösen – und so Steuereinnahmen von rund 150 Millionen Euro bringen.

 

Maue Klimaschutz-Ziele von Rot-Grün in NRW

Lang hat´s gedauert, bis die neue Regierungskoalition in Nordrhein-Westfalen feststand. Nun ist es Rot-Grün geworden – und sie prescht gleich mit einem erst einmal lobenswerten Projekt voran. Der gestern vorgestellte Koalitionsvertrag sieht sogar auf Seite 13 ein Klimaschutzgesetz für den Westen vor.

„Als zentrales Element für die Neuausrichtung der Klimaschutz- und Energiepolitik in NRW werden wir ein Klimaschutzgesetz verabschieden, in dem verbindliche Klimaschutzziele für NRW festgelegt werden.“

Das ist doch mal eine Ansage. NRW wäre nach Hamburg das zweite Bundesland, das ein solches Gesetz initiert – auf Bundesebene gibt es noch keins. Dass gerade NRW sich verbindliche CO2-Ziele setzen will, macht Sinn. Schließlich ist es für etwa ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich.

Doch schaut man sich die Reduktionsziele der neuen Landesregierung an, dann klingen sie äußerst unambitioniert. Bis zum Jahr 2020 will NRW seine CO2-Emissionen um 25 Prozent im Vergleich zu 1990 mindern. Das ist zwar fünf Prozentpunkte ehrgeiziger als Brüssel (EU-Ziel: 20 Prozent bis 2020), aber im Vergleich zur schwarz-gelben Bundesregierung ganz schön lax: Die hat sich auf Bundesebene nämlich eine Reduzierung um 40 Prozent bis zum Jahr 2020 vorgenommen.

Rot-Grün bedeutet außerdem auch kein Aufatmen für die Kohlekraftwerksgegner. Im Koalitionsvertrag heißt es dazu:

„Die Landesregierung selbst baut keine neuen Kraftwerke und reißt auch keine begonnenen Projekte ab.“

Ganz schön smart formuliert, denn natürlich baut die Landesregierung selbst keine Kraftwerke – dafür aber private Investoren. Da das Energieministerium in fester Hand der SPD sein wird, gibt es also kein klares Nein zum Neubau von Kohlekraftwerken. Wie das Handelsblatt berichtet, setze sich die neue Ministerpräsidentin Hannelore Kraft „seit langem persönlich dafür ein, den Steinkohlebergbau über 2018 hinaus zu erhalten.“

Umwelt- und Klimaschützer sind trotzdem ganz angetan von der neuen Regierung. Ob Deutsche Umwelthilfe, Nabu oder Bund: Sie alle loben in einer aktuellen Pressemiteilung den Koalitionsvertrag.

 

Merkel vergisst Klimapolitik beim Zukunftsgipfel

Spargipfel, Bildungsgipfel, Zukunftsgipfel: Die Bundesregierung hängelt sich zurzeit ja von Gipfeltreffen zu Gipfeltreffen. Heute nachmittag gibt´s mal wieder einen: Bundeskanzlerin Angela Merkel lädt Wirtschaftsvertreter und Gewerkschaftler zum „Zukunftsgipfel“ auf Schloss Meseberg. Aber schaut man sich die Themen der Tagesordnung an, dann klingt das reichlich desillusionierend: Vor allem Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften wurden eingeladen, die alternde Gesellschaft und wirtschaftspolitische Themen sollen sie diskutieren.

Typisch: Energie- und Klimapolitik findet in dieser Koalition de facto nicht mehr statt. Vorbei die Zeiten, als sich Merkel auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm als Klimakanzlerin präsentierte. Wir sind wieder bei der typischen Trennung von Wirtschafts- und Klimapolitik. Beide werden gegeneinander ausgespielt.

Das zeigt auch das jüngste Gutachten aus dem Hause des Bundeswirtschaftsministers Brüderle: Erst gestern stellte er eine Studie vor, die zu dem Schluss kommt, dass ein ambitioniertes CO2-Klimaschutzziel (minus 40 Prozent bis 2020 auf EU-Ebene) zu einem BIP-Verlust von 0,9 Prozent führen würde.

Dabei könnten vor allem Mittelständler von einer aktiven Politik profitieren, die Umwelttechnologien fördert. Denn es kommt auf eine smarte Umverteilung der Steuergelder an. Kurz vor dem Spargipfel hat etwa das Umweltbundesamt aufgezeigt, welche Steuerbeträge sich durch den Abbau klimaschädlicher Subventionen sparen ließen: 48 Milliarden Euro wären das. Wohlgemerkt: Jahr für Jahr. Und dann sage noch jemand, dass für Umwelt- und Klimaschutz kein Geld da sei…

 

Sarah Palin verteidigt „Drill Baby Drill“

Manchmal lohnt sich wirklich ein Blick auf den Twitter-Account von Sarah Palin. Eines der jüngsten Postings:

„Extreme Greenies:see now why we push“drill,baby,drill“of known reserves&promising finds in safe onshore places like ANWR? Now do you get it?
6:07 PM Jun 1st via Twitter for BlackBerry®“

Soviel Chuzpe muss man erst einmal haben: Das Öldesaster im Golf von Mexiko sei nur passiert, weil extreme Umweltschützer gegen Ölbohrungen an Land, etwa im Arctic National Wildlife Refugee (einem Nationalpark in Alaska), gekämpft hätten. Auf ihrer Facebook-Seite geht Palin übrigens mehr ins Detail.

Daher, liebe Frau Palin, eine kurze Richtigstellung: Umweltschützer haben nie On-und Offshore-Bohrungen gegeneinander ausgespielt. Und vielleicht ist es wohl wichtiger, sich auf die Nachfrage-Seite zu konzentrieren. Es geht darum, die Ölnachfrage zu reduzieren, auf Energieeffizienz und eine Senkung des Ölverbrauchs zu setzen, etwa in der Automobilbranche. Dann brauchen wir erst gar nicht solche riskanten Ölbohrungen – egal, ob an Land oder auf See.

 

Einmal Autoboss spielen

Mhhh, sollte ich mir Sorgen machen? Gerade habe ich die erste Runde des neuen Online-Spiels „CEO2“ der Allianz-Versicherung und des WWF gespielt. Es ist ein Strategie-Spiel der besonders realistischen Art. Der Spieler  versetzt sich in die Lage eines Vorstandsvorsitzenden und muss Investitionsentscheidungen fällen. Er kann aus vier Industrien wählen (Versicherungen, Auto, Chemie und Energie). Sein Ziel: in den nächsten 20 Jahren den Profit maximieren und zugleich Klimaschutz betreiben – was sonst.

Ich spiele Daimler-Chef Dieter Zetsche und habe mich für die Autoindustrie entschieden. Ganz schön kniffelig: Soll ich lieber ein Kostensenkungsprogramm durchziehen oder teure Hybridwagen entwickeln lassen?  Ich entscheide mich für Hybridwagen und ein bisschen Lobbying für einheitliche Emissionsstandards in Berlin.

Das Ergebnis: Dickes Lob vom Investor – pah, ich sei ein Naturtalent. Der Aktienkurs liegt bei 136 Euro (die Skala reicht gerade einmal bis 150 Euro). Auch der Wissenschaftler und die Kundschaft sind zufrieden. Was mir nur wirklich Sorgen macht: Die Umweltschützerin senkt den Daumen. Ich solle doch bitteschön emissionsarme Modelle entwickeln. Der Hybrid reichte ihr wohl nicht aus.

Okay, nächstes Jahrzehnt, nächste Chance. Ich setze auf den Ein-Liter-Hybrid – da kenn ich mich ja nun ein bisschen aus -, lasse  Leichtbauweisen entwickeln und mache ein bisschen grüne PR. Dumm nur, dass es plötzlich Lithium-Knappheit gibt, das macht meine Hybridsparte doch teuer. Langfristig aber hat sich die Investition offenbar gelohnt. Ich habe den Aktienkurs um 128 Euro gesteigert und auch noch die CO2-Emissionen um 54 Prozent gesenkt. Ziel erreicht! Mein Gott, und alle sind mir mir zufrieden, egal ob Investor, Forscher, Kunde und sogar die zickige Umweltschützerin.

Macht Spaß, für zehn Minuten mal ein erfolgreicher, grüner Autoboss zu sein. Ich bin gespannt auf Ihre Spielberichte…

 

Elektroauto von Nissan schon jetzt ein Renner

Copyright: Nissan
Copyright: Nissan

Den Hype um Elektroautos habe ich ja bislang nicht wirklich verstanden – auch, weil ich den vielen euphorischen Ankündigungen der Autokonzerne nicht so recht trauen mag. Etwas stutzig machte mich aber jetzt doch diese Meldung, die mir auf dem Portal http://green.autoblog.com untergekommen ist. Dort wird Renault-Nissan Chef Carlos Ghosn zitiert: Die Vorbestellungen für das Nissan-Elektroauto Leaf würden schon jetzt die geplanten Produktionskapazitäten übertreffen. Aus den USA und Japan lägen 13.000 Bestellungen vor. Bislang habe man mit einer Kapazität von 12.000 Wagen geplant. Ende Dezember will Nissan die ersten E-Wagen ausliefern.

Ein entscheidender Grund für die hohe Nachfrage mag wohl der Preis sein. Glaubt man Autobild (die übrigens tatsächlich ganz unten auf ihrer Homepage eine Sektion Autobild Green Cars haben), wird der Wagen in den USA umgerechnet rund 18.700 Euro kosten; inklusive lukrativer Zuschüsse einige Bundesstaten.  Ein neuer Golf kostet ähnlich viel.

Europas Autofahrer werden allerdings nicht in den Genuss solcher Preise kommen. Vergangene Woche gab Nissan bekannt, dass der Preis für den Leaf in Europa knapp unter 30.000 Euro liegen werden (selbst wenn Autokäufer staatliche Zuschüssen erhalten). Das wird die Diskussion über Subventionen vom Staat wohl neu entfachen.