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USA genehmigen 1. Offshore-Windpark

Nu also auch die Amis. Gestern hat die US-Regierung den ersten Offshore-Windpark namens „Cape Wind“ in amerikanischen Gewässern genehmigt. Gleich 130 Windrädern mit einer Leistung von rund 468 Megawatt sollen sich vor dem idyllischen Cape Cod an der Ostküste bald drehen. Nur zum Vergleich: Diese Woche ging Deutschlands erster Windpark mit zwölf Rädern offiziell ans Netz (hier eine tolle Fotostrecke von Alpha Ventus).
Einfach war das Genehmigungsverfahren in den USA nicht. Cape Cod ist der Sitz der Reichen und Schönen an der Ostküste. Die Kennedy-Familie hatte sich gewehrt, ebenso eine einflussreiche Industriellenfamilie und Tourismusvertreter, schreibt der Guardian.

US-Präsident Obama wirbt indes weiter für die erneuerbaren Energien. So langsam muss man sich allerdings fragen, ob das nicht einfach nur erfolgreiches Green Washing seiner Energiepolitik ist: Zugleich genehmigt er Millionenkredite für den Bau neuer Atomkraftwerke, erlaubt das umstrittene Offshore-Drilling nach Öl vor der Küste – und verschiebt nun auch noch sein Klimaschutzgesetz, auf das die Welt doch wartet…

 

Erneuter Rückschlag für US-Klimaschutzgesetz

Es wäre ein so wichtiges Signal für die internationalen Klimaschutzverhandlungen – doch die Chancen, dass die USA noch in diesem Jahr ein entsprechendes Gesetz verabschieden, sind erneut geschwunden. Am Wochenende entzog der republikanische Senator Lindsey Graham seine Unterstützung – er war auf republikanischer Seite der einzige Vorkämpfer für die Klimagesetzgebung und hatte seit Monaten in seiner Partei für Unterstützung der Pläne geworben.

Das Problem: Die Demokraten haben angekündigt, dass sie noch vor den mid-term-Elections im November eine Einwanderungsreform verabschieden wollen. Das ist Graham zu viel. Das US-Magazin Politico zitiert ihn:

“This comes out of left field,” said Sen. Lindsey Graham (R-S.C.), after hearing that Democratic leaders may now push immigration reform ahead of a climate bill. “I’m working as earnestly as I can to craft climate and energy independence, clean air and jobs, and now we’re being told that we’re going to immigration. We haven’t done anything to prepare the body of the country for immigration.”

Dass Graham verärgert ist, überrascht kaum. Zu offensichtlich wollen die Demokraten sich mit dem Einwanderungsthema Stimmen bei der großen Gruppe der Hispanics sichern. Und dass auf Kosten des Klimaschutzes…

 

Heut` ist „Earth Day“ – auf Radio1

Seit  40 Jahren findet nun schon am 22. April der „Earth Day“ statt, der Tag für Klima- und Umweltschutz, mit Konzerten, Demos und Prostesten weltweit. Und selbst der öffentliche Rundfunk ist diesmal dabei: Radio1, das Berliner „Radio für Erwachsene“ widmet heute sein gesamtes Programm dem Earth Day. Die Nachrichten drehen sich heute um kritischen Konsum, nachhaltiges Wachstum und all die anderen Themen, die sonst leider zu kurz kommen.Mit der ersten Radio-Demo für die besten Weltverbesserungsideen.

Rein hören lohnt sich- auch mal kurz auf der Arbeit. Live on Demand, der Radioday „Schöne Neue Welt“.

 

Flugverbot hilt Klima – ein bisschen zumindest

Eyjafjallajökull hat zwar keine direkten Folgen auf´s Klima, dafür  aber das – inzwischen aufgeweichte – Flugverbot. Bis Montag Abend seien dem Klima rund eine Millionen Tonnen CO2 erspart geblieben, weil die Flugzeuge in Europa größtenteils am Boden bleiben mussten. Das vermeldet die Environmental Transport Association auf ihrer Website. Auch das deutsche Webportal „Wir Klimaretter“ hat den Klimaschutzeffekt des Flugverbots am Wochenende überschlagen und kam zu ähnlichen Ergebnissen. Nur ein Vergleich: Eine Million Tonnen CO2 entspricht den Klimarettern zufolge etwa der Menge Klimagas, wie 500.000 Durchschnittsautos im Jahr ausstoßen.

 

Chinas erstes CO2-fressendes Auto

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Das Zukunftsauto "Ye Zi" aus China. Copyright: SAIC/www.autohome.com.cn

Huch, wie geht denn das? Auf dem Expo-Pavillion „Take a drive to 2030“ in Shanghai will China in diesem Jahr eine Konzeptstudie für das erste CO2-fressende Auto präsentieren. Das Portal Autohome China stellte vergangene Woche das „Yi Zi“ der Shangai Automotive Industry Corporation vor. Hier die Pressemitteilung des Unternehmens, das von einer „einmaligen Ko-Existenz von Mensch und Natur“ schwärmt.

„Yi Zi“, was übersetzt so viel wie „Blatt“ bedeutet, ist eine auf den ersten Blick skuril anmutende Kombination von Reifen aus Windrädern, Solarzellen auf dem Dach und einer intergrierten Mini-Brennstoffzelle, die Kohlendioxid einsammeln soll und – fast wie in einer Mini-Biogasanlage – Methan und Energie produziert. Ausführlich vorgestellt haben das Auto die Kollegen des US-Magazins Wired und des Portals Treehugger. Mag irre klingen und nach Zukunftsmusik – aber vielleicht sollte man im Jahr 2030 noch einmal mit den Machern sprechen.

 

Selbst McKinsey hält radikale CO2-Minderung bis 2050 für möglich

Nur flott: Die Unternehmensberatung McKinsey, die immer wieder mit spannenden Energiestudien für Aufmerksamkeit sorgt, hat heute in Brüssel die Roadmap 2050 vorgestellt. Sie wurde von der European Climate Foundation in Auftrag gegeben und zusammen mit Energieversorgern wie Vattenfall, RWE und E.On und NGOs wie Germanwatch erstellt. McKinsey geht in seiner Studie davon aus, dass Europa bis 2050 eine Reduzierung seiner Co2-Emissionen um 80 Prozent im Vergleich zu 1990 erreichen kann – und das alles mit bereits etablierten Technologien (also keine Osmosekraftwerke oder anderer Schnickschnack), sondern mit Energiesparen, Kohlendioxidabscheidung (CCS), dem Ausbau der erneuerbaren Energien – und einem gewissen Anteil von Atomstrom. Allerdings müsste das Energiesystem dafür fundamental geändert werden – und die Zeit wird knapp: Gerade mal fünf Jahre hätten wir noch, um mit der Transformation zu beginnen.

 

Weltbank-Kredit für Kohlekraftwerk in Südafrika sorgt für Zoff

Der britische Guardian hat am Wochenende eine spannende Frage aufgeworfen: Wie weit darf eigentlich Öko-Imperialismus gehen? Öko-Imperialismus – nie gehört? Darunter versteht Autor Andrew Chambers die Haltung von (westlichen) Umweltschützern, Entwicklungsländern eine klimafreundliche Wirtschaftspolitik vorzuschreiben – und so deren Wachstum zu behindern. Auch wenn er ein bisserl lang ist, die Lektüre lohnt.

Warum poppt das Thema auf? Anlass ist der umstrittene, 3.75 Millionen Dollar schwere Kredit der Weltbank für den Bau eines Kohlekraftwerks in Südafrika. Das Land leidet seit Jahren an einem Stromengpass, was dazu führt, dass viele Unternehmen nicht in Südafrika investieren wollen. Das Problem soll der neue Kohlemeiler mit einer Kapazität von 4800 Megawatt lindern. Schon jetzt gibt es Proteste von Umweltschützern, die gegen den Meiler und den Weltbank-Kredit klagen – und daran genau stört sich Chambers. Schließlich ginge Armutsbekämpfung vor. Der Westen könne ärmeren Ländern keine Vorschriften zum Klimaschutz machen, wenn sie selbst ihre CO2-Emissionen kaum reduzierten. Provokanter Stoff, was meinen Sie?

Interessanterweise sprachen sich laut New York Times übrigens Groß-Britannien, die USA und Niederlande gegen die Kreditvergabe aus – schließlich müsse die Weltbank bei ihren Krediten auch die Umwelt-und Klimafolgen beachten.

 

Das Öko-Schwein „Enviropig“ darf gezüchtet werden

Glaubt man dem Umweltnachrichten-Portal „Planet Green“, dann hat Kanada vor kurzem die Zucht der ersten „Enviropigs“ erlaubt: Das sind gentechnisch veränderte Schweine, deren tägliche Hinterlassenschaften 65 Prozent weniger Phosphor enthalten sollen. Phosphor erleichtert in Gewässern das Algenwachstum und lässt Seen so „umkippen“.

Öko-Schweine, verrückt, oder? Das erinnert mich an die Diskussion um „Geo-Engineering“, wenn mit teilweise abstrusen Mitteln versucht wird, den Klimawandel aufzuhalten. Zum Glück sind die Schweine noch nicht zum Verzehr freigegeben…

Auf „Planet 100“ gibt´s ein kurzes Video, here we go (in Englisch):

Für noch mehr Hintergrund empfehle ich den National Geographic.

 

Wind versus Atom – Zinsen und CO2-Preis entscheiden

Ich gestehe, als ich die Überschrift las, wollte ich die neuste Studie der Internationalen Energie Agentur zur Seite legen: Projected Cost of Generating Electricity – puh, das klingt nach hartem Stoff. Aber der Inhalt ist doch interessant. Die Studie vergleicht die wichtigsten Energieträger Atom, Kohle, Gas und Erneuerbare Energien und fragt: Wieviel kostet es jeweils, eine Megawattstunde Strom herzustellen? 200 Kraftwerke weltweit hat sie dafür verglichen.

Pah, sagen Sie vielleicht: Die Erneuerbaren haben doch sicherlich am Ende die Nase vorn. Am Anfang hat man hohe Investitionskosten in ein Windrad oder eine Solarzelle. Aber „in the long run“ spart man sich den Einkauf von teurer Kohle oder Gas – und das macht sie wettbewerbsfähig.

Die Studie kommt zu einem anderen Schluss: Die Technologien lassen sich nicht so einfach gegeneinander ausspielen. Denn zwei Faktoren beeinflussen das Kostenkalkül: Wie hoch sind die Zinsen und wie hoch ist der Preis für eine Tonne Kohlendioxid?

Die IEA hat zwei Szenarien durchrechnen lassen. Für beide unterstellt sie einen CO2-Preis von 30 US-Dollar (aktuell liegt er bei umgerechnet etwa 17 Dollar). Im ersten Szenario unterstellt sie einen niedrigen Zinssatz von fünf Prozent. In diesem Fall sind Technologien wie Atomkraft und Kohlekraftwerke mit der Abscheidung von Kohlendioxid (CCS) am günstigsten – kaum überraschend, schließlich gehören sie auch zu den kapitalintensivsten Technologien.

Im zweiten Szenario unterstellt die IEA einen Zinssatz von zehn Prozent. Sich Geld zu beschaffen, kostet also mehr. In diesem Fall stellen einfache Kohlekraftwerke ohne CCS und Gasturbinen am günstigsten Energie bereit.

Bei den erneuerbaren Energien – die Studie schaut sich vor allem Windanlagen an Land an – ist die IEA etwas zurückhaltend. Hier käme es sehr auf die örtlichen Begebenheiten an. Allerdings attestiert sie in einigen Regionen Wind- und Wasserkraft schon heute die Wettbewerbsfähigkeit.

Was ist nun von der Studie zu halten? Interessant ist, dass sie explizit sagt, dass kein Energieträger grundsätzlich einen Vorteil hat. Auffällig ist allerdings, wie sehr sich die Studie doch mit Atom- und Kohlekraft auseinandersetzt und sich vor allem mit deren Wettbewerbsfähigkeit beschäftigt. Vielleicht aber auch nicht überrschend. Die Atomsparte der OECD hat ebenfalls an der Studie mitgearbeitet. Und unter den beratenden Experten findet sich viel Know-How aus dem Bereich konventioneller Energie und der Atombranche, wenig allerdings aus der Ökostrombranche.

 

US-Gesundheitsreform als Treiber für Klimaschutzgesetz

Glaubt man Philip Murphy, dem amerikanischen Botschafter in Berlin, und Energieexperte diesseits und jenseits des Atlantiks, dann könnte die heute geglückte Gesundheitsreform von Präsident Obama einen ungeahnten Nebeneffekt haben: Sie erweitert die innenpolitischen Möglichkeiten der Demokraten, ein Klimaschutzgesetz doch noch bis zum Herbst über die Bühne zu bringen.

Warum? Der enorme Druck auf die Demokraten und Obama, endlich einen Erfolg vorzuweisen und ein angekündigtes Reformvorhaben umzusetzen, hat mit der verabschiedenten Gesundheitsreform nachgelassen. Das erweitere die politischen Spielräume, sind Murphy und andere Politiker auf den Deutsch-Amerikanischen Energietagen überzeugt. Wenn man einmal etwas geschafft hat, spornt das für das nächste Projekt an.

Etwas weniger euphorisch ist allerdings  das US-Blog Grist: Seinen Platz in der Geschichte hat Obama mit der Health Reform Bill nun sicher – dafür braucht er kein Klimaschutzgesetz mehr. Und vielleicht werden die Republikaner nun alles versuchen, dem Präsidenten einen weiteren Erfolg zu vermiesen…